Unbekannte Opern

  • Eine meiner liebsten Arien ist "O cessate die piagarmi" aus der Oper "Il Pompeo" von Alessandro Scarlatti.
    Als ich anfing, diese Arie einzustudieren und mich mit ihrem Hintergrund zu beschäftigen, fiel mir auf, dass sie und die Oper, aus welcher sie entstammt, sehr unbekannt ist. In der Musikbibliothek Dresden fand ich keinen einzigen Tonträger zu "Il Pompeo" und in meinem Opernführer, der zugegebenermaßen nicht der Beste ist, fand ich noch nicht einmal Scarlatti, geschweige denn dieses seiner Werke.
    Ich setzte mich also an den Computer und bemühte mich, im Internet zu recherchieren und musste mir die wenigen Informationen, die ich bekam, größtenteils übersetzen:


    ----------------



    Komponist: Alessandro Scarlatti (schrieb diese Oper 1682 im Alter von 22 Jahren)
    Libretto: Nicolo Minao
    Zeitalter: Barock
    Uraufführung: Colonna Theater (eines der privaten französischen Theater in Rom) am 15. Januar 1683
    Art: Dramma per musica
    Historischer Hintergrund: Die Handlung der Oper knüpft an ein Ereignis im Jahre 65 v. Chr. an. In diesem Jahr besiegte Pompeo VI Mithridates und dessen Reich wurde zu einer Provinz der römischen Regierung. Mithridates beging Selbstmord und Pompeo wurde zu einem mächtigen, römischen Konsul, welcher schließlich die Tochter von Julius Ceasar heiratete. Der Handlungsstrang dieser Oper folgt nicht der historischen Geschichte des Mithridates und Pompeos, sondern es nimmt die Hauptfiguren der Handlung und schafft einen Plot voller Liebe, Intrigen und Verkleidungen, welcher schließlich zu einem Happy End führt, für alle erreicht durch die hohe Gesinnung des römischen Generals Pompeo.


    Rollen / Stimmlage (hohe Stimmlagen damals für Kastraten, da Frauen zu der Zeit gar nicht in Opern auftreten durften)
    Pompeo / Tenor
    Sesto, Sohn von Pompeo / Alt
    Giulio Cesare / Bass
    Giula, Tochter von Giulio Cesare / Alt
    Claudio, Sohn von Giulio Cesare / Sopran
    Scipione Servilio, Giulias Geliebter / Sopran
    Mithridate / Tenor
    Issicratea, Miridates Frau / Sopran
    Harpalia, Issicrateas Sklavin / Sopran
    Farnace, Sohn des Miridate / Sopran



    Akt I -???


    Akt II -???


    Einzelne Handlungen aus dem II. Akt:
    Mithridate ermordet Harpalia.
    Akt III -???


    Besonderheiten der Oper:
    Ungewöhnlich für die damalige Zeit war, dass beide männlichen Hauptrollen (Pompeo, Mithridate) der Oper für die Stimmlage des Tenors geschrieben wurden.
    Ebenfalls ungewöhnlich ist, das es kein einziges komisches Element in dieser Oper gibt. Oft gab man diese Positionen Knechten oder Mägden. Doch Harpalia, die Sklavin des Stücks, wird im II. Akt von Mitridate ermordet. Wohlgemerkt im II. Akt, was es an den französischen Theatern der damaligen Zeit noch nicht gab.


    --------------


    Weiß irgendjemand mehr über die Oper? Mich würde die Handlung sehr interessieren, besonders, wer wann "O cessate di piagarmi" singt.
    Vielleicht kennt ihr ja auch solche "vergrabenen Schätze" - sie würden mich sehr interessieren!


    Viele Grüße,
    M.

  • Liebe Mimi,


    ich habe jetzt auch deine Vorstellung und dein Alter gelesen und kann nur sagen: Alle Achtung! Übrigens "Carmen" ist auch meine Lieblingsoper. Daneben kenne ich viele von Monteverdi bis Prokofjew. Auch da sind einige recht unbekannte dabei. Was Scarlatti betrifft ist der Opernführer hier im Forum dann ja wirklich fortschrittlich. Er kennt nicht nur den Namen, sondern schildert zumindestens eine seiner Opern, leider nicht die, die du suchst. In den meisten Opernführern - und ich besitze eine ganze Reihe davon - findet man nur die bekanntesten Werke. Lediglich das große Handbuch der Oper von Heinz Wagner, das aber sehr teuer sein dürfte (ich selbst habe es einmal in einen Angebot für 10 € erstanden, enthält ca. 2500 Opern, darunter auch 5 von Scarlatti, leider auch nicht die Gesuchte. Sonst hätte ich auch die Mühe nicht gescheut, dir den gesamten Inhaltstext hier hineinzuschreiben. Zu diesem Opernführer gibt es aber inzwischen (allerdings auch sehr teure) Ergänzungsbände, die vielleicht auch einige weitere Scarlatti-Opern enthalten. Vielleicht ist ja unter den Taminos jemand, der sie hat.
    Weniger bekannte Opern werden - wenn überhaupt - in den meisten Opernführern nur sehr pauschal abgehandelt. Der Opernführer hier im Forum versucht, die Oper Szene für Szene darzustellen, so dass es für den Zuschauer einfacher wird, sie im Opernhaus, im Fernsehen oder auf DVD einzeln zu verfolgen. Dazu halten wir uns eng an das Libretto, das es häufig nur in der Originalsprache gibt. Das setzt voraus, dass man diese Sprache ein bisschen versteht und eventuell noch eine deutsche Inhaltsangabe vorliegen hat. In vielen Fällen findet man ein französisches oder italienisches Libretto, wobei man oft auch feststellt, dass die deutsche Übersetzung manches verfälscht Im Tamino-Opernführer wirst du auch sehr viele weniger bekannte und z.T. unbekannte Opern finden. Bei Scarlatti dürfte es allerdings sehr schwer sein, ein passendes Libretto zu finden, speziell dieser sehr frühen Oper, sonst wäre es eine der nächsten, die ich mir für den Tamino-Opernführer vornehmen würde. Folgende Scarlatti-Opern enthält die Ausgabe des Opernbuchs von Wagner: Gli Equivoci nel Sembiante, La Giuditta, Mitridate Eupator, Il Trionfo dell'Onore und Griselda. Die letzte findest du auch im Tamino-Opernführer.
    Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn ich dich noch als Carmen erleben könnte, obwohl ich etwa 5 mal so alt bin wie du.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hallo Mimi,


    erstmal herzlich willkommen im Forum!


    Die Arie, die du suchst, ist laut Tracklisting auf dieser CD enthalten:



    Vielleicht hat deine Musikbibliothek die CD vorrätig. Ansonsten: Einfach das Cover anklicken und zumindest die ersten Takte der Arie anhören.


    Herzliche Grüße


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • LIebe Mimi, liebe Mme.Cortese,


    die Arie findet man mehrfach auch auf youtube, einmal sogar von einem kleinen Mädchen gesungen. Ich habe aber aus deinem Beitrag entnommen, dass du gerne mal die ganze Oper kennen lernen möchtest. Nach eine Aufnahme davon habe aber auch ich vergeblich recherchiert, ähnlich wie nach einem Libretto. Scarlatti hat ja insgesamt über hundert Opern geschrieben, und wie gesagt, davon findet man sogar im großen Opernbuch von Wagner, wo man sonnst fast alles findet, insgesamt nur 5, leider nicht diese.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Liebe Mme Cortese,


    (Ladies first) Danke für den Link zu der Aufnahme. Diese hatte ich inzwischen auch schon in der Online-Bibo gefunden und wie Gerhard schon erwähnt hat, gibt es viele Mitschnitte von anderen Musikschülern auf Youtube (die Arie scheint sehr beliebt). Nur leider keinen Mitschnitt der gesamten Oper, die wahrscheinlich gar nicht mehr aufgeführt wird.


    Lieber Gerhard,


    danke für die Blumen und die Tipps in Sachen Scarlatti und Opernführer. Vielleicht lasse ich mir ja mal einen besseren zum Geburtstag schenken...
    Sollte ich jemals soweit sein, die Carmen zu singen, werde ich dir auf jeden Fall davon erzählen :)
    In die Rolle habe ich mich verliebt, als ich 7 Jahre alt war und meine Eltern mir 2 CD's vom "Holzwurm der Oper" (kindgerechte Führung durch verschiedene Opern, aber ich finde den Holzwurm und Frau Motte immernoch charmant) geschenkt haben (Carmen und Zauberflöte). Damals hat mich besonders die Ouvertüre fasziniert.
    Wenn du Enkelkinder hast, sind so eine CD jedenfalls gut investierte 10 Euro:


    (auch wenn das Cover vielleicht nicht so ansprechend wirkt...)


    Aber mal schauen.
    Erst das Abitur, dann das Vorsingen für das Gesangsstudium und wenn ich dann angenommen werde und mich wirklich durchsetzen kann... :)


    Liebe Grüße,
    Mimi

  • Liebe Mimi,


    diese CD's kenne ich gut. Einzelne Exemplare haben wir damals auch für unsere Enkel beschafft. Aber die Eltern haben wenig Interesse gezeigt, ihre Kinder in Richtung klassischer Musik zu erziehen. Wir haben sie auch hin und wieder mit in die Oper genommen, aber da sie von zuhause mehr an Pop gewöhnt wurden, war das Interesse nicht besonders groß. Heute sind die Enkel alle über 21. Bei meiner Enkeltochter, die jetzt 26, aber leider spastisch gelähmt ist (aber hochintelligent, wie du, inzwischen Lehrerin im Rollstuhl), könnte ich mir denken, dass so etwas vielleicht fruchten würde, wenn sie überhaupt mal Kinder bekommen kann.
    Auf jeden Fall wünsche ich dir für deine künftige Laufbahn und für die Schule viel Erfolg.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ai-En, 愛怨, To die for Love 2005

    Oper in drei Akten von Miki Minoru (1930-2011)

    uraufgeführt 2006 Tokio, europäische Erstaufführung 2010 Heidelberg


    Ich hatte vor zehn Jahren eine kurze Kritik über dieses Werk gelesen, sie dann aber vollkommen vergessen, bis sie vor einigen Tagen im Thread "Meine drei Lieblings-Rolleninterpreten" erwähnt wurde. Mich reizte, dass auf den ersten Blick sehr wenig Material über die Oper vorliegt und es schwierig ist, die existierende DVD von der Aufführung in Tokyo zu finden (bei Amazon-Suche müssen die chinesischen Schriftzeichen 愛怨 eingegeben werden). Langsam aber sicher kam dann doch einiges Material zusammen.


    Die Oper ist der vorletzte Teil eines neunteiligen Zyklus, in dem es sich um verschiedene Aspekte der japanischen Geschichte dreht. Das Stück AI-EN ist dabei angesiedelt im 8. Jahrhundert, als zum Nachbarland China freundschaftliche und kulturell enge Beziehungen bestanden.


    Inhalt:

    Der mit Sakurako verheiratete japanische Diplomat Ono Kiyoto wird an den chinesischen Hof entsandt, um von dort ein geheimes Musikstück, das AI-EN, zu beschaffen. Er überlebt als Einziger einen Schiffuntergang und irrt drei Jahre als Go-Spieler durch China. Dabei trifft er auf den ebenfalls aus Japan stammenden Beamten Choukei, der sich seiner annimmt und ihn am chinesischen Kaiserhof einführt. Ono Kiyoto erfährt, dass seine Gemahlin Sakurako in Japan aus Trauer über seine vermeintlichen Tod sich samt ihres ungeborenen Kindes umgebracht hat. Er trifft auf Ryurei, die Musikerin am Hof ist und ihn an seine Gattin erinnert (die beiden sind Zwillingsschwestern, die als Kinder getrennt wurden und in unterschiedlichen Ländern aufwuchsen). Der chinesische Kaiser Gensho erkennt das Talent seines Gastes im GO-Spiel und beschließt einen GO-Wettbewerb mit Ryurei als großem Preis abzuhalten, in der Hoffnung, dass Ono-Kiyoto gewinnt und im Lande bleibt. Mouken, der bisherige chinesische GO-Meister offenbart aus Rache, dass Ryurei an Ono-Kiyoto das Geheimnis des AI-EN verraten hat. Doch obwohl der Kaiser in diesem Fall von einer Bestrafung absehen will, ziehen Ryurei und Ono-Kiyoto es vor, lieber sterben.


    Die Oper "Ai-en" ist kein Drama im Geiste der westlichen Oper. Alle Protagonisten sind in erster Linie höheren Aufträgen verpflichtet, was entsprechend der asiatischen Mentalität nicht weiter reflektiert wird.


    Bei dem geheimen Musikstück AI-EN, handelt es sich um eine hoch anspruchsvolle Bravour-Nummer für Pipa, worunter man sich eine chinesische Spezialausgabe zwischen Zupfgeige, Mandoline und Lyra denken mag. Im Rahmen eines längeren Solo-Auftrittes mit der Pipa kam sowohl in Tokyo wie in Heidelberg der Star der chinesichen Pipa-Szene Yang Jing zum Einsatz.


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    Stimmen der Hauptrollen: 2 Soprane, 2 Tenöre, 2 Baritone, 1 Bass-Bariton, 1 Bass, Gemischter Chor


    Libretto: Jakucho Setouchi, englische Version:

    1. Akt pdf    2. Akt pdf     3. Akt pdf


    Kritiken

    Mainpost

    Minoru Miki DVD

    Ai-En Heidelberg internationale Kritiken



    PS: Das wars von mir für die nächsten Wochen, ich habe hier allerhand Neues und Unbekanntes erfahren zu einigen Themen wie u.a. Maria Bjeschu, Ruggiero Orofino, Maria Tauberová, Opern in Esperanto, Mario Lanza und Ai-En. Nach Pfingsten bin ich für drei >Monate ohne PC unterwegs. Vielleicht melde ich mich im August zurück.

    Orfeo

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Zu Mimis #1 findet man das Libretto von Nicolò Minato zur Oper "Il Pompeo" von Alessandro Scarlatti hier.

    Auf dem gleichen Libretto basiert auch Cavallis Oper "Pompeo Magno"

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Weniger bekannte Opern werden - wenn überhaupt - in den meisten Opernführern nur sehr pauschal abgehandelt.

    Beim Lesen Deiner Zeilen Gerhard dachte ich an ein drolliges Pausengespräch im Theater Hof. Gegeben wurde "Schwanda, der Dudelsackpfeifer" von Jaromír Weinberger. Ein Besucher referierte lautstark: "Wir wollten gar nicht kommen. Denn dieses Stück steht nicht in unserem Opernführer. Da kann das doch nichts Vernünftiges sein, sagte ich zu meiner Frau. Tja, und jetzt sind wir Zwei so begeistert!".


    Natürlich das Ganze in sattem Fränkisch, die Vorstellung wurde für das sogenannte Zubringer-Abo gegeben. Mit Bussen karrt man da Theater- und Musikfreunde aus Fichtelgebirge und Frankenwald nach Hof.


    Ob der gute Mann daheim seinen Opernführer, der ihn fasst um den "Schwanda" gebracht hätte, in den Müll warf?


    ^^

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  • Leider illustriert meine Anekdote die seit Jahren dominierende Publikumshaltung, unbekannten Werken die kalte Schulter zu zeigen. Zeitgenössisches wird ohnehin gemieden. Ausgrabungen stoßen auf Desinteresse. Ergebnis sind unsere durch einige Handvoll Repertoirestücke geprägten Spielpläne.

  • Leider illustriert meine Anekdote die seit Jahren dominierende Publikumshaltung, unbekannten Werken die kalte Schulter zu zeigen. Zeitgenössisches wird ohnehin gemieden. Ausgrabungen stoßen auf Desinteresse. Ergebnis sind unsere durch einige Handvoll Repertoirestücke geprägten Spielpläne.

    Es scheint nun mal ein Naturgesetzt zu sein, dass der Köder* dem Fisch schmecken muss und nicht dem Angler. In Listen der populärsten Opern taucht "Schwanda" nicht auf. Dieses Werk hatte es auch nicht leicht. Der Komponist war Jude und musste seine Heimat verlassen. Andererenfalls hätte die Faschichsten ihn ermordet. Nach dem Krieg tauchte die Oper, die seit 1933 nicht gespielt worden war, nur sehr vereinzelt wieder auf den Spielplänen in den Opernführern auf. Dass sie den Besuchern in Hof am Ende gut gefallen hat, spricht für sie und für das Werk. Ich habe den Eindruck, dass selbst die hochsubventionierten Opernhäuser in Deutschland das Seltene nur bedingt lieben. Sie wollen volle Säle, und die garatieren zuerst "Zauberflöte" , "Carmen" und "Aida".


    * korrigiert nach dem berechtigten Einwand eines einzelnen Lesers.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Es scheint nun mal ein Naturgesetzt zu sein, dass der Köter dem Fisch schmecken muss

    Das müssen wohl Piranhas sein. :hahahaha:


    Im Übrigen habe ich das Gefühl, dass es in den Spielplänen der deutschen Bühnen noch nie so viele Ausgrabungen gab wie zuletzt unmittelbar vor der Corona-Krise: vom "Vampyr" in Radebeul über den "Antichrist" an der DOB bis hin zur absoluten Rarität "Die Hochzeit des Jobs" von Joseph Haas, die in Annaberg leider nur noch bis zur Generalprobe gekommen ist. Ich fürchte, durch Corona und die wirtschaftlichen Folgen könnte es damit nun erst einmal vorbei sein.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Schwanda wurde in der letzten Saison in Gelsenkirchen gegeben, ich konnte leider nicht. Es gibt aber eine schöne Aufnahme mit Lucia Popp und Siegfried Jerusalem.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Es soll auch auch hundefressende Fische geben. Dann meinetwegen mit "d".

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Sie wollen volle Säle, und die garatieren zuerst "Zauberflöte" , "Carmen" und "Aida".

    Rüdiger den Renner "Hänsel und Gretel" nicht zu vergessen, der seit Jahren im Wechsel mit der "Zauberflöte" die Aufführungsstatistik anführt.


    Verdi, Wagner, Mozart und Puccini stehen bei mehr als einem Drittel aller Opernabende im deutschsprachigen Raum auf dem Programm.

    Ein eifriger Rechner hat für das Jahr 2018 ein Durchschnittsalter der Komponisten errechnet und kam auf 180 Jahre. Oper ist auf dem Weg, ein klingendes Museum zu werden.


    Stimmenliebhaber immer wieder präsentieren einige Theater entlegene Stücke. Aber der Gesamtkanon der aufgeführten Werke schrumpft seit Jahren. Sowohl was Neuinszenierungen angeht, als auch bezogen auf das Repertoire. Die Aufführungsstatistik spricht eine noch drastischere Sprache.

  • Beim Lesen Deiner Zeilen Gerhard dachte ich an ein drolliges Pausengespräch im Theater Hof. Gegeben wurde "Schwanda, der Dudelsackpfeifer" von Jaromír Weinberger. Ein Besucher referierte lautstark: "Wir wollten gar nicht kommen. Denn dieses Stück steht nicht in unserem Opernführer. Da kann das doch nichts Vernünftiges sein, sagte ich zu meiner Frau. Tja, und jetzt sind wir Zwei so begeistert!".

    Ob der gute Mann daheim seinen Opernführer, der ihn fasst um den "Schwanda" gebracht hätte, in den Müll warf?

