Staatstheater Nürnberg

  • Hallo,


    am 21.10. war die Premiere der Neuinszenierung von Tristan und Isolde am Nürnberger Opernhaus/Staatstheater Nürnberg; ich verweise auf meine Beträge Nr. 267, 269, 270 im Thread "Wer geht eigentlich in die Oper und warum." Am 17.11. habe ich nun eine Aufführung im Opernhaus besucht.


    Grundsätzlich gibt es zu meinen Beiträgen nur wenig zu ergänzen; den Inszenierungsveriss in den Nürnberger Nachrichten kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, im Gegenteil: Ich finde ihn die Inszenierung, Personenführung, Lichtregie, Ausstattung sehr stimmig. (Ein kleines Beispiel: Die Fackel im 2. Aufzug ist eine Leuchtkugel mit ca. 1-2 m Durchmesser, unten hellrot weißglühend, nach oben dunkelrot werdend und ganz oben hellbau auslaufend - kann Liebesglut besser verdeutlicht werden? Manches Duett im 2. Aufzug/Liebesnacht stehen Tristan und Isolde händefassend weit auseinander - eng um schlungen ist das nicht zu singen, also muss das krasse Gegenteil her um die Wirkung noch zu steigern. Auch die in der NN-Kritik belächelte, weil zeitweilig eingenommene "Löffelchenstellung" des Liebespaares - wohlgemerkt rein statisch! - finde ich absolut angemessen, ebenso dass Tristan und Isolde bei deren "Liebestsod" hintereinander stehen, bis der Vorhang fällt.)


    Zum Thema "Patzer": "Kickser" bei Horneinsätzen und 2, 3 verwackelte ppp-Einsätze bei den Steichern sind bei Profis entbehrlich; das war's aber auch schon, was ich ganz, ganz am Rande zu "bemängeln" hatte.


    Ob die vielen Großaufnahmen auf der Kinoleinwand tatsächlich ein Vorteil sind - die Bühnengesamtwirkung verliert dadurch.


    Der Ton im Kino war, wie ich nun vergleichend feststellen konnte, technisch in der Dynamik einzelner Orchesterstimmen verbessert - so klangen im Operhaus an manchen Stellen für mich die Kontrabässe zu laut, was u. U. auch daran gelegen haben könnte, dass ich im 3. Rang Mitte saß und zu den hellen Streichern keinen Sicht- und unmittelbaren Akustikkontakt hatte.
    Darüber bin ich mir aber nun sehr unsicher: Hatte König Marke eine Mikrophon-/Lautsprecherverstärkung? Manche Töne seine Stimme klangen etwas "technisch"? Der Opernhausraumklang insgesamt war besser als im Kino.


    Wer zum Verständnis der Oper Tristan und Isolde keinen Schiffshintergrund, Garten oder Burg braucht, ist mit dieser Aufführung gut bedient.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler