Anton Bruckner: Sinfonie Nr 4 "Die Romantische"

  • Liebe Forianer,


    Eine der beliebtesten Sinfonien Bruckner ist zweifellos seine vierte, die den Beinamen "Romantische" trägt. Hier braucht man nicht zu mutmaßen: Der Titel ist von Bruckner selbst. Er wollte im ersten Satz eine mittelalterliche Stadt skizziert wissen, heutige Musikwissenschafter meinen, dies wäre nicht allzu ernst zu nehmen......
    Gelegentlich wurde auch darauf hingewiesen, daß diese Sinfonie generell eine "Waldstimmung" verbreite.
    Wie bei Bruckner üblich, gibt es mehrere Fassungen und etliche Retouchen von fremder Hand.
    1881 wurde die 2.Fassung unter Hans Richter in Wien uraufgeführt, die erste Fassung galt als unspielbar.(inzwischen wurde sie gelegentlich für die Schallplatte/CD eingespielt.


    Wie es der Popularität des Werkes entspricht, gibt es zahlreiche Tonaufnahmen im Handel und wir alle haben die Qual der Wahl.
    Aber das ist eine Qual, die ich gerne erleide, eine Wahl die ich gerne treffe.


    Ich glaube, daß ich im Augenblick genug Einspielungen des Werkes besitze, eine ist auf der Wunschliste. Trotzdem frage ich euch.
    Wer trifft nach Euren Dafürhalten Bruckners Ton am besten ?


    Welches sind Eure Lieblingsplatten (CDs), bzw, von welchen sollte man lieber die Finger lassen ?
    Aber das ist noch nicht alles. Wie interessant erscheint Eucht Bruckner Vierte, gemessen an seinen anderen Sinfonien ?


    Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    dann mach ich doch mal wieder den Anfang - auch wenn Bruckner nicht wirklich zu meinen absoluten Lieblingen zählt (ich muß sagen, dass sich mir seine Musik erst recht spät erschlossen hat).


    Meine Lieblingsaufnahme: Klemperer-Philharmonia Orchestra 1968



    Celibidache (Münchner Philharmoniker) kann, wenn man sich drauf einlassen kann (gelingt mir nicht immer), durchaus magische Momente hervorzaubern.


    Inbal gefällt mir gar nicht: ihm geht Spannung, Magie, Zauber und Größe Musik Bruckners 4. (und nicht nur hier) völlig ab - wobei ich Bruckners Musik nicht mystifizieren oder verklären will (auch eine moderne entschlackte Sichtweise kann auf ihre Art Größe und Spannung vermitteln wie Rosbaud mit der 7. und mehr noch mit der 8. beweisen!), aber Inbal gelingt eben das eine noch das andere.


    Gruß aus Hamburg
    Uwe

  • Hallo


    natürlich wird man IMO nicht an den Deutungen von Wand und Celi vorbeikommen :




    Diese Aufnahmen dürften aber bekannt sein !


    Mein persönlicher Tipp für Leute die schon alles haben oder eine Alternative zu den obigen Beiden suchen (p.s.: ist günstig zu haben) :


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    Grüße TW

  • TW schrieb:


    Zitat


    Mein persönlicher Tipp für Leute die schon alles haben oder eine Alternative zu den obigen Beiden suchen (p.s.: ist günstig zu haben) :



