Verschwörungstheorien zu modernen Operninszenierungen

  • Im Folgenden zitiere ich Wikipedia und füge anschauliche Beispiele aus Regietheater-Threads an.


    Verschwörungstheorien vermengen bei ihrer Simplifikation zudem die Kategorien Sein und Sollen. Wenn Begriffe unterschiedlicher Kategorien durch Konjunktionen verknüpft werden, spricht man von einem Kategorienfehler. Ein wesentliches Merkmal von Verschwörungstheorien ist also das Vorhandensein eines normativen Maßstabes. Die als „Verschwörung“ bezeichneten Vorgänge werden nicht wertneutral konstatiert, sondern von einem normativen Standpunkt aus kritisiert.

    Von einem hier nicht mehr aktiven Mitglied, das Einblick hinter die Kulissen hatte und das den Chereau-Ring sowie das Regietheater augenscheinlich über alles liebt, den Hall-Ring und alles an Werktreue hasst, weiß ich, dass damals zum Kampf gegen den Hall-Ring aufegrufen worden war. Da spielten auch politische Gründe eine Rolle: Beim Chereau müssen sich wohl einige Alt-Braune empört haben, dass er als Franzose engagiert, es gewagt hatte so eine Verunstaltung abzuliefern. Damit diese Fraktion mit ihrer Bestätigung für den werktreuen Hall-Ring sich nicht wieder breit macht, dafür wurde der Hall-Ring demonstrativ demontiert, verballhornt und ins Lächerliche gezogen. Dass nicht nur Braunen dieser Ring gefiel, das wurde geflissentlich übersehen bzw. es wurde gleich in einem das schlechte Gewissen geschürt, dass man so was nur ja nicht gut zu finden habe.


    Verschwörungstheorien beschränken sich also nicht auf eine Diagnose, sie enthalten immer auch eine mitlaufende, aber nicht explizierte, meist weltanschauliche Beurteilung der Ereignisse.

    Ich war denn selbst sehr erstaunt, dass die Kritiken nach den Premieren so bösartig genau ins andere Horn tuteten - zumal mir Bekannte erzählten - und die sind keineswegs braun!!!!!, ich übrigens auch nicht -, wie sehr ihnen der Ring gefallen habe und sie hätten das Gefühl gehabt, dass ab der Walküre gegen diese Inszenierung Stimmung gemacht worden wäre.


    Abweichungen werden als absichtliche Manipulationen verstanden, die ihrerseits manipulativ verändert werden müssen.

    Ich kann Dir aber auch von einem sehr bekannten Rezensenten und mehrfachen Buchautor berichten, der sagt, dass er nicht zu kritisch mit dem Regietheater sein dürfe sonst bekäme er keine Aufträge mehr. Übrigens gestand mir dies auch o.g. ehemaliges Mitglied, dass es aus Berufsgründen schon das Regietheater gut finden müsse.



    Vertreter von Verschwörungstheorien weigern sich – anders als Wissenschaftler, die Modelle vertreten –, ihre Hypothesen zu explizieren und überprüfbare Bedingungen zu nennen, bei deren Nachweis sie ihre Hypothesen für widerlegt betrachten.

    Wie gesagt: Glaub es oder lass es bleiben. Ich werde hier keine Namen nennen.


    Es ist gerade das Charakteristikum von Verschwörungstheorien, dass sie von Gegenständen handeln, die sich tatsächlich oder vermeintlich jeder Nachprüfbarkeit entziehen. In diesem Sinne sind Verschwörungstheorien nicht deskriptiv, sondern präskriptiv, wobei ihnen das Ziel der empirischen Verifizierung fehlt. Das unterscheidet Verschwörungstheorien von wissenschaftlichen Hypothesen. Aufgrund der hochgradig stereotypen und festgefügten Struktur sind Verschwörungstheorien in der Theorie von erklärungsbezogenen Deutungsmustern abgrenzbar. Die Deutungsmuster einer Verschwörungstheorie sind nämlich nicht auf korrekturbasierte Weiterentwicklung hin angelegt.

    Zur Ausgangsfrage: Das Regietheater bezweckt die Vernichtung der traditionellen Oper, nicht weniger.


    Grundlage vieler Verschwörungstheorien ist ein dezidiertes und vereinfachendes Welt- und Geschichtsbild, das auf der Grundannahme basiert, dass Strukturen der sozialen Wirklichkeit durch Handlungen von Personen direkt steuernd beeinflusst werden können.

    Es gibt Menschen, die meinen man müsse alte Kunstformen zerstören um Platz für Neues zu schaffen.
    Das mit dem Zerstören klappt ja noch einigermaßen, der Platz fürs Neue ist dann auch da.
    Und schlimmstenfalls dann auch noch das Neue - Leider will es keiner hören oder sehen.
    Die Ausführenden sehen darin einen Affront gegen ihre Person und ihre Weltanschauung, die selbstverständlich jeder zu teilen hat.


    Vor dem Hintergrund der gegenseitigen strukturellen Abhängigkeiten und hochgradigen Vernetzungen komplexer sozialer Systeme gilt diese Voraussetzung heute jedoch allgemein als unplausibel. Sozialwissenschaftliche Modelle zeigen, dass sich weitreichende Ereignisse in Gesellschaft, Wirtschaft oder Staat nicht allein durch das zielgerichtete Handeln von Personen oder Personengruppen verursachen lassen. Man geht hier vielmehr vom Zusammenwirken vieler verschiedener subjektiver Gründe und objektiver Bedingungen aus, die aus Strukturen, Konjunkturen, Absichten, Gegenabsichten, Irrtümern und schlichten Zufällen bestehen und sich zudem gegenseitig beeinflussen. Die Auffassung, eine relativ kleine Personengruppe könne wichtige gesellschaftliche Ereignisse zentral steuern, gilt daher als unterkomplex.



    :hello:

  • Ich beantrage die Löschung dieses Threads, aufdass der werte wolfram erstmal Energie aufbringt die immer noch offenen Fragen aus zahlreichen anderen Threads zu beantworten.

  • Na, dann zitiere ich mal weiter.


    [Zitat Beginn]


    Das Ausfindigmachen von „Schuldigen“ geht mit der Schwarz-Weiß-Malerei eines moralisierenden Dualismus einher und folgt dem Wunsch, die unterstellten Geheimpläne aufzudecken, abzustellen und zu bestrafen, um so das Böse „ein für allemal“ aus der Welt zu schaffen.


    Ich beantrage die Löschung dieses Threads, aufdass der werte wolfram erstmal Energie aufbringt die immer noch offenen Fragen aus zahlreichen anderen Threads zu beantworten.


    [Zitat Ende]

  • Verschwörungstheorien vermengen bei ihrer Simplifikation zudem die Kategorien Sein und Sollen. Wenn Begriffe unterschiedlicher Kategorien durch Konjunktionen verknüpft werden, spricht man von einem Kategorienfehler. Ein wesentliches Merkmal von Verschwörungstheorien ist also das Vorhandensein eines normativen Maßstabes. Die als „Verschwörung“ bezeichneten Vorgänge werden nicht wertneutral konstatiert, sondern von einem normativen Standpunkt aus kritisiert.


    Jetzt bin ich schon überrascht, lieber Wolfram, dass Du Dir so einen Unsinn aufschwatzen lässt.


    Eine Verschwörungstheorie lässt sich entweder verifizieren, oder auch nicht.


    Cäsars Ermordung war die Konsequenz einer Verschwörung, was wohl bewiesen sein dürfte.


    Die Verschwörungstheorie bezüglich einer nie erfolgten Mondlandung der Apollo 11 hat dagegen wenig Anhänger gefunden, doch der Vorwurf einer Vermengung von Sein und Wollen ist hier völlig gegenstandslos. Es wurden von den Zweiflern eben nur Beweise erbracht, die sich als unhaltbar erwiesen.


    That´s it. Nicht mehr und nicht weniger.


    Wenn Knusperhexe von Selbstgerhörtem spricht, dann bleibt nur übrig, ihn entweder als Phantasten abzustempeln oder die Sache Ernst zu nehmen.


    Wikipedieas Definition ist eher eine Beschreibung verschiedener Varianten des Volkaberglaubens a la Aliens verursachen die globale Erwärmung oder die Freimaurer planen die Übernahme der Weltherrschaft.


    Eine Verschwörungstheorie ist eben eine Theorie wie andere auch. Sie kann bewiesen werden oder auch nicht.


    Methaphysischer Wikipedia-Zauber hilft uns nicht weiter.

  • Nun ja, lieber Hami, manche hier verbreiten die Meinung, dass das Regietheater auf die Konspiration einiger Intendanten, Regisseure, Kritiker und Claqueure zurückgeht, die zum Ziel haben, "konventionelle" Inszenierungen auszurotten.


    Wenn das keine Verschwörungstheorie sein soll, dann weiß ich's auch nicht mehr ...


    Zitat von hami1799

    Eine Verschwörungstheorie lässt sich entweder verifizieren, oder auch nicht.


    Kommt drauf an, wie nachprüfbar sie formuliert ist. Die Verschwörungstheorie "Aliens von 17 Sternsystemen haben beschlossen, die Erde im Jahr 2017 unserer Zeitrechnung zu vernichten" ist kaum verifizierbar.


    Wie man die Regietheater-Verschwörungstheorie überprüfen soll, ist völlig unklar - wie sie zu widerlegen wäre, noch weniger.


    Aber die typischen Muster einer Verschwörungstheorie nachzuweisen, ist auch schon etwas.


    :hello:

  • Wie man die Regietheater-Verschwörungstheorie überprüfen soll, ist völlig unklar - wie sie zu widerlegen wäre, noch weniger.


    Na also, Du sagst es ja selbst: Dieser Thread ist völlig überflüssig - es sei denn Du bezweckst, Dich über andere lustig zu machen. Aber das möchte ich Dir nicht unterstellen.

  • Na also, Du sagst es ja selbst: Dieser Thread ist völlig überflüssig - es sei denn Du bezweckst, Dich über andere lustig zu machen. Aber das möchte ich Dir nicht unterstellen.


    Lieber Knuspi,


    das verstehe ich nicht - Ziel dieses Threads ist es, dafür zu argumentieren, dass die hier vorgetragene Behauptung, dass das Regietheater auf die Konspiration einiger Intendanten, Regisseure, Kritiker und Claqueure zurückgeht, die zum Ziel haben, "konventionelle" Inszenierungen auszurotten, eine Verschwörungstheorie darstellt.


    Dass die Frage, ob diese Verschwörung real existiert, schwierig zu klären sein dürfte, gebe ich gerne zu - aber das ist ja Kennzeichen einer Verschwörungstheorie.


    Die Frage, ob eine Verschwörungstheorie vorliegt, ist hingegen leichter zu klären.


    Dass der Unterscheid zwischen beiden Fragen nicht leicht zu begreifen sein mag - geschenkt. Frag gerne weiter, nach Möglichkeit will ich gerne helfen.


    :hello:

  • Nun ja, lieber Hami, manche hier verbreiten die Meinung, dass das Regietheater auf die Konspiration einiger Intendanten, Regisseure, Kritiker und Claqueure zurückgeht, die zum Ziel haben, "konventionelle" Inszenierungen auszurotten.


    Wenn das keine Verschwörungstheorie sein soll, dann weiß ich's auch nicht mehr ...


    Na gut, sagen wir, Du hast hier Recht. Aber ist das relevant?


    Wenn mich einer auf der Straße erschießt, kann es mir wurscht sein, ob er auf mein Geld aus war oder ob er Taminos nicht mag. Das Ergebnis zählt.


    Man könnte jedenfalls versuchen, auch abseits einer Verschwörungstheorie zu ergründen, warum die Opernregie recht allgemein in eine Richtung geht.

  • Man könnte jedenfalls versuchen, auch abseits einer Verschwörungstheorie zu ergründen, warum die Opernregie recht allgemein in eine Richtung geht.


    Da gebe ich Dir völlig Recht! Ich sehe die Entwicklung von Kunst als historische Notwendigkeit und nicht als das Ergebnis einiger obskurer Strippenzieher.


    Aber die Realität dieses Forums legt die Vermutung nahe, dass der Glaube an eine Verschwörung eine gewisse Verbreitung hat.


    Da interessiert mich, ob man das schon eine Verschwörungstheorie nennen kann. Und bisher meine ich: ganz klar ja! Die Bedingungen sind erfüllt.


    Aber das mit der "einen Richtung", das möchte ich doch bezweifeln - was wäre denn die gemeinsame Richtung von Konwitschny, Bieito, Sellars, Neuenfels usw. ?


    :hello:

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  • Ich sehe die Entwicklung von Kunst als historische Notwendigkeit und nicht als das Ergebnis einiger obskurer Strippenzieher


    Die Entwicklung von Kunst ist nicht nur eine Notwendigkeit sonder schon ein Naturgesetz. Nur meine ich mit Entwicklung die Gestaltung des Neuen.


    Picasso hat schließlich nicht Rembrandts Bilder übermalt, sondern eigene geschaffen.
    Daher sollte auch nicht die selbsverständliche Existenzberechtigung der Webern-Opern die Forderung rechtfertigen, die Weber-Opern ihnen anzugleichen.


    Ich könnte meinen Honda rot anmalen und ihn mit einem Ferrari-Pferdchen versehen. Meinst Du, ich könnte mit dem Schwindel durchkommen?


  • Wenn er von Selbstgehörtem Spricht, dann bleibt aber auch übrig, davon auszugehen, dass zwei Leute eine Meinung haben. Nur weil es noch jemand gesagt hat, kann man ja nicht von einer echten Quelle sprechen.

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Wenn er von Selbstgehörtem Spricht, dann bleibt aber auch übrig, davon auszugehen, dass zwei Leute eine Meinung haben. Nur weil es noch jemand gesagt hat, kann man ja nicht von einer echten Quelle sprechen.

    Völlig richtig! Aber das Gegenteil hat auch niemand behauptet. Die Sache Ernst nehmen, bedeutet nicht automatisch, sie auch zu akzeptieren.

  • Lieber Hami,


    ich zitiere zunächst mal aus dem Eröffnungsbeitrag:


    Wenn Begriffe unterschiedlicher Kategorien durch Konjunktionen verknüpft werden, spricht man von einem Kategorienfehler.

    Der Vergleich von Operninszenierungen mit der Bildenden Kunst ist problematisch. Ein Bild ist, wenn es gemalt und die Farbe getrocknet ist, fertig und wird gerahmt und aufgehängt, damit man es sehen kann. Allenfalls kann man über die Größe des Ausstellungsraumes, Wandfarbe, Beleuchtung usw. sprechen.


    Eine Opernpartitur ist mit der letzten geschriebenen Note zwar auch fertig, aber das Werk kann noch nicht angesehen werden. Dazu müssen etliche Mitwirkende, die den Code ("Notenschrift") entziffern können, dieses Werk einstudieren, und jemand muss die konkrete Aufführung organisieren: Wer geht wann wohin, wie sieht die Bühne aus, ... Diese Aufführung ist auch nicht zeitfrei wie ein aufgehängtes Bild, sie hat einen Anfang und ein Ende und dazwischen einen Verlauf, der vom Komponisten weitgehend durchstrukturiert ist (Tempofragen mal ausgenommen).



    Picasso hat schließlich nicht Rembrandts Bilder übermalt, sondern eigene geschaffen.

    Insofern liegt bei Deinem suggerierten Vergleich ein Kategorienfehler vor.



    Daher sollte auch nicht die selbsverständliche Existenzberechtigung der Webern-Opern die Forderung rechtfertigen, die Weber-Opern ihnen anzugleichen.

    Anton von Webern hat keine Opern geschrieben.



    Ich könnte meinen Honda rot anmalen und ihn mit einem Ferrari-Pferdchen versehen. Meinst Du, ich könnte mit dem Schwindel durchkommen?

    Du bist frei, dies zu tun. Nur wenn Du den Honda dann bei ebay als Ferrari anbietest, ist es Betrug. Ich glaube nicht, dass Du durchkommen würdest. Aber was hat das mit unserem Thema zu tun?


    :hello:

  • Anton von Webern hat keine Opern geschrieben.

    Sorry, habe an Alban Berg gedacht.


    "Wenn Begriffe unterschiedlicher Kategorien durch Konjunktionen verknüpft werden, spricht man von einem Kategorienfehler."


    Wenn Malerei und Musik zu den unterschiedlichen Kategorien gerechnet werden können, wär´s schon recht. Da gibt es aber noch den Oberbegriff "Kunst".

  • Sorry, habe an Alban Berg gedacht.


    Ok. Und welche Weber-Oper wäre nun an eine Berg-Oper angeglichen worden? Und wie?


    Welche Aspekte welcher Berg-Oper wären wie in welche Weber-Oper übernommen worden?


    :hello:

  • Welche Aspekte welcher Berg-Oper wären wie in welche Weber-Oper übernommen worden?


    Wenn man aus dem Max einen so furchtbar verhunzten Menschen macht wie aus dem Wozzeck, liegt es klar auf der Hand.


    Es existiert tatsächlich eine Version, die Max zum Mörder an Agathe macht. Marie oder Agathe, das bleibt sich gleich.


    Und der Honda als Ferrari? Na ja, das ist der Freischütz in der Hülle der Wozzeck-Dramaturgie.

  • Zitat

    Verschwörungstheorien beschränken sich also nicht auf eine Diagnose, sie enthalten immer auch eine mitlaufende, aber nicht explizierte, meist weltanschauliche Beurteilung der Ereignisse.

    Das ist vermutlich der einzige Satz den ich voll unterschreiben würde - aber das ist nicht nur bei Verschwörungstheaorien der Fall......


    Nein - da gibt es doch einen

    Zitat

    Dass die Frage, ob diese Verschwörung real existiert, schwierig zu klären sein dürfte, gebe ich gerne zu - aber das ist ja Kennzeichen einer Verschwörungstheorie


    Kommen wir nun zur Ursache und Bewertung von Verschwörungstheorien - unter besonderer Berücksichtuigung, der aufs Regietheater bezogenen.


    Die entsprechende Verschwörungstheorie - sie ist nicht genau definiert und formuliert - entsteht ja in der Regel anhand von Indizien. (Im speziellen Fall ist es auffällig, daß die vom bürgerlichen Publikum ausgebuhten Regisseure immer wieder beschäftigt werden, daß es eine Netz von Kritikern gibt, die diese Unkunst verherrlichen, daß Zeitungen kaum Briefe von Regietheatergegnern zulassen - und wenn doch , dann lediglich solche, wo der Verfasser sich durch ungeschickte Formulierung etc, lächerlich macht. Alle Versuche diese Zerstörung des bürgerlichen Theaters sind bisher wie an einer Mauer abgeprallt etc etc.
    Gegner wurden lächerlich gemacht und als ewiggestrig hingestellt)


    Hier muß man davon ausgehen, daß es eine Art Newtzwerk gibt.
    Es handelt sich bei Verschwörungstheorien in der Regel also nur um eine These, die fürs erste allenfalls hinterfragt und auf ihre Stichhaltigkeit überprüft - nicht aber bewiesen werden muß.
    Sie dient ja in der Regel nur den Angreifern der vermeintlichen oder realen Verschwörung.
    Ist diese vermeintliche Verschwörung in Wahrheit gar nicht existent (wie gelegentlich behauptet wurde) so ist die Theorie falsch - und ist zur Zerstörung des Phänomens unbrauchbar.
    Stellt sie sich indes als wahr heraus, ist sie ein guter Ansatz, die wichtigen Knotenpunkte des Netzes zu treffen und das Konstrukt zu zerstören.
    ES wird zwar immer wieder (auch von mir) gemacht, daß Verschwörungsthesen VERLAUTBART werden - aber eigentlich dienen sie nur der Gruppe der Angreifer INTERN.
    Denn niemand, der sich ertappt fühlt, wird eine Verschwörungstheorie bestätigen, im Gegenteil. Er wird - was ja auch hier geschieht - versuchen - die Entwickler und Verbreiter solcher Theorien als unglaubwürdig darzustellen, vielleicht auch als geistig mittelmäßig oder politisch rechts (Letzteres hat - wenn man die Wahlergebnisse einiger europäischer Länder betrachtet allerdings an Bedeutung verloren).



    Zitat

    Die Frage, ob eine Verschwörungstheorie vorliegt, ist hingegen leichter zu klären.

    Ja - geschenkt.
    Aber in Wahrheit ist das ein Ablenkungsmanöver. Ob solch eine Verschwörungstheorie vorliegt - oder nicht - ist weitgehend bedeutungslos. Wichtig ist lediglich die Frage, inwieweit sich solch eine Theorie mit der Realität deckt.
    Man darf nicht erwarten, daß solch eine Theorie hundertprozentig der Realität entspricht - es ist lediglich eine Näherung möglich - und die genügt auch.
    Als Beispiel: Es gibt immer wieder Leute, die von der fixen Idee besessen sind, GEGENWARTSKUNST sei eine notwendige Einrichtung, die man fördern müsse - ohne Rücksicht auf ihren ästhetischen Wert !!
    Solche Leute sind dem Regietheater aufgeschlossener, als Schönheitsfanatiker, die das Meiste verdammen was ihnen in unserer Zeit als "Kunst" verkauft wird. Hier wird zwar die Wirkung gegenwärtiger Zeitströmungen verstärkt - mit unserer "Verschwörungstheorie" haben sie indes nicht direkt etwas zu tun...
    Oder etwa doch ? Hier wäre die Frage zu klären, inwieweit der Bezug zur "Gegenwartskunst" ein natürliches Bedürfnis - oder aber - wie ich persönlich glaube - eine anerzogene Verhaltensweise ist.


    Natürlich ist das Regietheater, die atonale Musik, die abstruse Malerei, die hässliche Baukunst, die Enthierarchisierung der Kleidung, die "Fast-Food"-Kultur, die Verdammung nationaler Tendenzen Teil eines Weltbildes, das man uns aufzwängt - egal ob wir es wollen oder nicht - ob man das nun "Verschwörungstheorie" nennt oder irgendwie anders, ist dabei völlig unerheblich.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich halte nichts von Verschwörungstheorien und glaube nicht daran. Richtiger sehe ich die Definition als Absprachen. Und noch richtiger, die gegenwärtigen zu recht kritisierten Inszenierungen sind leider ein Trend dieser, unserer jetzigen Zeit, eine dämliche und verfluchte Modeerscheinung. Nur mit außergewöhnlichem Spektakel und Klamauk kann man Schlagzeilen erzielen und kommt ins Gerede. Dabei kommt es eben nicht mehr darauf an, daß es positiv sondern negativ ist. Und negativ bis hin zum Skandal bringt erst recht Schlagzeilen und Diskussionen. Das beste Beispiel sind doch wir hier im Forum selbst. Wir berichten, diskutieren und schimpfen (zu recht) über solche kaputte Typen wie Bieito & Co. Das wollen die doch, da haben sie ihr Ziel erreicht und ´nen Haufen Kohle kriegen sie für ihren Schwachsinn trotzdem!
    Stellen wir uns doch mal vor, dieser Bieito würde eine Boheme inszeniert haben im Stil der aus SF. Wir würden uns kurz in Lobeshymnen ergehen, aber das war´s dann auch. Aber wenn einer auf der Bühne völlig sinnentstellend den Schniedel rausholt und in die Ecke pi.... das gibt doch Schlagzeilen und Gesprächsstoff. Schauen wir uns doch die Entwicklung der letzten Jahre im TV an. Dschungelcamp, um nur eines von vielen Beispielen zu nennen. Normale Hemmschwellen werden überwunden bis hin zum Ekel, es wird an die niederen Instinkte appelliert. Wie oft verrutscht beim sogenannten Schaulaufen von irgendwelchen weiblichen Stars "zufällig" das Oberteil des Kleides und schwupps, und natürlich völlig "ungewollt" ist der Blick frei auf eine von den beiden Ti... und natürlich "ganz zufällig" steht ein Fotograf mit schußbereitem Apparat dabei. Das sind eintrainierte und abgesprochene Dinge! Eine Dame dagegen im hochgeschlossenen eleganten Kleid sieht bestenfalls gut aus, aber das bringt keine Bilder und Schlagzeilen.
    Ich glaube, mit all´diesem Mist werden wir noch eine Zeit leben müssen, dann wird sich das hoffentlich von selbst erledigen, weil auch das mal langweilig und alltäglich wird. Oder, es wird noch schlimmer.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ein weiteres Incitament abseits der Verschwörungstheorie könnte man noch hinzufügen.


    Das wäre das Bedürfnis, das Weltelend jedem bei jeder sich bietender Gelegenheit unter die Nase zu reiben.


    Dabei wird vergessen, dass gerade diejenigen, die am meisten unter diesem Elend leiden, am wenigsten dieser Belehrung bedürfen. Schließlich wird die Oper nicht ausschließlich von Generälen, Diktatoren und Finanzhaien besucht.

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  • Stellen wir uns doch mal vor, dieser Bieito würde eine Boheme inszeniert haben im Stil der aus SF. Wir würden uns kurz in Lobeshymnen ergehen, aber das war´s dann auch. Aber wenn einer auf der Bühne völlig sinnentstellend den Schniedel rausholt und in die Ecke pi.... das gibt doch Schlagzeilen und Gesprächsstoff. Schauen wir uns doch die Entwicklung der letzten Jahre im TV an. Dschungelcamp, um nur eines von vielen Beispielen zu nennen. Normale Hemmschwellen werden überwunden bis hin zum Ekel, es wird an die niederen Instinkte appelliert. Wie oft verrutscht beim sogenannten Schaulaufen von irgendwelchen weiblichen Stars "zufällig" das Oberteil des Kleides und schwupps, und natürlich völlig "ungewollt" ist der Blick frei auf eine von den beiden Ti... und natürlich "ganz zufällig" steht ein Fotograf mit schußbereitem Apparat dabei. Das sind eintrainierte und abgesprochene Dinge! Eine Dame dagegen im hochgeschlossenen eleganten Kleid sieht bestenfalls gut aus, aber das bringt keine Bilder und Schlagzeilen.


    Wie wahr, wie wahr! Hört, hört!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Ich glaube, mit all´diesem Mist werden wir noch eine Zeit leben müssen, dann wird sich das hoffentlich von selbst erledigen, weil auch das mal langweilig und alltäglich wird.


    Mein lieber Chrissy!


    Glaubst du das wirklich? Dein Wort in Gottes Ohr! Ein guter Freund flüsterte mir vor Kurzem zu: "Wir nähern uns wieder dem Primaten-Stadium an." Das trifft wirklich auf einige Ekel-Sendungen im Fernsehen und auf viele Regietheater-Inszenierungen zu!



    Einen schönen Abend noch und viele Grüße


    Wolfgang

    W.S.

  • Glaubst du das wirklich? Dein Wort in Gottes Ohr!


    Mein lieber Wolfgang
    Wir leben alle in der Hoffnung...
    Auch Dir einen schönen Abend und herzliche Kampfesgrüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Crissy,


    dieser Tage las ich von einem Seiltänzer, der die Niagara-Fälle auf dem Seil überqueren will. Seine Begründung: Er möchte, dass sein Name als erster unter den Seiltänzern genannt werde. (Den Namen habe ich mir nicht gemerkt). Da sieht man, welche Verrücktheiten sich manche einfallen lassen und welches Risiko sie bewusst eingehen, damit ihr Name in vieler Leute Munde ist. Nun kann man von diesem Seiltänzer noch sagen, dass er sein Handwerk wohl beherrscht, was ich bei vielen modernen Regisseuren stark bezweifle. Es geht wahrscheinlich tatsächlich darum, sich einen Namen zu machen, und wenn man das Werk nicht umzusetzen weiß, dann eben mit mit Skandalen. Der Name wird zwar nach den Skandalen vorübergehend in vieler Leute Munde sein, aber dann genau so schnell wieder verschwinden. Über echte Könner (wie Ponelle, Zefirelli, Schenk u.a..) aber spricht man noch immer. Frag mal, wie viele Leute außer uns mit Konwitschny etwas anfangen können, und wir auch nur, weil ein Mitglied des Forums seinen Namen hier immer wieder besonders betont. Wenn er ihn mag, sei es ihm gerne belassen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Wir nähern uns wieder dem Primaten-Stadium an." Das trifft wirklich auf einige Ekel-Sendungen im Fernsehen und auf viele Regietheater-Inszenierungen zu!


    Ob das nicht eine etwas einseitige Betrachtung sein könnte?

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Ich will das Primatenfernsehen sicher nicht rechtfertigen.


    Aber überlegt mal, in welchen politischen Umgebungen "heile-Welt-Inszenierungen" entstanden sind und was der Grund dafür gewesen sein könnte.


    :hello:

  • Hier wäre die Frage zu klären inwieweit der Bezug zur "Gegenwartskunst" ein natürliches Bedürfnis - oder aber - wie ich persönlich glaube - eine anerzogene Verhaltensweise ist.

    All das, was von den Mitgliedern hier im Forum gehört, geliebt und diskutiert wird, war zur Zeit seiner Entstehung Gegenwartskunst und hatte es mitunter allzu konservativer Zeitgenossen wegen nicht immer ganz leicht. Es empfähle sich, derartiges in Erwägung zu ziehen.



    Natürlich ist das Regietheater, die atonale Musik, die abstruse Malerei, die hässliche Baukunst, die Enthierarchisierung der Kleidung , die "Fast-Food-Kultur [...]

    Huuh! Ein Rundumschlag!
    Die Aversion gegen die Fast-Food Kultur teile ich, wobei ich noch hinzufügen will, dass hierbei der Begriff 'Kultur' usurpiert ist.


    Doch zum Rest - lassen wir mal das Regietheater außen vor:


    -Atonale Musik ist als Zeiterscheinung schon längst nicht mehr aktuell, auch wenn immer noch atonal komponiert wird, mindestens ebensoviele tun dies nicht. Gilt die Kritik also jeglicher zeitgenössichen Musik? In diesem Fall verschließt man natürlich bewusst die Augen auch vor jenen Werken, die großartig sind und die irgendwann einmal 'Standardrepertoire' werden mögen.


    - abstruse Malerei? Gibt es natürlich, auch ich stehe eher der Mehrzahl der Künstler ab, sagen wir, 1970 kritisch gegenüber. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass in konservativen Kreisen das Wort 'abstrus' synonymisch für 'abstrakt' benutzt wird.


    - hässliche Baukunst: Ich vermute mal, das ist so ziemlich alles seit der Überwindung des Historismus gemeint. Oder geht Jugendstil noch durch? Gerade Wien ist ja hier nicht unbedingt für seine avantgardistische Grundstimmung bekannt, man denke an die Schmähung Otto Wagners von offizieller Seite nach seiner Abkehr von monumentalen, dekorativen Tendenzen oder den Streit ums Haus am Michaelerplatz von Loos, das mit seiner 'schmucklosen' Fassade enorme Proteststürme evozierte (der Konflikt wurde dann sehr sympathisch-wienerisch mit der Anbringung von Blumenkästen an den Fenstern beigelegt)
    Oder man denke an die Hasspamphlets gegen den Eiffelturm, zu deren Autoren unter anderem Charles Gounod gehörte, der in dem heutigen Wahrzeichen eine Zerstörung des Stadtbilds zu erkennen glaubte. Ich glaube vielmehr, es gab zu allen Zeiten hässliche Baukunst. Auch wenn die heutige Stararchitektenkultur davon wohl mehr produziert als frühere Zeiten, so wird man dieser Tendenz wohl kaum im Sinne fundierter Kritik gerecht, wenn man irgendwelche vordergründig effektvollen, unförmigen Gebilde in Dubai oder China in einen Topf mit den großartigen Bauten der klassischen Moderne wirft.


    Was ich damit sagen will: Vielleicht ist ja auch beim Regietheater nicht alles schlecht. Umgekehrt gibt es auf jeden Fall durchaus einige konservative Inszenierungen, die aus verschiedensten Gründen - und explizit nicht aufgrund der Tatsache, dass es eben konservative sind - die Bezeichnung Schund mehr als verdienen.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Zitat

    Ob das nicht eine etwas einseitige Betrachtung sein könnte?


    Hallo, zweiterbass!


    Sicher habe ich hier verallgemeinert und mich nicht auf bestimmte Sendungen oder Inszenierungen festgelegt. Es ist ja nicht alles so schlecht. Es gibt ja tatsächlich auch Ausnahmen!

    W.S.

  • . Ich glaube vielmehr, es gab zu allen Zeiten hässliche Baukunst.

    Was ich damit sagen will: Vielleicht ist ja auch beim Regietheater nicht alles schlecht. Umgekehrt gibt es auf jeden Fall durchaus einige konservative Inszenierungen, die aus verschiedensten Gründen - und explizit nicht aufgrund der Tatsache, dass es eben konservative sind - die Bezeichnung Schund mehr als verdienen.


    Jedes Zeitalter hat mehr Vergessenswertes als Zeitloses produziert.


    Im Italien des 19. Jhds. wurden über 20.000 (zwanzigtausend) Opern aufgeführt. 20.000 Werke.


    Wie viele haben davon überlebt? Keine hundert.


    Warum sollte bei Inszenierungen die Trefferquote eine höhere sein?


    Vielleicht geht manches Bauchgefühl in die Richtung von "Es gibt keine richtigen Sommer mehr, das war früher besser". Das gibt einen eigenen Thread. Ich denke dabei daran, dass Alfred den 1961/62er Karajan-Zyklus für normativ hält. Gut, war halt sein erster, der ihn prägte.


    Aber dass Karajan auch eine Zeiterscheinung war und dass es ein "davor" gab - Karajan wurde als Synthese Furtwänglerscher Tiefe und Toscaninischen Rhythmus' bezeichnet -, das vergisst er dabei.


    :hello:

  • Zitat

    Es gibt ja tatsächlich auch Ausnahmen!

    Und Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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