Stimmportraits der Stereo-Ära -Tamino Empfehlungen

  • Manchmal fängt man sich in der eigenen Falle. Meine Arbeit am Bereich "Berühmte Stimmen" hat mir aufgezeigt, wie vieles da in meiner Sammlung noch fehlt. Irgendwie stand ich lange Zeit den Sogenannten "Stimmportrait" skeptisch gegenüber - habe sie aber im Bereich der Schellackära dennoch gesammelt. Im Bereich der Stereoärö gibt es bei mir zwar auch einiges - aber mehr als 30 solcher Cds dürfen es meiner Erinnerung nach nicht sein. Diesen Zustand möchte ich in den nächsten Monaten ändern. Generell haben wir schon lange keinen der beliebten (und dennoch immer wieder belächelten) "Best of " Threads gestartet, also ist es hoch an der Zeit diese Lücke wieder zufüllen.
    Jeder Mitspieler ist aufgerufen maximal VIER Stimmenportrits der Stereoära zu emfehlen - im Idealfall auch mit Begründuing
    Die Beschränkung wird wieder viel auf Widerstand stoßen, hat aber zum Ziel, daß jede Nominierung wohl überlegt sein muß.
    Es sollten ausschliesschlich Stimmportraits der Stereo-Ära genannt werden - und sie sollten DERZEIT im Handel erhältlich sein.
    Begründungen für die Nominierungen werden gerne gesehen.
    Bei Bedarf wird es vielleicht die Möglichkeit geben in einigen Wochen/Monaten pro Mitspieler 2 weitere Empfehlungen abzugeben. KEINE OPERNQUERSCHNITTE, KEINE GESAMTAUFNAHMEN.
    Zwei weitere Threads mit "historischen" Aufnahmen sind angedacht.


    Aufnahmen die bereits von einem anderen Mitglied vorgesellt wurden, sollen aus Gründen der Übersichtlichkeit hicht ein weiteres Mal nominiert werden


    Viel Spaß bei diesem Sommerthread


    Wünscht Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Darf ich bitte ganz dumm fragen, wo genau die Stereo-Ära denn beginnt? Bei manchen CDs bin ich mir da nicht so sicher...

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Meine ältesten Stereo-Aufnahmen aus den USA stammen von 1938.
    In Deutschland wurden Stereo-Langspielplatten ab 1958 verkauft.
    Die Rundfunkanstalten strahlten ab 1964 Sendungen in Stereo aus.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Auch ich möchte diese Anfrage beantworten - wobei nach einigen Stunden dann die Frage und die Antworten gelöscht werden um das Thema elegant zu beginnen.


    Von einigen Testaufnahmen abgesehen - wurden etwa ab 1955 Stereoaufnahmen (z.B vom DECCA) hergestellt aber (NOCH) nicht verkauft. DGG folgte etwa 3 Jahre später.
    Ab ca 1960 wurden praktisch ALLE Aufnahmen in Stereo aufgenommen, teilweise aber als Mono-Pressungen verkauft


    Als sich STEREO durchgesetzt hatte waren MONO -Aufnahmen praktisch unverkäuflich.


    HEUTE kann man sich nur dann darauf verlassen eine Stereo-Aufnahme zu erwerben, wenn dies explizit vermerkt ist.
    CDs wo KEIN Stereovermerk angegen ist sind zumeist "edle" Mono-Aufnahmen, also Aufnahmen mit vollem Frequenzumfang - aber ohne Stereo. Man ist heute erstaunlicherweise WENIGER anspruchsvoll bei Tonaufnahmen als vor 55 Jahren - vor allem dann wenn es sich um Aufnahmen von "Lieblingskünstlern" handelt...


    Es gäbe hier noch über etliche Sonderfälle und Ausnahmen zu berichten - aber ich bitte davon Abstand zu nehmen - damit der eigentliche Threadstart nicht verzögert wird..
    LG
    Alfred


    PS dieser Beitrag ist ein Löschkandidat

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Meine ältesten Stereo-Aufnahmen aus den USA stammen von 1938.
    In Deutschland wurden Stereo-Langspielplatten ab 1958 verkauft.
    Die Rundfunkanstalten strahlten ab 1964 Sendungen in Stereo aus.


    Nun, wie Harald richtig bemerkte, gab es schon relativ früh erste Versuchsaufnahmen. Das erste Patent für eine Zweikanal-Audiotechnik bekam 1931 Alan Blumlein. Als erste Plattenfirma war aber die RCA 1953 technisch so weit, dass sich Produzenten getrauten, der Firmenleitung einige Aufnahmen zu präsentieren. Wenn ich mich recht erinnere, waren auch einige renommierte RCA-Künstler dabei und vom Ergebnis restlos begeistert - bei Horowitz bin ich mir sicher, Jascha Heifetz vermute ich nur. Bei den Orchesterdemos handelte es sich um Mitschnitte von Konzerten von Charles Munch, die leider nie offiziell herausgegeben wurden.


    Die Vorführung gelang auf jeden Fall so gut, dass die RCA-Bosse grünes Licht für die Produktion von Stereo-Aufnahmen gaben. Die erste kommerzielle Stereo-Aufnahme wurde am 6. März 1954 gemacht und zwar spielte Fritz Reiner mit seinem Chicago Symphony Orchestra Ein Heldenleben von Richard Strauss ein. Am 8. März erfolgte die nächste Aufnahme des gleichen Klangkörpers, und wieder ging es um Richard Strauss: Also sprach Zarathustra war am Programm. Diese Aufnahme empfand man offenbar als so gelungen, dass man sie für die Erstveröffentlichung einer Stereo-Aufnahme auserkor. Diese beiden Aufnahmen wurden 1955 in umgekehrter Reihenfolge als erste Stereoaufnahmen auf den Markt gebracht - und zwar als bespielte Tonbänder!


    Es wird kein Zufall gewesen sein, dass die RCA-Bosse zu einem Zeitpunkt ihr OK gaben, als sie vermutlich bereits wussten, dass die wichtigsten amerikanischen Elektronikanbieter für das Jahr 1955 die Einführung der ersten Generation von Stereo-Heimtonbandgeräten planten. So konnten die Hersteller ihre teuren Geräte nicht nur für Eigenaufnahmen anpreisen, sondern es gab dafür auch "Software", die für ganz neue Klangerlebnisse sorgte. Die RCA war mit ihrem Coup so erfolgreich, dass sich natürlich sofort alle anderen wichtigen Plattenfirmen mit der neuen Aufnahmetechnik auseinander setzten.


    Natürlich wollten die Plattenfirmen nicht auf Dauer nur Stereo-Tonbänder verkaufen (diese Aufnahmen gab es natürlich auch als Mono-LPs) und man entwickelte ein Verfahren, das Stereosignal auf der bestehenden Langspielplatte unterzubringen. Das Problem war gelöst, als 1957 General Electric den Westrex Stereo Cutter auf den Markt brachte. Mit diesem neuen Schneidkopf konnte man erstmals Stereo-Matrizen schneiden und der Produktion von Stereoplatten stand nichts mehr im Wege.


    Auch der Rundfunk hatte sich schon lange mit Stereophonie befasst, allerdings immer auf dem Prinzip von zwei Sendefrequenzen, was für eine Massenverbreitung naturgemäß ungeeignet war. Man suchte daher nach einem in der Anwendung einfacheren Verfahren und wieder war es General Electric, die federführend an der Entwicklung eines Verfahrens war, das den Wünschen der europäischen Sendeanstalten entsprach. Die EBU versuchte von Anfang an, ein europaweit einheitliches Verfahren durchzudrücken und 1962 wurde von ihr das FM-Verfahren im UKW-Band als Norm festgelegt und für die Ausstrahlung von Stereosendungen empfohlen. Diese Norm wurde in den folgenden Jahren auch von den meisten westeuropäischen Ländern übernommen. Man begann bald mit der Ausstrahlung von Stereosendungen. Das waren anfangs aber nur Schallplattenwiedergaben bzw. Eigenproduktionen (z.B. Hörspiele). Es dauerte noch einige Jahre, bis es auch zu Direktübertragungen in Stereo kam. so begann der ORF ca. 1966 oder 1967, einzelne Stereosendungen auszustrahlen, aber erst 1972 oder 1973 gab es die erste Stereo-Direktübertragung aus Salzburg.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Carlo Bergonzi - 31 Verdi Arien, hervorragend gesungen und begleitet, ein muß in jeder Sammlung, unerreicht.


    Angelo Manzotti singt Rossini Arien, vom keinem Coutertenor besser gesungen.


    Marilyn Horn - französische Arien / Orchestre Philharmonique de Monte Carlo - Lawrence Foster ( die Arie der Dalila wurde vielleicht nur noch von ihrer Interpetation unter dem gleichen Dirigenten Live aus der Hamburger Musikhalle übertroffen.


    Regine Crespin Hector Berlioz Les Nuit d'été / Maurice Ravel Sheherazade / Clade Debussy Trois Chansons de Bilitis / Francis Poulenc 6 Lieder ( Ernest Ansermet / John Wustman )
    Nie wieder wurden die Lieder von Hector Berlioz so bezwingend wiedergegeben wie von Regine Crespin.

  • Bei der Auswahl gibt es ein kleineres Problem: Werden Sammelboxen mit bis zu 10 CDs gewählt, dann sind speziell bei den großen Alten neben den gewünschten Stereoaufnahmen, auch Mono- und klanglich auf Stereoklang getrimmte Aufnahmen dabei.
    Nun zu den Empfehlungen:


    Birgit Nilsson - eine Jahrhunderstimme, 10 CDs. Von einer Hochdramatischen dieses Formats kann man heute nur noch träumen


    Fritz Wunderlich - Welterfolge und Raritäten, 10 CDs. Kein anderer Tenor sang mit dieser Gefühlsintensität und konnte emotional mehr ergreifen


    Gottlob Frick - König und Komödiant, 10 CDs. Reiche stimliche Mittel, intensive Darstellungskunst erfüllt von gemütvoller Herzenswärme damit erreicht der Universalbass Frick Außergewönhliches und Maßstabsetzendes


    Thomas Tipton - Hommage an einen Bariton, der lange unterschätzt wurde. Glanzvolle Ehrenrettung! 7 CDs in 2 Boxen


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber 9079 Wolfgang,


    danke für Aufmerksamkeit und raschen Hinweis. Bereits ergänzt. Ich habe die neu erschienenen Aufnahmen von Thommy Tipton nur noch zu Ende hören wollen. Ich stelle oft Beiträge halbfertig ein, weil ich Angst habe, dass sie mir sonst abhauen und stelle sie dann endgültig fertig. Du bist mir auf die Schliche gekommen.
    Liebe Grüße


    Herzlichst
    Operus

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  • Jessas ist das schwierig!!!


    Die Idee, mal den Blick auf Stimmportraits aus der Stereo-Zeit zu lenken, ist ja durchaus attraktiv.
    Dass sie aber heute im Handel sein müssen, macht die Sache richtig schwierig!


    Ich hätte spontan gesagt:


    Elisabeth Grümmer Opernarien (EMI CDM 7 63137 2) mit Mozart-Arien (Pech: einige sind MONO aufgenommen) sowie Ausschnitten aus Freischütz, Tannhäuser, Otello, Faust, Mignon und Rosenkavalier.


    Fällt aber raus, weil es die Zusammenstellung schon länger nicht mehr gibt!



    Besser sieht es da schon mit meinem zweiten Tipp aus:


    Bergonzi mit sämtlichen Verdiarien: Ein absolutes must have!
    Die Stimme des zur Zeit der Aufnahme ja nicht mehr sehr jugendlichen Bergonzi klingt fabelhaft und sein Singen setzt Massstäbe in Sachen Technik, Kultur, Stil und Geschmack.
    Ich habe mal den Versuch gemacht, für jede der Arien Aufnahmen zu finden, die besser gesungen sind. Das ist kein leichtes Unterfangen. Es mag andere Aufnahmen dieser oder jener Arie geben, die aus dem einen oder anderen Grund noch mehr überzeugen und begeistern.
    Aber: besser gesungene Aufnahmen wird man in der Stereo-Zeit kaum finden!


    Und glücklicherweise gibt es auch noch die wundervolle Sammlung der Raritäten-Einspielungen von Monteserrat Caballé.


    Eines meiner absoluten Lieblings- Sängerportraits ist das Italian Arias von Jon Vickers (Da ist übrigens auch Lyonels Arie aus der Martha eine italienische Arie!):

    So, und nun muss ich mich entscheiden:
    Sutherland oder Price! Oder doch Crespin?
    Was für eine Marter!


    Aber dann muss ich feststellen: Régine Crespin: un portrait (EMI CDM 764434 2) ist gar nicht mehr im Handel!
    Immerhin wird sie öfter antiquarisch angeboten und die einzelnen Titel der vier CDs gibt es auch zum Herunterladen.
    Deshalb erwähne ich sie zumindest:



    Auch meine Lieblingssammlung von Sutherland-Aufnahmen scheint nicht mehr angeboten zu werden.
    Sehr sonderbar!
    Allein schon die Arie aus Artaxerxes von Arne lohnt die Box mit den sechs CDs!
    Vielleicht braucht man nicht wirklich die Wagner-Aufnahmen, aber ansonsten gibt es herrliche Gesangsaufnahmen!
    Vielleicht kommen die ja mal in einer anderen Zusammenstellung wieder auf den Markt!So wie jetzt die Sänger-Portraits von Leontyne Price in einer neuen Zusammenstellung auf den Markt gebracht wurden.



    Also nehme ich diese Box von Leontyne Price als meinen vierten Vorschlag auf die Liste!



    Aber natürlich blutet das Herz, weil ich andere Stimmportraits nicht mehr nennen darf!


    Ich tröste mich, indem ich mir jetzt einige herrliche Aufnahmen von Victoria de los Angeles anhören werde!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Wie schön, lieber Caruso 41, dass Du Elisabeth Grümmer mit in Deine Wahl genommen hast. Ich habe ebenfalls in dieser Richtung überlegt. Dann wählte ch Thomas Tipton, weil er für mich auch ein weit "unter Wert" gehandelter Sänger ist und gerade die beiden repräsentativen Boxen von ihm herauskamen. Mit Jon Vickers erinnerst Du auch an einen der ganz Großen. Caruso, Du bist halt doch ein Kenner und Du hast recht, man hätte 20 Stimmen haben müssen und das hätte auch noch nicht gereicht. Das Potential ist Gott sei Dank unerschöpflich.


    Herzlichst
    Operus

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  • Auch mir ist die Beschränkung auf 4 Interpreten sehr schwer gefallen.


    Leonie Rysanek, nicht nur eine großartige "Lady Macbeth":



    Kiri te Kanawa beeindruckt mich mit ihrer herrlichen Stimme:



    Alfredo Kraus ist für mich neben Bergonzi einer der letzten "Großen Tenöre":



    Nicolai Ghiaurovs Baß hat mich immer mit seiner Urgewalt beeindruckt. Sein Mephisto, Zacharias, Kardinal sind unglaublich:

    W.S.

  • Ich fass' es nicht, es ist ja unglaublich, dass es neben mir noch einen zweiten Bewunderer Ghiaurovs, dieses Ur-Ereignisses mit der samtweichen und nichts desto trotz urgewaltigen dramatischen Attacke gibt. Ghiaurov vermag es wie kaum ein anderer, in jeder Phrase eine stimmliche Agilität zu produzieren, wie ich dies von kaum einem anderen Sänger je erlebt habe. Und dann, quasi noch als herrliche Beigabe, diese Stimmschönheit von überirdischer Pracht. Warum Ghiaurov hier im Forum dermaßen zerzaust wird, entschließt sich mir überhaupt nicht!


    Danke, lieber Wolfgang - auch mit den drei weiteren von Dir ausgewählten Künstlern gehe ich mit Dir konform.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Ich fass' es nicht, es ist ja unglaublich, dass es neben mir noch einen zweiten Bewunderer Ghiaurovs

    Ich fass´ es ebenfalls nicht, lieber Milletre, dass Du mir so wenig Geschmack zutraust.


    In stiller Trauer
    hami1799

  • Auch ich stimme mit der Bewunderung für Ghiaurov überein, dass Kraus für mich der grösste Tenor seiner Stimmgattung iin der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist, brauche ich wohl kaum zu erwähnen; bedauerlich nur, dass es kein Rezital einer grösseren schallplattenfirma mit meinem geliebten Piero Cappuccilli gibt...

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  • Zitat Milletre:

    Zitat

    Warum Ghiaurov hier im Forum dermaßen zerzaust wird, entschließt sich mir überhaupt nicht!


    Mein lieber Fritz!


    Ich habe kein Problem mit diesen "Experten", die nur ihre eigenen Stimmakrobaten akzeptieren. Mir geht es mit Ghiaurov genauso wie mit Del Monaco. Diese Sänger werden von diesen Leuten als "Brüller" bezeichnet, weil bei ihnen das forte überwiegt. Dies will ich auch garnicht bestreiten, doch sollte man auch ihre überragenden stimmlichen Mittel in ihren besten Rollen akzeptieren.

    W.S.

  • Ich kenne Ghiaurov nur von der Platte - neben Christoff lassen mich sein Boris und Philipp vergleichsweise kalt. Und sein Giovanni erst recht.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Mit mir ist übrigens noch ein weiterer Ghiaurov-Bewunderer hier im Forum :thumbsup:


    Deswegen kann ich auch gleich folgende CD ins Rennen schicken :



    Höre ich unheimlich gerne, und die Live-Atmosphäre scheint Ghiaurov richtig zu genießen.


    Außerdem noch diese :



    Wie könnte man Christa Ludwig eigentlich nicht lieben??? :)


    Die beiden übrigen hebe ich mir für später auf.
    Und danke wolfgang für die Info über die Rysanek-CD, muss ich haben!

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

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  • Allein schon wegen des Wotan-Abschieds mit den Wiener Philharmonikern unter Knappertsbusch (1958). :jubel:


    Tonqualität: vorzüglich.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • An alle bornierten Kostverächter und Ghiaurov-Hasser,


    keine langweilige Opernmusik hier, sondern echte Menschen mit echten Gefühlen.
    Wer anders als ein aufrechter Kosake wirft schon seine schöne Braut am Hochzeitstag in den Fluss?



    Russian folk song.


    1. Iz-za ostrova na stryezhyen',
    Na prostor ryechnoy volny,
    |: Vyplyvayut raspisnyye,
    Ostrogrudyye chyelny. :|


    2. Na pyeryednyem Styen'ka Razin,
    Obnyavshis' sidit s knyazhnoy,
    |: Svad'bu novuyu spravlyayet,
    On vyesyolyy i khmyel'noy. :|


    3. Pozadi ikh slyshyen ropot:
    "Nas na babu promyenyal,
    |: Nochku s nyeyu provozilsya,
    Sam na utro baboy stal." :|


    4. Etot ropot i nasmyeshki
    Slyshit groznyy ataman,
    |: I on moshchnoyu rukoyu
    Obnyal pyersiyanki stan. :|


    5. Brovi chyornyye soshlisya,
    Nadvigayetsya groza,
    |: Buynoy krov'yu nalilisya
    Atamanovy glaza. :|


    6. "Vsyo otdam, nye pozhalyeyu,
    Buynu golovu otdam,"
    |: Razdayetsya golos vlastnyy
    Po okryestnym byeryegam. :|


    7. A ona, potupya ochi,
    Ni zhiva i ni myertva,
    |: Molcha slushayet khmyel'nyye
    Atamanovy slova: :|


    8. "Volga, Volga, mat' rodnaya,
    Volga, russkaya ryeka!
    |: Nye vidala ty podarka
    Ot donskogo kazaka!" :|


    9. "I chtob nye bylo razdora
    Myezhdu vol'nymi lyud'mi,
    |: Volga, Volga, mat' rodnaya,
    Na --- krasavitsu primi!" :|


    10. Moshchnym vzmakhom podymayet
    On krasavitsu-knyazhnu,
    |: I za bort yeyo brosayet,
    V nabyezhavshuyu volnu. :|


    11. "Chto-zh vy, chyerti, priunyli?
    Ey ty, Fil'ka, shut, plyashi!
    |: Gryanyem, brattsy, udaluyu
    Na pomin yeyo dushi!" :|


    12. Iz-za ostrova na stryezhyen',
    Na prostor ryechnoy volny,
    |: Vyplyvayut raspisnyye
    Styen'ki Razina chyelny.


    '''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''


    Tr. Jacob Robbins, 1921


    1. From beyond the wooded island
    To the river wide and free,
    |: Proudly sail the arrow-breasted
    Ships of Cossack yeomanry. :|


    2. On the first is Stenka Razin
    With a princess at his side,
    |: Drunken, holds a marriage revel
    With his beautiful young bride. :|


    3. But behind them rose a whisper,
    "He has left his sword to woo;
    |: One short night, and Stenka Razin
    Has become a woman too!" :|


    4. Stenka Razin hears the jeering
    Of his discontented band,
    |: And the lovely Persian princess
    He has circled with his hand. :|


    5. His black brows have come together
    As the waves of anger rise,
    |: And the blood comes rushing swiftly
    To his piercing, jet-black eyes. :|


    6. "I will give you all you ask for,
    Life and heart, and head and hand,"
    |: Echo rolls the pealing thunder
    Of his voice across the land. :|


    7. "Volga, Volga, mother Volga,
    Deep and wide beneath the sun,
    |: You have never seen a present
    From the Cossack of the Don. :|


    8. And that peace might rule as always
    All my free-born men and brave,
    |: Volga, Volga, mother Volga,
    Volga, make this girl a grave." :|


    9. With a sudden, mighty movement,
    Razin lifts the beauty high,
    |: And he casts her where the waters
    Of the Volga move and sigh. :|


    10. Now a silence like the grave sinks
    To all those who stand to see,
    |: And the battle-hardened Cossacks
    Sink to weep on bended knee. :|


    11. "Dance, you fool, and men, make merry!
    What has got into your eyes?
    |: Let us thunder out a chanty
    Of a place where beauty lies." :|


    12. From beyond the wooded island
    To the river wide and free,
    |: Proudly sail the arrow-breasted
    Ships of Cossack yeomanry. :|



  • echte Menschen mit echten Gefühlen.


    Danke, lieber hami, für das Reinstellen des Video- Links. Nicht nur tolle Stimmen, auch stimmungsvolle Bilder und Musik. Hier kommt das rüber, was man schlichtweg "Mütterchen Rußland" nennt.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Milletre, lieber 9079wolfgang,


    was nur den Boris Godunov betrifft, so denke ich, daß im ersten großen Monolog die Spannweite vom zärtlich die Nähe der Kinder suchenden Vater über die suggestive Beschwörung der Größe Rußlands bis in die Schattenseiten der Herrschaft erstreckt. Die quälende Unruhe des Zaren, das gärende Reich und die zuletzt alles durchdringenden Schuldgefühle umreißen ein einsames Herrscherporträt, das sich etwa jenem Philipps im Don Carlo annähert (der vor allem die Lieblosigkeit seiner Frau beklagt). Die Schatten des Wahnsinns werden fühlbar, wenn Boris auf dem Tiefpunkt seiner Selbstanklage die aufgebrachten Ammen aus der Kinderstube hört.


    Dobrovens Aufnahme des Boris bietet mit Christoff einen Sänger, der alle Emotionen der Szene menschlich ausleuchtet. Unerreicht. - Millletre hebt an Ghiaurov die stimmlichen Qualitäten hervor. Zu Recht. Aber sein Ausdrucksspektrum ist, verglichen mit Christoff, schmaler. Er neigt zudem stellenweise zu einer etwas aufgesetzten Pathetik. Seine Art, "aufzudrehen", wirkt auf mich auf die Dauer etwas ermüdend. - Den leiseren Stellen ist gleichwohl anzumerken, wozu dieser Sänger auch fähig wäre. Ich mag hier im ganzen etwas summarisch und ungerecht geurteilt haben. Von einem Boris erwarte ich am wenigsten, daß er stimmlich imponiert - er muß mich erschüttern.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

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  • Im Prinzip hast Du auch wieder recht, lieber farinelli, wenngleich ich bezüglich Ghiaurovs "Boris"-Interpretation nicht Deine Meinung teile.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Hallo, farinelli!


    Man kann über Alles streiten und diskutieren. Das ist auch gut so, sonst würden alle Opernfreunde z. Bsp. auf Ghiaurov abfahren. Ich bin stolz darauf behaupten zu können, viele Aufnahmen des Boris Godunov (nicht nur Ausschnitte und Arien) sondern auch einige Gesamtaufnahmen zu besitzen. Darunter von Schaljapin über Mark Reizen, Boris Stokolov, Iwan Petrov, Alexander Wedernikow, Nicola Ghiuselev, Paata Burchuladze usw.. Nicolai Ghiaurov gehört für mich zu den besten Interpreten dieser Rolle. Du magst das anders sehen, dies sei Dir auch unbenommen. Übrigens ist auch ein deutscher Vertreter unter den besten Interpreten des Zaren: Gottlob Frick.




    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Ja, lieber Wolfgang, Gottlob Frick hat den Boris nie auf der Bühne gesungen. In einem Interview mit Bertil Wetzelsberger führte er aus, dass er um diese Partie auf seinem erwünschten Niveau gestalten zu können mindestens 4 ununterbrochene Wochen Probenzeit mit einem entsprechend qualifizierten Regisseur benötigt hätte. Diese aus seiner Sicht notwendigen Rahmenbedingungen waren - auch durch die Vielbeschäftigung des Sängers - nie zu realisieren. Um so wertvoller ist es, dass Frick im Jahre 1965 bei Eurodisc einen Querschnitt mit großen Szenen aus Boris Godunow aufgenommen hat. Das Ergebnis ist eine echte Alternative vor allem zu den slawischen Interpreten, einschließlich dem durch höchste Dramatik überwältigenden Boris Christoff. Fern jeder übertriebenen Theatralik gestaltet Frick genau einen seinen Möglichkeiten und Stärken entsprechenden gebrochenen, von Sorgen gequälten. schwermütigen Zaren. Besonders der Tod des Zaren ist kein dramatischer Zusammenbruch, sondern ein fast stilles Erlöschen. Stimmlicher Ausdruck, seelenvolles Empfinden und sensible Darstellung verbinden sich zum ergreifenden Gesamterlebnis. Übrigens sang Martti Talvela, später einer der herausragenden Interpreten des Boris, den Pimen in dieser Aufnahme.
    Im November 1976 fand in Stuttgart eine unvergessliche, festivalwürdige Aufführung von Mussorgskys Volksdrama, mit Talvela als Boris und Frick als Pimen statt. Der Kritiker Wolfram Schwinger schrieb u. a.damals:" Die beiden herausragenden Bassisten Martti Talvela und Gottlob Frick machten die Stuttgarter "Boris Godunow"-Aufführung zu einem Ereignis von spektakulärer Bedeutung. Schier unfassbar, mit welcher samtenen Bassfülle Frick noch im 71. Lebensjahr den Mönch Pimen singt und an die visionäre Schwelle von Gegenwart und Jenseits führt."


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Wie schön, lieber Caruso 41, dass Du Elisabeth Grümmer mit in Deine Wahl genommen hast. Ich habe ebenfalls in dieser Richtung überlegt.


    Lieber Operus!


    Grümmer war eine der ersten Opernsängerinnen, die ich überhaupt live gehört habe. Sie war Mimi in einer Bohème, in der Elfriede Trötschel die Musette sang und ("als Gast aus Bielefeld" wie es damals so schön im Programmheft stand) ein junger Tenor als Rudolf debutierte, der als Alexander Konya angekündigt wurde!
    Seither bin ich Opernfan und Melomane!


    Wenn ich auch hier im Forum immer wieder so entschieden darauf insistiere, dass Gesangsleistungen sich an klaren Krieterien der Gesangskunst messen lassen müssen, dann war es nicht zuletzt Elisabeth Grümmer, die mich das gelehrt und mir mit jedem ihrer Auftritte bewiesen hat, wie viel Glück eine Sängerin bringt, die nicht mit stimmlichen und technischen Problemen zu kämpfen hat!


    Wie schön, dass wir das so oft live genießen konnten!


    Wie schön auch, dass wir doch viele gute Aufnahmen von unserer Liesbeth haben!
    So, und jetzt lege ich mir ihre Aufnahme von Come scoglio auf!
    Wer hätte das je besser gesungen?


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso41,


    ein Beleg für den außerordentlichen Rang der Elisabeth Grümmer: Höre Dir bitte nur Ihre Elisabeth im "Tannhäuser" unter Konwitschny an. Die Hallenarie nie wieder mit dieser inneren Beseeltheit gehört. Ganz großartig vor allem auch im Ausdruck und in der kongenialen Übereinstimmung der Stimmen von Grümmer und Frick die Szene " "Dich treff ich hier in dieser Halle". Einmal etwas euphorisch übertrieben: Die beiden hätte nie etwas anderes singen müssen, sie wären allein mit dieser Leistung in den Sängerolymp gekommen.
    Viele Kenner sind sich im außerordentlichen künstlerischen Rang den Elsabeth Grümmer im jungendlich-daramtischen Fach hat einig. Dennoch hat sie nicht die Popularität, die ihr zustehen würde. Schade, wenn man bedenkt, was heute alles - oft nach kurzer Zeit - alles hochgejubelt wird.


    Herzlichst
    Operus

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