PIERRETTE ALARIE - ein herrlicher Koloratursopran - immer etwas im Schatten ihres illustren Mannes: LEOPOLD SIMONEAU

  • Ichbin eigentlich etwas erstaunt, daß ich in diesem Forum, in dem es doch viele große Kenner der Opern- und Gesangsszene gibt, nur sehr vereinzelt auf Beiträge über die im letzten Jahr verstorbene große frankokanadische Sopranistin PIERRETTE ALARIE gestoßen bin. Schließlich handelt es sich hier neben MADO ROBIN und MADY MESPLÉ wohl um eine der schönsten Koloratursoprane im französischen Fach. Selbst die schwierigsten Koloraturen beherrscht sie mit einer bewundernswerten Leichtigkeit, und ihr zartes Pianissimo selbst bei Spitzentönen ist einzigartig. (zu hören auch bei Youtube mit MOZART-Arien!).
    Schon in meiner frühen Jugend notierte ich mir in den 50er Jahren ihren Namen mit 3 Ausrufungszeichen, als ich sie im Rundfunk mit einer Koloraturarie von MOZART hörte.


    Ihre sängerische Karriere verdankt die am 09. 11. 1921 in Montreal geborene PIERRETTE ALARIE dabei keinesfalls nur LEOPOLD SIMONEAU , den Sie 1946 heiratete, und mit dem sie in der Folge bei gemeinsamen Auftritten in der ganzen Welt triumphale Erfolge feiern konnte. Sie hatte ihr Gesangsstudium schon sehr früh begonnen und sang bereits mit 14 Jahren in Radiokonzerten. Seit 1940 studierte sie bei Salvator Issaurel . Bei diesem lernte sie auch LEOPOLD SIMONEAU kennen, mit dem sie auf Lebenszeit ein unzertrenniches Paar bildete. In der Zeit von 1943 bis 1946 studierte sie am CURTIS INSTITUTE PHILADELPHIA bei der berühmten Elisabeth Schumann. Schon in dieser Zeit sang sie die MARIE in LA FILLE DU RÉGIMENT, und die MIREILLE und ROSINA in BARBIERE. 1945 gewann sie den Gesangswettbewerb der Metropolitan Oper New York. Noch im gleichen Jahr debütierte sie unter BRUNO WALTER an der MET als OSCAR in VERDIS BALLO, neben ZINKA MILANOV, Jan Peerce u. Leonard Warren. Im Januar 1946 erntete sie dann einen weiteren großen Erfolg in einer Aufführung von LES CONTES D'HOFFMANN, wo die "New York Times" ihre "brillante Koloratur" rühmte. Bis dahin hatte sie sich dies alles ohne das Renommée ihres künftigen Partners LEOPOLD SIMONEAU erarbeitet! Ihre Karriere nahm weiter einen steilen Aufstieg, und es würde hier zu weit führen, die zahlreichen weiteren Erfolgsstufen und -stationen hier aufzuzählen. Besonders denkwürdige Auftritte hatte sie als BLONDCHEN in DIE ENTFÜHRUNG, und als XENIA in BORIS. 1949 wurde sie mit ihrem Ehemann an der OPÉRA COMIQUE engagiert, wo sie als OLYMPIA debütierte. Sie sang dort die LAKMÉ und die LEILA in PÉCHEURS DE PERLES und wiederum die ROSINA im BARBIER VON SEVILLA. In diesem kleineren Opernhaus kam ihre feine Stimme noch vorteilhafter zur Geltung als an der MET, und sie konnte dort große Erfolge feiern. An der GRAND OPÉRA war sie 1950 und 1953 mit Opern von RAMEAU zu hören. Sie gastierte in der Folge an vielen französischen Theatern, vor allem beim FESTIVAL in AIX-EN-PROVENCE und bei den FESTIVALS in EDINBURGH, GLYNDEBOURNE und SALZBURG. Sie war des weiteren Gesangspartnerin ihres Mannes in herausragenden Gesamtaufnahmen von ORPHÉE ET EURYDICE, CARMEN und LES PÉCHEUERS DE PERLES, einer veritablen Referenzaufnahme!


