Don Carlo Premiere in Wien

  • War eigentlich jemand in der Don Carlo Premiere am Samstag ? DIe Kritiker sind sich ja wohl nur einig darüber, das die Inszenierung nichts war. Über die sängerischen Leistungen sowie das Dirigat, gibt es keine einheitlichen Meinungen. Ich hab die Premiere nur im Radio verfolgt . Gesungen haben leider wieder mal die üblichen Verdächtigen. Rene Pape, den ich ansonst sehr schätze, ist einfach kein Phillip, dazu fehlt ihm die nötige Schwärze. Ramon Vargas als Carlo war zwar um schönes SIngen bemüht, klang aber wie jeder andere x beliebige Tenor , der sich in der Rolle versucht. Luciana d`Itinio als Eboli war eine reine Enttäuschung. Die Schleierarie im zweiten Akt bekam sie ja noch gut hin, aber den eigentlichen "Schowstopper" vergeigte sie ganz ordentlich. Das ist mir aber nicht nur bei ihr aufgefallen, sondern bei andern Mezzos auch, die diese Rolle singen. Eric Halverson scheint nun auch schon etwas in die Jahre gekommen zu sein und seine Stimme wirkt schon sehr brüchig. Wenn ich da an die vorletzte Spielzeit an der Rheinoper denke, da hatte Malcom Smith den Großinquisitor gesungen und vor dem musste man trotz seines hohen Alters noch Angst haben. Die besten Sänger des Abends waren noch Simon Keenlyside als Posa und Krassimira Stoyanova als Elisabetta.


    Was das Dirigat von Herrn Welser Möst angeht, fand ich, dass es eines seiner besten war.

  • Bayern-Klassik sendet diesen Don Carlo am 19.6. ab 19.05 Uhr.


    Oper in fünf Akten
    In italienischer Sprache
    Philipp II. - René Pape
    Don Carlo - Ramón Vargas
    Rodrigo - Simon Keenlyside
    Elisabeth von Valois - Krassimira Stoyanova
    Prinzessin Eboli - Luciana D'Intino
    und andere
    Chor und Orchester der Wiener Staatsoper
    Leitung: Franz Welser-Möst
    Aufnahme vom 16. Juni 2012 in der Wiener Staatsoper


    :hello:
    Jolanthe

  • Zitat

    Eric Halverson scheint nun auch schon etwas in die Jahre gekommen zu sein und seine Stimme wirkt schon sehr brüchig.


    Hallo, rodolfo39!


    Hier muß ich den guten Halvarson in Schutz nehmen. Der Großinquisitor, in der Oper ein 90-jähriger Greis, darf ruhig in dieser Rolle eine etwas brüchige Stimme haben. Sonst wirkt er unglaubwürdig. Ansonsten ist Halvarson doch ein wirklich Guter. Na ja, das Alter!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Gesungen haben leider wieder mal die üblichen Verdächtigen. Rene Pape, den ich ansonst sehr schätze, ist einfach kein Phillip , dazu fehlt ihm die nötiige Schwärze. Ramon Vargas als Calo war zwar um schönes SIngen bemüht, klang aber wie jeder andere x beliebige Tenor, der sich in der Rolle versucht. Luciana d`Itinio als Eboli war eine reine Enttäuschung. Die Schleierarie im zweiten Akt bekamn sie ja noch gut hin, aber den eigentlich " Schowstopper " vergeiigte sie ganz ordentlich. Das ist mir aber nicht nur bei ihr aufgefallen, sondern beil andern Mezzos auch die diese Rolle singen. Eric Halverson scheint nun auch schon etwas in die Jahre gekommen zu sein und seine Stimme wirkt schon sehr brüchig.


