Euer Opernführer

  • Liebe Forianer,


    zunächst gilt es zu vermelden, dass es entwicklungsgeschichtlich wiederum Carl Maria von Weber war, der als erster kleine Einführungsblättchen zu Opern herausgab.


    Mich interessiert hier, welchen Opernführer oder so gar mehrere ihr besitzt und was ihr an diesem schätzt.


    Mein Opernführer ist dieser:



    Dieser enthält nicht nur die Handlungsverläufe der wichtigsten Opern, sondern liefert viele Hintergrundinformationen z.B. zur Werkgeschichte.


    :hello: LT

  • Goldmann-Schott, Opern der Welt -


    für mich die einzigen, die die Handlung nicht enstellen (wer nicht erzählen kann, sollte schon gar nichts nacherzählen :stumm: ), sondern bis in die Notenfaktur die Feinheiten der Geschichte herausstellen.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Kloiber - Handbuch der Oper, in der ergänzten Neubearbeitung von Konold. Zur Musik steht typischerweise nur wenig drin, aber eben auch kein Unsinn, was schon mal nicht schlecht ist. Sonst knappe, übersichtliche und objektive Informationen.


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich besitze EINIGE Opernführer, die ich Euch der Reihe nach vorstellen werde



    Das älteste Exemplar ist ein Klassiker, den schon meine Mutter als Mädchen gebraucht bekommen hatte, nachdem sie bei der Familie, der er ursprünglich gehört hatte immer wieder darin gestöbert hatte.
    Es handelt sich um "Führer durch die Opern" von Leo Melitz (1855-1927) welcher in unzähligen Auflagen erschien.
    Das hier abgebildete Exemplar ist in wesentlich besserem Zustand als das meine, welche in der Tat in Auflösung begriffen ist, hat aber dasselbe Titelbild (auf den Leinenumschlag gedruckt) und stammt aus 1913. Vermutlich besitze ich dieselbe Auflage, denn in meinem Exemplat befindet sich eine handgeschriebene, fast unlesbare Widmung aus dem Jahre 1916)
    Das Vorwort existiert nicht mehr - ich erinnere mich aber, daß dort Richard Strauß und Leo Blech als Komponisten dargestellt waren, welche "zu den schönsten Hoffnungen berechtigten. Der Opernführer ist kleinformatig (11mal 17 cm) hat 320 Seiten und beschreibt die Inhalte von ca 200 Opern - darunter auch etliche, die heute in kaum einem Opermnführer gelistet werden.
    Ein historisches Stück in dem ich oft und gerne geblättert habe, auch wegen der zahlreichen Photographien mit Bühnenbildern um die Jahrhundertwende.....


    Fortsetzung folgt.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich besitze mehrere Opernführer:
    1. Heinz Wagner: Das große Handbuch der Oper, 4. Auflage, enthält ca 2400 Opern. Umfassendster Opernführer, den ich kenne. Zu dieser Auflage gibt es inzwischen noch einen Ergänzungsband. Man findet fast alles darin. Allerdings gibt es lediglich Angaben zu Uraufführung, Libretto, Personen und eine Inhaltsangabe, die oft nur einen groben Überblick über die einzelnen Akte der Handlung gibt und sich nicht immer dazu eignet, die Handlung der einzelnen Szenen zu verfolgen. Auch habe ich festgestellt, dass die Schilderung häufig nicht mit dem Originallibretto übereinstimmt
    2. Reclams Opernführer. Enthält etwa 250 gängige Werke. Die bekanntesten Opern sind inhaltlich nach Akten ausführlich geschildert, bei anderen, weniger gespielten Opern wird die Handlung oft nur kurz - ohne Trennung nach Akten - beschrieben. Dazu gibt es noch eine Kurzbiographie der besprochenen Komponisten und eine kurze Einführung in die Musik.
    3. Kurt Pahlen: Oper der Welt. Schätzungsweise 500 Opern. Er enthält neben einer Kurzbiographie des Komponisten ausführliche, locker geschriebene Inhaltsangaben und auch kurze Einführungen in die Musik sowie Angaben zur Geschichte des Werkes.
    4. Ernst Krause: Oper von A - Z. Etwa 250 Werke. Er enthält ebenfalls eine Kurzbiographie des Komponisten und eine Aufzählung seiner Werke. Die beschriebenen Werke sind inhaltlich ausführlich nach Akten geschildert. Zu Werk und Wiedergabe werden Angaben über den Hintergrund der Entstehung, den Text, die Musik, die Werksgeschichte und Bühnenpraxis gemacht.
    5. Otto Schumann: Handbuch der Opern. Auch dies enthält schätzungsweise 250 bis 300 Opern . Vorweg geht eine kleine Geschichte der Oper. Zu jedem Komponisten gibt es eine Kurzbiographie und eine Charakterisierung . Nach einer kurzen Einführung in das jeweilige Werk wird dessen Inhalt je nach Bedeutung des Werks mehr oder weniger ausführlich geschildert. Dazu gibt es Musikbeipiele mit Noten. Im Anhang findet man eine ergänzende Übersicht über weitere Komponisten und Werke, über Dichter, nach deren Dichtungen die Werke entstanden, und Textdichter, über Stimmlagen, Arten der Oper, Besetzung der Orchester Fachbegriffe und eine Zusammenstellung der Opern aus vier Jahrhunderten mit Jahr der Entstehung
    6. Westermanns farbiger Führer durch Oper, Operette, Musical. Ein dicker, reich bebilderter Prachtband mit Kurzbiographien der darin enthaltenen Komponisten, Aufzählung der Werke, ausführlichen Inhaltsangaben und einer kurzen Abhandlung zur Geschichte und Musik des Werkes.
    7. Die Chronik der Oper. Auch ein reich bebilderter Prachtband. Dies ist kein Opernführer im eigentlichen Sinne, sondern eine anschauliche Geschichte der Oper, aus der man aber auch einiges zum Inhalt verschiedener Opern erfahren kann.
    Die unter Nr. 3 bis 7 beschriebenen Bücher habe ich antiquarisch erstanden.
    Aus allen zusammen hat man - zumindest für die gängigen Opern - eine gute Einführung als Vorbereitung auf einen Opernbesuch, eine Opernübertragung oder Aufnahme auf DVD.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Dieses Lexikon steht bei mir nicht nur im Schrank, es wird fast täglich benutzt:



    Reclams Lexikon der Opernwelt:
    6 Bde. (Broschiert)
    von Rolf Fath


    +++++++++++


    Da auch in diesem Bereich die moderne Technik ihren Einzug gehalten hat, habe ich inzwischen dieses Lexikon auch als CD-Rom:


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    Reclams Opernlexikon,
    1 CD-ROM
    Für Windows 95/98/Me/NT/2000/XP
    Mitarbeiter: Fath, Rolf
    Directmedia Publishing,
    CD-ROM


    Der Inhalt ist identisch mit dem 6-bändigen Opernlexikon, der Zugriff ist ungleich schneller und einfacher!


    Zitat

    Kurzbeschreibung
    "Reclams Opernlexikon" ist die derzeit umfassendste und aktuellste Datenbank zur Welt der Oper. Die CD-ROM basiert auf dem sechsbändigen "Lexikon der Opernwelt" (1998 ) des bekannten Theaterwissenschaftlers und Musikkritikers Rolf Fath, das für die vorliegende Ausgabe aktualisiert und ergänzt wurde.
    Das Lexikon enthält Inhaltsangaben, Charakterisierungen und Auskünfte zur Werk- und Wirkungsgeschichte von 350 Opern sowie Basis-Informationen zu 700 weiteren Opern. In eigenen Artikeln vorgestellt werden 750 Komponisten und mehr als 2.700 Librettisten, Sängerinnen und Sänger, Dirigenten, Regisseure und Bühnenbilder. Die 300 wichtigsten Spielstätten, Opernhäuser und Festivals werden beschrieben, rund 300 Fachbegriffe erläutert, 2.800 Arien, Rezitative und Chorstücke sowie über 2.300 Rollen der großen Opern verzeichnet.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Angefangen in der Jugendzeit:


    1. Günter Hauswald - Das neue Opernbuch, Henschelverlag 1957


    2. Peter Czerny - Opernbuch, Henschelverlag 1958 - den hat meine Frau mit in die Ehe gebracht!


    3. Ohne verfasser - Opernführer, die Welt des Singtheaters (Eurobooks) , veröffentlicht 1958 - das ist mehr ein Spielzeug für absolute Neueinsteiger. Das hat mir mal mein Sohn geschenkt, er dachte, er macht mir ne Freude.


    4. Curt A. Roesler und Siegmar Hohl - Der große Opernführer - Bertelsmann Verlag 2000


    5. Andras Batta - Opera - Könemann Verlagsgesellschaft mbH 1999


    6. Dieter Zöchling - Die Chronik der Oper - Chronik-Verlag im Bertelsmann 1996


    Immer noch sehe ich in die alten Opernführer aus den 50-er Jahren.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • zum Schmunzeln

    muß man bei jedem Opernbesuch in der Tasche haben!


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • zum Schmunzeln ... muß man bei jedem Opernbesuch in der Tasche haben!



    Dazu fällt mir noch Wolfgang Körners Der einzig wahre Opernführer ein.




    Besitzt eigentlich niemand Ulrich Schreibers Opernführer für Fortgeschrittene? Der erscheint mir als das ehrgeizigste Projekt im deutschsprachigen Raum...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!



  • Ich besitze nur diesen ersten Band: 1: Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution


    Der Rest war mir damals zu teuer.....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Das dürfte ab 1966 der in deutschen Haushalten am meisten verbreitete Opernführer gewesen sein - über Generationen in immer neuen Auflagen von Reader's Digest an die Leser gebracht:



    Der grosse Reader's Digest Opernführer.
    [Gebundene Ausgabe]
    von KURT HONOLKA
    Verlag:
    DAS BESTE GMBH
    Stuttgart - Zürich - Wien
    750 S., viele s/w Abb.


    Ich besitze die Erstauflage von 1966 und benutze das Buch regelmäßig und entdecke immer noch interessante Informationen.
    Kurt Honolkas Sach- und Fachkentnisse sind unübertrefflich!


    LG


    :hello:


    Übrigens für wenig Geld antiquarisch oder auf Flohmärkten oder Haushaltsauflösungen zu erwerben.
    Auf dem marketplace von amazon ebenfalls bestellbar.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Wie versprochen - nun mein nächster Opernführer. Er stammt aus dem Jahre 1962 und wurde von der Büchergilde Gutenberg herausgegeben. Ursprünglich im Falken.Verlag erschienen.



    Der Opernführer ist im Format 13 mal 20,5. Unter dem grellen Schutzumschlag (ich besitze ihn nicht mehr) findet man ein in blaues Leinen gebundenes Buch mit 596 Seiten.
    Es ist eigentlich ein Opern- und Operettenführer. Im Vorwort weist der Autor darauf hin, daß Inhaltsbeschreibungen von etwa 240 Opern und Operetten enthalten sind, was das Standardrepertoire heutiger Auffürungen voll abdecke - und daß zudem auch einige weniger oft gespielte Werke mit aufgenommen wurden - wenn sie nämlich geschichtlich Bedeutung verdienen- Es seien auch Opern aus jüngerer Zeit vorhanden, auch solche, wo sich der dauerhafte Verbleib in den Spielplänen erst werde erweisen müssen.....
    Zusätzlich zur erzählten Handlung enthält jede Oper noch einen kurzen Aufsat mit Bemerkungen und Erläuterungen zum Werk..


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Aus der Zeit, als man noch alles was er schrieb lieben konnte.
    Manchmal ein wenig langatmit und weit hergeholt, aber manchmal auch wirklich köstlich.

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Wenn wir schon von den "weniger ernsten" Opernführern sprechen, dann darf Konrad Beikircher nicht fehlen:



    Der große Opernführer
    [Broschiert]


    ... verbindet höchste Fachkompetenz mit einem kabarettistischen Blick auf die großen Opern der Welt.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Nichts für uns - aber wer der jungen Generation die Oper nahebringen will, der ist mit diesem Erzeugnis gut bedient:



    Oper für Dummies
    [Taschenbuch]
    von David Pogue und Scott Speck


    Ganz flott und unterhaltsam geschrieben - mit einigen Ungenauigkeiten, die unsereinem natürlich sofort auffallen - aber für uns ist das Buch ja nicht gedacht. Die Autoren wenden sich an die heutige Generation und versuchen jungen Leuten die Schwellenangst zu nehmen. Die Autoren setzen keine musikalischen Kenntnisse voraus und schreiben so einfach, dass jedermann sie verstehen kann.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Das dürfte ab 1966 der in deutschen Haushalten am meisten verbreitete Opernführer gewesen sein


    In anderen Haushalten - mehr so östlich - dürfte dagegen Peter Czernys "Opernbuch" aus dem Henschel-Verlag (hier schon erwähnt) das weitestverbreitete (gewesen) sein. Bei mir steht die 14. Auflage von 1976 im Bücherregal. In einer wesentlich älteren Auflage habe ich als Kind / Jugendlicher oft gelesen und geblättert...

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)


  • In anderen Haushalten - mehr so östlich - dürfte dagegen Peter Czernys "Opernbuch" aus dem Henschel-Verlag (hier schon erwähnt) das weitestverbreitete (gewesen) sein. Bei mir steht die 14. Auflage von 1976 im Bücherregal. In einer wesentlich älteren Auflage habe ich als Kind / Jugendlicher oft gelesen und geblättert...


    Seit der "Vereinigung" auch bei uns auf Flohmärkten anzutreffen:


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    PETER CZERNY: OPERNBUCH
    [Gebundene Ausgabe]
    Verlag: Henschel


    haste mal 'n Euro?


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • haste mal 'n Euro?


    Dafür immer :D
    Genau mit diesem Schutzumschlag kenne ich ihn aus meinem Elternhaus.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Bis auf den "Opernführer für Fortgeschrittene" von Schreiber, auf den Harald verweist, habe ich die meisten hier genannten Opernführer. Allerdings hätte ich den Schreiber, von dessen Kompetenz und Sachkenntnis ich sehr viel halte, auch gern. Historische Opernbücher liebe ich ganz besonders, vor allem jene, die mit damals noch zeitgenössischen Werken wie "Elektra" nichts anfangen können, sie aber immerhin verzeihnen. In einem "Führer durch den Spielplan der deutschen Opernbühnen" von Karl Stock aus dem Jahre 1922 ist über Elektra einleitend zu lesen: "Der gewaltige Stoff der alten Mythe ist aus der erhabenen Welt der Tragödie, in die ihn Sophokles gehoben, hier herabgezerrt ins Pathologisch-Perverse." Und so geht das fort.


    Ein Opernführer reicht mir nicht aus. Ich möchte gern die Schwächen des einen mit den Stärken des anderen ausgleichen. Manchmal gelingt das. Etwas fehlt immer. Nur in den seltesten Fällen wird ein Werk in seiner ganzen Vielfalt vorgestellt. Dazu gehöhren für mich vor allem Hinweise auf die jeweiligen Fassungen. Viele Opern werden bis heute nur verhackstückt aufgeführt - entsprechend verkappt wird in den Führer auch ihr Inhalt wiedergegeben. Ein Beispiel ist "Don Carlos" von Verdi. Die Urfassung in französischer Sprache beginnt mit einer großen Chorszene der Holzfäller und deren Frauen im Wald von Fontainebleau. Elisabeth spricht mit ihnen, schenkt einer Frau voller Mitleid eine goldenen Kette. Ihre Entscheidung, in die Ehe mit dem spanischen König einzuwilligen, hat auch diesen sozialen Hintergrund. Es gibt ein großes Handlungsballett, in dessen Verlauf auch der Manteltausch zwischen der Königin und Eboli stattfindet, aus dem sich erklärt, warum Carlos im nächtlichern Garten die beiden Frauen verwechsleln muss. An der Bahre von Rodrigue singt Philiip das Lakrymosa, das später ins "Requiem" einging. In dieser Kompiltaion ist es eine der ergreifendsten, wenn nicht die ergreifendste Opernszene, die ich kenne.


    In welchem Opernführer finden sich Hinweise auf übliche und weniger übliche Striche in Opern? Was ist der so geannte Tag/Nacht-Strich im "Tristan"? Wo beginnt er, wo hört er auf? An welcher Stelle ist die "Elektra" gekürzt? In welcher Aufnahme wurde der Strich aufgemacht? (Bei Solti). Wie ist das mit "Lohengrin"? Auch in diesem Werk haben sich Striche eingebürgert. Die "Götterdämmerung" ist ein interessanter Fall. Im Schlussgesang der Brünhilde gibt es noch viel mehr Text, der aber nicht komponiert wurde. "Rienzi" wird auch nie ganz zuverlässig referiert. Wo sind die Ballette? Welcher Opernführer bemerkt das zuverlässig. "Tannhäuser" - um bei Wagner zu bleiben - kommt in den Opernführern meistens auch nur so vor, als gäbe es nicht die Dresdener und die Pariser Fassung. Ich könnte noch viel mehr Beispiele nennen, die meine Erfahrung stützen, dass man gar nicht genug Opernführer haben kann - vorausgesetzt, man interessiert sie in einer gewissen akribischen Weise für diese Kunstform.


    Ich habe das Glück, auch zwei sehr lebendige Opernführer unter meiner engen Freunden zu haben, die ich immer konsultieren kann. Der eine hat einst sehr gute Opernsendungen im Rundfunk erarbeitet und moderiert, der andere ist Professor im Fach Dirigieren an einer Musikhochschule gewesen. Sie wissen (fast) alles über Oper, kennen Sänger, Dirigenten ohne Ende, haben an allen Opernhäusern dieser Welt entweder im Publikum gesessen oder auch gearbeitet. Dagegen kommt kein Buch an.


    Herzliche Grüße in die Rund von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • [timg]http://www.buchfreund.de/covers/14205/30854.jpg;l;300;450[/timg]

    An dieser Stelle möchte ich gerne noch den Opernführer für Kinder von Arnold Werner Jensen erwähnen, den es bereits in vielen neueren Auflagen gibt. Das Buch ist nicht nur kindgerecht, sondern äußerst liebevoll und kompetent zusammengestellt und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass ich im Teenageralter zum Opernliebhaber wurde. Ich denke, es ist sogar für Erwachsene lesenswert.


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  • Bis auf den "Opernführer für Fortgeschrittene" von Schreiber, auf den Harald verweist, habe ich die meisten hier genannten Opernführer. Allerdings hätte ich den Schreiber, von dessen Kompetenz und Sachkenntnis ich sehr viel halte, auch gern.

    Das geht mir auch so; allerdings ist der reale Preis des "Dreibänders" für mich utopisch!



    Ein Opernführer reicht mir nicht aus. Ich möchte gern die Schwächen des einen mit den Stärken des anderen ausgleichen. Manchmal gelingt das. Etwas fehlt immer. Nur in den seltesten Fällen wird ein Werk in seiner ganzen Vielfalt vorgestellt. Dazu gehöhren für mich vor allem Hinweise auf die jeweiligen Fassungen. Viele Opern werden bis heute nur verhackstückt aufgeführt - entsprechend verkappt wird in den Führer auch ihr Inhalt wiedergegeben. Ein Beispiel ist "Don Carlos" von Verdi. Die Urfassung in französischer Sprache beginnt mit einer großen Chorszene der Holzfäller und deren Frauen im Wald von Fontainebleau.

    Auch so ein Beispiel, bei dem ich gerne zustimme. Als ich vor Jahren dieses Opernfassung erwarb (Furlanetto als Philipp, Ramey als Inquisitor, Sylvester als Carlo, Chernov als Rodrigo; Chor und Orchester der Metropolitan unter Levine) war ich zunächst einmal verblüfft über die Existenz des Fontainebleau-Aktes. Meine Opernführer schrieben davon nämlich nichts.



