Zum 80. Geburtstag von Jean-Pierre Ponnelle (1932-88)

  • Er hätte morgen seinen 80. Geburtstag feiern können:



    Jean-Pierre Ponnelle (* 19. Februar 1932 in Paris; † 11. August 1988 in München),
    einer der bedeutendsten Regisseure des Musiktheaters (Opernregisseur) und ein innovativer Bühnen- und Kostümbildner.


    Leider kann er jedoch diesen runden Geburtstag nicht feiern. Bereits 1982 zwang ihn sein überbordender Arbeitseifer zu Zwangspausen und zum Klinikaufenthalt. Im Sommer 1988 stürzte er in Tel Aviv bei Proben in den ungesicherten Orchestergraben. Von den Folgen des Sturzes erholte er sich nicht mehr; er arbeitete trotz allem weiter und starb wenige Wochen später in einem Münchner Krankenhaus an Herzversagen - am 11. August 1988 im Alter von nur 56 Jahren. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris. Der Grabstein wurde von dem Bildhauer Ulrich Rückriem gestaltet.


    In diesem Thread soll seine Arbeit gewürdigt und seine wichtigsten Werke vorgestellt werden.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe heute Nacht noch per Zufall eines seiner Glanzwerke im letzten Bild gehört und gesehen und darüber im Thread "Was höre und sehe ich zur Zeit an DVD" berichtet. Überwältigend. Das ist richtiges Regietheater, kein Trallafitti.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Den Barbiere, lieber Bernward, und den Rigoletto habe ich natürlich auch in meiner Sammlung. Auch sie sind glänzende Beispiele einer wirklich guten Regiearbeit und, der Barbier noch mehr als der Rigoletto, ein Paradebeispiel einer überragenden Sängerschar. Prey zeigte über einen Zeitraum von 15 Jahren (nach seiner großartigen Zusammenarbeit mit seinem Freund Fritz Wunderlich 1959), dass er auch bei Rossini der beste "Figaro" war.


    Liebe Grüße


    Willi ^^

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zu den genannten Glanzwerken gehört unbedingt die Cenerentola.


    Hier stimmt einfach alles. Großartige Sänger in Höchstform, ein Claudio Abbado der ein geborener Rossini-Dirigent zu sein scheint und eine Regie, die den ganzen Zauber dieser charmanten Oper entfaltet. Für mich wird sie mehr und mehr zu Rossinis Meisterwerk.


    Ponnelles Tristan habe ich noch nicht gesehen, würde gerne Meinungen darüber hören


    LG
    hami1799

  • Hallo, Hami,


    bei youtube kannst du dir einen ausführlichen Einblick verschaffen!


    Viele Grüße
    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Aber irgendwie hab ich die Wiese mit den Rosen nicht gefunden - war das (II. Akt) eine andere Inszenierung, oder täuscht mich der Alzheimer?


    Ich glaube, das war diese:



    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • An der Rheinoper hatten wir zwei wunderbare Ponnelle Inszenierungen: La Cenerentola und Rigoletto. Ein Bekannter von mir meinte zwar immer das sei Museums Theater, aber wenn ich den Ponnelle Rigoletto mit der fürchterlichen Neuinszenierung von Rigoletto an der Rheinoper vergleiche, gebe ich Ponnelle ganz klar den Vorzug. Er verstand es wie kein anderer so zu inszenieren, das man mit den Figuren auf der Bühne mitfühlt. Wenn Rigoletto im zweiten Akt seine Arie singt, hatte ich immer etwas " Wasser in den Augen" . Bei der Neuen Inszenierung geht mir das am Ar... vorbei, ob jemand stirbt oder nicht.

  • An der Rheinoper hatten wir zwei wunderbare Ponnelle Inszenierungen


    Ein paar mehr waren es schon. Düsseldorf war sein Zuhause, hier hatte er Narrenfreiheit und durfte alles ausprobieren. Wenn es erfolgreich war, trat das Werk einen Siegeszug in die Welt an. 1953 begann seine Zusammenarbeit mit Karl-Heinz Stroux, dem mächtigen Düsseldorfer General-Intendanten. 1951 begann seine Karriere als Ausstatter und Bühnen- und Kostümbildner, 1961 fing er an, selbst zu inszenieren.
    Sein erster großer Opernerfolg an der Rheinoper war "Tristan und Isolde" 1963, davor hatte er mit "Helly Dolly" und "Kiss me Kate" schon Musicals inszeniert.
    Einer seiner letzten großen Erfolge, die ich an der Rheinoper miterlebt habe, war "Pelleas und Melisande". Vorher konnte ich nie etwas mit dieser Oper anfangen - aber durch Ponnelle wurde ich bekehrt.


