Zitate aus "Das Opernglas" Nr. 9/2012

  • Nachstehend unkommentiert einige Auszüge aus Opernkritiken, veröffentlicht in der o.g. Zeitschrift.


    Aus dem Fliegenden Holländer von den Bayreuther Festspielen, Regie Jan Phillipp Gloger, Kritik von R.Tiedemann (immerhin Chefredakteur)


    - Holländer wie Senta sind Sinnsuchende inmitten einer heutigen, stereotyp durchorganisierten, extrem beschleunigten und weigehend emotionsarmen Welt, die auf Profit, Konsum und Prestige ausgerichtet ist: Er, des ewigen Strebens nach Geld, Macht und Ansehen überdrüssig, verloren im endlosen Strom unkotrollierbar gewordener Datennetze und bedrohlich rasender Datenkolonnen (Umsatzzahlen, Aktienkurse, Schuldenberge, Verbannungsewigkeit) ein Außenseiter wie Senta, die in der mittelständischen Fabrik ihres Vaters die Arbeit verweigert und sich stattdessen aus den Umverpackungen der hier produzierten Tischventilatoren /summ, summ) eine Traumwelt bastelt.


    Aus der Salzburger Boheme, Regie Damaino Michilietto, Kritik von M.Wilks


    - Die Jungs in ihrer kaum aufgeräumten WG sind betont lässig. Bei Mimi weiß man nicht, welche physischen und psychischen Probleme sie schon hat, als sie zu Beginn aus einem Zimmer kommt, vermutlich von einem (zahlenden) Liebhaber............ Insbesondere im dritten Bild, das in einer Imbißbude an einer trostlosen Pariser Außenbezirksautobahn spielt, wird der tragische Ausgang der Geschichte überdeutlich.


    Aus Brüssel der Trovatore, Regie Dmitri Tcherniakow, Kritik von G. Rademachers


    - Nach und nach treten sie ein, gehen unsicher ein paar Schritte hin und her und sehen sich um in einer dunklen, labyrinthartig verschachtelte Großbürgertums-Wohnung aus dem 19, Jahrhundert. Die 5 Figuren scheinen sich zu kennen, nicken sich kurz zu, gehen sich bewußt aus dem Weg oder begrüßen sich mit Wangenkuß....... Die Tür ist zu, keiner kommt mehr raus.... An hand der von Gesprächsleiterin Azucena verteilten Texte versucht man sich zunächst im Rollenspiel, das, wie in einer Übertitelunh zu erfahren ist, an ein Jahre zurückliegendes geschehen erinnert. Bis plötzlich die Situation außer Kontrolle gerät und aus dem Spiel Ernst wird. Graf Luna, im schicken Manager-Outfit, nimmt die anderen mit vorgehaltenem Revolver als seine Gefangenen. Am Ende sind alle bis auf Azucena tot: Leonore begeht Selbstmord, Amokläufer Luna erschießt erst Ferrando, dann seinen Bruder Manrico und erleidet dabei selbst einen tödlichen Herzinfarkt.......Brüssels La Monnaise hat mit dieser Aufführung nachdrücklich den Ruf bestätigt, zu den führenden Opernhäusern in Europa zu gehören.


    Aus der Kammeroper Schloß Rheinsberg, die Oper heißt Kronprinz Rudolf, ist von Siegfried Matthus, Regie Kay Kuntze (der ist Generalintendant meines Heimattheaters in Gera), Kritik von J.Gahre


    - Immer wieder gelingen Kuntze Bilder von schockierender Eindringlichkeit: Wenn der König mit seinen Saufkumpanan zecht und der Kronprinz dadurch gedemüdigt wird, daß die "langen Kerls" höhnisch grölen "Der Arschfick ist ein Hochgenuß", dann zeigen sie ihm den blanken Hintern.


    Das muß man nicht kommentieren, das ist auch nicht von mir. Aber es tut mir weh, sowas lesen zu müssen.


    In dieser Ausgabe aber auch interessante Interviews mit Edda Moser u.a. , dabei auch mit der Regisseurin der im Tamino besprochenen Regisseurin Elisabeth Stöppler - in Dresden "Wir erreichen den Fluß". Sie sagt darin auch: Die Regiearbeit muß kontrovers ausfallen, wenn es das Stück verlangt. ... Die Menschen zu bewegen, heißt nicht, ihnen das zu lassen, was sie am liebsten mögen.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich lass mich ja auch gerne bewegen, aber nicht durch eine Verunstaltung der Handlung. Z.B. die ersten Kritiker der Elektra Premiere an der Rheinoper fanden diese Inszenierung nichtssagend und warum ? Weil es dort kein Blut auf der Bühne, keine angedeutetenden sexuellen Handlungen gab. Und sie konnten das Publikum nicht verstehen, das auch das Regieteam so begeistert gefeiert hat , vielleicht grade deshalb . Dann bewegt mich lieber so eine Inszenierung als wie die Macht des Schicklsals in Köln

  • Ich habe das Opernglas noch nicht gelesen, da ich zur Zeit im Ausland bin, aber die Kritiken des Herrn Chefredakturs Thiedemann sind in der Vergangenheit immer so gewesen, dass sie immer Lobeshymnen auf den größten Müll waren....ich erinnere mich da z.B. an den Hamburger Klassenzimmergrin oder die Meistersinger einer gewissen Bayreuther Blondine....Andere Kritiker des Opernglases sind ( im Gegensatz zur Opernwelt) durchaus Regietheater-kritisch und das ist der Grund warum ich dieses Heft immernoch regelmässig lerne. Zwar werden da immer wieder die größten Regietheaterdeppen wie jetzt diese Stöpplerin interviewt, aber es gab in den letzten Jahren auch noch Interviews mit Franco Zeffirelli und Otto Schenk, sodass noch eine gewissenAusgewogenheit da sind... Das Interview mit der Stöpplerin ist aber eine Riesenunverschämtheit und man müsste diese Intelligenzbestie mal daran erinnern wer ihren Stöpplerkram finanziert hat....

  • Einer der Kritker des Opernglas ist auch immer " Experte ? " bei den Fernsehübertragungen von Arte von den Bayreuther Festspielen. Und natürlich sind alle Inszenierungen wunderbar und fantastisch.

  • Das Ganze ist eine funktionierende Seilschaft von Regisseuren, Theaterleitern, Dramaturgen, Journalisten und (Pseudo?)-Intellektuellen, die das Operngeschehen dominieren. Was können normale Opernfreunde dagegen setzen?


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Das muß man nicht kommentieren,


    Da hast Du völlig recht, lieber La Roche. Das muß man wirklich nicht kommentieren. So etwas kann man auch nicht kommentieren, denn da fällt einem auch nix zu ein. Das sind Geschichten aus dem "Irrenhaus", produziert von kaputten Typen, von denen man nicht genau weiß, sollte man sie verachten oder bedauern.
    Da kann man nur froh und dankbar sein, daß das eigene Gedächtnis mit den Erinnerungen an gute (Theater-) Zeiten noch funktioniert. Da bin ich mit Stolz gern ein "ewig Gestriger".


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Was also kann man dagegen setzen, lieber Operus? Ganz einfach: Nicht alles lesen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat Rheingold1876:

    Zitat

    Was also kann man dagegen setzen, lieber Operus? Ganz einfach: Nicht alles lesen.


    Ich möchte hier noch ergänzen: Nicht alles lesen, aber auch nicht sehen und hören. Schade, daß man diesen Regie-Müll nicht entsorgen kann.

    W.S.

  • Zitat

    Das Ganze ist eine funktionierende Seilschaft von Regisseuren, Theaterleitern, Dramaturgen, Journalisten und (Pseudo?)-Intellektuellen, die das Operngeschehen dominieren. Was können normale Opernfreunde dagegen setzen?

    Ich bin einverstanden - bis auf das Wort "Intellektuelle" - ob Pseudo oder nicht.


    Es bedarf einer gewaltigen Portion an Frechheit, Stumpfsinn und Hässlichkeiten als "intellektuell" zu verkaufen - und deren Schöpfer dieses Attribut ebenfalls zuzuorden, was sie in der Regel solange auf penetranteste solange tun, bis es von jedermann nachgeplappert wird. auch akademische Titel, ein Studium der Theaterwissenschaft oder der Titel "Kulturredakteur", "Chefdramaturg", "Intendant" etc. sind kein Garant für Intellekt und schon gar nicht für guten Geschmack, Takt und einige weitere altmodische Tugenden.



    Zitat

    Was können normale Opernfreunde dagegen setzen?

    Nicht in die Oper gehen und Jubelrezensionen negieren.


    Dann wird sich nämlich zeigen, was der Nachteil von Seilschaften ist: Verliert der oberste Mann nämlich den Halt, dann reisst er mit seinem Seil nämlich ALLE in die Tiefe, wo sie sich den Hals brechen. In froher Erwartung auf dieses freudige Ereignis stoße ich bereits heute mit einem Glas Sekt an....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred Schmidt,


    sollte das wirklich die Sprache und die Form sein, die wir hier pflegen? Ich verstehe ja den Unmut über derlei Theater und Seilschaften. Aber beides lässt sich doch nicht mit solchen sprachlichen Ausfällen aus der Welt schaffen. Es lässt sich überhaupt nicht aus der Welt schaffen, was einmal da ist. Nur, weil ich mit einer Form von Kunst nicht einverstanden sind, müssen sich doch deren Verursacher nicht gleich "den Hals brechen" - und dann noch ein Glas Sekt darauf trinken. Ich ahne, das ist alles nicht so gemeint und soll nur eine Überspitzung sein. Aber es steht nun so mal da. Ich persönlich gebe sehr viel auf Sprache und darauf, was geschrieben steht. Im Übrigen können Intellektuelle doch nicht nach Positionen beurteilt werden, die sie einnehmen - auch auf künstlerischem Gebiet. Sie agieren immer unabhängig davon. Entscheidend ist ihre Bildung, ihre wissenschaftliche Kompetenz, ihre Fähigkeit, erworbene Kenntnisse und Erkenntnisse in gesellschaftliche Debatten und Auseinandersetzungen einzubringen. Ob das nun gefällt oder nicht. Sie müssen nicht zwangsläufig Konsens herstellen. Oder Oper so inszenieren, dass es allen gefällt.