    Ich habe das Glück, auch zwei sehr lebendige Opernführer unter meiner engen Freunden zu haben, die ich immer konsultieren kann. Der eine hat einst sehr gute Opernsendungen im Rundfunk erarbeitet und moderiert, der andere ist Professor im Fach Dirigieren an einer Musikhochschule gewesen. Sie wissen (fast) alles über Oper, kennen Sänger, Dirigenten ohne Ende, haben an allen Opernhäusern dieser Welt entweder im Publikum gesessen oder auch gearbeitet. Dagegen kommt kein Buch an.

    Auch hier volle Zustimmung; das muß man als "Idealfall" bezeichnen, gegen lebende Opernführer kommt in der Tat kein noch so umfassendes Buch an. Aber wer hat schon derartige Bekanntschaften? Ich hatte auch einmal einen profunden Kenner dieser Materie im Bekanntenkreis, leider ist er mittlerweile verstorben. Da müssen also doch wieder die Bücher her (oder auch der Tamino-Opernführer?)...

    .


    MUSIKWANDERER

  • der reale Preis des "Dreibänders" für mich utopisch!

    Inzwischen gibt es ja dieses Werk auch als Taschenbuch-Ausgabe. Die kostet knappe 100 €.


    Ich hoffe, dass ich die irgendwann im marketplace gebraucht etwas preiswerter ergattern kann....



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Rheingold,


    zu Deinem Glück, im Bekanntenkreis musikalische Profis zu haben, kann ich Dich nur beglückwünschen. Damit besteht ja nicht nur die Möglichkeit, sich im Bedarfsfall Informationen außerhalb der Opernführer zu holen, sondern auch über Musik im Allgemeinen zu schwatzen. Das fehlt mir ein bißchen, deshalb bin ich jetzt im Forum froh, Gleichgesinnte zu treffen.


    Auch ich informiere mich vor einem Opernbesuch oder einer Übertragung einer bis dahin nicht so bekannten Oper in allen mir zur Verfügung stehenden Schriften (incl. Biographien z.B. von Bruckner, Wagner, Strauß, Mahler usw.) und gehe in die Werkeinführungen am Theater. Das ist besonders im Konzert mitunter sehr aufschlußreich.


    Ergänzend zu meiner Aufzählung der Opernführer möchte ich auch den Loriot noch hinzufügen. Ein treffliches Werk, zumal wenn man den Herrn persönlich erleben durfte (bei mir war es der Ring an einem Abend in Chemnitz).


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Inzwischen gibt es ja dieses Werk auch als Taschenbuch-Ausgabe. Die kostet knappe 100 €.


    Neu für 61.43 GBP in UK zu bekommen.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Zitat

    Zitat von Rheingold: Viele Opern werden bis heute nur verhackstückt aufgeführt - entsprechend verkappt wird in den Führer auch ihr Inhalt wiedergegeben.

    Den Eindruck habe ich auch, wenn ich in dem Opernführer von Heinz Wagner eine Inhaltsangabe suche und dann bei meiner Mitarbeit am Tamino-Opernführer das Libretto lese. Aber in welchem Opernführer finde ich Angaben zu so vielen - auch unbekannten und kaum gespielten Opern - wie im Wagner. Kennt jemand von euch einen Opernführer, der so weit über die in den meisten Werken nur geschilderten Standardwerke hiausgeht? Wie viel Werke enthält etwa der Schreiber?
    Die Opernführer sollten sich doch wirklich an das Originallibretto halten und nicht eine verhackstückte Handlung irgendeines Opernhauses nehmen. Geht man dann in ein anderes Opernhaus, stimmt die Handlung schon wieder nicht, abgesehen davon, dass heute sich nur noch die wenigsten Regisseure an das Libretto halten.
    Da finde ich das, was im Tamino-Opernführer bisher an Umfang entstanden ist und anhand dessen man wenigstens den Inhalt gemäß Originallibretto Szene für Szene verfolgen kann, bei weitem besser. wobei ich mich selbst lediglich an dem orientiert habe, was meine Vorgänger so gut vorgemacht haben


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • verblüfft über die Existenz des Fontainebleau-Aktes. Meine Opernführer schrieben davon nämlich nichts.


    Diese spezifischen Probleme wie in Verdis mehrfach umgearbeiteter Schiller-Vertonung würden wohl jeden allgemeinen Opernführer sprengen.
    Hierfür gibt es ja die speziellen Opernführer, die jeweils nur 1 Werk beschreiben, z.B. hier bei "Don Carlos":

    Klappentext:

    Zitat

    Mit "Don Carlos" wendet sich Giuseppe Verdi, Italiens erfolgreichster Komponist mit internationalem Ruhm, zum vierten Mal einem Dramenstoff Schillers zu. Die Oper ist zu einer der menschlich ergreifendsten, musikalisch schönsten und dramatisch sinnvollsten des Repertoires geworden. Zwanzig Jahre befasste sich Verdi mit dem Thema und schuf sieben recht verschiedene Werke, deren drittes die Uraufführung am 11. März 1867 an der Grand Opéra von Paris erlebte. Die 5., 6. und 7. Fassung sind in italienischer Sprache gehalten gegenüber dem Französischen der ersten Fassungen der ersten Fassungen, die sechste entstand als einzige in vieraktiger (sonst fünfaktiger) Form als "Don Carlo" für die Mailänder Scala als 1884 und wurde zur meistgespielten Version. Dieses Buch enthält neben dem Textbuch einführende Kommentare von Kurt Pahlen. Er begleitet das musikalische und das äußere wie innere dramatische Geschehen der Oper mit Hinweisen zu kompositorischer Struktur und Sinnzusammenhang. Eine kurze Inhaltsangabe und ein Abriss der Entstehungsgeschichte stellen das Werk in einen Zusammenhang mit dem Gesamtschaffen des Komponisten und seiner Biographie und bieten eine umfassende, reich illustrierte Einführung.


    Ähnliche umfassende Opernführer gibt es auch von anderen Verlagen - für viele Opern, der "Don Carlos" soll hier nur ein Beispiel sein.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe auch den "Ost"-Führer von Czerny, in der sechsten Auflage, den gab es mal für 50 Cent auf dem Flohmarkt und so gesehen, ist er recht in Ordnung...die sozialistisch gefärbte Bewertung mancher Werke ist durchaus witzig zu lesen, aber wenn es um die Inhaltsangaben geht, auch eher teilweise oberflächlich.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Nachdem ich weiter oben schon den "Don Carlos" - Opernführer von Kurt Pahlen erwähnt habe, sollte auch der große allgemeine Opernführer dieses Autors gewürdigt werden:



    Oper der Welt
    [Gebundene Ausgabe]
    von Kurt Pahlen
    (gibt es im Heyne-Verlag auch als Taschenbuch)


    War mein ersten Opernlexikon, siehe auch hier: Zum 105. Geburtstag von Kurt Pahlen


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Diese spezifischen Probleme wie in Verdis mehrfach umgearbeiteter Schiller-Vertonung würden wohl jeden allgemeinen Opernführer sprengen.
    Hierfür gibt es ja die speziellen Opernführer, die jeweils nur 1 Werk beschreiben, z.B. hier bei "Don Carlos":

    Und genau diesen habe ich dann seinerzeit auch sofort gekauft - was nichts daran ändert, daß die älteren Opernführer nicht eine Silbe über die verschiedenen Fassungen verlieren. Man kann diese Pahlen-Einzeldarstellungen wirklich nur loben und auch weiterempfehlen (die Reihe hat ja schon einige Verlage "durchlaufen: von Goldmann, nach Serie Musik von Piper, jetzt bei Schott). Jeder Band ist sein Geld wert.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Der mit Abstand beste Opernführer zu "Don Carlos" ist beim deutsch-franz. PremOp-Verlag 1988 erschienen. Der enthält nicht nur alle verschiedenen Fassungen, sondern auch das Libretto in italienisch, französisch und deutsch. Schade, dass diese Opernführer-Serie bereits nach 5 Ausgaben eingestellt worden ist, man hat nie wieder etwas davon gehört.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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