Richard Wagner: Der fliegende Holländer (Hamburg - 18.11.2012)

  • Seit dem 21.01.1996 ist dieses jetzt die 62. Vorstellung in der Inszenierung von Marco Arturo Marelli.
    Albert Dohmen gab an diesem Abend den Holländer und er war mit dieser Rolle deutlich besser beraten gewesen als vor einigen Monaten als er im Hamburger Ring den Wotan sang.
    Hier paßten seine lyrische verhaltene Interpretation und seine teilweise etwas fahl eingefärbte Stimme bestens zum Rollenporträt.
    Obwohl er stellenweise leichte Schwierigkeiten hatte sich gegen den Einspringer aus Wien, Lars Woldt ( Wilhelm Schwinghammer mußte so kurzfristig ersetzt werden, das er auf den Programmzetteln immer noch als Daland ausgewiesen wurde ) stimmlich durchzusetzen.
    Denn dieser schien über schier endlose stimmliche Mittel zu verfügen, sowohl in den Dynamik, wenn er seine Stimme anschwellen ließ, sowie auch in verhalteneren Passagen war er durchgehend überzeugend.
    Ricarda Merbeth ist mir sowohl als Elisabeth in Bayreuth, sowie auch als Salome in Wien in keiner sehr guten Erinnerung geblieben.
    Ihre Elisabeth war bestenfalls durchschnittlich, ihrer Salome blieb auch nicht nachhaltig in Erinerung, zu blaß war ihre Leistung und die Schlußszene war leider auch nicht so fesselnd gelungen.
    Dieses alles jedoch machte sie an diesem Abend vergessen, sie besaß eine stimmliche Durchschlagkraft die in der Lage war das Publikum zu fesseln und zu berühren.
    Diese Töne hätte ich damals gern in ihrer Salome gehört.
    Hier erfolgte im Laufe der letzten drei bis vier Jahre eine enorme Steigerung, die ich ihr so gar nicht zugetraut hätte.
    Martin Hornrich sang eine schlanken, impulsiven Erik, der Stimme des Steuermanns, Dovlet Nurgeldiyev war sehr lyrisch . dagegen wirkte die Rolle des Erik nahezu heroisch und dennoch durchgehend überzeugend, eine wunderbare stimmliche Leistung,
    Renate Springler bot eine Mary, die zwar nicht herausragte, sich aber wunderbar ins Ensemble einfüge.
    Der Chor war stimmgewaltig , wie immer, und wo es sein mußte auch differenziert, ich halte ihn nicht umsonst für einen der besten Opernchöre die es weltweit gibt.
    Das Orchester unter dem teilweise getragenen, teilweise auch fortwärtsdrängenden Dirigat von Marcus Bosch gab an diesem Abend , nach einem langatmigen Figaro und einer davor wenig inspiriert gespielten Ariadne, eine Leistung wie ich sie seit dem Ring in dieser Spielzeit nicht mehr vernommen habe.
    Auch die Probleme mit denen die Bläser in den letzten Jahren merklich zu kämpfen hatten, schienen an diesem abend wie weggeblasen gewesen zu sein, es gab hier ausnahmsweise mal weder Intonationstrübungen noch grobe Verspieler ( passiert zum Beispiel bei einer Aida, wo die Bläser fast auf Provinstheater Niveau abgesunken wären).