Karl May zum 100. Todestag

  • Heute vor 100 Jahren ist er gestorben. In meiner Jugend war er für mich der Schriftsteller überhaupt, ich habe alle seine über 70 Romane mehr oder weniger verschlungen!


    Zitat

    Karl May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul) zählte jahr­zehnte­lang zu den meist­gelesenen Schrift­stellern deutscher Sprache. Bekannt wurde der ehemalige Lehrer und Klein­kriminelle haupt­sächlich durch seine soge­nannten Reise­erzählungen, die vor­wiegend im Orient, in den Vereinigten Staaten und im Mexiko des 19. Jahr­hunderts angesiedelt sind. Vor allem seine oft in der Ich-Form geschriebenen Romane über die Freund­schaft Old Shatterhands mit dem Apachen­häuptling Winnetou wurden so populär, dass viele damalige Leser sie für Tatsachen­berichte hielten.

    (Quelle: Wikipedia)



    Fas ebenso poulär wie seine Winnetou-Romane sind die Reiserzählungen des Kara Ben Nemsi und seinem Gefährten Hadschi Halef Omar - mit geradezu verblüffender Ortskenntnis!


    LG


    "Mein" Winnetou sah übrigens ganz anders aus als Pierre Brice in den späteren Vefilmunbgen, mein Old Shatterhand hatte damals in meiner jugendlichen Phantasie auch keine Ähnlichkeit mit Lex Barker....

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Die meisten der Bücher von Karl May gibt es übrigens als kostenlose e-books zum download.
    Allein amazon bietet 39 Werke als Kindle-Edition kostenlos an.
    Nur die reich illustrierten Luxusausgaben müssen bezahlt werden, z.B. Winnetou 1 - 4 kosten ca. 1.80 €, die Wüsten-Bände 1 - 6 € 2,80.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Servus Harald,


    ich verschlinge sie immer noch. Allerdings nicht als E-book, wäre wahrhaftig ein Sakrileg. Um Gottes Willen, die grünen Bände müssen es sein, sonst kommt keine Stimmung auf, das wäre sonst, als wollte man einen Mouthon-Rothschild aus der Kaffetasse trinken.


    Übrigens gibt es jetzt auch noch den Karl May Atlas, der aber leider nicht übermäßig gut strukturiert ist.


    ffpx
    hami1799

  • Lieber Hans,


    da stimmen wir vollkommen überein. Ich selbst nehme immer einige Bände mit in Urlaub. Allerdings bin ich da nicht so genau wie du, ich lese ihn auch als Taschenbuch oder - wie diesmal - um Platz im Fluggepäck zu sparen, auch als e-book. Übrigens sind die e-books von Kindle wie auch die Gesamtausgabe in der digitalen Bibliothek auf DVD unverfälschtes Original. Hier sind dir dann "Thür" und "Thor" geöffnet und du lernst verschiedene Ganoven zu "identificiren".
    Weniger bekannt ist, dass Karl May auch ein Ave Maria geschrieben hat, das man in der digitalen Bibliothek ebenfalls (ich habe jetzt nicht nachgesehen, aber ich glaube, es war sogar mit Noten) findet.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich liebe diese grünen Bände und besitze auch die meisten davon. Inzwischen sind die in und um Deutschland handelnden Romane meine Lieblinge geworden. Es ist immer noch spannende Unterhaltung.


    Herzliche Grüße -


    Erich

  • (...) Weniger bekannt ist, dass Karl May auch ein Ave Maria geschrieben hat, das man in der digitalen Bibliothek ebenfalls (ich habe jetzt nicht nachgesehen, aber ich glaube, es war sogar mit Noten) findet.

    Es gibt aus dem Karl-May-Verlag, wenn ich mich richtig erinnere (will mich aber wegen des Verlags nicht festlegen), sogar eine CD mit sämtlichen Kompositionen von Karl May. Daß nur eine Scheibe gefüllt wurde, zeigt, daß es nicht gerade ein umfangreiches Werk ist, das uns der Schriftsteller hinterlassen hat; seine wahren Künste waren wohl tatsächlich mehr das phantasievolle Schreiben...


    Liebe Grüße vom

    .


    MUSIKWANDERER

  • Hallo,


    auch ich bin seit meinem 11. Lebensjahr ein überzeugter Anhänger Karl Mays. Bis zu meinem 18. Lebensjahr hatte ich alle 74 Bände gelesen, die es bis zu diesem Zeitpunkt gab. Karl Mays Weltanschauung faszinierte mich dabei ebenso, wie die ungeheure Vielseitigkeit seines Werkes. Neben den bekannten Schöpfungen vor dem Hintergrund Nord- und Südamerikas, des Balkans und des Orients, gibt es da noch in Deutschland spielende Kriminalromane, Heimatgeschichten, Historische Romane und Werke, die man, aus dem heutigen Blickwinkel, der Fantasy zuordnen kann. Karl ist viel mehr als nur Winnetou und Old Shatterhand. Es tut sich eine Vielseitigkeit, ein eigener Kosmos auf, der, meiner Meinung nach, dem von Tolkien in nichts nachsteht ! Ich kann jeden nur ermutigen, sich auf das überreiche Werk Karl Mays einzulassen !


    Gruß,


    Antalwin


    Antalwin

  • Wie bin ich überrascht und erfreut, daß unter den Taminos Freunde von Karl May lauern! In "intellektuellen" Kreisen mußte ich bisher immer schweigen, wenn einige behaupteten, Albert Einstein und Ernest Rutherford lägen ständig auf dem Büchertisch.


    Ich aber wollte Karl May!! Nun kann ich dazu stehen, auch wenn ernichts mit Tamino zu tun hat. Es lebe Hadschi Halef Omar ben Hadschi Abbul Abbas ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hej La Roche,


    Einstein und Rutherford, wie kommst Du denn auf die?


    Einer der pausenlos mit Alphateilchen rumballert und die meiste Zeit daneben schießt, kann doch nicht auf Ruhm und Ehren hoffen.


    Und Albert? Ich sage nur 2 Wörtchen: Kosmologische Konstante !!! :no:


    Also, die sind vom Tisch. :thumbsup:


    Morgen abend dafür einer, der sich noch nie geirrt hat.


    ffpx
    hami1799

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  • Ich habe natürlich früher auch alles von ihm gelesen, was mir unter die Finger kam. Als ich aber als gestandener Mann versuchte, es noch einmal aufs neue zu versuchen, bin ich elend gescheitert.
    Nein es funktioniert bei mir heute nicht mehr.
    Ich finde es unglaublich langatmig, langweilig.
    Schade.....

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Einstein und Rutherford, wie kommst Du denn auf die?


    Guten Morgen, lieber hami1799,


    als Naturwissenschaftler (Chemiker) kommt man an Ernest Rutherford nicht vorbei, und Einstein kennt man nicht nur durch seine belegte Zunge. Aber auf dem Lesetisch sind sie tatsächlich seltener. War auch nur ein Geck. Also lassen wir die Literatur der Gebildeten bei Goethe, Inga Lindström Rosamunde Pilcher und Karl May, streng getrennt nach Damenliteratur und Herrenvorliebe. Goethe lesen alle,die es wollen, unabhängig vom Geschlecht- Lindström und Pilcher wohl meistens unsere heißgeliebten Damen. Uns Herren bleibt das Herrliche, Karl May, vielleicht noch Harry Potter. Und an besonders gebildeten Abenden die Biographie von Richard Wagner, Anton Bruckner, Gustav Mahler oder Richard Strauß (ich bin übrigens auch leidenschaftlicher Skatspieler). Oder Hugo von Hofmannsthal.


    Und wenn unsere Damen einen guten Abend haben, lesen sie das auch und nehmen es uns weg. Traurig.


