Schostakowitsch Sinfonie Nr.15 op.141

  • Hallo Taminoaner,


    ich denke, dass es nun auch Zeit ist, einen Thread für diese Symphonie zu starten, denn eine erste Diskussion gab es ja bereits.


    Die Symphonie wurde 1971 komponiert, steht in A-Dur und ist die 15. und damit letzte Symphonie von Dimitri Schostakowitsch.



    Meine Meinung zu dieser Aufnahme ist, dass sie mich nicht mitgerissen hat. Sie war zwar interessant, aber eine Begeisterung hatte sie nun nicht gerade ausgelöst.
    Mag es an der Interpretation liegen oder auch generell an der Symphonie...
    Sicherlich ist es eine gute Aufnahme, das möchte ich auch gar nicht abstreiten, dennoch reißt sie mich nicht vom Hocker.



    Nun noch einmal zum "Bonanza-Thema". Ich weiß, dass Flo und Wolfgang der Meinung sind, es würde nicht darin vorkommen. Das was ich für Bonanza halte, ist aus der Wilhelm Tell Ouvertüre.
    Da ich seit gestern die Ouvertüre via Capella habe, konnte ich mich dessen auch überzeugen.
    Eines möchte ich dazu noch sagen: in der Zeitspanne von 1,54min bis 1,57min, im 1.Satz, erinnere ich mich immer wieder an Bonanza. Dieser Teil kommt aber auch in der Ouvertüre vor. Die Zeit könnt ihr ja mit der angegebenen Aufnahme vergleichen, von dieser habe ich sie nämlich.
    Also kann es doch wohl gut möglich sein, dass ein Ausschnitt des "Bonanza-Themas" in der Ouvertüre enthalten ist.


    Ich möchte es erstmal dabei belassen. Als ich eben nochmal den 1.Satz gehört habe, kam mir noch ein anderes Werk in den Sinn, welches starke Ähnlichkeiten mit einer Passage aufweist...aber ich will noch ein wenig forschen und hören...


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Vorweg: ich besitze die 15 Schotskowitsch (noch) nicht, da ich erst seit 3 Jahren begonnen habe, nach und nach einige seiner Werk zu kaufen, das 20. Jahrhundert war bis dahin nur sehr schwach in meiner Sammlung repräsentiert.


    Als hier von der Bonanza- Kennmelodie und von der Ouvertüre zu Wilhelm Tell die Rede war, war ich zuerst sehr verwundert.


    Als ich aber die Kennmelodie von "Bonanza" zu summen begann, das wusste ich SOFORT, welcher Teil gemeint war - und daß die Behauptung richtig sein muß.


    In der Folge führt das alles schließlich dazu, daß die 15 Schostakowitsch auf meiner Liste "anzuschaffender Werke" gelandet ist "Wunschliste" wäre eine Übertreibung =)


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Maik,


    bist Du dir sicher, daß Du überhaupt das Bonanza-Thema kennst und nicht verwechselst? Hier das Bonanza-Thema:


    http://bonanza1.com/bonan.wav


    Eine gewisse Ähnlichkeit mag bestehen, mag sich der Erfinder der Filmmusik von Rossinis Tell-Ouvertüre inspirieren haben lassen.


    Das ZITAT im Kopfsatz von Schostakowitschs Sinfonie ist aber aus Rossinis Ouvertüre.


    Ich weiß nicht was Du damit meinest: "Also kann es doch wohl gut möglich sein, dass ein Ausschnitt des "Bonanza-Themas" in der Ouvertüre enthalten ist." . Auch wenn thematische und rhythmische Gemeinsamkeiten bestehen: Rossini und Bonanza unter einen Hut zu bringen ist wie eine Verbindung von Mozart zu den Beatles herzustellen. Es ist unwürdig und Unfug, Schostakowitsch und Bonanza in einen Zusammenhang zu stellen.


    :motz: :motz: :motz:


    Aber schön, daß Du einen Thread zu dieser mich sehr anrührenden Sinfonie eröffnet hast. Ich melde mich später dann wirklich "zur Sache".

