In einem Thread über Mozart steht der folgende Satz
Wer einen ähnlich Thread mit einem anderen Komponisten eröffnen möchte: Nur zu.....
Und da dachte ich an Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Kann Mendelssohn nicht mit größerer Berechtigung „Götterliebling“ genannt werden, als Mozart? Kann es einem nicht so vorkommen, als hätte die Wahl des Vornamens durch die Eltern eben jene Götter veranlaßt, alle guten Eigenschaften mit einem riesigen Füllhorn über das Kind auszuschütten?
Komponierte er nicht ebenso mühelos wie der Salzburger Meister?
Andererseits: Gibt es einen Komponisten, dessen Musik nach seinem Tod so schnell der „klassizistischen Glätte“ und „Harmlosigkeit“ geziehen wurde und die dann langsam aber sicher in der Versenkung verschwand? Die sogar, Stichworte Wagner und Nazi-Diktatur mit Aufführungsverbot, mit der Keule des Antisemitismus erschlagen wurde?
Eine selbst erlebte Szene Ende der 1950er Jahre, die mir dazu gerade in den Sinn kam: Bedingt durch einen Hausumbau wurden auf dem Dachboden und im Keller jede Menge Noten, verpackt in Kisten, gefunden. Es waren alles geistliche Werke in Stimmen und Partituren aus der Zeit von 1880 bis etwa 1930: Schütz, Schein, Scheidt, Bach, Händel, Pachelbel, aber auch Mendelssohn. Bis auf Mendelssohn wurde alles an den Kirchenchor weitergereicht, aber „Elias“ und „Paulus“, viele andere Chorwerke, der 42. Psalm war auch dabei, sollten, da zu „seicht“, in den Abfall. Ich nahm die Noten damals an mich.
Ist das Interesse an der Musik Mendelssohns nun eine Wiedergutmachung an einem ansonsten immer noch belächelten Objekt der Musikgeschichte? Oder hat sich das Bild, dank auch musikwissenschaftlicher Forschungsarbeiten, tatsächlich gewandelt?