    Ich bin der Letzte, der das gutheißt, was sich heute auf dem Theater abspielt. Es ist ist nicht mehr mein Theater. Wenn ich Lust habe, streite ich mich darüber. Aber was ich da eben gelesen habe, das ist kein intellektueller Streit, das ist mehr eine Art Beschimpfung.


    Mit besten Grüßen ins gepflegte Wien, wo der Hofrat immer auch so angesprochen wird.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Ich zitiere mal, was ein Zeitl-Leser zur Rezension des Brüsseler "Troubadours" meint und stimme ihm zu:



    2. Kritik(-losigkeit)


    Dieser Beitrag ist völlig distanzlose Lobhudelei. Es verursacht immer Unbehagen, wenn sich bei einer ach so genialen Inszenierung überhaupt kein Kritikpunkt finden lässt und in banale Handlungen die großartigsten Wirkungen implementiert werden. Die kritische Methode gebietet es immer, Schwachstellen zu suchen, nur dadurch kann man die Stärken einer Idee wirklich abschätzen. Dieses liest sich wie eine Werbebroschüre, der sinnlose plakative Seitenhieb auf den vermeintlich berühmteren Wagner inklusive.
    Die Frage, welche der Text einem aufdrängt, ist jene, ob die Operninszenierung nicht schon lange tot ist. Fachfremde dürfen machen was sie wollen, alles ist immer toll, die Leute rennen erst recht rein, wenn sich "skandalöse" Formen andeuten. Kein Wunder, dass dabei solche "Kritiken" herauskommen. Die Angst des Regiesseurs vor dem Vorwurf des Reaktionismus' oder noch schlimmer Provinzialismus' lässt nur noch Radikalität und Minimalisierung zu. In so vielen Opernhäusern stellen die Orchester und die klassischen Kompositionen diese dionysische Verbindung zum Publikum her, wirkt das "große griechische Gefühl". Das Publikum verschließt die Augen oder drückt beide zu. Da muss einfach mehr kommen, das erwarte ich von Profis!


    Gefunden habe ich das hier: http://www.zeit.de/2012/25/Oper-Bruessel


  • Brüssel war Opernhaus des Jahres: Diese Anreise kann man sich also getrost sparen und diese Lobeshymne ist einfach nur peinlich!

  • Zitat

    Zitat von Rheingold: Was also kann man dagegen setzen, lieber Operus? Ganz einfach: Nicht alles lesen.

    Noch viel einfacher: Solche Zeitschriften abbestellen, denn wenn man sie weiterhin kauft und nur die Hälfte liest, merken die das doch nicht. Und ein Weiteres: Auch wenn man die Oper live so sehr liebt, einfach mal boykottieren, wie ich es seit ein paar Jahren tue. "Augen zu und durch" lässt es die Verantwortlichen für diesen Müll doch auch nicht merken.



    Zitat

    Zitat von Rheingold: sollte das wirklich die Sprache und die Form sein, die wir hier pflegen? Ich verstehe ja den Unmut über derlei Theater und Seilschaften. Aber beides lässt sich doch nicht mit solchen sprachlichen Ausfällen aus der Welt schaffen.

    Lieber Rheingold,


    ich empfinde diese symbolische Ausdrucksweise keineswegs als Ausfall. "In die Tiefe fallen und sich den Hals brechen" kann man meiner Ansicht nach im allgemeinen Sprachgebrauch durchaus für "scheitern" verwenden, wenn man sich einmal krass ausdrücken will. Und das, was in den letzten Jahren an Ausschuss produziert wird und die Seilschaften, die dieses fördern, verdienen durchaus krasse Ausdrücke. Sollte der Konsument, dem dieser Dreck mit der - ebenso krass ausgedrückten - Parole "Friss Vogel oder stirb" hingeworfen wird, nicht ebenso krass reagieren???


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • ich lese das Opernglas umsonst in der Bahnhofsbücherei. Für so einen Schwachsinn wäre mir mein Geld zu schade. Den Troubardour aus Brüssel habe ich als Stream auf der Internetseite des Opernhauses gesehen. So einen Schwachsinn habe ich lange nicht mehr gesehen. Zudem waren die Sänger schlecht und Herr Minkowski hetzte durch die Partitur als ob er an dem Abend noch was besseres vorgehabt hätte. Das Publikum vor Ort muss wohl auch nicht so begeistert gewesen sein, denn es gab sogar nach einigen Arien gar keinen oder nur sehr schwachen Applaus gab.

  • Zitat

    sollte das wirklich die Sprache und die Form sein, die wir hier pflegen? Ich verstehe ja den Unmut über derlei Theater und Seilschaften. Aber beides lässt sich doch nicht mit solchen sprachlichen Ausfällen aus der Welt schaffen. Es lässt sich überhaupt nicht aus der Welt schaffen, was einmal da ist.


    Hierzu möchte ich zwei Dinge sagen:


    Erstens - Ich sehe hier keine "sprachlichen Ausfälle", kein einziges Schimpfwort kommt vor.
    Meine Sprache ist korrekt - mit einem bösartigen Unterton.
    Und in der Tat bin ich böse wenn MEIN Theater zerstört wird - und das noch mit MEINEM Steuergeld.


    Zweitens: Es lässt sich durchaus ALLES aus der Welt schaffen was einmal da ist - man muß es nur aus der Welt schaffen WOLLEN und dann kompromisslos daran arbeiten, daß es auch verschwindet.
    Die heutige Welt ist jedoch gezeichnet von allen Möglichen Übeln - und es ist in Mode, daß alles "beschönigt" wird.


    Wenn ein Werk oder eine Inszenierung absoluter Müll ist - dann hat man die Leute soweit gebracht, dass sie SELBST sagen: Ich verstehe das Werk noch nicht - ich habe (noch) keinen Zugang


    Das deutet auf eine Zerstörung des Selbstwertgefühls hin, auf einen eingestandenen Mangel an Urteilsvermögen, einen Kompromiss mit dem Minderwertigen. Wenn ich über Leute sage, sie seien ein übles Gesindel - dann schwächt man ab: "Es sind MENSCHEN".
    Das mag sein - aber es gibt eben Menschen die man als Gesindel bezeichnen muß - weil es dafür keinen anderen Ausdruck gibt. Mit Beschimpfung hat das nichts zu tun. Mein Ausdruck über die "Seilschaften" und ihr mögliches Ende war doppelbödig gemeint. Zum einen symbolisch - zum anderen was ich den Zerstöreren meines Theater im Innersten wünsche. Jeder kann sich aussuchen was er will.


    Vor hundert Jahren hätte man solchen Leuten nicht einen symbolischen Genickbruch gewünscht, sondern man hätte sie mit faulen Eiern und ebensolchen Tomaten beworfen. Heute übt man unwirksame Kritik am Regietheater und seinen Protagonisten - und erwartet gar nicht, daß dies Erfolg zeitigen werde - eben weil man mit unwirksamen Mitteln kämpft.


    Wenn ICH hingegen etwas erreichen will, dann lasse ich mir keine "Spielregeln" aufzwingen - dann setze ich jene Aktivitäten, die notwendig sind um den Gegener auszuschalten - ohne Rücksicht auf irgendetwas.


    Alle heute erfolgreichen Institutionen haben so agiert, allen voran die katholische Kirche, die es geschafft hat, ihre Gegner öffentlich zu verbrennen und dennoch bis heute als "moralische Instanz" zu gelten.....
    Ich empfehle hier auch die Firmengeschichte von Kuka Kola bei Wikipedia nachzulesen - mit welcher Konsequenz hier der Erfolg erzwungen wurde.....


    mit freundlichen Grüßen
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat Rheingold 1876.

    Zitat

    sollte das wirklich die Sprache und die Form sein, die wir hier pflegen? Ich verstehe ja den Unmut über derlei Theater und Seilschaften. Aber beides lässt sich doch nicht mit solchen sprachlichen Ausfällen aus der Welt schaffen.


    Hallo, Rheingold!


    Ich sehe auch nichts Verwerfliches in den Ausführungen von Alfred! Viel schlimmer ist es für mich, daß man heute Opernsänger zwingt, bei solchen Exzessen wie Sex-Orgien und anderweits ekligem Dreck auf der Bühne mitzumachen! Die Protagonisten haben kaum eine andere Wahl um ihren Job nicht zu verlieren. Das ist Nötigung in der schlimmsten Form!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Ich gebe Dir vollinhaltlich recht. Leider ist das Bewerfen mit faulen Eiern oder mit Tomaten aus der Mode gekommen. Dabei stinkt mir nicht einmal das Regietheater so sehr, sondern die Tatsache, daß es keine Alternativen gibt, natürlich von Wien und großen Teilen Italiens und des Ostblocks abgesehen. Hier gibt es wenigstens ab und zu eine Oper, die nicht nur Regietheaterenthusiasten befriedigt.


    Was können wir tun? Nicht hingehen hat bisher auch nichts gebracht. In meinem Haustheater Gera war noch vor 10 Jahren jede Premiere im Musiktheater incl. Ballett ausverkauft. Jetzt werden Karten im 2. Rang gar nicht mehr angeboten, der bleibt größtenteils zu. Dazu ist die Anzahl der Aufführungen weniger geworden. Also weniger Aufführungen, weniger Neuinszenierungen vor weniger Publikum. Es gibt immer Leute, die ohne bestimmte Vorstellung ins Theater gehen und denen es egal ist, was man ihnen vorsetzt (das ist besonders in kleinen Städten so). Und die Intendanten meckern, weil sie weniger Subventionen bekommen. Die machen weiter wie bisher.


    Ich gehe nicht mehr in die Oper, ohne vorher zu recherchieren, was mich erwartet. Dazu lese ich (noch) das Opernglas, verwende das Internet. Wenn ich wüßte, wie man die Theatermacher dazu bewegen kann, ab und an auch Leute zufriedenzustellen, die keinen Urin und keine Plastemöbel in der Oper sehen wollen, ich würde sofort alles unternehemen. Aber ich weiß es nicht. Ich habe nicht die Möglichkeit wie in den USA, Millionen zu spenden und das mit Forderungen nach einer bestimmten Aufführungspraxis zu verbinden. Und große Spender wie z.B. die Richard Wagner-Gesellschaft in Deutschland tut das nicht, weil sie zwar auch meckern wie die meisten Bayreuthbesucher, aber sich nicht in der Lage fühlen und wollen, Einfluß auf die künstlerische Arbeit zu nehmen. Und der größte Sponsor - die staatliche Förderung durch die Bundes- und Länderregierungen bis hin zu den Land- und Stadtkreisen hüten sich, die Schecks mit Forderungen zu verbinden. Was ist denn daran undemokratisch, wenn die Zuschauerzahlen zurückgehen und die Steuergelderzuweisungen immer weiter benötigt werden, von den Theatermachern ein Konzept zu verlangen, wie das Theater seine Eigenerwirtschaftung der Mittel zu erhöhen?? Das würde automatisch erfordern, eine Kosten-Nutzen-Analyse zu machen! Aber leider - das Theater bekommt für zig Jahre, bis neu verhandelt wird, seinen Zuschuß. Dann macht mal weiter so! Ohne staatliche Einflußnahme auf die Besucherzahlenanalyse der Kulturunternehmen wird sich nichts ändern. Bis nach und nach ein Theater nach dem anderen schließt.


    Traurig. Aber mir ist es schon fast egal. ZU sehr habe ich mich in den letzten Jahren ärgern müssen.


    Jetzt kann ein teil der Taminos auf mich meckern. Nur zu, auch ihr ändert nichts!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Es gibt eine Opernzeitschrift, die auf der mehrheitlich von den Tamino-Freunden vertretenen Linie liegt. Das ist "Der Neue Merker" aus Wien. Hier schreiben keine bezahlten und in Redaktionsinteressen eingebundene Fachjournalisten sondern engagierte, unabhängige, meist sehr kenntnisreiche Opernfreunde in der Regel mit Expertenrang. Über jede Vorstellung in der Wiener Staatsoper wird von verschiedenen Rezensenten geschrieben, um Meinungsvielfalt zu garantieren. Darüber hinaus erscheinen Rezensionen aus Deutschland, Europa und aller Welt. Der Merker ist die an Besprechungen reichste Opern-Zeitschrift. Übrigens sind auch eine Reihe von Taminos im Redaktionsteam. Durch diese Zeitschrift kann man sich ein gutes Bild verschaffen, wie Opernfreunde wie Du und ich empfinden.
    Im übrigen glaube ich, dass negieren und boykottieren überhaupt nichts bringt. Wer mit einem Zustand nicht einverstanden ist muss seine Bedenken formulieren und etwas dagegen unternehmen, sonst wird sich niemals etwas ändern. Wir sollten uns also nicht entmutigen lassen, unsere Meinung äußern und wo es geht gegen von uns empfundene Fehlentwicklungen und Mißstände argumentieren und angehen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Zitat von Operus: Im übrigen glaube ich, dass negieren und boykottieren überhaupt nichts bringt. Wer mit einem Zustand nicht einverstanden ist muss seine Bedenken formulieren und etwas dagegen unternehmen, sonst wird sich niemals etwas ändern.

    Lieber Operus,


    wenn von Negieren die Rede war, sehe ich das ebenso, weil das wohl keiner zur Kenntnis nimmt. Beim Boykottieren bin ich nicht ganz deiner Meinung. Wenn viele solche Zeitschriften wie das "Opernglas" - eben wegen der Vorherrschaft der Opernverunstaltungsmafia - kündigen würden und wenn noch mehr Opernfreunde, die die verunstalteten Inszenierungen nicht sehen mögen, ihr Abonnement kündigen bzw. den Verunstaltungen fern bleiben würden, müsste sich das eigentlich schon bemerkbar machen. Denn wir haben auch hier schon erfahren, dass Opernhäuser teilweise leer bleiben, ganze Ränge geschlossen werden und ehemalige Abonnenten mit Lockangeboten angeschrieben werden, doch wieder ein Abonnement zu nehmen. Andererseits stimme ich mit dir vollkommen überein, dass wir nicht schweigen dürfen, sondern unsere Bedenken klar formulieren sollten. Und dafür haben wir hier ein Forum, das - wie wir wissen - zumindest gehört wird, wofür solche Zuschriften, wie Alfred sie von der Berliner Komischen Oper, die eine der schlimmsten Verunstaltungsbühnen ist, zeugen. Vielleicht kann unsere Diskussion noch weitere Besucher, die sich mit der systematischen Zerstörung solcher Werte nicht einverstanden erklären, dazu anregen, hier Mitglied zu werden, um auch ihre Meinung einzubringen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • operus schrieb:

    Zitat

    Im übrigen glaube ich, dass negieren und boykottieren überhaupt nichts bringt.

    Doch, wenn das konsequent erfolgt, ist das der erste Schritt. Dabei darf es natürlich nicht bleiben, wie du ja auch richtig sagst:

    Zitat

    Wer mit einem Zustand nicht einverstanden ist muss seine Bedenken formulieren und etwas dagegen unternehmen, sonst wird sich niemals etwas ändern.

    Zitat

    Wir sollten uns also nicht entmutigen lassen, unsere Meinung äußern und wo es geht gegen von uns empfundene Fehlentwicklungen und Mißstände argumentieren und angehen.

    Auch das sehe ich genauso. Es ist nur seltsam, dass man selbst in einem Forum wie Tamino immer wieder dafür kritisiert wird, wenn man das dann auch tut. Wenn solche Threads als "Unkraut" bezeichnet werden (was ich als vor allem als Diskreditierung der Schreiber verstehe), wenn man mal höflich, mal sehr viel weniger höflich gebeten wird, doch solche Themen möglichst zu unterlassen, wenn an die Forenleitung appelliert wird, im Sinne des "Niveaus" solchen Diskussionen keinen Raum mehr zu geben und auch schon der Begriff "Moratorium" fiel.



    Jetzt kann ein Teil der Taminos auf mich meckern. Nur zu, auch ihr ändert nichts!

    Nein, ich werde nicht auf dir herummeckern. Ein gesundes Maß an Realismus ist ja auch gut und gerade bei diesem Thema sehr sinnvoll, aber Realismus ist nicht Pessimismus.


    Denn mit dem ändert man erst recht nichts.



    Aber leider - das Theater bekommt für zig Jahre, bis neu verhandelt wird, seinen Zuschuß. Dann macht mal weiter so!

    Diese Subventionen-Fettlebe wird aber nicht bis in alle Ewigkeiten dauern, wenn auch noch so viele Seilschaften, Lobbys, Dramaturgen, Journalisten und sonstige Nutznießer alles daran setzen werden, um weiterhin im Gelobten Land, wo Milch und Honig fließen, ihre Fäkal -und Pornospielchen auf Steuerkosten als "Kunst" unterzujubeln. Alles hat irgendwann mal ein Ende.



    Es lässt sich überhaupt nicht aus der Welt schaffen, was einmal da ist.

    Da widerspricht dir aber die gesamte Weltgeschichte, lieber Rheingold. Ich möchte jetzt nicht Dutzende von Beispielen aufzählen, die belegen, dass etwas aus der Welt geschafft wurde, was mal da war - ob nun mit positiven oder negativen Folgen. Gerade Herrscher/Systeme/Mächtegruppierungen, die sich für unantastbar und ehern hielten, waren mitunter schneller weg vom Fenster, als man sich es jemals auch nur im Traum hätte vorstellen können.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

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  • Da widerspricht dir aber die gesamte Weltgeschichte, lieber Rheingold. Ich möchte jetzt nicht Dutzende von Beispielen aufzählen, die belegen, dass etwas aus der Welt geschafft wurde, was mal da war - ob nun mit positiven oder negativen Folgen

    Liebe Strano Sognator,


    ist das wirklich so? Gern lasse ich mich von Dir überzeugen, fürchte aber, dass wie hier mit dem Thema fehl am Platze sind und nicht zu Ende kommen. Meinerseits noch ein paar lose Fakten, um mich zu verdeutlichen: Bei Orwell wird der untaugliche Versuch unternommen, unliebsame geschichtliche Ereignisse ungschehen zu machen in dem die Beweisstücke wie Zeitungen und Dokumente nachträglich gefälscht werden. Adrian Leverkühn will im "Faustus" die 9. Sinfonie von Beethoven zurücknehmen. Er scheitert. Die Kernspaltung ist nie wieder rückgängig zu machen. Atommüll werden wie nie wieder los. Krieg als Erscheinung ist offenbar unausrottbar, wenngleich immer wieder einzelne Kriege beendet werden. Noch niemanden ist es gelungen, den Geist in die Flasche zurück zu zwingen. Luthers Rolle als Reformator ist unstrittig, aber seine unsäglichen antisemitischen Schmähschriften kleben an ihm wie Pech. Sie können nie mehr versenkt werden oder verbrannt werden, wie das die Nazis handhabten. Man kann sie allenfalls in Bibliotheken verstecken wie das in dem nach meinen Geschmack immer noch spannenden Roman "Der Name der Rose" beschrieben ist. So wollte ich verstanden werden, als ich die Auffassung vertrat, dass das so genannte Regietheater auch nicht aus der Welt zu schaffen ist. Und wenn auch eines Tages andere ästhetische Maßstäbe gelten sollten, dann ist zumindest die Erinnerung, die Verstörung, in die uns diese Art des Theaters stürzt, noch da. Und nichts wird sein wie es mal war, wie es uns gefallen hat. Ist das nun tragisch? Ich halte mich an Jean Paul: "Die Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden können." Ich gehe so gut wie nicht mehr in die Oper. Wen interessiert das schon? Aber ich bin schon gespannt, wie es weitergeht, ob Oper überhaupt eine Chance hat in der Zukunft. Wenn ja, dann bezweifele ich, dass es dort weitergeht, wo mein guter Kinderglaube endet.


    Dich grüße ich sehr herzlich
    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • So wollte ich verstanden werden, als ich die Auffassung vertrat, dass das so genannte Regietheater auch nicht aus der Welt zu schaffen ist. Und wenn auch eines Tages andere ästhetische Maßstäbe gelten sollten, dann ist zumindest die Erinnerung, die Verstörung, in die uns diese Art des Theaters stürzt, noch da. Und nichts wird sein wie es mal war, wie es uns gefallen hat. Ist das nun tragisch? Ich halte mich an Jean Paul: "Die Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden können." Ich gehe so gut wie nicht mehr in die Oper. Wen interessiert das schon? Aber ich bin schon gespannt, wie es weitergeht, ob Oper überhaupt eine Chance hat in der Zukunft. Wenn ja, dann bezweifele ich, dass es dort weitergeht, wo mein guter Kinderglaube endet.


    Lieber Rheingold, vielen Dank für deine Erläuterungen, durch die du deine erste Aussage nun sehr gut verdeutlicht hast.
    Natürlich, die Erinnerung an etwas, was es mal gab, die wird man nicht los, sei sie nun positiv oder negativ. (Leider halten sich ja negative Erinnerungen viel zäher in den Gedanken fest, als es positive tun). Was das sogenannte Regietheater betrifft, so würde ich da allerdings nur bedingt zustimmen. Denn man kann es sehr wohl anders machen und dadurch auch die vergangenen Auswüchse vergessen machen. Oder zumindest verdrängen. Wenn man wollte, könnte man auch an die Qualität der früheren Aufführungen herankommen, mit der heutigen Technik mehr denn je. Ich habe das glücklicherweise erlebt, in diesem Jahr sogar. Aber man muss das wollen.
    Dieses Wollen, so es da ist, wird von den verschiedensten Kräften massiv bekämpft. Diese werden alles, wirklich alles unternehmen, um nicht ihrer Existenzgrundlage beraubt zu werden und werden die Diktatur der Opernzwangsbeglücker erbittert verteidigen. Die Frage ist: Wie lange noch? Trotzdem, und da bin ich mir sehr sicher, wird es irgendwie weitergehen, denn ich bin davon überzeugt, dass die Oper per se eine Chance hat. (Allerdings nicht der ihrer vorherrschenden jetzigen Form). Millionen von youtube- Beiträgen zum Thema Oper, leidenschaftliche Diskussionen z.B. in diesem Forum, unzählige FB-Seiten u.ä. sind nur kleine Hinweise darauf, dass Oper auch den sogenannten "modernen" Menschen anspricht, bewegt, interessiert, begeistert.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Nur was genau kann man den machen? Einige von Euch gehen schon gar nicht mehr oder nur noch sehr selten in die Oper. Andere haben mails geschrieben oder wie ich sich persönlich beschwert und was passiert? Nichts. Das große Problem sage mir jemand von der Abendspielleitung der Rheinoper letzten Samstag sind die 5 Jahresplanungen, will heissen, dass Spielzeiten und Besetzungen immer in diesem Zeitraum geplant sind, oder es passiert etwas was man nicht voraussehen kann wie z.B. den Tod einen Regisseurs. Deshalb freue ich mich auch schon auf morgen wo es in Duisburg den Ring an einem Abend nach Texten von Loriot konzertant geben wird. Aber würde denn ein Opernhaus das sich nur auf konzertante Oper konzentriert überhuapt Erfolg haben? Diese Form hätte den Vorteil, dass auch Werke gespielt werden könnten, die nicht so bekannt sind.

  • Aber würde denn ein Opernhaus das sich nur auf konzertante Oper konzentriert überhuapt Erfolg haben ? Diese Form hätte den Vorteil das auch Weke gespielt werden könnten die nicht so bekannt sind.


    Zumindest könnte es bestimmt nicht schlimmer werden, als es im Moment ist. Du hast ja erzählt, dass dir 6 Freikarten (!!!) geschickt worden sind. Wer das macht, muss doch schon ziemlich verzweifelt sein. Ob ein Opernhaus mit nur konzertanten Aufführungen nun langfristig ein Hit wäre, das lasse ich mal dahingestellt, aber es wäre ein Anfang. Ich weiß nur, dass es in Lübeck funktioniert hat, mehrere Jahre lang und auch sehr gut, wohingegen man dann, als das schöne Jugendstiltheater fix und fertig renoviert worden war und in seiner ganzen Schönheit erstrahlte, ständig von Auslastungsprolemen hörte. Auch die konzertanten Aufführungen, die ich bisher in Hamburg besucht habe, waren immer sehr gut ausgelastet, zumal man sängerisch dann ja auch einiges aufgefahren hat: Bohta als Chènier z.B., oder Edita Gruberova als Norma und Anna Bolena.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Mit den Beschwerdebriefen an die Theaterleute ist das so ein Problem. Ich habe mindestens ein Dutzend mal in der Geraer Lokalpresse gegen Regietheateraufführungen protestiert. An die jeweiligen Intendanten habe ich sicher 20 x geschrieben und auch die Kündigung meines jahrelangen Abos mit dem Regietheaterunsinn begründet. Im Besucherbuch standen mal ca. 20-30 Beschwerden von mir, wobei ich feststellen mußte, daß einige von wem auch immer herausgerissen wurden. Ich bin auch nicht der Einzige, der in Gera protestiert hat.


    Ein einziges Mal hat ein Intendant mir geantwortet. Bei der Übernahem durch einen neuen Intendanten (der dann ca. 4 Mio Euro in den Sand gesetzt und den Fortgang des Theaters gefährdet hat!!) hat der mir geschrieben, daß er schon gewarnt worden sei vor einem einzigen einsamen Nörgler. Das war da offensichtlich ich. Ich habe trotzdem weitergemacht, ohne daß sich etwas geändert hätte. Jetzt haben wir einen neuen Intendanten, der mit stark reduzierten Mitteln auskommen muß. Er hat reagiert. Er hat nur 4 Neuproduktionen im Musiktheater aufgenommen. Wer 2012/2013 an Flotow oder Verdi oder Wagner denkt, hat sich geirrt. Kein Wagner, kein Verdi. Dafür Schostakowitsch (Lady Macbeth von Mzensk), Haydn (Die Feuersbrunst), und Massanet (Werther), dazu eine Operette eines total vergessenen kubanischen Komponisten (Moises Simons). Ich bereue nicht, mein Anrecht gekündigt zu haben. Da hilft es nicht, daß die Lustigen Weiber und Carmen (bin in der Pause gegangen) aus der vergangenen Spielzeit übernommen wurden. Wohlgemerkt, ich habe nichts gegen Schostakowitsch, Haydn oder den Kubaner. Aber alles zu seiner Zeit.


    Manchmal hat man den Eindruck, daß die Vernichtung eines Theaters gewollt ist. Wenn es um`s Überleben geht, könnte dieser Spielplan dazu hilfreich sein!! Zumal das Schauspiel auch an der Masse vorbei produziert.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • ... Ein einziges Mal hat ein Intendant mir geantwortet. Bei der Übernahem durch einen neuen Intendanten (der dann ca. 4 Mio Euro in den Sand gesetzt und den Fortgang des Theaters gefährdet hat!!) hat der mir geschrieben, daß er schon gewarnt worden sei vor einem einzigen einsamen Nörgler. Das war da offensichtlich ich. Ich habe trotzdem weitergemacht, ohne daß sich etwas geändert hätte. ...


    Nun ist das aber ein Beweis, dass deine Beschwerden immerhin registriert wurden. Aber auch hier gilt, dass eine Schwalbe keinen Sommer machen kann. Wenn du aber gleichgesinnte kennst, musst du sie dazu animieren, ebenfalls ihrem Missfallen Ausdruck zu verleihen. Ab einer gewissen Menge an Beschwerden wird sich jeder Intendant die Frage stellen müssen, in welchem Maße und wie lange er ganz bewusst gegen sein eigenes Publikum arbeiten will.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Zitat von LaRoche: Manchmal hat man den Eindruck, daß die Vernichtung eines Theaters gewollt ist.

    Lieber La Roche,


    Dieser Gedanke ist hier schon einige Male geäußert worden, und so ist es wohl auch. Man kann sich des Eindrucks wirklich nicht mehr erwehren, dass die Verunstaltungstheatermafia nur dieses will.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber La Roche,


    Dieser Gedanke ist hier schon einige Male geäußert worden, und so ist es wohl auch. Man kann sich des Eindrucks wirklich nicht mehr erwehren, dass die Verunstaltungstheatermafia nur dieses will.


    Liebe Grüße
    Gerhard


    Dem kann ich mich leider nur anschließen... Traurig aber die Realität.... In Berlin hat ein gewisser Homoki die Komische Oper völlig zu Grunde gerichtet und in Zürich wird er dies nun mit einem der bislang best geführtesten Opernhäusern Europas tun. Traurig aber auch von der Politik wohl so gewollt...