Joseph Haydn: Die Jahreszeiten

  • Angeregt duch das Erscheinen einer Neuaufnahme, sowie einer Anfrage unseres Mitglieds Spatz habe ich mich entschlossen Haydns "Jahreszeiten" wieder einmal etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

    Haydn selbst schätzte das Werk wesentlich geringer, als seine "Schöpfung" und er begründete dies auch.

    Bei der Schöpfung, so meinte er, wäre das Thema Gott und sein Werk, bei den Jahreszeitn ginge es lediglich um Bauern.

    Diese Einschätzung teile ich indes nicht, ich glaube, vor die Wahl gestellt würd ich den "Jahreszeiten" den Vorrzug geben. Glücklicherweise stehe ich nicht vor dem Problem eines solche Wahl treffen zu müssen. :yes:

    Anders schauts da schon für den potentiellen Käufer aus, er muß sich entscheiden.Es gibt etliche Werke, die eigentlich nie ädiquat aufgenommen wurden. Bei den "Jahreszeiten" ist dies nicht der Fall, im Gegenteil: Jede mir bekannte Version hat ihre Meriten, wobei ich persönlich, von den mir zur Verfügung stehenden Einspielungen jene unter Marriner als die "schwächste" bewerte. (Mathis/Dieskau/Jerusalem) Ihr fehlt IMO der Überschwang wo er angebracht wäre, das dynamische Spektrum ist eher eingeengt.

    br> Meine jahrelange Referenz war die Karajan-Aufnahme, nicht zuletzt auch wegen der Gesangssolisten (Janowitz/Hollweg/Berry).



    Nach längerem Suchen habe ich das originale Coverbild schließlich doch noch im Internet gefunden......

    Heuer jedoch kaufte ich mir die Einspielung von Karl Böhm. Daß ich als eingefleischter Böhm-Fan positiv voreingenommen bin ist klar. Aber sollch eine perfekte Interpretation hat auch mich überrascht, allein im "Herbst" wo der Wein besungen wird endet die Szene in einem wilden Taumel wohligen Rausches :yes: Unerreicht.

    Nun steht jedoch eine neue Aufnahme unter dem Dirigat von René Jacobs in den Startlöchern. Laut "Spatz" wurde die Aufnahme sowohl in der englischen, als auch in der deutschen Presse mit Lob überhäuft, eine Tatsache, die Anlass zu äusserster Skepsis ist, denn sowas komm ja im allgemeinen nie vor :D



    Es wäre schön, wenn Ihr uns Eure "Jahreszeiten" vorstellen würdet (obwohl ich glaube, daß hier die Haydn-Anhänger eher spärlich vertreten sind, aber wer weiß, es sind ja etliche "Neue" da.)

    Vielleicht kennt auch schon jemand die Neuaufnahme und kann berichten.

    Gruß aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo in die Runde,


    @Alfred: ich muss dir zustimmen, die Aufnahme mit Marriner ist nicht gerade das, was man Referenz nennen kann.


    Aus diesem Grund hab´ ich mir auch dann die noch zugelegt:



    Da ich sowieso bei Oratorien, geistlichen Werken gerne zu Gardiner mit dem Monteverdi Choir (für mich !der! Chor überhaupt) greife, wurde ich auch diesmal nicht enttäuscht. Hervoragende Solisten (B. Bonney mit jugendlicher Frische, A. Rolfe-Johnson mit viel Elegeganz (Engländer halt) und A. Schmidt auf den Spuren Fischer-Dieskaus (der glaube ich auch zu seinen Lehrern zählte) gepaart mit einem superben Chor, straffen Tempi und wundervollen Klangfarben (man sollte sich mal die Partitur dazunehmen, dann merkt man erstmal auf wieviel Kleinigkeiten Gardiner gerade bei den Holzbläsern achtet), machen den Frust über die Marriner-Aufnahme ganz schnell wieder wett.


    Orgelpfeife

  • Hallo Alfred,


    so kommt man immer wieder in den Genuss, lang im Regal verborgenes wieder einmal aufzulegen :D. Mir ging so, dass ich eigentlich immer die Schöpfung vorgezogen habe und mich heute beim Hören der Jahreszeiten fragte, wieso eigentlich. Ich besitze obige Aufnahme mit Böhm ebenfalls und kann die nur zustimmen: Böhm erfasst die Stimmung der Jahreszeiten sehr genau.


    Abbitte leistet hiermit
    Uwe

  • Auch wenn ich nicht wirklich ein Fan von Hadns Oratorien bin, höre ich besweilen sehr gerne Böhms Aufnahme der Jahreszeiten, die mit Sicherheit eine der "ganz großen" Böhm-Aufnahmen darstellt. Sänger und Orchester sind ebenfalls allerbestens disponiert. Wenn bloß der Text nicht wäre... ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Spatz, hallo Rest der Klassikwelt,


    wie angedroht, äh versprochen nun ein kurzes Statement zu René Jacobs Einspielung von Haydns "Jahreszeiten"


    Zunächst die Gretchenfrage: Ist es eine gute Aufnahme ?
    Die Antwort ist: JA
    Ist es eine sehr gute Aufnahme?
    Die Antwort ist: JA
    Ist es die "beste" Aufnahme?
    Die Anwort ist: NEIN


    Zunächst mein Lob der Aufnahmetechnik. Diese Liveaufnahme von den Innsbrucker Festspielen ist sehr transparent und mit großem Dynamykumfang, ausserdem sehr durchhörbar und natürlich gelungen.


    Am Anfang der Einspielung hat man überhaupt den Eindruck, daß diese Aufnahme in Sachen Tontechnik alles bisherige in den Schatten stellt, ein Eidruck der im Laufe des Abhörens der Aufnahme jedoch relativiert werden sollte.


    Die Solisten ind IMO durchwegs ausgezeichnet, alledings vermisse ich Wallter Berrys unverwechselbares Timbe und die unvergleichliche Gundula Janowitz. Dies mag aber eine "Prägung" sein, die heutigen Hörern, die ohne Vorbelastung diese Aufnahme hören, kein Problem bereiten wird.



    Nun zum instrumentalen Teil: Das Dirigat ist ausgezeichnet, sehr individuell und interessant, das Freiburger Barockorchester ist in Hochform, die "Cembalosoli" sind ein Genuss.


    Dennoch gibt es Stellen, wo man erkennen muß, daß die alte Böhm-Aufnahme die Nase von hat:


    Da wäre speziell der Herbst zu nennen (diese Stelle ist meine liebste, ich kenne sie am besten) Die Jagdhörner (kein Wunder bei Naturhörnern) klingen bei Jacobs stets leicht schräg, bei Böhm sind sie einfach perfekt.
    Der Bonus der durchhörbareren Klanges geht bei Fortissimostellen weitgehend verloren, im hatte sogar den (subjektiven) Eindruck, daß die Alte Analogaufnahme hier geringfügig besser auflöst.
    Spätestens bei jener Stelle wo der Wein besungen wird (Haydn nannte die Stelle angeblich "eine besoffene Fuge") ist Böhm jedoch unschlagbar, jeder ernsthafte Trinker wird mir das bestätigen :yes:
    dessen Extase, die feinste Abstimmung aller Nuancen erreicht Jacobs jedoch nicht völlig, aber ium das zu relativieren, Karajan ebensowenig.
    Über die Marriner Aufnahmer breite ich gnädich den Schleier des "sich nicht erinnerns" (nein die ist nicht wirklich schlecht, aber "mittelmäßig" und das ist nicht genug wenn man die "erstklassigen" Einspielungen kennt.


    Resumé: Eine ausgezeichnete Aufnahme eines der IMO führenden Dirigenten unserer Zeit, mit sehr guter Besetzung und Tontechnik.
    Wenn ich eine andere Aufnahme noch höher bewerte, so tut das der Freude an dieser keinen Abbruch. Ich bin froh, sie in meiner Sammlung zu wissen...



    Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo zusammen,


    zu den Jahreszeiten hab ich auch erst vor kurzem gefunden. Hatte die Böhmaufnahme eigentlich einem guten Freund schenken wollen (der hat sie auch erhalten ;)), aber beim Reinhören im Laden fand ich den Zugriff von Böhm derartig packend, dass ich die erste CD ganz anhörte und sie dann nicht zuletzt auch wegen der großartigen Gesangsleistungen doppelt kaufte.
    Seitdem läuft sie sehr oft in meinem Player, die teils "naiven" Texte stören mich nicht. Sie passen stellenweise auch hervorragend zum (positiv!) naiven Charakter der Musik.


    Gruß
    Anti

  • Hallo Alfred,


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ist es die "beste" Aufnahme?
    Die Anwort ist: NEIN


    Bringt mich gleich auf die Frage, ob es sowas überhaupt gibt. Ich glaube ja nicht, dass es objektive "Referenzaufnahmen" wirklich gibt - es wird jede Aufnahme immer nur bestimmten Aspekten gerecht werden. Referenzen kann ich persönlich benennen, und die richten sich dann natürlich auch danach, was ich persönlich kenne. Absolute Referenzen kenne ich nicht.


    Zitat


    Die Solisten ind IMO durchwegs ausgezeichnet, alledings vermisse ich Wallter Berrys unverwechselbares Timbe und die unvergleichliche Gundula Janowitz. Dies mag aber eine "Prägung" sein, die heutigen Hörern, die ohne Vorbelastung diese Aufnahme hören, kein Problem bereiten wird.


    Da denke ich auch, dass es vor allem Prägung ist. Ich kenne zwar inzwischen die Böhm-Aufnahme, kann mich aber auch nach Berry und Janowitz durchaus daran freuen, dass es mit Henschel und Petersen (und Güra) auch heute noch Sänger gibt, die mit unverwechselbaren Timbres aufwarten :]


    Zitat


    Dennoch gibt es Stellen, wo man erkennen muß, daß die alte Böhm-Aufnahme die Nase von hat:


    Da wäre speziell der Herbst zu nennen (diese Stelle ist meine liebste, ich kenne sie am besten) Die Jagdhörner (kein Wunder bei Naturhörnern) klingen bei Jacobs stets leicht schräg, bei Böhm sind sie einfach perfekt.


    Nun muss man sich natürlich auch fragen, ob der leicht "schräge" Eindruck, den die Naturhörner machen, an der entsprechenden Stelle (die ja durchaus drastisch ist, wie schon der vorherig eingebaute Schuss zeigt), nicht genau der Klangeffekt ist, den Haydn auch wünschte. Will sagen: Mir erscheinen die perfekt aufspielenden Hörner bei Böhm eben zu perfekt für die geschilderte Jagd (BTW auch ein Problem, dass ich im "Freischütz"-Jägerchor oft habe).


    Zitat


    Der Bonus der durchhörbareren Klanges geht bei Fortissimostellen weitgehend verloren, im hatte sogar den (subjektiven) Eindruck, daß die Alte Analogaufnahme hier geringfügig besser auflöst.
    Spätestens bei jener Stelle wo der Wein besungen wird (Haydn nannte die Stelle angeblich "eine besoffene Fuge") ist Böhm jedoch unschlagbar, jeder ernsthafte Trinker wird mir das bestätigen :yes:
    dessen Extase, die feinste Abstimmung aller Nuancen erreicht Jacobs jedoch nicht völlig, aber ium das zu relativieren, Karajan ebensowenig.


    Mir scheint, dass er die Extase durchaus erreicht, dass aber an dieser Stelle problematisch wird, dass der RIAS-Kammerchor doch etwas zu klein besetzt ist (das Beiheft macht ja auch keinen Hehl daraus, dass es zu Haydns Lebzeiten Aufführungen mit größerer Sängerschar gab). Da wären etwas mehr vielleicht besser gewesen, um sich gegen das entfesselte Freiburger Barockorchester durchzusetzen.


    Beste Grüsse,


    Claus

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Hallo allerseits,


    ich bin nicht der große „Jahreszeiten“-Fan, weshalb die Anschaffung eher eine Pflichtübung war, um das Werk kennen zu lernen. In diesem Falle ließ ich also den Geldbeutel mitentscheiden :D .
    Dennoch bin ich zufrieden hiermit:



    Haydn: Die Jahreszeiten
    Laki, Wildhaber, Lika, Le Petite Bande, Kuijken


    Gruß, Cosima

  • Nachdem mich Peter von der"Schöpfung" so freundlich hierhergeleitet hat, möchte ich den Thread noch mal hervorholen. Ich hab gestern dort geschrieben, daß ich mit den Jahreszeiten nicht so recht warmwerden kann, von diesem Werk noch nie gefesselt war. Ich hab mir gestern noch mal die musikalisch sicher über jeden Zweifel erhabene Böhm- Einspielung hervorgeholt.Das ist richtig toll musiziert, dennoch springt bei mir kein Funke über. Ich glaube mittlerweile tatsächlich, daß dies am Werk selbst :stumm: - Quatsch, natürlich an meinem Geschmack liegt: Mir fehlt ganz einfach ein dramaturgisch tragfähiger Spannungsbogen, der sich auch in den Texten widerspiegelt und über mehr als zwei Stunden trägt. Reine Lyrik ist mir dann doch ein bißchen zu wenig.
    Ich glaube aber auch, daß ICH dieses Werk sehr wohl mit Genuß hören kann, wenn ich darauf verzichte es als Ganzes zu hören, sondern mich eher nach Stimmung und " Jahreszeit" an den einzelnen musikalischen Perlen erfreue.


    Ich werd mitteilen, ob sich mein Eindruck dadurch ändert.


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Hallo!
    Mir geht es wohl umgekeht wie den meisten anderen im Forum. Ich habe "Die Jahreszeiten" vor "Die Schöpfung" kennengelernt, und zweiteres Werk konnte ersteres in meiner Gunst nie überholen.
    Ich kenne offengestanden nur eine einzige Einspielung der Jahreszeiten, und dazu noch eine recht "exotische", nämlich diese hier:



    Aber durch diese Aufnahme habe ich mich für das Werk begeistert, und ich hatte daher nie den Drang, eine andere kennenzulernen.
    Ich wage aber (ins Blaue hinein, da ich keinen Vergleich habe) zu sagen, daß dies auch eine gute, empfehlenswerte Aufnahme ist.
    Viele Grüße,
    Pius.

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  • Salut,


    ist jemandem schonmal folgendes aufgefallen bzw. kann jemand dies bestätigen:


    Joseph Haydn zitiert in der Arie Nr. 38 [Es-Dur] Erblicke hier, betörter Mensch nach den Worten erschöpfet [ist] deines Sommers Kraft das Thema des langsamen Satzes aus Mozarts g-moll-Sinfonie KV 550 [ebenfalls Es-Dur].


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo, Ulli!
    Ich habe mal vergleichend reingehört:


    Zitat

    Original von Ulli
    ist jemandem schonmal folgendes aufgefallen bzw. kann jemand dies bestätigen:


    Joseph Haydn zitiert in der Arie Nr. 38 [Es-Dur] Erblicke hier, betörter Mensch nach den Worten erschöpfet [ist] deines Sommers Kraft das Thema des langsamen Satzes aus Mozarts g-moll-Sinfonie KV 550 [ebenfalls Es-Dur].


    Ich weiß nicht, ob ich das als bewußtes Zitat einordnen sollte.
    Dieses Motiv ist sehr passend, wenn man Schwinden von Kräften musikalisch ausdrücken will. Was natürlich zu spekulativen Interpretationen bei KV 550 anregt...


    Übrigens habe ich da einen ähnlichen Fall auf Lager, werde ich im Pastorale-thread schreiben.
    Viele Grüße,
    Pius.

  • Nach längerer Zeit möchte ich mich mal wieder den Einspielungen von Haydns "Jahreszeiten" widmen.
    Grund ist eine Aufnahme, die ich vor einigen Monaten erworben habe, die mich aber damals nicht begeistert hat. Kein Wunder hatte ich doch erst kurz zuvor die Aufnahme unter René Jacobs gekauft, meiner Meinung nach die beste Aufnahme der letzten Jahre, wenngleich Böhm hier unangefochtene Referenz ist. - und zwar ausnahmsweise nicht, weil die Aufnahme "klangschön" ist (das ist sie stellenweise natürlich auch) - sonderen wegen ihres Temperaments. (Ja Ihr habt richtig gelesen)


    Kommen wir aber zur Aufnahme, die eigentlich besprochen werden soll
    (Cosima jetzt bitte weghören - äh weglesen)




    Man kann die Aufnahme mit vielen Attributen versehen - Temperamentvoll ist sie indes nicht. Schon der Beginn ist eine Enttäuschung, ein zu schwach besetztes Orchester ohne Biß, ein paar "brave" aber nicht überragende Stimmen, eingeengte Dynamik.
    Es wird durchsichtig musiziert, sehr gepflegt -trotzdem weder klangschön noch mit Biß. Wohlwollend ausgedrückt könnte man sagen: kammermusikalisch. Ich war heute auch geneigt das so zu sehen - bis ich die alte Böhm aufnahme als Vergleich hinzuzog. Da wurde mein Urteil
    dann strenger. Im Unmittelbaren Vergleich klingt Böhms Aufnahme fast eine wenig ordinär -aufdringlich, aber das währt nur wenige Sekunden:
    Volle Dynamik, ein (zu?) präsentes Klangbild und pure Lebensfreude
    strömt aus den Lautsprechern. Die Kuiijken-Aufnahme klingt zeitweise wie Trauermusik (vergl. "Nun eilet froh der Ackersmann"). Die Dynamik ist die gesamte Zeit eingeebnet, das Orchester dünn und sirrend. Auch "Ewiger, mächtiger, gütiger Gott" ist lediglich ein Schatten, dessen was es sein soll. Das wird sowohl im Vergleich mit der Böhm- als auch der Karajanaufnahme (übrigens vorzüglich - leider leicht hallig) offenbar.
    Die "besoffene Fuge" ("Es lebe der Wein") ist ebenfalls unbefriedigend, aber da ist die Aufnahme keine Ausnahme: Der Chor klingt domestiziert, und scheint nicht zu wissen wovon er überhaupt singt, er kommt keine Freude auf. Bei jacobs ist diese Stelle DER Schwachpunkt der (ansonst guten)Aufnahme: Jacobs weiß wohl worum es dabei geht: Da er gegen Ende der Nummer rasant schnell werden will, drosselt er sein ansonst sehr flottes Tempo, damit er "zulegen" kann. Leider fehlt ihm das Gespür für diese Stelle, alles gerät ein wenig forciert und künstlich.
    Bei Karajan klingt das perfekt und überzeugend. Lediglich Böhm gelingt diese Stelle EINZIGARTIG, man merkt, daß er viel zeit in Wien , der Stadt der Weintrinker ( ;) :P ) verbracht hat: das Finale dieser Nummer ist ein einziger Taumel - Haydn hat einst geschrieben- ihm wäre danach ganz wirr im Kopf - allerdings ein perfekt kalkulierter. Man höre die Stelle einmal- und lasse sich mitreissen - man höre sie ein zweites Mal und beobachte die fein dosierten Tempo- und Dynamikrückungen.......


    Davon ist bei Kuijjken nicht viel zu hören - aus meiner Sicht wird hier das Cliche des "betulichen Haydn" bestens bedient. Es gibt überzeugendere Aufnahmen - wenngleich nicht allzu viele


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Kommen wir aber zur Aufnahme, die eigentlich besprochen werden soll
    (Cosima jetzt bitte weghören - äh weglesen)


    Kein Problem, Alfred ;), ich habe die Aufnahme ja selber nur ein paar Mal gehört (vor allem, weil mich das Werk an sich nicht so anspricht). Vom Hocker hat sie mich auch nicht gerissen, der Kauf war, wie ich schon oben schrieb, eine „Pflichtübung zu Bildungszwecken“. Im nächsten Leben gönne ich mir vielleicht noch eine Vergleichsaufnahme.


    LG, Cosima

  • Hallo Haydn-Freunde und alle anderen!


    Mich gelüstet es nach einem neuen Oratorium in meiner Sammlung - da gerade Haydn läuft, möchte ich bei ihm einen Schritt weitergehen und mich seinen 'Jahreszeiten' widmen.
    Viele hochgelobte Aufnahmen sind mir einfach zu teuer (Gardiner - der mich am meisten gereizt hat; Jacobs sowieso und leider auch Böhm - vielleicht, aber nur vielleicht, mache ich hier auch eine Ausnahme, nur würde die Anschaffung leider auch noch etwas dauern).


    Nun habe ich mir einmal drei Aufnahmen herausgepickt, die hier noch keinerlei Erwähnung gefunden haben:


    Blasi, Protschka, Holl, Wien SO, Harnoncourt - Aufnahme von '87; Apex


    "...ein Haydn in frischen, leuchtenden Farben, mit viel innerer Dynamik und äußerem Glanz. Höchste und hohe Bewertungen für Interpretation und Klangqualität."


    Kann dem zugestimmt werden???


    Cotrubas, Krenn, Sotin, Royal PO, Dorati - Aufnahme von '77; Decca


    Sibylla Rubens, Andreas Karasiak, Stephan MacLeod,
    Leipziger Kammerorchester, Schuldt-Jensen - Aufnahme von 2004; Naxos



    Ich würde mich freuen, wenn ihr mir bei der Entscheidung helfen könntet :hello:


    Vielen Dank schon einmal im Voraus!
    Lieben Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7


  • IMO nicht ohne Einschränkung; es ist zwar sehr lange her, dass ich die gehört habe, aber der Klang (und Orchesterklang) sind nicht optimal. Man hat Harnoncourts Eigenheiten, aber keine historischen Instrumente. Ich würde versuchen, Probe zu hören.


    (habe Jacobs neulich gekauft aber noch nicht gehört... ein Amazon-Anbieter hat sie gerade für gut EUR 15)


    Böhm kostet bei amazon freilich auch nur knapp EUR 14...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich habe dazu vor kurzem von einer anscheinend interessanten Neuaufnahme von 2006 bei Naxos mit den Wiener Philharmonikern und dem Schönberger Chor gelesen. Ich weiß aber keine Einzelheiten dazu.

    Anna-Beate

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Meine Lieblings-Aufnahme, die Stelle mit dem Wein ist wahrlich unübertreffbar.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Felipe II.


    Meine Lieblings-Aufnahme, die Stelle mit dem Wein ist wahrlich unübertreffbar.


    Bereits auf LP war es meine Lieblings-Aufnahme (rund '70??).
    :jubel: :jubel:

  • Is ist mir peinlich, ich habe da bei meinem Hinweis auf die Neuerscheinung etwas verwechselt.


    Naxos ist richtig, aber die Aufnahme ist mit dem Gewandhaus-Kammerchor und dem Leipziger Kammerorchester unter Schuldt-Jensen.


    Aus der Renzension dazu (aus meiner kostenlosen Wochenzeitung, damit hoffentlich das Zitieren rechtlich unbedenklich)
    "Diese neue Einspielung der Jahreszeiten von Joseph Haydn präsentiert schlanke, jugendliche Solostimmen und ein entschlacktes Klangbild des Leipziger Kammerorchesters in kleiner Besetzung und mit modernem Instrumentarium.
    Der Kammerchor des Leipziger Gewandhauses überstrahlt mit seiner sensiblen Darbietung das große, mehr als zweistündige Oratorium mit einer Leichtigkeit und schlichten Schönheit...".


    Ich selbst habe diese Aufnahme noch nicht gehört; da weder Haydn noch Oratorien so mein Fall sind.

    Anna-Beate

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  • Hallo,


    ich möchte gerne eine CD "Die Jahreszeiten, von Haydn" kaufen, wer kann mir eine Aufnahme empfehlen?


    Liebe Grüsse :hello:




    Zusammengefügt
    TB

  • Hallo musika,


    da gibt es natürlich ein breites Spektrum an Einspielungen. Die erste Frage dürfte schon mal sein, ob Du lieber eine dem romantischen Orchesterklang folgende Aufnahme oder doch lieber eine mit einem Ensemble aus dem Bereich der sog. "Alten Musik" erwerben möchtest.


    Eine gelungene Aufnahme ist sicher jene mit den Wiener Symphonikern und dem Chor des Wiener Singvereins unter Leitung von Karl Böhm. Diese Art "Programmmusik" lag Böhm offensichtlich, so dass das Zuhören hier viel Spass macht, die Details sind allesamt gut getroffen.


    Bei den Solist/innen erste Wahl: Gundula Janowitz mit ihrem charakteristischen Sopran, Peter Schreiers Ausnahmetenor und der warmtimbrierte Bass Martti Talvela, das hat Rang und Klasse.


    Der Zugewinn bei sog. "Originalklangensembles" liegt in einem geschärften Orchesterklang, in einer gewissen Härte des Gesamtbildes und in der besseren Durchhörbarkeit der Stimmen. Dazu die oft sehr energischen Dynamikwechsel, das dürfte auch für den Hörer/für die Hörerin interessant sein, die normalerweise nicht oft zu solchen Aufnahmen greift.


    René Jacobs hat eine schöne Aufnahme vorgelegt, mit dem "Freiburger Barockorchester", das in unserem Forum soeben einen eigen Thread bekommen hat, dazu der Rias Kammerchor (ein intressantes, gut klingendes Ensemble) und mit den Solist/Innen Marlis Petersen, Werner Güra und Dietrich Henschel erfährt diese Produktion eine hörenswerte Abrundung.


    Gut gefallen hat mir kürzlich die Einspielung von Nikolaus Harnoncourt - mit dem Arnold Schönberg Chor und den Wiener Symphonikern. Eine Live-Aufnahme, die zeigt, wie das klingen kann, wenn ein Altmeister der historischen Aufführungspraxis auf einen romantischen Klangkörper trifft. Mit Angela-Maria Blasi, Josef Protschka und Robert Holl sind die solistischen Partien ansprechend besetzt.


    Eine Aufnahme noch ausser Konkurrenz: ich mag den Tenor Werner Hollweg sehr. Deshalb findet sich in meiner Sammlung auch die "Jahreszeiten"-Aufnahme von HvKarajan, wieder singt die Janowitz, dazu Walter Berry und der Chor der Deutscher Oper Berlin, es spielen die Berliner Philharmoniker...

  • Liebe Musika,


    Ich habe etwa fünf Ausführungen dieses wunderbaren Werkes. Aber greife fast immer zu dieser Version zurück:



    Die hat m.E. etwas, daß ich nicht bei den anderen Versionen finde.


    Übrigens bist Du mit dieser billigen Brilliantaufnahme auch nicht schlecht beraten:



    LG, Paul


    @ Alviano Teils finde ich NHs Jahreszeiten wunderbar und teils ärgere ich mich immer. Und das liegt jedenfalls nicht an den Solisten, sondern nur and NHs manchmal "fremde" Interpretationen.
    Was Hollwegs Leistung betrifft: :jubel: :jubel: :jubel:

  • Hallo Paul, hallo Alviano,


    vielen Dank, das bringt mich schon mal weiter, hatte mir einige schon angesehen, war aber unsicher. Ich werde mich für die Bohm entscheiden, da mir auch die Solisten besser gefallen.



    Liebe Grüsse :hello:

  • Hallo musika,


    mit der Aufnahme unter Karl Böhm bist Du auf der absolut sicheren Seite. Das ist eine Aufnahme, die wohl allen Spass macht und die sich auch gut für Einsteiger/innen eignet.


    Mein ganz persönliches Lieblingsstück aus den "Jahreszeiten" ist das Lied der Hanne aus dem letzten Teil, dem "Winter": "Knurre, schnurre, knurre", das höre ich total gerne.


    Original von Paul

    Zitat

    Teils finde ich NHs Jahreszeiten wunderbar und teils ärgere ich mich immer. Und das liegt jedenfalls nicht an den Solisten, sondern nur and NHs manchmal "fremde" Interpretationen


    Hallo Paul,


    das stimmt schon - manches wirkt ungewohnt, aber gerade da liegt für mich auch ein Reiz, weil ich aufmerksamer zuhöre.


    Der Arnold-Schönberg-Chor gefällt mir auch gut bei dieser Aufnahme.


    LG

  • Da habe ich noch die alte Clemens Krauss Aufnahme


    Die Jahreszeiten


    mit:


    Georg Hann, Trude Eipperle, Julius Patzak.


    Der Wiener Staatsopernchor, Die Wiener Philharmoniker.


    Dirigent: Clemens Krauss


    Preiser Record PR 3053 / 55


    und die gefgefällt mir immer wieder, trotz mehrmaligem Hören, Georg Hann ist ein wunderbarer Simon und Trude Eipperle eine bezaubernde Hanne, der Lukas von Julius Patzak, da kenn man geteilter Meinung sein (manchen gefällt seine Stimme nicht - mir schon).


    Liebe Grüße sendet Euch Peter aus Wien.

  • Lieber Peter, liebe Musikfreunde,


    da Du auf eine historische Aufnahme von "Die Jahreszeiten" hinweist, möchte ich dies ebenfalls tun: Es handelt sich um die 1957 unter Karl Forster mit dem Chor der St-Hedwigs-Kathedrale und den Berliner Philharmonikern erschienene Einspielung. Die renommierten Solisten Agnes Giebel, Josef Traxel und Gottlob Frick bieten ausgezeichnetes Niveau. Chor und Orchester sind eine Klasse für sich. Aus meiner Sicht eine der schönsten Interpretationen des Werks.
    Wobei mich alle Oratorien-Aufnahmen von Karl Forster und seinem Chor begeistern. Der geistliche Herr und Musiker hatte offensichtlich eine besondere Affinität zu sakralen Werken.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber operus!


    Auch diese Aufnahem ist wundervoll.


    Agnes Giebel, die ja fast nur Messen und Oratorien gesungen hat, war auch eine wunderbare Pamina (leider nur konzertant),


    und Josef Traxel und Gottlob Frick sind herrlich, so einfühlend in den Partien.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien.

  • Ich lernet die "Jahreszeiten" 1965 in berlin mit den berl.philh. unter weise(?)und den soilisten Lisa Otto,Helmut Krebs und Josef Greindl kennen - und lieben. kaufte mir zunächst die hist.aufnahme unter clemens (auf lp)und vor einiger zeit die aufnahme unter karajan.beide aufnahmen gefallen mir heute noch gut, wenngleich patzak in der hist.aufnahme im vergleich zu hollweg mir heute etwas zu "antiquiert"singt. darunter verstehe seine deklamation und seinen gesangsstil. georg hann wirkt als simon etwas bäuerischer i.s.von zupackend,naturverbunden als berry.ihm nimmt man die "rolle" als landmann eher ab.

    friedrichsfelde

  • Salvete...


    "Die Jahreszeiten" ist ein Werk, das (wie der Komponist selbst...leider) sehr lange unterschätzt wurde und immer weit unter die "Schöpfung" gestellt wurde, zum Teil auch deswegen, weil Haydn das selbst gesagt hat.
    Der ORF hält sich natürlich an dieses Klischee und bringt die Schöpfung an seinem Todestag... :angry:
    nun ja...egal...
    Für mich sind die Jahreszeiten überhaupt nichts hinter der Schöpfung, ein unglaublich tolles Werk ( :jubel: :jubel: :jubel:), gerade, dass hier "nur die Bauern sprechen" ist an diesem Oratorium reizvoll und begründet diese ganz andere Aura...
    Ich liebe die Jahreszeiten - und sicher nicht weniger als die Schöpfung!!! :yes: :yes: :yes:


    Zu den Aufnahmen:


    - Böhm: :jubel:


    - Marriner: :kotz:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

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