"Di provenza" Wer war/ist der beste Interpret

  • Um mal einen Anfang zu machen - ich habe ja vor ein paar Tagen schon die Versionen von Riccardo Stracciari und Lawrence Tibbett zur Diskussion gestellt. Caruso hat auf Mattia Battistini verwiesen - ich habe mir die Version daraufhin angehört. Wirklich wunderbar gesungen, aber das Sitzen auf den Spitzentönen am Schluss hat mich etwas gestört, auch wenn das seinerzeit üblich gewesen sein mag. Welche Sänger werden in dieser Arie von den anderen Taminos bevorzugt?


    Viele Grüße


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Hallo, Mme. Cortese!


    Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Diese Partie wurde und wird von unzähligen Sängern interpretiert. Ich selbst besitze eine ganze Reihe von Aufnahmen dieser Partie. Ich möchte mich hier auf nur wenige Sänger beschränken.


    Da wären von den älteren Aufnahmen Cornell MacNeil, Leonard Warren und Pavel Lisizian.


    Von den neueren Aufnahmen kämen bei mir Renato Bruson, Dmitri Hvorostovsky und Matteo Manuguerra in Frage.


    Von den deutschen älteren Aufnahmen bevorzuge ich Heinrich Schlusnus und Marcel Cordes.


    Neueren Datums würde ich Bernd Weikl und D. Fischer-Dieskau benennen.


    Da könnte man die Reihe noch fortsetzen, aber das sind meine Favoriten.






    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Das ist leider eine Arie, mit der ich nicht wirklich was anfangen kann.
    Wenn ich eine Aufnahme von LP oder CD höre, kann es schon mal passieren, dass ich davor abbreche und mit dem zweiten Bild des zweiten Aktes weiter mache.
    Sorry! Ich weiss, das ist banausig, aber es gibt Verdi-Arien, die ich entschieden bevorzuge!


    Deshalb habe auch nicht wirklich einen fundierten Überblick über die verschiedenen Interpreten und ihre Aufnahmen.


    Sollte ich dennoch sagen, wer mir denn unter denen, die ich im Ohr habe, am besten gefällt, käme ich wohl auf:


    • Pavel Lisitzian (wie so oft bei Verdi!!!)
    • Lawrence Tibbett (In dem Met-Mitschnitt, in dem mit Rosa Ponselle die für mich beste Violetta zu hören ist)
    • Tito Gobbi (nicht in einer seiner Gesamtaufnahmen sondern in der Einspielung der Arie von 1950 unter Susskind)


    Auf der Bühne war für mich Fischer-Dieskau der Germont, der mich am meisten überzeugt hat - aber nicht wegen der Arie!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Wenn ich eine Aufnahme von LP oder CD höre, kann es schon mal passieren, dass ich davor abbreche und mit dem zweiten Bild des zweiten Aktes weiter mache.


    Hallo Caruso,


    das geht mir normalerweise so ähnlich, eben weil die Arie so nach Leierkastengedudel klingt. Dass das nicht so sein muss, fiel mir eben bei den von mir genannten Sängern auf. Beim Stöbern auf YouTube fand ich noch eine Aufnahme von Joseph Schwarz, die mir gut gefällt,obwohl er in der zweiten Strophe ein bisschen zu sehr ins Sentimentale abgleitet.
    Übrigens habe ich irgendwo mal gelesen, dass Verdi, der ja so großartige Vaterrollen geschaffen hat, den Germont père aus naheliegenden Gründen nicht eben sehr sympathisch fand und ihn deswegen mit dieser Dudelmelodie "abspeiste".

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Dass diese Arie an Leierkastenmusik erinnert ist dramaturgisch bedingt und Verdis Absicht.
    Der Vater leiert dem Sohn jeweils zweimal die selben Sätze vor und Rückwärts in die Ohren, um seinem Begehren Gewicht zu verleihen.
    Die Cabaletta die der Arie folgt und die den Sohn noch eindringlicher beschwört, in's Vaterhaus zurückzukehren wird ja fast immer gestrichen, auch bei Toscanini.
    Der beste Interpret ist für mich übrigens LEONARD WARREN.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

    2 Mal editiert, zuletzt von Herbert Henn ()

  • Dass diese Arie an Leierkastenmusik erinnert ist dramaturgisch bedingt und Verdis Absicht.


    Wirklich überzeugen tut mich diese Interpretation nicht. Das enspräche so gar nicht der im Übrigen so feinen Profilierung des Germont!


    Gibt es dafür Belege?

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich habe es vor langer Zeit in einem der zahlreichen Briefwechsel gelesen, die Verdi mit seinen Librettisten geführt hat.
    Mir hat es eingeleuchtet, deshalb habe ich es mir gemerkt, zumal ich mich lange mit der Partie des Germont beschäftigt
    habe, als ich sie vor 50 Jahren einstudierte.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • Dass diese Arie an Leierkastenmusik erinnert ist dramaturgisch bedingt und Verdis Absicht.


    Das ist ohne Zweifel völlig richtig. Aber auch ich muß sagen, so herrliche und wunderschöne Musik Verdi auch geschrieben hat, diese Arie habe ich noch nie so richtig gemocht.
    Wenn ich mal etwas nicht ganz ernst gemeintes sagen darf, noch mehr ärgere ich mich immer wenn im Duett Violetta/Germont "Dite alla giovine" der Bariton in der Wiederholung immer in den herrlichen Gesang der Violetta einfällt, vor allem wenn Mirella Freni dies singt. Am liebsten würde ich ihm den Mund zuhalten. Herbert weiß von was ich spreche und wird sich über mich amüsieren (darf er auch).
    Ich würde Euch das gerne vorführen, aber so richtig beherrsche ich das Reinstellen dieses Links noch nicht.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Was ich von diesen Superlativen wie "der/die Beste" halte, habe ich ja bereits im Chaos-thread gepostet. Es gibt NIE nur den Besten/die Beste und gerade auch bei dieser Verdi-Arie gibt es so einige wunderbare Interpreten bzw. Interpretationen.


    Zu meinen liebsten Di provenzas gehören die von


    Renato Bruson und Giorgio Zancanaro. In ihrer Art der Interpretation zwei sehr autoritäre und auf die Konventionen pochende Giorgios.


    Aber vielleicht noch lieber habe ich den Papa Germont von Rolando Panerai, der nicht nur pflichtbewußt, sondern auch großes Mitgefühl auszudrücken im Stande ist. Ein prächtig klingender und auch berührender Germont.



    Ausdrücke wie Leierkastenmusik oder Dudelei finde ich schon ziemlich daneben. Ja, die Arie ist ein Ohrwurm. Na, und? :no:
    Das ist per se aber noch nichts Schlechtes.
    Und dass sich Verdi dabei etwas gedacht hat (wie wohl bei all seinen Kompositionen) hat man ja in der Erklärung weiter oben lesen können. :)


    Gregor

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  • Wenn ich mal etwas nicht ganz ernst gemeintes sagen darf, noch mehr ärgere ich mich immer wenn im Duett Violetta/Germont "Dite alla giovine" der Bariton in der Wiederholung immer in den herrlichen Gesang der Violetta einfällt,

    Beides empfinde ich auch als von Verdi beabsichtige. Dem Sohn hält er eine leierkastenartige Moralpredigt. Violetta, der er gerade das Herz gebrochen hat, spricht er halbherzig mit einigen abgedroschenen Floskeln Trost zu. Als er ihr das Versprechen abgerungen hat würde aber am liebsten die Angelegenheit möglichst schnell hinter sich bringen. Er hat mittlerweile zwar bemerkt, dass es ihr mit Alfredo ernst ist, aber ihre Anspielung auf ihre Krankheit nimmt er nicht wirklich ernst. Die tatsächliche Intensität dieser Liebe dämmert ihm meiner Meinung nach erst beim Fest von Flora und so ganz wird es ihm erst zum Schluss bewußt, als es zu spät ist.