    Das darf doch nicht wahr sein. Da hat man die heute wahrscheinlich beste Sänger-Garnitur beisammen (die üblichen Verdächtigen ...), und das passt einigen Leuten auch nicht. Dazu die wunderbaren Wiener Philharmoniker unter Welser-Möst. Offenbar scheint es Sitte zu sein, an ausgezeichneten Vorstellungen herumzumäkeln - warum auch immer.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Gegen Herrn Möst hab ich ja auch nichts gesagt. Dann lies bitte mal einige Kritiken in denen steht, das leider nicht nur die Regie nichts war, sondern auch die Sängerbesetzung enttäuschend war für Wiener Verhältnisse. Selbst an Frau Stoyanova hatten sie was zu kritisieren. Und ich schreibe immer was ich denke und lass mich das auch nicht unterkriegen.

  • Das darf doch nicht wahr sein. Da hat man die heute wahrscheinlich beste Sänger-Garnitur beisammen (die üblichen Verdächtigen ...), und das passt einigen Leuten auch nicht. Dazu die wunderbaren Wiener Philharmoniker unter Welser-Möst. Offenbar scheint es Sitte zu sein, an ausgezeichneten Vorstellungen herumzumäkeln - warum auch immer.


    Ja, lieber Fritz. Dieses ständige Madig machen der Wiener Staatsoper ist schon krankhaft. Das ist der Hauptgrund warum ich keine Rezensionen mehr über Aufführungen aus der Wiener Staatsoper bei Tamino veröffentliche. Das ist einfach eine sehr undankbare Sache und wenn nach Radioübertragungen so mancher Besserwisser meint, eh alles über die Aufführung zu wissen, brauche ich meine Zeit nicht mehr mit Berichten zu verschwenden, oder?
    Natürlich gibt es auch an der Wiener Staatsoper immer wieder Abende die enttäuschen. Die Erwartungshaltung in Wien ist ja auch relativ groß.
    Das Wiener Publikum ist sehr wohl imstande gute von schwachen Abenden zu unterscheiden. Jeder, der die Wiener Staatsoper besucht, kann das bestätigen. Da wird nicht immer nur gejubelt, da habe ich auch schon viele Buhorkane erlebt.


    Ich war in der Premiere des Don Carlo und dieser war musikalisch wirklich ganz wunderbar.
    Die Sängerleistungen waren in der Tat sehr gut bis großartig. Man kann vielleicht leichte Abstriche bei manchen Sängern machen, aber schwach war da keiner. Die Folgevorstellungen sollten dann noch gewisse Unsicherheiten ausbügeln, denn wie wir alle wissen, ist ja gerade die erste Vorstellung immer die schwächste. Gerade wenn es sich auch noch um eine Premiere handelt. Da kommen aufgrund der hohen medialen Aufmerksamkeit bei dem ein oder anderen sicher ein bißchen die Nerven dazu. Eigentlich sollte man immer die letzte Aufführung im Radio übertragen. Denn die letzten Vorstellungen sind ja meistens die besten.


    Jeder der Rezensionen lesen kann - und von denen gibt es inzwischen einige - wird erkennen, dass es keine wirklich negativen Kommentare über die Sänger gibt.
    Lediglich die Regie kommt bei den Journalisten nicht an, schlicht und einfach weil sie zu konventionell ist. Wer modernes Regietheater erwartet hat, wurde dieses mal bitter enttäuscht.


    Was die Sänger betrifft kann man nun wirklich nicht sagen, 'die üblichen Verdächtigen'. In dieser Konstellation hat man noch keinen Don Carlo in Wien gesehen. Es war Vargas' erster italienischer Carlo in Wien. Pape, Keenlyside und D'Intino haben zwar ihre Rollen schon vorher in Wien gesungen, aber nicht unbedingt in der gleichen Konstellation, Stoyanova ist überhaupt eine Rollendebütantin. Dass man bei einer Wiener Premiere mit der ersten Garde auffährt sollte man annehmen (obwohl das auch nicht immer gegeben ist).


    Es war ein großartiger Abend, der die Besucher wirklich erfreute und begeisterte. So viele zufriedene Gesichter habe ich schon lange nicht mehr in der Oper gesehen. Ich freue mich auf die Folgevorstellungen.


