Lohengrin Deutsche Oper Berlin 22.APRIL

  • Zunächst kam die Absage von Klaus Florian Voigt wegen eines grippalen Infektes!
    Der Einspringer hiess STEFAN VINKE!!!!!
    Der war eine echte Entdeckung und hat das toll gesungen!
    Hut ab am Schluss der Aufführung vom ganzen Haus Ovationen bei seinen Solovorhängen.
    Die Sänger auf sehr hohem Niveau.
    Ricarda Merbeth eine hervorragende Elsa.
    Petra Lang eine fantastische Ortrud.
    Bastiaan Evernik ein sehr guter Heerrufer.
    Nicht so gut gefielen mir der Telramund von Gordon Hawkins und auch Alfred Dohmen als König Heinrich.
    Hervorheben muss man unbedingt den Chor der Deutschen Oper, der am Schluss Jubelstürme bekam!
    Donald Runnickes am Pult sehr gut!
    Die Regie von Kasper Holten hat nicht sonderlich gestört, man erkennt das Stück und abgesehen von einigen Albernheiten in der Personenregie und den Chorbewegungen verstehe ich die Aufregung der Berliner Kritiker nicht ganz!
    Die alte Götz Friedrich Regie fand ich sehr viel besser!
    Ja und dann die alte WIELAND WAGNER naja das ist lange her und war damals der Aufreger....
    Insgesamt ein ganz wunderbarer Opernabend auch wegen STEFAN VINKE!


    Gruß aus BERLIN. :jubel:

    mucaxel

  • Zunächst kam die Absage von Klaus Florian Voigt wegen eines grippalen Infektes!
    Der Einspringer hiess STEFAN VINKE!!!!!
    Der war eine echte Entdeckung und hat das toll gesungen!


    Gruß aus BERLIN. :jubel:


    Hallo, mucaxel,


    da staune ich ja, ich habe nämlich die Umbesetzung gesehen und dachte, du bist sicher sehr enttäuscht. Dafür war ich gestern im "Lohengrin", diesmal sang Klaus Florian Vogt die Titelrolle. Also schon mit dem ersten klaren hohen Ton überzeugt er in dieser Rolle. Eigentlich hat er erst im 3. Akt richtig was zu tun. Der Lohengrin ist ihm auf den Leib geschnitten, schon wegen der Statur. Er singt am textverständlichsten von allen, klirrt nicht, ist sicher auch in Sprüngen und hat einfach eine angenehme Stimmlage. Vogt ist der geborene Wagner-Sänger, obwohl er im Januar versuchsweise auch in der "Tosca" gesungen hat. Es gibt lautstarke Kritiker hier im Forum, aber die überzeugen mich nicht, nach dem was ich selbst erleben konnte.
    Mir gefiel die gesamte Sängerschaft. Albert Dohmen füllt doch im ersten Bild die gesamte Bühne mit seiner Stimme, Petra Lang war als Ortrud grandios, besonders im letzten Akt, Ricarda Merbeth ( Elsa) ist ein schön weicher und lieblicher Sopran, die in der Höhe manchmal etwas flatterte, der Telramund von Gordon Hawkins überzeugt weniger durch das kratzbürstige seiner Stimme (man hört dass er kein deutscher Muttersprachler ist), als durch sein Rollenspiel. Der Heerrufer mit Bastiaan Everink macht seine Sache sehr gut und wirkt nicht als Nebenrolle.
    Ein Extralob gebührt dem verstärkten Chor der Deutschen Oper. Dieser Chor hat mich noch nie enttäuscht, aber hier hat er wirklich eine Riesenaufgabe zu bewältigen, große Klasse.
    Das trifft auf das Orchester der DOB weniger zu. Im Vorspiel zum ersten Takt gab es gleich zu Beginn Unsauberkeiten in den Geigen, was zur gesamten Unruhe im Orchestergraben beitrug, das setzte sich im das Vorspiel zum 3. Akt fort und im gesamten Verlauf immer wieder wacklige Einsätze. Mir schien das Orchester gestern wieder an seinen wenig guten Ruf in den achtziger/neunziger Jahren anzuknüpfen.
    Eindrucksvoll dagegen das ganze Fernorchester, auch dynamisch sehr gut abgestuft und räumlich im letzten Akt raffiniert platziert, da kamen die Töne von hinter der Bühne, von der Seite aus einer beleuchteten Seitenloge und von hinter dem Publikum. Ein Riesenaufwand!


    Was die Regie betrifft, so kann ich damit leben. Herr Uehling von der "Berliner Zeitung " schreibt vom "Musterbeispiel moderner Wagner-Regie". Wenn moderne Regie immer so aussehen würde, dann wäre die Opernwelt noch in Ordnung.


    Insgesamt ein wirklich ganz großer Opernabend! :jubel:


    Mit besten Grüßen


    :hello:


    Manfred

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Danke für die interessanten Berichte! Mich würde es noch sehr interessieren, was für eine Inszenierung das genau ist. die Bilder sehen ja sehr düster aus. Verlegen die das Stück wieder mal in eine andere Zeit? Wird die originale Handlung der Oper noch befolgt oder wieder einmal etwas komplett anderes daraus gemacht? Was genau ist an der Inszenierung so modern? Viele Grüße, Figarooo

  • Danke für die interessanten Berichte! Mich würde es noch sehr interessieren, was für eine Inszenierung das genau ist. die Bilder sehen ja sehr düster aus. Verlegen die das Stück wieder mal in eine andere Zeit? Wird die originale Handlung der Oper noch befolgt oder wieder einmal etwas komplett anderes daraus gemacht? Was genau ist an der Inszenierung so modern? Viele Grüße, Figarooo


    Hallo Figarooo,


    nein, es ist keine andere Zeit erkennbar, das Bühnenbild ist so wie es neuerdings die Regel ist, sehr sparsam. Düster fand ich es nicht. Es sind Videoprojektionen, so z.B. das Münster, das wie ein alter Kirchenbau aussieht und zum Schluss der Schwan, der Lohengrin zum Gral zurück führen soll. Modern ist vielleicht, dass zum Anfang ein Schlachtfeld dargestellt wird und dass der Held nach Meinung des Regisseurs so ein Held gar nicht ist, sondern an Telramund einen politischen Mord begeht. So schreibt es der von mir genannte Rezensent, aber erkennbar ist das eigentlich nicht, Telramund geht auf Lohengrin angriffslustig zu, worauf dieser ihn niederstreckt. So soll es ja auch sein. Die Kostüme sind weitgehend zeitgemäß.


    Es gab einen Riesenbeifall mit vielen Bravos am Schluss (für alle Beteiligten), die vereinzelten Buhs in der Premiere sind in Berlin normal.
    Wie gesagt, diese Inszenierung kann sich sehen und hören lassen. Offenbar gibt es auch in der Titelpartie eine gute Alternative.


    Viele Grüße


    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Wenn ich mir die Bilder ansehe, kann ich zwar auch - wie mucaxel es geschildert hat - sagen, dass die Inszenierung wohl weniger stört. Albern finde ich allerdings die Idee, Lohengrin diese Schwanenfügel anzuhängen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Albern finde ich allerdings die Idee, Lohengrin diese Schwanenfügel anzuhängen.


    Das ist Geschmackssache, ich habe das aber von ganz früher auch so in Erinnerung, der Ritter als Schwan. Das verstand ich gar nicht und so lehnte ich diese Oper für mich auch ab. Mich stört das heute nicht mehr.


    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Vielen Dank Timmijy, das klingt ja noch ganz erträglich! Wir in München haben ja den Baustellen-Lohengrin und das was du beschreibst klingt noch irgendwie ansprechend - über Lohengrins Flügel kann man ja noch hinwegsehen! Meinst du diese Inszenierung wäre mal eine Reise aus München wert?

  • Ja das mit den Flügeln hat mich auch gestört, aber wenn man ganz ehrlich ist, war die ganze Regie
    für A + F.....Es war keine Aufreger Regie, da das Stück zu erkennen war.
    Viele Albernheiten waren auf der Szene zu sehen, aber da der musikalische Eindruck so gut war
    konnte man die Musik geniessen und das ist doch schon mal was!!!
    Der Chor echt grandios und die meisten Sänger auch so war es auch in der von mir
    besuchten Vorstellung ein toller Opernabend!
    Allerdings darf man nicht an die alte Wieland Wagner Aufführung denken mit dem
    blau gehaltenen Rundhorizont das war einfach, aber doll!
    Es war fast nur statisch.
    Damals ein BUUH Gebrüll von einer Lautstärke die kaum zu toppen war!
    Vor allem gegen Wieland Wagner und "seine" Anja Silja.
    Unvergessen die Besetzungen Elisabeth Grümmer, Pilar Lorengar Elsa.
    Jess Thomas, James King Lohengrin. Christa Ludwig, Ruh Hesse Ortrud.
    Walter Berry, Gustav Neidlinger Telramund! Das sind nur einige Namen die
    mir gerade in den Sinn kommen.
    Die grosse Stärke der Berliner Oper war immer der Chor.
    Die Leitung hatte damals der unvergessene WALTER HAGEN-GROLL!!!
    Der Warnung wieder super zu meiner grossen Freude und die Sänger waren
    heute auch nicht so schlecht.
    Will damit sagen nicht immer war früher alles besser!!!
    Es gibt auch heute sehr gute Sänger!
    :jubel:

    mucaxel

  • Vielen Dank Timmijy, das klingt ja noch ganz erträglich! Wir in München haben ja den Baustellen-Lohengrin und das was du beschreibst klingt noch irgendwie ansprechend - über Lohengrins Flügel kann man ja noch hinwegsehen! Meinst du diese Inszenierung wäre mal eine Reise aus München wert?


    Lieber Figarooo,
    Münchens Lohengrin kenne ich nicht, ich kann nur für Berlin und da nur für die DOB sprechen. Berlin ist sowieso immer eine Reise wert. Da gibt es noch eine Oper (die KO ist indiskutabel) und auch Philharmonie und Konzerthaus... Ich denke nicht, dass du vom Lohengrin enttäuscht wärst.



    Zitat

    Allerdings darf man nicht an die alte Wieland Wagner Aufführung denken mit dem
    blau gehaltenen Rundhorizont das war einfach, aber doll!


    Jaja, doch die alten Zeiten sind vorbei. - Der Lohengrin legt an der DOB erstmal eine Pause ein. Im nächsten Jahr ist Vogt am 16. und 21. März dabei. Desgleichen Ricarda Merbeth. Die Ortrud ist ganz anders besetzt, da singt am 10. und 16. Februar immerhin Waltraud Meier :jubel: ( im März Christine Goerke). Und auch Heinrich der Vogler ist ein anderer. Das sind die nächsten Vorstellungen.


    Also genug Zeit für die Reiseplanung!


    Beste Grüße nach München!


    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

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  • Vor allem gegen Wieland Wagner und "seine" Anja Silja.
    Unvergessen die Besetzungen Elisabeth Grümmer, Pilar Lorengar Elsa.
    Jess Thomas, James King Lohengrin. Christa Ludwig, Ruh Hesse Ortrud.
    Walter Berry, Gustav Neidlinger Telramund! Das sind nur einige Namen die
    mir gerade in den Sinn kommen.
    Die grosse Stärke der Berliner Oper war immer der Chor.


    Man darf getrost auch noch den Lohengrin von Charles Craig nennen.


    Als Lorin Maazel mit der Deutschen Oper Berlin 1970 in Japan gastiert und dort den Lohengrin gebracht hat, besetzte er sie Titelpartie mit Craig!
    Der Rundfunk in Japan hat damals die Aufführung übertragen.
    Es würde mich wundern, wenn es den nicht längst auch auf CD gäbe.


    Die Aufführung hat beste Klangqualität - nur leider ist das Tape, das ich davon habe, inzwischen ziemlich blind geworden.
    Und man muss an einigen Stellen auch Jaulen wegen ausgeleierter Ränder in Kauf nehmen.


    Aber:
    Maazel, Chor und Orchester sind in Top-Form.
    Pilar Lorengar zeigt, dass sie nach Grümmer die innigste und zugleich differenzierteste Elsa war. Dies dürfte Lorengars beste Aufnahme überhaupt sein!
    Ruth Hesse singt eine phänomenale Ortrud, wenn es ihr auch an Dämonie und Furor etwas fehlt.
    Charles Craig ist ein wundervoll belcantesker Lohengrin.
    Peter Lagger singt einen ordentlichen Heinrich.
    Hans-Günther Nöcker ist als Telramund etwas knorrig aber durchaus imponierend.
    Als Sahnehäupchen hat man einen der besten aller Heerrufer des letzten Jahrhunderts: Ingvar Wixell!



    Ja das waren Zeiten, in denen die Deutsche Oper einfach großartig war!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Zitat

    Das ist Geschmackssache, ich habe das aber von ganz früher auch so in Erinnerung, der Ritter als Schwan.

    Irgendwie ist dieses Schwanenkleid unlogisch, wenn man die weitere Handlung betrachtet. Es stellt Lohengrin von Anfang an als ein besonderes (göttliches?) Wesen heraus. Würde das wohl einen Menschen wie Telramund dazu bringen, sich auf einen Kampf mit diesem Wesen einzulassen und erscheint die Intrige im weiteren Verlauf in diesem Lichte nicht absurd? Kann dieses engel- oder schwanenhafte Wesen mit Menschen verglichen und des Betrugs bezichtigt werden? Würde Elsa einen Schwan heiraten oder würde sie überhaupt mit einem solchen Wesen getraut werden? Oder wie seht ihr das? Zwar hätte mich das nach all den Erfahrungen, die man mit den Lohengrin-Verunstaltungen erlebt hat, wohl nicht so sehr gerstört, wenn - wie geschildert - die musikalische Qualität stimmte, aber diese Lächerlichkeit neben anderen Albernheiten, die zwar hier erwähnt wurden, aber die aus den Bildern nicht so ersichtlich sind, mindert in meinen Augen doch die Qualität der Inszenierung erheblich.


    Liebe Grüße
    Gerhard


    Liebe Grüße

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • aber diese Lächerlichkeit neben anderen Albernheiten, die zwar hier erwähnt wurden, aber die aus den Bildern nicht so ersichtlich sind, mindert in meinen Augen doch die Qualität der Inszenierung erheblich.


    Liebe Grüße


    Was für andere Albernheiten? Ich konnte keine erkennen. Bitte Ross und Reiter nennen!


    Auch liebe Grüße


    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Lieber Timmiju,


    ich habe auch nur gesagt, dass sie hier (gemeint war "in diesem Thema") erwähnt wurden (siehe Beitrag Nr.8 von Mucaxel), ich sie aber aus den Bildern nicht erkennen konnte. Daher kann ich Einzelheiten nicht nennen. Ich selbst habe nur die Albernheit des Geflügellohengrins als unlogisch bezeichnet. Mir ging es um die Fragen, wie das geflügelte Wesen wohl zu den Ereignissen der Oper passt.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Caruso 41,


    ich habe mich eben mal wieder mit dem von mir außerordentlich geschätzten Charles Craig beschäftigt. Dabei bin ich auf diesen wunderbaren Hinweis von Dir gestoßen. Hier ist ein link.


    Welch ein großartiger Tenor dieser zu Lebzeiten von vielen, die ihn hörten, hoch geschätzte, in der Medienöffentlichkeit aber nie verdientermaßen gewürdigte Sänger war, zeigt sich auch in dem beigefügten Ausschnitt aus Andrea Chénier. Sein "Improvviso" gehört zu den besten, die ich kenne. Mir gefällt immer wieder seine warme, italienisch geführte, bruchlos bis in die höchsten Register entfaltete, dabei souverän-kraftvolle und doch differenzierte Stimme. Heute sehe ich kaum einen Tenor dieses Fachs, der ihm gleichkäme. Schon gar nicht als Otello, einer seiner Paraderollen.




    VG
    Otello50