Bachs " kleine Messen"

  • Sagitt meint:


    Ganz im Schatten derr h-moll Messe stehen die " kleinen" Messen von Bach,beginnend mit der g-moll Messe BWV 235. In den Leipziger Kirchen wurden die lateinischen Vertonungen des Kyrie und Glorie als evangelische Messen zwar aufgeführt, aber genauere Umstände kennt man nicht. Bach war in der zweiten Hälfte der 30Jahre des 18ten Jahrhundert ja ziemlich über Kreuz mit seinen Oberen. In dieser Zeit müssen diese Messen entstanden sein und insbesondere die g-moll Messe ist ein echte Perle, man höre nur den großartig,leicht synkopischen Eingangschor.Leider gibt es so gut wie keine Aufnahme von diesen Stücken. Oder ? Experten an die Front.


    Ich habe diejenige von Rilling, nicht besonders gut und von Hans Martin Linde mit den Baselern, ganz schön,leider ein Knabenchor, aber vielleicht können Schätze gehoben werden ?

  • Hallo


    Die Rilling-Aufnahmen hab ich auch (Hänssler "Edition Bachakademie" Vol.71+72 "Sacred Music in latin 1+2"), klar, sie sind wirklich nicht umwerfend, aber wenigstens relativ neue Einspielungen und mit interessanten Solisten (Quasthoff, Schäfer, Pregardien, etc.).
    Für den hausgebrauch reicht mir eigentlich diese Einspielung, obwohl mir der Rilling-Stil bisweilen recht unangenehm aufstösst.

  • Hi,
    also, ich kenne nur die luth. Messen F- und A-Dur und besitze di Aufnahme mit dem Dresdner Kreuzchor....*hüstel* kann ich selbstverständlich nicht empfehlen, obwohl ich die Musik natürlich mag.

  • In der von Max angesprochenen Variante mit dem Dresdener Kreuzchor gibts alle vier lutherischen Messen



    Aufnahme von 1972 unter Martin Flämig mit dem bewährten Dresdner Solistenquartett Krahmer, Burmeister, Schreier und Adam.


    Für mich klingt diese Aufnahme sehr ordentlich musiziert ( wie eigentlich ...äähemmm, meist beim Kreuzchor UND den Thomanern, stimmts Max...? :D :baeh01: )


    Aber bei aller Verehrung für Meister Bach - die h-moll Messe ist schon ein Universum ganz anderen Kalibers!


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Hallo Sagitt,


    die Aufnahme der "kleinen" Messen mit Herreweghe kann ich dir sehr empfehlen. Die gibt es recht günstig bei jpc für 15 Euronen, zusammen mit einigen Kantaten (BWV 39, 73, 93, 105, 107, 131) auf insgesamt 4 CDs:

    Mellon, Pregardien, Kooy, Crook, Lesne,
    Collegium Vocale Gent, Herreweghe, erschienen bei virgin


    Ich kenne von diesen Aufnahmen nur die Messen, habe sie in einer anderen Ausgabe. Die sind aber hervorragend. Auch der Chor läßt keine Wünsche offen. Typisch Herreweghe, sehr ausgewogen und durchdacht, das Extreme vermeidend, klangschön....


    Wer sich mit Bachs Kantaten auskennt, wird beim Hören der kleinen Messen immer wieder auf Bekanntes stoßen. Bach hat dafür nicht viel neu komponiert, sehr viel hat er wiederverwendet. Als Beispiel hier die g-Moll Messe, BWV 235:


    1 Kyrie/Christe/Kyrie, Chor, entnommen aus BWV 102
    2a Gloria in excelsis Deo, Chor,entnommen aus BWV 72
    2b Gratias agimus tibi, Aria, entnommen aus BWV 187
    2c Domine Fili unigenite, Aria, entnommen ebenda
    2d Qui tollis peccata mundi, Aria, entnommen ebenda
    2e Cum Sancto Spiritu, Chor, entnommen ebenda


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • stefan: Ach, diese Provinztypen sind doch ganz vernarrt in ihren Schütz und vertehn nichts von unserm Ew. Ex Kantor..vom fußball verstehen sie auch nichts..(obwohl wir 8:0 verloren haben, die aber auch nicht-choristen eingesetzt haben, TRAINIERTE von Dynamo!)
    ja, aber natürlich musizieren sie orfentlich..vor allem, wenn sie sich unsern Petzi klauen, weil sie keinen ordentlichen Tenor haben! :] :D


    Thomas: ja, das ist genial, wenn amn dann en Kantate singt /hört, und auf einmal "Hä?" ... :D das kenn ich doch....er hat nicht viel neu komponiert, aber das so zu "setzen", dass es nicht stört, ist auch en Kunst.. :)

  • Hallo sagitt,


    auch wenn die Bandbreite der Empfehlungen in diesem Thread nicht sooooo groß war, möchte ich mit Mut zum Exemplarischen doch noch etwas nachlegen.


    Paul McCreeshs Rekonstruktion einer Lutherischen Messe zum Epiphaniastag, wie sie um 1740 in St. Thomas zu Leipzig gefeiert worden sein könnte:



    Diese 2 randvollen CDs ( 160 min) bieten einen kompletten Festgottesdienst mit Glocken, Liturgie, Lesungen, einer lutherischen Kurzpredigt ( !) zwei Kantaten ( BWV 65 und 180), Gemeindegesang und Orgelstücken ( die Silbermannorgel im Freiberger Dom und die Brand - Erbisdorfer Orgel von Johann Gottfried Oehme)


    Diese CD ist mir so sehr ans Herz gewachsen, dies ist so grandios eingespielt, daß ich gestern - als kirchenjahresorientierter Hörer für mich eher untypisch- mal wieder Epiphanias gefeiert habe und noch heute singt alles in mir!


    Kyrie und Gloria dieses Festgottesdienstes werden mit der Messe BWV 233 in F- Dur dargestellt.Das wilde, vor Lebensfreude überschäumende Hörnerspiel gepaart mit einem so sinnlichen und zugleich machtvollen Gesang ist nie gehört und für mich ohne jeden Vergleich - einfach zum Niederknien, Wiederaufspringen, Tanzen... :jubel: :jubel: :jubel:


    Das ist Protestantismus nach meinem Herzen!


    Übrigens - BWV 65 und 180 haben in dieser Aufnahme ebenfalls das Zeug zur strahlenden Referenzaufnahme!


    Es grüßt ein immer wieder überwältigter


    Stefan :hello:

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Sagitt meint:


    Ich schätze Herreweghe durchaus, aber nicht so sehr als Bachinterpret. Ich finde seine Interpretationen öfters ein wenig lau,zB seine h-moll Messe. Gegen dieses mein Voruteil habe ich dann die Box gekauft, in der sich auch die kleinen Messen befinden, und siehe da, das Vorurteil ist hartnäckig. Tempo und Phrasierung der g-moll Messe,BWV 235, mir die liebste,gefallen mir gar nicht. Das ist mir schlicht langweilig. Gerade der Eingangschor hat viel zu wenig rhythmische Struktur. Nun ist nicht viel Geld weg und ich kann mir Gedanken über die Kraft von Vorurteilen machen.

  • Zitat

    aus Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Bachs_Lutherische_Messen (05.08.2007)
    Als Johann Sebastian Bachs Lutherische Messen oder Kleine Messen bezeichnet man seine vier Missae breves in F-Dur, A-Dur, g-Moll und G-Dur (BWV 233-236), die, im Gegensatz zur h-Moll-Messe, wahrscheinlich für den liturgischen Gebrauch bestimmt waren.


