STRAWINSKY, Igor Fjodorowitsch: LE ROSSIGNOL

  • Igor Fjodorowitsch Strawinsky (1882-1971):


    LE ROSSIGNOL
    (Die Nachtigall, Solowja, Соловья)
    Conte lyrique en Trois Aktes (Lyrische Erzählung in 3 Akten)
    Libretto von Igor Strawinsky und Stephan Mitussov
    nach der Erzählung „Des Kaisers Nachtigall“ von Hans Christian Andersen


    Uraufführung am 26. Mai 1914 in der Pariser Opéra unter Pierre Monteux



    DIE PERSONEN DER HANDLUNG


    Die Nachtigall - Sopran
    Der Kaiser von China - Bariton
    Des Kaisers Kammerherr - Bass
    Die Köchin - Sopran
    Der Fischer - Tenor
    Der Bonze - Bass
    Der Tod - Alt
    Die japanischen Gesandten - Tenöre
    Chor: Hofstaat des Kaisers, Volk


    Ort und Zeit: Märchenzeit im alten China.

    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT


    Es ist Nacht. Ein Fischer sitzt in seinem Boot und lauscht dem wunderschönen Gesang einer Nachtigall. Den Gesang hat auch die Köchin des chinesischen Kaisers gehört und sie ruft den Bonzen und den Hofmarschall an den See, damit sie sich ebenfalls am Gesang der Nachtigall erfreuen können.


    Als man dem Kaiser von der Nachtigall erzählt, wünscht auch er sich nichts sehnlicher, als dem gefiederten Sänger zuhören zu dürfen und dieser Wunsch des Herrschers ist den Höflingen ein Befehl. Der Kammerherr begibt sich also an den See und bittet den Vogel an den Hof des Herrschers. Die Nachtigall lässt sich nicht lange bitten, fühlt sie sich doch hoch geehrt, dass der Kaiser sie hören möchte und fliegt voraus in den Kaiserpalast.



    ZWEITER AKT


    Hier wird gerade ein Festbankett vorbereitet, es herrscht also reges Treiben und große Unruhe. Es hat sich herumgesprochen, dass eine Nachtigall dem Kaiser mit ihrem Gesang Freude bereiten will und man ist gespannt auf das Ereignis. Aber keiner der Höflinge hat je eine Nachtigall gesehen oder gehört. Als nun der Vogel herbeifliegt, sind viele doch über diesen kleinen und unscheinbaren Vogel enttäuscht. Als jedoch die Nachtigall mit ihrem Gesang beginnt, ist alle Enttäuschung sofort verflogen. So einen schönen Gesang haben sie alle noch nie gehört. Auch der Kaiser ist restlos begeistert und wird vom Gesang der Nachtigall zu Tränen gerührt. Er beschließt, den Vogel zu belohnen.


    Nun macht jedoch der Kaiser eine gänzlich neue Erfahrung: Japanische Gesandte haben eine künstliche Nachtigall mitgebracht und lassen sie vor dem Kaiser singen. Aber das künstliche Vogelgezwitscher gefällt dem Kaiser nicht, wenn er auch aus asiatischer Höflichkeit zuhört. Darüber ist die echte Nachtigall so enttäuscht, dass sie jede Hofetikette missachtet und einfach davonfliegt. Das findet der Kaiser unhöflich und er verbannt die echte Nachtigall aus seinem riesigen Reich; zukünftig, so ergeht seine Anordnung, soll nur noch die künstliche Nachtigall singen dürfen.



    DRITTER AKT


    Der Kaiser ist so schwer erkrankt, dass Gevatter Tod sich im Palast eingefunden hat um den Herrscher zu holen. Doch auch die Nachtigall, die von der Erkrankung des Kaisers gehört hat, kommt, den Verbannungsbefehl missachtend, an das Krankenlager und beginnt zu singen. Dabei gibt sie sich so große Mühe, dass der Kaiser wieder gesund wird. Der Tod sieht sich gezwungen, den Rückzug anzutreten, er hat sich zu früh auf die „Ernte“ gefreut.


    Der Kaiser aber steht auf und zeigt sich auf dem großen Balkon seines Palastes dem schon trauernden Volk, das überrascht und erstaunt zugleich in großen Jubel ausbricht. Die Nachtigall aber verspricht dem Kaiser, ab sofort in jeder Nacht bei ihm zu sein und nur für ihn bis zum Morgengrauen zu singen.



    INFORMATIONEN ZUM WERK


    Igor Strawinskys Vertonung des Märchens von der Nachtigall wurde im Jahre 1907 begonnen und schon ein Jahr später beiseite gelegt, weil sich der Komponist den Balletten zuwandte, die ihm später Weltruhm bringen sollten. Als er 1913 einen Auftrag zur Fertigstellung des Werkes erhielt, zögerte er zunächst, da sich sein Kompositionsstil in der Zwischenzeit stark verändert hatte. Dann entschloss er sich letztlich doch zur Vollendung der Märchenoper, sodass „LE ROSSIGNOL“ im Mai 1914 in Paris uraufgeführt werden konnte. Danach eroberte die Oper die Bühnen der Welt - ausgenommen die der damaligen Sowjetunion; hier kam sie erst nach Gorbatschows Perestroika auf die Bühnen.


    Nicht nur die Handlung, auch die Musik dieser mit nur etwa 50 Minuten Spieldauer recht kurzen Märchenoper lassen den Hörer an die entsprechenden Werke von Strawinskys Lehrer Rimsky-Korsakow denken; andererseits hat aber auch Debussys Musiksprache eindeutige Spuren hinterlassen. Aber einen eigenständigen Stil kann man, beispielsweise, unschwer in dem Chinesischen Marsch zu Beginn des zweiten Aktes erkennen, der mit seinem grellen Farbenreichtum auffällt. Die Rolle der Nachtigall verlangt eine virtuose Koloratursopranistin (die übrigens im Orchestergraben zu platzieren ist), wogegen die künstliche Nachtigall vom Komponisten einer Oboe anvertraut ist, die zwar ebenso virtuos klingt, aber eindeutig den gewünschten mechanisch-starren Charakter ausdrückt.


    © Manfred Rückert für Tamino-Opernführer 2012
    unter Hinzuziehung folgender Quelle:
    Libretto aus dem Verlag Bote & Bock

    .


    MUSIKWANDERER

  • Bescheiden sind die Angebote bei den Tamino-Werbepartnern Amazon und jpc zu nennen, was LE ROSSIGNOL anbelangt. Die folgenden Aufnahmen sind zu bekommen:



    Nebenstehend die von James Conlon geleitete Aufnahme mit den Solisten Natalie Dessay, Marie McLaughlin und Violeta Urmana; es spielt das Orchestre de l'Opera National de Paris. Die zwei CD's von EMI enthalten noch die Burleske „Renard“ und „Oedipus Rex“.


    Von der oben erwähnten Audio-CD gibt es auch diese filmische Version als DVD.


    1990 dirigierte Pierre Boulez das BBC Symphony Orchestra & Singers; es sangen die Nachtigall Phyllis Bryn-Johnson, den Kaiser von China Neil Howlett, den Bonze Michael George; ferner Ian Kennedy, Gareth Roberts, Brindley Sherratt, Felicity Palmer, Ian Caley und Elisabeth Laurence.


    Nebenstehend die NAXOS-Produktion, dirigiert von 1996 Robert Craft; es spielt das London Philharmonic Orchestra; es singen Andrew Greenan, Philippa Dames-Longworth, Sally Burgess, Stephen Richardson, Robert Tear, Olga Trifonova und Paul Whelan.


    Nicht mehr erhältlich sind offenbar nachstehende Einspielungen:


    1. Gesandter: Bernard Cottret
    2. Gesandter: Camille Maurane
    Bonze: Bernard Cottret
    La Cuisinière: Geneviève Moizan
    La Mort: Christiane Gayraud
    Le Pêcheur: Jean Giraudeau
    Le Rossignol: Janine Micheau
    L'Empereur de Chine: Lucien Lovano
    Stimme: Claudine Collart, Christiane Gayraud, Joseph Peyron
    André Cluytens; Chœur & Orchestre National de l'RTF Paris (1955)


    1960 dirigierte Igor Stravinsky Chor und Orchester der Opera Society of Washington; es sangen
    La Cuisinière: Marina Picassi
    La Mort: Eliane Bonazzi
    Le Chambellan: Kenneth Smith
    Le Pêcheur: Loren Driscoll
    Le Rossignol: Reri Grist
    L'Empereur de Chine: Donald Gramm
    (früher CBS, heute Sony).

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    MUSIKWANDERER

  • Die DVD unter Conlon mit Dessay, dies nur anbei, ist musikalisch und visuell faszinierend!


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!


  • Le rossignol (Die Nachtigall),


    Oper in 3 Akten von Igor Strawinsky,
    Text vom Komponisten und Stepan Mitussow nach Hans Christian Andersen,
    Uraufführung: 26.5.1914 Paris
    mit Aurelia Dobrowolska • Elisabeth Petrenko • Pawel Andrejew • Brian • Alexander Warfolomejew • Gulyajew • Alexandre Belialine, Dirig. Pierre Monteux.


    - Durch ihren Gesang vertreibt die Nachtigall (Sopran) den Tod (Alt) und gibt dadurch dem chines. Kaiser (Bariton) das Leben zurück.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)