    Da sieht man mal, Opernführer ist nicht gleich Opernführer. Seit meiner frühen Jugendzeit besitze ich das im Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel (VEB) erschienene Handbuch "Oper von A-Z" von Ernst Krause. Dort ist die Oper "Schwanda der Dudelsackpfeifer " ausführlich beschrieben. Die Komische Oper Berlin wollte sie im April diesen Jahres herausbringen, das fiel leider wegen der bekannten Umstände ins Wasser. Ich war schon im Besitz einer Karte. Den Krauseschen Opernführer benutze ich immer noch gerne parallel zum Reclam-Opernführer, er ist, obwohl DDR-Literatur, ganz unpolitisch und gibt ausführliche Werkbeschreibungen, Orchesterbesetzungen, Informationen zu Text, Musik, Werkgeschichte, Bühnenpraxis und Spieldauer.

    Ich hoffe, dass der "Schwanda" in der KOB nicht gänzlich in der Versenkung verschwindet.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Lieber Timmiju,


    den "Krause" konnte ich auch antiquarisch erstehen. Hier findet man manches, was man in anderen Opernführern nicht findet, u.a. auch, wie du schon berichtetest, den "Schwanda". Auch in Bezug auf weitere Angabe zur Oper hat jeder Opernführer andere Schwerpunkte. Ich finde in dem Handbuch von Krause auch die sich an die Inhaltsangabe anschließenden Angaben zu Werk und Wiedergabe (Hintergrund, Text, Musik, Werkgeschichte, Bühnenpraxis) recht aufschlussreich.

    "Schwanda" findet man natürlich auch im Handbuch der Oper von Heinz Wagner, aber dieses enthält nur reine Angaben zu Personen und Inhalt, und die Inhaltsangaben entsprechen oft nicht dem szenischen Verlauf der Oper und sind manchmal recht dürftig (was bei dem Umfang - ich besitze eine Ausgabe mit etwas 2500 Operninhalten, und die ist recht voluminös inzwischen gibt es wohl noch Ergänzungsbände - kaum anders zu erwarten ist). Dar "Wagner" kann also nur ein grober Anhalt sein.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Bei der Beschäftigung mit Tom Krauses Tochter Danielle stieß ich auf den Namen Kenneth Mattice, der in der Soundtheater/Opera HAMLET den Hamlet sang. Mattice, der heute fest engagiert ist am Theater in Hagen, sang 2017 in Carson Kievmans Oper TESLA die Rolle des Nikola Tesla am Colony Theater Miami Beach.


    Ein Großteil der Partitur enthält eine unruhige, intensive, manchmal minimalistische Musiksprache, die ohne große Pause unerbittlich voranschreitet und die Hingabe und Leidenschaft widerspiegelt, die Telsa selbst während seines gesamten Lebens gezeigt hat.

    Die Oper zeichnet das Leben des Wissenschaftlers von seiner Ankunft in New York im Jahr 1884 bis zu seinem Tod im Jahr 1943 auf. Seine Geschichte wird dabei von einem Sänger in der Rolle von Mark Twain vorgestellt.



    Nikola Tesla wanderte 1884 aus Serbokroatien in die USA ein und begann schon kurze Zeit später in der Firma Thomas Alva Edisons zu arbeiten. Im März 1885 gründete Tesla gemeinsam mit zwei Geschäftsleuten die Firma Tesla Electric Light and Manufacturing Company mit Sitz in Rahway. Ende 1886 meldete die Firma Konkurs an. 1887 lernte über zufällige Bekanntschaften den Superintendenten der Western Union Alfred S. Brown und den Anwalt Charles F. Peck kennen. Teslas Ideen zu einem rotierenden magnetischen Feld (Zweiphasenwechselstrom) überzeugten Brown und Peck. So konnte Tesla im April 1887 als Teilhaber seine zweite Firma Tesla Electric Company gründen. Am 16. Mai 1888 wurde Tesla eingeladen, einen Vortrag zum Mehrphasenwechselstrom vor dem American Institute of Electrical Engineers zu halten. Dieser Vortrag erregte großes Aufsehen und führte dazu, dass der Großindustrielle George Westinghouse auf Tesla aufmerksam wurde. Westinghouse, der sich in einer Auseinandersetzung mit Thomas Alva Edison befand, sicherte sich Mitte 1888 die Rechte auf Teslas Polyphase-Patente. Nikola Tesla erhielt in 26 Ländern über 280 Patente, davon 112 in den USA.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Wahtscheinlich erst durch die Schlagzeilen nach ihrem Tod ist die amerikanische Richterin am Supreme Court Ruth Bader Ginsburg vielen Menschen ein Begriff.


    Ihre Liebe zur Oper ließ sie sogar die Rolle der Duchesse de Crackentorp (an der Seite von Lawrence Brownlee) in einer Produrktion der Washington National Opera übernehmen.



    Darüber hinaus wurde sie sogar zu Titelgeberin einer Oper, nämlich

    Scalia /Ginsburg

    von Derrick Wang.

    Ruth Bader Ginsburg und ihr Kollege Antonin Scalia teilten zwei Dinge - eine tiefe philosophische und politische Opposition und eine leidenschaftliche Liebe zur Oper, die sie (fast ) Freunde werden ließ . Was würde passieren, wenn die beiden Kontrahenten vor einer höheren Macht erscheinen müssten? Die charmante Oper des Komponisten Derrick Wang - mit aktuellen Zitaten aus Reden und Urteilsbegründungen der Richter und musikalischen Zitaten von Händel, Mozart und Puccini - ist „ein perfektes… Juwel“ schrieb Opera Today. Diese Oper wurde alleine seit 2017 aufgeführt beim Glimmerglass Festival, Opera Delaware, Opera Naples, Opera Grand Rapids, Virginia Opera, Toledo Opera mit insgesamt 12 Vorstellungen


    Die OperaDelaware sendet zum Gedenken am Samstag, den 7. November 2020 im nationalen Radio einen Mitschnitt (wahrscheinlich in Europa nicht zu empfangen)


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    Mit Jennifer Zetlan als Richterin Ruth Bader Ginsburg, Brian Chen Ey als Richterin Antonin Scalia und Ben Wager als Kommentator.



    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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  • Stanisław Moniuszko gilt als Vater der polnischen Nationaloper Halka und damit als einer der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts in Polen. Darüber hinaus erlangte er außer mit der Oper Straszny Dwór keine große Bekanntheit. Die Neuaufnahmen der Opern Flis und Paria sowie die Aufnahme von Verbum Nobile von 2013 sind jedoch ein Versuch, das zu ändern.

    Flis (Der Flößer)


    Nach einem Unwetter versammeln sich Bauern am Weichselufer und danken Gott dafür, dass keine größere Schäden im Dorf und den Feldern angerichtet wurden. Zosia, die Tochter des wohlhabenden Fischers Antoni, macht sich große Sorgen um ihren geliebten Franek macht, der auf einer Wildflussfahrt war. Aus der Ferne sind Gesänge der zurückkehrenden Flößer zu hören, unter ihnen ist Franek. Zosias und Franeks Freude hält jedoch nicht lange, denn sie erfahren, dass Zosias Vater ihre Hand Jakub versprochen hat. Franek beschließt die Heimat zu verlassen, nachdem sein Traum einer Zukunft mit Zosia zerplatzt ist, und begibt sich auf die Suche nach seinem verschollenen Bruder. Dies weckt das Interesse Jakubs. Es stellt sich heraus, dass er selbst der verschollene Bruder des jungen Flößers ist. Schließlich verzichtet Jakub auf die Hand Zosias, nachdem er weiß, wer er ist, und Zosia heiratet Franek mit der Zustimmung aller.


    Verbum Nobile (Das Ehrenwort)


    Michał hat sich in der Dorfkirche auf den ersten Blick in ein Mädchen verliebt, das Zuzia heißt. Ihm war schnell klar, dass er zum ersten Mal jene Zuzia sieht, der er seit vielen Jahren durch das Ehrenwort (lat. Verbum nobile) ihrer beiden Väter versprochen ist. Durch Zufall kollidiert seine Kalesche mit ihrer Kutsche wobei er sich den Arm verrenkt und von Zuzias Familie zur Rehabilitation aufgenommen wurde. Zuzia pflegt ihn und entwickelt Gefühle für den fremden Jüngling, der sich ihrer Familie gegnüber als Stanisław ausgibt. Der Verliebtheit steht jedoch das Eheversprechen der Väter im Wege. Vor dem Hintergrund der tiefen Verzweiflung seiner Tochter versucht ihr Vater durch rationales Denken alle den Fortschritt behindernden Strukturen zu überwinden: Er bricht sein altes Ehrenwort und bekennt „Michał kann nicht ihr Ehemann werden“. Im letzten Moment erlöst Zuzia ihren Vater und klärt alle auf, dass keines der gegebenen Ehrenwörter gebrochen werden müsse, weil ihr geliebter Stanisław in Wahrheit Michał ist. Es kommt zum fröhlichen Opernfinale während der Hochzeit der beiden.


    Paria

    Die Oper spielt in Indien. Nachdem er eine Reihe von siegreichen Kampagnen gegen rivalisierende Gebiete geführt hat, gewinnt der Krieger Idamor die Hand der brahmanischen Priesterin Neala. Idamor enthüllt ihr, dass er ein Paria ist und stirbt durch die Hand von Nealas Vater. Neala fällt beim Anblick des Leichnams ihres Verlobten in Ohnmacht. Als sie wieder zu Bewusstsein kommt, beschließt sie, verflucht von allen, das Dorf zu verlassen, um nach Idamors Verlust sein Schicksal zu teilen.

    Diese letzte Oper von Stanisław Moniuszko basiert auf einem Stück von Casimir Delavigne und wird selten aufgeführt. Die Oper Poznań präsentiert die Oper in dieser neuen Produktion unter der Regie von Graham Vick anlässlich des 200. Geburtstages des Komponisten.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Lieber Orfeo!

    Stanisław Moniuszko gilt als Vater der polnischen Nationaloper Halka und damit als einer der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts in Polen. Darüber hinaus erlangte er außer mit der Oper Straszny Dwór keine große Bekanntheit. Die Neuaufnahmen der Opern Flis und Paria sowie die Aufnahme von Verbum Nobile von 2013 sind jedoch ein Versuch, das zu ändern.

    Ich bin begeistert, dass Du auf Stanisław Moniuszko und seine leider hierzulande so selten gespielten Opern hinweist.

    Danke! Danke vielmals!


    Als wir auf Bertaridos Einladung hin versucht haben, im Tamino-Klassikforum einen Opernkanon zusammenzustellen, hatten wir heftige Auseinandersetzungen darüber, ob Stanisław Moniuszko mit der "Halka" in diesen Kanon aufgenommen werden sollte oder nicht. Dabei ist mir klar geworden, wie eng begrenzt die Repertoire-Kenntnis (und das Repertoire-Interesse) vieler Opernliebhaber ist.
    Da kann Dein Hinweis weitere Abhilfe schaffen.
    Nur leider ist er in einem Thread, dessen Titel signalisiert, hier ist was in einer Nische zu entdecken. Schade!
    Vielleicht solltest Du ihn auch noch in einem Thread einstellen, der mehr wahrgenommen wird?


    Liebe Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Orfeo,


    die Oper "Halka" von Stanislaw Moniuzsko kenne ich zwar, muss aber zugeben, dass ich die anderen von dir genannten bisher nicht kenne. Danke für den Hinweis und die Inhaltsangaben. Die von dir genannten Opern sind noch nicht in den Handbuch von Heinz Wagner von 2006 mit ca. 2500 aufgeführt (aber vielleicht aber in der letzten Ausgabe von 2011). Das mir vorliegende Handbuch nennt aber noch zwei andere Werke: "Hrabina = Die Gräfin" und "Strasny Dwór"= Das Gespensterschloss". Auf youtube gibt es zumindest noch eine Tonaufnahme von Strasny Dwor, die ich mir aber noch nicht angehört habe.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Vielleicht solltest Du ihn auch noch in einem Thread einstellen, der mehr wahrgenommen wird?

    Lieber Caruso41,


    ich glaube, das Interesse an diesen Opern ist recht überschaubar und ein neuer Thread dazu würde auch nicht mehr Leser anlocken. Außerdem gebe ich zu, dass ich nicht unbedingt scharf darauf bin, einige Mühe in die Pflege eines Threads zu investieren, so er denn laufen sollte, bzw. ausbleibendes Interesse zu bedauern. Was ich hier im Forum als Gast-Mitglied veröffentliche, sind eigentlich nur Nebenprodukte meiner ausgiebigen Recherchen über Opern, Sänger oder Komponisten, die aus irgendeinem Grunde mein Interesse geweckt haben und deren Ergebnisse ich dann für mich selber archiviere. Du hast ja wahrscheinlich mitbekommen, dass ich recht hartnäckig an den seltsamsten Stellen suche und keine Ruhe gebe, ehe ich glaube, dass sich nicht viel mehr finden läßt (siehe Maria Bjeschu, Esperanto-Opern, Opern-Mitschnitte usw).


    Wie man unschwer an der unten aufgeführten List erkennen kann, sind die Opern Moniuszkos meiner Meinung nach in dem Thread "Unbekannte Opern" gut aufgehoben. Wer weiß, vielleicht entwickelt sich ja daraus im Laufe der Zeit so etwas wie in Nachschlagewerk, in dem jeder mitmachen kann.


    _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _


    Die in #21 vorgestellten Opern von Stanislaw Moniuszko wurden im Ausland nur in ganz wenigen Fällen inszeniert.

    "Verbum Nobile" wurde außerhalb Polens nur in Philadelphia (1929) und New York (1946) aufgeführt.

    "Paria" 1991 in Havanna. Das Libretto von Jan Chęciński basiert auf dem Trauerspiel Le Paria des französischen Dichters Casimir Delavigne, das Moniuszko als junger Erwachsener ins Polnische übersetzt haben soll und welches schon Gaetano Donizetti als Vorlage für seine Oper "Il Paria" diente.

    Die Oper "Flis" (Libretto von Stanisław Bogusławski) wurde 1931 in Chicago aufgeführt.


    Verzeichnis der Inszenierungen der Opern Flis, Verbum Nobile und Paria von Stanislaw Moniuszko in Polen.

    Quelle


    Paria, 13.01.1951, Opera Wrocławska

    Paria, 13.07.1958, Teatr Wielki w Poznaniu

    Paria, 13.02.1960, Opera Śląska

    Paria, 15.04.1972, Opera i Filharmonia Bałtycka

    Paria, 09.11.1980, Teatr Wielki w Warszawie

    Paria, 04.04.1992, Teatr Wielki w Łodzi

    Paria, 08.01.2005, Opera na Zamku w Szczecinie

    Paria, 28.06.2019, Teatr Wielki w Poznaniu


    Verbum Nobile, 04.12.1945, Teatr Wielki w Warszawie

    Verbum Nobile, 09.05.1946, Opera Dolnośląska (Wrocław)

    Verbum Nobile, 19.06.1948, Teatr Wielki w Poznaniu

    Verbum Nobile, 14.11.1952, Opera Wrocławska

    Verbum Nobile, 12.04.1958, Teatr Wielki w Poznaniu

    Verbum Nobile, 08.03.1960, Opera i Filharmonia Bałtycka

    Verbum Nobile, 06.04.1965, Teatr Wielki w Łodzi

    Verbum Nobile, 01.10.1983, Opera Wrocławska

    Verbum Nobile, 01.02.1988, Opera w Bydgoszczy

    Verbum Nobile, 03.10.2003, Opera na Zamku w Szczecinie

    Verbum Nobile, 14.02.2009, Teatr Wielki w Warszaw


    Flis, 24.09.1858, Teatr Wielki w Warszawie

    Flis, 21.05.1949, Teatr Wielki w Poznaniu

    Flis, 04.06.1952, Opera Wrocławska

    Flis, 27.02.1954, Opera Śląska

    Flis, 09.07.1955, Opera Wrocławska

    Flis, 01.12.1973, Opera i Filharmonia Bałtycka

    Flis, 01.02.1988, Opera w Bydgoszczy

    Flis, 28.04.1991, Teatr Wielki w Warszawie

    Flis, 27.09.1997, Teatr Wielki w Poznaniu

    Flis, 03.10.2003, Opera na Zamku (Szczecin)

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Gerade in Deutschland sehe ich eine hartnäckige Arroganz und Überheblichkeit dem Opernschaffen unserer östlichen Nachbarn gegenüber. Oder ist es einfach nur mangelnde Bildung? Beides ist gleich schlimm. Wir wollen zwar die europäischen Musterknaben sein, die bei jeder Gelegenheit den Finger erheben gegen jene, die manches anders sehen als wir. Deren Musik aber halten wir uns bis auf gewisse Ausnahme gern vom Hals. Dabei sollte Musik doch verbinden und gegenseitiges Vertrauen wecken. Weit gefehlt. Lieber der hundertste Wagner als ein Moniuszko. Das werde ich nie und nimmer verstehen. :no: Dank an Orfeo für seine Auflistung.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich habe mir im vergangenen Jahr seine wichtigste Oper "Halka" nicht nur angehört, sondern in Wroclaw auch angesehen. Die Musik ist durchaus gelungen - trotzdem gibt es Gründe, warum diese Oper in Deutschland nicht (oder kaum) gespielt wird, und diese kann ich nach der erlebten Aufführung gut nachvollziehen.


    Reine Interessenfrage: Wie viel Wagner und wie viel Moniuszko hast DU eigentlich in diesem Jahr gehört? Ich finde es ja immer wieder fazinierend, wie schnell einige am Austeilen sind, ohne sich mal an die eigene Nase zu fassen!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Orfeo!

    ch glaube, das Interesse an diesen Opern ist recht überschaubar und ein neuer Thread dazu würde auch nicht mehr Leser anlocken. Außerdem gebe ich zu, dass ich nicht unbedingt scharf darauf bin, einige Mühe in die Pflege eines Threads zu investieren, so er denn laufen sollte, bzw. ausbleibendes Interesse zu bedauern.

    Das verstehe ich nur zu gut!

    Es ist auf jeden Fall sehr verdienstvoll, dass Du auf die Aufführungsgeschichte der unbekannteren Moniuszko-Opern hingewiesen hast. Und nicht weniger verdienstvoll sind die Informationen über die jüngst veröffentlichten Einspielungen.

    Herzlichen Dank dafür!

    Du hast ja wahrscheinlich mitbekommen, dass ich recht hartnäckig an den seltsamsten Stellen suche und keine Ruhe gebe, ehe ich glaube, dass sich nicht viel mehr finden läßt (siehe Maria Bjeschu, Esperanto-Opern, Opern-Mitschnitte usw).

    Das habe ich mitbekommen und das schätze ich an Dir außerordentlich!



    Von HALKA sind übrigens außer der Neuaufnahme aus Wien unter Lukasz Borowicz mit Piotr Beczala sag und schreibe neun Gesamtaufnahmen auf dem Markt.

    Eine sogar in einer russischen Übersetzung unter der Leitung von Kirill Kondraschin (1953)!

    Zudem kann man wählen zwischen:

    Joszef Szulc (1932)

    Walerian Bierdiajew (1955) - mit den Grand Prix du Disque ausgezeichnet!!

    Zdzizlaw Gorzynski (1965)

    Jerzy Semkow (1973)

    Robert Satanowski (1987)

    Antoni Wicherek (1999)

    Ewa Michnik (2005)

    Piotr Wajrak (2019)


    Das sind insgesamt (mindestens????) zehn Gesamtaufnahmen!

    Welche deutsche Opern kommen denn auf so eine stattliche Zahl?


    Lieber Rheingold!