    Alle seine tollen Werke hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, aber anstatt nur ein paar Bildchen kommentarlos einzustellen, könnte man die eine oder andere Regiearbeit etwas näher vorstellen....


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • An der Rheinoper hatten wir zwei wunderbare Ponnelle Inszenierungen: La Cenerentola und Rigoletto. Ein Bekannter von mir meinte zwar immer das sei Museums Theater, aber wenn ich den Ponnelle Rigoletto mit der fürchterlichen Neuinszenierung von Rigoletto an der Rheinoper vergleiche, gebe ich Ponnelle ganz klar den Vorzug. Er verstand es wie kein anderer so zu inszenieren, das man mit den Figuren auf der Bühne mitfühlt. Wenn Rigoletto im zweiten Akt seine Arie singt, hatte ich immer etwas " Wasser in den Augen" . Bei der Neuen Inszenierung geht mir das am Ar... vorbei, ob jemand stirbt oder nicht.


    Wirklich ein Jammer, dass die neue Indentnz den Rigoletto einfach abgesetzt und gegen diesen Schaufensterpuppenkrampf ersetzt hat... Wie konnten die nur?


    Gibt es eigentlich die Cenerentola in Düsseldorf noch? Ist/War das die selbe Inszenierung wie die, die im Juni in München wieder aufgenommen wird?

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  • Hallo Figarooo,
    die Cenerentola Inszenierung von Ponnelle gibt es noch an der Rheinoper, wurde aber seit Jahren nicht mehr gezeigt. Und es ist die gleiche wie in München, da ich Cenerentola in München schon gesehen habe. Habe grade mal auf der Homepage der Bayerischen Staatsoper nachgeschaut und die Besetzung bei Cenerentola ist wirklich klasse.

  • Bis auf ein paar Einzelheiten, die auf die bühnentechnischen Verschiedenheiten der einzelnen Opernhäuser zurückzuführen sind, ist es immer noch diese Inszenierung:



    Jean-Pierre Ponnelle's Inszenierung des zeitlosen Märchens entstand 1969 für die San Fransisco Opera.
    Die Aufführung wurde ein solch durchschlagender Erfolg, dass diese Produktion eine der erfolgreichsten Operninszenierungen des 20. Jahrhunderts wurde!
    Ponnelle selbst führt Regie bei der Umsetzung der Bühneninszenierung zur DVD - Film-Produktion.
    Claudio Abbado dirigiert sein Orchestra Teatro alla Scala in dieser Produktion von 1981.
    Die Rollen wurde hochkarätig mit Frederica von Stade als Angelina und Franciso Araiza als Don Ramiro, um nur die beiden zu nennen, besetzt.
    An der Rheinoper habe ich die Oper über Jahrzehnte verteilt mit mehreren Sänger-Generationen gesehen.
    Meine liebste Cenerentola war Hiroko Kashiwagi (vor ca 20 Jahren).


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • An der Rheinoper habe ich die Oper über Jahrzehnte verteilt mit mehreren Sänger-Generationen gesehen.
    Meine liebste Cenerentola war Hiroko Kashiwagi (vor ca 20 Jahren).


    Hat eigentlich Andrea Ulbrich an der DOR nie die Cenerentola gesungen? Sie hat sie ca. 1995 in einer Serie ganz wunderbar in Graz gesungen (in der Inszenierung, die mit Cecilia Bartoli verfilmt wurde - CB war etwas quirliger in der Darstellung, stimmlich war aber eher Andrea Ulbrich besser!).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Danke, Theo, für die Erinnerung an diese Sängerin.
    Tatsächlich war Andrea Ulbrich ab 1997 Ensemblemitglied an der Rheinoper. An eine "Cenerentola" mit ihr kann ich mich allerdings nicht erinnern, in dieser Zeit sang in Düsseldorf Marta Marquez diese Rolle.
    Im Herbst 1997 kam Andrea Ulbrich allerdings in einer anderen berühmten Ponnelle-Inszenierung groß heraus: Als Rosina im "Barbier von Sevilla". Diese Rolle sang sie eine ganze Serie lang. Anschließend noch eine Reihe Cherubino in "Figaros Hochzeit". Dann wurde es stiller, kleinere Rolle wie ein Page in Salome. 1998 war sie die Suzuki in der "Butterfly". 1999 dann eine längere Erfolgsserie als Anmeris in "Aida".
    Diese Angaben gelten nur für das Düsseldorfer Haus. Für Duisburg habe ich keine Besetzungslisten aus dieser Zeit, vielleicht wissen die Duisburger Taminos da mehr...


    Nach dieser Zeit habe ich sie aus den Augen verloren und erst Jahre später in der Arena von Verona in "Nabucco" wiedergesehen, in der Zefirelli-Produktion.


    Bei Hungaroton gab es mal eine Recital-Platte mit Donizetti und Rossini-Arien.
    Aus Budapest erinnere ich mich an ein Video mit Andrea Ulbrich in der Titelrolle von "Carmen", wohl eine TV-Übertragung.


    Schön, sich mal wieder an vergangene Zeiten zu erinnern...


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Hat eigentlich Andrea Ulbrich an der DOR nie die Cenerentola gesungen?


    Hallo Theo,
    ich bin doch noch fündig geworden: Am Freitag, dem 24. April 1998 hat Andrea Ulbrich tatsächlich auch an der Düsseldorfer Rheinoper die Angelina in "La Cenerentola" gesungen!


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Als Cenerentolas haben sich bei meinen besuchten Auffünrungen entweder Frau Ulbrich oder Frau Marquez an der Rheinoper abegewechselt. Andrea Ulbrich habe ich letzte Spielzeit in Köln im konzertanten Travatore in der Philharmonie als großartige Azucena erlebt.

  • @rodolfo
    Weißt Du denn noch, wer die Angelina bei der Premiere gesungen hat?
    Das war in Duisburg am 9.1.1974.
    Marta Marquez war damals 18, Andrea Ulbrich ganze 9 Jahre alt - die können es also kaum gewesen sein.
    Da gab es also - wie ich weiter oben schon geschrieben habe - ganze Sängergenerationen vorher.
    Über die Besetzungen in Duisburg habe ich keine Unterlagen.
    Meine Aufzeichnungen von vor 1980 sind lückenhaft.



    Als Ponnelle 1969 in San Francisco die Oper herausbrachte, sang Teresa Berganza dort die Titelrolle. Den Don Magnificio sang Paolo Montersolo. Den hat Ponnelle dank der Beziehungen von Alberto Erede mit nach Düsseldorf gebracht. Montarsolo ist uns dann über einen langjährigen Gastvertrag erhalten geblieben. Wir verdanken ihm unzählige tolle Opernabende - er beherrschte ein Repertoire von nahezu 200 Opernpartien!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Theo,
    ich bin doch noch fündig geworden: Am Freitag, dem 24. April 1998 hat Andrea Ulbrich tatsächlich auch an der Düsseldorfer Rheinoper die Angelina in "La Cenerentola" gesungen!


    Danke! Also doch, wenn auch nicht oft. Ich finde es erstaunlich, dass eine Sängerin ihres Formats nicht bekannter geworden ist.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Auch fünfundzwanzig Jahre nach seinem Tod werden seine Inszenierungen an vielen Opernhäusern noch aufgeführt:




    Jean-Pierre Ponnelle (* 19. Februar 1932 in Paris; † 11. August 1988 in München)
    war einer der bedeutendsten Regisseure des Musiktheaters und ein innovativer Bühnen- und Kostümbildner.
    Im Sommer 1988 fiel er bei Proben in Tel Aviv in den ungesicherten Orchestergraben. Von den Folgen des Sturzes erholte er sich nur scheinbar; er arbeitete weiter und starb wenige Wochen später in einem Münchner Krankenhaus an Herzversagen am 11. August 1988, heute vor 25 Jahren.
    Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris. Der Grabstein wurde von dem Bildhauer Ulrich Rückriem gestaltet.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)