    Viele Grüße von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich habe vielleicht 50 Bände gelesen und finde heute immer noch vieles außerordentlich lesenswert, es ist meist unglaublich detailreich und farbig geschrieben. Zur reinen Muße nehme ich mir ab und zu mal wieder einen Band in die Hand und lese nach, wie Old Shatterhand/ Kara Ben Nemsi der wurde, der er ist, mit Halef den Mübarek enttarnte oder mit Old Death den KuKluxKlan aushob...

  • War auch nur ein Geck.


    Lieber La Roche,


    von mir doch auch. Wie könnte man dem ´Erfinder´ des Protons seine Bewunderung versagen?


    Etwas anderes nagt an meiner Seele. Wenn Du den Beitrag von Klaus2 gelesen hast, wirst Du meine Betrübnis verstehen. Wie kann man nun dieser Verblendung entgegentreten?
    Langatmig, langweilig? Na, das doch nicht. ?(


    Sein (Mays) Moralisieren ist dagegen selbst für mich eine Zerreißprobe, ich überspringe dann immer die entsprechenden Seiten. Aber langweilig?


    Das Erstaunliche an Mays Werken ist gerade seine Kunst, die Intrigen vielfältig zu verschachteln und dennoch nie den roten Faden zu verlieren, da ist er nicht weit von Dumas.


    Lieber Klaus2, auch für Dich gibt es Rettung, wende Dich nur vertrauensvoll an uns, auf dass Dir das Feuer unserer Begeisterung in Dir den Funken des beginnenden Verständnisses entfachen möge.
    (Irgendwas stimmt an diesem Spruch nicht ganz, ich komm nur nicht drauf!)


    ffpx
    hami1799

  • So schön die grünen Bände des Karl-May-Verlages auch sind- den Originaltext des Maysters enthalten sie nicht immer, denn der wurde stark bearbeitet, auseinandergepflückt und umgeschrieben. Traurig, aber wahr. :(


    Hierzu nur zwei Beispiele:
    - Aus dem dreiteiligen Werk "Old Surehand" wurde der mittlere Band entfernt, so daß nur zwei Bände unter dem Titel "Old Surehand" veröffentlicht wurden. (Der Mittelteil, der die Haupthandlung links liegen lässt, wurde in abgeänderter Form in "Kapitän Kaiman" aufgenommen.)
    - Die Namen in dem dreibändigen Werk "Der Derwisch", "Im Tal des Todes" und "Zobeljäger und Kosak" (eine Bearbeitung von Mays Werk "Deutsche Herzen, deutsche Helden") wurden verändert: So wurde z.B. aus Lord Eagle-Nest der wohlbekannte Sir David Lindsay.


    Falls man nun - soweit möglich - den Original-May lesen möchte, ohne sich in immense Unkosten für gedruckte Exemplare zu stürzen, so kann man getrost auf die CD-ROM Ausgabe "Karl Mays Werke" der Digitalen Bibliothek (Verlag der Directmedia Publishing GmbH) zurückgreifen. :)


    Damit soll aber niemandem der Spaß an den "klassischen" grünen Ausgaben genommen werden, die auch ihre Meriten haben. So manch abschreckende Länge oder schwerer lesbare Passage wurde hier leserfreundlich bearbeitet. Das kann man auch positiv sehen - wenn man möchte...

  • Zit. Klaus 2: "Als ich aber als gestandener Mann versuchte, es noch einmal aufs neue zu versuchen, bin ich elend gescheitert."


    Ach ja, lieber Klaus, da hast Du eine interessante Leseerfahrung publik gemacht. Ich kam vor etwa zwei Jahren auf die Idee, einige meine Jugendlektüre-Werke noch einmal unter der Fragestellung zu lesen, ob sie noch immer zu leisten vermögen, was sie bei damals an Begeisterung bei mir geweckt haben. Darunter waren auch zwei Karl May- Werke.


    Ergebnis: Von Angesprochen-Werden oder gar Begeisterung keine Spur. Als alter - vor allem mit sehr viel Lebens- und Lesererfahrung vollgepackter - Mensch liest man anders. Grundsätzlich stellt sich eine kritische Distanz zum Werk ein. Man liest bewusst und registriert literarische und sprachliche Stärken und Schwächen des jeweiligen Werkes. Meine Begeisterung kam als blasse Erinnerung wieder. Nachvollziehbar war sie in keiner Weise.

  • So schön die grünen Bände des Karl-May-Verlages auch sind- den Originaltext des Maysters enthalten sie nicht immer, denn der wurde stark bearbeitet, auseinandergepflückt und umgeschrieben. Traurig, aber wahr. :(


    Hierzu nur zwei Beispiele:
    - Aus dem dreiteiligen Werk "Old Surehand" wurde der mittlere Band entfernt, so daß nur zwei Bände unter dem Titel "Old Surehand" veröffentlicht wurden. (Der Mittelteil, der die Haupthandlung links liegen lässt, wurde in abgeänderter Form in "Kapitän Kaiman" aufgenommen.)


    Ja. Meines Wissens wurden auch die Texte, bei denen man etwas behutsamer vorging (etwa die meisten Reiseerzählungen wie die 6 Orient-Bände) bearbeitet, sprachlich geglättet, Übertreibungen gemildert, teils gekürzt.



    Zitat

    - Die Namen in dem dreibändigen Werk "Der Eremit", "Im Tal des Todes" und "Zobeljäger und Kosak" (eine Bearbeitung von Mays Werk "Deutsche Herzen, deutsche Helden") wurden verändert: So wurde z.B. aus Lord Eagle-Nest der wohlbekannte Sir David Lindsay.


    Die Kolportage-Romane wurden alle massiv bearbeitet, gekürzt und umgestellt. Bei "Schloss Rodriganda" usw. ("Das Waldröschen") sind meiner Erinnerung nach zwar die wesentlichen Handlungsstränge enthalten, aber gekürzt wurde auch. Ich habe mir vor einigen Jahren eine Ausgabe, die näher am Original ist, besorgt, aber nicht bis zum Ende durchgehalten. Es ist nämlich alles noch viel kitschiger und übertriebener als bei den gekürzten Versionen.
    Der allerderbste Eingriff, der mich wirklich ärgert, betrifft ebenfalls "Deutsche Herzen, Deutsche Helden". Das ist nämlich das Kunstprodukt "Allah il Allah", eigentlich die zweite große Episode im Kolportageroman wurde der Band auf KBN und Halef umgeschrieben und als Lückenfüller zwischen der Algerien- und der Ägypten-Episode (Rettung der Frau aus dem Harem) präsentiert!!!


    Ich habe so 2005/6 rum einige Bände wiedergelesen. Zuerst die ersten drei Orientbände. Die gefielen mir teilweise durchaus noch gut. "Durchs Wilde Kurdistan" ist ein solider, geschlossener Abenteuerroman, bei "Durch die Wüste" und "Von Bagdad nach Stambul" sind nicht alle Episoden gleichermaßen überzeugend. Die ersten beiden des letztgenannten Bandes, zunächst der Tod von Mohammed Emin und dann die "Todeskarawane" + Pest finde ich immer noch eine der düstersten und packendsten Abschnitte bei May.
    Und es ist eine der wenigen Stellen, wo KBN Fehler unterlaufen und es übel ausgeht.
    Aber am Ende (Stambul und dann nach Edirne) wird es für mich schwächer und unplausibel, weil nun auf einmal, nach zweineinhalb Bänden wieder die Gauner vom Anfang gejagt werden müssen... auf den Rest habe ich verzichtet (ich mochte aber als Kind schon die Balkanbände weniger gern).


    Daraufhin las ich dann Old Surehand (in der zweibändigen Fassung), weil ich das als eine der besten Westernerzählungen in Erinnerung hatte. Ich habe durchgehalten, aber ich fand es schwer erträglich. Diese unerträgliche Überlegenheit des Ich-Erzählers in jeglicher Hinsicht. Die religiösen Passagen (mit dem gottlosen Old Wabble usw.), grauenvoll. Der Humor (die verkehrten Toasts, Dick Holbers und Pitt Hammerdull (umgekehrt)). Noch schlimmer ist Kara Ben Nemsi auf Sklavenjagd "Im Lande des Mahdi" (ohne Halef, deswegen vermutlich schlechter).
    Jetzt, als ich es schreibe, fällt mir ein, dass ich damals (oder jedenfalls vor nicht allzulanger Zeit, also nicht vor 25 Jahren) auch die "Satan & Ischariot"-Trilogie wiedergelesen hatte (inkl. Winnetou in Dresden und Nordafrika). Die fand ich auch nicht so schlecht, ich habe wohl durchgehalten. Ich glaube aber, für die nächsten Jahre reicht es erstmal. Es gibt noch genügen GUTE Bücher, die ich überhaupt erst lesen oder mal wiederlesen könnte.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die religiösen Passagen (mit dem gottlosen Old Wabble usw.), grauenvoll.


    Da hört´s bei mir auch auf. Dazu noch die Bekehrungsversuche, und jeder anständige Wilde ist schon innerlich ein Christ.


    Trotzdem, das ist ungefähr wie im fortgeschrittenen Alter noch mit der elektrischen Eisenbahn spielen. Es ist halt leider so, wenn man keine Zukunft hat, greift man zur Vergangenheit.


    Dazu gehört dann auch noch Klaus Kinski und der ganze Edgar Wallace-Schmäh samt dem angenehmen Grauen aus den Hammer-Studios.

  • Arno Schmidt: "Sitara und der Weg dorthin."
    Vermutlich der erste, heute extrem schräg wirkende Versuch, May einer Analyse zu unterziehen.
    Und dann eben die kritische Ausgabe seiner Werke unter der Federführung von zunächst Hans Wollschläger.


    Gruß aus Kiel

  • Die Biographie-Skizze von Wollschläger fand ich auch sehr lesenswert, in gewisser Weise war May eine beinahe tragische Gestalt.... da kann man verstehen, dass er selbst glaubte, 20 Sprachen zu beherrschen (nicht gerechnet die Komantschendialekte) und Held seiner Abenteuer gewesen zu sein.


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    (Bob Dylan)

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  • Etwas anderes nagt an meiner Seele. Wenn Du den Beitrag von Klaus2 gelesen hast, wirst Du meine Betrübnis verstehen. Wie kann man nun dieser Verblendung entgegentreten?
    Langatmig, langweilig? Na, das doch nicht.


    Mein lieber Hami,


    natürlich gibt es bei Karl May wie bei jedem anderen Schriftsteller auch langatmige Textpassagen. Und auch mir gefällt der religiöse Bekehrungswahn nicht. Es fehlte nur noch, daß Rih bei seinem Tod bekennt, Christ geworden zu sein. Aber da sind wir ja tolerant und lesen darüber hinweg. Auch jetzt noch, im reifen Alter, fühle ich mich ein bißchen wie ein guter Held, der die Freiheit genießt, in der Prärie unter dem unendlich weitem Himmel schläft und die Bösen besiegt. Und daß neben Winnetou auch noch Old Wabble und viele andere Bösewichte missioniert werden, nehme ich hin. Der gute Hadschi ist ja auch fast Christ, und bei seinen Äußerungen müßte er jetzt befürchten, gesteinigt zu werden. Für mich ist Karl May immer auch eine Aufforderung, andere Meinungen zu tolerieren oder höchstens sanft versuchen, sie zu verändern. Sollten heute alle Menschen seine Ideale verwirklichen, dann wäre ein friedliches Zusammenleben wahrscheinlicher. Missetaten von Einzeltätern eingeschlossen.


    Ich möchte aber auch betonen, daß es Werke gibt, die mir nicht zusagen. Dazu gehören die gesamten Bücher aus der Zeit der Franzosenkriege, aber auch "Am Jenseits". Erstere sind mir zu langatmig, und das Jenseits ist mir zu philosophisch. Aber wenn es anderen gefällt?


    Viele Grüße von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Arno Schmidt: "Sitara und der Weg dorthin."
    Vermutlich der erste, heute extrem schräg wirkende Versuch, May einer Analyse zu unterziehen.
    Und dann eben die kritische Ausgabe seiner Werke unter der Federführung von zunächst Hans Wollschläger.


    Gruß aus Kiel


    Schmidts Sitara ist aber m.E. nicht ernst zu nehmen. Da hat es den guten Arno ganz schön aus der Kurve getragen, so wie ihm ja überhaupt die Freud-Lektüre nicht gut bekommen ist. Ich meine - es ist wirklich schön und unterhaltsam zu lesen. Aber eine ernsthafte Analyse ist das doch nicht.
    Tschö
    Klaus
    Hugh!

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Eben in der Sendung "Apropos Oper" in Ö1 gehört:


    Othmar Schoeck
    AM SILBERSEE

    Querschnitt


    Claudia Schmidlin /Winnetou
    Markus Frey /Old Shatterhand
    Regula Jucker /Sprecherin
    Martin Schmidlin /Klarinette
    Veronika Stadler /Violine
    Dieter Stadler /Violine


    Label: HM-Produktion


    Winnetou ist übrigens eine Hosenrolle.


    Hübsches Jugendwerk des Komponisten, eine echte Rarität.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Dank an Harald Kral für diesen Hinweis!


    Ich wusste gar nicht, dass Othmar Schoeck dieses Werk geschrieben hat. Ich habe mich vor einiger Zeit gründlich mit diesem Komponisten beschäftigt, und es ist mir dabei nicht begegnet. Vor mir liegt sein Werkverzeichnis, und darin kommt es unter "Bühnenwerken" nicht vor.


    Herausgefunden habe ich jetzt, dass das Werk 1901 entstand und keine Opuszahl trägt. Anscheinend hielt Schoeck selbst es nicht für besonders gelungen, so dass er seinen Namen dafür hergeben wollte. Er war, als er es komponierte, fünfzehn Jahre alt!


    (Was sagt das über Karl May?)

  • Zit.Theophilus: "Vermutlich nicht viel, eher schon etwas über das Leseverhalten des jungen Schoeck..."


    Ich bin mir da nicht so sicher. Warum?


    Die "Bühnenwerke" von Othmar Schoeck, die nachfolgten und von ihm mit einer Opuszahl versehen, also für gewichtig gehalten wurden, sind von Autoren inspiriert wie Goethe, Mérimée, Heinrich von Kleist, den Brüdern Grimm oder Honoré de Balzac.


    Gewiss, er war bei Karl May erst fünfzehn Jahre alt. Aber könnte es nicht vielleicht doch sein, dass dessen dichterisches Potential für die Inspiration zu einem wirklich bedeutenden musikalischen Werk nicht ganz ausreicht?


    (Eine ketzerische Frage für alle Karl-May-Fans. Ich weiß!)

  • Gewiss, er war bei Karl May erst fünfzehn Jahre alt. Aber könnte es nicht vielleicht doch sein, dass dessen dichterisches Potential für die Inspiration zu einem wirklich bedeutenden musikalischen Werk nicht ganz ausreicht?


    So manche Verdi-Oper hat einen schlechteren Plot als mancher Karl-May-Roman. Und trotzdem ...


    ... übrigens, wer würde Richard Wagner zu den bedeutenden Schriftstellern des 19. Jhds. zählen?


    (Eine ketzerische Frage für alle Richard Wagner-Fans. Ich weiß! [1])


    ____________


    [1] abgewandeltes Zitat von Helmut Hofmann

  • Das Problem bei Karl May sind gewiss nicht die Plots als solche. Bzgl. des Plots unterscheidet sich Madame Bovary auch nicht von einem Trivialroman.


    (Ich weiß nicht, ob das vielleicht nur für die Biographie nett erfunden wurde, aber angeblich schrieben Fritz und Adolf Busch als Kinder einen Brief an R. Strauss, dass er doch bitte keine sinf. Dichtung zu Buschs "Max & Moritz" komponieren solle, weil sie gerade an einer solchen arbeiten würden.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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