    Gregor

  • Hier mal eine Kritik von Frau Wagner vom Neuen Merker, die wohl häufiger in der Wiener Staatsoper ist als ich und meine Meinung über die Sänger auch teilweise teilt .


    WIEN / Staatsoper: DON CARLO
    Alle Fotos: Barbara Zeininger


    WIEN / Staatsoper:
    DON CARLO von Giuseppe Verdi
    Premiere 16. Juni 2012


    Vorausgeschickt werden muss, dass es viel, sehr viel, ungewöhnlich viel Beifall gab. Nach jedem Fallen des Vorhangs wurde geradezu demonstrativ heftig (oft auch schon mit Bravo-Rufen) applaudiert, am Ende steigerte sich die Zustimmung zu Hitzegraden, alle wurden einbezogen, nicht der kleinste Einwand von Seiten des Publikums gegen das Leading Team. Die zweite Saison von Dominique Meyer schloss mit einem strahlenden Erfolg. Der Kritiker kann sich seine Arbeit ersparen, denn es war offenbar alles wundervoll.


    Auch wenn man nun als miesepetriger Spaßverderber da steht: Nein, es war absolut nicht wunderbar. Das begann schon mit der neuen Inszenierung, die zuerst im Mittelpunkt der Betrachtung stehen muss, denn sie ist so uninteressant, uninspiriert, nicht vorhanden, dass man die alte Pizzi-Inszenierung ohne weiteres hätte belassen können. Die hatte wenigstens Stil und das Flair ihrer Epoche.


    Die Idee von Regisseur Daniele Abbado (so es eine war) bestand darin, das Werk um dreihundert Jahre zu schieben – vom 16. ins 19. Jahrhundert. Dass man im 19. Jahrhundert keine Ketzer mehr verbrannte, nicht von Inquisitoren und auch nicht mehr von der katholischen Kirche beherrscht wurde (und darum geht es doch eigentlich), störte den Interpreten offenbar nicht. Da stehen sie, die Herren in irgendwelchen Uniformen, die Damen in stillosen langen Kleidern (Kostüme: Carla Teti), und zum Autodafé wird eine miese königliche Familie mit einem Haufen Angehöriger per Podest auf die Bühne geschoben.


    Das Bühnenbild (Graziano Gregori) besteht aus Wänden in grau, oben, unten, hinten, ziemlich beweglich, ohne weiteren Effekt zu machen. Die Hinterwand öffnet sich gelegentlich (beim Autodafé glitzert sie dann in Gold), aber meist kommen nur sinnlose Auftritte – und sie schließt sich wieder. Vielleicht soll das Klaustrophobische königlichen Lebens durch diese Wände-Spielerei vermittelt werden, aber tatsächlich befindet man sich die ganze Zeit in einer langweilig düsteren Welt, die nicht einmal (wie etwa die ebenfalls abstrakte „Ring“-Maschine von Lepage in New York) irgendetwas von Bühnenverstand ahnen lässt. Soll man froh sein, dass es meist so dunkel ist, als hätte sich Daniele Abbado auf Karajans „schwarze Scheinwerfer“ besonnen?


    Tatsächlich, zu sehen gibt es bei ihm wenig bis gar nichts. Die Autodafé-Szene mit hereinströmendem Volk, Prozession der „Ketzer“ und schließlich der an sich so spannenden Vater – Sohn Konfrontation, wo es der Sohn wagt, den Herrscher-Vater herauszufordern – das hätte jeder dritte Schenk-Assistent besser und interessanter auf die Bühne gebracht. Was Dominique Meyer da für den „Don Carlo“ seiner Ära herstellen ließ, ist die leere, tote Hülse einer nicht vorhandenen Inszenierung in einem hässlichen Bühnenbild, wo in den nächsten Jahren vermutlich viele und hoffentlich große Besetzungen durchmarschieren werden… Da weiß man wirklich nicht, was einem lieber ist – ein Nemirova-„Macbeth“ oder das?



