Bayreuther Festspiele 2012 — Radioübertragungen auf BR-Klassik bzw. Fernsehübertragung bei ARTE

  • "Der Fliegende Holländer" - Premiere live auf BR-KLASSIK


    Mittwoch, 25. Juli 2012, 17.57 Uhr
    Liveübertragung in Surround über Satellit und im digitalen Kabel aus dem Festspielhaus


    Musikalische Leitung: Christian Thielemann
    Regie: Jan Philipp Gloger
    Daland: Franz-Josef Selig
    Senta: Adrianne Pieczonka
    Erik: Michael König
    Mary: Christa Mayer
    Der Steuermann: Benjamin Bruns
    Der Holländer: Evgeny Nikitin



    "Tannhäuser" live auf BR-KLASSIK


    Samstag, 28. Juli 2012, 15.57 Uhr
    Liveübertragung in Surround über Satellit und im digitalen Kabel aus dem Festspielhaus


    Musikalische Leitung: Christian Thielemann
    Regie: Sebastian Baumgarten
    Landgraf Hermann: Günther Groissböck
    Tannhäuser: Torsten Kerl
    Wolfram von Eschenbach: Michael Nagy
    Walther von der Vogelweide: Lothar Odinius
    Biterolf: Thomas Jesatko
    Heinrich der Schreiber: Arnold Bezuyen
    Reinmar von Zweter: Martin Snell
    Elisabeth, Nichte des Landgrafen: Camilla Nylund
    Venus: Michelle Breedt
    Ein junger Hirt: Katja Stuber



    "Tristan und Isolde" auf BR-KLASSIK


    Samstag, 4. August 2012, 18.05 Uhr
    in Surround über Satellit und im digitalen Kabel in einer Aufnahme des Bayerischen Rundfunks vom 26. Juli 2012 aus dem Bayreuther Festspielhaus


    Musikalische Leitung: Peter Schneider
    Regie: Christoph Marthaler
    Tristan: Robert Dean Smith
    Marke: Robert Holl
    Isolde: Iréne Theorin
    Kurwenal: Jukka Rasilainen
    Melot: Ralf Lukas
    Brangäne: Michelle Breedt
    und andere



    "Lohengrin" auf BR-KLASSIK


    Dienstag, 7. August 2012, 18.05 Uhr
    in Surround über Satellit und im digitalen Kabel in einer Aufnahme des Bayerischen Rundfunks vom 27. Juli 2012 aus dem Bayreuther Festspielhaus


    Musikalische Leitung: Andris Nelsons
    Regie: Hans Neuenfels
    Lohengrin: Klaus Florian Vogt
    Heinrich der Vogler: Wilhelm Schwinghammer
    Elsa von Brabant: Annette Dasch
    Friedrich von Telramund: Thomas J. Mayer
    Ortrud: Susan Maclean
    Der Heerrufer des Königs: Samuel Youn
    und andere



    "Parsifal" auf BR-KLASSIK und live auf ARTE


    Samstag, 11. August 2012, 18.05 Uhr
    in Surround über Satellit und im digitalen Kabel in einer Aufnahme des Bayerischen Rundfunks vom 29. Juli 2012 aus dem Bayreuther Festspielhaus


    Das Fernsehprogramm ARTE überträgt am 11. August, um 17.15 Uhr die Aufführung "Parsifal" live von den Bayreuther Festspielen.


    Musikalische Leitung: Philippe Jordan
    Regie: Stefan Herheim
    Amfortas: Detlef Roth
    Titurel: Diógenes Randes
    Gurnemanz: Kwangchul Youn
    Parsifal: Burkhard Fritz
    Klingsor: Thomas Jesatko
    Kundry: Susan Maclean
    und andere

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Sorry, liebe Rt-geschädigte Freunde. Sehr gespannt wäre ich auf eure Reaktionen auf den momentan laufenden Herheim-Parsifal aus Bayreuth.
    Ich gestehe schlankweg, dass icn nie eine spannendere RT-Inszenierung gesehen habe. Natürlich ist es nicht Wagners Parsifal, aber im Gegensatz zum lächerlichen Rattengrin, zum stühlerückenden Marthaler-Tristan oder gar zur entsetzlichen Hippie-Bohème uas Salzburg ist hier (ungeachtet der nicht durchwegs überzeugenden Geangesleistungen) scheint mir hier ein Regiekonzept vorhanden zu sein, dass das Wek nicht vergewaltigt und das durchaus spannend ist.
    Was meint Ihr?

  • Klingsor als Transe in Strapsen? Och nöö, muss ich nicht haben.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Ich frage mich gerade wer die vollbusige Dame ist, die Kundry schon seit mehrere Minuten gegenübersitzt.
    Offenbar hat sie mehr Busen zu bieten als Kundry, zumindet wenn man dem Glauben schenken kann, was sich unter dem weißen Nachthemd abzeichnet.

  • Das sind doch eher Äusserlichkeiten ( übrigens ist für mich eine "Transe" vom Kastraten nicht so weit entfernt. Aber 130 Jahre Aufführungsgeschichte in eine Inszenierung zu verpacken, ohne das Werk zu verunstalten, scheint mir schon fast (!) kongenial.
    Was ich ganz grossartig finde, ist aber die seit Wielands Zeiten in Wagner-inszenierungen kaum mehr erlebt differnzierte Personenregie! Keiner singt am andernen vorbei, ohne dass eine mimische Reaktion im Gesicht des Anderen sichtbar wird.

  • Hallo Sven,

    Zitat

    Ich frage mich gerade wer die vollbusige Dame ist, die Kundry schon seit mehrere Minuten gegenübersitzt.
    Offenbar hat sie mehr Busen zu bieten als Kundry, zumindet wenn man dem Glaubenschenken kann, was sich unter dem weißen Nachthemd abzeichnet


    Du meinst doch nicht etwa damit unsere Frau Gerlach :P ? Aber im ernst. ich fand diese Inszenierung gar nicht so schlimm. Es gab eine sehr gute Personenregie und das Ganze war unhheimlich spannend und hat einen an den Fernseher gefesselt. Die Sänger, Chor und Orchester waren hervorragend. Einziger Minuspunkt wie immer Frau Gerlach, die ebenfalls wie immer in den Schlussapplaus reinquatschen muss nach dem Motto: Wenn ich schon nicht im Bild bin muss ich wenigsten reden. Und das Klingsor als Transvestit dargestellt wurde fand ich auch nicht so schlimm.

  • Ich finde die Inszenierung sehr ansprechend und spannend, außer die Sache mit dem Bundestag, die hat es mir dann doch etwas verhagelt, weil ich das nicht so ins Konzept gekriegt habe, für mich passte es nicht so zum Gesamtkontext. Es war der Schlingensief-Version geschuldet, aber trotzdem gab es für mich da einen kleinen Bruch im Geschehen, in der Gesamtoptik. Was den Transvestiten-Klingsor angeht (mit dem Kostüm hatte ich keine Probleme), hätte ich besser gefunden, wenn er nicht auch noch so knallchargig agiert hätte, das Kostüm im Zusammenhang mit ernstem Spiel hätte meiner Meinung nach besser gewirkt, als diese Clownerie im Gehabe.
    Vermutlich wird diese Idee von der "Inszenierungs-Dia-Show" des Werkes jetzt geklaut von einigen weniger innovativen Regisseuren, und deswegen wird sie uns in Zukunft wohl wiederbegegenen.
    Frau Gerlach und ihr Gast (dessen Namen ich vergessen habe) haben sich mal wieder nicht mit Ruhm bekleckert, wenn ich das so sagen darf.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Ich konnte die Übertragung leider nur teilweise auf BR-Klassik hören, habe also zu Äußerlichkeiten keine Meinung.


    Ich bin kein wahrer Opernfreund - was mich jedoch an Wagners Musik immer weider fasziniert ist seine Kunst, die (aussagekräftigen) Leitmotive nicht nur zu erfinden, sondern sie immer wieder neu so zu variieren und miteinander zu verflechten, dass diese herrliche Musik entsteht.


    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Endlich mal hab ich Menschen mit Flügeln gesehen (schade, daß sie nicht geflogen sind), ein Herr in Strapsen war auch ganz toll. Wunderbare Bilder aus der Nazizeit und aus dem Bundestag, nur war der zu Zeiten von Wehner und Barzel spannender. Aber die Musik hat gestört.


    Hab dann Olympia geguckt. Der Boit hat das auch ohne Flügel hinbekommen, schnell zu sein.


    Und noch ne dumme Frage. Wer ist Herheim? Wagnerschüler? Schlingensief-Enkel? Calixtoverehrer? Verdammt, was hat das alles mit Parsifal zu tun? Wie kann einem so was gefallen (das ist keine Kritik an denen, die das tun - um des lieben Friedens willen!)?


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Aber im ernst. ich fand diese Inszenierung gar nicht so schlimm. Es gab eine sehr gute Personenregie und das Ganze war unhheimlich spannend und hat einen an den Fernseher gefesselt. Die Sänger, Chor und Orchester waren hervorragend. Einziger Minuspunkt wie immer Frau Gerlach, die ebenfalls wie immer in den Schlussapplaus reinquatschen muss nach dem Motto: Wenn ich schon nicht im Bild bin muss ich wenigsten reden. Und das Klingsor als Transvestit dargestellt wurde fand ich auch nicht so schlimm.


    Recht haben Sie, mir hat auch ziemlich gut gefallen

    Pourqoi me reveiller....

  • Weil ich Besuch hatte, habe ich die Sendung mitgezeichnet und mir gestern abend fast eine Stunde lang im Querschnitt angetan, um mir ein Bild von einem Regisseur zu machen, den eine Zeitschrift aufgrund dieser Inszenierung zum "Regisseur des Jahres" gekürt hat.
    Das sollte Parzifal sein ???
    Es war eine große Show mit vielen nicht zusammenpassenden albernen und geistesschwachen Elementen (KInder in Matrosenanzügen, Männer und Frauen in Straßenanzügen, Abendkleidern und verschiedenen, nich definierbaren Uniformen - alles mit Flügeln versehen, deren Sinn sich nicht zu erschließen vermag, eine Badewanne und in zwei Akten als Mittelpunkt ein Eisenbett, auf dem man sich wälzte, herumhopste oder stand, während der Enthüllung des Grals ein schunkelnder Chor in Uniformen und mit Pickelhauben usw. und als Höhepunkt der Schlussakt im Bundestag, in den, während die Abgeordneten über irgendwelche Papiere debattierten, der Sarg Titurels hereingeschleppt wurde, bedeckt mit der schwarz-rot-goldenen Fahne der Bundesrepublik Deutschland). Für mich wurde die Inszenierung dem Ernst und der Feierlichkeit des Werkes in keinem Fall gerecht. Im Gegenteil: Sie lief gegen das Werk und zerstörte es hoffnungslos. Und als Krönung dann noch die Kommentare der Moderatorin.
    Zur Musik kann ich nichts sagen, denn ich habe nur immer wieder Ausschnitte normal laufen lassen und den restlichen Spuk im Schnelldurchlauf gesehen. Mehr hätte mir den Parzifal für ewig verleidet, besäße ich nicht eine wunderbare, dem Werk gerecht werdende Inszenierung, die mich wieder mit dem Werk versöhnen soll.
    Die Inszenierung war für mich nicht besser als der "Rattengrin" oder der "Biogashäuser". Armes Bayreuth!!! Und die Zeitschrift, die solch eine sieche Verunstaltung mit Lorbeer bekränzt, ist für mich absurd und nicht lesenswert.


    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Als diese Parsifal-Produktion Premiere hatte, war ich in einer der Vorstellungen und hatte einen meiner schönsten Opernabende. Eigentlich nicht so nach meinem Geschmack, hat mich die Vorstellung dennoch gefesselt, und am Ende hatte ich das Gefühl, dass sich mein Leben etwas verändert hätte. Ich spazierte mit meinem Freund schweigend durch den düsteren Park hinunter. Die Eindrücke begleiteten mich noch lange danach. Die Ernüchterung durch diese Fernsehübertragung zeigt mir, dass mein persönliches Erlebnis unwiederbringlich ist. Ich dachte, ich könnte alles noch mal genießen, aber die relativ schlechte Tonqualität, die ganz andere Stimmung im Publikum (was für Leute saßen da drin?) und vor allem die deplatzierte Moderation machte mir einen Genuss unmöglich. Letztere fand ich wirklich unerträglich; sie zerstörte mir mit ihrer Plumpheit und ihren vorschnellen und unpassenden Bemerkungen, die oft Unwissenheit und Unbildung zum Ausdruck brachten, den ganzen Fernseh-Opernabend. Ich verstehe wirklich nicht, wie man so eine Dame für diesen Job engagieren kann. Meine Erinnerungen kann sie zum Glück nicht zerstören.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hier mal einen wohl nicht ganz so ernst gemeinten Beitrag über Frau Gerlach :


    Lob der Annette Gerlach



    Gucken Sie auch manchmal ARTE? Diesen Fernsehsender, zu dem man nur kurz hinzappt, um dann stundenlang bei einer Dokumentation über die Verwendung von Yakmist in der Energiewirtschaft der inneren Mongolei hängenzubleiben? Oder bei einem dieser französischen Liebesfilme, die sich 90 Minuten lang überlegen, ob sie demnächst mal eine Anspielung auf das eigentliche Thema machen sollten?


    Ja, ARTE, dieser Fernsehanstalt gewordene Zen-Buddhismus mit den seltsamsten Überleitungen des Planeten, bei denen entweder Frauen in pailettenbestickten Körperstrümpfen grazile Bewegungen über wehenden Luftschlangen machen oder verwackelte Handkamerabilder von Straßenschildern und Toreinfahrten in Paris auf das kommende Feature über Lesbianismus in der Daladier-Ära oder die Yakmist-Dokumentation hindeuten?


    Ich gucke manchmal ARTE. Aber nicht nur, weil mich die Wasserknappheit auf den Hochebenen Perus und die neuesten Entwicklungen auf dem vietnamesischen Buchmarkt interessieren, sondern aus sexuellen Gründen. Ja. Ich gebe es zu. Mein Hauptgrund, ARTE zu gucken hat einen konkreten Namen, und dieser Name ist: Annette Gerlach.


    ARTE hat auch eine Nachrichtensendung, falls Sie das nicht wissen sollten, sie nennt sich "ARTE info", fängt um 19.50 Uhr an und hört um 20.15 Uhr auf, und berichtet über die wichtigsten Nachrichten des Tages, und außerdem von den Alphabetisierungskampagnen in Nepal bis zu den soziokulturellen Implikationen des Lösungsmittelmißbrauchs bei chinesischstämmigen Surfern im größeren Umkreis von Los Angeles.


    Und ARTE info, die zweitsurrealste Nachrichtensendung der Welt gleich hinter den Tagesthemen, wird im Wechsel von verschiedenen Sprechern moderiert. Drei von ihnen habe ich bisher deutlicher wahrgenommen, und eine davon sehr deutlich. Da ist einmal ein Mann. Er sieht wie ein Deutschlehrer aus, der vom Fleck weg aus einer Unterrichtsstunde entführt worden ist und das bisher noch gar nicht gemerkt hat. Dann gibt es da die Dunkelhaarige. Natürlich, sie ist hübsch, das gehört ja bei Nachrichtensprecherinnen wohl zum Berufsbild, aber irgendwie springt der Funke nicht über.


    Und dann gibt es noch Annette Gerlach. Meine Annette. Ich könnte mir sogar einen vielstündigen Mehrteiler über die sehr allmähliche Ankunft des Internets in Fischerdörfern der Ägäis ansehen, wenn er nur ab und zu durch Zwischenansagen von Annette Gerlach unterbrochen würde. Welche Agonie, wenn ich von der Tageschau fiebernd zu ARTE umschalte, und dann statt Annette den Deutschlehrer oder die Dunkelhaarige vorfinde!


    Es ist völlig klar. Die Symptome sind eindeutig. Ich bin in Annette Gerlach verliebt. Und lassen Sie mich hinzufügen: Es ist dies eine keusche Liebe nicht. Das finde ich umso schockierender, als mich Film- und Fernsehstars ansonsten völlig kalt lassen. Wynona Ryder? Pah! Sharon Stone? O je. Birgit Schrowange? Nee, nee, nee. Woher kommt's? Worum geht's? Warum Annette Gerlach und nicht eine der Ansagerinnen der Tagesschau? Warum nicht Ellen Arnold, Eva Herman oder Susanne Daubner?


    Ellen Arnold, Eva Herman oder Susanne Daubner sind sicherlich privat ganz reizend und charmant, und doof können sie auch nicht sein. Aber wenn sie in der Tagesschau ihrer Arbeit nachgehen, sehen sie aus, als hätte man ihnen ihre Kleider angeschmiedet. Wie eine mittelalterliche Ritterrüstung. Und nicht nur das, sie bewegen sich und sprechen, als steckten sie in einem Schraubstock.


    Im italienischen Fernsehen wird der Wetterbericht von einem Soldaten in Uniform verlesen. Das kommt offenbar daher, daß die Meterologie in den Händen des Militärs ist. Seit ich das einmal gesehen habe, muß ich beim Betrachten der Tagesschau immer daran denken, und zwar vor allem bei den Frauen. Korrekt bis in die Haarspitzen, steif und kerzengerade sitzen sie da, als hätten sie ein Lineal verschluckt. Sie verströmen den Charme eines Eisblocks, der noch lange nicht schmilzt, nur weil eine Batterie von Studiolampen auf ihn gerichtet ist.


    Annette Gerlach dagegen hat die unmöglichsten Klamotten an. Furchtbar. Da sind Fummel dabei, die muß sie im Kleiderschrank ihrer Mutter gefunden haben, und zwar ganz hinten. Aber sie sieht hinreißend darin aus. Natürlich ist sie aufwendig zurechtgemacht. Natürlich wird durch das ganze Styling ein bestimmter Effekt erzeugt. Aber im Normalfall wirkt sie, verglichen mit der Konkurrenz, wie das Leben im Frühling.


    Es geht nicht darum, daß sie Französin ist. Ist sie nämlich nicht. Sie heißt nicht Annett Dscherlak. Sie kommt aus Berlin. Ich weiß alles über sie. Es ist wahrscheinlich schon allein die Großaufnahme. Bei ARTE info steht unübersehbar der Sprecher oder die Sprecherin im Vordergrund, und das ist bei Annette auch nur gerecht. Bei der Tagesschau sitzen die Sprecherinnen weggerückt an einem Tisch vor weltkartenähnlichen Projektionen, die trotz der freundlichen Blautöne immer an einen war room denken lassen.


    Dann leuchtet der alternde Arafat unter seiner Palästinserwindel auf, Kohl ertrinkt grinsend in seinem eigenen Fett, oder eine BSE-Kuh zittert über den Bildschirm, und die Sprecherin ist nur noch ein Sprachrohr der historischen Unbarmherzigkeit des Weltgeschehens. Sachlichkeit ist Trumpf. Sie können den größten Unsinn oder die ungeheuerlichsten Katastrophen verkünden, und würden immer gleich klingen. "Cape Canaveral. Die Entdeckung, daß der Mond entgegen früherer Annahmen doch aus grünem Käse besteht, sorgt derzeit für Aufruhr in der Wissenschaft." "Berlin. Die offizielle Ankündigung des Weltuntergangs für Donnerstag nächster Woche hat bei den politischen Parteien unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen."


    Annette würde genau dassselbe sagen. Aber ausdrücken würde sie: "Was für ein Quatsch. Wir sollten lieber tanzen gehen." Sie ist immer ein wenig vorgebeugt, als wollte sie sagen: "Mal im Vertrauen: Glaubt ihr das alles wirklich?" Sie müßte nur noch mit den Augen zwinkern, und die Ironie wäre perfekt. Sie hütet sich vor jedem Gezwinkere. Sie neckt nur. Ihr Mund ist sehr sinnlich. Wenn sie lächelt, geht es der Nachricht durch Mark und Bein, und mir erst recht.


    Und dann ist da natürlich ihr Busen. Sie hat eine Neigung zu tiefen Ausschnitten, und im Zusammenhang mit ihrer Kleidung, ihrem Lächeln und ihrer Körperhaltung ist der Busen kein Körperteil, sondern ein Kommentar. Der Kommentar lautet: "Es gibt wichtigeres als Politik, mes amis." Einmal ließ sie an einer tief ausgeschnittenen weißen Bluse rechts und links kurz über dem Brustansatz je ein schwarzes Mikrofon anbringen. Das war der Gipfel, wenn man mich fragt. Ich mußte da einfach hinsehen. Jeder mußte da einfach hinsehen, schon allein wegen der Farbkontraste. Ein Skandal.



    Wie sie das alles macht, ohne billig zu wirken, ist mir ein absolutes Rätsel. Aber sie schafft es. Wenn ich dreizehn wäre, oder Arthur Miller hieße, würde ich sie heiraten wollen. So aber bleiben mir nur "ARTE info" und die Sehnsucht.




    © Marcus Hammerschmitt, 2001

  • Lieber rodolfo 39


    so habe ich Anette Gerlach noch nie gesehen. Jetzt warte ich auf die nächste Opernübertragung, nur wegen ihr!! Vielleicht trägt sie dann auch die niedlichen Mikros an der Brustwarze? Wie glücklich muß ihr Mann sein, wenn sie alte Sachen der Mutter tragen kann!!


    Toller Beitrag!!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wie glücklich muß ihr Mann sein, wenn sie alte Sachen der Mutter tragen kann!!


    Apropos Mann : Wenn sie nicht längst wieder geschieden sind (man kann ja nie wissen) - Annette Gerlach ist (oder war?) mit dem Dirigenten John Axelrod verheiratet. Schade, dass von seinem Expertentum so gar nichts auf sie abgefärbt hat.


    Interessant (zumindest für mich) die Schiene Axelrod - St. Petersburg - Mariinsky - Gergiev - Arte - Gerlach. Axelrod hatte in St. Petersburg bei dem legendären Ilya Musin studiert. Ein Musin-Student hat per se "gute Karten" am Mariinsky, und so dirigierte Axelrod, damals Chefdirigent der Sinfonia Cracovia, 2005 ein Konzert seines Orchesters bei den Weißen Nächten. 2006 wurde die neue Konzerthalle des Mariinsky-Theaters eröffnet, und zum Jahreswechsel 2006/07 übertrug Arte zwei Konzerte aus dem Mariinsky-Theater und der Konzerthalle. Wer moderierte : Natürlich Annette Gerlach!


    Gruß, Peter

  • Lieber Peter,


    das ist ja interessant. Wenn der Herr Axelrod mit St.Petersburg - Marinsky - Gergiev vertraut ist, könnte ich mir denken, dass er diese modischen Opernverunstaltungen nicht liebt. Denn von dort habe ich bisher nur werksgerechte Inszenierungen gesehen. Wenn Anette Gerlach heute diesen Müll in so hohen Tönen lobt, gar die Buhs übertönt, worauf mag das wohl in Bezug auf ihre Ehe mit Herrn Axelrod hindeuten? ist natürlich nur Spekulation.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Aus Zeitgründen habe ich lediglich den zweiten Aufzug des Parsifal verfolgt. Dass dort z.B. viele Krankenschwestern rumliefen, fand ich etwas befremdlich. Da ich aber die konzeptionelle Idee, die dahintersteckt, im Zusammenhang nicht kenne, kann ich dies nicht beurteilen.


    Die Musik fand ich hervorragend. Der Chor und die Solisten waren klasse. Für mich ein Genuss.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Obwohl ich mich ja hier des öfteren als sehr liberal gegen Regietheater gezeigt habe war das, was ich da von Bayreuth gesehen habe, fürchterlich. Ich habe nach 1/2 Stunden ausgeschaltet.
    Ich konnte mich nicht auf die Musik konzentrieren bei dem ganzen anderen Quatsch.
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

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  • Wenn der Herr Axelrod mit St.Petersburg - Marinsky - Gergiev vertraut ist, könnte ich mir denken, dass er diese modischen Opernverunstaltungen nicht liebt. Denn von dort habe ich bisher nur werksgerechte Inszenierungen gesehen.


    Lieber Gerhard!


    Es ist hier nicht der richtige Ort, Deine Äußerung zu kommentieren. Leider ist dem nicht so, dass es heute am Mariinsky nur werksgerechte Inszenierungen gibt. Natürlich gibt es die auch noch, aber das sog. Regietheater hat auch dort auch Einzug gehalten, so z.B. mit Carlos Padrissa's Lex Troyens (mehr Stehtheater in hässlichen Kostümen und werksfremden Dekorationen) oder mit einer Frau ohne Schatten, die mich auch nach mehrmaligem Sehen immer noch irritiert bzw. sogar missfällt. Also : für "Staubis" ist das Mariinsky auch nicht mehr die heile Welt.


    Gruß, Peter

  • Die Musik fand ich hervorragend. Der Chor und die Solisten waren klasse. Für mich ein Genuss.


    Die Regie fand ich Klasse, ein tolles Stück. Nur die Musik und Bayreuth als Aufführungsort haben mich gestört. Deshalb - Klick - und der Spaß war vorbei!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hast Du beim Einschalten damit gerechnet, dass die Bayreuther Festspiele in Münster stattfinden, oder wie meinst Du das? In diesem Fall könnte ich die Enttäuschung verstehen.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Naja, wenn die Musik stört und ausgeblendet würde, dann bliebe ein Schauspiel übrig. Und das hat auf dem grünen Hügel bisher noch nicht Einzug gehalten. Aber bei den beiden Damen kann man ja mit Allem rechnen!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber Uwe,


    wenn ich La Roche richtig verstanden habe, meinte er sicher, dass das Stück an sich recht toll (um nicht zu sagen verrückt) war. Nur passte dazu die Musik nicht und der Aufführungsort Bayreuth, an dem eigentlich Wagnerfestspiele stattfinden. Ohne diese Musik und ohne Bayreuth (d. h. Wagner und Parsifal) könnte das vielleicht eine richtig verrückte Show fürs Privatfernsehen gewesen sein.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,


    so ist es und so wird es bleiben. Punkt.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Kulturpreis Bayern an Bayreuther Festspielchefinnen


    Der Kulturpreis Bayern geht in diesem Jahr an die Bayreuther Festspielchefinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier. Nach Ansicht der Jury leiten die Wagner-Halbschwestern die Festspiele mit Sinn für die Historie und Blick für die Moderne.
    .........
    Die Auszeichnung ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert und wird vom bayerischen Kunstministerium vergeben.

    (Quelle: WDR)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    da kann ich nur sagen: Na, dann gute Nacht Kultur!!! Lachen kann ich darüber nicht mehr, es dreht mir eher den Magen um, wenn ich solche Verschwendung von Geldern bedenke.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Das haben sich die Bayern bestimmt von Köln abgeschaut. Jetzt gibts nicht nur den Kölschen Klüngel sondern auch den Bayerischen. Hat Wolfgang Wagner eigentlich je den Kulturpreis bekommen oder gibt es den noch nicht so lange?

  • So schlimm finde ich das nun nicht. Ehr witzig. Die Meldung ist ja noch nicht zu Ende: "Weitere Preisträger sind das Theater Pfütze in Nürnberg, die Fotografin Herlinde Koelbl, der Steinmetz- und Steinbildhauermeister Michael Hauck, die Tanngrindler Musikanten, der Bildhauer Rudolf Herz und der Pianist Bernd Glemser. Die Auszeichnungen werden am 8. November in der Heinrich-Lades-Halle in Erlangen übergeben." Das klingt sehr nach Provinz. Die Wagner-Halbschwestern Katharina und Eva Wagner-Pasquier erhalten den Kulturpreis Bayern 2012 für den Bezirk Oberfranken. Na bitte, jetzt gehts ganz aufs Land.


    Bezahlt bzw. gestiftet wird der Preis von E.ON. Der Energiekonzern ist schon öfters in die negativen Schlagzeilen geraten - nachzulesen im Netz. Ich bin überzeugt, eine Auszeichnung ist das nicht!


    Wer Vergleiche zwischen Wagner und den mitausgezeichneten Tanngrinder Musikanten (!!!) anstellen will, bitte schön:


    http://www.youtube.com/watch?v=Drvrb-E13IA


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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