Die Wiener Symphoniker gründen ein eigenes Label

  • Was für das Concertgebouw Orchester, das LSO, das Chicago Symphony Orchestra, dem SO des Bayer. Rdfs u.v.m. als (aus der Not geborene?) willkommene Einnahme- und Vermarktungsquelle interessanter Aufnahmen gilt, soll künftig auch bei den Wiener Symphonikern der Fall sein: Ein eigenes CD-Label.


    Zitat

    Zukünftig wird das Label „Wiener Symphoniker“ jährlich zwischen zwei und vier Produktionen auf den Markt bringen. Als nächste Veröffentlichungen sind Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 6 (Fabio Luisi) und die erste Sinfonie von Johannes Brahms unter der Leitung von Sergiu Celibidache vorgesehen.


    Mit der ersten Veröffentlichung muß sich das neue Label größter Konkurrenz stellen, denn es ist die 1. Sinfonie von Gustav Mahler, die am 8. Oktober erschien:



    Okay, mit Mahler wird man vermutlich nichts verkehrt machen, aber da ich etliche sehr gute Aufnahmen der Sinfonie besitze, werde ich mich wohl in Kaufzurückhaltung üben.


    Bei Brahms/Celibidache hingegen könnte ich schnell schwach werden... :rolleyes:

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Mit der ersten Veröffentlichung muß sich das neue Label größter Konkurrenz stellen, denn es ist die 1. Sinfonie von Gustav Mahler, die am 8. Oktober erschien.


    Ich würde mal fast vermuten, das wurde seitens des Ensembles bewusst in Kauf genommen, um hier ein passendes Symbol setzen zu können: die erste Sinfonie eines für Wien und die Welt ungeheuer einflussreichen Komponisten und Dirigenten ist als erste Veröffentlichung eines renommierten Wiener Orchesters sicherlich nicht die schlechteste Wahl - selbst wenn schon andere Einspielungen im Überfluss vorliegen. :)

  • Hallo Tobias,


    zugegeben, die Wiener Symphoniker haben eine bedeutende Mahler-Tradition (österreichische Uraufführung von Mahlers 6. Sinfonie z.B.), und von ihrem Noch-Chefdirigenten Fabio Luisi sind bereits einige Mahler-Aufnahmen erhältlich.
    Trotzdem hätte ich mir gewünscht, daß die Erstveröfentlichung etwas "mutiger" ausgefallen wäre (wie auch immer dieses "mutiger" aussehen mag).


    Wie dem auch sei: Da die CD schon nach drei Tagen recht preiswert gebraucht erhältlich war, bin ich mir (erwartungsgemäß?) unteru geworden und habe die CD geordert. Also schaun wir demnächst mal, ob die Erstveröffentlichung gelungen ist...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich glaub, daß hier ein Weg begangen wird, den in Zukunft viele Orchester der Sptzenklasse gehen werden, denn sie werden von den maroden Dinosaurier- Plattenfirmen einerseits, von den eher finanzschwachen Kleinlabeln andrerseits nicht mehr engagiert, weil unbezahlbar.
    Die Präsenz am Tonträgermnarkt ist heute aber beinahe wichtiger als jene in den Konzertsälen, da man wesentlich mehr Leute der angepeilten Zielgruppe erreichen kann. Die Wiener Philharmoniker und das London S.O haben hier ja bereits Zeichen gesetzt.
    Die Position der Wiener Symphoniker ist insofern schwierig da sie quasi am gleichen Ort wie die Wiener Philharmoniker agieren. Nicht mal den Berliner Philharmonikern ist es gelungen vom Image her mit den Wienern gleichzuziehen. Allenfalls war das unter Furtwängler und Karajan möglich - nicht aber unter Abbado oder Rattle.
    Die Symphoniker indes sind noch näher am Konkurrenten mit dem scheinbar unzerstörbaren Image, "das beste Orchester der Welt" zu sein (da können diverse Klassikzeitschriften schreiben was sie wollen)
    Aber die Wiener Symphoniker sind ebenso ein erstklassiges UND ein wienerisches Orchester - was allerdings nur durch relativ wenige Aufnahmen dokumentiert wurde. Das Problem ist nicht die mangelnde Güte - sondern der von Image her übermächtige Konkurrent aus der gleichen Stadt.
    Durch eine geschickte Veröffentlichungspolitik kann der Vorsprung vielleicht einigermaßen verringert werden.


    Zitat

    Trotzdem hätte ich mir gewünscht, daß die Erstveröfentlichung etwas "mutiger" ausgefallen wäre (wie auch immer dieses "mutiger" aussehen mag).


    "Mut" hat in diesem Zusammenhang immer etwas mit "Risiko" zu tun, sowohl finanziell - als auch vom Image her.


    Ein Orchester möchte in erster Linie das Publikum erreichen und Geld verdienen - und nicht Kritikerjubel auslösen, der letztlich nichts bringt.
    In einer konservativen Stadt wie Wien ist Mahler ohnedies ein mutiger Schritt.
    Die Wiener Symphoniker waren der Moderne eigentlich stets aufgeschlossener als die Wiener Philharmoniker. Gedankt hat man es ihnen nicht wirklich - So ist es kein Wunder wenn sie diesen Weg (vorläufig?) nicht weiter verfolgen.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • "Mut" hat in diesem Zusammenhang immer etwas mit "Risiko" zu tun, sowohl finanziell - als auch vom Image her.


    Ein Orchester möchte in erster Linie das Publikum erreichen und Geld verdienen - und nicht Kritikerjubel auslösen, der letztlich nichts bringt.


    Lieber Alfred,


    das ist unbestritten, aber es gilt ja bekanntlich "no risk, no fun".


    Wenn ich mit einem neuen Produkt (hier: neuen Label) auf mich aufmerksam machen möchte, dann suche ich mir etwas aus, mit dem ich Aufmerksamkeit erregen kann. Also entweder etwas besonders spektakuläres oder etwas besonders "gutes".


    Mahlers 1. Sinfonie ist für mich grundsätzlich nicht sonderlich spektakulär (ibs. im Vergleich zu anderen Sinfonien Mahlers). Es ist ein Werk, mit dem ein guter Dirigent nicht viel verkehrt machen kann, aber es ist - viel gefährlicher - ein Werk, bei dem der Dirigent hervorragend sein muß, um sich deutlich aus der Masse hervorzuheben.


    Die erste Aufnahme, die das Chicago Symphony Orchestra auf dem eigenen Label herausbrachte, war ebenfalls eine Mahler Sinfonie, nämlich die 3.



    Es ist ein Werk, das (nicht nur, aber auch) durch die Länge enorme Anforderungen an den Dirigenten und ibs. an das Orchester stellt und bei dem man, analog zur 1., nicht viel falsch machen kann, aber sich unglaublich anstrengen muss, um aus der Masse herauszuragen.


    Für mich, wie man im O Mensch gib acht! Gustav Mahler: Symphonie Nr. 3 d-moll -Thread nachlesen kann, ist es gelungen, (m)eine "Referenzeinspielung" aufzunehmen. Ob es den Wiener Symphonikern ebenfalls gelungen ist, werde ich hoffentlich in einigen Tagen wissen (und natürlich berichten).

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Seit 11. Februar 2013 ist die 2. CD das Labels am Markt . Die Sinfonie Nr 6 von Gustav Mahler ist auf 2 CDs verteilt zum Preis von - in etwa - einer. (22.99 Euro) Dirigent ist - wie schon bei der 1. Sinfonie - Fabio Luisi. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2011.

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Allzuviele Veröffentlichungen hat es in der Zwischenzeit ja nicht gegeben - vorzugsweise "historische" Aufnahmen, wo nicht mal klar hervorgeht ob sie schon in Stereo mitgeschnitten wurden. Aber es gibt zumindest EINE Aufnahme unter dem derzeitigen Chefdirigenten der Wiener Symphoniker, Philippe Jordan.
    Peter I. Tschaikowsky: Sinfonie Nr 6 "Pathetique"
    Aufgenommen live im Wiener Musikverein 2013 - veröffentlicht im Herbst 2014
    Ich besitze die CD derzeit noch nicht und leider sind die jpc Sound-Samples für mich viel zu leise....

    Zitat

    »Mit ausgesucht schönen Tempi und hinreißender Klangbalance bietet Philippe Jordan einen bauschigeren, süffigeren und weicheren Tschaikowsky als gewohnt – vorteilhaft fürs Orchester.« (Stereo, März 2015)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vor drei Tagen habe ich erst beanstandet, daß die Anzahl der Neuaufnahmen des Labels "Wiener Symphoniker" eher bescheiden ausfällt, da ist auch schon eine Neuaufnahme angekündigt, die mit 21. 8. 2015 auf den Markt kommen soll. Leider gibt es bis dato noch keine Vorschau-Clips, sodaß man über die Qualität derzeit noch keine Aussagen machen kann. Eigentlich hätte diese Mitteilung bei den "Neuerscheinungen" gepostet werden können - ich meine indes, hier ist dieser Beitrag besser aufgehoben.

    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich muß offen zugeben, daß ich mit der "neuen" und historisch sicherlich absolut korrekten Nummerierung der Schubert'schen Symphonien, was die 7te und 8te angeht, nicht mehr zurechtkommen werde :angel:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Vor drei Tagen habe ich erst beanstandet, daß die Anzahl der Neuaufnahmen des Labels "Wiener Symphoniker" eher bescheiden ausfällt, da ist auch schon eine Neuaufnahme angekündigt, die mit 21. 8. 2015 auf den Markt kommen soll.

    Man sollte dabei aber beachten, dass diese Schubert-CD nicht im Eigenverlag der Symphoniker, sondern bei einem Münchner Label erscheint...



    Ich muß offen zugeben, daß ich mit der "neuen" und historisch sicherlich absolut korrekten Nummerierung der Schubert'schen Symphonien, was die 7te und 8te angeht, nicht mehr zurechtkommen werde

    Ein Tipp: gib die Zählung bei den beiden auf und denke nur mehr in h-moll und C-Dur....
    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Hallo,


    zugegeben eine sehr oberflächliche Betrachtung, aber die optische Anmutung dieses vergleichsweise neuen Wiener Label-Eigengewächses schreckt mich eher ab, als dass sie zum Kauf animiert. Da hätte man professionelle Gestalter ans Werk gehen lassen sollen.


    Und auch die aufgenommenen Werke sind im Katalog so überpräsent, dass man die Frage nach dem "Warum?" durchaus stellen darf.
    Wenn es wenigstens interessante Kopplungen mit modernen Werken und /oder rarem Repertoire zu hören gäbe, dann hätte man aus meiner Sicht vielleicht einen Kaufgrund.


    Aber so erscheint mir die Kombi aus liebloser Aufmachung, vielfach eingespieltem Repertoire, Hochpreis-Sektor sowie teilweise auch den Dirigenten nur sehr mäßig interessant.


    Viele Grüße
    Frank