    Bachs Vokalwerk ist für mich noch ein relativ neuer Kosmos. Ich hörte neulich erstmals die Messe in g-Moll BWV 235 (die Aufnahme aus der Brilliant Bach-Box mit Schreier, Adam, Burmeister; Martin Flämig, Dresden 1972) und stellte eine Übereinstimmung der Musik im Kyrie mit der in der Einleitung der Kantate BWV 102 "Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben" fest (HIP-Aufnahme der Kantate in derselben Box: Pieter Jan Leusink mit dem Netherlands Bach Collegium und Holland Boys Choir).


    Ich habe diese Messe mehrmals hintereinander gehört, da mich diese Musik so berührt. Vielleicht könnte jemand mehr zu diesen Messen sagen als man in Wikipedia nachlesen kann. Gibt es empfehlenswerte Aufnahmen (HIP)?

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich hätte mir diese CD fast gekauft, stellte aber fest, dass die Aufnahmen aus der Brilliantbox wirklich gut sind. Insofern habe ich dieses Kaufvorhaben zur Schonung meines Geldbeutels erstmal hinten angestellt.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Zitat

    empfehlenswert die neue Aufnahme von BWV 233 - 236


    BBB sieht/hört das völlig anders:


    Solange sich "Cantus Cölln" nicht neu konstituiert hat und für alle, die erwarten, den seit Jahren sich auf höhstem Niveau präsentierenden "CC-Klang"
    hören zu können, denen kann ich nur raten: "Hände weg von dieser Doppel-CD" !


    Obwohl schon etliche Jahre im Sortiment, sind in Sachen "Bach-Lutherische Messen" immer noch das "Purcell-Quartett" in der 1998 bei Chandos eschienenen Einspielung allererste Adresse. Das betrifft Interpreation, Solisten und Klangbild gleichermaßen:






    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Guten Morgen


    Zitat

    Original von BigBerlinBear


    Solange sich "Cantus Cölln" nicht neu konstituiert hat und für alle, die erwarten, den seit Jahren sich auf höstem Niveau präsentierenden "CC-Klang"
    hören zu können, denen kann ich nur raten: "Hände weg von dieser Doppel-CD" !


    Beim cantus cölln wird sich wohl in nächster Zeit (altersbedingt) einiges tun (müssen).
    Ich kannte bisher nur BWV 233 und finde die Aufnahme mit dem "CC" so schlecht nicht.


    Zitat

    Obwohl schon etliche Jahre im Sortiment, sind in Sachen "Bach-Lutherische Messen" immer noch das "Purcell-Quartett" in der 1998 bei Chandos eschienenen Einspielung allererste Adresse. Das betrifft Interpreation, Solisten und Klangbild gleichermaßen:




    Die Solisten hören sich vielversprechend an, werde diesde Aufnahme mal im Hinterkopf behalten.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    BBB sieht/hört das völlig anders:


    Solange sich "Cantus Cölln" nicht neu konstituiert hat und für alle, die erwarten, den seit Jahren sich auf höstem Niveau präsentierenden "CC-Klang"
    hören zu können, denen kann ich nur raten: "Hände weg von dieser Doppel-CD" !


    Ich sage das nicht gerne und würde das naturgemäss nicht in dieser Härte wie BBB formulieren - aber es könnte ein Hinweis sein, dass ich die CDs nicht direkt nach Erscheinen angesprochen oder empfohlen habe.


    Das "Neukonstituieren" läuft wohl - und es gibt einige gute Aspirant/innen...


  • Hallo BigBerlinBear, danke für diese Empfehlung.
    Und dieses Orgel spielende Smiley ist ja entzückend!

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Die Aufnahmen mit dem Purcell Quartet habe ich heute in der Stadt nicht gleich gesichtet, sind aber schon mal vorgemerkt. Dafür habe ich bei dieser Box zugelangt, 5 CDs zum Preis von gerade mal 20 Euro. Die g-Moll-Messe habe ich schon angehört und bin begeistert.



    Manko: es gibt kein Booklet!


    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zitat

    Original von Melot1967
    Manko: es gibt kein Booklet!


    Kein Booklet? Also, die Sänger/innen bei den "Missae" sind: Mellon, Lesne, Prégardien und Kooy, zum CPE Bach gehören: Martinpelto, Prégardien und Harvey.

  • Danke, Alviano, Prégardien habe ich erkannt. Ich freue mich, dass ich jetzt weiß, wie der Altus heißt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal über einen Altus sage, aber Gérard Lesnes Stimme gefällt mir sehr gut.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Ich habe mir die beiden CDs mit dem Purcell Quartet zugelegt, weil es sie gerade bei Dreitausendzwei für 14,90 Euronen gibt, und bin ähnlich begeistert wie bei den solistischen Aufnahmen von Kuijken und McCreesh. Vor allem Michael Chance und Mark Padmore auf Vol. 2 singen ausgezeichnet!


    Auf Vol. 2 bekommt man außerdem Richard Boothbys Transkription der Orgeltriosonate BWV 529 als Sinfonia dargeboten, die das Quartet sehr schön spielt.


    Einziges Manko: Die von Robert Woolley verwendete Truhenorgel hört man kaum!
    Die Sänger sind aufnahmetechnisch deutlich vor die Instrumentalisten gestellt.


    Dieser doch sehr dicht und virtuos gesetzten Musik bekommt die solistische Besetzung ausgesprochen gut.


  • Zitat

    Original von Melot1967




    Ich kenne die Aufnahme der Messen mit P. Herreweghe noch aus der alten 4-CD-Box von Virgin mit den Kantaten BWV 131, 73, 105, 39, 93 und 107. Ich habe diese Aufnahmen immer als Referenz empfunden- in jeglicher Hinsicht, vorallem natürilch musikalisch.


    Interessant erscheint mir noch, was ALBERT SCHWEITZER in seinem Buch über BACH zu diesen Messen schreibt (auch wenn dieses Buch aus dem Jahre 1907 (!) in vielen Punkten asl überholt gilt, bleibt es mir doch eine wertvolle Quelle, da ich auch vieles darin für zeitlos halte):
    ...Da er es damit eilig hatte, nahm er sich nicht die Zeit, neue Werke zu schaffen, sondern stellte diese Messen größenteils aus Kantaten zusammen. Die Parodien sind oberflächlich und zum Teil geradezu sinnlos... (S. 671) es gibt dann noch eine Auflistung der verwendeten Kantaten, wenn daran Interesse besteht, übertrage ich sie gerne, wenn ich mal etwas Zeit habe.
    Enthalten vielleicht die Bookletts der neueren Aufnahmen zu diesem Problempunkt weitere Informationen?


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Also, ich habe Bachs Messen in der folgenden Aufnahme:



    Elisabeth Speiser, Ingeborg Russ, John Van Kesteren, Gerhard Faulstich, Jakob Stämpfli,
    Gächinger Kantorei, Bach-Collegium Stuttgart, Helmuth Rilling


    Bisher war ich damit recht zufrieden, allerdings fehlt mir der Vergleich. Werde mir wohl in der nächsten Zeit eine der o. g. Aufnahmen zum verglei´ch zu legen.

