So machen’s [eben nicht] alle – Lorenzo da Ponte

  • ABBATE
    LORENZO DA PONTE



    mit eigentlichem Namen Emmanuele Conegliano wurde am 10. März 1749 in Ceneda [heute Vittorio Veneto] geboren. Der junge Halbwaise [seine Mutter starb, als er fünf Jahre alt war] stammte aus einer jüdischen Familie. Sein Vater Geremia, Gerber und Lederhändler, trat mit seinen drei Söhnen 1763 ins Christentum über. Wie üblich, nahm die Familie den Namen des amtierenden Bischofs von Ceneda an und nannte sich fortan da Ponte.


    Bis zu diesem Zeitpunkt erhielt Lorenzo, so der Taufname, keinen geregelten Unterricht. Erst nach der Taufe wurde Lorenzo zusammen mit seinem jüngeren Bruder Girolamo durch Bestreben des Bischofs da Ponte in das Seminar von Ceneda aufgenommen. Just aus dieser Zeit stammen da Pontes erste dichterische Gehversuche. In seinen Memoires schreibt er, dass er Unterricht bei Dante, Petrarca, Ariost und Tasso erhielt, Richtig ist, dass der erste offizielle Unterricht im Fach Latein stattfand. Unter finanziellem Druck unterbrach da Ponte seine Studien und beschloss, den sichereren Weg einer geistlichen Laufbahn einzuschlagen.


    1769 trat er mit beiden jüngeren Brüdern in das Seminar von Portogruaro ein. Schnell wurde er Präfekt, er erhielt die höheren Priesterweihen. Letztendlich ernannte ihn der Bischof zum Lehrer der Rhetorik und erhielt am 14. April 1772 den Posten des Vizerektors. Am 27. März 1773 zelebrierte da Ponte seine erste Messe, im Herbst desselben Jahres verließ er Portoguaro, um nach Venedig zu gehen. Dem Ruf folgend, kehrte er nach einigen seltsamen Abenteuern in Venedig ein Jahr später nach Ceneda zurück, um als Professor für schöne Literatur sein Amt im Seminar in Treviso wahrzunehmen. Ein kleiner Schönheitsfehler in seinen Gedichten führte zu einer Anklage da Pontes vor dem Senat von Venedig. Die Folge war, dass er seinen Posten in Treviso verlor und zur Auflage bekam, jede „ähnliche Tätigkeit im Gebiet der Republik Venedig“ nicht mehr ausüben zu dürfen. Dennoch blieb da Ponte beharrlich in Venedig, da er Zugang zu den angesehendsten Kreisen hatte. Er hatte z.B. Giacomo Casanova kennen gelernt. Nach weiteren interessanten Abenteuern [s.o.] wurde er öffentlich des Ehebruches bezichtigt und am 17. Dezember 1779 für 15 Jahre aus Venezia verbannt. Nach einer kurzen Zwischenstation in Görz gelangte da Ponte 1780 über Wien nach Dresden. Dort lernte er Caterino Mazzolá [Mozart: La clemenza di Tito] kennen, der da Ponte eine Stelle am sächsischen Hof verschaffen wollte, was nicht gelang. Er unterstützte Mazzolá bei seinen Arbeiten und schuf auch eigene kleinere Werke. Mazzolá schickte da Ponte 1781 mit einem Empfehlungsschreiben an Antonio Salieri zurück nach Wien. Das erste und eindrucksvollste was da Ponte hier erlebte, war ein Besuch bei dem hochgreisen Metastasio, den da Ponte seit seiner Jugend sehr verehrte. Salieri vermittelte da Ponte via der persönlichen Gunst Josephs II. den Posten als Dichter des [1783 neu gegründeten] italienischen Theaters. Das erste Libretto, welches auch gleich Salieri vertonte war Il ricco d’un giorno, ein Fiasko. Ein wenig passabler wurde Il bubero di buon cuore, vertont von Martín y Soler 1786 aufgenommen. Wechselnder Erfolg war bei da Pontes Schaffen offenbar normal. Da Ponte librettierte weiterhin für Gazzaniga, Storace, Righini, Piticcio und Weigl. Zu Beginn des Jahres 1783 begegnete er erstmals unserem Freünd Mozart.


    Für Opernfan Mozart, der just zu dieser Zeit ohnehin verzweifelt nach [einem] Librettisten suchte, kam da Ponte gerade günstig ins Geschehen. Aus dieser Zeit stammt das vermutlich von da Ponte herrührende Libretto zu Mozarts Opernfragmenten Lo sposo deluso KV 430 [424a]. Gewagt war die Wahl des Stoffes Le mariage de Figaro von Beaumarchais, den da Ponte 1786 für Mozart in Form der Nozze di Figaro dichtete. Dumm nur, dass da Ponte dieses Meisterwek mit der Dichtung Una cosa rara,



    vertont von dem nicht weniger genialen Martín y Soler sogleich wieder in den Schatten stelle. Bissig zitiert Mozart ein Thema aus dieser Oper in der 1787 entstandenen Coproduktion Don Giovanni. Gleichzeitig schrieb da Ponte an L’arbore di Diana für Soler und an Axur, ré d’Ormus für Salieri. Alle drei Opern waren für da Ponte von nahezu grenzenlosem Erfolg. Seine letzte Arbeit für Mozart war Cosí fan tutte, die Handlung spielt in Neapel, eines der wenigen Libretti aus da Pontes Feder, die nicht Bearbeitungen fremder Stoffe sind, sondern eigenen geistigen Ursprung haben und daher um so kostbarer sind.


    Da Ponte stieg der Erfolg offenbar zu Kopfe, denn er machte sich durch selbstherrliches Auftreten, Intrigen usf. in Wien ziemlich unbeliebt. Fataler Weise starb auch noch sein Gönner Joseph II. am 20. Februar 1790 [Cosí fan tutte war zum Glück schon aufgeführt]. Trotz etlicher Bemühungen [Schleimer], gelang es da Ponte nicht, um seine Dienstentlassung im Frühjahr 1791 herum zu kommen. Arbeitslosengeld gab es damals noch nicht, so musste da Ponte erfinderisch sein und reiste über Triest, Wien, Prag und Dresden nach London. Die Geldquelle war in diesem Fall sein Freund Casti, der netterweise zum kaiserlichen Hofpoeten ernannt worden war, nachdem Leopold am 1. März 1792 – nach kurzem Gastspiel als Kaiser - auch bereits ins Harfenorchester eintrat, wo Mozart bereits mit Rosetti und Kraus Trio spielte und Joseph II. Gast war…


    Nicht schlechten Geschmack sind wir von da Ponte gewöhnt: In London kam er mit der 20 Jahre jüngeren Nancy Grahl an, Tochter eines englischen Kaufmannes [schlau!]. Eine Heirat der beiden ist nicht nachweisbar, wegen des geistlichen Standes wohl auch kaum denkbar, jedoch fand diese Verbindung die Billigung des Grahl’schen Elternhauses und harmonierte bis zu da Pontes Tod. Das Warten lohnte sich: 1793 erhielt da Ponte den ersehnten Posten am Kings Theater in London. Trotz diverser abenteuerlicher Zerwürfnisse, Intrigen und Verhältnisse war die Verbindung mit dem Theaterunternehmer William Taylor, der da Pontes Geschäftsgebaren ebenbürtig konterte, recht fruchtbar. Aus dem Jahre 1795 z.B. stammt die grandiose Oper La capricciosa Corretta, welche Martín y Soler vertonte. 1798 reiste der Dichter auf Veranlassung Taylors nach Italien, um neue Sänger zu engagieren. Seine „Frau“ begleitete ihn bei diesem Trip. Da Ponte besuchte seine Familie in Ceneda und seine früheren Wirkungsstätten Treviso und Venezia. Er durchquerte Bologna und Firenze und kehrte 1799 mit Gepäck zurück nach London: Die Sopranistin Allegranti und den Tenor Damiani. Als Kampf gegen Windmühlen stelleten sich die folgenden Jahre heraus: da Ponte hatte allerlei Unschönes mit penetranten Gläubigern zu tun. Sie machten ihn platt, er verlor [wieder einmal] seine Stelle als Theaterdichter, bekam sie aber wieder, was aber nichts half: 1804 musste er seine Familie [sie bestand aus besagter Nancy und interessanter Weise vier Kindern] nach Amerika abschieben.



    Er selbst folgte 1805 nach. Aber auch hier sollte es ihm zunächst nicht besser gehen. Erst als 70jähriger konnte er recht gelassen eine Vielzahl von Schülern der ital. Sprache sein eigen nennen. Jetzt schrieb er sicherheitshalber schon mal an seinen Memoiren [1819], von Lebenserfahrung getränkt und gekränkt. Dennoch verließen ihn seine Ideen nicht und verhalfen ihm 1825 dazu, Professor der ital. Literatur [!] am Columbia College, New York, zu werden.


    Cesare Sterbini läutete glorreich da Pontes Ende ein: 1830 gelang es ihm, die Oper Il barbiere di Seviglia [Rossini, 1816], für die Sterbini librettierte zusammen mit Mozarts Don Giovanni [Figaro hätte besser gepasst] in New York geben zu lassen, mit stärkstem Erfolg. Der knapp 90jährige da Ponte setzte sich vehement dafür ein, dass in New York eine ital. Oper eingerichtet wurde, was auch gelang, aber finanziell nicht von Erfolg war. Die Krönung war der Brand der Oper 1836. Wie früher machte da Ponte seinem Ärger in diversen öffentlichen Pamphleten Luft… er starb am 17. August 1838 in New York. Neben den drei bekannten Opern verbindet ihn mit Mozart, dass seine Grabstätte nicht [mehr] bekannt ist.



    Eine Auflistung der Libretti da Pontes folgt, sofern sie nicht als Resonanz gepostet werden; einige Links habe ich in den Verlauf des Threads bereits integriert.


    Interessant ist kürzlich aufgefundenes Potpourri, an dem da Ponte wohl aktiv mitgewirkt hat:


    L’APE MUSICALE
    Commedia in due atti


    Die Komponisten sind Repräsentanten des Jahres 1789:
    Antonio Salieri, Vicente Martín y Soler, Giuseppe Gazzaniga, Leopold Gassmann, Pasquale Anfossi, Domenico Cimarosa, Giuseppe Giordani, Monibelli, Giovanni Paisiello, Niccolo Piccinni and Angelo Tarchi und Wolfgang Mozart mit "Lá ci darem la mano" aus Don Giovanni.



    Mir wurde zugeflüstert, dass dieses Werk im Dezember 2005 in Wien aufgeführt werden soll!!?


    Buchempfehlung:



    Aber es soll nicht nur um Mozart gehen...



    bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • LIBRETTI



    SALIERI


    Il ricco d’un giorno
    Dramma giocoso in 3 atti
    Hoftheater Wien, 6. Dezember 1784


    Axur, ré d’Ormus
    Dramma tragico-comico in 5 atti
    Hoftheater Wien, 8. Januar 1788


    Il talismano
    Commedia per Musica
    Hoftheater Wien, 10. September 1788


    Il pastor fido
    Dramma tragicomico
    Hoftheater Wien, 11. Februar 1789


    La cifra
    Dramma giocoso in 2 atti
    Hoftheater Wien, 11. Dezember 1789


    Angelina
    A comic opera in 2 acts
    The King’s Theatre London, 29. Dezember 1801



    NASCOLINI


    Mitridate
    Opera
    The King’s Theatre London, 23. Februar 1802



    SOLER


    Il burbero di buon cuore
    Dramma giocoso
    Hoftheater Wien, 4. Januar 1786


    Una cosa rara
    Dramma giocoso in 2 atti
    Hoftheater Wien, 17. November 1786


    L’arbore di Diana
    Dramma giocoso in 2 atti
    Hoftheater Wien, 1. Oktober 1787


    La capricciosa Corretta
    Opera buffa in 2 atti
    The King’s Theatre London, 27. Januar 1795


    L’Isola del piacere
    A new comic opera in 2 acts
    The King’s Theatre London, 26. Mai 1795




    MAZZINGHI


    La bella Arsene
    An heroic opera in 3 acts
    The King’s Theatre London, 12. Dezember 1795


    Il tesoro
    Opera buffa in 2 acts
    The King’s Theatre London, 11. Juni 1796




    GLUCK


    Alceste, ossia Il frionfo dell’amor conjugale
    nach Calzabigi
    The King’s Theatre London, 30. April 1795




    GAZZANIGA


    Il finto cieco
    Commedia
    Hoftheater Wien, 20. Februar 1786




    MOZART


    Le Nozze di Figaro
    Comedia per Musica in4 atti
    Hoftheater Wien, 1. Mai 1786


    Il dissoluto punito o sia il Don Giovanni
    Dramma giocoso in 2 atti
    Prag, 29. Oktober 1787


    Cosí fan tutte
    Dramma giocoso in 2 atti
    Hoftheater Wien, 26. Januar 1790




    PAISIELLO


    Nina o sia la pazza per amore
    Dramma giocoso in 2 atti
    Hoftheater Wien, 13. April 1790




    GUGLIELMI


    La quacquera spirituoso
    Commedia per musica
    Hoftheater Wien, 13. August 1790


    La bella pescatrice
    A comic opera in 1 act
    The King’s Theatre London, 18. März 1794




    BIANCHI


    La Semiramide
    A musical drama
    The King’s Theatre London, 26. April 1794


    Antigona
    A new serious opera in 2 acts
    The King’s Theatre London, 24. Mai 1796


    Il consiglio imprudente
    A new comic opera in 1 act
    The King’s Theatre London, 20. Dezember 1796


    Le Nozze del Tamigi e Bellona
    An entire new entertainment of singing and dancing
    The King’s Theatre London, 11. März 1797


    Merope
    Serious opera in 2 acts
    The King’s Theatre London, 10. Juni 1797


    Cinna
    Serious opera in 2 acts
    The King’s Theatre London, 20. Februar 1798


    Armida
    A grand serious opera in 2 acts
    The King’s Theatre London, 1. Juni 1802




    WINTER


    La grotta di Calipso
    Dramma in 2 atti
    The King’s Theatre London, 31. Mai 1803


    Il trionfo dell’ amor fraterno
    A serious opera in 3 acts
    The King’s Theatre London, 22. März 1804


    Il ratto di Proserpina
    A serious opera in 2 acts
    The King’s Theatre London, 3. Mai 1804



    WEIGL


    La caffettiera bizzarra
    Dramma giocoso
    Hoftheater Wien, 15. September 1790


    Flora e Minerva
    Cantata a 2 voci con cori
    Wien, 17. Januar 1791




    RIGHINI


    Il Demogorgone ovvero il filosofo confuse
    Dramma giocoso
    Hoftheater Wien, 12. Juli 1786




    STORACE


    Gli equiroci
    Dramma buffo in 2 atti
    Hoftheater Wien, 27. Dezember 1786




    PITICCHIO


    Il Bertolo
    Dramma giocoso in 2 atti
    Hoftheater Wien, 22. Juni 1787


    I voti della nazione napoletana
    Cantata a 4 voci
    Wien, 12. Januar 1791




    SARTI


    I contadini bizzarri
    A new comic opera
    The King’s Theatre London, 1. Februar 1794




    CIMAROSA


    Il capriccio drammatico
    A comic opera in 1 act
    The King’s Theatre London, 1. März 1794




    DIVERSE


    L’ape musicale [Pasticcio]
    Musik von 12 versch. Komponisten
    Commedia per musica in 2 atti
    1. Fassung: Hoftheater Wien, 27. Februar 1789
    2. Fassung: Hoftheater Wien, 23. März 1791


    Davide
    Oratorio sacro in 4 atti
    Komponist nicht genannt
    Wien, 11. März 1791


    Il Megenzio
    Tragedia nuovissima in 5 atti
    Komponist nicht genannt
    Triest, 5. Dezember 1791





    LORENZO DA PONTE
    Mein abenteuerliches Leben


    erscheint voraussichtlich im Oktober 2005
    DIOGENES-Verlag
    ISBN: 3-257-22529-6 [9,90 Euro]



    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    großes Kompliment, was Du alles über Herrn da Ponte zusammengetragen hast! Irgendwie findet man im Zusammenhang mit den 3 Mozart-Opern, deren Textbücher er verfasst hat, jede Menge über ihn - also vor allem über den Entstehungszeitraum von 1786-1790, aber ein "Davor" oder "Danach" ist sehr schwer aufzutreiben.


    Ich hätte nie gedacht, dass er soviele Libretti verfasst hat - auch das kommt in der Literatur nie so deutlich raus. Man gewinnt den Eindruck, dass er neben den 3 Mozart-Opern und evtl. noch dem Libretto zum Mozart-Fragment "Lo sposo deluso" (oder auch noch zum Fragment "L'oca del Cairo"??) nichts weiter Erwähnenswertes mehr verfasst hat.... was ich für ziemlich sträflich halte, ist er doch nicht zuletzt wegen der Mozart-Opern einer der wichtigsten Librettisten der Operngeschichte geworden! Aber wahrscheinlich hat sich mal wieder Keiner die Mühe machen wollen, das alles nachzurecherchieren :(

    Umso dankbarer bin ich für diese Werk-Liste von Dir (wo hast Du die ganzen Angaben bloß her?)


    Eine Frage stellt sich mir aber doch. Mir ist ein Werk direkt ins Auge gesprungen:


    Zitat

    GLUCK
    Alceste, ossia Il frionfo dell’amor conjugale
    nach Calzabigi
    The King’s Theatre London, 30. April 1795


    Ob das wohl eine Bearbeitung ist? Denn das Libretto zur Gluckschen "Alceste" ist ja definitv von Calzabigi in den 1760ern verfasst worden (wie die Libretti zu den anderen Wiener Reformopern "Orfeo ed Euridice" und "Paride ed Elena" ja auch) - und Gluck ist 1787 gestorben. Daher bin ich jetzt etwas überrascht, eine Londoner "Alceste" im Jahr 1795 von Gluck in Deiner Liste zu entdecken, bei der Abbate da Ponte anscheinend seine Finger im Spiel hat... ?(


    Auf die dt. Übersetzung des "Abenteuerlichen Lebens" von da Ponte bin ich schon sehr gespannt - wenn auch manches mit Sicherheit schwer übertrieben sein dürfte, was er in seinen Memoiren schreibt, kenne ich bisher doch nur die Passagen, in denen es -mal wieder- um die Zeit geht, in der er mit Mozart zusammengearbeitet hat....
    Dabei dürfte der Rest sicher nicht weniger spannend sein - bei einem derart aufregenden und ereignisreichen Leben!

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Caro Marco,


    sì, è un trattamento de da Ponte. Sopra perchè ed il limite io non potrebbe arguire dalla fonte [MGG].


    Addio.
    Ulrico

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo


    Der Hitze wegen nur sehr kurz:


    Lorenzo daPonte war schon zu Lebzeiten eine Berühmtheit, soll sagen auch ohne die Libretti zu seinen Mozart-Opern.


    Ulli hat es schon geschrieben, da Ponte schrieb SOWOHL für Salieri als auch für Mozart.- uind das teilweise simultan. (auch das findet sich bei Ullis Text)


    Was aber ein wenig unterging, war, daß diese Tatsache für da Ponte eine Belastung darstellte - denn die beiden Rivalen achteten eifersüchtig darüber, daß keiner von ihnen "benachteiligt" wurde.
    Da Ponte vermochte es jdoch - beide zufriedenzustellen. Hiezu ist wichtig zu wissen, daß Salieris Opern zu dessen Lebzeiten ab der mittleren Phase ebenso erfolgreich waren, wie jene Mozarts. - Andernfalls hätte es sowas wie "Rivalität" überhaupt nicht geben können.


    In meinen Aufzeichungen wird übrigens als Grund für die Entlassung da.Pontes aus den Diensten in Treviso - "die Verteidigung der Lehren von Rousseau" genannt....


    Da Ponte ist - zumindest in Wien - unvergessen - man hat hier eine Gasse nach ihm benannt.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schreiten wir zum alfredistischen Teil:



    GIOVANNI PAISIELLO [1740-1816]
    Nina, ossia La pazza per amore


    Bima • Matteuzzi • Carolis • Banditelli
    Concentus Hungaricus • Hirsch


    [soeben bestellt]




    MARTÍN Y SOLER [1754-1806]
    La capricciosa corretta


    Ramon • Krull • Saelens • Baquerizo • Velletaz
    Les Talens Lyriques • Rousset


    [habe ich schon lange… und live gesehen]


    Und:


    [leider kein Cover, muss am Titel liegen…]


    MARTÍN Y SOLER [1754-1806]
    Una cosa rara


    Forte • Petroni • Dordolo • Stanisci
    Teatro La Fenice Orchestra • Andretta


    [natürlich auch bestellt]


    Bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Alfred,


    das mit der Gasse in Wien finde ich schön - es zeigt, dass man in Wien Leute wie da Ponte (und deren Beitrag zum "Weltkulturerbe") zu schätzen weiß. In so einer Straße würde ich gerne wohnen - "Mozartstraßen" gibt es schließlich (fast) überall, aber eine "Da-Ponte-Gasse"? Wie sieht es denn mit einer "Salieristraße" aus in Wien? :]


    Trotz allem: Der von mir wiedergegebene Eindruck, dass da Ponte in der Literatur eigentlich fast ausschließlich nur im Zusammenhang mit den Mozart-Opern auftaucht, ist sicherlich nicht zu leugnen - ich finde es sehr schade und es wird dier Leistung dieses Mannes absolut nicht gerecht.
    Ich hatte mich auch schon mit dem Gedanken beschäftigt, einen "Da Ponte-Thread" zu eröffnen, aber schlichtweg außer dessen Lebensdaten und der Tatsache, dass es selbstverfasste Memoiren von ihm gibt und er in New York verstorben ist, zunächst nichts Weiteres finden können, was über seine "Mozart-Opern" hinausgegangen wäre!


    Ulli:


    Also aus der "MGG" hast Du Deine Informationen - zumindest die Werkliste?
    *neid* - die MGG hätte ich auch gerne zuhause, aber sie ist mir zu umfangreich (räumlich gesehen) für meine Bibliothek und -weitaus entscheidender- viel zu teuer!!! :(


    Ich gehe aber davon aus, dass die 1795er Gluck-Alceste eine Bearbeitung gewesen ist - da Ponte hat das Libretto von Rainieri da' Calzabigi offenbar bearbeitet, warum auch immer....

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Was aber ein wenig unterging, war, daß diese Tatsache für da Ponte eine Belastung darstellte - denn die beiden Rivalen achteten eifersüchtig darüber, daß keiner von ihnen "benachteiligt" wurde.
    Da Ponte vermochte es jdoch - beide zufriedenzustellen. Hiezu ist wichtig zu wissen, daß Salieris Opern zu dessen Lebzeiten ab der mittleren Phase ebenso erfolgreich waren, wie jene Mozarts. - Andernfalls hätte es sowas wie "Rivalität" überhaupt nicht geben können.


    Salut,


    darüber hatte ich an anderer Stelle hier im Forum bereits aus da Pontes Memoires zitiert. Da es hierher gehört, nochmals:


    Ich dachte aber, dass es an der Zeit ist, meine poetische Ader wieder zu beleben, die mir ganz eingetrocknet zu sein schien, las ich für Righini und Piticchio geschrieben hatte. Die drei erwähnten Komponisten Mozart, Martini [Anmerkung: Martín y Soler, für den er auch 'La Capricciosa Corretta' textete] und Salieri gaben mir dazu die beste Gelegenheit, denn sie verlangten alle zu gleicher Zeit ein Textbuch von mir. Von allen dreien erhoffte ich mir nicht nur eine Entschädigung für meine vorangegangenen Misserfolge, sondern auch weiteren Ruhm. Ich überlegte, ob ich nicht die drei Tonsetzer zu gleicher Zeit zufrieden stellen konnte und drei Operntextbücher auf einmal schreiben könnte. Salieri verlangte kein Original [Anmerkung: nichts Neues] von mir. […] Mozart und Martini überließen die Wahl ganz mir. Ich wählte für Mozart den >Don Giovanni<, der ihm außerordentlich zusagte und für Martini den >Baum der Diana<. […] Nachts werde ich für Mozart schreiben, morgens für Martini und abends für Salieri. Bei der Arbeit am >Don Giovanni< werde ich an die Hölle Dantes denken, beim >Baum der Diana< an Petrarca und beim >Tarar< [Anmerkung: Umarbeitung der französischen Oper ins Italienische für Salieri] an Tasso.


    devotissimo servitore
    ed affetissimo amico

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • @ Ulli


    Ja, es ist gut, daß es hier auch steht, man kann nicht genug über diese einst so Großen schreiben - damit die Geschichte sie nicht vergißt.


    BTW man könnre jetz noch nachschaun, obe es nich vereinzelt doch noch Tonaufnahmen von Opern gibt (Mozart und Salieri mal ausgenommen), wo Da Ponte das Libretto geschrieben hat...


    @ MarcCologne


    Zitat

    Wie sieht es denn mit einer "Salieristraße" aus in Wien?


    Der Werbeslogen für den Wiener Fremdenverlehr lautet:


    "Wien ist anders"


    Das dürfte stimmen, denn selbstverständlich gibt es eine Salieristraße in Wien. (18. Wiener Gemeindebezirk) Zudem hängt das Original seines Portraits noch immer im Direktionszimmer ders Wiener Musikvereins.


    Auch das Tamino Klassikforum hat Salieri einen Thread gewidmet:


    Antonio SALIERI [Mozartfreie Zone]



    mit freundlichen Grüßen


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut Alfred,


    Salieri und Mozart habe ich mal außen vorgelassen, diese Opern haben in der Regel bereits einen Thread, sofern es Aufahmen gibt. Die drei anderen, welche ich gefunden habe, habe ich gepostet, was nicht heißt, dass es noch mehr gibt.


    Interessant könnte folgende Einspielung sein [5,99 bei jpc]:



    GIUSEPPE GAZZANIGA [1743-1818]
    Don Giovanni ossia: Il Convitato di Pietra


    Jacopucci • Ticinelli • Loomis • Ferracini
    Svizzera Italiana Orchestra • Handt


    Das Libretto stammt von Giovanni Bertati, welches da Ponte zur Vorlage nahm. Diese Oper wurde kurz vor der da Ponte/Mozart-Cooperation bereits im Februar 1787 im Teatro Giustiniani di S. Moisé zu Venedig uraufgeführt, was da Ponte in seinen Momoires vergisst, zu erwähnen - sicherlich bereits einsetzende Altersvergesslichkeit...[bestellt].


    bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • @ Alfred:


    .... in Wien weiß man eben, was man an den Herren Salieri und da Ponte hat! :]


    In dem Zusammenhang fände ich es sehr spannend, mal herauszufinden, was man in New York zum Gedächtnis des dort verstorbenen da Ponte tut? Ob es da auch eine "Da-Ponte-Street" gibt?


    Die Amerikaner haben ja bis ca. 1892 (das war glaube ich das Jahr, in dem Dvorak nach New York kam um dort zu lehren) wenig bis gar keinen Anteil an der abendländischen Musikgeschichte (obwohl ich an dieser Stelle ausdrücklich an die äußerst interessante "American Classics"-Reihe von NAXOS erinnern möchte, die hier mit einigen europäischen Vorurteilen aufräumen kann !!!) - daher kann ich mir gut vorstellen, dass sie eigentlich ALLES dafür tun müssten, die Erinnerung an den in New York verstorbenen Librettisten der 3 berühmten Mozart-Opern hochzuhalten!!!
    Aber ob dem auch tatsächlich so ist ?(?(

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Salut,


    was ich noch wichtiges sagen wollte: Die Capricciosa Corretta ist neben der Mozartischen Trilogie die einzige da Ponte-Oper, die ich [bisher] kenne, was sich kommende Woche ändern wird. Meine Erfahrung mit der Oper von Martín y Soler war, dass ich sofort den da Ponte "erkannte". Irgendetwas ist offenbar mit diesen Libretti da Pontes: Er scheint die Musik extrem zu beeinflussen. Kommende Woche wird sich zeigen, ob sich das bestätigt, oder ob es an Soler liegt...


    In 2006 wird es eine Produktion der L´Ape musicale [Wiener Version von 1789] im Teatro G. B. Pergolesi in Jesi/Itaien geben:


    18. September 2006: 16.00 h
    20. September 2006: 21.00 h
    22. September 2006: 16.00 h


    bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von MarcCologne
    In dem Zusammenhang fände ich es sehr spannend, mal herauszufinden, was man in New York zum Gedächtnis des dort verstorbenen da Ponte tut? Ob es da auch eine "Da-Ponte-Street" gibt?


    Nö, gibt's nicht. Nur eine Daponte Construction Company

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Hallo,


    "Una cosa rara" von Martin y Soler wurde vor 1 oder 2 Spielzeiten an der Staatsoper Stuttgart aufgeführt. Das Programm ist leider verschwunden. Der Witz an dem Stück ist ja der 2. Akt der da beginnt, wo andere Opern aufhören, nämlich nach dem (scheinbar) glücklichen Ende. Der war in Stuttgart auch zuerst sehr witzig und dann ziemlich böse inszeniert. Im Don Giovanni gibt es doch ein musikalisches Zitat aus der Oper, Leporello sagt dies auch wörtlich "Bravi! "Cosa rara"!"


    MarcCologne


    Das MGG gibt es doch als CD-Rom bei 2001 in der Ehrenstraße für 99€. Ich habe es zwar selber nicht sehe es dort aber immer liegen.


    Sophia

  • Zitat

    Im Don Giovanni gibt es doch ein musikalisches Zitat aus der Oper, Leporello sagt dies auch wörtlich "Bravi! "Cosa rara"!"


    Ach... wirklich...?


    Eine seltene Sache...


    ;)


    bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo,


    zum "Mozartjahr" 1991 wurde in Salzburg eine Oper des vor kurzem verstorbenen österreichischen Komponisten Helmut Eder mit dem Titel "Mozart in New York" (Libretto: Herbert Rosendorfer) uraufgeführt. Wenn ich mich recht erinnere, ging es darum, wie Lorenzo da Ponte im New York des beginnenden 19. Jahrhunderts mit Hilfe eines falschen W.A. Mozart versucht, das ganz große Geld zu machen und dabei letztendlich scheitert. Die Geschichte ist natürlich nicht authentisch, paßt aber wohl zum Charakter des großen Librettisten.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    was nicht heißt, dass es noch mehr gibt.


    ...soll natürlich heißen:


    was nicht heißt, dass es nicht mehr gibt.


    Fällt mir nun auf, nachdem es um die 19° C abgekühlt hat.


    Addio
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ja bei uns in Wien hat es auch abgekühlt -


    Es hat jetz nur mehr 30° stat wie tagsüber 37 -
    Ich bim mehr tot als lebendig. Morgen - Wenn ich nicht verschmachtet binn beser ich Deinen fehlerhaften e Beitrag aus und lösche die letztn beiden - deinen und meinen.


    LG
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    eine riesiger Gewissenskonflikt plagt mich - ich habe noch niemalen DREI Opern gleichzeitig bestellt und nächste Wochen kommen Sie [oben gepostet].


    Die Mithilfe der Arkadier ist gefagt: Welche der Opern soll ich zuerst hören?


    1. Don Giovanni = Textvorlage für da Ponte
    2. Nina von Paisiello
    3. Una cosa rara von Soler


    ?(


    Ich bin genau so gespannt, welcher Don Giovanni mich musikalisch wie literarisch erwartet, wie ich darauf brenne, folgende Stelle endlich im Original zu hören:



    [Sorry, wegen der vertrunkenen Qualität]


    Das Genie Soler gegen Paisiello, den ich bis auf ein paar Ouvertüren und sein Concerto für Quartett gar nicht kenne!


    Helft mir doch.


    Außerdem steht hier Mozart mit einem Dolche neben mir... AHHHH!!!


    Addio
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli.


    Nachdem Du Paisiello laut Deiner Aussage überhaupt nicht kennst, solltest Du dir SOFORT Dieses Vergnügen machen.


    Ich habe nie verstanden warum Rossini den "Barbier" Paisiellos verdrängen konnte.


    Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich LIEBE den Rossinischen Barbier !!! - Aber den von Paisello auch.


    Soeben habe ich mir Paisellos "NINA o soa LA PAZZA PER AMORE" in den Player eingelegt. Du wirst entzückt sein ....


    Mozart hatte zeitlebens Angst vor Konkurrenz (und er war nicht zimperlich in der Beurteilung derselben)- Wenn man Paisello hört weiß man warum.


    Viel Vergnügen und gute Nacht.


    Alfred



    Der soeben via email Wolfgang Amadeé
    befragt hat. Er ist mit meiner Empfehlung einverstanden.
    (Unverschämt diese Providergebühren in Jenseits.....) :motz:
    und übersendet Dir duch mich seine schönsten Complimente.. :baeh01:

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Salut,


    das Orchesterquartett war gar nicht von Paisiello, sondern von Stamitz. Falsch erinnert. Dafür kenne ich noch ein Klavierkonzert von Paisiello und die NINA-Ouvertüre.


    Gazzaniga und y Soler bedrohen mich hier aufs äußerste, wenn ich Deinem Rat folge... das Problem wird dadurch nicht kleiner...


    Addio
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut!


    Von amerikanischen Freunden habe ich folges Bild erhalten:



    Der Gedenkstein steht, wenn ich es richtig verstanden habe, in Woodside, Queens (Long Island) auf dem Calvary Catholic Cemetary.


    Na bitte!


    Adieu
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut,


    zum 200. Jahrestag der Einreise Lorenzo da Pontes berichtete



    The Western Queens Gazette am 13.07.2005




    Zitat

    Lorenzo Da Ponte, librettist to composer Wolfgang Amadeus Mozart, was honored on the 200th anniversary of his arrival in the United States by an assemblage of Queens historical and cultural leaders. Da Ponte went on to become the first professor of Italian literature in the United States and the sponsor of the first opera house in the United States. Both events took place in New York City. He is buried in Calvary Cemetery, Maspeth.


    :)


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Na, da bin ich aber erleichtert, dass die amerikanischen Freunde nicht versäumt haben, "ihren" Lorenzo Da Ponte entsprechend zu würdigen und ein ehrendes Gedenken an ihn zu bewahren und zu kultivieren!


    Hätte ja durchaus sein können, dass in einer so großen Metropole wie New York die Tatsache, dass Da Ponte vor Ort gewirkt hat und gestorben ist in knapp 200 Jahren (die die Stadt ja komplett verändert haben - mehr als jede europäische Großstadt) etwas verloren gegangen ist.....


    Umso besser, dass das Gegenteil der Fall ist! :yes:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Hallo zusammen,


    die Lektüre dieses Thread erinnerte mich daran, da0 ich vor gut 20 Jahren mal für den Bayr. Rundf. eine zweiteilige Sendung über diesen casanovaartigen Abenteurer geschrieben habe (die, wie ich kürzlich erfuhr, zum Mozartjahr wiederholt werden soll). Und da das wundersam-aufregende Leben des Abbate hier einige Neugier evoziert, kramte ich ein bißchen in meiner Bibliothek, um auf zwei Bücher aufmerksam zu machen: a) Harald Goertz: Mozarts Dichter Lorenzo da Ponte - Genie und Abenteurer (Taschenbuch Piper/Schott); b) Lorenzo da Ponte: Geschichte meines Lebens - Memoiren eines Venezianers; Vorwort von Hermann Kesten (Wunderlich, Tübingen).
    Die Memoiren sind eine vergnügliche Lektüre, bei der man oft aus dem Staunen nicht herauskommt. sei es ob der chamäleonartigen Verwandlungsfähigkeit des Verfassers in allen Lebenslagen, sei es ob der augenzwinkernden Dreistigkeit, mit der er Dichtung als Wahrheit verkauft. Nur zu empfehlen. Wenn ich es recht sehe, muß man sich jedoch derzeit antiquarisch bemühen (vielleicht über ebay). Eine englische Version der Memoiren ist allerdings im Handel erhältlich. Bei Bärenreiter soll - wohl zum Mozartjahr - eine neue da Ponte-Biographie herauskommen.


    Florian

  • Salut,


    da ist sie:



    Sheila Hodges


    Lorenzo Da Ponte. Ein abenteuerliches Leben
    Übersetzt von Ulrich Walberer
    ca. 380 Seiten; gebunden mit Schutzumschlag
    ISBN 3-7618-1753-3
    EUR 29,95


    Adieu
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Don Giovanni [Gazzaniga/Bertati] vs. Don Giovanni [Mozart/da Ponte]


    Zuerst zur Aufnahme [Gazzaniga/Bertati] als solche:


    Erster Eindruck: schlecht. Schnelle Reaktion ist gefragt, die Finger stets an der Lautstärkeregelung, Gesangsnummern waren stets zu leise im Verhältnis zu den sehr lautstark proklamierten Rezitativen und dabei das Cembalo kaum hörbar. Für 5,99 € und einen ersten Eindruck zu der Vorgängeroper des Mozart-da Ponte-Meisterwerks allerdings ausreichend:


    Beide Opern sind nahezu zeitgleich, d.h. kurz hintereinander im selben Jahr 1787 entstanden, was ein gegenseitiges Aufwiegen, obwohl ungehörig, unerlässlich macht. Die Ouvertüre beginnt mit dem bekannten und viel verwendeten dreimaligen Triolenauftaktthema [vgl. Jupiter- oder Prager-Sinfonie, Mozart], klingt allerdings gleich etwas platt. Meine Bedenken waren sogleich, dass hier der Auftritt des Commendatore als „La Statua“ vorweggenommen wird, was ich doof fand. Die Ouvertüre als solche nett, aber mit wenig „Don-Giovanni-Flair“ bedacht. Die einzelnen Gesangsnummern wohlklingend, entzückend, aber wie ein Wagon auf dem Abstellgleis stehengelassen: Der „große Bogen“ der Oper fehlt. Man erwartet vergeblich eine Champagner- oder Register-Arie, nichts Vergleichbares. Dennoch Textstellen, die von Mozart wörtlich in seine Komposition übernommen wurden: Der erste Auftritt der Donna Anna, bei Mozart in gebrochenen B-Dur- und F-Dur-Akkorden angekündigt, motivisch ebenso bei Gazzaniga. Bei Gazzaniga ein im Vergleich großes Aufgebot an unnötigen Acteuren, 10 an der Zahl, bei MdP lediglich 8 – völlig ausreichend. Der Auftritt des Commendatore im Vergleich zu MdP sehr schwach, fast langweilig. Erst, als es definitiv zur Sache kommt: „Verrai tu a cena meco?“ [Gegenangebot des Commendatore an Don Giovanni: „Kommst Du zum Essen zu mir?“], wird auch die Musik dem Geschehen angepasst. Mein Freund, bei GB Pasquariello getauft -, bei MdP Leporello - wollte mir charakterlich nicht so recht zusagen. Auch erst in der Scena ultima brach er das Eis mit „Non mi sento piú appetito“ [von Don Giovanni aufgefordert, subito an seinen Platz am Tisch zu kommen: „Ich verspüre keinen Appetit“].


    Wunderbare Sänger und alles in Allem eine nette Kammeroper von rund 90 Minuten Dauer, letzter Ausläufer der Seria, bei weitem kein Dramma giocoso.


    Urteil: Hörenswert***


    Addio
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    ich will ja nicht quengeln :motz: :D ...



    ... aber was ist denn nun mit "Una cosa rara"? Hattest Du schon Zeit mal reinzuhören? Auch wenn ich wahrscheinlich nichts mehr dazu sagen kann... Außer der Eintrittskarte für die Vorstellung in Stuttgart (1.11.2003) sind alle Unterlagen spurlos verschwunden.


    Sophia

  • Das booklet beinhaltet neben dem Italienischen Libretto – ohne Übersetzung – einen kleinen interessanten Essay auf Italienisch, Englisch und Französisch, die offenbar wichtigsten Sprachen für Musikinteressierte. Daher hier meine [freie] deutsche Übersetzung [eine Mischung aus den drei Sprachen, die ich alle keineswegs in Perfektion beherrsche]:



    Don Giovanni’s kleiner Bruder


    frei nach
    Il piccolo fratello maggiore di Don Giovanni
    von Davide Annachini sowie Übersetzungen von
    Timothy Alan Shaw und Christiane Ghier


    Kaum eine Opernfigur ist je bekannter geworden, als Don Giovanni, erstmals literarisch verwendet von Tirso de Molina in seinem Werk El burlador de Sevilla von 1637. Die bekannte Story hat etliche Musiker dazu inspiriert, Musikdramen über diesen dissoluten Menschen, welcher schlussendlich bestraft wird, zu verfassen. Es gibt zahllose Beispiele, beginnend im 17. Jahrhundert bis in die Jetztzeit hinein, am bekanntesten wohl das Mozart-da Ponte-Meisterwerk, welches erstmals in Prag am 29. Oktober 1787 über die Bühne gegangen ist. Allerdings wurde rund acht Monate vorher, am 5. Februar 1787, ein anderer „Don Giovanni“ mit dem Untertitel o sia: Il Convitato di pietra im teatro Giustiniani di San Moisé zu Venedig uraufgeführt, welche wohl die Aufmerksamkeit von da Ponte und Mozart erregte.


    Die Oper war ein „dramma giocoso“ von Giuseppe Gazzaniga, ein Musiker, der 1743 in Verona geboren, ein Schüler von Porpora und später auch Piccini in Neapel war. Dort hatte Gazzaniga auch 1768 sein Debut im Teatro Nuovo mit seinem Intermezzo Il barone di Trocchia, die erste einer größeren Serie von Theatermusik. Gazzanigas Werkkatalog beinhaltete im frühen 19. Jahrhundert bereits rund 60 Werke des Genres „serie“ und „buffe“ und ebenso viele geistliche und Instrumentalwerke. Nach einer Auszeit in Italien – Gazzaniga bereiste Wien, München und Dresden – fasste Gazzaniga wieder Fuß in seiner Heimat, wo er eine gut bezahlte Stelle als maestro di cappella annahm, 1791 wurde er an der Kathedrale zu Crema angestellt, wo er bis zu seinem Tode 1818 haften blieb.


    Gazzanigas erster bemerkenswerter Erfolg war seine komische Oper Il finto cieco, welche er mit Unterstützung Sacchinis 1786 in Wien zur Aufführung brachte. Das Libretto [deswegen poste ich diesen Text hier] stammte von niemand anderem als Lorenzo da Ponte [vgl. weiter oben im Eröffnungsthread].


    Die beiden Künstler arbeiteten also rund zwei Jahre vor den beiden Don Giovannis zusammen. Da Ponte war bekannt für seine lose Zunge und in seinen Memoires beschreibt er Gazzaniga als zu den weniger begabten Komponisten des ausgehenden 18. Jahrhundert gehörend, wörtlich …compositeur d’un certain mérite mais d’un style qui n’est plus moderne… [was ich bereits in meiner Beschreibung der Oper weiter oben sinngemäß bemerkte].


    Dennoch schien ihm weder Gazzanigas „Don Giovanni“ gleichgültig gewesen zu sein, noch schreckte er davor zurück, Giovanni Bertatis Libretto als Vorlage zu benutzen. Bertati hatte kurz zu vor mit Cimarosa sehr erfolgreich die Oper Il Matrimonio segreto produziert. Da Ponte schreibt dennoch über Bertati: …il n’était pas né poète et ne savait pas l’italien… [Er wurde nicht als Poet geboren und beherrschte kein Italienisch].


    Obwohl man die beiden „Don Giovannis“ nicht vergleichen kann, gibt es eine Reihe von bemerkenswerten Unterschieden, beginnend mit der Verteilung der Rollen. Einige Personen haben andere Namen erhalten: Hier gibt es einen Pasquariello anstelle des Leporello, eine Maturina anstelle der liebenswürdigen Zerlina, Masetto nennt sich hier Biagio. Am auffälligsten ist, dass es zwei weitere Akteure in diesem Spiel gibt: Donna Ximena, Don Giovanni’s dritte im Bunde als Ergänzung zu Donna Anna und Donna Elvira sowie einen gewissen Lanterna, ein weiterer Diener, Assistent von Pasquariello/Leporello. Die beiden Rollen sind nebensächlich, zeigen sich häufiger in Rezitativen als in Gesangsnummern. Die ohrenscheinigste musikalische Affinität zu Mozart findet sich in der Eröffnungsszene, welche eine Vorwegnahme des Notte e giorno a faticar ist [jaja, die nette frz. Sprache! – ich würde es andersherum deuten]. Ebenso gibt es Parallelen im folgenden Trio und dann der Impetus des Don Giovanni auf den Commendatore. Ähnliche Analogien zeigt auch die Szene zwischen Donna Anna und Duc Ottavio, da Ponte hat offensichtlich großzügig ausgeborgt, Mozart gestaltet die Szene allerdings weitaus dramatischer mit seiner Musik. Im Gazzaniga/Bertati-Werk finden sich keine „Registerarie“, kein „Là ci darem la mano“. Dazu war offenbar nur das Genie Mozart fähig…


    [Wie ich bereits nach erstem Höreindruck bemerkte], ist das Zusammentreffen Don Giovannis mit dem Commendatore als „La Statua“ weniger ausgebaut, als bei Mozart – taktlos, jedoch findet sich, wie später bei Mozart, eine kleine Tanzmusik im 2. Finale eingeschoben [ein inhaltsloses Menuett, mehr nicht, dennoch schmeichelnd schön]. Duc [Don] Ottavio spielt mit seiner Gitarre auf, durch Streicher mit Spiccato dargestellt, während Lanterna mit dem Kontrabass [solo] aufspielt, dazu gesellt sich Pasquariello mit dem Fagott.


    Musikalisch gesehen kann man, wie bereits gesagt, Mozarts Meisterwerk nicht mit Gazzanigas Oper, welche nicht die gleiche psychologische Umsetzung der Charaktere bietet, vergleichen. Es fehlt an der Atmosphäre der Schlußtragödie, dennoch wirft das Werk bereits einen charmanten Schatten voraus. Ohnehin sind die Arien – für sich betrachtet – Werke eines Meisters, der die Konventionen der Oper des 18. Jahrhundert beherrschte.


    * * *


    Ich empfehle, die Oper anzuhören; es besteht Aussicht, sich in die Musik zu verlieben; man muß eben den "großen Bruder" für eine kurze Weile vergessen. Die oben gezeigte Aufnahme ist zwar musikalisch wertvoll und günstig zu erstehen, aber das schrille Fiepsen in lautstarken, schlecht ausgesteuerten Scenen ist unerträglich. Alternativ gibt es folgende Einspielung für etwa den 6fachen Preis:



    Aler • Steinsky • Coburn • Kinzel • Kannen • Kaufmann
    RO München • Soltesz


    Wegen eventueller textlicher Une[SIZE=7]b[/SIZE]enheit[SIZE=7]e[/SIZE]n bitte ich um Nachsicht...




    Mit freundlicher Empfehlung
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    ... aber was ist denn nun mit "Una cosa rara"? Hattest Du schon Zeit mal reinzuhören? Auch wenn ich wahrscheinlich nichts mehr dazu sagen kann... Außer der Eintrittskarte für die Vorstellung in Stuttgart (1.11.2003) sind alle Unterlagen spurlos verschwunden.


    Sophia


    Cara Sophia,


    Danke der Nachfrage: Ja, Zeit hätte ich nun! Aber: Die cosa rara macht ihrem Namen alle Ehre: Die CD habe ich bis dato noch nicht erhalten, da eine etwas ausgedehnte Lieferzeit vorliegt - daher war ein Probehören leider nicht möglich, obwohl ich diese als erste auserwählt hätte - schluchz. Nun hatte ich leider nur die Wahl zwischen Don Giovanni und Nina. Da ich in meinem bisherigen Leben bereits 4 da-Ponte-Opern gehört habe, musste nun doch Don Giovanni [di Bertati] als erster dran glauben. Und die Nina folgt sogleich...


    Ich hoffe [für jpc], nach meinem Urlaub hier eine Cosa ferrara liegen zu haben.


    :hello:


    Ciao,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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