STOLZ, Robert - ZWEI HERZEN IM DREIVIERTELTAKT

  • Robert Stolz (1880-1975):


    ZWEI HERZEN IM DREIVIERTELTAKT
    (Der verlorene Walzer)
    Operette in drei Akten
    Libretto von Paul Knepler, Ignaz Michael Welleminsky und Robert Gilbert


    Uraufführung am 30. September 1933 in Zürich


    DIE PERSONEN DER HANDLUNG


    Anny Lohmayer, Operettendiva (Sopran)
    Toni Hofer, Operettenkomponist (Tenor)
    Nicki Mahler, Librettist (Tenor)
    Vicki Mahler, sein Bruder, ebenfalls Librettist (Tenor)
    Hedi, beider Schwester (Mezzosopran)
    Der Theaterdirektor (singender Komiker)
    Blaustingl, Theatersekretär (singender Komiker)
    Weigl, Theaterdiener (singender Komiker)
    Franz Gschwendtner, Heurigensänger (Bariton)
    Brigitte, Wirtschafterin (Mezzosopran)
    Baron Hartenberg (Schauspieler)
    Fredy Pachinger (Schauspieler)
    Dr. Mitislav Isakiewicz, Notar (Schauspieler)
    Mizzi Reitmayr, eine Soubrette (Schauspielerin)
    Kammersänger Blinder (Schauspieler)
    Ein Inspizient (Schauspieler)
    Chor und Statisten: Wirtshausgäste, Kellner, Theatervolk


    Die Handlung spielt im Jahre 1932.


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT


    Erstes Bild: Im Hause der Schriftsteller-Brüder Mahler.


    Die schriftstellernden Brüder Vicki und Nicki Mahler sind zwei richtige Streithähne, aber trotzdem unzertrennlich. Momentan herrscht jedoch mal eitel Sonnenschein, weil sie sich über den Besuch ihrer Schwester Hedi freuen, die sich nach langer Zeit mal wieder sehen läßt. Sie wird sicherlich wieder richtig Leben ins Haus der gerade an einem Operetten-Libretto verzweifelden Brüder bringen. Diese Verzweiflung hat allerdings, nimmt man es genau, kaum etwas mit dem Text, wohl aber mit den Launen einer Frau, nämlich der Operettendiva Anny Lohmeyer, zu tun: die kapriziöse Künstlerin ist mit der ihr zugedachten Rolle partout nicht zufrieden, weshalb sie in dem neuen Stück auch nicht auftreten will.


    Es wird aber sehr schnell deutlich, daß diese ablehnende Haltung nur vorgeschoben ist; in Wirklichkeit fühlt sich Anny Lohmeyer vom Komponisten der Operette, Toni Hofer, als Frau zurückgesetzt und glaubt, ihrem Toni eine Lektion erteilen zu müssen. Der ist jedoch wegen eines neu komponierten Liedes so richtig in Hochstimmung: er findet das für Anny geschriebene Stück sehr gelungen. Weil in diesem Lied jedoch viel von Trennung und Scheidung die Rede ist, findet es die Widmungsträgerin einfach nur grottenschlecht. Und da ihre Ansicht mit der des Komponisten nicht kompatibel ist, führt die Diskussion zu einem handfesten Krach.


    Dieses Künstler- und Eifersuchts-Drama wird durch ein Anruf des Herrn Theaterdirektors unterbrochen, der sich über den Fortschritt des Werkes erkundigen will. Es ist schon recht merkwürdig: der Anruf des Theater-Gewaltigen bewirkt im Nu eine Versöhnung der Streithähne. Der Gedanke an künstlerische Ausbootung oder gar Entlassung läßt sie alle eiligst an ihre Arbeit zurückkehren.

    Zweites Bild:
    Im Büro des Theaterdirektors.


    Der nach außen hin so forsche Herr Theaterdirektor spielt aber auch nur eine Rolle: mehr Schein als Sein. Um das immer größer werdende Loch in seiner Kasse zu füllen, benötigt er dringendst ein Werk mit durchschlagender Wirkung. Nur ist sich der Herr über den Spielplan nicht sicher, ob Hofers neue Operette wirklich die so dringend benötigte Neuheit ist. Diese Unsicherheit haben die Autoren natürlich überhaupt nicht, sie sind im Gegenteil von ihrem Werk völlig überzeugt. Im Büro ist also eine muntere Diskussion im Gange. Schließlich gelingt es Hofer und den Mahler-Brüdern, den Theaterdirektor zur Annahme der Operette zu bewegen. Komponist Hofer muß allerdings kleinlaut gestehen, daß seinem Werk noch eine zündende Walzermelodie fehlt.


    Drittes Bild: In einem Heurigenlokal.


    Unter den gutgelaunten Gästen des Heurigenlokals sind auch Anny und Toni. Aber sie wirken irgendwie übel gelaunt und schweigen sich an. Anny läßt ihre innerliche Überzeugung erkennen, daß es mit ihr und Toni endgültig vorbei ist und hat für sich schon mit der Liebelei abgeschlossen.


    In diesem Augenblick sieht Toni den Heurigensänger Gschwendtner und erkennt in ihm einen alten Kommilitonen aus Studienzeiten. Er tritt auf ihn zu und gibt ihm im folgenden Gespräch zu verstehen, daß ihm die musikalisch Ideen in der letzten Zeit einfach nicht mehr so zufliegen wie früher. Daraufhin erzählt Gschwendtner von einem Freund, der sich in solchen Situationen einfach eine neue Liebe suchte. Und genauso, meint Gschwendtner, solle es Toni doch auch halten. Anny, die das Gespräch von beiden unbemerkt mitbekommen hatte, findet die Idee des Heurigensängers gut und gibt Toni nun selbst den gleichen Rat.


    ZWEITER AKT


    Viertes Bild: Im Hause der Brüder Mahler, wie im ersten Bild.


    Hedi ist inzwischen eingetroffen und läßt sich von ihren Brüdern verwöhnen. Dabei äußert sie ihre Vorfreude auf die Premiere der neuen Operette. Daß sie allerdings noch mehr auf die Bekanntschaft mit dem Komponisten Hofer erpicht ist, dessen Musik sie schon immer geliebt hat, verrät sie ihren Brüdern nicht. In diesem Punkt ist das Publikum im Vorteil, da es dieses Detail aus Hedis Mund, „beiseite gesprochen“, erfahren durfte.


    Hedi muß aber von ihren Brüdern auch hören, daß sie im Moment schlecht auf Toni zu sprechen sind, weil er noch immer nicht den Einfall für den zündenden Walzer, der dem neuen Werk „Pep“ verleihen soll, gehabt hat. Und daß er heute überhaupt nicht ans Arbeiten denkt, weil er nämlich in seinem Haus ein Souper geben will, läßt für Nicki und Vicki das Faß des Ärgernisses überlaufen. Aber sie haben sich vorgenommen, das Souper umzufunktionieren: anstatt der vorgesehenen Gäste soll nur die Soubrette Mizzi Reitmayer bei ihm erscheinen und für die nötige Inspiration sorgen. Die notwendigen Vorbereitungen werden sofort in Angriff genommen.


    Hier kommt wieder Hedi ins Spiel, denn sie hat den Plan ihrer Brüder durch Lauschen mitbekommen und ist entschlossen, anstelle der Mizzi bei Toni zu erscheinen und ihm die nötige Inspiration zu liefern. Sie sorgt also dafür, daß die Soubrette Mizzi wieder ausgeladen wird, macht sich selber für das Souper schick und begibt sich an deren Stelle auf den Weg zu Hofer.


    Fünftes Bild: In einem Zimmer bei Hofer.


    Toni ist natürlich in froher Erwartung seiner Gäste, doch er wartet vergeblich, und ebenso vergeblich wartet er auf einen Einfall für den zündenden Walzer. Da erscheint Hedi und stellt sich ihm als liebreizende „Fee Florabella“ vor, die mit ihm zu soupieren gedenkt. Mit all ihrem Charme und Liebreiz macht Hedi das Festmahl zu einem Erfolg und bittet Toni schließlich, er möge ihr doch aus seinem reichen Musikschatz vorspielen. Und auf einmal kommen ihm die schönsten und zündendsten Melodien in den Sinn: Toni hat endlich den noch fehlenden Walzer gefunden! Aber so plötzlich wie sie gekommen ist, enteilt die „Fee“ auch wieder.


    DRITTER AKT


    Sechstes Bild: Im Hause der Brüder Mahler, wie im ersten Bild.


    Stolz und froh begibt sich Toni noch am gleichen Abend zu den Mahler-Brüdern, um ihnen den neuen Walzer vorzuspielen. Zu seinem Entsetzen fällt ihm jedoch, als er sich an das Klavier setzt, die Melodie nicht mehr ein. So etwas, entschuldigt er sich, ist ihm ja noch nie passiert! Hätte er doch bloß die Walzerpartie sofort aufgeschrieben! Ratlosigkeit befällt die drei Männer. Toni sieht nur noch eine Möglichkeit: nur die gute „Fee Florabella“ kann ihm aus der Misere helfen. Doch leider weiß er nicht einmal, wie sie in Wirklichkeit heißt, noch, wo sie wohnt.


    Siebtes Bild: Immer noch bei den Mahler-Brüdern.


    Der Theaterdiener Weigl bringt eine neue Wendung ins Handlungsgeflecht: er hat Hedi bei Hofer gesehen, und berichtet ihr vom Pech des Komponisten, sich nicht mehr an die Melodie seines Walzers erinnern zu können. Hedi bittet den Theaterdiener um Diskretion, wenn das nämlich bekannt wird, ist es um Hofers Reputation geschehen.


    Währenddessen haben Nicki und Vicki die Vorbreitungen für den 18. Geburtstag ihrer Schwester abgeschlossen und man sitzt gerade in gemütlich-familiärer Runde zusammen - da bringt der Notar Dr. Mitislav Isakiewicz die geradezu umwerfende Nachricht, daß Hedi gar nicht die leibliche Schwester der Mahler-Brüder ist. Während die junge Dame aus allen Wolken fällt, können Vicki und Nicki dieser Wendung viel Gutes abgewinnen: beide sind nämlich in die hübsche junge Frau verliebt und können sich jetzt durchaus eine Heirat mit ihr vorstellen. Allerdings kann ja nur einer gewinnen - die Streithähne kommen also sehr schnell wieder in ihr Element...


    Achtes Bild: Im Theater.


    Obwohl bereits die letzte Probe der neuen Operette abläuft, hat sich Toni immer noch nicht an die Walzermelodie erinnern könnnen. Immer wieder setzt er sich ans Klavier und versucht sich spielend die Walzerpartie ins Gedächtnis zurückzurufen, doch ohne Erfolg.


    Auf einmal ist, zunächst leise aus dem Hintergrund, dann näher kommend, Gesang zu hören. Wie elektrisiert eilt Toni ans Klavier, denn die Stimme repetiert jene ihm völlig entschwundene Melodie. Dann steht plötzlich die „Fee Florabella“ im Raum und fällt Toni um den Hals. Dieses gute Ende für Hedi und Toni bedeutet allerdings für Nicki und Vicki, daß sie ihre Heiratspläne nun begraben müssen - und dieser Streit auch ein Ende hat.


    INFORMATIONEN ZUM WERK


    Das Libretto der hier vorgestellten Operette beruht auf dem Drehbuch von Walter Reisch und Franz Schulz für den gleichnamigen Film, bei dem Geza von Bolvary die Regie führte. Die Hauptrollen waren mit Walter Janssen, Gretl Theimer, Irene Einsinger, Willi Forst, Szöke Szakall und Oskar Karlweis besetzt. Robert Stolz hatte die Musik komponiert und sie drei Jahre später fast unverändert in die Bühnenfassung übernommen.


    Stolz, einer der letzten großen Meister der „Silbernen Operette“, dem die Melodien nach eigener Aussage „nur so zuflogen“, schwelgt hier nicht nur in wunderbarer Walzerseligkeit, sondern läßt auch Blues, Foxtrott und Slowfox als tänzerische Weisen erklingen. Neben dem Titel, dem die Operette ihren Namen verdankt, können als musikalische Höhepunkte noch genannt werden:


    Meine kleine Schwester heißt Hedi
    Heute besuch' ich mein Glück
    Auch du wirst mich einmal betrügen
    Wenn man zweimal leben könnte
    Du bist meine schönste Träumerei


    © Manfred Rückert für Tamino-Operettenführer 2012
    unter Hinzuziehung folgender Quellen:
    Website des Musikverlags Felix Bloch Erben
    Wikipedia über den Film/die Operette

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    MUSIKWANDERER

  • Von der obigen Aufnahme in folgender Besetzung kann ich leider kein Cuver einstellen. Hier die Besetzung: Renate Holm, Melitta Muszely, Rudolf Schock, Ferry Gruber und Adolf Dallapozza. Ferner spielt das Orchester der Wiener Volksoper unter der Ltg. von Robert Stolz.


    Hier gibt es die Operette in einer anderen Besetzung:


    W.S.

  • Alles was Stolz komponiert hat war sehr gefällig oft sogar anrührend. Auch Wunderlich, Prey, Metternich und sogar Gottlob Frick haben oft und gerne Stolz Kompositionen gesungen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!