    Wo beginnt man mit den Sängern an einem Abend, der auch keinerlei Akzente setzt, welches Schicksal am meisten interessieren soll? Ramón Vargas gab sein Rollendebut als Titelheld, und er ist, wie man weiß, ein guter und verlässlicher Sänger, der seinen Part (von Zeit zu Zeit mit etwas hörbarem Nachdruck) akustisch erfüllte. Man kennt die Interpretationen von Villazon oder Kaufmann und weiß folglich, wie viel zusätzliches Interesse der Titelheld gewinnt, wenn er auch eine glaubhafte Figur als unglücklicher jungen Mann abgibt.


    Als König Philipp war René Pape zu hören, ein Künstler, der immer starr wirkt, auch seine Stimme ist es, die stark und aggressiv, aber gewissermaßen ohne Resonanz einherkommt. Auch in seiner großen Arie gewinnt er nicht wirklich tragisches Profil, so dass er Mitgefühl erzeugen würde, er bleibt gewissermaßen ein „Bösewicht“. So wie unser „Hagen“ Eric Halfvarson als Großinquisitor – vor ihm als Erscheinung kann man Angst haben, vor seinem Gesang weniger. Wie schön, dass Dan Paul Dumitrescu als „il Carlo Quinto!“ hier nicht mit Gießkanne herumwetzen muss wie bei Konwitschny, dafür darf er am Ende sogar eine Krone zücken, quasi als Beweis dafür, dass er seinen Enkel mitnehmen und retten darf… Carlos Osuna besorgte die männlichen Nebenrollen des Abends.




    Simon Keenlyside hat den Posa oft gesungen, sicher nie in einem Gewand, das aus Hemd und braunem, langem Wams besteht (ach, Du armer Malteserritter!), mit dem er aussieht wie (suchen Sie es sich aus) Robin Hood oder Wilhelm Tell oder der brave Landmann von nebenan – Marquis Posa weiß offenbar nicht, wie man sich am Königshof anzieht. Wollte er mit solch schlichtem Outfit (das Spanische Hofzeremoniell gab es noch im 19. Jahrhundert, er wäre damit nicht bei der Tür hereingekommen) irgendwelchen Protest artikulieren, wäre das unter dem Intelligenzlevel, den man ihm zuschreiben möchte… Keenlyside ist nach irgendwelchen Krankheiten (die er in einem Interview vor der Premiere andeutete) mehr als genesen, die Stimme ist fabelhaft, mit ihrem rauen Timbre interessant und schön zugleich, er hat die Kraft, die Höhe, und er beherrscht die Rolle bis ins kleinste Detail. Er ist auch, das fällt auf, der einzige auf der Bühne, der sich nicht wie ein Opernsänger gebärdet, sondern wie ein wirklicher Schauspieler, der mit vielen mimischen und gestischen Details die Befindlichkeit seiner Figur klar macht. Er hatte es, von dem blödsinnigen Kostüm gehandicapt, mit der Rolle nicht so leicht wie sonst, aber er siegte auf ganzer Linie.


    Man hätte gewettet oder sogar geschworen, dass wir in der Rollendebutantin Krassimira Stoyanova die ideale Elisabeth finden würden, aber ganz so war es dann doch nicht. Seltsamerweise hatte sie mit mehreren Höhenpassagen doch Schwierigkeiten, und ihre große Arie (Prüfstein der Elisabeth, auf den sie lange warten muss, nämlich bis knapp eine halbe Stunde vor dem Ende) sang sie dramatischer und damit schärfer, als es wirkungsvoll ist. Die Regie hat auch wenig dazu getan, ihr die Gloriole tragischer Poesie zu geben, die diese Rolle oft so anziehend macht.



