Yevgeny Nesterenko - führender Baß im russischen und italienischen Fach

  • Yevgeny Yevgenievich Nesterenko (geb. 8 Jänner 1938 in Moskau ) ist ein bekannter russischer Opernbass

    Er wirkte ab 1971 am Bolschoi Theater und beherrscht sowohl das russische als auch das italienische Fach., wird zu einer der führenden Bässe seiner Zeit. Zu seinen Glanzrollen zählen Boris Godunow in der gleichnamigen Oper, sowie Philipp II in Verdis Don Carlos.
    Er war an den führenden Opernhäusern ein gern gesehener Gast, so an der Wiener Staatsoper, Covent Garden, der Mailänder Scala und auch an der Met in New York.
    Insgesamt hat er an die 80 Schallplatten/Cds aufgenommen , darunter 20 komplette Opern.
    Mir persönlich ist er das erste Mal in der Aufnahme von Verdis “Nabucco” unter Sinopoli, wo er den Zaccaria singt, aufgefallen. “Eine Stimme die man sich merken muß” dachte ich damals..
    Was mich lediglich wundert, ist, daß es über solch einen bedeutenden Sänger nur relativ wenige Informationen gibt, selbst die Wikipedia-Seite ist nicht in deutscher Sprache vorhanden…


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo, Alfred!


    Ewgenji Nesterenko gehört zu meinen absoluten Favoriten bei den Bässen. Ich besitze viele Aufnahmen von ihm. U. A. "Nabucco", "Faust" und "Der Liebestrank". Auch einen Opernfilm habe ich mit ihm in der Rolle des "Attila" von Verdi. Außerdem auch russische Lieder. Leider finde ich von ihm kein Portrait mit Opernarien. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, gab es dieses Portrait mal bei der DG. Leider war meine Suche danach noch nicht erfolgreich. Ich liebe die Vielseitigkeit dieses Sängers. Von einem Doktor Dulcamara bis hin zu Mephisto und Boris geht sein Repertoir.

    W.S.

  • Ich möchte nur kurz erwähnen, daß es bei KUTSCH-RIEMENS ganz ausführliche Informationen zu Nesterenko gibt. Aber leider keinen Hinweis auf ein Portrait mit Opernarien.

    W.S.

  • Lieber Alfred,


    ich bitte um Entschuldigung, wenn ich Deine Titulierung "Führender Bass im russischen und italienischen Fach" nicht unterschreiben kann, doch das ist letzlich eine Frage des eigenen Geschmacks. Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, ob Nesterenko noch aktiv ist (hat er sich nicht in Wien niedergelassen?), halte ich ihn eher für den Besitzer eines höchst eindrucksvollen Materials als für eine Künstlerpersönlichkeit. Wie auch Burchuladze ist Nesterenko für mich ein Stimmbesitzer - eine voluminöse , wohl timbrierte Bassstimme, die in keiner Lage Schwierigkeiten kennt. Ich habe ihn des öfteren in Hamburg erlebt, ob als Filippo, Fiesco, Gremin, Basilio oder sogar als Don Pasquale. Immer war seine stimmliche Leistung über jede Kritik erhaben, aber immer hat mir etwas gefehlt, was die zu interpretierende Figur über das rein Vokale hinaus interessant machte und was ich bei Fachkollegen wie Ghiaurov, Christoff oder Siepi gefunden habe.


    Mit besten Grüßen aus Finnland


    Peter

  • Der Einschätzung Schünemanns schließe ich mich an, zumal ich Probleme mit sogenannten "Strohbässen" (obertonarme Tonbildung) habe. Interessanterweise konnte Christoff dieses Manko weitgehend durch seine intensive Interpretation wettmachen.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

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  • selbst die Wikipedia-Seite ist nicht in deutscher Sprache vorhanden…

    Doch, hier ist sie:


    Jewgeni Nesterenko
    (Aus Wikipedia)



    Jewgeni Nesterenko (2008) Yevgeny Yevgenievich Nesterenko (geboren am 8. Januar 1938) ist ein renommierter russischer Opern Bass .
    Biographie
    Nesterenko erste Beruf war Architektur, Abschluss an der Engineering and Construction Institut in Leningrad . Aber er wurde zur Musik genannt, und er studierte unter Vasily Lukanin am Leningrader Konservatorium . Bei seinem letzten Jahr an der Musikhochschule (1965) Nesterenko wurde eingeladen, an der Leningrader singen Maly Opera Theatre und nach dem Studium trat der berühmte Mariinsky Opera and Ballet Theatre . Er gewann die Goldmedaille bei der vierten Moskauer Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb , der ihn gewann eine Einladung zum Moskauer Bolschoi-Theater .
    Nesterenko hat über 80 führende Bass-Parts gesungen und 21 Opern in den Originalsprachen. Er spielte die Hauptrollen in Opern von Glinka , Mussorgski , Tschaikowski und Borodin , und war der Erste, der viele Werke durchführen Schostakowitsch , Sviridov und Taktakishvili .


    Nesterenko enormen Repertoire reicht von tiefen Bässen bis zu
    Baritonpartien in Opern von klassischen russischen und westeuropäischen
    Komponisten. Seine schönsten Rolle als Zar Boris in Mussorgskis Oper sein Boris Godunov , die ihn gewann die "Goldene Viotti" Medaille in Italien im Jahr 1981.
    Nesterenko hat auf der weltweit besten und renommiertesten Bühnen, wie die durchgeführt Metropolitan Opera , Covent Garden , der Wiener Staatsoper und der Mailänder Scala . Er wurde die höchste österreichische, italienische, deutsche und russische Auszeichnungen für seinen Gesang ausgezeichnet. Er ist der Gewinner des Giovanni Zenatello Prize "Für einen hervorragenden Ausgestaltung der Hauptfigur in der Oper Attila von Verdi ". Er ist der Gewinner des Chaliapin Prize des Creativity Academy und dem Inhaber viele andere Titel und Auszeichnungen.
    Nesterenko hat etwa 70 Schallplatten und CDs, darunter 20 Opern vollständig erfasst. Er ist auch ein hervorragender Kammersänger mit einem feinen Geschmack, Ausdruckskraft und Sinn für Stil.
    Er wird auch als hervorragender Lehrer bekannt. Er lehrt an der Moskauer Konservatorium und dem Höheren Musikschule in Wien.
    Nesterenko ist der Autor zweier Bücher - "My Way of Arbeiten mit
    Singers" und "Reflections on My Profession" - und ist Autor von über 200
    gedruckten Werken.
    Er ist einer der erfahrensten Musikwettbewerb Juroren in der Welt.

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Er gewann die Goldmedaille bei der vierten Moskauer Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb , der ihn gewann eine Einladung zum Moskauer Bolschoi-Theater


    Dies ist eine interessante Formulierung, verschleiert sie doch die Tatsache, dass Nesterenko zum Moskauer Bolschoi-Theater "abgeordnet" wurde, ein Schicksal, das auch Elena Obrasztsova und Vladimir Atlantov widerfahren war, die eigentlich ihre künstlerische Heimat im ursprünglichen Leningrad hatten.


    Gruß, Peter

  • Heute wird er 75:
    Nesterenko, Jewgenij, russischer Bass, * 8.1.1938 Moskau.
    Wurde von Lukanin in Leningrad ausgebildet, debütierte dort 1963 am Malij-Theater als Gremin und war in den folgenden Jahren einer der führenden Bässe des Kirow-Theaters. Gewann Preise in Sofia und beim Tschaikowskij-Wettbewerb und kam 1971 ans Bolschoj-Theater nach Moskau, wo er Boris Godunow, Dosifej und Chan Kontschak in Chowanschtschina sang, daneben auch Don Basilio, Verdis Ferrando. Mit dem Bolschoj-Theater gastierte er 1973 an der Mailänder Scala, 1974 in Wien, 1975 in New York (jeweils als Boris). An der Mailänder Scala trat er 1978 als Philipp II. in Ronconis Inszenierung des Don Carlos auf, später sang er dort auch Rossinis Mosè.
    In München trat er 1980 als Sarastro und Daland auf. 1984 war er Attila und Zaccaria in Barcelona, 1986 erschien er bei den Bregenzer Festspielen. 1987 Boris Godunow in Wiesbaden sowie Dosifej in Chowanschtschina in Savonlinna, 1989 Kontschak in Fürst Igor in München (Olympiahalle) und Iwan Sussanin an der Scala, 1990 Philipp II. in Orange....

    (Quelle: Reclams Opernlexikon, S. 5771 (c) 2001 Philipp Reclam jun.)



    :jubel::jubel::jubel:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Mein lieber Harald!


    Es freut mich, daß Du hier zum Geburtstag an einen meiner Lieblingsbassisten erinnerst. Ich besitze einige interessante Aufnahmen mit ihm. Über Weihnachten sah ich eine sehr schöne Gesamtaufnahme der Oper "Attila" aus der Arena di Verona auf Video. Hervorragend inszeniert (Nesterenko kommt hoch zu Roß in die Arena), und mit Maria Chiara und Veriano Luchetti hat er ebenbürtige Partner. Ich schließe mich hier den Glückwünschen zum 75. Geburtstag an.

    W.S.

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    Obwohl bereits an anderer Stelle des Forum berichtet, gehört die Nachricht auch hierher: Jewjeni Nesterenko ist am 20. März 2021 in Wien gestorben .

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Wie auch Burchuladze ist Nesterenko für mich ein Stimmbesitzer - eine voluminöse , wohl timbrierte Bassstimme, die in keiner Lage Schwierigkeiten kennt. Ich habe ihn des öfteren in Hamburg erlebt, ob als Filippo, Fiesco, Gremin, Basilio oder sogar als Don Pasquale. Immer war seine stimmliche Leistung über jede Kritik erhaben, aber immer hat mir etwas gefehlt, was die zu interpretierende Figur über das rein Vokale hinaus interessant machte und was ich bei Fachkollegen wie Ghiaurov, Christoff oder Siepi gefunden habe.

    Stimmbesitzer! Das ist ja auch schon mal was. :) Ich verstehe sehr wohl, was diese Ansage bedeuten soll. Teilen kann ich sie nicht. Es ist aber auch zu berücksichtigen, dass sie auf das Jahr 2012 zurückgeht. Vielleicht ist Peter Schünemann inzwischen zu anderen Eindrücken gelangt. Und ich kennen Nesterenko nur von Konserven, was einen Unterschied machen wird. Aber es ist nun mal so, dass immer mehr bedeutende Sänger auch der jüngeren Vergangenheit nur noch von Tonträgern wahrgenommen werden können.


    Aus gegebenem Anlass habe ich noch gestern am späten Abend diese und jene Szene aus russischen Opern gehört und war von Stimme und Gestaltung durchaus sehr angetan. Es liegt für mich im Wesen russischer Open des 19. Jahrhunderts, dass sie nicht so oder ganz anders dramatisch aufgeladen sind als beispielsweise Werke gleicher Zeit aus Italien. Sie tragen epische und betrachtende Züge in sich. Und dafür ist Nesterenko - wie ich finde - sehr, sehr gut geeignet. Zumindest weiß ich keinen, der es ihm heutzutage gleich täte.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold1876!


    Wie so oft in diesem Forum macht es einen Unterschied, ob man einen Sänger "live" erlebt hat oder ihn nur von Konserven kennt. Wenn ich mir den letzten Satz meines Zitats durchlese, stehe ich auch heute noch dazu, was ich 2012 geschrieben habe. Mit Ausnahme des Gremins habe ich ihn nicht in seinen russischen Partien gehört. Mag sein, dass ich bei seinem Boris zu einem anderen, positiveren Eindruck gekommen wäre. Aber als Filippo, einer Rolle, in der ich Nesterenko mehrfach in Hamburg gehört habe, kann ich ihn durchaus mit Ghiaurov, Christoff und Siepi vergleichen, die (zumindest für mich) die größeren Gestalter (in dieser Partie!) waren. Jedoch würde ich nie bezweifeln, dass Nesterenko ein beeindruckendes Stimmpotenzial hatte.


    Faszinierend finde ich Nesterenko hier in einer Aufnahme der Michelangelo-Suite von Shostakovich, die von diesem Sänger uraufgeführt worden war.



    Beste Grüße aus Finnland


    Peter Schünemann