UMFRAGE: Oper auf deutsch oder/und in der Originalsprache

  • Oper auf deutsch oder/und in der Originalsprache ? 26

    1. 1.) Ich möchte Oper live nur in der Originalsprache hören. (13) 50%
    2. 3.) Ich fände es schön, wenn es wieder beides geben würde. (12) 46%
    3. 2.) Ich möchte Oper live nur in der deutschen Übersetzung hören. (1) 4%
    4. 4.) Mir egal, ich interessiere mich nicht dafür. (0) 0%

    Liebe Taminos und Paminas,


    ist die Zeit deutsch gesungener Oper wirklich vorbei? Wallhall veröffentlicht alte Aufnahmen. Junge Opernbesucher stört es, dass nicht auf deutsch gesungen wird. Einige winden sich mit Entsetzten beim Hören von radebrechendem Italienisch, französisch oder russisch. Andere winden sich beim Hören deutscher Übersetzungen.


    Ich rege an, auch hier eine Umfrage zu starten: Geht wirklich das Abendland unter, wenn mal wieder eine deutsch gesungene Traviata, Carmen oder ein Troubadour über die deutschen Bühnen geht?


    Die vier Punkte, die ich Alfred bitte, anzulegen, wären:


    1.) Ich möchte Oper live nur in der Originalsprache hören.
    2.) Ich möchte Oper live nur in der deutschen Übersetzung hören.
    3.) Ich fände es schön, wenn es wieder beides geben würde.
    4.) Mir egal, ich interessiere mich nicht dafür.


    Ich möchte hier nicht diskutieren über das Für und Wider. Mich interessiert einfach nur, ob ich mit meiner Meinung weitestgehend allein dastehe.

  • 3.
    Wobei es für mich relativ zweitrangig ist, denn , das muss ich gestehen, verstehe ich auch in deutschen Opern (z.B. Wagner) den Text nicht....
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • 3.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • 1.) Ich möchte Oper live nur in der Originalsprache hören.


    Ich bin daran gewöhnt und finde die "gesungenen Worte" zur Melodie klanglich viel passender und geschmeidiger. Außerdem sind die deutschen Übersetzungen oft holprig und beinhalten Worte und Ausdrücke, die heute kaum noch einer kennt, geschweige denn selbst in seinem Wortschatz hat. Wer spricht denn heute noch "Ich seh´die heißen "Zähren" (Herzog im Rigoletto)? Da klingt doch phonetisch viel besser "Parmi veder le lagrime". Oder wie albern klingt das denn "Der Gott der Liebe ließ´mich Dich finden, um mein Geschick mit Deinem zu verbinden..."(Ah in se parabile, d´amore il Dio...).
    Der Beispiele gäbe es für mich viele. Ich darf auch gar nicht an den furchtbaren deutschen Text der Boheme in der Schallplatten- GA mit Konya/Lorengar denken.
    Außerdem bin ich der Meinung, man sollte sich vorher intensiv mit dem Inhalt der jeweiligen Oper vertraut machen. Zudem ist es auch gut und hilft mit der Zeit etwas von der anderen Sprache mitzubekommen.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber chrissy,


    ich finde die deutschen Texte wirklich gar nicht holprig. Und die alte Sprache finde ich absolut passend - wenn die Inszenierung denn auch entsprechend historische Kostüme und ein derartiges Bühnenbild liefert. Trotz allem, weiß ich, was Du meinst und habe lange genauso empfunden, bis ich eben deutsche Aufnahmen gehört habe.


    Viele Grüße,


    Knuspi

  • Ich bin ein Verfechter der Originalsprache, zumal Übersetzungen meist sehr fragwürdig sind und den Duktus des Originals verfehlen. Dann müssen musikalische Änderungen vorgenommen werden, wobei aus einer Viertelnote zwei Achtel werden. Dazu kommt, dass die deutsche Sprache als indogermanischer Ableger wesentlich vokalärmer ist als eine lateinischstämmige.


    Durch diesen willkürlichen Umgang mit den Notenwerten kommen solche Unsäglichkeiten heraus, wie etwa diese:
    Recitar ... mente il preso dell'delirio - auf Deutsch: Jetzt spielen, wo mich Wahnsinn umkrallet. Da stimmt ja nichts mehr.


    Noch ärgerlicher ist, wenn eindeutige Verfälschungen in der "Übersetzung" Platz greifen. Wenn der Giovanni den Wein hochleben läßt, wird im Deutschen - o Graus! - ein Champagner daraus. Hier wechselt man aus Sevillas sonnigen Gefilden in die Champagnerwelt der "Fledermaus".


    Dass im "Hoffmann" vom "scintille diamant" die Rede ist, im Deutschen aber von einem Spiegel(bild), möge pars pro toto für die Unsäglichkeiten der Übertragung in die jeweilige Landessprache sprechen.


    Unvergesslich wird mir andersrum ein "Lohengrin" auf Italienisch im La Fenice bleiben, als der Heerrufer Elsa mit folgenden Worten zum Gericht ruft: "Elsa di Brabanti, avvanti, avvanti!".


    PS: Denken die Verfechter der Übertragungen in die jeweilige Landessprache auch an das Opernpublikum in anderen Ländern, dann müßten dort die Werke Wagners, Strauss' etc. an der Met z.B. auf Englisch oder in Helsinki auf finnisch gegeben werden ...


    Meine conclusio: Verfügt eine Stadt wie Wien zumindest über ein zweites (meist kleineres) Opernhaus, könnte man die Werke im großen Haus in der Originalsprache, im kleineren in der jeweiligen Landessprache herausbringen. Und allen wäre geholfen!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

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  • Ja, das war ja auch früher so: In Amsterdam gab es eine formidable Carmen auf niederländisch, in Stockholm eine schwedische Ariadne und die English National Oper führt bis heute die Werke in der Landessprache auf.


    Ich hoffe nur, dass Alfred jetzt mal hier das Voting installiert.

  • ich höre auch die Opern lieber in Originalsprache. Ganz furchtbar finde ich es wenn eine Übersetzung auf deutsch für das sogenannte junge Publikum gemacht wird. An der English Nationl Opera habe ich Rigoletto, La Boheme und den Rosenkavalier in englischer Sprache gehört und es hat mir sehr gut gefallen. Ein großes Problem der Oper auf deutsch ist, das es wie früher ( so kenne ich es aus Erzählungen meiner Eltern ) kein Ensemble gibt für deutschsprachige oder auf deutsch gesungene Opern. Heutzutage versuchen sich irgendwelche Sänger die die deutsche Sprahe nicht richtig können an eine verkaufte Braut auf deutsch. Dann ist mir die Originalversion viel lieber.

  • habe lange genauso empfunden, bis ich eben deutsche Aufnahmen gehört habe.


    Hallo, lieber Knuspi
    Bei mir war es eigentlich umgekehrt. Die deutschen Aufnahmen kannte ich überwiegend zuerst, durch Schallplatten, Radio und heimisches Theater/Opernhaus. So richtig lernte ich das Interpretieren in der Originalsprache bei meinen vielen Besuchen in der Berliner Staatsoper kennen. Dort wurde glücklicherweise in der Originalsprache gesungen. Und ich fand das von Anfang an klanglich richtig gut. Außerdem ergibt sich für das Opernhaus eine gewisse zwingende Notwendigkeit. Wie hätte das gehen sollen, wenn internationale Solisten singen? Da muß man sich doch auf eine gemeinsame Sprache einigen. Ich habe dort im Rigoletto mal 4 Nationen auf der Bühne erlebt:
    Duca = Italiener, Gilda = Polin, Rigoletto = Bulgare, alle anderen = Deutsche
    Und der verehrte und hochgeschätzte Milletre hat es in seinem Beitrag mit den aufgeführten Beispielen auf den Punkt gebracht. Und die Beispiele ließen sich noch zahlreich fortführen.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY
    PS.: Kleiner Tip, sing´mal für Dich eine Arie erst in deutsch, dann in ital. z. B. "Oh wie so trügerisch..." und dann "La donna e mobile...", oder noch besser "Freundlich blick´ich von dieser auf jene, die wie Sterne, wie Sterne mich leuchtend umschweben..." und dann "Questa o quella, per me pari sono a quant´al, tre d`intorno, d´intorno mi vedo..."
    Du wirst bestimmt merken, daß ital. kommt leichter und geschmeidiger aus dem Mund und hört sich besser an.
    Der Text "Questa o quella..." sprudelt doch richtig, läuft fast von alleine...

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Wenn man den Text eh nicht versteht, kann man auch bei der Originalsprache bleiben...
    Ich habe nicht viel in deutscher Übersetzung erlebt, weil das in der Zeit, in der ich Opern besucht habe, selbst in der Provinz kaum mehr üblich gewesen ist. Und früher war ich auch sehr gegen deutsche Übersetzungen (nicht zuletzt aufgrund der ungenauen und altfränkischen Übersetzungen, die mir auf Querschnitten usw. begegnet waren)


    Allerdings hat mich der Don Giovanni auf deutsch in der KOB durchaus überzeugt. Es war eine neue oder neu bearbeitete Übersetzung und das Publikum hat an Stellen gelacht, wo auf italienisch ziemlich sicher keiner gelacht hätte.


    In großen Städten mit mehreren Häusern ist es sicher eine gute Option, an einem Haus (hauptsächlich) Landessprache zu geben. Aber ob das außer in Wien, Berlin und London irgendwo umgesetzt wird/werden kann, scheint mir fraglich.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Aber ob das außer in Wien, Berlin und London irgendwo umgesetzt wird/werden kann, scheint mir fraglich.


    In Dresden an der Semperoper ist das wohl auch so. Zumindest "Boheme, Rigoletto und Traviata" werden in der Originalsprache aufgeführt. Diese drei Opern habe ich voriges/dieses Jahr selbst dort erlebt.
    Erfreulich für mich war im vergangenen Jahr im Mai, kam an meinem kleinen heimischen Opernhaus auch die Traviata zum erstenmal in italienisch. Fand ich richtig gut.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Wenn man den Text eh nicht versteht, kann man auch bei der Originalsprache bleiben...

    Vor allen Dingen leidet der Hör- und Verständnisgenuß bei den meisten Sopranstimmen doch sehr stark! ;)


    Wenngleich meine Theaterleidenschaft schon seit Jahrzehnten erloschen ist und sich wohl nicht mehr reaktivieren lassen wird (weshalb eine Teilnahme an dieser Umfrage wohl obsolet ist!), könnte ich mir zumindest vorstellen, daß eine Aufführung fremdsprachiger Werke in deutscher Sprache Interessenten finden würde.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Meine ersten Erfahrungen mit der Oper waren deutsche Übersetzungen. In den 50-er Jahren vor Allem im Radio. ich bin aufgewachsen mit Rosvaenge, Schock, Metternich, Cordes uva. Und ich hatte mich an die deutschen Texte gewöhnt. Dann kam Felsenstein in Berlin und übersetzte alles neu. Aus der Spiegelarie "Leuchte heller Spiegel mir" wurde "Glänze, heller Stein". Jeder bis dato bekannte deutsche Text hieß nach und nach anders. Das hat mir gar nicht gefallen, zumal ich an den alten Texten nichts auszusetzen hatte.


    Als aber mehr und mehr italienische Sänger im Radio kamen, Corelli, Monaco, Gobbi, Panerai, FReni, Simionata ua. habe ich doch gemerkt, daß italienische Oper italienisch am Besten klingt. Das hat sich nicht geändert. Dennoch höre ich immer noch gerne die alten Schallplatten und CD mit deutsch gesungenen Texten.


    Ich würde daher beides hören. In einem kleinen Theater würde es für Italiener sicher auch nicht gut klingen, wenn Koreaner sich in italienisch bemühen. Aber der gleiche Koreaner (oder andere Nationalität) muß in einer deutschen Oper auch deutsch singen. Und nicht alles klingt gut.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Natürlich Antwort 3. Es sollte beides geben. Originalsprache an den großen Häusern (Wiener Staatsoper), Landessprache an den kleineren (Wiener Volksoper z. B.). Somit primär in den Großstädten.


    Übrigens finde ich diejenigen, die zwar die italienische und französische Oper unbedingt im Original hören wollen, aber bei den slawischen Sprachen Deutsch vorziehen, inkonsequent. Tschechisch und Russisch sind sehr schöne Sprachen, da wäre etwas Offenheit durchaus angebracht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Übrigens finde ich diejenigen, die zwar die italienische und französische Oper unbedingt im Original hören wollen, aber bei den slawischen Sprachen Deutsch vorziehen, inkonsequent. Tschechisch und Russisch sind sehr schöne Sprachen


    Da hast Du völlig recht, lieber Joseph und ich hoffe, Du hast nicht auf mich abgezielt, weil ich mich jetzt ausschließlich auf das Ital. bezog.
    Selbstverständlich z. B. die Rusalka auf tschechisch. Und was das Russisch anbelangt, das habe ich viele Jahre in der Schule gehabt. Da ist noch sehr viel "hängengeblieben".
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Lieber chrissy,


    oh, dann kann ich Dich wirklich nicht dafür gewinnen. Ich finde die Texte aber sehr gut sangbar. Bin jetzt aber auch kein Professioneller :-) Mir ist bei einem Opernbesuch das wichtig, was Johannes beschreibt: Ich möchte in der Handlung richtig drin sein und das ist oft schwierig, wenn ich erst die Übertitel lesen muss, um eine Pointe zu verstehen. Sehr aufschlussreich sind hier Live-Mitschnitte, z.b. bei "Hochzeit des Figaro". Ich habe eine CD von den Salzburger Festspielen, wo alle auf deutsch singen. Das Publikum geht mit und lacht sich an manchen Stellen schier kaputt. ich muss jedesmal mitlachen. Bei Mitschnitten auf italienisch ist das kaum mehr der Fall. Oder bei der letzten rusalka in Düsseldorf. Gesungen auf tschechisch. Keiner lachte über die witzigen Passagen von heger und Küchenjunge. Ganz anders bei der Inszenierung der ENO auf englisch. Sprich: Wenn ich zu entscheiden hätte, mir ist es im Zweifelsfalle immer lieber eine Oper in der Übersetzung zu sehen, selbst wenn dann mal eine Achtel-Note nicht genau der Partitur entspricht.


    Ich sehe ja auch gerne synchronisierte Filme. Wohl schaue ich sie auch oft im Original, aber das Ganze wirkt immer unmittelbarer, ist näher am Publikum. Deswegen fände ich es schön, den Spielplan mal wieder ein wenig zu mischen. Fünf Jahre mal die Traviata auf deutsch geben, dann eine Neuinszenierung auf italienisch usw. Vor zwei Jahren lief in Köln nochmal Hoffmanns Erzählungen: Bei dieser Inszenierung wurde in der jedem Akt entsprechenden Landessprache gesungen, also in Venedig auf italienisch, Prolog, Antonia und Epilog auf deutsch, Olympia auf französisch. Das war witzig - leider war die Inszenierung ...na ja - , aber das Publikum hatte gerade bei den deutsch gesungenen Szenen einen Mordsspaß. Ich fand es schade, dass die Texte komplett neu übersetzt waren. "Es war einmal am Hofe von Eisenack" ist eigentlich ein Evergreen. Hier sang er - ich habe es vergessen oder verdrängt. Dasselbe Phänomen, das LaRoche beschreibt. Schrecklich auch, wenn alte Filme neu synchronisiert werden, wie jüngst "Der weiße Hai". Na ja, wie auch immer: Ich werde es sowieso nicht ändern können, aber es interessiert mich einfach mal, wie hier alle so denken.


    Viele Grüße,
    Knuspi


  • Da hast Du völlig recht, lieber Joseph und ich hoffe, Du hast nicht auf mich abgezielt, weil ich mich jetzt ausschließlich auf das Ital. bezog.
    Selbstverständlich z. B. die Rusalka auf tschechisch. Und was das Russisch anbelangt, das habe ich viele Jahre in der Schule gehabt. Da ist noch sehr viel "hängengeblieben".
    Herzliche Grüße
    CHRISSY


    Lieber Chrissy, sei ganz unbesorgt, das war völlig allgemein und neutral gemeint! Ich höre selber auch gerne beides, gar keine Frage. Man denke an die Krönungsszene aus Boris Godunow mit Theo Adam auf deutsch (tolle DDR-Aufnahme!).


    Beste Grüße
    Joseph

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo!


    Ich bin auch für beide Möglichkeietn. Ich liebe die Originalsprache, egal ob italienisch, französisch, ungarisch, tschechisch oder russisch. Ebenso höre ich Gesamtaufnahmen oder Ausschnitte in deutscher Sprache. Also eindeutig die Nr. 3

    W.S.

  • Mir ist bei einem Opernbesuch das wichtig, was Johannes beschreibt: Ich möchte in der Handlung richtig drin sein und das ist oft schwierig, wenn ich erst die Übertitel lesen muss, um eine Pointe zu verstehen. Sehr aufschlussreich sind hier Live-Mitschnitte, z.b. bei "Hochzeit des Figaro". Ich habe eine CD von den Salzburger Festspielen, wo alle auf deutsch singen. Das Publikum geht mit und lacht sich an manchen Stellen schier kaputt. ich muss jedesmal mitlachen.

    Dazu fällt mir das berühmte Beispiel des Duetts Graf/Susanna aus dem dritten Akt von Mozarts Figaro ein. Die Stellen, in denen Susanna dem Grafen die falschen Ja/Nein-Antworten gibt, werden einem nur in deutscher Sprache bewußt. Bei italienischem Gesang wird es den meisten Besuchern nicht auffallen. Allerdings kennt der informierte Musikfreund, der Opernliebhaber, natürlich diese Stelle und dürfte auch bei italienischem Gesang seinen Spaß dabei haben...
    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ja, da hast Du recht. Aber die versierten Opernbesucher werden weniger. Eine befreundete Lehrerin berichtete mir, wie irritiert ihre Schüler waren, dass sie Carmen auf französisch durchnehmen mussten. Sie hatte dafür die DVD aus London (mit Jonas Kaufmann) und die Begesierung hielt sich in Grenzen, dass da nicht auf deutsch gesungen wurde.


    Ich frage mich, ob es ein Mittel sein könnte, neues Publikum in die Oper zu locken, wenn wieder mehr Stücke auf deutsch gegeben würden - und die Inszenierungen wieder schöner wären.... Im Schauspiel werden Shakespeare-Stücke übersetzt dargeboten - und da geht auch viel an Sprachmelodie, Rhythmus und Klang verloren. Oder gab es da mal eine Bewegung, Stücke auch nur mehr in der Originalsprache zu spielen?

  • Ganz eindeutig 1.


    Ich mag es überhaupt nicht, wenn fremdsprachige Opern ins Deutsche übersetzt werden.
    Ich finde die deutschen Übertexte völlig ausreichend.


    Meiner Ansicht nach, kann man eine Oper nicht mit einem synchronisierten Film vergleichen. Im Film geht es ja darum, jedes Wort exakt zu verstehen. In der Oper spielt ja auch noch die Musik eine sehr wesentliche Rolle. Und wie schon erwähnt, gibt es ja die Obertitel.
    Ich höre Opern ja am liebsten in italienischer Sprache, würde aber auch nicht wollen, dass beispielsweise eine englischsprachige Oper nun in Italienisch übersetzt wird. Wenn sie im Original in englischer Sprache ist, sollte sie (meiner Meinung nach) auch in dieser Sprache gesungen werden.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Also nochmal: In großen Häusern in der Originalsprache, in kleineren derselben Stadt in Landessprache.


    Der "Figaro", der immer wieder als Beispiel für die deutsche Übersetzung herangezogen wird, ist sicherlich eine positive Ausnahme, denn die deutsche Version ist hier vorbildlich gelungen.


    Bei Belcantoopern müßte allerdings die italienische Originalsprache verwendet werden, denn Italienisch ist pe se Belcanto und Musik.


    Und wie ist es mit der Jugend, die vorwiegend englischsprachige Popmusik goutiert? Oder ein anderes Beispiel: Ein französisches Chanson, auch wenn es noch so gut in Deutsch klingt (Marlene Dietrich oder Hildegard Knef etwa), kommt nicht im entferntesten an die Interpretation einer Piaf oder eines Aznavour oder eines Bécaud heran. Stimmt's?

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Zitat

    Ich finde die deutschen Übertexte völlig ausreichend.


    Ob Übertexte oder Untertitel, so etwas mag ich überhaupt nicht. Dies stört mich nur. Gibt es im Fernsehen einen Film mit Untertitel, ist der Ausschaltknopf schnell zur Hand. Diese Möglichkeit hätte ich im Opernhaus erst garnicht. Da würde ich nur verärgert auf die störenden Übertexte starren und der Genuß der Aufführung bliebe auf der Strecke. Das wäre daher für mich keine Lösung. Also bleibt es für mich nur bei Nr. 3

    W.S.

  • Ich möchte Oper live nur in der Originalsprache hören.
    Musicals werden in Deutschland stets in deutscher Übersetzung gesungen und das klingt nicht gut,weil die Ausführenden oft nicht akzentfrei singen können.
    Darum Oper nur in der Originalsprache.Obwohl bei deutschen Opern auch nicht immer akzentfrei gesungen wird.
    Im heutigen internationalen Musikgeschäft beherrschen die großen Opernstars nur die Originalsprache,wer auf die jeweilige Übersetzung wert legt,muß sich mit Provinzgrößen begnügen.
    Natürlich höre ich auch Oper in deutsch,daran mangelt es nicht an historischen Aufnahmen deutschsprachiger Sänger/innen.

    mfG
    Michael

  • Also nochmal: In großen Häusern in der Originalsprache, in kleineren derselben Stadt in Landessprache.

    Volle Zustimmung! Daher votiere auch ich für Punkt 3. Wichtig finde ich, aber das ist sowieso sprachübergreifend, dass man sich mit der Oper eingehend auseinandersetzt.
    Die Übersetzungen, die Felsenstein damals kreiert hat, sollten ja näher am Originaltext sein und somit alles verständlicher und fasslicher machen. War auch so, nur hatte er übersehen, dass eine Opernsprache auch in gewisser Hinsicht literarisch bzw. poetisch -sein muss. Manchmal kann oder soll sie sogar auch "schwülstig" sein, niemals jedoch nüchtern und alltäglich. Aus diesem Grund stießen seine eigentlich gut gemeinten Übersetzungen auf Unverständnis, sie waren vielen einfach zu nüchtern.
    Wenn ich die Verdi-Libretti studiere und dazu seine Briefe und Schriften lese, wird mir auch immer wieder bewusst, wie modern Verdis Italienisch im Vergleich zu dem Italienisch seiner Libretti war. Man wäre aber damals nie auf die Idee gekommen, "modernes" Italienisch zu benutzen, denn die Hochsprache und die Literatur, zu deren Vertreter die Librettisten als Poeten und Literaten selbstverständlich auch gezählt wurden, orientierte sich nun einmal an Dante, dem Urvater der italienischen Sprache. Aus diesem Grund finden eben auch Ausdrücke, die schon zu Verdis Zeiten keine Verwendung mehr hatten, regelmäßige und reichliche Anwendung in seinen Libretti. Deren Übersetzung ins Deutsche ist dann auch zwangsläufig "geschwollen", aber dies ist eben beabsichtigt.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

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