Erich Leinsdorf zum 100. - sein Lebenswerk

  • Einige Monate vor Georg Solti feiert der in Wien geborenen Erich Leinsdorf schon morgen seinen 100. Geburtstag.


    Es gibt schon einen kleinen - vergessenen Thread über diesen Künstler: Erich Leinsdorf


    Hier sollte nun - wie im Solti-Thread - das Lebenswerk dieses Dirigenten gewürdigt werden.


    Ich fange mal mit Beethoven an - allein schon, um dem häufigen Vorurteil zu begegnen, Erich Leinsdorf sei ein reiner Opern-Dirigent gewesen:



    Boston Symphony Orchestra
    Erich Leinsdorf Conducts Beethoven
    Sinfonien 1-9


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Harald, weißt Du auch noch, wer in der 9. singt? Danke im Voraus für die Info.


    Gruß Rüdiger

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Diese Beethoven-Box für knapp 17 EUR könnte neues Material liefern für unseren "Beethoven-Marathon". Ich wußte ehrlich gesagt auch nicht, daß es von Leinsdorf Beethoven-Aufnahmen gibt, schon gar keinen Zyklus!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Harald, weißt Du auch noch, wer in der 9. singt? Danke im Voraus für die Info.


    Gruß Rüdiger



    Boston 1969 - Marsh, Veasey, Domingo, Milnes – Leinsdorf
    gibt's auch einzeln...


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Laut JPC entstanden die Aufnahmen zwischen 1962 und 1969 und sind somit sämtlich in Stereo. Das Boston SO stand in der Zeit auf seinem Zenit. Der Kauf könnte sich lohnen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hier noch eine neuere Ausgabe der 9.:



    Leinsdorf hat auch eine der vielen Aufnahmen Rubinsteins der Beethovenschen Klavierkonzerte begleitet:



    Kenne ich aber ebensowenig wie die Sinfonien. Ich habe den "Maskenball" unter Leinsdorf und vor einigen Monaten die Prokofieff-Box in der selben Boxen-Reihe, in der jetzt die Beethovensinfonien erschienen sind. Aber da habe ich bisher nur reingehört und die Sinfonien kenne ich auch nicht besonders gut.
    Beim orchestralen Klassik/Romantik-Repertoire scheint mir Leinsdorf bei Plattensammlern doch recht deutlich im Schatten seines Vorgängers in Boston, Charles Mu(ü)nch zu stehen.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Hier möchte ich noch kurz die Vita des Jubilars nachliefern:


    Zitat

    Leinsdorf, Erich, amerikanischer Dirigent österreichischer Herkunft, * 4. Februar 1912 in Wien, † 11.September 1993 in Zürich. Er erhielt seine Ausbildung an der Wiener Musikakademie, war Pianist bei Anton von Weberns Sozialdemokratischem Singverein und wurde 1934–37 Assistent Walters und Toscaninis in Salzburg.
    Durch Vermittlung des Letzteren debütierte er 1938 mit der Walküre an der New Yorker Metropolitan Opera, wo er nach Bodanskys Tod 1939 zum Chefdirigenten für das dt. Repertoire ernannt wurde. 1943 übernahm er das Cleveland Orchestra, wirkte 1947–55 in Rochester, kam 1956 als musikalischer Leiter an die New York City Opera, kehrte jedoch schon im folgenden Jahr an die Met zurück. 1962–69 leitete er das Boston Symphony Orchestra und war 1978–81 Chef des Berliner Radiosinfonieorchesters.
    Gastweise blieb er immer der Met verbunden, dirigierte 1959 Die Meistersinger von Nürnberg, 1972 Tannhäuser in Bayreuth; 1978 übernahm er Palestrina in Wien, 1983 Elektra, 1984 Karl V. und Tristan und Isolde.

    [Reclams Opernlexikon, S. 5393 (c) 2001 Philipp Reclam jun.]


    Herr Fath verschweigt in obigem Zitat, dass Leinsdorf 1938 nach dem „Anschluss“ aufgrund seines Judentums das Land ("Österreich", bzw. Ostmark) verlassen musste und 1942 Staatsbürger der USA wurde. Eine lebenslange Freundschaft verband ihn mit dem späteren Präsidenten der Vereinigten Staaten, Lyndon B. Johnson und seiner Frau, die ihm auch beim Erhalt der US-Staatsbürgerschaft behilflich waren.
    Nach Kriegsende dirigierte er gelegentlich auch wieder in Europa, war aber hauptsächlich in Amerika tätig, wo er besonders als Wagner-Dirigent geschätzt wurde, aber auch z. B. eine hinreißende „Turandot“ von Giacomo Puccini einspielte (mit Birgit Nilsson, Jussi Björling und Renata Tebaldi). Allgemein galt Leinsdorf, zum Teil aufgrund seiner Ausbildung, als typischer Operndirigent.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Vielen Dank, lieber Harald für die rasche Antwort. Die biographischen Ergänzungen sind auch mehr als notwendig. Leinsdorf hat mich immer fasziniert - vor allem als Operndirigent. Die sinfonischen Sachen sind mir zu wenig bekannt, was sich ändern wird. Das Gute an Jubiläen und Gedenktagen ist, dass man alle möglichen neuen Anstöße erhält, auch hier im Forum. Es gibt wunderbare Operneinspielungen und Mitschnitte, darunter fast der komplette Wagner (kennt jemand einen "Holländer" unter Leinsdorf? - ich leider nicht). Die von Wolfram angeführten "Walküren" schätze ich genau so hoch wie er. Strauss ist auch stark vertreten, sogar mit der ursprünglichen Fassung der "Ariadne" mit der betörenden Sills als Zerbinetta. Auch der Operetten-Strauß findet sich mit einem englisch gesungenen "Zigeunerbaron", in dem Lisa Della Casa die Saffi gibt. Nicht zu vergessen die hinreißenden Mozart-Produktionen und der Verdische "Macbeth" mit der Rysank als Lady - aus dem Studio und von der Bühne der Met. In meinem Archiv habe ich auch einige Filmaufnahmen mit proben und Aufführungen.


    Für mich ist Leinsdorf auch interessant und wichtig als Förderer der von mir - und nicht nur von mir - hoch geschätzten Hanne-Lore Kuhse. Er hat sehr viel und sehr oft mit ihr gearbeitet. Zum Glück sind etliche Zeugnisse dieser Zusammenarbeit akustisch erhalten geblieben, allen voran die Beethovensche "Leonore" aus Boston. Akustisch eine kleine Katastrophe ist leider ein Mitschnitt des "Macbeth". Dafür klingt der erste Aufzug der "Walküre", in dem Jess Thomas und David Ward die Partner der Kuhse sind, hervorragend. Der französische Rundfunk hat vor ein paar Jahren den Mitschnitt eines Konzertes aus Paris wiederholt, auf dessen Programm neben Prokofjew der Trauermarsch und der Schlussgesang der Brünnhilde aus "Götterdämmerung" standen. Mehr Dokumente sind bislang leider nicht aufgetaucht - aber es soll sie geben.


    Es grüßt Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Ich bitte die Moderation darum, diesen Thread an den von mir eröffneten Leinsdorf-Thread anzufügen. Ich halte nichts davon, wenn zig Seiten existieren. Das kann man ja alles nicht mehr überblicken.


    Lieber Harald,


    ob ein Personen-Thread vergessen wird oder nicht hängt doch von uns ab. Erst durch mein Dazutun wurde Leinsdorf überhaupt ins Blickfeld gerückt. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum du einen neuen Thread eröffnet hast, da es den alten ja noch gibt!


    :hello: LT

  • Lieber LT,
    es gibt auch mehrere Solti-Threads, trotzdem hat Alfred zum 100. Geburtstag einen neuen eröffnet. Warum sollte das für Leinsdorf anders sein?
    Zum anderen bestand der alte Thread ohnehin nur aus etlichen kommentarlos hingestellten Coverbildchen, kaum Erhellendes über Karriere und Vita des Dirigenten. Trotzdem habe ich darauf hingewiesen und einen link gesetzt.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Harald,


    im Gegensatz zu deiner Thread-Eröffnung habe ich dem Leinsdorf-Thread einen biografischen Überblick vorangestellt - so wie es sich gehört! Und du selbst hast nur ein kommentarloses Coverbild der Beethoven-Sinfonien eingestellt - was soll dieser Unsinn? Mein Thread hat auch aufgezeigt, dass Leinsdorf eben nicht nur Operndirigent war!


    Zu dem kommt, dass Leinsdorf nicht so bekannt war, wie Solti. Ich halte diese Thread-Abspaltungen für nicht glücklich.


    :hello: LT

  • Ich besitze, neben wunderbaren Opern (noch nicht genannt wurden die beiden Butterflies mit Moffo und Price, die Ariadne mit Rysanek und Peters, der Lohengrin mit Konya) die Eroica, die 3., 5. und 6. Sinfonie sowie das 1. Vl.Cto. von Prokovjew (Friedman) sowie das berühmte Konzert für Orchester von Bartok, 1. Sinfonie und 1. Kl.Cto. von Brahms (Cliburn) sowie die Schlußszene/Salomé sowie Zweite Brautnacht usw. mit Leontyne Price.


    Allesamt großartige Aufnahmen. Etwas problematischer ist m. E. die Einspielung von Mahlers Sechster.


    Zur Frage Munch vs. Leinsdorf möchte ich, da ich die 1. Brahms mit den Bostonern unter beiden Dirigenten besitze, anmerken, daß der Hauptunterschied klanglicher Art ist (die LSC Dynagroove klingt eben besser als die VICS). Guter Klang kommt einem guten Dirigat immer zugute. Im übrigen zeugt die relative Ähnlichkeit der Aufnahmen auch von dem unter Munch entwickelten und unter Leinsdorf ausgebauten hohen Niveau des BSO (das zeigt noch Abbados DGG-Version von "Daphnis et Cloe"). - Als Tertium comparationis bietet sich hier übrigens Karajans 1. Brahms mit VPO an, seinerzeit als Luxusedition bei RCA erschienen und die Konkurrenz durchaus überflügelnd.


    Von meinen geringen Erfahrungen her würde ich die Vermutung anstellen, daß das Niveau Leinsdorfs, ausgezeichnet durch eine gewisse Unbestechlichkeit, gleichmässiger ist als das Munchs, dessen grandiose "Till Eulenspiegel´s merry pranks", eines der audiophilen Highlights meiner Sammlung, gegen seinen etwas biederen Brahms doch stark hervorsticht. Allerdings wage ich keine endgültige Beurteilung, da ich von Brahms op. 68 unter Munch bloß die deutsche Pressung besitze, was bei älteren RCA klanglich immer von Nachteil ist.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Offenbar hat Leinsdorf zumindest die 1., 3., 5. und 6. von Mahler aufgenommen:



    Ferner sämtliche Mozart-Symphonien:



    Auch Brahms, Schumann, Dvořák und Tschaikowsky gibt es mit ihm:

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    Desweiteren existiert eine Aufnahme von Sibelius' 5.:



    Auch in Bayreuth war er mal, 1959 mit den "Meistersingern" (bei Myto erschienen) und 1972 mit dem "Tannhäuser" (unveröffentlicht):


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Auch in Bayreuth war er mal, 1959 mit den "Meistersingern" (bei Myto erschienen) und 1972 mit dem "Tannhäuser" (unveröffentlicht):


    Der Tannhäuser wurde damals im Radio übertragen und ist im Netz erhältlich:


    Richard Wagner
    Tannhäuser

    Opera in three acts - Libretto by Richard Wagner
    Broadcast from Bayreuth Festival - 21 July 1972
    Production and Staging: Götz Friedrich


    Tannhäuser - Hugh Beresford
    Elisabeth - Gwyneth Jones
    Venus - Gwyneth Jones
    Wolfram von Eschenbach - Bernd Weikl
    Landgraf - Hans Sotin
    Walter von der Vogelweide - Harald Ek
    Biterolf - Franz Mazura
    Reinmar von Zweter - Heinz Feldhoff
    Heinrich der Schreiber -Heribert Steinbach


    Chorus and Orchestra of the Bayreuth Festival
    Chorus Master: Norbert Balatsch
    Erich Leinsdorf


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Dank an die deutschen Rundfunkanstalten, die anläßlich des 100. Geburtstages tief in ihre Archive gegriffen haben.
    In etlichen Gedenksendungen wurde an den Dirigenten erinnert, und es wurden Schätze ausgegraben, die sich jetzt auf meiner Festplatte befinden. Ich habe noch nicht alles gehört, bin aber von dem, was ich bisher hören konnte, restlos begeistert.


    Toll war die Sendung vom Bayerischen Rundfunk, hier die Sendefolge:



    Der Dvorak bekommt einen Ehrenplatz in meiner "New World"-Sammlung.


    Der NDR hat am 4.2. ganze 4 Stunden über Leinsdorf gebracht, die ersten zwei Stunden waren dem Operndirigenten gewidmet, der Rest Sinfonie und Konzert. Die zweistündige Gedenksendung vom Südwestradio habe ich noch nicht gehört.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Frühling in Wien mit Hollweg und Donath -
    Joh. Strauß (Sohn): Waldmeister-Ouvertüre;
    Tritsch-Tratsch-Polka; Walzer aus "Spitzentuch
    der Königin"; Frühlingsstimmen; Schatzwalzer;
    Zigeunerbaron-Ouvertüre; Als flotter Geist;
    Wer uns getraut; Kaiserwalzer

    Das konnte er auch!


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • In dem Hamburger Konzert hat er auch zum Schluß noch den "Kaiserwalzer" von J. Strauß II als "Rausschmeißer" gespielt - mit dem NDR-Sinfonieorchester.
    Da fielen mir seine div. DVDs aus Wien ein - mit den Wiener Sinfonikern sowie Helen Donath und Werner Hollweg als Gesangssolisten:



    Johann Strauss:
    - Ouvertüre zur Operette "Waldmeister"
    - Walzer aus der Operette "Spitzentuch der Königin"
    - Tritsch-Tratsch Polka - op. 214
    - Frühlingsstimmen Walzer - op. 410
    - Ouvertüre zur Operette "Der Zigeunerbaron"
    - Lied es Barinkay "Als Flotter Geist"
    - "Schatzwalzer" aus "Zigeunerbaron"
    - Duett "Wer uns getraut" aus "Zigeunerbaron"
    - Marsch aus der Operette "Zigeunerbaron"
    - Kaiserwalzer u.a.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Seit vorgestern im Handel ist diese neue DVD mit dem Bostoner Orchester:



    Beethoven: Egmont Ouvertüre
    Tschaikowsky: Sinfonie No. 5

    Zitat

    Zum ersten Mal sind diese Aufnahmen des Boston Symphony Orchestra unter der Leitung von Erich Leinsdorf nun seit ihrer ursprünglichen Übertragung wieder zu sehen. Dieses seltene, musikalisch und historisch wertvolle Filmmaterial, das mit größter Sorgfalt nach dem neuesten Stand der Technik restauriert wurde, enthält einige der frühesten, jemals im TV übertragenen Konzerte des BSO und Erich Leinsdorf. Außer seinen Amt beim BSO dirigierte Leinsdorf, der auch mit Toscanini und Bruno Walter gearbeitet hatte, an der Metropolitan Opera, an der New York City Opera, er leitete das Cleveland Orchestra und das Berliner Radio Symphonieorchester.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Maestro LEINSDORF habe ich erleben dürfen als er an der Wiener Staatsoper 1978 6 Vorstellungen von
    Palestrina dirigierte!
    1981 dirigierte er 7 Elektra Vorstellungen.
    1984 dirigierte er 3 Tristan und Isolde Vorstellungen.
    Ein exzellenter Musiker!
    :jubel:

    mucaxel

  • Zwei der allerbesten Walküren der Aufnahmegeschichte:



    Im Jahr zuvor (30.3.1940) dirigierte er ebenfass mit dem Met-Orchester die Walküre in Boston mit Melchior, Lehmann, Lawrence, Thorborg, List, Schorr, die für mich gesanglich die beste Aufnahme ist, wobei sich Melchior - wohl, da weit vom Schuß (sprich NY) - die wohl längsten Wälse-Rufe der Musikgeschichte erlaubte. Eine equilibristische Einlage, äußerst imponierend, künstlerisch aber durchaus fragwürdig.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • wobei sich Melchior - wohl, da weit vom Schuß (sprich NY) - die wohl längsten Wälse-Rufe der Musikgeschichte erlaubte


    Wir hatten, im Sibelius-Thread, ja schon die Frage, ob die Bostoner Pauken in Tanglewood einfach lauter klängen ...


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Meine Beethoven-Rallye geht nun doch weiter. Ich hatte mich schon gefreut, nach der Besprechung der Dohnany-Gesamtaufnahme bei Alfreds neu angestoßenen Mozart-Threads, vor allem den Klavierkonzerten, stärker einzusteigen, da entdeckte ich diese schon weiter oben vorgestellte Box, und nach ein, zwei Hörbeispielen wurde der Bestellknopf gedrückt. Da scheint ja was ganz Großes auf uns zuzukommen.
    Die nebenstehende referenzwürdige Aufnahme des Maskenballs mit den großartigen Leontyne Price und Carlo Bergonzi war vor vielen Jahren meine erste Verdi-Oper auf CD. Ich habe sie allerdings noch in der Originalaufmachung.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Auch hier der komplette "Egmont", genau wie beim Bayerischen Rundfunk:


    Zitat

    Musik zu Goethes Trauerspiel "Egmont”, op. 84
    Thomas Holtzmann, Sprecher;
    Pamela Coburn, Sopran
    Sinfonieorchester des BR


    Jahrelang war der "Egmont" ein gesuchtes Objekt unter Tauschfreunden - jetzt gibt es sogar 2 Aufnahmen von Beethovens Schauspielmusik unter Leinsdorf.
    Das schließt eine Lücke gleich doppelt. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit, die beiden Versionen zu vergleichen. Tendiere mehr zu Horiana Branisteanu, die ich aus der Düsseldorfer Oper kenne, vermute allerdings, dass das Münchner Orchester besser ist....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Der morgige Dienstag ist dem 100. Geburtstag von Erich Leinsdorf gewidmet - ich bin gespannt, was Prof. Gottfried Cervenka für Schätze aus dem Archiv gegraben hat!


    Dienstag, 14. Februar 2012 - 15:05 Uhr


    Apropos Musik
    mit Gottfried Cervenka.
    Erich Leinsdorf - zum 100. Geburtstag


    Zitat

    "Die Oper überlebt alles", meinte Leinsdorf einmal in einem Interview. Nur: "[...] wir brauchen mehr Fantasie, weniger verkrampften Intellekt [...] und das felsenfeste Vertrauen, dass die Oper von der Musik lebt und erst in zweiter Linie von der Regie."


    Der vor 100 Jahren in Wien geborene Dirigent war Assistent Toscaninis, emigrierte dann in die USA, gelangte sofort an die Metropolitan und machte sich bald auch als einer der führenden Konzertdirigenten Amerikas einen Namen. Rar blieben leider seine Auftritte an der Wiener Staatsoper.


    Radiorecorder ist schon programmiert!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Keinesfalls in Vergessenheit geraten sollte Leinsdorfs großartige Aida mit wahrhaft formidabler Besetzung:



    Leontyne Price, die Aida schlechthin, wird flankiert von Grace Bumbry, Placido Domingo, Sherrill Milnes sowie unter Anderen, man staune, von Hans Sotin als König Ägyptens.
    Leinsdorf dirigiert das London Symphony.


    Meines Erachtens eine herausstechende Aufnahme, besonders das Gloria all'Egitto inkl. des nachfolgenden Ballets ist orchestral unfassbar gut. Leinsdorf akzentuiert mit höchster Präzision, die tiefen Streicher im Ballet suchen ihresgleichen, die rhythmische Schroffheit ist großartig. Freilich, nicht die gesamte Oper ist orchestral auf diesem Niveau, doch es wäre geradezu vermessen, dergleichen zu erwarten. Damit wäre die Einspielung nämlich völlig alternativlos. Über die Sängerleistungen zu sprechen ist meine Sache nicht, hier magelt es mir an Erfahrung und Urteilskraft, mich überzeugten sie jedenfalls gänzlich, das Niveau scheint mir über die Oper hinweg sehr hoch. Price - soviel verstehe ich dann doch - ist hervorragend.


    Aber es ist eben zuerst Leinsdorfs Dirigat, welches mich hier gefangennimmt.
    Man höre einfach, so zur Hand, die angeführte Stelle - unbedingt auch das Wiedereinsetzen des Chores, nun mit noch brachialeren Orchesterfiguren akzentuiert als in der vorangegangenen Triumphszene.


    Die Hörproben vermögen das leider kaum zu vermitteln und die Aufnahme ist derzeit wohl leider quasi vergriffen.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Zitat

    sowie unter anderen, man staune, von Hans Sotin als König Ägyptens.


    Hallo, novecento!


    Da braucht man nicht zu staunen, denn der Hans Sotin ist ein wirklich Guter. Ich habe ihn in Bonn mehrmals gehört.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Das "Staunen" sollte auch keine negativ wertende Konnotation beinhalten, vielmehr verwunderte mich das für Sotin eher ungewohnte Repertoire. Vielleicht ist es auch Unkenntnis, aber ich assoziiere ihn eher mit Wagner - und Beethovens Fidelio.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

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