    Grüße TW


    Hallo,
    schade - ich habe leider auch diese schon, neben 13 (!) anderen...
    Die 4. ist eine meiner absoluten Lieblingswerke überhaupt - ich bekenne mich da ganz hemmungslos zum Mainstream-Geschmack.
    Zur Einordnung in die anderen Bruckner-Symphonien: Es ist sicherlich seine melodie-betonteste, eingängigste und am leichtesten zu erschließende Symphonie und deshalb ja wohl auch neben der 7. seine meisteingespielte.
    Unter den 14 Einspielungen, die ich habe, ist die von Wand mit den Berlinern immer noch meine liebste, gefolgt von Klemperer, Böhm, Jochum und auch Karajan. Die größte Enttäuschung war Solti, dessen Einspielung ich sehr teuer bei Ebay erstanden habe und der mich mit lahmen Tempi, einer uninspirierten Orchesterführung und einfach fehlender Leidenschaft sehr enttäuscht hat, und dass, wo ich ihn z.B. bei der 1. durchaus als guten Bruckner-Dirigenten kennengelernt hatte. Meine letzte Neuerwerbung war übrigens Celibidache, dessen langsame Tempi mir zuerst beim Reinhören nicht gefielen. Inzwischen aber zähle ich auch sie zu meinen Lieblingseinspielungen.
    Gruß
    Achim

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Hallo Taminos,


    kann vielleicht mal jemand was zu den Bruckner-Aufnahmen mit Tintner, Skrowaczewski und Chailly sagen. Ein Freund (kritischer Bruckner-Experte) hat die Chailly-Einspielungen einmal sehr gelobt (allerdings haben wir nicht immer denselben Geschmack - daher noch einmal eine vorsichtige Nachfrage an berufenere Brucknerianer als mich und /oder Besitzer obiger Einspielungen...)


    Gruß
    Uwe

  • Zu Bruckners 4. zwei (drei) meiner Aufnahmen:


    Otto Klemperer Philharmonia Orchestra
    Karl Böhm Sächsische Staatskapelle Dresden (1938 ) und die Wiener Philharmoniker


    Mißfallen hat mir die Aufnahme mit Harnoncourt (er kommt nicht vom Fleck)

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Zitat

    Original von Uwe
    Hallo Taminos,


    kann vielleicht mal jemand was zu den Bruckner-Aufnahmen mit Tintner, Skrowaczewski und Chailly sagen. Ein Freund (kritischer Bruckner-Experte) hat die Chailly-Einspielungen einmal sehr gelobt (allerdings haben wir nicht immer denselben Geschmack - daher noch einmal eine vorsichtige Nachfrage an berufenere Brucknerianer als mich und /oder Besitzer obiger Einspielungen...)


    Gruß
    Uwe


    Hallo Uwe,


    beziehst Du die Frage ausschließlich auf Bruckners 4. oder auf alle Bruckner-Sinfonien?


    Ich versuche mal, für alle Sinfonien eine Antwort zu erstellen: Tinter musiziert sehr sorgfältig und bietet den Vorteil, daß er die 1. und 2. Violinen gegenüber sitzen läßt (wie Klemperer), was einige schöne Effekte ergibt. Bei der 3. und 8. Sinfonie spielte er die erste Version ein. Leider hatte er keine Spitzen-Orchester zur Verfügung, weswegen das Orchesterspiel, ibs. im Blech, stellenweise zu pauschal geriet.


    Skrowaczewski hat gegenüber Tintner das erheblich bessere Orchester zur verfügung. Das Orchesterspiel ist warm und klangschön. Skrowaczewski liefert einen Bruckner ab, der frei von Sensationen ist. Die Tempi sind igs. gemäßigt, aber er besitzt den "großen Atem" für die Musik, so daß nichts langweilig wirkt.


    Ähnliches, aber noch erheblich besser, ist auch von Chailly zu sagen. Riccardo Chailly hat sich bei Bruckner und Mahler zu einem meiner Lieblings-Dirigenten entwickelt.
    Bei ihm wirkt die Musik quasi aus sich selbst heraus, er muß nichts interessant machen, was sonst nicht interessant wäre. Er dirigiert sehr differenziert und, soweit nachvollziehbar, werkgetreu.
    Highlights sind für mich seine Einspielungen der 2., 4. und 8. Sinfonie.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Rienzi



    Mißfallen hat mir die Aufnahme mit Harnoncourt (er kommt nicht vom Fleck)


    Das war auch mein Eindruck, als ich Harnoncourt hörte. Seine Aufnahme der 4. gefällt mir gar nicht. Vor lauter "Nebenstimmen" fehlt der Blick für die Zusammenhänge, für den musikalischen Fluß.


    Meine Favoriten sind: Natürlich Klemperer mit beiden Aufnahmen (Philharmonia und S.O. des Bayer. Rdfs.), Karl Böhm (die "Romantische" wirklich "romantisch" dirigiert), Jochum (bietet "Goldglanz"), Chailly (sehr sorgfältig und klangschön musiziert) und, quasi außer Konkurrenz, weil die Erstversion, Inbal, der sehr straff dirigiert und über superbe Bläser verfügte.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo,


    Interessanterweise fehlen noch Hinweise und Bewertungen auf Aufnahmen des "Brucknerpapstes" Eugen Jochum.


    Zumindest 2 Mal hat Jochum Bruckners Sinfonien (in Stereo) eingespielt, einmal für die Deutsche Grammophon Gesellschaft, das andere Mal für EMI-Electrola (ich benutze hier bewusst die alten Namen der Label, damit sie nicht ganz in Vergessenheit geraten ;) )



    Jochum war in den siebziger Jahren eine Ikone der Brucknerinterpretation und absolut unverzichtbar.
    Umso mehr wundert mich hier seine Absenz.


    Eine Aufnahme, die ich erst seit einigen Wochen im Besitz habe , ist jene , die Karl Böhm für die DECCA eingespielt hat.
    Abgesehen von der Interpretation, ist zu dieser Aufnahme zu bemerken, daß alle die Karl Böhms Faszination nicht nachvollziehen können, hier ein wunderbares Beispiel dafür, wie farbenprächtig ein Orchester unter ihm klang.
    Die DECCA-Aufnahmetechnik macht das möglich, wesentlich klarer und frappierender kommt es hier aus den Kopfhörern, als man es von Böhms Aufnahmen für die DGG ansonst gewohnt ist.



    Böhms Lesart ist im besten Sinne des Wortes "romantisch",
    wer sowas liebt möge sich mit dieser Aufnahme (Midprice)
    auseinandersetzen


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    Zitat

    Zitat Alfred:
    Jochum war in den siebziger Jahren eine Ikone der Brucknerinterpretation und absolut unverzichtbar.Umso mehr wundert mich hier seine Absenz.


    Natürlich ist er in Gedanken immer dabei, wenn es um Bruckner geht :D. Ich finde seinen Stil auch nicht so verwerflich (es war ja in den letzten Jahren Mode, Jochum sehr zurechtzurücken), als dass ich ihn hier nicht erwähnen könnte, aber ich ging davon aus, das er schon von den Kollegen mit aufgeführt werden würde.
    Von beiden GA ziehe ich die mit der Staatskapelle Dresden vor: sie klingen für Bruckner besser/wärmer als die BP.


    Gruß aus Hamburg
    Uwe

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  • Hallo,
    habe gerade meine neueste Errungenschaft der 4. gehört - Kubelik mit dem SO des BR. Anders als das meiste, was ich von diesem Werk kenne, wählt Kubelik eine weniger auf gewaltige Spannungsbögen ausgerichtete, fast schon "leise", manchmal geradezu kammermusikhafte Interpretation. Das scheint gerade auf die 4. nicht zu passen - aber es passt durchaus!!! Gerade in den langsamen, leisen Passagen überzeugt mich diese Einspielung absolut (die Holzbläser sind wunderbar!). Wenn auch die Tutti-Passagen weniger imposant ausfallen als bei anderen Einspielungen - diese Einspielung ist eine Bereicherung meiner B4-Sammlung!
    Noch ein Wort zur aufgeworfenen Frage nach der Qualität der Skrowaszewski-Einspielung der Bruckner-Symphonien: Großartig!!! Dirigat, Orchesterspiel und Klangqualität sind - nicht nur angesichts des Preises - hervorragend. Die Bruckner-Empfehlung für den, der nur eine GA haben will und wenig Geld zur Verfügung hat! Das gilt mit kleinen Abstrichen auch für Tintner, dessen Orchester bei der ein oder anderen Symphonie tatsächlich etwas schwächer wirkt.
    Gruß
    Achim

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Zu Bruckner Nr. 4 gibt es aber auch noch einiges zu sagen!
    Ich mach mal mit Muti weiter.



    Ricardo Muti - Berliner Philharmoniker - 1984
    Studioaufnahme in der Jesus Christus-Kirche, Berlin. DDD, EMI


    Eine Aufnahme, die schnell in Billigeditionen verramscht wurde.
    Der Orchesterklang, den Muti erzeugt, ist schon eine Pracht. Eine eigentlich schon zu große dynamische Bandbreite, herrliches Blech, es funkelt nur so, ist aber nicht unangenehm militaristisch agressiv.
    Muti ist eher langsam unterwegs, das ermöglicht es ihm aber jeden Höhepunkt auszuzelebrieren. Klanglich eine schöne Visitenkarte der Berliner Philharmoniker, die Interpretation Mutis aber lebt zu sehr von den Fortissimo-Stellen, kein homogenes Gebilde aber durchaus "schöne Stellen".


    Nachtrag: der Schlußsatz hat mich jetzt gar nicht überzeugt, trotz schöner Details in den leiseren Passagen.


    Markus

  • Hallo achim.cremerius und alle Bruckner-Freunde,


    die Solti-Einspielungen, der Bruckner-Sinfonien scheinen uneinheitlich zu sein. Du schreibst das die Sinfonie Nr.4 zu langsam ist und Solti die Leidenschaft fehlt. da Du die Karajan-Aufnahme favorisierst, kann ich mir das vorstellen.
    Ich kenne nicht alle Solti-Einspielungen aber die Sinfonie Nr.9 war auch nicht der Bruckner den ich z.Bsp. von Karajan gewohnt bin.
    :) Hingegen die Sinfonien Nr.6 und 8 mit Solti sind für mich die besten Bruckner-Aufnahmen überhaupt.


    Zum Thema Sinfonie Nr.4: Die Karajan-Aufnahme der Nr.4 ist ein absoluter Feger; wenn dieser auch nachgesagt wird, das nicht alle Orchesterstimmen so präzise rüberkommen, wie bei einigen anderen Beispielinterpretationen, so geht für mich von dieser Aufnahme eine energiegeladene Athmosphäre aus, die ich bei keiner anderen Aufnahme so empfinde - für mich die beste Aufnahme. Die Berliner Philharmoniker spielen an der Grenze der Leistungsfähigkeit einfach eine Klasse für sich.
    :] Ich freue mich, das ich da nicht alleine dastehe: TobeyWilson hat die Karajan-DG-Aufnahme (ich habe diese noch in der Hochpreisversion) auch als Favorit erwähnt und bei achim zählt sie auch zu den Favoriten.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Die 4. Sinfonie von Bruckner ist für mich ein echtes Gegenstück zur „Pastorale“ von Beethoven. Die einleitende Melodie fast wie ein Ohrwurm. „Waldstimmung“ entspricht auch ganz meinem Eindruck, wogende Kornfelder, weite Landschaften mit Gebirgen im Hintergrund, und dann die Gewitterszenen im letzten Satz. Die abschließende Coda gehört für mich ebenfalls zum Schönsten, was Bruckner komponiert hat (durchaus dem vergleichbar, was Anti über die Coda der 8. Sinfonie geschrieben hat, und dem ich mich ganz anschließen kann).


    Die Urversion unterscheidet sich stark von den späteren Fassungen, das Scherzo wurde völlig neu komponiert, und der erste Satz hat einen ganz anderen Charakter. Die spätere Version gilt als eher geglättet, was sich zweifellos für den ersten Satz sagen lässt, während im letzten Satz eher im Gegenteil die Urversion weniger schroff war.


    Dank ihrer Popularität gibt es wirklich viele Aufnahmen, von denen ich zusätzlich erwähnen möchte:


    Oswald Kabasta mit den Münchener Philharmonikern 1943 (in einer Kassette mit Dvoraks 9. Sinfonie und Beethovens „Eroica“, von denen Dvorak für mich ebensfalls zu den absoluten Spitzenaufnahmen zählt.)



    Lovro von Matacic mit dem Philharmonia Orchestra London 1955. Überhaupt ist Matacic immer ein lohnender Bruckner-Dirigent.



    William Steinberg mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra 1958. Diese Aufnahme scheint es nicht als CD zu geben, ich konnte sie in Heidelberg in einem Gebraucht-LP-Laden erwerben. Ein atemberaubendes Scherzo, eine völlig eigene Deutung der abschließenden Coda.


    Hans Knappertsbusch mit den Wiener Philharmoniker, live in Wien 1960. (Dieser Aufnahme ist mir unter den verschiedenen Knappertsbusch-Einspielungen die wichtigste. Die bisweilen hervorgehobene Fassung mit den Berliner Philharmonikern 1944 hielt für mich nicht die großen Erwartungen.)


    Michael Gielen mit dem SWF-SO Baden-Baden 1994. Herausragende Einspielung mit der Urversion, mit der Gielen damals auf Konzerttournee ging. Völlig zu recht bekamen die Hornisten Sonderapplaus.



    Viele Grüße und noch ein schönes Wochenende,


    Walter

    2 Mal editiert, zuletzt von Walter.T ()

  • Hallo


    Ich habe mir heute Karl Böhms Einspielung gekauft, gewissermassen, um die "Sammlung Bruckner 4" abzuschliessen.
    Ich besitze 2x Klemperer, 3x Wand, 3x Jochum, Karajan, Furtwängler, Celibidache,Tintner, Skrowaczewski, Harnoncourt, Muti, Bruno Walter, Inbal.
    Böhm kaufte ich zuletzt und wurde mal wieder richtig überrascht...


    Klar, ich wußte, daß Richard Osborne Böhms Vierte für die beste hält - das will was heißen, wenn jemand wie Osborne das schreibt, dennoch erwartete ich mir nichts umwerfendes...


    Ich habe mich hier gelegentlich als Böhm-Skeptiker und Kritiker geäussert, jetzt komm ich langsam aber kräftig auf den Geschmack, was Böhms Kunst ausmacht.
    Ich halte Böhms Aufnahme bei Decca (oben bereits abgebildet) schlicht für eine der schönsten und sorgfältigsten Schallplattenaufnahmen, die ich kenne. Mir fehlen die Worte, bzw. ich will nicht Richard Osborne und Deryck Cooke nachplappern. Am besten gefällt mir der zweite Satz: wie lässig charmant Böhm hier durchschlendert und doch alle Zügel in der Hand hat und sich als großer Architekt präsentiert, das hätte ich nie erwartet! Mein Respekt!


    Nun denn, das war die "Trunkenheit der ersten Stunde" mit der neuen Aufnahme, mal sehen, wie sich bei mir zuhause fortan Böhm mit Celibidache und einigen anderen das Siegertreppchen teilen wird.

  • Ich mag die Vierte auch besonders gerne, insbesonere, wenn das Horn zu Beginn die richtige Stimmung trifft.


    Alle bisher genannten Einspielungen kann ich ohne Einschränkung empfehlen.


    Wer für kleines Geld (3,96EURO) mal in den Genuss einer amerikanischen Aufnahme kommen möchte, kann im Moment beim Apfel-Shop eine #4 mit Andreas Delfs und dem Milwaukee SO herunterladen und auf CD brennen.


    Bei ienem weiteren amerikanischen Online-Anbieter (bei Interesse PN) gibt es die sonst nicht erhältliche Einspielung mit Stanislaw Wislocki und dem Polish Radio and TV National Symphony Orchestra in Katowice.


    Beide Aufnahmen sind absolut hörenswert.


    Wenn ich eine neue B4 habe, höre ich zu Beginn immer in die Coda des Finales. Achtet mal bei Celi/München auf die Streicher!! Es gibt bei meinen Aufnahmen dieser Symphonie (78 an der Zahl) nur noch eine einzige, bei der es ähnlich klingt, das ist die Aufnahme mit den Jungen PÖ unter Marthé aus 1996, zu beziehen über das Orchester.


    Nicht gefallen hat mir die Sony CD mit Salonen /Los Angeles, die war mir zu farblos.


    Hervorheben möchte ich noch die Einspielung mit Herbert Kegel und dem RSO Leipzig, ich weiss nicht, ob die CD im Handel ist, ich habe sie in der Box 3-9.

  • Jedesmal wenn ich die Vierte höre, denke ich mir, dass Williams sein Hauptmotiv aus Star Wars von dieser geklaut hat. Es ist schon sehr offensichtlich, woher die Star Wars Melodie kommt, nämlich von Bruckner.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Kennt evtl. jemand die Einspielung von Dohnányi mit dem Cleveland Orchestra und kann etwas über deren Qualität sagen?

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Ja, ich kenne und besitze die Aufnahme. Ich werde mir nächste Woche den Herrn von Dohnányi mal wieder zu Gemüte führen und dann berichten.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Masetto
    Jedesmal wenn ich die Vierte höre, denke ich mir, dass Williams sein Hauptmotiv aus Star Wars von dieser geklaut hat. Es ist schon sehr offensichtlich, woher die Star Wars Melodie kommt, nämlich von Bruckner.


    Naja, Williams und Bruckner ist eher weniger mein empfinden. Das "Star-Wars Haupt-Thema" erklingt auch mit etwas Phantasie verlangsamt im Kopfsatz des zweiten Klavierkonzerts von Brahms. Ansonsten sind natürlich nach wie vor Holsts Planeten Williams Baukasten.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Über Bruckner schreiben, fällt mir schon schwer - ob er zu den Komponisten gehört, denen ich nahe stehen darf, weiß ich nicht. Dennoch ist seine Musik schon etwas sehr besonderes für mich.
    Das mir dennoch der Zugang zu seiner Vierten am Anfang schwer fiel, mag überraschen - ich glaube, es kann an dem langsamen Satz gelegen haben, warum, vermag ich nicht zu erklären. Das ist relativ langsam gewachsen.
    Ich weiß, wie umstritten Celibidache bei Euch ist, mag ich seine Einspielungen der Bruckner-Symphonien (Münchner Fassung) aber sehr. Gerade die Vierte halte ich bei ihm sehr gelungen. Augenblicke, wie der Choral am Ende der Durchführung erster Satz oder die Schlussapotheose vierter Satz und ihr Nachklang in mir werden mir unvergesslich bleiben. Ich möchte hier eigentlich nur sagen, dass nach meinem tiefsten ineneren Empfinden hier so etwas wie die Quadratur des Kreises gelungen ist. Eine andere gelungene Aufnahmen möchte ich G. Wand mit den Berlinern Philharmonikern zählen.


    Liebe Grüße, schönen Sonntag
    Bernd Hemmersbach (hemmi)

  • Hallo zusammen,


    meine Favoriten wurden schon erwähnt:


    - Celibidache, MPO
    - HvK, BPO
    - Wand, BPO


    Wer mit Celi Probleme hat, möge mal in seine Aufnahme mit einem schwedischen Orchester reinhören, die von DG in deren Celi-Edition erschien. Tempi längst nicht so breit wie in seinen Müchner Jahren, aber das Finale ist sehr, sehr schlüssig aufgebaut.

  • Hallo,


    weil der Name in diesem Zusammenhang (in diesem Thread) meines Wissens noch nicht gefallen ist: Sinopoli (mit der Staatskapelle Dresden).
    Bei Sinopoli bin ich in Sachen Bruckner unentschieden. Seine Einspielung der 5. sagt mir zu, die der 9. weniger; letztere hat mich merkwürdig unberührt gelassen. Die 4. läuft gerade im Hintergrund. Diese gefällt mir wieder besser, ist mir aber manchmal etwas zu betulich.


    Und dann gleich noch ein Name, der insofern noch nicht fiel (es wohl auch nicht konnte): Rattle. Ich bin wirklich gespannt, wie er sich mit seinen Berlinern im Oktober mit der 4. so macht. Anders als die 7., die ich kürzlich mit ihm in der Philharmonie hören konnte, hat er die 4. bislang so weit ich das sehe noch nicht eingespielt. Seine Sicht der 7. hat mir gut gefallen, sehr rhythmisch, in keiner Weise pathetisch. Allerdings weiß ich nicht recht, ob das Gefühl nicht etwas auf der Strecke blieb (muss man noch mal hören). Wie sich seine Haltung auf "die Romantische" auswirkt - mal sehen.


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Zitat

    Original von lohengrins
    [...], hat er [Rattle] die 4. bislang so weit ich das sehe noch nicht eingespielt. .[...]


    Doch, hat er :D, gleich drei mal, einmal mit den Berlinern 2004, bei Karna erschienen, mit den Wienern ebenfalls 2004 (Karna) und 2001 mit dem Rotterdam Phil, erschienen bei en Larmes.
    Leider habe ich keine der genannten Aufnahmen :(


    Die Info ist von abruckner.com.

  • Hallo Holger,


    danke für die Info. Dann kennt sich Rattle mit der 4. ja wohl doch schon aus (und nicht nur sein Orchester ;)).


    Wobei ich gestehen muss, dass mir auch "Karna" überhaupt nichts sagt. Mal nachforschen. Vielleicht wird die EMI denn auch bald einen Bruckner-Zyklus der Berliner unter Rattle auflegen (wohl eher nicht).


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Zitat

    Original von Uranus
    Kennt evtl. jemand die Einspielung von Dohnányi mit dem Cleveland Orchestra und kann etwas über deren Qualität sagen?


    Hallo Uranus,


    inzwischen habe ich die Aufnahme mal wieder gehört und finde wenig erbauliches an ihr.


    Von Dohnányi dirigiert mit 18'13'', 15'15'', 10'02'' und 19'31'' einen recht zügigen und gut durchstrukturierten Bruckner. "Sein" damaliges Orchester, erweist sich in allen Belangen als Spitzenensemble.
    Aber wenn ich mir die Frage stelle "Warum hat CvD Bruckners 4. aufgenommen?", dann finde ich keine Antwort. Die Sinfonie klingt lieblos herunter geleiert, uninspiriert, wie ein hundertfach abgespieltes Repertoirestück. Die Aufnahmetechnik tut ein übriges zu dieser Einschätzung, denn die Einspielung klingt wie in Watte gepackt.


    Von den Bruckner-Aufnahmen, die ich von ihm kenne (3-5, 7-9) ist die 4. imo die schwächste. Erheblich lohnenswerter ist die Auseinandersetzung ibs. mit der 3. und 5. Sinfonie.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler



  • Da muss man natürlich dazu schreiben, welche Version er verwendet. Bei Nowak wären die 63 Minuten allerdings doch ziemlich auf der flotten Seite.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Also ich habe zwei Versionen mit den Berliner Philharmonikern, einmal unter HvK und einmal unter Jochum. Ich tendiere leicht zu Jochum... bei HvK sind die (Blech-)Bläser strahlender, bei Jochum deftiger. Jochum hat etwas mehr Kick (Power) würde ich sagen. Aber beides Top-Interpretationen.

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Da muss man natürlich dazu schreiben, welche Version er verwendet. Bei Nowak wären die 63 Minuten allerdings doch ziemlich auf der flotten Seite.


    Ich vergaß die obligate Versionsangabe ;) .


    CvD verwendete die Haas-Edition.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo,


    auch bei Haas ist es noch zügig, aber da gibt es einige Aufnahmen in dieser Zeitliga (z.B. Böhm) und auch eine ganze Reihe flotterer (Klemperer schaffte es 1948 einmal in 53' ! ).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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