    Gerade in Deutschland sehe ich eine hartnäckige Arroganz und Überheblichkeit dem Opernschaffen unserer östlichen Nachbarn gegenüber. Oder ist es einfach nur mangelnde Bildung? Beides ist gleich schlimm. Wir wollen zwar die europäischen Musterknaben sein, die bei jeder Gelegenheit den Finger erheben gegen jene, die manches anders sehen als wir. Deren Musik aber halten wir uns bis auf gewisse Ausnahme gern vom Hals. Dabei sollte Musik doch verbinden und gegenseitiges Vertrauen wecken. Weit gefehlt. Lieber der hundertste Wagner als ein Moniuszko. Das werde ich nie und nimmer verstehen. :no:

    So geht es mir auch.


    Ich höre zumindest HALKA und STRASZNY DVÓR immer wieder gerne!

    Und wenn ich auf Sängerportraits Arien aus den Moniuszko-Opern finde, stelle ich oft fest, dass sie in Sammlungen slawischer Opernarien durch besondere melodische Qualität herausragen!


    Wie man unschwer an der unten aufgeführten List erkennen kann, sind die Opern Moniuszkos meiner Meinung nach in dem Thread "Unbekannte Opern" gut aufgehoben.

    Ein besserer Platz fällt mir eigentlich nicht ein. Der Thread, in dem das Phänomen der Nationalopern erörtert werden sollte, ist ja geradezu peinlich vor die Wand gelaufen.


    Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag!

    Bei wolkenlosem Himmel mit bester Aussicht
    grüßt Euch


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Das sind insgesamt (mindestens????) zehn Gesamtaufnahmen!

    Welche deutsche Opern kommen denn auf so eine stattliche Zahl?

    "Entführung", "Zauberflöte", "Fidelio", "Freischütz", "Hänsel und Gretel" sowie die zehn Musikdramen Wagners und vieles von Strauss ("Salome", "Elektra", "Rosenkavalier", "Ariade auf Naxos") dürften alle deutlich darüber liegen. Diese Opern werden ja auch international gespielt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Liebe Taminos,

    in meinem Plattenregal stehen seit den 60er Jahren mehrere schwarze Scheiben mit Aufnahmen von Bühnenwerken Stanislaw Moniuszkos, dem Schöpfer der polnischen Nationaloper, darunter auch „Flis“ (1858), „Hrabina“ (1860) und „Verbum nobile“ von 1861. Und die Opern „Halka“ (1858) und „Straszny dwór“ ('Das Gespensterschloss' von 1865) sollten jedem Opernfreund ein Begriff sein, der bereit ist, über den (westeuropäischen) Tellerrand zu blicken.



    „Flis“ ('Der Flößer') (Moniuszko): Antoni, ein Fischer – Antoni Majak / Zofia, seine Tochter – Halina Slonicka / Szóstak, ein alter Soldat, nun ein Flößer - Bernard Ladysz / Franek, ein junger Flößer – Bogdan Paprocki / Jakub, ein Barbier – Andrzej Hiolski / Feliks, ein Flößer - Zdzislaw Nikodem / Chór i Orkiestra Filharmonii Narodowej (Der Chor und das Orchester der National-Philharmonie, Warschau) / Chorltg.: Roman Kuklewicz / Dirigent: Zdzislaw Górzynski / 'Muza' SX 0145 (mono) bzw. SXL 0145 (stereo). Die Handlung dieses Einakters (Uraufführung am 24. 9. 1858 in Warschau) erinnert stark an „Die verkaufte Braut“; sie wurde aber bereits acht Jahre vor Smetanas Oper uraufgeführt und hat ebenso viele zündende und eingängige Melodien!



    „Hrabina“ ('Die Gräfin') (Moniuszko): Die Gräfin, eine junge Witwe – Halina Slonicka / Bronia, eine junge Verwandte der Gräfin – Agnieszka Kossakowska / Der Bannerträger (Chorazy), deren Großvater – Edmund Kossowski / Kazimierz, ein junger Verehrer der Gräfin - Kazimierz Pustelak / Der Mundschenk (Podczaszyc), ein Verwandter der Gräfin - Edmund Kossowski / Ewa, eine Freundin der Gräfin – Bogna Sokorska / Chór i Orkiestra Teatru Wielkiego w Warszawie (Chor und Orchester der Staatsoper Warschau) / Dirigent: Mieczyslaw Mierzejewski / 'Muza' XL 0226 (mono) und SXL 0226 (stereo). Bisher gibt es m. W. nur diesen Querschnitt aus der „Hrabina“, die bei ihrer Uraufführung am 7. 2. 1860 im Teatr Wielki ('Großes Theater') in Warschau noch mehr gefeiert wurde als die „Halka“ ein Jahr zuvor. Die Handlung der dreiaktigen Oper – eine typische Liebesgeschichte – bezieht ihren Reiz aus der Gegenüberstellung des natürlichen Wesens der einheimischen Landbevölkerung zur von der polnischen Aristokratie angenommenen 'überzogenen' Attitüde, was sich auch dadurch zeigt, dass die Adligen nur mit ihren Titeln genannt werden. (Die Koloratursopranistin Bogna Sokorska war übrigens in den 60er Jahren ein sehr beliebtes Mitglied der Deutschen Oper am Rhein; ihre Zerbinetta ist unvergessen.)



    „Verbum nobile“ ('Das Ehrenwort') (Moniuszko): Pan Serwacy Lagoda – Andrzej Kizewetter / Zuzia, seine Tochter – Krystyna Pakulska / Pan Marcin Pakula – Marian Kondella / Stanislaw (Michal), sein Sohn – Jan Czekay / Bartlomiej, alter Diener Pakulas - Edward Kmiciewicz / Chór i Orkiestra Panstwowej Opery im. Stanislawa Moniuszki w Poznaniu (Chor und Orchester der Staatsoper 'Stanislaw Moniuszko' in Poznan/Posen) / Chorltg.: Mieczyslaw Dondajewski / Dirigent: Robert Satanowski / 'Muza' SXL 0526/27 (2 LPs, stereo) Diese Gesamtaufnahme des Einakters „Verbum nobile“ (uraufgeführt am 1. 1. 1861) wurde 1969 aus Anlass des 150. Geburtstages des Komponisten auf zwei LPs veröffentlicht.



    Und wem eine „Halka“ in der Originalsprache zu 'exotisch' ist, kann auf die deutsch gesungene Gesamtaufnahme beim 'Hamburger Archiv für Gesangskunst' zurückgreifen:


    „Halka“ (Moniuszko): Stolnik, Truchsess des Königs – Dieter Schweikart / Zofia Pomian, seine Tochter – Petra Wolf / Dziemba, Stolniks Verwalter – Piotr Liszkowski / Janusz Odrowaz, Gutsherr – Jörn W. Wilsing / Halka und Jontek, seine Leibeigenen – Andrea Trauboth und Wieslaw Ochman / Wiesniak, ein Vorsänger – Mircea Nedelescu / Dudarz, ein Spielmann – Thomas Schürmann / Der Berliner Konzert-Chor / Chorltg.: Fritz Weisse / Orkiestra Poznanskiej Opery Panstwowej (Das Orchester der Staatsoper Poznan/Posen) / Dirigent: Mieczyslaw Dondajewski (Berlin, Großer Sendesaal des SFB, 26. 1. 1992). 'Hamburger Archiv für Gesangskunst' 34024 (2 CDs).


    Übrigens habe ich neben zwei Gesamtaufnahmen vom „Gespensterschloss“ (unter Witold Rowicki bzw. Jan Krenz), einer LP mit diversen Opernarien Moniuszkos (unter Jerzy Semkow), einer LP mit Opern- und Orchestermusik Moniuszkos (unter Witold Rowicki), zwei „Halka“-Gesamtaufnahmen (unter Jerzy Semkow und Robert Satanowski) und einem Kauf-Video aus der Nationaloper in Warschau von 1998 (siehe unten) auch einen polnisch gesungenen „Halka“-Querschnitt von der 'Deutschen Grammophon Gesellschaft' (DGG) – 19 142 (mono) bzw. 136 003 (stereo). Er wurde im Februar und März 1958 in der West-Berliner Jesus-Christus-Kirche eingespielt mit Alina Bolechowska (Halka), Bogdan Paprocki (Jontek), Andrzej Hiolski (Janusz) und Edmund Kossowski (Stolnik); Mieczyslaw Mierzejewski dirigierte das Radio-Symphonie-Orchester Berlin.


    „Halka“ (Moniuszko): Stolnik – Piotr Nowacki / Zofia – Katarzyna Suska / Dziemba – Robert Dymowski / Janusz – Zbigniew Macias / Halka – Tatiana Tsakharchuk / Jontek – Vladimir Kutsmienko / Wiesniak – Adam Zdunikowski / Dudarz – Czeslaw Galka / Hochzeitsgäste – Józef Szepien, Jacek Parol und Jan Dobosz / Chór, Balet i Orkiestra Teatru Wielkiego – Opery Narodowej w Warszawie (Chor, Ballett und Orchester des Großen Theaters der Nationaloper Warschau) / Chorltg.: Jan Szyrocki / Dirigent: Antoni Wicherek / Choreographie: Janusz Józefowicz / Bühnenbild und Kostüme: Jadwiga Jarosiewicz / Inszenierung: Maria Foltyn (Warszawa/Warschau, Teatr Wielki, Oktober 1997). 'Teatr Wielki - Opera Narodowa' (VHS, 1998 - den Mitschnitt gibt es auch auf 2 CDs.) Die Inszenierung der ehemaligen (berühmten) Sopranistin Maria Foltyn ist - in einer angenehm konventionellen Ausstattung – plausibel und auch ohne Kenntnis des Librettos zu verstehen. Merkwürdigerweise gibt es zwei 'Gastarbeiter': die moldawische Sopranistin Tatiana Tsakharchuk und den ukrainischen Tenor Vladimir Kutsmienko als das unglückliche Paar Halka und Jontek.



    Unbekannt – und auch für mich neu – ist lediglich die Gesamtaufnahme der Oper „Paria“ (1869). Bisher kannte ich nur das Rezitativ und die Romanze der Neali, gesungen von Stefania Woytowicz auf ihrem Arien-Recital mit der National-Philharmonie Warschau (Orkiestra Symfoniczna Filharmonii Narodowej) unter Witold Rowicki, das 1960 bei der DGG – 19 229 (mono) und 136 229 (stereo) - erschien und das ich in einer Version der staatlichen polnischen Schallplattengesellschaft 'Polskie Nagrania' mit ihrem Label 'Muza' (SLPX 0099, stereo) habe. (Von Stefania Woytowicz steht auch eine schöne 'Eterna'-Platte mit Konzertarien von Haydn und Mozart und mit Ravels „Schéhérazade“, dirigiert von Kurt Masur und Rolf Kleinert, in meinem Schallplattenregal.)



    Was ich – gerade im Hinblick auf den gestrigen 'Tag der deutschen Einheit' – schon mehrfach festgestellt habe, ist die 'Indifferenz' mancher Deutscher aus den neuen Bundesländern gegenüber dem Kulturschaffen ihrer ehemaligen 'Bruderstaaten', was ich mir so erkläre, dass sie froh sind, damit nichts mehr zu tun zu haben. Ich bin ein 'Wessi' (geboren und aufgewachsen in Bayern und seit Jahrzehnten in NRW lebend) und mich hat es schon immer interessiert, was – nicht nur kulturell - hinter dem 'Eisernen Vorhang' geschah; allerdings war ich in der bequemen Situation, nicht direkt damit konfrontiert zu sein. Aber könnte man nun 30 Jahre später auch diese 'Mauer in den Köpfen' nicht endlich einreissen?



    Carlo

  • Was ich – gerade im Hinblick auf den gestrigen 'Tag der deutschen Einheit' – schon mehrfach festgestellt habe, ist die 'Indifferenz' mancher Deutscher aus den neuen Bundesländern gegenüber dem Kulturschaffen ihrer ehemaligen 'Bruderstaaten', was ich mir so erkläre, dass sie froh sind, damit nichts mehr zu tun zu haben. Ich bin ein 'Wessi' (geboren und aufgewachsen in Bayern und seit Jahrzehnten in NRW lebend) und mich hat es schon immer interessiert, was – nicht nur kulturell - hinter dem 'Eisernen Vorhang' geschah; allerdings war ich in der bequemen Situation, nicht direkt damit konfrontiert zu sein. Aber könnte man nun 30 Jahre später auch diese 'Mauer in den Köpfen' nicht endlich einreissen?

    Ich frage mich wirklich, auf welcher Grundlage du zu solchen "Feststellungen" kommst? Ich habe ir nicht nur im Mai letzten Jahres die "Halka" in Wroclaw angesehen, sondern auch in diesem Februar "Die verlaufte Braut" und "Der Jakobiner" am Nationaltheater Prag. "Chrissy" fährt laufend nach Liberec, wenn auch primär zu Verdi und Puccini. Aber wie viele Opernaufführungen hast du denn eigentlich seit der Wiedervereinigung in den östlichen Nachbarländern Deutschlands erlebt???


    Fang doch also mal an, 30 Jahre nach der Wende die "Mauer in den Köpfen" einzureißen, indem du sie zuerst in deinem Kopf einreißt und dich nicht als "Besserwessi" über die Leute "aus den neuen Bundesländern" erhebst!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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