  • Guten Tag


    Für welchen Zweck hat Bach seine "Lutherischen Messen" überhaupt komponiert ? Für Leipzig, für katholischen oder auch evangelischen Gottesdienste in Dresden, für Kantorenkollegen oder nur aus einer persönlichen und künstlerischen Motivation ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Hallo Bernhard:
    nach der mir zur Verfügung stehenden Literatur weiß man nicht viel und genaues über Anlaß der Komposition und evt. Aufführungen, das ist nicht besser als bei der h-moll Messe.
    Walter Kolneder's Bach-Lexikon nennt eine Vermutung von Schmieder, Bach habe sie um 1737 im Auftrag des Reichsgrafen Franz Anton von Sporck aus Lissa in Böhmen geschrieben. Keine Ahnung, was die neuere bach-Forschung dazu meint.
    Nach Bach-Compendium liegt viel Notenmaterial in darmstadt, das auch Handschriftmerkmale Bachs aufweist. Die Hauptquelle ist Altnickols Abschrift aller vier Messen. Geck sieht darin einen Hinweis, dass Bach durchaus im Sinn gehabt haben könnte, dieses Material durch Verwendung einer etwas weniger zeitgebundenen Form über die Zeitläufte hinweg zu erhalten.
    Im Booklet zu den CDs des Purcell Quartet steht noch etwas mehr, aber da muß ich erst nachlesen.

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von miguel54
    Hallo Bernhard:
    nach der mir zur Verfügung stehenden Literatur weiß man nicht viel und genaues über Anlaß der Komposition und evt. Aufführungen, das ist nicht besser als bei der h-moll Messe.


    Genau, in der mir vorliegenden Bachliteratur habe ich auch kaum etwas konkretes gefunden.


    Zitat

    Im Booklet zu den CDs des Purcell Quartet steht noch etwas mehr, aber da muß ich erst nachlesen.


    Stichwort: "Purcell Quartet" :faint:
    Was macht man heute nicht alles dafür :hahahaha:
    Sparschwein schlachten, nach Mannheim zum *2001* radeln, die Lutheran Masses Vol. 1 + 2 kaufen und jetzt gespannt anhören :D
    Im Booklet steht, dass die Messen recht regelmäßig aufgeführt wurden (wo ?), für die Missa A-Dur legt man sich Aufgrund von Aufführungsmaterialien auf eine Aufführung im Winter 1748/49 in Leipzig fest.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Bernhard
    Guten Tag


    Für welchen Zweck hat Bach seine "Lutherischen Messen" überhaupt komponiert ? Für Leipzig, für katholischen oder auch evangelischen Gottesdienste in Dresden, für Kantorenkollegen oder nur aus einer persönlichen und künstlerischen Motivation ?


    Bernhard


    Nochmal meine oben genannte Quelle:
    ...Als Bach zum Hofkompositeur ernannt worden war, wollte er seine Beflissenheit bezeugen und schickte vier Kyrie und Gloria -die er als Messe bezeichnete- an den Hof ein. (Da er in Leipzig keine Verwendung für solche Messen hatte, bleibt nur die Annahme übrig, daß er sie für Dresden bestimmte) Da er es damit eilig hatte, nahm er sich nicht die Zeit, neue Werke zu schaffen, sondern stellte diese Messen größenteils aus Kantaten zusammen. Die Parodien sind oberflächlich und zum Teil geradezu sinnlos... (S. 671)


    Ich werde auf alle Fälle versuchen, mir in nächster Zeit die entsprechenden parodierten Kantaten (Bibliothek) zu besorgen, denn der Vergleich der parodierten Musik zwischen "WO" und den weltlichen Kantaten fiel deutlich aus. Es bleibt natürlich immer wunderschöne Musik, aber mit originaler Textausdeutung ist es immer noch viel grandioser!
    :jubel: :jubel: :jubel:


    Messe F-Dur Kantaten. Nr 102, 40,
    Messe A-Dur Kantaten Nr.67, 179, 79,136,
    Messe g-moll Kantaten Nr. 102, 72,187,
    Mees G-Dur Kantaten Nr. 179, 79, 138, 17


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Guten Abend


    eine Möglichkeit der Umarbeitung von Kirchenkantaten zu Messen durch Bach wäre, dass er deren teils metaphernreiche und zuweilen drasitschen Texte kommenden Generationen nicht zumuten wollte. Nach Abschluß der Kantatenzyklen könnte er sozusagen die nach seiner Meinung gelungensten Melodien mit den zeitlosen lateinischen Texten unterlegt haben.
    Als eine Musik zweiter Klasse kann man die vier kleinen Messen Bachs jedenfals nicht bezeichnen.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Bernhard
    Guten Abend


    eine Möglichkeit der Umarbeitung von Kirchenkantaten zu Messen durch Bach wäre, dass er deren teils metaphernreiche und zuweilen drasitschen Texte kommenden Generationen nicht zumuten wollte. Nach Abschluß der Kantatenzyklen könnte er sozusagen die nach seiner Meinung gelungensten Melodien mit den zeitlosen lateinischen Texten unterlegt haben.
    Als eine Musik zweiter Klasse kann man die vier kleinen Messen Bachs jedenfals nicht bezeichnen.


    Bernhard


    Hallo Bernhard!


    Hm, interessante Theorie. Die Texte wird er aber wohl kaum aus heutiger Sich wahrgenommen haben (man lese nur seine Texte, d.h. z.B. Briefe!). Oder gibt es für Deine Theorie Belege? Ich glaube nicht daran.
    Möglich, dass die Kantaten nur einmal aufgeführt wurden und er schöne Musik weiterverwenden wollte. Andererseits konnte Bach scheinbar immer geniale Musik schreiben (und einer wie er will wohl auch immer Neues schaffen), so bleibt für mich eigentlich nur das Zeitproblem glaubhaft.


    Ja natürlich, das die Musik allererster Klasse ist steht außer Frage! (aber die Verbindung zum Text...)


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Zitat

    Original von pt_concours
    Nochmal meine oben genannte Quelle:
    ...Als Bach zum Hofkompositeur ernannt worden war, wollte er seine Beflissenheit bezeugen und schickte vier Kyrie und Gloria -die er als Messe bezeichnete- an den Hof ein. (Da er in Leipzig keine Verwendung für solche Messen hatte, bleibt nur die Annahme übrig, daß er sie für Dresden bestimmte) .... (S. 671)



    Hallo pt_concours,


    ich weiß nicht, ob Schweitzer da nicht nur eine unbelegte Hypothese äußert. In der entsprechenden Fußnote (bei Dir in den Klammern) sagt Schweitzer ja selbst, dass er dies nur schlussfolgert "..bleibt nur die Annahme übrig, ...". Und ob er keine Verwendung hatte? Immerhin waren lateinische Messtexte auch in der lutherischen Kirche gebräuchlich. Bedarf hatte er offensichtlich schon, Bach "schrieb Meßstücke und ganze Messen bekannter und unbekannter deutscher und italienischer Komponisten für seinen Gebrauch ab..." (Schweitzer, S. 656).


    Gruß! Manuel García
    ;( 8)

  • So wie ich die Bemerkungen in den Begleittexten der CDs des Purcell Quartet verstehe, nimmt man aufgrund des Vorhandenseins ähnlicher Kompositionen von Zeitgenossen Bachs mit belegten Aufführungen an, dass auch er in Leipzig solche Stücke bei festlicheren Anlässen aufgeführt hat.


    Was das Parodieverfahren angeht: Die weltlichen Vorlagen waren immer zweck- und anlaßgebunden, vor allem was den Text angeht. In sakraler Form waren diese Stücke mehrfach wiederaufführbar, weil sozusagen "zeitlos" (wir spielen sie ja heute immer noch, was man von manchen weltlichen Kantaten nicht gerade behaupten kann, bei deren Texte sich manchem zumindest die Brauen wölben) - dem fürstlichen o.a. Auftraggeber wäre eine Wiederaufführung sicher nicht recht gewesen, die erwarteten immer originale Musik.


    Bernhard, wie gefallen Dir denn die CDs des Purcell Quartet? :hello:

  • Guten Morgen



    Auf jeden Fall, und zu Bachs Kantaten-Texten siehe diesen Thread und das Kapitel "Schleicht, spielende Wellen..." Bach und seine Kantatentexte in Maarten ´t Hart Buch "Bach und ich".


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose