La Traviata in Liberec

  • Liebe Freunde und Mitglieder


    Am vergangenen Mittwoch war ich im Theater /Opernhaus in Liberec zur Aufführung von "La Traviata" und ich möchte Euch nun etwas davon berichten. Ich habe meinen Bericht im Vorab geschrieben. Er ist etwas umfangreicher geworden und ich werde ihn deshalb in 4 Abschnitte teilen.


    Teil I


    Ihr werdet Euch vielleicht fragen, wie kommt er auf diese Idee mit Liberec. Da möchte ich etwas weiter ausholen und ausführlicher berichten. Liberec ist ein Ort im jetzigen Tschechien, genauer gesagt, in Böhmen. Bis 1945 war das urdeutsches Gebiet und die Stadt hieß Reichenberg. Sie liegt am Rande des Isergebirges und hat ca. 102.000 Einwohner. Von meinem Wohnort aus sind es bis dorthin etwa 60 Km.
    Früher, noch in DDR- Zeiten, waren wir öfter dort. Nach der Wende bin ich nur ein paarmal durchgefahren. Schon vor einigen Jahren wurde in unserer Regionalzeitung immer mal wieder lobend das dortige Theater erwähnt. Auf dem Programm standen richtig große Opern wie Aida, Trovatore, Turandot u. a.. Ich wollte schon immer mal hin, aber alleine hatte ich nicht so die richtige Lust, nachts dann durch das Ausland zurück und außerdem hat man von vielen bandenmäßigen Diebstählen gehört. Kurzum, die gefühlte Unsicherheit hielt mich ab. Es ist leider so und nicht übertrieben, daß Autodiebstähle in unserer Region an der Tagesordnung sind. Auch Einbrüche in Wohnungen und Häuser, vor allem im Zittauer Oberland, sind fast alltäglich. Unser Freund "La Roche", der sich da auch etwas auskennt, wird bestätigen können, daß ich hier nicht übertreibe.


    Zittau ist ein kleines Städtchen im Dreiländereck (Deutschland, Tschechien, Polen), südlich von mir, etwa 35 Km entfernt. Davon 15 Km entfernt liegt der Kurort Jonsdorf, direkt im sogenannten Zittauer Gebirge. Dort wohnt seit kurz nach der Wende ein Freund von mir, mit dem ich seit Jugendtagen befreundet bin. Er hatte sich seinerzeit dort ein Haus aufschwatzen lassen und wohnt seit damals dort. Wir hatten uns dann etwas aus den Augen verloren, uns aber vor ein paar Jahren wieder gefunden und die alte Freundschaft blüht und gedeiht wieder.
    Aufgrund der Entfernung sehen wir uns zwar auch nicht allzu oft, aber wir telefonieren häufig miteinander und halten so den Kontakt.
    Er hat auch einen gewissen Theater- Nachholbedarf und deshalb waren wir nun schon gemeinsam ein paar mal in der Semperoper.


    In unserem Forum berichtete Freund Joseph II. von Theaterbesuchen in Prag und hat sich da sehr lobend geäußert. Das war für mich ein wenig das Stichwort und mein Interesse für Liberec war wieder geweckt. Bei einem meiner letzten Besuche bei meinem Freund sprach ich das Thema an und wir waren uns einig, daß wir das bei geeigneter Oper machen.
    Nun habe ich den Spielplan gecheckt und wie ich da die Traviata entdeckte war klar, das ist es und das machen wir.
    Und am Mittwoch war es nun soweit. Wir hatten uns in Zittau verabredet. Ich hatte mein Auto auf einem großen und hell erleuteten Parkplatz im Zentrum der Stadt abgestellt. Mit seinem Auto, er hat ein amerik. Sport /Cabriolet und solche Exoten sind in den gewissen Kreisen nicht so gefragt, sind wir dann die 25 Km nach Liberec gefahren...


    Teil II


    In Liberec sind wir eine 1/4 Std. vor Vorstellungsbeginn gut angekommen. Parkplätze natürlich alle besetzt, Karten hatten wir auch noch keine. Aber wir hatten auch hier Glück. Nach kurzem Rumfahren und Suchen fuhr jemand weg und wir hatten den Parkplatz fünf Gehminuten vom Theater entfernt. Wir kamen noch rechtzeitig an und bekamen an der Kasse prima Karten im 1. Rang, 1. Reihe, fast in der Mitte angeboten. Wie sich dann herausstellte, wirklich herrliche und beste Plätze.
    Und das zum unglaublich niedrigen Preis von 290 Kronen. Das sind in etwa 12 € !!!
    Wirklich unglaublich. Für dieses Geld kann ich in der Semperoper, etwas scherzhaft übertrieben, gerade mal auf die Toilette gehen!
    Und dann das Theater von außen und innen...Ich habe viel erwartet, aber das übertraf alles. So ein wunderschönes Haus, mit "Königslogen", Parkett und drei Ränge, die hier Balkone heißen. So viel herrliche Stuckornamente, alles vergoldet, beeindruckende Deckenmalereien... Ich kann das gar nicht so in Worte kleiden, einfach traumhaft schön. So stellt man sich ein Theater vor und es überkommt einen gleich die festlich, feierliche Athmosphäre. Lobend möchte ich erwähnen, daß auch alle Zuschauer durchweg festlich und der Würde des Hauses angemessen, gekleidet waren. Meiner Schätzung nach, war das Haus an diesem Abend zu ca. 85 % ausgelastet. Allerdings aber auch überwiegend mittleres bis reiferes Alter.
    Wieviel das Haus insgesamt Zuschauer faßt, kann ich nicht sagen. Ich habe keine Angaben bisher gefunden.
    Ich schätze aber mal, so um die 600 könnten es sein.
    Wie ich erwähnte, ich kann die außergewöhnlich Schönheit des Hauses schlecht in Worte kleiden. Deshalb um so besser, Ihr könnt es sehen. Hier schon mal zwei Bilder vorab:



    Gebt mal bei Google ein: Theater Liberec. Dann auf den ersten Beitrag klicken. Rechts etwas runter erscheinen 8 kleine Bilder.
    Auf die wieder klicken und dann werden sie größer. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der schönen Wiener StOP, ist nicht zu verleugnen, nur etwas kleiner. Das war auch wohl beabsichtigt und gewollt. Und die hauptverantwortlichen Baumeister und Architekten waren ja auch Wiener. (Und damit besonders herzliche Grüße an unsere Wiener Freunde).
    Für mich nur schier unbegreiflich, wie man mit der damaligen Technik, die ja auch noch nicht so modern war wie die heutige ist, daß in nur zwei Jahren so etwas hervorragendes geschaffen wurde. Der Grundstein wurde 1881 gelegt und die Eröffnung war 1883!
    Im dritten Beitrag, wenn Ihr den anklickt, erscheinen Bilder vom Repertoire, auch von der Traviata. Das solltet Ihr Euch ansehen, da könnt Ihr mir dann später besser folgen.


    Teil III


    Wir hatten also dann unsere Plätze mit bequemster und bester Sicht eingenommen und was ich als sehr angenehm empfand, die Zuschauer wurden via Lautsprecher in Tschechisch und in Deutsch (!!!) begrüßt und herzlich willkommen geheißen.
    Inszenierung und Ausstattung:
    Während des Vorspiels zum 1. Akt öffnete sich der Vorhang und gab den Blick auf die nicht allzu große Bühne frei.
    Im Halbrund war eine Wand, die über die ganze Zeit den Hintergrund bildete. Diese Wand war mit ca.12 hohen, schmalen abgedunkelten Platten versehen, vielleicht vergleichbar mit hohen schmalen Balkontüren, die einen leichten Spiegeleffekt hatten und als Raumabschluß, aber auch gleichzeitig als Türen für die Akteure dienten.
    In der Mitte der Bühne ein großes Rundsofa und im Hintergrund ein Tisch und wenige Sessel und Stühle. Alles im Biedermeierstil.
    Auf dem Sofa lag und räkelte sich Violetta und daneben stand, sie betrachtend, Baron Douphal. Sie stand dann auf, beide berührten sich und anhand von Gestik und Mimik, war sehr gut dargestellt, daß ihre Beziehung beiderseits nur rein körperlich und geschäftlich ist. Die Türen klappen auf und herein kommt die Gesellschaft zum Feiern. Etwas über 30 Personen, Damen und Herren des Chores. Alle (!!!) der Zeit und der Handlung entsprechend hervorragend gekleidet. Ein wirklich toller feierlicher Anblick.
    Die Damen in weißen langen Kleidern, die Herren im roten Frack mit Fliege oder Chabot und weißen Hemden.
    Alfredo, als Kontrast, im weißen Frack. Zum Ende dann noch zusätzlich mit langem weißen Mantel mit Pelzschal kragen.
    Giorgio Germont dann später, wieder hervorragend kontrastierend, im dunkelgrauen Frack und ebensolchem langen Mantel und Gehstock.
    Das alles wirkte äußerst elegant und dadurch stimmig. Und im Gegensatz zu Dresden gab es hier beim Brindisi "Libiamo, libiamo..." tatsächlich Champagner und auch die dazugehörigen Gläser.
    Die Kulissen blieben bis zum Schluß gleich. Es kam manchmal noch ein Tisch und Sessel dazu und im letzten Akt noch zusätzlich ein Biedermeiersofa, auf dem die kranke Violetta zeitweise lag. Zum Sterben erhob sie sich aber und brach auf der Bühnenmitte zusammen.
    Die Aktionen im 2. Bild des 2. Aktes beim Ball mit Zigeunern und Stierkämpfern wurde nicht, wie sonst oftmals üblich, von Balletttänzern dargestellt, sondern mit viel und sehr guter "Action" von den Damen und Herren des Chores.
    Überhaupt war allen Beteiligten eine gute und intensive Spielfreude anzumerken.
    Die drei Hauptpersonen ließen ihre unterschiedlichen Interessen, Probleme und Beziehungen sehr gut erkennen und brachten das glaubhaft rüber.
    Man könnte nun vielleicht denken, die Ausstattung auf der Bühne war nicht allzu üppig.
    Nein, hier war das Wenige tatsächlich mehr. Die Bühne ist ja nicht allzu groß. Für viel mehr wäre gar kein Platz gewesen und hätte überladen gewirkt. Außerdem mußte ja auch Platz für die vielen Herrschaften sein. Und dadurch, daß Kleidung und die wenigen Möbel elegant und zeitbezogen waren, wirkte das Ganze absolut stimmig.


    Teil IV


    Zum Ensemble und den Solisten:
    Natürlich ist im Vornherein klar, daß man in solch einem "kleinen Haus" keine Leistungen wie in Wien oder der Scala zu erwarten hat. Und wenn man dem Rechnung trägt, dann wird man zufrieden sein. Und ich war es wirklich, trotz mancher kleiner Kritik bei den Solisten.
    Alle Ausführenden, einschließlich Regie und Ausstattung, waren Tschechen. Wahrscheinlich alle vom hauseigenen Ensemble.
    Gesungen wurde zum Glück "italienisch"(!!!).
    Sehr gut, gefühlvoll, fehlerfrei und mit richtigen Tempis spielte das Orchester.
    Ebenfalls sehr gut und ohne Fehl und Tadel die Damen und Herren des Chores.


    Violetta: Ihre Stimme mitunter schrill, laut, leicht tremolierend, bei den ganz hohen Tönen nicht immer ganz treffsicher und aushaltend und Koloraturen sind nicht unbedingt ihre Stärke. Dadurch leidet natürlich etwas die gefühlvolle Hingabe und der Ausdruck. Ihr "Dite alla giovine" machte sie allerdings recht gut und ging mir gefühlsmäßig wieder recht nahe. Dafür habe ich beim Verlesen des Briefes doch das gefühlvolle, apathische, schon leicht entrückte etwas vermißt.
    (Bei beiden Stellen darf man da natürlich nicht an die Freni auf der Traviata DVD denken). Von ihrem Äußeren und der Figur paßte sie aber sehr gut in die Rolle. Auch an ihrer Darstellung gab es nichts zu beanstanden. Sie brachte ihre Rolle glaubhaft rüber.


    Alfredo: Mit der Partie stieß er wohl an seine Grenzen. Mit hohen Tönen hatte er so seine Probleme. Geschmeidigkeit, Gefühl und somit Akzentuierung fehlten. Er mußte sich zu sehr konzentrieren, daß die Töne einigermaßen ankamen. Und schön und wohlklingen des ital. Timbre und Belcanto ist schon etwas anderes. Er wirkte immer sehr angestrengt. Seine kleine Arie im 1. Akt "Un dì, felice, eterea, mi bale naste in nante, e da quel dì tremante, vissi d'ignoto amor. Di quell'amor, quell´amore ch'è palpito..." habe ich persönlich noch gut im Gedächtnis. Die mag ich ganz sehr, habe ich die doch mal in jungen Jahren im Gesangsunterricht singen dürfen.
    Den Text habe ich immer noch drauf, nur mit der Stimme, das geht nicht mehr. Ob ich sie besser gesungen habe, behaupte ich nicht. Ich denke aber mal, ich habe sie seinerzeit gefühlvoller gesungen.


    Giorgio Germont: Eigentlich sehr gut und ohne Fehl und Tadel. Nur ist er vom Stimmtyp ein sehr hoch klingender Bariton. Dadurch geht etwas die an manchen Stellen notwendige Durchschlagskraft verloren. Sehr gut auch seine darstellerischen Fähigkeiten. Auch er interpretierte glaubhaft und überzeugend.


    So, nun klingt das von mir wohl doch etwas sehr kritisch. Nein, nein... das war schon alles in Ordnung und wie gesagt, für das kleine Haus absolut angemessen und ausreichend. Und ganz deutlich gesagt, so viel besser waren die Solisten in der Semperoper, die ich in diesem Jahr dort in der Traviata gehört habe, auch nicht.
    Vom Publikum gab es sehr oft Szenenapplaus und am Schluß lang anhaltenden Beifall, der auch verdient war. Unterm Strich, ein sehr schönes Opernerlebnis an dem auch alles andere rundum gestimmt hat. Wir haben uns gegenseitig versichert, hier waren wir nicht das letzte Mal. Und wenn das Wetter mitspielt und auch sonst nichts dagegen spricht, fahren wir evtl. am 29. zum "Freischütz" hin.


    Noch eine kleine optische Freude nach der Vorstellung. Wenn man aus dem Theater tritt, ist gegenüber die Rückseite des Rathauses.
    Die ist schon schön und interessant. Aber die Vorderseite erst, die Front, ein absoluter wunderschöner architektonischer Traum.
    Auch hier wieder ganz große (gewollte und beabsichtigte) Parallelen zum schönen Wiener Rathaus.
    Danach sind wir zum Auto gegangen und zurück nach Zittau gefahren. Mein Auto stand noch wohlbehalten an seinem Platz und eine halbe Stunde später, gegen 23 Uhr, war ich glücklich und zufrieden wieder zu Hause.
    Liebe Freunde. Ich hoffe, ich habe Euch mit meiner sehr ausführlichen Schilderung nicht allzu sehr gelangweilt.
    Ich weiß, daß wir, Kenner und Freunde der konservativen und guten Inszenierungen, alle schon glücklicherweise viele hervorragende Aufführungen erlebt haben und somit unsere Ansprüche erfahrungsgemäß berechtigt, sehr hoch sind. Ich bin überzeugt, daß, wenn Ihr hättet hier dabei sein können, jeder von Euch genau so zufrieden gewesen wäre, wie ich. Ich habe an Euch gedacht und es war ein Erlebnis, an das ich mich gern erinnern werde.


    Ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit und Euer evtl. Interesse. Bis zum nächsten Mal Euch alles Liebe und Gute und herzliche Grüße (a. n. G.!)


    CHRISSY


    Meine besonderen Grüße und meinen Dank aus gutem Grund, an Freund Joseph II., der mit seinen Beiträgen und dadurch seinem Tip, vielleicht der ausschlaggebende Initiator war.

    Jegliches hat seine Zeit...

    Einmal editiert, zuletzt von chrissy ()

  • Vielen Dank für deinen ausfürhlichen Bericht lieber Chrissy. So ergeht es mir immer wenn ich in Duisburg in der Rhienoper sitze. Und wenn ich mich dann dabei ertappe etwas zu kritisch sein, mach ich mir immer wieder klar wo ich hier eigentlich sitze, nicht in Wien oder NY, sondern in Duisburg.

  • LIeber Crissy,


    danke. Man darf natürlich nicht die Sänger erwarten, die man in den großen Opernhäusern engagiert. Aber auch die sind oft nur hochgejubelt und die musikalische Seite ist auch nicht immer eitel Sonnenschein. Ich habe schon von Touneebühnen, vor allem osteuropäischen, wie sie bei uns eingekauft werden, die wir hier kein eigenes Ensemble haben, sehr schöne Aufführungen gesehen. Wenn man eine stimmige Inszenierung und kein Verunstaltungstheater hat, nimmt man kleine Schwächen gerne in Kauf. Lieber diese als eine unsinnige Inszenierung!!!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Chrissy,


    Danke für Deinen schönen Bericht. Im ehemaligen Ostblock sind die Regisseure offensichtlich noch nicht so versaut wie bei uns. Ich werde mir überlegen, nach Görlitz zu ziehen, dann könnten wir öfter nach Liberec oder auch nach Breslau (ist ja wohl auch nicht so weit) in die Oper fahren. Nur müßten wir uns evtl. ein älteres Auto zulegen!!


    La Roche


    PS - schön, daß Du wieder da bist, ich hatte Dich vermißt im Tamino!

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber Chrissy,


    gerade erst kam ich dazu, deinen langen Bericht ganz zu lesen. Das klingt ja wunderbar und herrlich. Ich habe mir auch einige Photos der Inszenierung gerade angesehen (siehe hier). Danke, dass du mich sogar als Anreger für diesen Kurztripp in unser Nachbarland erwähnst; das ehrt mich wirklich über die Maßen.


    "Drüben", bei unseren Freunden in Ost(mittel)europa, scheint die Welt operntechnisch nocht weitgehend in Ordnung. Zwar gibt es auch dort gewisse Ansätze des modernen Regietheaters, doch ist man — vermutlich schon aufgrund der vielen Touristen — sichtlich bemüht, dass das auf keinen Fall überhand nimmt. Wir haben in Tschechien beinahe die umgekehrte Situation vom deutschsprachigen Raum, wo das traditonelle Inszenierungstheater ja ein Randdasein fristen muss.


    Ich finde es wunderbar, dass nach zwei Jahrzehnten seit der "Wende" der kulturelle Austausch offensichtlich bestens funktioniert. Dass in Liberec sogar die Ansagen auf deutsch sind, beweist, dass man den ehrlichen Willen hat, das Vergangene zu vergessen und in die Zukunft zu blicken. Ich meine, es ist ja auch nur natürlich, dass Länder, die historisch so eng miteinander verflochten waren, nach den unseligen Ereignissen im letzten Jahrhundert, die diese Jahrhunderte alten Bande gewaltsam lösten, nunmehr wieder enger zusammenrücken. Dies kann dazu beitragen, althergebrachte Vorurteile zu hinterfragen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Ich bin recht zuversichtlich, dass künftige Generationen die in kommunistischer Zeit sich zum Feindbild hochgeschaukelten verallgemeinernden Begrifflichkeiten wie "die bösen Deutschen/Tschechen/Polen" usw. allmählich abbauen lassen. Wir alle wissen, dass nicht alle Deutsche Nazis sind und nicht alle Osteuropäer Autos klauen. Das ist ein typisches Beispiel dafür, wie eine verschwindend kleine Minderheit ganze Völker gegeneinander ausspielen kann.


    Ich bin im übrigen deiner Auffassung, dass ich lieber ein paar nicht ganz ideale Gesangsleistungen in Kauf nehme, bevor ich mich in eine verunstaltete, nicht mehr zu erkennende Schrottinszenierung setze.


    Noch einmal herzlichen Dank für deinen schönen Bericht!


    Beste Grüße
    Joseph

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Chrissy,


    vielen Dank für Deinen interessanten Bericht. Die Oper sieht sehr schön aus.
    Leider liegt sie von uns sehr weit entfernt.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Ich bin im übrigen deiner Auffassung, dass ich lieber ein paar nicht ganz ideale Gesangsleistungen in Kauf nehme, bevor ich mich in eine verunstaltete, nicht mehr zu erkennende Schrottinszenierung setze


    Total richtig! Was nützt mir Jonas Kaufmann als Faust in einem Atommeiler!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.