    Wir hatten in Wien, das muss einmal gesagt sein, jahre-, jahrzehntelang die tollsten Ebolis, die Simionato, die Cossotto, die Ludwig, die Bumbry, die Baltsa – aber nun ist das schon seit längster Zeit abgerissen. Keine Interpretin weit und breit, die sexy, intrigant und hoch dramatisch (von Bombenstimme ganz zu schweigen) ihren Platz behaupten und alle Blicke auf sich ziehen würde. Luciana D`Intino bietet Stimmbrocken in allen Höhenlagen (in der Mitte kommt auch gelegentlich Sprechgesang dazu), und es war überraschend, dass „O don fatale“ zumindest einigermaßen über die Bühne ging (gejubelt wurde an diesem Abend, wie schon erwähnt, sowieso immer, es kam dem Publikum da auf Gradunterschiede des Gelingens überhaupt nicht an).


    Ileana Tonca als Page küsste den Hofdamen die Hand und musste sie dazu bringen, sich auf den Boden zu setzen, Valentina Nafornità gab eine schöne Stimme vom Himmel zu einem kläglichen Autodafé.


    Gespielt wird, man braucht es nicht zu betonen, die italienische Fassung des Werks, die vieraktige „Mailänder“, von der Franz Welser-Möst so schwärmt. Er ist derzeit auf seinem Vielseitigkeits-Trip, was man ihm nicht verdenken kann, denn variatio delectat, wie man weiß. Wollte man seine „Don Carlo“-Interpretation in kurzen Worten charakterisieren, so könnte man sagen: schnell und laut. Tatsächlich ist er mit einem Affenzahn durch das erste Bild gefegt, dass einem ganz bang wurde, dann fing er sich ein wenig, und wo da schwingende Breite nötig ist (bei Philipps Seelenqualen, Posas Tod, dem Vorspiel zu Elisabeths Arie, durch das der Regisseur völlig sinnlos Statisten marschieren lässt, ohne dass man weiß, was die in Yuste zu suchen haben), bot er sie ja doch. Laut – ja, ganz besonders, übermäßig oft, aber Effekte stellt man damit natürlich auf, und das steigert bekanntlich noch dazu den Beifall. Für die Sänger war es weniger angenehm, manch einer fand sich immer wieder zugedeckt, und es ist klar, dass Welser-Möst sich mehr um das Orchester als um Chor (Leitung: Thomas Lang) und Solisten kümmert. Dass er Sänger auf Händen trägt, wird man von ihm wahrscheinlich nie behaupten…


    Kurz, ganz so wunderbar, wie der enthusiastische Beifall glauben machen wollte, war es nicht. Zumindest für jene, die schon ein paar „Don Carlosse“ zum Vergleich am Buckel und im Gedächtnis haben. Da ist übrigens das Programmheft unbezahlbar: Der Mittelteil bietet (mit Fayer-Fotos, zumindest hauptsächlich mit diesen) einen wahren Nostalgie-Trip der „Unvergesslichen“ von Bastianini bis Freni… Tempi passati.


    Und was die Gegenwart und diese Inszenierung betrifft: Nein, wir verlangen nicht Ecken und Kanten um jeden Preis, an denen sich die Werke blutig schlagen. Aber Konturen und Akzente – das wäre wohl die Mindestanforderung an eine Neuinszenierung.


    Renate Wagner

  • Hallo Gregor,


    eine Freundin aus Wien war auch in dieser Premiere und war sehr begeistert davon. Leider habe ich nur den Schluss gehört, nehme aber heute Abend auf. Was Krassimira Stoyanova im letzten Akt geboten hat, empfand ich als sensationell. Ihre große Arie war unglaublich intensiv und ausdrucksstark vorgetragen.


    Ich vermisse übrigens Deine Rezensionen.


    :hello:
    Jolanthe

  • Ich vermisse übrigens Deine Rezensionen.

    Dito!


    Und ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Besetzung so schlecht gewesen sein soll. Liest sich auf dem Papier traumhaft. Der König muss ja nicht so abgrundtief böse sein, das hat schon Furlanetto so interpretiert und erzielte damit große Erfolge.


    Na ja, bald sehe ich es live in der Besetzung. Bin gespannt.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Ich hab mir die Aufführung gestern zum zweiten Mal angehört und so schlet war sie ja gar nicht. Die Sängerleistungen waren alle gut bis sehr gut bis auf die Eboli von Luciana d`Itinio. Ansonsten war es eine der besten Premieren dieser Spielzeit. Und das mit den " üblichen Verdächtigen " war ja auch eher scherzhaft gemeint. Es kann ja auch sein , das viele der Sänger in der gleichen Agentur beschäftigt sind.

  • Ich hab mir die Aufführung gestern zum zweiten Mal angehört und so schlet war sie ja gar nicht. Die Sängerleistungen waren alle gut bis sehr gut bis auf die Eboli von Luciana d`Itinio.


    Ich hatte die Übertragung schon in Oe1 gehört und gestern noch mal (ab dem 2. Akt) in Bayern 4!


    Danach erscheint mir Dein Urteil durchaus angemessen.
    Ausser der Eboli waren alle Solisten eigentlich durchaus "gar nicht so schlecht"!
    Aber wirklich "sehr gut" fand ich auch keinen!
    Am ehesten noch Frau Stoyanova, aber es ist nicht zu überhören, dass ihr die Tessitura der Partie unbequem liegt.
    Und Pape? Er singt höchst gepflegt: Aber der Figur des Philipp, die ja sehr unterschiedlich verstanden werden kann (für mich sind die "Zaren" a la Christoff ebenso überzeugend wie die gebrochenen und leidenden Menschen á la van Dam), gibt er kein Profil. Sonderbar: so blass ist er selten in einer Rolle!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • So viele zufriedene Gesichter habe ich schon lange nicht mehr in der Oper gesehen


    Lag`s vielleicht an der konventionellen Regie?


    La Rochw

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich habe die Aufführung weder gesehen noch im Rundfunk gehört. Da ich kein Stimmenanalytiker bin, wäre mir - nach allem, was ich hier an - teilweise unterschiedlichen Meinungen - gelesen habe, nur die allgemein schlecht beurteilte Sängerin der Eboli aufgestoßen. Man kann an den Publikumsreaktionen, unter denen sich wahrscheinlich eine überwiegende Mehrheit von Leuten befindet, die - ähnlich wie ich - keine Experten in Bezug auf die Stimmlagen sind, aber, wie Frau Wagner schreibt, kaum etwas über die Stimmigkeit der Inszenierung ablesen, denn gesanglich scheint es den meisten wohl gefallen zu haben, und der riesige Applaus gilt ja in erste Linie wohl den Sängern. Hat sich der Regisseur überhaupt sehen lassen und wie war die Reaktion auf ihn?
    Nach den szenischen Schilderungen der Frau Wagner aber werde ich mir die Inszenierung, wenn ich im Herbst nach Wien komme, wohl nicht antun. Denn das scheint ja nichts stimmig zu sein. Schon die historische Verfälschung um drei Jahrhunderte zeugt davon, dass der Regisseur von Geschichte keine Ahnung hat, also vieles in der Handlung nicht mehr in sein herangezogenes Jahrhundert passt. Und auch die Figuren (z.B. Philipp II, Don Carlos usw.) lebten ja nicht dreihundert Jahre später. Das ist schon eine arge Verfälschung. Hinzu kommt natürlich das langweilige Szenenbild und die nichtssagenden Uniformen der Herren und Klamotten der Damen.
    Alles in allem kann ich daraus nur eine negative Bilanz ziehen und mir diese Aufführung, wenn sie zu der Zeit stattfindet, ersparen, um mir nicht den Geschmack an dieser Oper zu verderben, die ich schon mehrfach in interessanten und stimmigen Aufführungen gesehen habe. Vielen Dank für die Hinweise.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Eine Freundin aus Wien war auch in dieser Premiere und war sehr begeistert davon. Leider habe ich nur den Schluss gehört, nehme aber heute Abend auf. Was Krassimira Stoyanova im letzten Akt geboten hat, empfand ich als sensationell. Ihre große Arie war unglaublich intensiv und ausdrucksstark vorgetragen.

    Sie war schon in der Premiere sehr gut, aber du hättest sie in der zweiten Vorstellung hören müssen. Sämtliche Unsicherheiten, die sie noch in der Premiere hören ließ, waren wie weggeblasen. Es war eben doch ihr Debüt, und sie ging die Sache vorsichtiger an. In der zweiten Vorstellung hat sie die Arie jedenfalls traumhaft und stilsicher gesungen. Eine gewaltige Steigerung zur ohnehin schon sehr guten Leistung bei der Premiere. Der Höhepunkt des Abends!!! :jubel:



    Dito!!

    Vielen Dank, ihr drei. :) Ich weiß, dass es drei oder vier Leute gibt, die die Berichte aus Wien gerne lesen. Aber die schlechte Stimmung, die in letzter Zeit hier vorherrscht, nimmt mir doch die Freude mich hier mit Rezensionen zu beteiligen.
    Man braucht nur die Regietheater-threads zu lesen (was ich inzwischen kaum noch mache). Fruchtbare Diskussionen gibt es ja kaum. Es geht hauptsächlich darum, dass einer dem anderen verbal eins überbrät. Das ist anscheinend unterhaltsamer als irgendein Bericht aus Wien.
    Und wenn ich dann - wie bereits erwähnt - eh ständig nur höre, wie schwach die Staatsoper in Wien ist und das man alles an jedem Provinztheater sowieso besser hört, dann kann ich mir die Berichte wirklich sparen. Nichts gegen eine sinnvolle Diskussion. Wenn es das nur wäre. Aber immer nur draufhauen ist einfach nur demotivierend. :thumbdown:



    Zitat von Gerhard Wischniewski

    Ich habe die Aufführung weder gesehen noch im Rundfunk gehört. [.....]
    Hinzu kommt natürlich das langweilige Szenenbild und die nichtssagenden Uniformen der Herren und Klamotten der Damen.
    Alles in allem kann ich daraus nur eine negative Bilanz ziehen und mir diese Aufführung, wenn sie zu der Zeit stattfindet, ersparen, um mir nicht den Geschmack an dieser Oper zu verderben, die ich schon mehrfach in interessanten und stimmigen Aufführungen gesehen habe.

    Über die Sinnhaftigkeit der Verlegung der Handlung ins 19. Jahrhundert kann man natürlich diskutieren, das hat aber mit den Sängerleistungen nichts zu tun.
    Bilder anschauen genügt ja wohl kaum um über eine Produktion "Bilanz ziehen" zu können. Auch wenn einem die Kostüme nicht gefallen, sagt das doch nichts über die Qualität der Inszenierung aus. :rolleyes:


    Es kam die Frage auf, wie denn der Regisseur beim Publikum ankam. Es gab kein einziges Buh, dafür ein paar wenige Bravos. Das Publikum hat die Inszenierung eher indifferent aufgenommen. Es konzentrierte sich mehr auf die sehr guten Gesangsleistungen, welche in der zweiten Vorstellung sogar noch deutlich gesteigert wurden (Stoyanova, D'Intino).


    Gregor

  • Zitat

    Zitat von Gregor: Über die Sinnhaftigkeit der Verlegung der Handlung ins 19. Jahrhundert kann man natürlich diskutieren, das hat aber mit den Sängerleistungen nichts zu tun.

    Lieber Gregor,


    vielleicht habe ich mich nicht präzise genug ausgedrückt, aber genau das wollte ich sagen. Da ich ein einfacher Opernliebhaber (wie wohl die meisten) und kein Experte bin, um die Sänger richtig zu beurteilen, wäre mir, wie schon gesagt, vielleicht allenthalben die in diesem Thema allgemein genannte Schwäche der Sängerin der Eboli aufgefallen. Insgesamt hätte mir die Aufführung daher musikalisch wahrscheinlich gefallen. Aber für mich ist de Oper immer noch ein Gesamtkunstwerk und dazu gehört das Bild und die Handlung. Und wenn man eine Handlung in eine Zeit verlegt, in die Geschehnisse historisch nun absolut nicht mehr passen, dann ist die Inszenierung für mich nicht stimmig. Ich gehe ja nicht mit dichten Augenklappen in die Oper. Dann könnte ich mir ja auch eine konzertante Aufführung anhören.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • vielleicht habe ich mich nicht präzise genug ausgedrückt, aber genau das wollte ich sagen. Da ich ein einfacher Opernliebhaber (wie wohl die meisten) und kein Experte bin, um die Sänger richtig zu beurteilen, wäre mir, wie schon gesagt, vielleicht allenthalben die in diesem Thema allgemein genannte Schwäche der Sängerin der Eboli aufgefallen. Insgesamt hätte mir die Aufführung daher musikalisch wahrscheinlich gefallen. Aber für mich ist de Oper immer noch ein Gesamtkunstwerk und dazu gehört das Bild und die Handlung. Und wenn man eine Handlung in eine Zeit verlegt, in die Geschehnisse historisch nun absolut nicht mehr passen, dann ist die Inszenierung für mich nicht stimmig. Ich gehe ja nicht mit dichten Augenklappen in die Oper. Dann könnte ich mir ja auch eine konzertante Aufführung anhören.


    Musikalisch war es wirklich traumhaft. Das wohl Beste was ich diese Saison an der Wiener Staatsoper hören konnte. Die letzte Vorstellung war eindeutig die Beste. Die Sänger konnten ohne Druck alles frei lassen, da es eben die letzte Vorstellung war. Auch Vargas, der in der Premiere unter seinen Erwartungen blieb, konnte sich deutlich steigern, dabei aber nicht die herausragenden Leistungen von Stoyanova und Keenlyside erreichen. Auch D'Intino war in der letzten Vorstellung klasse. Nur René Pape enttäuschte etwas. Er ist einfach kein Filippo.


    Puristen stören sich sicher daran, dass die Handlung vom 16. ins 19. Jahrhundert verlegt wurde, aber man war in Wien schon froh, nicht irgendeinen modernen Unsinn vorgesetzt zu bekommen. Wobei die Lichtregie ausgezeichnet war und für unglaublich viel Atmosphäre gesorgt hat. Auf jeden Fall eine sehr repertoiretaugliche Produktion. Gastsänger können sich locker und leicht in die Produktion einbringen, da die Regie nichts anderes verlangt als jede konventionelle Don Carlo-Produktion.


    Gregor

  • Puristen stören sich sicher daran, dass die Handlung vom 16. ins 19. Jahrhundert verlegt wurde, aber man war in Wien schon froh, nicht irgendeinen modernen Unsinn vorgesetzt zu bekommen.

    Das ist moderner Unsinn! Die Geschichte ist im 19. jahrhundert überhaupt nicht denkbar. Genau so könnte man die Karmeliterinnen in der Südmongolei spielen lassen oder den Freischütz zur Zeit von Kaiser Hadrian. Eine Optik, die das Auge nicht beleidigt, reicht nicht aus. Der Inhalt ist es.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Die Geschichte würde wohl allenfalls in der erzreaktionären Regierungszeit Ferdinands VII. (1813—1833) noch halbwegs Sinn machen. Dieser hat bekanntlich die Inquisition wiedereingeführt, die Kirche bekam wieder eine gewaltige Macht. Spanien fiel damit hinter die Aufklärung des 18. Jahrhunderts zurück. Allerdings ergibt es dann doch wieder keinen Sinn, da die Niederlande längst unabhängig waren. Also bleibt: Wozu bitte?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões