Die frühen Streichquartette Schubert sind Jugendwerke, er schrieb sie seit 1810, begann also mit 13 Jahren, eine Tatsache auf die die Musikkritiker und –historiker nicht oft genug hinweisen konnten. Es wurde stets das Experimentelle unausggorene dieser Werke betont, und auch, dass die vorzugsweise für den familiären Hausgebrauch verfasst wurden. Hier musste insbesondere darauf Rücksicht genommen werden, dass Schuberts Vater, er spielte in diesen Fällen den Cellopart, nicht unbedingt ein Meister seines Instruments war. Schubertt selbst spielte die Viola, seine Brüder Ferdinand und Ignaz die Violinen. Wenngleich der jüngste des Quartetts, war Franz der Empfindlichste gegenüber Fehlern, die beim Zusammenspiel gemacht wurden – und er wies denjenien der den Fehler gemacht hatte mit Geduld darauf hin.
Schubert schrieb in seiner Jugend mehrer Streichquartette, vollendete und unvollendete, von denen jedoch einige verschollen sind. Die Musikgeschichte hat von jeher Schuberts verschollenen und unvollendeten Werken mehr Interesse entgegengebracht, als seinen vollendet überlieferten Werken die man gerne beckmesserisch analysiert. Heute würde man manchen Stilbruch als „mutig“ oder „zukunftsweisend“ interpretieren …….
Auf Grund des eher mäßigen Interesses an diesen Werken - und ich hoffe, daß ich mich in dieser Hinsicht irre - habe ich die Quartette Nr 1-10 (allesamt Jugendwerke) zu diesem Thread gebündelt - ab Nr 11 werden die Quartette jedoch einzeln besprochen. Die frühen Quartette werden in der Regel nur auf Gesamtaufnahmen zu finden sein. Empfehlungen folgen in meinem nächsten oder übernächsten Beitrag in diesem Thread
Das Quartett Nr 1 – wie schon erwähnt schrieb er es als 13 jähriger (1810) beginnt eher weinerlich klagend, wird aber jäh von mehreren „Aufschreien“ unterbrochen, dann wird das „klagende Thema noch kurz fortgeführtt, bevor ein nervös flirrendes stets beschleunuigend scheinendes Thema die Oberhand gewinnt. Wer Schuberts „Heidenröslein im Kopf hat, der hätte sich als Streichquartett – Erstling sanftere, süssere Töne erwartet.
Geduld – Geduld …. Zumindest im zweiten Satz werden solche harmoniesüchtigen Erwartungen nicht enttäuscht. Wie ein Nachklang an Mozart, und zugleich auch die Süsse der Romantik vorwegnehmend erscheint ein liebliches tänzerisches Thema, das so gar nicht zu den restlichen Sätzen dieses eher aufwühlenden Quartetts passen will. Er umschmeichelt uns – und erscheint mir wie eine blumenbedeckte Insel in mitten des rauhen Ozeans. Na ja, der folgende dritte Satz ist auch eher getragen, kontemplativ, introvertiert, aber stets in sich ein geschlossenes Ganzes. Furios feurig folgt nun das Finale, welches teilweise schneidende Stellen enthält, die mit sanften aber ebenso schnellen Sequenzen abwechseln und so in Balance gehalten werden. Beeindruckend hier der Dynamikumfang….
Mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred