Verdi, Rigoletto, Oper der Stadt Köln, 15.03.2012

  • Hallo zusammen - Nein, ich gehe nicht zur Premiere. Nach wie vor hält meine Lethargie bzgl. Neuinszenierungen an. Auf der Kölner Opernseite gibt es schon zwei Fotos zu begutachten: Viel Nebel, Gilda im Kinderwagen(?) und ein Rigoletto im Frack. Nun denn, ich genieße heute abend die alte Aufnahme mit Helge Roswaenge und Erna Berger und schaue mir dazu die alten Entwürfe von Otto Reigbert an.

  • Nun denn, ich genieße heute abend die alte Aufnahme mit Helge Roswaenge und Erna Berger an.


    Kann ich verstehen und wünsche viel Feude und Genuß dabei. Die habe ich selbstverständlich auch. Ich habe mir dieser Tage die alte Theater- Film- Aufnahme von 1946 (?) wieder mal angeschaut. Mit Tito Gobbi als Rigoletto und Mario Fillipeschi als Duca. Die hat mir ein Freund von Video auf DVD kopiert.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zitat

    Viel Nebel, Gilda im Kinderwagen(?) und ein Rigoletto im Frack.


    Ja, Freunde! Diesen Klamauk werde ich mir mit Sicherheit nicht antun! An anderer Stelle schrieb ich schon, daß ich meinen Blick mal wieder Richtung Kölner Oper wenden wollte. Aber mein Blick wird sich auf diese Aussicht hin mit Grausen abwenden. Dann gehe ich lieber ins "Kölsch-Hänneschen-Theater", da gibt es viel zu lachen fürs Geld und keinen Aufreger!




    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Viel Nebel, Gilda im Kinderwagen(?) und ein Rigoletto im Frack.
    Zitat Figarooo: Rigoletto gehört ins Mantova der Renaissance und sonst nirgendwo hin! ...

    ... und die, die sich solch einen geistlosen, schwachsinnigen Sch... ausdenken und produzieren, in ein ganz bestimmtes Haus !!!
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Knuspi,


    vielen Dank für die Mitteilung. Jetzt weiß ich wenigstens, dass ich auch diese Neuinszenierung meinem Freund nicht empfehlen darf. Es scheint so, dass ich ihm in dieser Saison wohl nichts mehr empfehlen kann.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Obwohl die Besetzung und der Dirigent ja nicht schlecht sind. Rigoletto gehört eigentlich mit zu meinen Lieblingsopern und wir hatten das große Glück an der Rheinoper , zumindestens bis vor zwei Spielzeiten, die wunderbare Ponelle Inszenierung zu haben. Doch die wurde leider durch eine von vielen nichtssagenden Inszenierungen ersetzt.

  • Tröste dich, Knuspi!


    Auch ich musste schon Rigoletto-Frust schieben, indem ich einen auf der Bühne urinierenden Duca di Mantova über mich ergehen lassen mußte. Und was sang er dabei? La donna è mobile...


    Carlo Bini hieß das Multitalent, sein Strahl reichte allerdings höher als seine Stimme...


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hier eine der ersten Kritiken zur Kölner Rigoletto Premiere, die ja ganz positiv zu sein scheint.




    Rigoletto

    Besuchte Premiere am 15.03.12

    Der klassische Rigoletto
    Alle Bilder sind von Paul Leclaire


    Es ist wirklich erstaunlich, wie die Kölner Oper unter langsam äußerster finanzieller und planerischer Bedrängnis, immer noch eine qualitativ hochwertige Premiere nach der anderen stemmt. Katharina Thalbach ist eine bekannte und gerngesehene Regisseurin an der Kölner Oper, jetzt hat sie mit Verdis "Rigoletto" eine nahezu klassische Version von dem beliebten Meisterwerk hingelegt, so wie es im Libretto nachzulesen ist. Rigoletto ist der bucklige Hofnarr, das menschlich schlagende Herz im verformten Körper, das Verdi zu dem bemerkenswerten Drama inspiriert hat, zwar gibt es auch ein paar Leerstellen innerhalb der Inszenierung, doch Thalbach scheint das Augenmerk vor allem auf Vater und Tochter zu legen, so kommt es zu sehr berührenden, kleinen Gesten, die die psychologische Wahrhaftigkeit der Charaktere unterstützen.



    Die Welt des Herzogs mit seinen Maskenbällen fällt dagegen gewollt oberflächlicher aus, ja sogar auf "Revue" gebürstet, was immerhin zu schönen Bildern führt. Ezio Toffoluttis Ausstattung , eine Kulissenwelt in verqueren Escherschen Raumlabyrinthen, kommt etwas hausbacken daher (großes Lob auch einmal durch die Umsetzung im Malsaal), die Kostüme sind eher sachlich und zweckdienlich von einer stilistischen Zeitlosigkeit. So kommt es zum finalen Applaus auch, sicherlich unerwartet, zu einigem Widerspruch für das szenische Team, indes hat die Kölner Oper eine solide Aufführung, die exakt und werkgetreu ist, so sicherlich über einige Jahre mit wechselnden Besetzungen im Spielplan gehalten werden kann, statt nach ein paar Vorstellungen ausgemustert zu werden, eine Aufführung, die ideal ist, Menschen mit der Welt der Oper bekannt zu machen, denn Thalbach kann ihr Handwerk und versteht, Verdis manchmal übersteigerte Geste in Bilder zu verwandeln.



    Durchaus mutig ist die Besetzung, denn alle drei Hauptprotagonisten geben ihr Rollendebüt: Markus Brück besitzt sicherlich zur Zeit eine der edelsten Baritonstimmen, nach dem deutschen Fach erobert er sich jetzt auch das italienische Repertoire: man kann guten Gewissens behaupten diesen Abend mit seinem Rigoletto ein bedeutendes Ereignis erlebt zu haben, denn Brück weiß mit vielen Farben ein präzises Rollenporträt abzuliefern, sei es der gellende Zynismus des Hofnarren, das betörende Piano des liebenden Vaters; freilich neigt er ein wenig zur veristischen Pose, was dem fast übergroßen Rollenbild des zwiegespaltenen Menschen, indes keinen Abbruch macht, mich hat sein Rigoletto sehr bewegt.



    Etwas zwiespältiger die Gilda von Anna Palimina, denn sie kämpft deutlich mit kleinerem Volumen, was leider manchmal zu Forciertheiten gerade in den Höhen führt, was sie mit ihrem guten Fokus eigentlich nicht nötig hätte, doch hat man mit ihrer Gilda eine glaubhafte, naive Sechszehnjährige vor Augen, in der mädchenhaften Lyrik und Unschuld recht berückend. Mit Dmitry Korchak konnte man einen echten Tenore leggiero für den Herzog gewinnen, mit nie versiegender Strahlkraft und bombensicheren Höhen, musikalisch neigt er jedoch ein wenig zum Schleppen, die Charakterisierung ist obsessiv besessen in seinem "Liebenwollen", das gute Aussehen des Sängers unterstreicht die faszinierende Ausstrahlung auf alles Weibliche. Nino Surguladze kommt als samtstimmige Maddalena, wie der abgrundtiefe Bass von Bjarni Thor Kristinsson als Sparafucile hinzu.



    Bei den kleineren Partien sticht, seiner dramatischen Gewichtung entsprechend, der sonore Bassbariton Oliver Zwarg, wie Sevag Tachdijan elegant als Marullo hervor. Der Herrenchor unter Andrew Ollifant stellt mit seiner Leistung den Höhenflug des Kölner Kollektivs vor. Alain Altinoglu unterstreicht in seinem Köln-Debut, das er sicherlich einer kommenden, großen Operndirigenten wird, denn schon beim Orchestervorspiel trifft er Verdis Tinta auf das Möglichstbeste, das federnde Brio treibt den Abend spannend dramatisch voran, doch an erster Stelle kommt bei ihm der Sänger, da scheint er sogar bereit in seinen Tempi zurückzustehen. Das Gürzenich-Orchester begleitet aufmerksam, sich wenn nötig zurücknehmend, Verdis gesangsorientierte Melodielinien. Deshalb uneingeschränkt begeisterter Premierenapplaus für alle Musiker.

    Martin Freitag

  • Hallo, rodolfo39!


    Vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht. Tja, was tun? Soll ich, soll ich nicht? Mal darüber schlafen!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

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  • Liebe Freunde,


    nachdem ich heute im WDR einige kurze Ausschnitte der Inszenierung gesehen habe, kann ich auch nur sagen: Keine herausragende sondern eher langweilige Inszenierung, aber dennoch am Werk orientiert. Abgesehen von dem "Revue"-Schnickschnack (besser Ideen scheint die Regisseuse nicht zu haben) sieht es doch so aus, als ob man sich die Inszenierung allein wegen der musikalischen Qualität durchaus anschauen könnte, ohne verbittert nach Hause zu gehen. Leider lässt sich aus den Ausschnitten nur schließen, dass es sich nicht unbedingt um eine völlig verunstaltete Regietheater-Inszenierung handelt.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • ohne verbittert nach Hause zu gehen.


    Alleine, daß man diese Möglichkeit heute leider ins Kalkül ziehen muß, ist doch bezeichnend für den heutigen Opernbetrieb und wirklich schlimm genug. Ich bin jedenfalls nach all`meinen vielen Besuchen seinerzeit in der Berliner Staatsoper noch nie, und ich betone "niemals" (!!!) verbittert nach Hause gegangen, bzw. gefahren. Auch vor der Aufführung, "daß es vielleicht sein könnte...", ein solcher Gedanke ist mir und allen die mit mir waren, nicht mal ansatzweise gekommen. Ja, ja, das waren noch Zeiten...
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Der Kölner Stadt-Anzeiger hat heute einen ausführlichen Bericht von der Premiere, in dem die Inszenierung nicht sehr gut wegkommt. Leider habe ich ihn bisher nicht im Netz gefunden, um ihn hier einstellen zu können. Vielleicht findet ihn jemand von euch. Danach Mag sich jeder sein Urteil bilden. Mich jedenfalls reizt die Inszenierung nicht. Und mein Freund (Neuanfänger) würde damit wohl auch nichts anfangen können, sodass ich ihm keine Empfehlung geben kann..



    Liebe Grüße


    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hier ist noch mal eine andere ausführliche Rigoletto Kritik, zwar nicht vom Köllner Stadtanzeiger, sondern vom Online musik Magazin. Auch die Regie bekommt hier eine gute Kritik :



    Rigoletto


    Oper in drei Akten
    Libretto von Francesco Maria Piave
    nach einem Drama von Victor Hugo
    Musik von Giuseppe Verdi



    Aufführungsdauer: ca. 3h (zwei Pausen)
    Premiere im Opernhaus Köln am 15. März 2012


    Oper Köln
    (Homepage)
    Eine schöne Leich'


    Von Stefan Schmöe / Fotos: Paul Leclair
    Hin und wieder tut es ja ganz gut, eine Operninszenierung zu sehen, die nichts anderes will als ganz einfach eine Geschichte erzählen. Die ist im Falle des Rigoletto mit der berüchtigten singenden Leiche im Sack nicht ganz unproblematisch, zu Herzen geht es aber doch, wenn der geläuterte Narr und Vater Rigoletto seine sterbende Tochter Gilda im Arm hält, Sack hin oder her. Dieser Sack immerhin ist durch ein edleres Tuch ersetzt, und ganz romantisch gleiten Gilda und Rigoletto auf einem Kahn durch wallende Nebel einem unbestimmten Ufer entgegen. Und Anna Palimina ist nicht nur eine sehr attraktive und sehr junge Leiche, sie singt auch bis zum letzten Ton hinreißend schön, mit einer jugendlich aufjubelnden Stimme, die den Tod nicht wahrhaben will und der nichts auf dieser Welt etwas anhaben kann. Vielleicht sind da ein paar Spitzentöne eine winzige Spur zu scharf gewesen, und die vom lyrischen Fach kommende Sängerin hat nicht den ganz großen dramatischen Zugriff auf diese Partie, wohl aber Klangfülle und erhebliche Reserven. Man nimmt ihr sofort ab, dass diese Gilda völlig liebesahnungslos auf den ersten besten Mann hereinfällt und auch noch mit Begeisterung für ihn stirbt. Liebe macht blind, die erste Liebe erst recht.


    Hier sind sie noch Freunde, vereint im Spott: Rigoletto und der Herzog
    Nun ist dieser Herzog, der sich zunächst als Student ausgibt, aber auch ein höchst charmanter und attraktiver junger Mann, bestens durchtrainiert und blendend bei Stimme. Dmitry Korchak hat einen metallisch glänzenden Tenor, nicht übermäßig voluminös und im Klang ein wenig unterkühlt, aber von erheblicher Strahlkraft. Die hohe Lage spricht leicht und elegant an (allerdings sollte Korchak es vermeiden, die Spitzentöne übermäßig zu forcieren, was er gar nicht nötig hat – damit handelte er sich ausgerechnet im Schlager „La donna é mobile“ prompt ein „Buh“ ein), das Piano hat viel Substanz. So richtig böse kann man ihm nicht sein, dass er sich die Frauen auch nimmt, die solcher Männlichkeit erliegen. Das ist vielleicht der Haken an dieser Inszenierung, das die Sänger fast schon zu gut passen, die Geschichte allzu routiniert abläuft, zu sehr in der Opernkonvention verhaftet bleibt. Regisseurin Katharina Thalbach tut wenig, um gegenzusteuern – die Personenregie ist solide, aber weig originell, Auf- und Abtritte sind handwerklich sauber organisiert, Überraschungsmomente allerdings bleiben aus. Ein Riesenpenis im ersten Bild scheint entbehrlich, damit hat sich das Provokationspotenzial für den Abend aber auch schon erschöpft.



    Trautes Heim: Rigoletto mit Tochter Gilda und Haushälterin Giovanna


    Da die marode Bühnentechnik der Kölner Oper nur noch sehr begrenzt einsetzbar ist, hat Ausstatter Ezio Toffolutti mit gemalten Prospekten gearbeitet, und das mit durchaus ordentlicher Wirkung. Man sieht Häuser und Palazzi, aber auf die Seite gedreht oder auf den Kopf gestellt. Das ergibt viel Ambiente, ohne wirklich realistisch zu sein. Zeitlich legt sich das Regieteam nicht fest, unter den Kostümen findet man etliche Moden zwischen 1850 und heute, und die (dezente) Blümchentapete in Gildas Zimmer fügt sich ganz natürlich ein. Die Balance zwischen historisierender Ausstattungsoper und vorsichtiger Modernisierung, auch zwischen realistischer Erzählweise und sanfter Abstrahierung ist gut austariert. Stilistisch hätte man eine solche Produktion eher an einem italienischen oder französischen Opernhaus erwartet als in der vom Regietheater positiv wie negativ geprägten deutschen Stadttheaterlandschaft, und zu oft müssen es solche gut gemachten, aber wenig aufregenden Inszenierungen auch nicht sein. Dass sich in den herzlichen, keineswegs enthusiastischen Applaus für das Regieteam auch deutlich hörbare Proteste mischten, verwundert aber doch.


    Düsteres Gewerbe: Auftragsmörder Sparafucile mit Schwester Maddalena
    Viel Jubel gab es, zweifellos zu Recht, für die musikalische Seite. Markus Brück singt einen großformatigen, sehr differenziert gestalteten Rigoletto mit wuchtigen Ausbrüchen. Der vergleichsweise hellen Stimme fehlt es für die ganz genaue Charakterisierung etwas an den dunklen Klangfarben, an den dämonischen Untertönen, aber die Partie ist auf sehr hohem Niveau tadellos gesungen. Oliver Zwarg gibt einen stimmgewaltigen Monterone, Bjarni Thor Kristinsson einen ungeschlachten, aber soliden Sparafucile, Nino Surguladze eine auch stimmlich attraktive Maddalena. Sehr präsent und mit warmem, vollem Klang singt der von Andrew Ollivant einstudierte Chor, wobei die Feinabstimmung mit dem Orchester noch genauer sein könnte.



    Letzte Fahrt: Rigoletto und Gilda


    Alain Altinoglu am Pult des fabelhaften Gürzenich-Orchesters dirigiert mit großer Stilsicherheit und Sinn für knallige Effekte. Phrasierungen und Tempovariationen sind immer geschmackvoll gehalten, nie übertrieben. Die Musik ist hier das, was sie wohl auch zu ihrer Uraufführung war: Eine Abfolge effektvoller Arien und Ensembles, die aus dem Moment heraus entstehen, und weniger das geschlossene Musikdrama. Der Vorrang gebührt den Sängern, von denen freilich mitunter auch ordentliches Klangvolumen gefordert wird. Das ist in seinem Verzicht auf eine übergeordnete Interpretation ein bisschen altmodisch, passt damit aber zur Inszenierung: Man hört keinen neuen Rigoletto, aber einen ziemlich guten.



    FAZIT
    Eine Produktion, wie sie geradezu ideal ins Repertoire der ersten Häuser passen würde: Hübsch inszeniert ohne intellektuellen Anspruch (und daher leicht für Neubesetzungen einzustudieren, weil man wenig falsch machen kann), musikalisch auf sehr hohem Niveau und ideal für ein Publikum, das den Rigoletto im Wesentlichen so erleben will, wie es im Textbuch steht – so könnte man das die nächsten 30 Jahre im Spielplan belassen. In Köln gibt’s derzeit kein Repertoire, weil das Opernhaus demnächst saniert wird; als Ergänzung zu szenisch ambitionierteren Projekten wie zuletzt der Heimkehr des Odysseus macht sich diese Aufführung aber auch gut.



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  • Heute in der Tagespresse:


    Rigoletto zeigt einen Riesenpenis und ein Paar räkelt sich im Liebesakt auf der Couch. Katharina Thalbach hat mal wieder zugeschlagen! So etwas brauche ich nicht. Nein Danke. Das war´s!

    W.S.

  • Nun denn, ich genieße heute abend die alte Aufnahme mit Helge Roswaenge und Erna Berger und schaue mir dazu die alten Entwürfe von Otto Reigbert an.


    Liebe Knusperhexe,


    das machst Du richtig! Die Aufnahme mit Rosvaenge, Berger, Schlusnuß ist sowieso die Beste unter den deutschsprachigen Aufnahmen. Ich hatte ja schon geschrieben, daß ich den Rosvaenge 1968 in Gera (!!!) im Rigoletto gesehen habe. So ein kleines Birnenmännchen! Aber er hat mit seiner Präsenz die Bühne beherrscht, und er war da auch schon61 Jahre. Ich werde nie vergessen, wie er bei "Oh wie so trügerisch" auf den Tisch gesprungen ist, einen Stapel Spielkarten spielerisch von einer Hand in die andere gleiten ließ und dazu sang wie Rosvaenge. Der hätte sich nie dazu verleiten lassen, etwas anderes zu tun! Ich glaube, die hatten ja damals auch noch ihre eigenen Kostüme dabei, und das war eben der Herzog von Mantua!! Und wenn er mal Pipi machen mußte, dann nicht auf der Bühne.


    Regietheater nein Danke!


    Viele Grüße von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Servus Rudolfo 39,


    und herzlichen Dank für Deinen Bericht aus Köln zum Rigoletto.


    Ein Grund, um einen Bogen um Köln zu schlagen. Thalbach hat schon so manchem Opernfreund die Freude verdorben. Ihr Hänsel und Gretel in Dresden hat weder Kinder noch Erwachsene begeistert. Ich werde nie verstehen, wieso Theaterintendanten immer wieder auf die Idee kommen, Regisseure zu verpflichten, die beim Publikum auf Ablehnung stoßen werden. Und die Thalbach gehört zu denen.


    Viele liebe Grüße von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Liebe Freunde,


    da der Artikel des Kölner Stadtanzeiger anscheinend nicht im Web erscheint, hier einige Auszüge in Bezug auf die Regie aus dem fast halbseitigen Artikel unter dem Titel " Risikolos zwischen gekippten Fassaden":

    Zitat

    Zitate aus dem Kölner Stadt-Anzeiger: .... wird man nicht umhin können, ihren neuen" Rigoletto" enttäuschend zu finden.

    Zitat

    Eins zu eins, risiko- bis einfallslos bebildert sie die Handlung. Es fehlt ein Konzept, eine Idee, ein gedanklicher Fokus, aus dem das Ganze entwickelt wäre. Man darf bezweifelt, dass sie überhaupt mit dem Werk viel anzufangen weiß.

    Zitat

    Angesiedelt hat sie die Oper, ohne dass sich aus dieser Situierung überhaupt etwas ergäbe, nicht im 16. sondern im beginnenden 20. Jahrhundert - es gibt schon Bettlampen, und die Kostüme sind auch entsprechend. Mantua bleibt Mantua, die Bühne (Ezio Toffolutti) ist mit finster ragenden Renaissance-Architekturen umstellt die aber von unten nach obern gekehrt und perspektivisch verzerrt erscheinen - jedenfalls im ersten Bild (das im zweiten Akt wiederkehrt) wo der Herzog seine obszönen Feste mit einem riesigen Plastik-Phallus als Held feiert.

    Zitat

    Verkehrte, kaputte Welt? Schön und gut, nur versandet das Motiv im zweiten Bild (Rigolettos Haus mit Gildas von außen einsehbarem Stübchen im ersten Stock und im dritten Bild (Sparafuciles Spelunke am Fluss) - dort ist die Ausstattung ziemlich realistisch. Dabei ist ja auch Rigolettos Privatheit alles andere als heil.

    Zitat

    Keine Frage: thalbach tut niemandem weh, weshalb diese Inszenierung auch ihre Freunde finden mag. Alles bleibt an seinem Ort und in hohem Maße verständlich. Rigoletto ist der verhasste Außenseiter, der seinerseits mit dem Koffer in der Hand zu seinem verhassten Hofnarrendienst antritt. Die Figurenführung - etwa die Konfiguration Rigoletto/Gilda - ist einleuchtend, geschmeidig und dicht an und aus der Musik entwickelt. Und es gibt auch ein suggestives, mythisches Bild - am Schluss, wo die entseelte Gilda im Nachen durch dem Flussnebel entschwindet. Aber für eine moderne Opernregie, die sich in ein wie auch immer definiertes Verhältnis zum historischen Werkproblem setzen muss, ist das zu wenig

    Ein Video gibt es hier
    http://www.wdr.de/mediathek/ht…koeln-premierenreport.xml



    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Mir gefallen die Ausschnitte auf Video überhaupt nicht! Sicherlich, man hat schon Schlimmeres gesehen, aber die Kostüme sind echt kriminell und Rigolettos Mütze erinnert mich an Installateur-Werkzeug und Baustellenhütchen! Und erst der Kapuzenpulli des Duca!
    Ich will endlich wieder einen Rigoletto sehen, der im Mantova der Renaissance spielt!

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  • Mir gefallen die Ausschnitte auf Video überhaupt nicht!

    Mir auch nicht. Sinn- und zeitentstellend!

    Sicherlich, man hat schon Schlimmeres gesehen,

    Ich zum Glück nicht, zumindest nicht live auf der Opernbühne. Da bin ich verschont geblieben. Wenn überhaupt, dann war es im TV mit anderen Sachen und da hat man ja eine Fernbedienung mit ein paar Knöpfen, die einen vor solchen Geschmacklosigkeiten bewahrt.
    @ Gerhard. Erinnerst Du Dich. Du hattest mal in einem anderen Thread gefragt, ob dieser Rigoletto für einen Neueinsteiger zu empfehlen wäre. Als da bekannt war, daß die Regisseurin Katharina Thalbach ist, habe ich geschrieben, da würde ich vorsichtig sein, sehr vorsichtig... Wie sich zeigt, hatte ich mit meiner Ahnung recht.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • So was gilt heute also als "geradlinig inszeniert". Und was heißt "tut niemandem weh"? Immer diese bescheuerten Verallgemeinserungen der Presse: Mir tut dieser Unsinn sehr weh! Was heißt "zeitlos"? Ist damit gemeint, dass die Kostüme völliger Mischmasch sind und eben nicht dem Libretto folgen? Na, Glückwunsch!!!!!


    Zunächst dachte ich noch, dass ich mir die gemalten Prospekte ansehen sollte. So was finde ich ja toll, aber das Video hat mir den Rest gegeben: Die Prospekte sind schlecht gemalt, die Kostüme geschmacklos im Entwurf und in der Umsetzung und der Riesenpenis ist...eben riesig. Damit auch der letzte Depp versteht, worum es geht. Geht es denn darum???? Ich habe den Rigoletto immer anders verstanden.


    Lieber La Roche - wie ich Dich beneide den Roswaenge noch live gesehen zu haben!!!! Und chrissy, ich gebe Dir recht: Renaissance und Mantua!


    Herzlichst,



    Knuspi

  • Ich will endlich wieder einen Rigoletto sehen, der im Mantova der Renaissance spielt!


    Das scheint immer seltener der Fall zu sein.
    Inzwischen scheint der "Euro-Trash" - wie die Amerikaner das moderne europäische Musiktheater gerne nennen - auch an der Metropolitan Opera einzuziehen.
    Deren neue Inszenierung des Rigoletto (Anfang 2013) wird im Las Vegas der 1960er Jahre angesiedelt sein und die Hauptfiguren sollen an das legendäre Rat Pack erinnern und der Herzog von Mantua soll eine Art Frank Sinatra sein. Die Handlung wird in einem der berühmten Casinos spielen, also inklusive Roulette-Tischen und einarmigen Banditen.
    Das konservative Met-Publikum zeigt sich schon im Vorfeld empört und ein Buhorkan scheint vorprogrammiert zu sein.


    München bekommt ja Ende des Jahres nach der unglückseligen Planet-der-Affen-Version auch einen neuen Rigoletto. Schlimmer kann's ja nicht mehr werden, oder?


    Bin ich froh, dass wir in Wien noch immer die schöne alte Inszenierung von Sandro Sequi haben, in der man das Mantua des 16. Jahrhunderts erkennen kann.


    Gregor

  • "Rigoletto" ist eines der wahren Meisterwerke von Giuseppe Verdi. Ich persönlich sehe sie als eine der wenigen seiner Opern auf einer Augenhöhe mit Wagner, eben weil es keine 08/15-Handlung ist und die Figuren nicht so eindimensional-klischeehaft sind. Eine wirkliche menschliche Tragödie, sagte Giulini mal, glaub ich mich zu entsinnen. Dennoch steht diese Oper relativ gesehen im Schatten anderer Werke.


    Es ist ein Jammer, daß diese unfähigen Opernregisseure heutzutage das Libretto nicht kennen. Es steht eindeutig drinnen, daß das Ganze im Mantua des 16. Jahrhunderts spielt. Überhaupt ergibt die Handlung gar keinen Sinn nach der Vormoderne, da ein dekadenter italienischer Herzog und notorischer Weiberheld, der allen seinen Willen diktiert, heutzutage einfach gar nicht mehr möglich ist.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es geht doch nichts über die Ponelle Rigoletto Inszenierung die wir zum Glück jahrelang an der Rheinoper genießen durften. Man hatte als Zuschauer auch das Gefühl, das die Sänger sich in dieser Inszenierung wohl gefühlt haben und ihren ganzen Augenmerk auf die Darstellung von Gefühlen und den Gesang legen konnten, weil sie nicht irgendwelche Albernheiten die nichts mit dem Stück zu tun haben auf der Bühne machen mussten. Ich habe schon einige Aufführungen erlebt, die waren spannender als ein Tatort Krimi, weil alles eine Einheit war: Sänger , das Orchester und das Regiekonzept.

  • München bekommt ja Ende des Jahres nach der unglückseligen Planet-der-Affen-Version auch einen neuen Rigoletto. Schlimmer kann's ja nicht mehr werden, oder?


    Gregor


    Da hast du zwar vollkommen Recht, aber wenn man in die Besetzung schaut, sieht man das die Partien Monterone und Sparafucile, sowie Giovanna und Maddalena jeweils vom selben Sänger gesungen werden. Das heißt schon mal nichts Gutes.....
    Ich hoffe aber immernoch, dass Joseph Calleja, der den Duca singen wird, und der sich häufig öffentlich negativ über das Regietheater geäußert hat, einer allzu schlimmen Inszenierung widerspricht....

  • Bin ich froh, dass wir in Wien noch immer die schöne alte Inszenierung von Sandro Sequi haben, in der man das Mantua des 16. Jahrhunderts erkennen kann.

    ... und ich bin froh, daß ich diese herrliche Oper viele, viele Male früher in einer ebenfalls herrlichen und in allem stimmigen Inszenierung und Ausstattung mit wunderbaren Künstlern erleben durfte. Glücklicherweise funktioniert das Erinnerungsvermögen noch.



    "Rigoletto" ist eines der wahren Meisterwerke von Giuseppe Verdi.

    Völlig richtig. Und dieses wunderbare Werk verdient es nicht von irgendwelchen Spinnern vergewaltigt, verunstaltet, mißbraucht und "neugedeutet" zu werden!!! Sollen die doch ihr Kasperletheater zu Hause in den eigenen vier Wänden machen oder ihre kranken Phantasien in einem gewissen Haus ausleben, wo sie dann sicherheitshalber sediert werden können.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Da hast du zwar vollkommen Recht, aber wenn man in die Besetzung schaut, sieht man das die Partien Monterone und Sparafucile, sowie Giovanna und Maddalena jeweils vom selben Sänger gesungen werden. Das heißt schon mal nichts Gutes.....
    Ich hoffe aber immernoch, dass Joseph Calleja, der den Duca singen wird, und der sich häufig öffentlich negativ über das Regietheater geäußert hat, einer allzu schlimmen Inszenierung widerspricht....


    Nun, die von dir genannten Nebenrollen werden ja sicher aus dem Ensemble heraus besetzt und ich nehme mal an, dass hier Kostenersparnisgründe dahinterstecken.


    Ja, Calleja zeigt sich unglücklich über die aktuelle Situation und hat sich schon öfter negativ über das moderne Regietheater geäußert, weil viele dieser Inszenierungen vermehrt im Widerspruch zum Libretto stehen und die ganze Handlung oft ad absurdum geführt wird.
    Seiner Meinung nach haben die Regisseure von heute viel zu viel Macht während die Sänger in der Hierarchie zu weit hinten gereiht sind. Aber das ist wohl ein anderes Thema.
    Aber selbst für Spitzensänger wie Calleja ist es heute schwer solche Produktionen zu meiden. Es gibt ja immer weniger traditionelle Inszenierungen. Da bleibt dann für die Sänger bald nicht mehr viel anderes übrig. :(


    Gregor

  • Ich denke nicht, dass die Doppelbesetzung mit Einsparungen begründet ist, da mit Nadia Krasteva und Dimitry Ivashchenko zwei Gastsolisten verpflichtet wurden.


    Folgendes ist in der Premierenankündigung zu lesen:
    "Ein unmoralischer Kleinbürger“, findet Regisseur Árpád Schilling, „der von Unschuld träumt. Ein Ehemann, der seine Gattin betrauert und von Rachgier erfüllt ist. Ein großer Schauspieler, dem der Erfolg wichtiger ist als die eigene Tochter. Der Narr eines edlen Herren, den sein Glück betrogen hat. Verdi kann, was Shakespeare kann: Er kann eine Geschichte so erzählen, dass es uns schauert.“


    Ich finde diese Äusserungen eher beunruhigend, lasse mich aber gerne positiv überraschen!

  • Ich denke nicht, dass die Doppelbesetzung mit Einsparungen begründet ist, da mit Nadia Krasteva und Dimitry Ivashchenko zwei Gastsolisten verpflichtet wurden.


    Folgendes ist in der Premierenankündigung zu lesen:
    "Ein unmoralischer Kleinbürger“, findet Regisseur Árpád Schilling, „der von Unschuld träumt. Ein Ehemann, der seine Gattin betrauert und von Rachgier erfüllt ist. Ein großer Schauspieler, dem der Erfolg wichtiger ist als die eigene Tochter. Der Narr eines edlen Herren, den sein Glück betrogen hat. Verdi kann, was Shakespeare kann: Er kann eine Geschichte so erzählen, dass es uns schauert.“


    Ich finde diese Äusserungen eher beunruhigend, lasse mich aber gerne positiv überraschen!


    Sehr aussagekräftig ist diese Ankündigung ja nicht. Das könnte vieles bedeuten. ;)


    Die Münchner Oper leistet sich tatsächlich für diese Rollen Gastsänger??? 8|
    Das überrascht mich jetzt doch sehr. Denn in Wien werden solche Partien eigentlich immer aus dem Ensemble heraus besetzt.
    Gibt es diesbezüglich Probleme an der Bayerischen Staatsoper?
    Oder steckt da vielleicht eine bestimmte Absicht seitens der Regie dahinter, dass gerade diese beiden Rollen von den selben Sängern gesungen werden müssen? ?(


    Nadia Krasteva ist ja ein beliebtes Ensemblemitglied in Wien und als Maddalena ist sie eigentlich schon als Luxusbesetzung zu bezeichnen.
    In Wien mußte sie allerdings nie die Giovanna singen. ;)


    Gregor

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