"Dunkel war er und fremd wie die Nacht, und doch war mir so wohl dort!" - Der Komponist Leos Janácek

  • Es gibt zwar eine Art Einstiegsthread zu Janácek, der war mir für meinen Lieblingskomponisten allerdings zu wenig (und auch seine Werke sind nur sehr sporadisch als Threads vertreten), deshalb setzte ich ihm hiermit ein Zeichen in diesem Forum, denn ich persönlich (ich hoffe rehingold verzeiht mir, dass ich seinen Satz borge, den er auf Verdi bezogen hat), halte Janácek für den größten Musikdaramtiker der Oper. Weil er immer menschlich ist.



    Leos Janácek


    [timg]http://www.operaarts.com/image…eos-janacek.jpg;l;250;299[/timg]Leos Janácek verbrachte fast sein gesamtes Leben in der mährischen Hauptstadt Brünn. Zu Ruhm und Ehren kam er sehr spät - noch als 60-Jähriger war er außerhalb von Brünn nahezu unbekannt. Erst zwei legendäre Aufführungen seiner Oper "Jenufa", 1916 in Prag und 1918 in Wien, brachten den Durchbruch zum Welterfolg. Beflügelt von diesen Triumphen, erreichte Janácek im letzten Lebensjahrzehnt den Gipfel seines kompositorischen Schaffens und schrieb in den Altersjahren seine bedeutendsten Werke.
    Neben Puccini und Richard Strauss ist Janácek der meistgespielte Opernkomponist des vergangenen Jahrhunderts.


    Janácek wird am 3. Juli 1854 geboren, in Hukvaldy (Hochwald), Nordostmähren.
    Er absolviert sein Studium in Brünn in Tschechischer Sprache und Literatur. 1874 besteht er seine Reifeprüfung an der k.u.k. Lehrerbildungsanstalt, wird Hilfslehrer und erlangt Aufnahme in die Orgelschule von Prag. In den folgenden Jahren besteht er die Staatsprüfung in Prag für Chorgesang, Klavier- und Orgelspiel und die für Violine, die ihn letztlich zum Musiklehrer an der Lehrerbildungsanstalt befähigen, außerdem wird er zum Chormeister des Philharmonischen Vereins Beseda in Brünn gewählt .
    Im Juli 1881 heiratet er die um 11 Jahre jüngere Zdenka Schulz und wird zum Direktor der Orgelschule in Brünn (bis 1919). Er gründet die erste Brünner Zeitschrift für Musik und Theaterkunst "Hudební listy" (Musikalische Blätter).
    Seine erste Oper "Šárka" schreibt er 1887 und beginnt im Sommer 1888 in der Lachei und in der Walachei Volkslieder zu sammeln. Diese Beschäftigung mit der mährischen Musikfolklore inspiriert ihn nicht nur zu dem Werk "Lachische Tänze", sondern stellt auch das Fundament für seine Sprechmelodiemotive, der Sprache abgelauschte, melodische Wendungen, Intervalle etc. dar, die alle seine späteren Opern prägen wird und auch in den Instrumentalwerken ihren Widerhall findet.
    Im November desselben Jahres beginnt er mit der Arbeit an der vierten Oper "Schicksal" [Osud]. Am 1. Januar 1904 findet die Uraufführung der Oper "Její pastorkyňa" [Jenůfa] in Brünn statt und Janácek wird als Musiklehrer der Lehrerbildungsanstalt in den Ruhestand versetzt. Es folgt eine längere Periode der musikalischen Orientierungslosigkeit in der der Komponist nach anderen Wegen in seiner Musik suchte. Im Mai 1916 gibt es eine erste Aufführung der Oper "Její pastorkyňa" (Jenufa) am Prager Nationaltheater.
    Im darauf folgendem Jahr begegnet Janácek Kamila Stösslová, die 37 Jahre jünger ist. Es gibt Biografen, die diese Begegnung und die platonische Liebe des Komponisten zu der jungen Frau als so etwas wie einen Wendepunkt in seinem Leben und Schaffen betrachten, die Frauenfiguren seiner späteren Opern sollen gar Personifikationen von Kamila sein.
    Er beendet die Opern-"Bilogie" "Die Ausflüge des Herrn Broucek auf den Mond und ins XV. Jahrhundert" [Výlety pana Broučka do měsice a do XV. Století] und das Klavierwerk "Tagebuch eines Verschollenen" [Zápisník zmizelého]. Auch begrüßt Janácek, welcher stets ein politischer Mensch war, die Gründung der Tschechoslowakei am 28. Oktober 1918.
    Ab diesem Zeitpunkt beginnt eine äußerst produktive Phase in Janáceks Schaffen, die man als ununterbrochen beschreiben kann, weil die Arbeit an einem Werk in das nächste übergeht. So entstehen ab November 1918 bis 1928 seine Opern der "Katja Kabanova" [Kaťa Kabanová], "Das schlaue Füchslein" [Příhody lišky Bystroušky],"Die Sache Makropulos" [Věc Makropulos]und "Aus einem Totenhaus" [Z mrtvého domu] , als auch das Streichquartett auf Anregung von L.N.Tolstojs 'Kreutzersonate'" und "Intime Briefe" [Listy důvěrné] , sowie die "Sinfonietta" für grosses Orchester und die "Glagolitische Messe" [Mša glagolskaja] für Soli, gemischten Chor, Orchester und Orgel.
    Im Jahr 1927 wird er zum Mitglied der Preussischen Kunstakademie in Berlin ernannt. Sein letztes Werk ist das Klavierstück "Erinnerung" [Vzpomínka].
    Leos Janácek stirbt am 12. August 1928 in einem Sanatorium in Ostrava an einer Herzlähmung nach Lungenentzündung.


    Janácek leistete nicht nur für die Fortführung der tschechischen Musik nach Smetana und Dvorak Großes, sondern für die Musikgeschichte, und vor allem die Oper einige der größten Beiträge des 20. Jahrhunderts.


    Zu seiner Sprachmelodiemetheode sagte Janácek einmal selbst in einem Interview :

    Zitat

    Wissen Sie, es war sonderbar, wenn mir jemand etwas sagte, verstand ich seine Worte vielleicht nicht recht, aber der Tonfall! Ich wusste gleich, was in ihm steckt : ich wusste, was er fühlt, ob er lügt, ob er erregt ist, und wenn er dann mit mir sprach – es war ein konventionelles Gespräch -, fühlte ich, hörte ich, dass er im Inneren vielleicht heimlich weinte. Die Töne, der Tonfall der menschlichen Rede, überhaupt jedes lebenden Geschöpfes, besaßen für mich die tiefste Wahrheit. Und sehen Sie : das war mir eine Lebensnotwendigkeit!


    Dieser abgelauschten tiefsten Wahrheit kann man in Janáceks Werken begegnen und wenn man sie erst einmal vernommen hat, gibt es kein zurück mehr.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Liebe SchallundWahn,


    ich gestehe offen und ehrlich, daß Janacek für mich ein fast komplett unbekannter Komponist ist (das Schicksal teilt er z.B. mit Schostakowitsch).


    Von seinen Opern kenne ich überhaupt keine und nenne überhaupt nur zwei CDs mit Janaceks Werken mein Eigen, und selbst die habe ich eher wegen der Dirigenten als wegen des Komponisten gekauft... :stumm:



    Das allerdings soll kein Qualitätsurteil sein, denn bis vor ca. 2 1/2 Jahren ist z.B. Dvoraks "Rusalka" vollkommen von mir unbeachtet geblieben und heute kann ich ob solcher Ignoranz nur noch den Kopf schütteln... ;)


    Mir gefällt die Leidenschaft Deines Beitrags. Dafür ein :thumbup: , und wenn ein Komponist so enthusiastisch beschrieben wird, dann wird es wohl Zeit, die ein oder andere Bildungslücke zu schließen...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Danke für Deinen großartigen Beitrag, liebe SchallundWahn! - Kennst Du auch seine beiden Streichquartette ("Kreutzersonate" und "Intime Briefe"), seine Sonate für Violine und Klavier und sein Violinkonzert? Wenn nicht, bitte unbedingt anhören, es lohnt jede Mühe!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Liebe SchallundWahn,