  • Hallo Wolfgang,


    Auch im Falle dieser Arie stimme ich Dir zu, daß bei den älteren deutschen Aufnahmen sicher die Darbietung durch MARCEL CORDES besondere Hervorhebung verdient. HEINRICH SCHLUSNUS dagegen höre ich lieber als Liedersänger, obwohl er natürlich als vortrefflicher VERDI-Interpret galt. Mit ihm besitze ich herrliche historische Aufnahmen, z. B. von BIZET's AGNUS DEI, GIORDANI'S CARO MIO BEN, BACH-GOUNOD's AVE MARIA, und HÄNDEL's OMBRA MAI FU.


    Viele Grüße aus Málaga!


    wok

  • Entscheiden würde ich mich für Tita Ruffo und Hans Reinmar als Interpreten, die mir diese Arie plausibel singen, der eine italienisch, der andere deutsch. Leierkastenmusik würde ich sie nicht nennen. Wenn dieser Eindruck entsteht, dann ist er beabsichtigt im Sinne einer Wiederholung ein und desselben Gedankens. Es ist eine gehörige Portion Resignation in der Arie. Germont glaubt selbst nicht so richtig an das, was er vorträgt. Er macht sich etwas vor. Aber das haben schon La Gioconda und Chrissy angedeutet. Beide Sänger bringen einen tragischen Aspekt in diese Arie. Man kann doch - eingedenk der konkreten gesellschaftlichen Verhältnisse im 19. Jahrhundert - vom alten Germont nicht erwarten, dass er in eine Beziehung zwischen seinem Sohn und einer Kurtisane einwilligt und diese offiziell macht. Aber, und nun kommt das Entscheidende: Er ändert seine Auffassung, er überwindet sich. Er ist die einzige Figur in der "Traviata", die eine tiefgreifende Wandlung durchmacht. Ruffo und Reinmar lassen das bereits in der hier diskutierten Arie anklingen, sie singen das Ende bereits mit. Germont ist nicht meine Lieblingsperson bei Verdi, er ist aber eine der interessantesten und glaubwürdigsten.


    Es grüßt Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Er ändert seine Auffassung, er überwindet sich. Er ist die einzige Figur in der "Traviata", die eine tiefgreifende Wandlung durchmacht. Ruffo und Reinmar lassen das bereits in der hier diskutierten Arie anklingen, sie singen das Ende bereits mit. Germont ist nicht meine Lieblingsperson bei Verdi, er ist aber eine der interessantesten und glaubwürdigsten.


    Es grüßt Rheingold


    Naja - er segnet sie erst als "Tochter" als er tatsächlich erkennt, dass sie todkrank ist und im Sterben liegt ("il mal che feci ora sol vedo") - beim Fest von Flora macht er seinem Sohn Vorwürfe, das man eine Frau nicht so behandelt - auch nur auf die äußere Form achtend, während er als einziger um ihr Opfer weiß...


    ich finde, da gibt es weitaus vielschichtigere und interessantere Verdi-Baritonrollen

  • ich finde, da gibt es weitaus vielschichtigere und interessantere Verdi-Baritonrollen


    Das weiß ich sehr gut, wie ich überhaupt bei Verdi die Baritone als die spannendsten Figuren sehe.


    Hier geht es aber um den alten Germont.


    Das Motiv, dass Menschen erst im Tode gesellschaftlich annehmbar werden, ist in der Opernliteratur bekanntlich häufig anzutreffen. Zum Beispiel auch im Tannhäuser. Trotzdem macht Verdi psychologisch sehr viel daraus. Das gilt auch und gerade für Germont.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Das ist leider eine Arie, mit der ich nicht wirklich was anfangen kann.


    Lieber Caruso41,


    ich denke, es ist gerade die Einfachheit dieser eintönigen Melodie, die die seelische Armut und das hohle Pathos der Lebensanschauung der damaligen, höheren Gesellschaft zum Ausdruck bringt,
    ähnlich wie auch in Pura siccome un angelo. Germont versteckt sich hier hinter Konventionen,
    ist selbst gerührt von seinem eigenen, unantastlichen Verständnis von Moral und begreift (wenn überhaupt) erst sehr spät, was er angerichtet hat.


    Lisitsian und Schlusnus geben dieser weinerlichen Verlogenheit eine glaubwürdige Stimme.


    MfG
    hami1799

  • ich denke, es ist gerade die Einfachheit dieser eintönigen Melodie, die die seelische Armut und das hohle Pathos der Lebensanschauung der damaligen, höheren Gesellschaft zum Ausdruck bringt,
    ähnlich wie auch in Pura siccome un angelo. Germont versteckt sich hier hinter Konventionen,


    Gut, das kann ich nachvollziehen!
    Trotzdem ist werde ich die Arie hinfort nicht lieben...


    Macht nichts: es gibt genügend andere!


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ergänzend zu meinem Beitrag 9 möchte ich das entsprechende Video reinstellen. Dite alla giovine ist ein Ausschnitt aus der Gesamtaufnahme der Traviata von 1973. Für meinen Geschmack singt und interpretiert Mirella Freni dieses Stück ideal. So viel Wärme, Leidenschaft und Gefühl, ein Wohlklang der Stimme und Interpretation, einfach herrlich, zum Niederknien schön und für mich nicht zu übertreffen. (Warum muß bloß der Bariton in der zweiten Strophe immer störend in ihren wunderschönen Gesang einfallen!?!?!? Meine ich nicht ganz ernst).
    Glücklich unsere Foren- Mitglieder Manfred und die Wiener Freunde, die diese wunderbare Sängerin live erleben durften.
    Allen beim Ansehen/Anhören viel Freude und Genuß und herzliche Grüße
    CHRISSY


    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Chrissy,


    der Bariton dieser wunderbaren Aufnahme ist doch ohnehin sehr dezent. Es gibt (auch prominente) Sänger dieser Partie, die hier die arme Violetta ganz einfach niederbrüllen. Aber auch das gehört zur Charaktriesierung dieser Partie. Die "einfach schön" zu singende Arie ist nur ein Versuch, mit seinem Sohn "schön" zu reden. Verdi hätte es ja auch anders können, wie man in anderen Werken sehen kann.


    Liebe Ostergrüße sendet -


    Erich

  • Aber auch das gehört zur Charaktriesierung dieser Partie.


    Selbstverständlich, mein lieber Erich. Das ist völlig richtig und entsprechend der Handlung auch musikalisch dramaturgisch notwendig und logisch. Ich weiß das und meinte das ja auch nicht ganz ernst. Ich wollte damit nur meine grenzenlose, leidenschaftliche Verehrung für die wunderbare "Primadonna assoluta" Mirella Freni und ihre herrliche, gefühlvolle Interpretation ausdrücken. Du wirst ja demnächst bestimmt mal die gesamte Aufnahme sehen und hören.
    Auch Dir ein frohes und gesegnetes Osterfest und herzliche Grüße ins schöne Wien
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Meine Freunde,


    ich bin wahrhaft bestürzt, wie wenig Empfinden heute noch übrig ist für die poetischen Schönheiten des Neunzehnten Jahrhunderts, mögen sie uns auch innerlich etwas ferngerückt sein. Wie kan man bei der Emphase dieser glühenden Arie an Drehorgeln denken? - Bei dieser Evokation südlichen Lichts, gebrochen im Schmerz eines enttäuschten Vaters? - Die Arie trägt ganz wesentlich zur Nobilität der Germont-Figur bei!


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Wie kan man bei der Emphase dieser glühenden Arie an Drehorgeln denken?


    Lieber Farinelli,


    die Drehorgel ist das Mittel, die Denkweise des noblen, aber in gewisser Hinsicht einfältigen Germont zu beschreiben. Die poetische Schönheit zerbricht doch schließlich an der Realität,
    die heile Welt erweist sich als Chimäre und der Eingriff in die Natur des Menschen als Desaster.


    Auf Grund Deines Beitrages muss ich fürchten, dass Dir mein Wilhelm Busch-Bild im Thread Quelle der Freuden für Taminos keine Begeisterung entlocken wird.


    Wenn die Bayern dazu noch die Meisterschaft gewinnen, wirst du mir sicher nicht mehr antworten, obwohl ich nichts dafür kann.


    Es grüßt Dich herzlich
    hami1799

  • Lieber hami,


    wie könnte irgend etwas aus deiner Feder mir andres als Begeisterung entlocken? Viel Spaß in München!


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Lieber Chrissy


    Ich hoffe du weißt was eine " primadonna assoluta" ist.
    Meines Wissens hat Mirella Freni ( gott sei dank) nie die Lucia ( Lucia di Lammermoor ), Norma, Isolde, Brünnhilde oder Turandot gesungen.
    Obwohl ich natürlich einräume das sie, zumindest in jungen Jahren, bevor sie ihre Stimme durch das singen falscher Rollen wie z. B. Aida, Madame Butterfly und Tosca ruinierte, über ein berückend schönes Stimmtimbre verfügte.
    Ihre Mimi hallte ich, wenn es sich nicht gerade um den Mitschnitt ( DVD ) aus San Francisco neben Pavarotti handelt, wo sie sich vom Anfang bis zum Ende durch die gesamte Oper " plärrt ", für eine ihrer gelungensten Rollenporträts.

  • Lieber Sven, bei aller inhaltlichen Zustimmung: ich rate dir, geh schon mal in Deckung ...


    Freni als Violetta kann ich mir auch kaum vorstellen. Mit Vollblutfrauen wie Callas und Caballé im Ohr? Die Violetta war der größte Misserfolg in der Karriere der Freni (an der Scala unter dem manchmal abstrus besetzenden Karajan).


    Aber interessant zu hören wäre es schon. Ihre Aida unter Karajan ist ja auch ein gutes Beispiel für "so nicht", das die Qualitäten rollendeckender Porträts um so deutlicher aufzeigt. Kesting nimmt explizit Stellung zur Traviata-Aufnahme mit Freni, die er als " ... - um in der Terminologie des Films zu sprechen - eine B-Produktion mit dem stilistisch derben Franco Bonisolli, dem stimmlich gealterten Sesto Bruscantini als Germont père und deutschen Comprimarii" bezeichnet.


    Er lobt:" Schöner und schwebender als von ihr kann man im Andantino der Arie das hohe "as" auf "tumulti" und "culti" kaum hören". Doch wenige Zeilen später heißt es: "Doch es zeigt sich in der Kadenz, dass sie Probleme mit den Sechzehnteln hat; dem Assai brillante der Cabaletta fehlt es an Exuberanz, die akzentuierten Koloraturpassagen werden nur skizziert."


    :hello:

  • Lieber Sven, bei aller inhaltlichen Zustimmung: ich rate dir, geh schon mal in Deckung ...


    Freni als Violetta kann ich mir auch kaum vorstellen.


    Jetzt wird es brenzlig!


    Ich fürchte schon die "All'armi"-Stretta und "Guerra, guerra"-Chöre!


    Hoffentlich ist es nicht zu spät für Simone Boccanegras
    "E vo gridando: Pace! E vo gridando: Amor!"

    Ich wünschte, ich könnte es mit dem ganzen glühenden Pathos eines Tibbett singen!


    Frohe Ostern!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • bei aller inhaltlichen Zustimmung: ich rate dir, geh schon mal in Deckung ...


    Nein, nein, mein lieber Wolfram, das muß der gute Sven nicht. Ich toleriere und lasse jedem seine Meinung und verlange und erwarte auch nicht, daß alle die meinige mit mir teilen. Eine Meinung, Ansicht und Bewertung wird bei aller Erfahrung und Sach- und Fachkenntnis immer auch persönlich individuell sein. Außerdem ist "irren" menschlich, nicht nur bei Sven, auch bei einem Herrn Kesting, den ich in vielem schätze. Wenn er hier von einer B- Produktion spricht, vermute ich hier eine gewisse Arroganz und Überheblichkeit, da es sich bei dieser Traviata um eine, nach meiner Meinung, hervorragende DDR- Produktion handelt. Für viele "Westdeutsche" war (und ist es z. T. heute noch so) alles was aus dem Osten, der Zone, kommt, natürlich negativ. Das konnte, vor allem durfte (!!!), natürlich nicht gut sein. Das kannte ich auch aus der eigenen Verwandtschaft. Freni und Bonisolli waren zum Zeitpunkt der Aufnahme 37 und 36 Jahre alt und somit bestimmt im Vollbesitz ihrer Stimmen.
    Etliche unserer Mitglieder im Forum haben diese DVD- Aufnahme. Vielleicht äußert sich der eine oder andere mal und muß mir selbstverständlich auch nicht etwa recht geben.

    Freni als Violetta kann ich mir auch kaum vorstellen.

    Doch, ich finde sie hier ideal. Sie stellt eine wunderbare und glaubhafte Mischung aus Kurtisane und dem einfachen Mädchen vom Land dar. Nebenbei bemerkt, empfinde ich sie in ihrem damaligen Alter auch als schöne, attraktive Frau. Aber auch das dürfte Geschmackssache sein.

    Vollblutfrauen wie Callas

    Eine herrliche Stimme als Violetta, unbestritten. Jetzt aber der persönliche Geschmack und hier gehen wir von unterschiedlichen Vorstellungen und Auffassungen aus. Auf mich wirkt sie, bei aller unbestrittenen Klangschönheit der Stimme, im Gegensatz zur Freni kalt und nicht so gefühlvoll. Ich vermisse eine rührselige, warmherzige Interpretation. La Traviata ist auch eine meiner favorisierten Lieblingsopern und ich habe selbstverständlich schon viele Aufnahmen gehört und auch verglichen. Ein Lieblingsstück daraus ist das von mir oben eingestellte "Dite alla giovine". Das habe ich gefühlvoller und inniger als von der Freni gesungen, noch nie besser gehört.

    Ich hoffe du weißt was eine " primadonna assoluta" ist.

    Nun, bei aller Bescheidenheit, soviel Allgemeinbildung darfst Du mir zutrauen. In der Regel weiß ich, wovon ich spreche, bzw. schreibe. Hier geht es aber nicht um eine "Primadonna assoluta" sondern ich hätte richtigerweise um meine, schreiben müssen. Das stimmt, es ist ja meine Einschätzung, mein Geschmack und mein Empfinden und diese Ansichten muß niemand mit mir teilen.

    Ihre Mimi hallte ich, wenn es sich nicht gerade um den Mitschnitt ( DVD ) aus San Francisco handelt, wo sie sich vom Anfang bis zum Ende durch die gesamte Oper " plärrt ",

    Das ist für mich schon fast wie "Majestätsbeleidigung", aber sei`s drum, da steh`ich erhaben drüber. Was das "plärrt" betrifft, das könnte natürlich auch an Deinem Gehör liegen..., oder am Hörgerät.
    Nein, nein, nicht übelnehmen, ist nur Scherz.
    Natürlich weiß und höre ich, daß Mirella Freni mit über 50 hier ihren sängerischen Zenit schon etwas überschritten hat. Aber das macht sie mit ihrer unglaublich rührenden und intensiven Darstellung allemal wett. Warum ich sie als Mimi so sehr schätze und liebe, sie singt und interpretiert nicht nur leidenschaftlich die Mimi, sie lebt und ist die Mimi. Und das ist für mich das allergrößte Kompliment!!!
    Euch, und auch allen anderen Freunden und Mitgliedern unseres Forums, ein schönes WE und trotz miesem, kalten Wetters ein frohes und gesegnetes Osterfest.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Das habe ich gefühlvoller und inniger als von der Freni gesungen, noch nie besser gehört.


    Wir sind hier in dem Thread, in dem es eigentlich um den Germont und seine Arie geht.
    Vielleicht brauchen wir einen Violetta-Thread auch noch.
    Wäre schon interessant! Gerade die Frage, wie denn das dite a la giovine gesungen werden sollte, ist so ganz einfach gar nicht zu beantworten!


    Ich habe kürzlich mal für einen Vortrag sehr viele Aufnahmen geprüft, um eine zum Vorspielen geeignete Aufnahme dieses Teiles des Duettes auszuwählen und war selber überrascht, wie unterschiedlich das gesungen wird!
    Mein eigenes Verständnis der Phrase war ganz von Lorengar geprägt, die - in Live-Aufführungen (und ich habe sie zig-mal in der Partie gehört) - ganz besonders stark den Ton zurücknimmt, ihn anfangs fast tonlos und fahl klingen lässt und dann im Crecendo gerade nicht "gefühlvoll und innig" aufblüht sondern die Phrase mit schmerzhafter Intensität singt und die tiefe Verletzung und das qualvolle Leiden hören lässt! Das war jedes Mal wieder atemberaubend und erschütternd. Da hat man physisch gespürt, welche Kraft die Überwindung gefordert hat und welche Zerstörung sie bedeutet.


    Trotzdem habe ich mich für eine andere Aufnahme entschieden: die von Virginea Zeani , aber darüber jetzt weiter zu erzählen, ginge in diesem Thread ganz sicher zu weit.
    Der Grund war übrigens nicht nur die Art, wie Zeani das singt, sondern auch wie Herlea ihr antwortet! Damit wären wir bei Deiner Forderung, lieber Chrissy, man müsste dem Germont da einfach den Mund zu halten. Geht halt nicht. In der Partitur steht drin, dass er da singen muss. Und genau dieses "Dite a la giovine" Violettas und das "Piangi" Germonts machen diese Stelle zum Angelpunkt der gesamten Dramaturgie! - aber wie gesagt - das müsste in einem anderen Thread diskutiert werden! -


    Vielleicht wenn alle aus dem Osterurlaub zurück sind?


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Wir sind hier in dem Thread, in dem es eigentlich um den Germont und seine Arie geht. Vielleicht brauchen wir einen Violetta-Thread auch noch. das müsste in einem anderen Thread diskutiert werden! -

    Lieber Caruso, da hast Du völlig recht und hier zeigt sich wieder mal wie schnell man, zwar doch gewissermaßen beim Thema, leicht abdriftet und man eigentlich ungewollt abweicht. Ich finde es aber immer gut und vor allem interessant, wie unterschiedlich Meinungen und Ansichten sind. Und so soll es sein, das ist normal und da werden wir auch keinen "Guerra" miteinander haben.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Vielen Dank für den link, Chrissy. Die Freni singt da wirklich wunderbar und vor allem berührend.


    Was die Traviata an sich betrifft, ist es wohl schwer die ideale Sängerin zu finden, da wohl keine die Anforderungen an Koloratur, Lyrik und Dramatik in der Qualität vereint, die die Partie eigentlich verlangt. Die Freni schlägt sich da erstaunlich gut. Und dass sie mit der Partie auch großen Erfolg hatte, beweist ja die Londoner Traviata von 1967.
    Bei der Scala-Aufführung soll sie ja auch schon sehr gut gewesen sein. Die ablehnende Haltung des Publikums ihr gegenüber hatte ja bekannterweise ganz andere Gründe.


    Auf die Pseudoerklärung des "Gesangspapstes S. Hodengrat" (copyright GiselherHH) wie man eine Primadonna assoluta definiert möchte ich jetzt allerdings nicht eingehen. Dass man dafür erst Wagner-Partien singen muß ist mir wirklich neu. :rolleyes:


    Gregor

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