  • Hallo Schostakowitsch-Freunde,


    machmal könnte man meinen wir wären in dem Forum, welches den für Alfred verabscheungswürdigen Namen hat. :D


    Rossini hat von 1792 - 1868 gelebt, er ist also ein Komponist der reinen Klassik. Er hat das gemeinte ohrwurmhaltige Thema für die Wilhelm Tell-Ouvertüre komponiert. Schostakowitsch hat sich im 20.Jahrhundert, also mehr als hundert Jahre später, von diesem Thema inspirieren lassen und Teile des Themas in seiner Sinfonie Nr.15, 1.Satz zitiert.
    Ein Gedanke an eine Westerserie aus den 70er-Jahren, die ich auch gerne gesehen habe, wäre mir dabei nie gekommen. Mag sein das der Filmkomponist ähnliche Gedanken im Kopf hatte, aber das Bonanza-Thema ist anders als Rossini´s Wilhelm Tell.


    Thomas Bernhard schreibt:

    Zitat

    Ich weiß nicht was Du damit meinest: "Also kann es doch wohl gut möglich sein, dass ein Ausschnitt des "Bonanza-Themas" in der Ouvertüre enthalten ist." . Es ist unwürdig und Unfug, Schostakowitsch und Bonanza in einen Zusammenhang zu stellen.


    Es kann also schon vom Zeitablauf nicht sein, das ein Ausschnitt des Bonanza-Themas in der Ouvertüre vorhanden ist. Der Bonanza-Filmkomponist hatte vielleicht eine ähnliche Inspiration zum klassiker Rossini.
    :hello: Den zweiten Satz von Thomas Bernhard möchte ich ganz entschieden unterstützen und bekräftigen !


    Zum Thema Sinfonie Nr.15:
    Es mag sein, das diese Sinfonie bei dem einen oder anderen nicht so gut ankommt, wie die vorherigen großsinfonischen Sinfonien. Die Nr.15 ist über weite Strecken kammermusikalischer gehalten - man muß und sollte, wie gesagt, die Sinfonie so sehen und nehmen wie sie ist --- und wird nach mehrmaligem Hören feststellen, das wir es wiederum mit einem weiteren, phantastischen Meisterwerk Schostakowitsch´s des 20.Jahrhunderts zu tun haben, in der der Mutterwitz zwischen den Zeilen steht.
    :) Sehr gute Aufnahmen sind die mit Roshdestwensky/Moskauer PH (Eurodisc) und die angesprochene Barschai-Aufnahme (Brillant).
    :evil: Die Haitink-Aufnahme ist im Falle der Sinfonie Nr.15 schwach. Nicht nur wiel das Stereopanorama auf der Decca-CD vertauscht ist und das Fernorchester bei Haiting einfach ins normale Orchester integriert wird, sondern weil der Pfeffer fehlt. Ansonsten mag ich die Schostakowitsch-Haitink-Aufnahmen größstenteils.


    Alfred, ich weiß Du bist nicht so ein Freund der Komponisten des 20.Jahrhunderts, aber wenn Du Dich intensiv mit der Sinfonie Nr.15 und den anderen die Du noch nicht hast auseinandersetzt, wirst Du feststellen, was Du bisher verpaßt hast. Es sollte auf Deiner Wunschliste stehen.


    :angel: Für mich möchte ich es hier im Forum einmal sagen (es muß mal rauß):
    Alleine die Sinfonie Nr.15 gibt mir mehr, als es jede Haydn - Sinfonie vermag !!!

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo allerseits,


    Markus
    Okay, jetzt hast du mich endgültig überzeugt. Ich hatte den Rhytmus der Schlüsselpassage etwas falsch im Hinterkopf. Dadurch die Verwechslung oder die Erinnerung an Bonanza. Es lässt sich jedoch nicht abstreiten, der Meinung bleibe ich, dass es gewisse thematische Ähnlichkeiten zw. diesen Passagen gibt.
    Jedoch ist es nicht das gleiche, davon bin ich jetzt überzeugt! ;)
    Ich kenne das "Bonanza-Thema" schon, nur wie gesagt, leichte rhytmische Defizite...


    Zitat

    Also kann es doch wohl gut möglich sein, dass ein Ausschnitt des "Bonanza-Themas" in der Ouvertüre enthalten ist.


    Der Filmmusikkomponist kann sich doch sehr wohl von der Ouvertüre beeinflussen lassen oder inspirieren lassen. Er hat sich dieses "Reitmotiv" herausgenommen.
    Ich möchte sie keinesfalls unter einen Hut bringen, denn dies würde nicht zutreffen.



    Wolfgang
    Du sagst selbst, dass sich Schostakowitsch von diesem Thema hat inspirieren lassen und dies auch hat einfließen lassen.
    Warum sollte es dann nicht auch möglich sein, dass sich ein Filmkomponist davon hat beeinflussen lassen und dieses Thema etwas verändert hat?


    Zitat

    Es kann also schon vom Zeitablauf nicht sein, das ein Ausschnitt des Bonanza-Themas in der Ouvertüre vorhanden ist. Der Bonanza-Filmkomponist hatte vielleicht eine ähnliche Inspiration zum klassiker Rossini.


    Vielleicht hätte ich es andersrum schreiben sollen, dass Rossinis Thema aus der Wilhelm Tell Ouvertüre in Bonanza abgewandelt enthalten ist.
    Ich denke, dass es so auch keine zeitlichen Widersprüche gibt...


    Gruß, Maik


    PS: Ich denke, wir sollten nun mit dem "Bonanza-Thema" aufhören, da ich den Irrtum erkannt und eingesehen habe :( ;)

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Schön, dann hätten wir das geklärt.


    Schostakowitsch hatte sich allerdings nicht von Rossini "inspirieren lassen" - mehr: er hat die Stelle offiziell zitiert. In der Fünfzehnten gibt es ja mehrere Zitate. Schostakowitsch hat eigene schicksalhafte Werke zitiert (muß noch genauer nachlesen was und warum) und er hat Wagners "Todesankündigungsmotiv" aus dem Ring zitiert. Letzteres ist ja verständlich und nachvollziehbar, Schostakowitsch hatte sich wohl in dieser Sinfonie mit seinem bevorstehenden Tod beschäftigt. Die Zitate aus seinen eigenen Werken bringen biographisches in Spiel. Das Rossini-Zitat ist etwas rätselhaft, eine genaue, überzeugende Erklärung gibt es dafür glaube ich nicht. Wilhelm Tell war jemand, der sich gegen die Staatswillkür gestellt hat. Ist das die Parallele, die Schostakowitsch zu seinem Leben gezogen hat? Oder einfach nur eine Erinnerung an Kindheitsglück? Wohl kaum, Schostakowtschs Kindheit war wohl kein reiner Genuß. Gelegentlich liest man eine Erklärung des ersten Satzes, in dem etwas von Spielwarenladen erzählt wird. Muß da mal genauer nachlesen... Jedenfalls hat die Verwendung des Zitats etwas mit Schostakowitschs Sinn für Humor zu tun und ist Gleichzeitig eine verschlüsselte ernsthafte Aussage. Wir werden da bestimmt demnächst hier Erhellendes zu diesem Themenbereich zusammentragen können.
    Aber behalten wir im Auge, daß Schostakowitschs Fünfzehnte nicht die lustige Sinfonie mit dem Rossini-Zitat ist, sondern geniessen wir lieber die schwermütigen Sätze, beispielsweise den zweiten mit dem Wagnerzitat und dem todtraurigem Cello-Rezitativ.


    Als Neeme Järvi-Fan empfehle ich schon mal seine Einspielung. Klangtechnisch ist sie hervorragend. Um zu entscheiden, welche Einspielung mir wirklich die liebste ist, muß ich erst nochmal ein paar Hörvergleiche anstellen. Ich möchte noch auf die Kammermusikversion von Viktor Derevianko für Klavier, Celesta, Schlagzeug, Violine und Violoncello hinweisen. Dieses Arrangement wurde von Schostakowitsch gebilligt. Die Einspielung muß man nicht unbedingt kaufen, klingt aber ganz schön

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    Korrektur/Erweiterung: Das Wagnerzitat ist natürlich im vierten Satz. Ebenfalls im vierten Satz zitiert Schostakowitsch das Passacagliathema seiner Siebten Sinfonie. Laut Schostakowitschs eigener Aussage, gibt es auch ein Beethoven-Zitat. Weiß jemand was und wo?


    Järvi dirigiert den ersten und dritten Satz recht langsam. Könnte man als Kritikpunkt aufführen - kann man auch als gewinnbringende gründliche Ausleuchtung begrüssen. Sicher ist, daß Järvi im Kopfsatz keine falsche Fröhlichkeit entstehen lässt, er lässt sich auf den "Schwindel" ("Lachen unter Tränen") nicht ein.

  • Hallo,


    es gibt übrigens eine Aufnahme der Nr. 15, bei der Schostakowitschs Sohn Maxim das Große Radio-Sinfonieorchester Moskau dirigiert. Sie entstand vermutlich in den 70er-Jahren (Melodiya-LP). Ich meine, dass sie mir damals besser gefallen hat als Barshais WDR-Aufnahme (um nicht zu sagen: dass sie mich begeistert hat!); ist aber sicher zwei Jahre her, dass ich beide gehört und verglichen habe.


    Freundliche Grüße


    Heinz Gelking

  • Hallo,


    kennt schon jemand die Gesamteinspielung der Schostakowitsch Symphonien mit dem Gürzenich-Orchester Köln unter der Leitung von Dimitrij Kitaenko? Jetzt gerade bei Capriccio als SACDs erschienen.


    Gruß
    Christian

  • ChristanHelming:


    Zitat

    kennt schon jemand die Gesamteinspielung der Schostakowitsch Symphonien mit dem Gürzenich-Orchester Köln unter der Leitung von Dimitrij Kitaenko? Jetzt gerade bei Capriccio als SACDs erschienen.


    Ja, ich kenne Sie, sie ist mittlerweile meine DRITTE Gesamteinspielung der Sinfonien Schostakowitschs und ich kann sie sowohl vom interpretatorischen wie auch vom klanglichen her nur wärmstens empfehlen !!!

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo Heinz Gelking,


    mit der Aufnahme der Sinfonie Nr.15 von Schostakowitsch´s Sohn Maxim Schostakowitsch muß ich beipflichten, die habe ich auch als Eurodisc-LP und in dieser Aufnahme kennengelernt.


    Interpretatorisch auf ähnlicher Linie, aber klangtechnisch ungleich besser ist meine erwähnte Favoritenaufnahme mit
    Roshdestwensky / Moskauer PH auf Eurodisc-CD.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Habe heute diese Sinfonie gehört (Barshai-Box)...die Rossini-Zitate haben mich zuerst immer leicht irritiert, aber es scheint ja niemand eine rechte Erklärung dafür zu haben, warum Schosti sie eingbaut hat. Beim Siegfried-Wagner-Motiv liegt ein Verständnis ja näher, worauf weiter oben ja schon hingewiesen wurde. Und Tristan?
    Was ist mit Mahler?
    Hat jemand denn schon Alles erkannt, was Schost von sich selbst zitiert?
    Ich finde es ja zB wunderbar wie er die Sinfonie ausklingen lässt, mit diesen Percussions (sowas finde ich eigentlich immer gut), so klammheimlich auch...als würde es gar nicht aufhören, sondern einfach nur fortgehen und irgendwo weitermachen (da wieder wie Mahler, aber auf ganze andere Art).

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Der Schluss der Fünfzehnten hat mich immer fasziniert. Ich mag diese Sinfonie lieber als die pathetischeren Nummern des großen Russen, dessen Liebhaber ich nicht ganz so bin wie andere hier im Forum.


    Allerdings empfinde ich die Sinfonie nicht als positiv. Ich musste ein wenig schmunzeln über die Charakterisierung von Schallund Wahn, was das heimliche Davonschleichen anbelangt. Eher nehme ich einen Totentanz wahr, mit dem Schostakowitsch sein sinfonisches Riesenwerk äußerst resignativ ins Nichts verlässt.


    Diverse Selbst- und Fremdzitate über die genannten hinaus? Wäre ein Wiederhören wert (und vielleicht auch ein Nachlesen dieses alten Threads ...)! :) Spontan fällt mir nichts Weiteres ein. War nicht auch Beethoven im Spiel?


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Also etwas Resignatives habe ich darin nie gesehen, es hat doch etwas sehr zartes, wenig melancholisches, fast würde ich sagen spielerisch, wie ein Uhrenladen in dem plötzlich alles Uhren stehenbleiben, aber die Stille, die dann herrscht hat nichts bedrohliches oder unangenehmes, es haucht sich einfach aus.
    In dem Sinne vielleicht Fatalistisch, weil es das Ende so "leicht" nimmt...es hat trotz der Percussions hintergründige, gewisse innere Ruhe und Gesetztheit.


    Ein sehr sympathisches Ende für Schostis Sinfonien-Schaffen, finde ich.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Soeben habe ich den Thread nachgelesen. Unsere Fragen wurden noch nicht wirklich beantwortet, meine Idee zu Beethoven auch anderswo vermutet.


    Was Bonanza anbelangt - wenn die "Wilhelm-Tell-Ouverture" an Bonanza erinnert, dann kommt auch das Harry-Lime-Zithermotiv in Beethovens Klaviersonate op. 109 vor und "Hey Jude" von den Beatles in op. 101. Auf geht's: Wer findet die Stellen? :thumbsup:


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Meine Wahl:



    Leningrader Philharmoniker
    Jewgenij Mrawinskij
    1976


    Damit kann man rundum zufrieden sein. Gewiss eine der TOP-Interpretationen! Zudem Stereo und klanglich m. E. keine Einbußen. :jubel:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Also etwas Resignatives habe ich darin nie gesehen, es hat doch etwas sehr zartes, wenig melancholisches, fast würde ich sagen spielerisch, wie ein Uhrenladen in dem plötzlich alles Uhren stehenbleiben, aber die Stille, die dann herrscht hat nichts bedrohliches oder unangenehmes, es haucht sich einfach aus.
    In dem Sinne vielleicht Fatalistisch, weil es das Ende so "leicht" nimmt...es hat trotz der Percussions hintergründige eine gewisse innere Ruhe und Gesetztheit.

    Doch, das kann ich schon nachvollziehen!


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Habe grad nochmal die Coda des Finalsatzes angehört. Also für mich klingt das fast gruselig, wie Gespenstermusik. Als würden Untote mit Knochen spielen (verzeiht den Vergleich).


    Aber ich pflichte euch bei: Das ist eines der tollsten Finali von Schostakowitsch und des 20. Jahrhunderts!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Josephs Knochenvergleich bezieht sich wohl auf die Percussions...ein einläuchtendes Bild als solches, aber ich finde es erstaunlich, das es viele gibt, die dieses Ende "negativ" sehen/hören...ich habe das auch woanders oft gelesen.
    In meinen Ohren hat es etwas fast tröstliches, versöhnliches, nach dem Motto : Ja, das Ende, aber was soll's es ist in Ordnung. Ich bin mit mir im Reinen. So ist es eben.
    Melancholischer (aber immer noch sehr sacht und still) empfinde ich eher das Ende der 8.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Ich möchte nochmal auf die Kammermusik-Version der Sinfonie Nr.15 eingehen, die ich mir letzten Monat mit der referenzwürdigen Barshai-Aufnahme der Kammersinfonien zugelegt habe (Thomas Bernhard machte hier bereits 2005 in Beitrag 6 darauf aufmerksam):

    aus dem Thread Schostakowitsch: Kammersinfonien:
    *** Die Sinfonie Nr.15 liegt hier bei DG in einer Kammermusik-Fassung von Victor Derevianko für Klaviertrio (Violine, Violoncello, Klavier) und Celesta und Percussion vor. Gidon Kremer an der Violine und Peter Sadlo am Schlagzeug versprechen schonmal Bestes ! Celesta und Percussion wurden unverändert übernommen. Bei dieser Fassung hört man erstmalig Einzelheiten, die im orchestralen Original untergehen. :!: Man hört die Sinfonie Nr.15 danach mit ganz neuen Ohren.
    :thumbup: Natürlich gefällt mir das Werk in der sinfonischen Originalfassung weit besser, als dieser experimentelle Excurs. Aber diesen im Ohr, hört man die absolut fantastische Roshdestwensky-Aufnahme (Eurodisc) = mein Favorit für die 15; eben mit neuem klanglichen Hintergrundwissen.


    Die von TB abgebildete CD ist in dieser Doppel-CD-Ausgabe enthalten:

    DG, 1989-91, DDD





    Die wirklichen guten sinfonischen Interpretationen geben dem Werk auch klanglich Raum. Dazu gehören die Aufnahmen mit Maxim Schostakowitsch/Moskauer PH (Melodiya/Eurodisc); Kondraschin/Moskauer PH (Melodiya/AULOS) und am besten getroffen bei Roshdestwensky/Staatliches SO des Kultusministeriums der UDSSR (Eurosdisc).
    Die Instrumentalen Gruppen sind bei Roshdestwensky räumlich präzise in Breite und Tiefe(!) aufgeteilt und stehen genau ortbar an ihrem Standort. Beispiel: Bereits im 1.Satz bei 1:32 und 4:05 wirkt die dann einsetzende Streichergruppe wie ein Fernorchester. :thumbup: Ein Meisterstück an tontechnischer Aufnahmeleistung in Verbindung mit genialer Interpretation ! Das hat kein Tontechniker so präzise hin bekommen.
    (So klingt für mich die Haitink-Aufnahme als Negativbeispiel wie ein orchestraler Einheitsbrei. Ansonsten bin ich mit Haitink bei einigen anderen Sinfonien nicht unzufrieden !).


    Ich finde derzeit nur diese Abb. Ich habe alle Eurodisc-Ausgaben als Einzel-CD´s, wie Beispiel 3+6:
    ...
    Melodiya, 1988, DDD



    Roshdestwensky gibt dem Werk mehr Schwere und Gewicht. Schlallund Wahn würde vielleicht einen anderen und weniger positives Bild vom Schluss erhalten. Ich glaube aber trotzdem nicht, dass es nur Interpretationsabhängig ist, dass man den Schluss weniger resignativ deuten kann. Da halte ich SchallundWahn für einen Ausreisser in Sachen Deutung.

    Interessant, die Aussage von Josef, dass Mrawinsky bei der Sinfonie Nr.15 so umwerfend ist !
    Wie sieht es bei den massig ruhigen und athmosphärischen Stellen in der Sinfonie mit den Hustern aus (LIVE 1976) ? Stören die nicht gewaltig ? Wie löst Mrawinsky die orchestrale Balance in Breite und Tiefe ? Ich habe mit Mrawinsky die Sinfonien Nr.5, 10 und 12 LIVE auf ERATO - klanglich alles keine Offenbarungen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Da Joseph beim Ende dieser Sinfonie ja etwas Gespenstisches gestoßen ist, muss ich dazu erwähnen, dass ich da das Ende der 4. viel gruseliger, gespenstischer finde, das hat sowas Fahles.
    Somit bei mir zu den einzlenen Enden : 15 - verspielt-abgeklärt ; 8 - melancholisch-resignativ ; 4 - spooky

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

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  • Da Joseph beim Ende dieser Sinfonie ja etwas Gespenstisches gestoßen ist, muss ich dazu erwähnen, dass ich da das Ende der 4. viel gruseliger, gespenstischer finde, das hat sowas Fahles.


    Ja, das Ende der 4. fühlt sich so an, als fahre man im Auto nachts durch dunklen Nebel, ins Ungewisse.


    Die 15. kann ich unter anderem nur mit Sanderling/Berliner SO hören, weil er das perkussive Ende nicht so hektisch spielen lässt wie die meisten anderen. Vermutlich eine Gewohnheitssache.

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    Mich wundert, dass die grandiose Aufnahme von Kirill Kondraschin mit den Moskauer Philharmonikern (es gibt noch eine aus Dresden) hier bisher nur ein einziges Mal genannt wurde. Im Zuge eines neuerlichen Durchhörens der 15 Symphonien bin ich heute Abend bei der 15. angelangt. Das Remastering von Aulos lässt bei dieser 1975 entstandenen Einspielung (der letzten des Zyklus) keine Wünsche offen. Alles sehr plastisch und räumlich eingefangen.


    Vor knapp fünf Jahren kannte ich das Werk nur in der in Beitrag 15 abgebildeten Aufnahme von Mrawinsky. Wolfgang fragte in Beitrag 19 nach der Tonqualität. An Kondraschin reicht sie nicht ansatzweise heran (schon gar nicht in der Aulos-Version). Ich habe sie mir nicht noch einmal komplett zu Vergleichszwecken angehört, aber gerade in der genialen Schlusscoda geht leider einiges unter, die Pauken sind fast unhörbar. Dieses Problem tritt offenbar sogar bei neueren Aufnahmen (u. a. Gergiev) auf. Vorbildlich dagegen bei Kondraschin, wo alles deutlich verortbar ist und eine Gänsehautstimmung erzeugt wird. Daher würde ich dieser Aufnahme heute eindeutig den Vorzug geben.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das (auch andernorts) hochgelobte Aulos-Remastering scheint nicht mehr greifbar, vermutlich aus Lizenzgründen, denn zeitlich nach dieser Ausgabe gab es auch unter dem offiziellen Melodiya-Label eine Wiederveröffentlichung:



    Allerdings scheint auch diese bereits wieder gestrichen.
    Das muss man alles nicht verstehen.


    Kann übrigens jemand den Vergleich hinsichtlich der Klangqualität zwischen diesen beiden Remasterings ziehen?


    Viele Grüße
    Frank

  • Allerdings scheint auch diese bereits wieder gestrichen.
    Das muss man alles nicht verstehen.


    Ja, warum die Russen das Geld hier über Jahre liegen lassen, ist mir auch nicht klar. Das dürfte einer ihrer potentiellen Bestseller sein. Ich behelfe mir weiterhin mit den Vinylausgaben.

  • Kann übrigens jemand den Vergleich hinsichtlich der Klangqualität zwischen diesen beiden Remasterings ziehen?


    Ich glaube mich daran zu erinnern, dass sich ein Ex-Tamino, der über beide verfügte, letztendlich ziemlich eindeutig für Aulos aussprach. Das neue(re) Melodiya-Mastering soll zwar auch ein deutlicher Fortschritt gegenüber den vorherigen darstellen, allerdings jenes von Aulos nicht erreichen. Die Veröffentlichungspolitik von Melodiya ist in der Tat etwas merkwürdig. Dabei wären die beiden vergriffenen Schostakowitsch-Zyklen von Kondraschin und Roschdestwensky (insgesamt wohl bis zum heutigen Tage die gelungensten) sicherlich an den Mann zu bringen. Genauso wie es bis zum heutigen Tage keine CD-Veröffentlichung der 6., 9. und 10. unter Swetlanow (alles Studioeinspielungen in Stereo) gibt. Da muss man sich mit digitalisierten LPs behelfen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ihr unterschätzt die Russen, die Box ist als amazon-Download und auch im Prime-Abo und auch bei itunes verfügbar:


    "https://www.amazon.de/Shostakovich-Kondrashin-Kirill-Philharmonic-Orchestra/dp/B00M13WSXG/ref=sr_1_10?s=dmusic&ie=UTF8&qid=1484138159&sr=1-10&keywords=kondrashin+shostakovich"


    oder hier auf den Punkt klicken:
    >> <<
    Das Cover wird aus mir nicht erklärlichen Gründen nicht angezeigt


    Viele Grüße,
    Christian

  • Wenn's denn zumindest in verlustfreiem Format (flac) wäre. Aber mp3? Das ist zumindest im Klassikbereich schon lange nicht mehr zeitgemäß. Lieber lege ich mir bei Nichtverfügbarkeit die alten LPs als Vintage zu und lasse sie einzeln digitalisieren.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Bei Quobuz gibt's die Box in "verlustfreier 16 Bit CD-Qualität" gar für 59,- Euro!
    "http://www.qobuz.com/de-de/album/shostakovich-complete-symphonies-nos-1-15-kirill-kondrashin-moscow-philharmonic-orchestra/0888831477457"
    Ich kann übrigens zwischen flac und mp3 (mit 320 kB) nun wirklich keinen Unterschied hören ;)

  • Zum Glück hat Kondrashin kein Monopol auf DSch, auch wenn dieser Anschein manchmal erweckt wird... :angel:


    Keine CD, keine Kohle. :P
    Bis dahin muss dann eben diese Box aus meiner Sammlung herhalten:

    Ich muss sie mal suchen...

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