    danke, dass du gemacht hast, was ich längst hätte machen müssen. Aber ich habe mich nicht getraut, weil ich hier eh viel über Janacek geschrieben habe. Ich glaube, ich bin der einzige hier im Forum, dessen absoluter Lieblingskomponist, die absolute Nr 1. er ist. Und alle seine Opern, selbst Herr Broucek gehören für mich unter die Top 10 aller Zeiten, wegen ihrer Kraft und Wahrhaftigkeit. Ausser seinen frühen Chören, die ich nicht so interessant fand, kenne ich alles und besitze auch alles von ihm (der einzige bei mir in dieser Kategorie). Es gibt allerdings ein Problem mit Janacek, besonders mit seinen Opern: viele anderen Werke gefallen einem dann nicht mehr so gut, weil die Messlatte so hoch liegt.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • [Výlety pana Broučka do měsice a do XV. století]

    Lieber Schall und Wahn,


    da Du die tschechischen diakritischen Zeichen so gut beherrschst, könntest Du mir vielleicht verraten, ob Du Dich im Tschechischen auskennst, gemeint damit ist sowohl die Sprache wie auch die Literatur.
    Wenn ja, dann teilen wir möglicherweise die Begeisterung für Svatopluk Čech.


    @dr pingel
    wieso traust Du Dich nicht, es tut Dir doch niemand was! :)


    Liebe Grüße
    Hans

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Lieber hami,
    da muss ich dich leider enttäuschen, ich habe bedauerlicher Weise überhaupt keine Ahnung von der tschechischen Sprache. Die tschechischen Originaltitel der Werke habe ich lediglich in mühevoller Kleinarbeit Buchstabe für Buchstabe, Zeichen für Zeichen, mit mehrmaligem Korrekturlesen, feinsäuberlich abgetippt.


    Norbert
    Es ist sicherlich kein Verbrechen Janácek (noch) nicht gehört zu haben. Auch ich habe ja nicht jeden Komponisten im Schrank stehen, und wir alle haben ja schließlich nur 2 Ohren.
    Da du aber schon zwei CDs besitzt, kann ich dir nur empfehlen, sie auch anzuhören. :)


    Es freut mich, dass es doch einige Reaktionen gab (gut beim lieben Dr. Pingel habe ich es auch erwartet, er hätte sich ruhig trauen sollen so einen Thread aufzumachen...so hoffe ich aber inständig, dass er als Janácek-Instanz dieses Forums tatkräftig an diesem hier mitwirkt.)


    Mein Einstieg in Janáceks Werk waren zwei CD-Boxen, die ich jedem weiterempfehlen kann.
    Zum einen Opernwerke :


    Enthält die ungekürzten Original-Fassungen von "Jenufa", "Katia Kabanowa", "Das schlaue Füchslein", "Die Sache Makropulos" und "Aus einem Totenhaus", sowie die Sinfonietta, Taras Bulba, die Overtüre "Eifersucht" (Žárlivost) und die Glagolithische Messe;
    alles mit den Wiener Phiharmonikern unter Charles Mackerras.

    Zum anderen Instrumentalwerke :


    Enthält die Klavierwerke "Auf verwachsenem Pfade", "Im Nebel" und "Erinnerung", Streichquartett Nr. 1 und 2, Violinsonate, Romanze für Violine und Klavier und "Dumka" ebenfalls Violine und Klavier, Bläsersextett "Jugend" (Mládi), Capriccio, Concertino für Klavier und Kammerorchester, "Märchen" (Pohádka) für Cello und Klavier, Presto ebenfalls für Cello und Klavier, Sinfonietta, Taras Bulba, Lachische Tänze, Suite/Serenade für Streichorchster und Glagolithische Messe


    Mit diesen beiden Boxen kann man eigentlich nichts falsch machen.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Ich wusste bis jetzt gar nicht, dass Mackerras auch die "Glagolitische Messe" mit den Wiener Philharmonikern aufgenommen hat. Also muss ich mir doch gleich mal diese Box besorgen. Wollte man sie wie unser tüchtiger Eric bei Amazon in MP3 herunterladen (ich würde das ja auch gern tun, um Platz zu sparen) müsste man fast das Doppelte bezahlen wie für die CD-Ausgabe bei gleichen Werbepartner. Das verstehe noch einer. Ich verstehe es nicht.


    Danke für den guten Tipp. Für den tieferen Einstieg bei Janacek habe ich mehr als zehn Jahre gebracht. Und ich wähne mich noch immer erst am Anfang. Immer neue Rätsel tun sich auf. Du hingegen weißt wirklich alles, liebe SchallundWahn. Auf Dich kann man sich verlassen. Dabei hörst Du erst seit gut einem Jahr die Musik, die uns in diesem Forum verbindet. Für Deine Sachkenntnis, die sich ja in allen nur denkbaren Threads niederschlägt, habe ich mein ganzes bisheriges Leben gebraucht. Am meisten habe ich darüber gestaunt, dass Du vor vielleicht sechs Wochen die "Walküre" nicht einmal als Ganzes kanntest, inzwischen aber sehr gute Bewertungen des ganzen "Ringes" unter Kempe im Vergleich mit anderen Aufnahmen vorlegst. Wie machst Du das? Alfred sollte einen Preis für Wunderkinder stiften. :)


    In aller Bescheidenheit grüßt Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • William Shakespeare:
    "Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als Eure Schulweisheit sich träumen läßt"
    Mit diesem Zitat aus "Hamlet" grüße ich Dich ganz herzlich, lieber Rheingold, und wünsche Dir einen wunderschönen Sonntag.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Norbert
    Es ist sicherlich kein Verbrechen Janácek (noch) nicht gehört zu haben. Auch ich habe ja nicht jeden Komponisten im Schrank stehen, und wir alle haben ja schließlich nur 2 Ohren.
    Da du aber schon zwei CDs besitzt, kann ich dir nur empfehlen, sie auch anzuhören. :)


    Echt? Man kann CDs auch hören? ?(


    ;)


    Ich habe beide CDs durchaus gehört, mindestens zweimal (so wie ich das mit jeder CD zu machen pflege, bevor sie in eins der CD-Regale wandert).
    Wenn sich mein Gedächtnis nicht täuscht, habe ich zur "Glagolitischen Messe" keinen tiefgehenden Zugang gefunden, aber die CD mit Kubelik ist nicht nur wegen Dvorak sehr hörenswert.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Bei der berühmten Mackerras - Box mit den Opern muss man unbedingt beachten, dass sie keine Texte enthält. Ohne Texte aber geht das bei den Janacek - Opern gar nicht. Man muss dann vielleicht die Opern einzeln in preiswerten Ausgaben kaufen, die natürlich das booklet haben. Oder man geht in die Stadtbücherei und besorgt sich die Klavierauszüge der Universal, die den Text tschechisch und deutsch haben.


    Noch ein Tipp für Janacekianer: die beiden Kantaten "Amarus" und "Das ewige Evangelium" (habe ich als Radioaufnahmen), die "Kinderreime" (wobei ich schon selbst mitgesungen habe) für Chor, Klavier und Viola (oder Klarinette), dann die beiden unbekannteren Opern "Die Ausflüge des Herrn Broucek" und vor allem die meiner Meinung nach total unterschätzte Oper "Osud", die für mich der "Jenufa" und "Katja" nicht nachsteht.


    Ich habe für Janacek auch lange gebraucht, gelernt habe ich seine Tonsprache an der "Jenufa"; ich habe damals drei Monate nichts anderes gehört. Danach war ich süchtig und habe mir alles besorgt, was es gibt. Außer den Frühwerken, die nicht so interessant sind" und der Oper "Sarka", die im Winter dran ist, kenne ich jetzt alles und höre es auch immer wieder.
    Was mich begeistert hat, war, dass im Lauf der Zeit die Bühnen anfingen seine Werke zu spielen. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich in Düsseldorf die legendären Inszenierungen gesehen habe. Musikalisch war es vom Orchester noch manchmal etwas holprig. Heute ist es ja umgekehrt: Esa-Pekka Salonen dirigiert die "Sache Makropulos" und ein gewisser Dilettant namens Marthaler versaut die Inszenierung. Gut, dass es die Glyndebourne - DVD mit Anja Silja noch gibt, in der Nik. Lehnhoff - Inszenierung. Und dann kamen die mustergültigen Aufnahmen mit Charles Mackerras heraus, die auch den urpsrünglichen Text wiederherstellten (wenn es einen gab).

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Gut, dass es die Glyndebourne - DVD mit Anja Silja noch gibt, in der Nik. Lehnhoff - Inszenierung.


    Lieber Dr. Pingel, wie sehr Du mir mit allem was Du schreibst aus dem Herzen sprichst. Die Lehnhoff-Inszenierung habe ich mit der Silja noch in Hamburg gesehen und dann in Berlin - sie war ja auf Wanderschaft. Die DVD hat die wundersame Geschichte sehr gut konserviert.


    Die Mackerras-Opern-Einspielungen habe ich als Einzelausgaben - natürlich mit Text. Nur wegen der Glagolitischen Messe schreite ich zum Neukauf der Sammelbox. Da ich Mackerras für den bedeutendsten Janacek-Dirigenten halte, muss das schon sein. Ich habe nirgends einen Hinweis darauf gefunden, dass er die Messe - eine meiner liebsten Messen - überhaupt eingespielt hat. Nun wissen wir es Dank SchallundWahn. Denn sie hat die Box bereits. Ganz große Freude.


    Gruß und Dank
    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich möchte noch anmerken, dass unser verehrter musikwanderer mustergültige Beschreibungen der Opern Janaceks im Opernführer gegeben hat. Dort habe ich mich dann auch getraut, verschiedene Opern zu besprechen, und vor allem die Aufnahmen zu vergleichen. Das mit dem "getraut" war so gemeint, dass ich nicht einen eigenen thread aufmachen wollte, aber geschrieben über Janacek habe ich hier doch sehr viel. Ich bin natürlich sehr froh, dass wir jetzt eine aktuelle Seite haben. Außerdem freut es mich, mit SchallundWahn und Rheingold hier noch weitere aficionados zur Seite zu haben (was würde aficionados auf tschechisch heißen?). Tschechisch habe ich auch nicht gelernt, kenne immerhin einzelne Wörter, z.B. im "Füchslein heißt "Förster":"revirník", gesungen von Bohumil Kurfürst (Mackerras). Mein Computer hat natürlich auch keine diakritischen tschechischen Zeichen, es geht aber auch ohne.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Ich bin auch ein großer Janacek Fan. Vor einigen Jahren gab es an der Rheinoper einen sehr guten Janacek Zyklus , vor allem das schlaue Füchslein hat mir sehr gut gefallen, und es wurde in tschechisch gesungen. Und die Aufführungen waren auch sehr gut besetzt nur leider schwach besucht.

  • Mein Computer hat natürlich auch keine diakritischen tschechischen Zeichen, es geht aber auch ohne.


    Lieber dr. Pingel,


    es geht auch ohne, selbst die Eingeborenen verzichten manchmal auf sie.


    Nur, wenn Du sie nicht findest, ist nicht der böse Computer daran schuld, sondern das Betriebssystem. Hast Du Windows?


    Liebe Grüße.

  • Ich habe für Janacek auch lange gebraucht, gelernt habe ich seine Tonsprache an der "Jenufa"; ich habe damals drei Monate nichts anderes gehört. Danach war ich süchtig und habe mir alles besorgt, was es gibt.


    Diese "Sucht" kann ich gut nachvollziehen. Ich denke, bei mir fing es auch mit der "Jenufa" an, die 1966 an der Hamburgischen Staatsoper gegeben wurde (Besetzung : Bosabalian, Kniplova, Cassilly, Ulfung, Dirigent : Leopold Ludwig) und auf die ich mich mit der alten Krombholc-Aufnahme eingehört hatte. Später hörte ich "Jenufa" noch einmal in einer Neu-Produktion in Hamburg mit Karita Mattila und Eva Marton.


    Ein weiteres "Aha-Erlebnis" war meine Begegnung mit der Glagolitischen Messe, die Rafael Kubelik in Hamburg mit dem NDR-Sinfonieorchester dirigieren sollte. Kubelik war jedoch krank und wurde kurzfristig durch Vaclav Smetacek ersetzt. Dadurch, dass ich in jeder Probe war, habe ich dieses Stück noch heute gut im Kopf.


    "Katja Kabanowa" sah ich 1985 und 2002 in Hamburg sowie 2003 in Helsinki (Karita Mattila in der Titelrolle), und 1986 hörte ich sogar "Osud" in Bremen. Jetzt versuche ich mich gerade, auf die "Makropulos"-Premiere Ende dieses Monats in Helsinki vorzubereiten (Titelrolle : Karita Mattila), doch ich muss gestehen, es dauert seine Zeit, bis ich diese Musik in meinen Kopf bekomme, obwohl ich dieses Stück schon einmal (2000 in Hamburg mit Anja Silja) gesehen habe. Die anderen Stücke, vielleicht "Osud" ausgenommen, waren für mich viel eingängiger.


    Gruß, Peter

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Lieber Peter,


    mir ging es mit den beiden letzten Opern "Totenhaus" und "Makropulos" nicht anders. Das "Totenhaus" ist ungeheuer expressiv und reißt einen mit. Aber die "Sache Makropulos" ist eine Konversationsoper mit verzwickter Handlung und ungeheuer subtiler Musik. Allerdings: der Schluss wird dich umhauen; mit Salomé eine der grandiosesten Schlüsse der Operngeschichte (Wagner lassen wir jetzt mal außen vor). Zu beiden Opern findet man einiges hier im Opernführer!
    Zu Jenufa: ich habe die Kniplova später in den 70ern als Küsterin gesehen; sängerisch und darstellerisch überwältigend.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Lieber rheingold,


    ich muss dich leider in deiner Begeisterung etwas bremsen, ich weiß gar nicht alles :D , von 98% der Musik VOR Wagner habe ich keinen Schimmer, und auch danach gibt es einige Lücken über die ich lieber schweige (das mit dem einen Jahr habe ich übrigens schon im Plausch-Thread berichtigt...es sind schon 2) :P


    Ich bin so begeistert, wenn hier von den Janácek-Aufführungen berichtet wird. Ich würde viel dafür geben, auch mal eine live erleben zu können. Den hier bereits erwähnten Aufführungsmitschnitt vom Fall Makropulos aus Glyndebourne mit Anja Silja schätze ich ebenfalls sehr.


    Im übrigen habe ich es diesem Forum und speziell dem Dr. Pingel zu verdanken, dass ich Janácek entdecken und lieben lernen konnte. Als ich noch lediglich Mitleserin war, haben mich seine enthusiastischen Beiträge (und die von anderen Mitgliedern) dazu animiert, die oben erwähnte Opernbox zu kaufen, die zu dem Zeitpunkt außerdem noch sehr günstig zu haben war. Wegen des fehlenden Textes habe ich im Internet die Klavierauzüge mit Text gefunden und so mitgelesen. Nachdem ich die ganze Box drei Mal durchgehört hatte (das dauerte natürlich seine Zeit) war es um mich geschehen, ich war "infiziert", ich habe die Opern wieder und wieder gehört. Und später auch die Instrumentalwerke, hier ist mein besonderer Favorit neben der Sinfonietta, das Klavierwerk "Im Nebel".


    [timg]http://ecx.images-amazon.com/i…6pqLL._SL500_AA300_.jpg;l[/timg]
    Außerdem ein äußerst hilfreiches Utensil bei der Beschäftigung mit Janáceks Musik ist dieses wunderbare Buch von Michael Ewans.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Als langjähriger Düsseldorfer Opernhaus-Abonnent kenne ich natürlich sämtliche Janacek-Opern zur Genüge - in deutscher Sprache und später auch in Tschechisch (womit ich mich nicht anfreunden kann und will).
    Ich muß sagen, die Janacek-Opernabende waren immer ein großer Erfolg. Nicht, weil die Musik gut war oder mir gefällt, aber sie waren immer schön früh zu Ende (im Gegensatz zu Wager-Opern oder dem Rosenkavalier). Man brauchte keine Angst zu haben, die Bahn zu verpassen, denn kurz nach Neun war Feierabend, der Applaus hielt sich in Grenzen.
    I.d.R. dauert so eine Janacek-Oper 90 min., der Rekord liegt bei 120 min. (Liste kann nachgereicht werden)



    Ein Werk muß ich noch erwähnen, das mir gefällt: Das "Tagebuch eines Verschollenen". Neben der bekannten Gedda-Aufnahme gefällt mir eine Einspielung besonders. Es singen Marga Schiml und ihr damaliger Ehemann Horst R. Laubenthal, natürlich auf deutsch. (35 min.)


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • SchallundWahn: Das Ewans-Buch ist mit das Beste, was es über Janaceks - Opern zu lesen gibt.
    Ich freue mich natürlich, dass ich dir helfen konnte, Janacek zu entdecken!
    @Harald: es gibt eine Reihe von Aufnahmen des Tagebuchs eines Verschollenen, darunter auch eine von Peter Schreier auf deutsch. Die einzige, die ich nicht mag, ist die tschechische mit Beno Blachut, die oben mit abgebildet ist. Meine Lieblingsaufnahme ist die Bearbeitung für Orchester, den Solopart singt der verstorbene Philip Langridge, die Berliner Philharmoniker spielen unter Claudio Abbado.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Habe im Opernführer gelesen, es gäbe vom "Totenhaus" neben der DVD vom Festival Aix-en-Provence 2007 auch noch einen DVD-Mitschnitt unter Abbado...habe danach gesucht, bin aber nicht fündig geworden, wo gibt es den?

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • wo gibt es den?


    zum Beispiel bei Buchfreund.de, Bestell-Nr.: 7314AB, wenn das denn die DVD ist (was ich aber vermute)



    Da war der Harald wieder schneller. Und preiswerter ist es da auch noch....

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Danke für die schnelle Reaktion...leider, leider, ja leider, muss ich weiter suchen, da ich für Haralds Link eine Kreditkarte bräuchte (die ich nicht habe) und bei Reinhards handelt es sich nur um das Programmheft dieser Auffürhung, nicht die DVD. :(

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Danke für die schnelle Reaktion...leider, leider, ja leider, muss ich weiter suchen, da ich für Haralds Link eine Kreditkarte bräuchte (die ich nicht habe) und bei Reinhards handelt es sich nur um das Programmheft dieser Auffürhung, nicht die DVD. :(


    Die Oper ist seinerzeit im Fernsehen übertragen worden. Ich bin sicher, dass viele Opernfreunde damals den Videorecorder eingeschaltet haben. Sicher kann Dir einer davon die Sendung auf eine DVD überspielen.....

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Die beiden DVDs habe ich ausführlich besprochen im Opernführer (musikwanderer "Totenhaus"), und zwar in mehreren Beiträgen nach der Inhaltsangabe durch Manfred. Empfehlenswert ist nur die Abbado-Aufnahme, die andere unter Boulez hat zuviele Mängel. Diese Aufnahme habe ich (Abbado).
    @Harald: darf ich SchallundWahn eine Kopie auf dem Postweg anbieten oder ist das verboten? Wenn es geht, SchallundWahn, schick deine Adresse über Harald, Chrissy, zweiterbass, Gerhard, hami oder musikwanderer, wir haben E-mail-Kontakt und die können dir helfen!

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Výlet pana Broučka do Měsíce




    Hej mina vänner,


    welche Aufnahme auf tschechisch ist zu empfehlen? Kennt jemand die bei Amazon angebotene?





  • Ich nehme an, es ist die Londoner Aufnahme unter Jiri Behlolavek; die ist gut. Ansonsten bitte im Opernführer nachsehen (Text von muikwanderer), dort habe ich die verschiedenen Aufnahmen besprochen.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Wenn es geht, SchallundWahn, schick deine Adresse über Harald, Chrissy, zweiterbass, Gerhard, hami oder musikwanderer, wir haben E-mail-Kontakt und die können dir helfen!


    Geht aber leider nicht, da ich mit keinem der Herren in Kontakt bin...verflixt noch eins!

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Frag doch Alfred (mit Charme) und sag, es ist ein Notfall! Alfred kann sehr nett und gnädig sein, und deine Verdienste hier um das forum liegen ja auf der Hand! Ansonsten weiß ich noch einen Weg, aber versuch erstmal den!

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Lieber dr. pingel, bis jetzt hat es noch jeder geschafft, Kontakt aufzunehmen.
    Mit etwas Phantasie: Schalli kennnt nur den operus. Operus kennt mich. Ich kenne Dich. So schnell ist eine email-Adresse noch nie weitergeleitet worden...

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose