Temperament aus Neuseeland: Frances Alda

  • Ihr heutiger 60. Todestag ist für mich Anlass, eine weitere Lücke zu schließen:


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    Alda, Frances (d.i. Frances (Fanny) Jane Davis), neuseeländisch/australisch/amerikanische Sopranistin, * 11.5.1879 Christchurch (Neuseeland), † 18.9.1952 Venedig.
    Sie erhielt ihre Ausbildung durch M. Marchesi in Paris und debütierte 1904 an der dortigen Opéra Comique als Manon.
    Nach Erfolgen in Europa kam sie 1908 an die New Yorker Metropolitan Opera (Gilda), wo sie bis 1929 neben der Farrar und der Bori das Fach des Soprano lirico sang.
    Von 1910 bis 1929 war sie mit Giulio Gatti-Casazza, dem Manager der Metropolitan Opera, verheiratet; ihre Erinnerungen Men, Women and Tenors sind wegen der Notizen zu Caruso, mit dem sie häufig sang, aufschlussreich und lesenswert.


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    Mit ihrer technisch hervorragend gebildeten, ausdrucksvollen Sopranstimme sang sie ein umfassendes Repertoire, das als Glanzrollen die Mimi in »La Bohème«, die Butterfly, die Traviata, die Gilda im »Rigoletto« und die Leonore im »Troubadour« enthielt.
    Durch ihr cholerisches Temperament kam es im Lauf ihrer Karriere oft zu Streitigkeiten und Auseinandersetzungen, die zum Teil vor Gericht ausgetragen wurden).
    Auf einer Europareise starb sie 73jährig in Venedig an einem Herzschlag.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Bei Frances Alda gibt es viel zu entdecken. Ein voller lyrischer Sopran. Sie war weit mehr als Madame Gatti-Casazza, stand aber an der Met leider im Schatten von Geraldine Farrar, mit der sie sich über weite Strecken dasselbe Repertoire teilte. Sie hat auch ein sehr unterhaltsames Buch geschrieben: Men, women and tenors.

  • Hallo Harald,


    schön, dass Du an diese Sängerin erinnerst. Ich habe von ihr das nebenstehende Album - momentan bei Amazon nicht verfügbar, bei Amazon.com "nicht bezahlbar".


    Erwähnen möchte ich - stellvertretend für einige andere superbe Aufnahmen, die sie gemacht hat - das wunderbar gesungene Terzett "Qual voluttà trascorrere" aus "I Lombardi" von Giuseppe Verdi mit Enrico Caruso und Marcel Journet (1912). Feinste Schattierungen gesellen sich hier zu perfekter Phrasierung, Caruso ist hier ebenfalls "at his best".

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Einmal mehr erweist sich auch in diesem Fall youtube als wichtige Schatztruhe. Man lausche nur diesem wundervollen Klangbeispiel: eine für mich erstaunlich gute, fast schon ans Wunderbare grenzende Klangqualität, dafür, dass die Aufnahme 1925 gemacht wurde. Ihre Stimme hat für mich etwas ungeheuer Zartes, Weiches, eine natürliche Helle und Klarheit, dabei singt sie für mein Ohr mit einer sehr berührenden, feinen Empfundung - toll. Eine veritable Entdeckung. Dieser Name war mit bis vor kurzem unbekannt - welch ein Versäumnis. Ich bin sehr angetan. Was für eine Stimme!


  • Frances Alda wuchs in Melborne auf, ebenso wie Nelly Melba sie bekam ihre Gesangsausbildung von der gleichen berühmten Lehrerin, Madame Marchesi, welche für beide den jeweiligen Künstlernamen kreierte. Und sie waren Feinde von Anbeginn. Melba vermochte es immer wieder ihrer Rivalin Auftritte streichen zu lassen, und generell stand die Aldi meist im Schatten von Melba, die ihre Beziehungen schamlos ausnützte um ihrer Konkurrentin zu schaden, wo sie nur konnte......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Man mag mir vorwerfen, dass ich hier nur ein Bild einer CD einstelle. Aber im Falle von kaum mehr erhältlichen Tonträgermaterial verklungener Stimmen ist es besonders wichtig Quellen ausfindig zu machen, welche die beschriebenen Sängerinnen und Sänger wieder zu virtuellem Leben erwecken, oder weniger geziert ausgedrückt, Aufnahmen zu finden, wo man die alten Stimmen noch hören kann. Im vorliegenden Fall ist die mögliche Bezugsquelle:


    http://vocal-classics.com/prod…fo=p168_Frances-Alda.html


    Eine Tracklist der vorhandenen Nummern ist ebenfalls zu sehen...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich stelle gerade mit Erstaunen fest, daß ich weder in Vinyl noch auf CD Aufnahmen mit Frances Alda besitze. Wenn überhaupt, dann nur auf Schellackplatten. Daher kommt mir die von Alfred eingestellte CD gerade recht. Und der Preis stimmt auch.

    W.S.

  • Das freut mich, wenn ich auf etwas hinweisen, konnte, das noch nicht alle kennen. Zur Erhöhung der "Farbigkeit" des Threads verlinke ich hier zu einer Aufnahme, wo Frances Alda im Duett mit Ernrico Caruso singt - wenngleich mir bewusst ist, daß solche Links nur von begrenzter Dauer sind - aber was hält schon ewig? Für den Moment indes machen wir auf eine (fast) vergessene große Stimme des Beginns des 20. Jahrhunderts aufmerksam - die derzeit noch auf Tonträger erhältlich ist.



    Il Trovatore : Miserere (1909)
    Der Soundtrack der hier gezeigten Aufnahme ist übrigens auf der weiter oben gezeigten Aufnahme als Track Nr 9 enthalten - möglicherweise in einer anderen Überspielung (= Filterung)


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und sie waren Feinde von Anbeginn. Melba vermochte es immer wieder ihrer Rivalin Auftritte streichen zu lassen, und generell stand die Aldi meist im Schatten von Melba, die ihre Beziehungen schamlos ausnützte um ihrer Konkurrentin zu schaden, wo sie nur konnte......


    Lieber Alfred,


    das ist in der Tat interessant, das wusste ich noch nicht; ein Grund mehr, sich mit beiden Sängerinnen näher zu befassen. So ist wirklich nachzulesen, dass aus unerfindlichen Gründen sechs Vorstellungen an der Covent Garden Opera platzten, bis ihr klar wurde, dass die Melba dahinterstand.
    Auch im Privatleben war ihr wenig Glück beschieden; sie heiratete den Impresario Giulio Gatti-Casazza, wodurch sie automatisch zum Feindbild von seinen Gegnern wurde; man kritisierte sie in rüder, unsachlicher Form, sie würde blöken wie die Schafe ihres Heimatlandes... Auch ihr Ehemann sorgte für Konfliktstoff, u.a. wollte er sie dazu bewegen, unter dem Namen Gatti-Casazza aufzutreten - vergebens. Die Ehe wurde letztendlich geschieden. Sie meinte, sie habe zwei entscheidende Fehler im leben gemacht: Gatti-Casazza zu heiraten und sich von ihm scheiden zu lassen...


    Quelle: http://www.nzedge.com/frances-alda/


    Auch ich danke jedenfalls für die Links, sie sind durchaus wertvoll, selbst wenn sie nicht von Dauer sein sollten. Immerhin erlauben sie uns, eine unglaubliche Stimme zu hören.


    Im Übrigen findet sich auch diese CD - Ausgabe:


  • Auch im Privatleben war ihr wenig Glück beschieden; sie heiratete den Impresario Giulio Gatti-Casazza, wodurch sie automatisch zum Feindbild von seinen Gegnern wurde; man kritisierte sie in rüder, unsachlicher Form, sie würde blöken wie die Schafe ihres Heimatlandes... Auch ihr Ehemann sorgte für Konfliktstoff, u.a. wollte er sie dazu bewegen, unter dem Namen Gatti-Casazza aufzutreten - vergebens. Die Ehe wurde letztendlich geschieden. Sie meinte, sie habe zwei entscheidende Fehler im leben gemacht: Gatti-Casazza zu heiraten und sich von ihm scheiden zu lassen...

    Auch auf Romophone gab es eine schöne CD Ausgabe. Als sie Gatti Casazza heiratete, zog sie sich anstandshalber (auch um niemandem Angriffsfläche zu bieten) für einige Zeit von der Bühne der Met zurück. Sie besaß eine scharfe Zunge, empfehlenswert, scharfsinnig und unterhaltsam auch ihre Autobiografie: "Men women and tenors."

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  • Liebe Gioconda,


    danke für Deine erläuternden Hinweise und den verdienstvollen Vermerk bezüglich der Biographie - meine Leseliste wird dadurch wieder etwas länger. Wie schön, das dieses wertvolle Zeitzeugnis und Dokument tatsächlich noch erhältlich ist! Das Buch ist in gedruckter Form nur gebraucht und kostspielig zu erwerben, lässt sich jedoch auch als günstiges ebook für etwas mehr als 5 Euro beim Werbepartner herunterladen:


  • Liebe Gioconda,


    danke für Deine erläuternden Hinweise und den verdienstvollen Vermerk bezüglich der Biographie - meine Leseliste wird dadurch wieder etwas länger. Wie schön, das dieses wertvolle Zeitzeugnis und Dokument tatsächlich noch erhältlich ist! Das Buch ist in gedruckter Form nur gebraucht und kostspielig zu erwerben, lässt sich jedoch auch als günstiges ebook für etwas mehr als 5 Euro beim Werbepartner herunterladen:


    Gerne - ich finde ja schon den Titel allein großartig und vielsagend... :)