    1966 beendete PIERRETTE ALARIE ihre Bühnenkarriere in Lehar's LUSTIGER WITWE, 1970 gab sie dann ihr allerletztes Konzert in Montreal im MESSIAS. Seit 1972 lebte sie in Kalifornien.


    PIERETTE ALARIE war nicht nur eine gefeierte Opernsängerin, sondern sie war ebenso eine gesuchte Konzert- und Oratoriensängerin. Ihre Gesangstechnik war stupend, die ätherische Zartheit ihrer Stimme selbst in exponierter Höhe zauberhaft. Sicher unvergessen wird sie mit LEOPOLD SIMONEAU als MOZART-Sängerin bleiben, und mit vielen ihrer Partien im französischen und italienischen Repertoire.


    Ich kann Liebhabern des Belcanto nur heiß empfehlen, sich in Zukunft vielleicht etwas mehr mit dieser Sängerin zu befassen.


    Viele Grüße


    wok

  • Hallo, wok, danke für dieses ausführliche Portrait einer auch von mir sehr verehrten Sopranistin. Ich besitze diesen Mitschnitt von "Les contes d'Hoffmann", in dem sie an der Seite ihres Ehegatten brilliert.


    :jubel::jubel::yes:

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Hallo Strano Sognator,


    Das freut mich aber sehr, daß ich offenbar hier im Forum doch nicht der einzige Verehrer von Pierrette Alarie bin! Danke!


    Wieder einmal ist auf dem Cover nur LEOPOLD SIMONEAU abgebildet, und die nicht minder fabelhaft singende Gattin Pierrette wurde sträflich unterschlagen! Vielleicht hätte sie doch lieber solo bleiben sollen!


    Viele Grüße


    wok

  • Guten Abend, allerseits!


    Ich bin mir ganz sicher, daß ein Thread über die beiden außergewöhnlichen Sänger existiert. Ich habe ihn bloß nicht gleich gefunden.

    W.S.


  • Ich möchte nur auf diese wunderbare Doppel-CD aufmerksam machen. Dort sind beide in ihren schönsten Arien und Duetten vertreten. Übrigens: Ich bin nicht der Meinung, daß Pierrette Alarie im Schatten ihres Mannes stand. Sie war auch eine hervorragende Sängerin.




    Gruß Wolfgang

    W.S.

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  • Vielleicht hätte sie doch lieber solo bleiben sollen!


    :D:D


    Och, naja, so eine Sänger-Ehe-Symbiose hat auch ihr Gutes. Jedenfalls wäre eine solche Stimme nie ein Geheimnis geblieben, ob mit oder ohne Ehe.


    Hier, das habe ich gerade entdeckt:



    WOW!!!

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Hallo Harald,


    Vielen Dank für diesen für mich sehr wertvollen Hinweis, denn ich bin ein großer Bewunderer der beiden Künstler. Sehr aufmerksam!!


    Ich habe sogleich alle Beiträge über PIERRETTE ALARIE und LEOPOLD SIMONEAU gelesen, habe aus diesen noch manches Neue erfahren, und konnte vor allem miit großer Freude feststellen, welch hoher Stellenwert den beiden Sängern - ganz besonders natürlich LEOPOLD SIMONEAU - auch von anderen Mitgliedern, und offenbar großen Gesangsexperten dieses Forums, eingeräumt wird.Viele Grüße


    wok

  • Hallo, wok!


    Ich hatte schon in einem anderen Thread auf den tollen Querschnitt aus "Faust" mit Pierrette Alarie , Leopold Simoneau und Heinz Rehfuss hingewiesen. Da singen die Beiden einfach traumhaft.



    Gruß Wolfgang

    W.S.