My fair lady, Oper der Stadt Köln, 25.11.2012

  • Mein Respekt vor Regisseur Hilsdorf wächst: Er schwimmt gegen den Strom und liefert immer häufiger Inszenierungen, die sich an das Libretto halten und damit die mainstream-Journalisten zu abwertenden Kommentaren reizen. Seine Traviata in Köln erzählte ja schon die Geschichte weitestgehend originalgetreu, wenngleich die Handlung in die Nachkriegszeit verlegt worden war. Hilsdorf meinte damals, dass es sonst zu kitschig würde, wenn er die Handlung in der Belle Epoque belassen hätte. Diese Skrupel kann ich nicht nachvollziehen und er mittlerweile wohl selbst auch nicht mehr:


    In seiner Neuinszenierung von "My fair lady" jedenfalls wimmelt es nur so von Zeitbezügen, geradeso als wolle er es rechtfertigen, dass er die Handlung in der vorgeschriebenen Zeit habe spielen lassen. So erfindet er noch ein paar Suffragetten hinzu oder Zeitungsjungen, die den Untergang der Titanic verkünden. Die Kostüme bieten alles auf, was dann in den Schützengräben von Verdun versank. Die Sets sind klassisch und detailverliebt. Kurzum: Danke, Herr Hilsdorf! Wenn sie sich jetzt noch trauen, die Aida im antiken Ägypten spielen zu lassen, dann gebührt Ihnen der Tapferkeitsorden und wenn Sie sich dazu durchringen, die auch mal zum Entsetzen aller Puristen auf deutsch singen zu lassen, dann ist das die Königsdissziplin. Warum regt sich eigentlich keiner auf, dass die fair lady auf deutsch gegeben wird????? An der grottenschlechten, Kopfschmerzen erzeugenden Akustik im sogenannten Müllsack, den die Oper derzeit als Ausweichquartier nutzt, kann es nicht liegen. Ich bin sicher, wenn die lady auf englisch gegeben würde, so klänge es vielleicht ab und an schöner, aber es bliebe viel auf der Strecke an Nähe zum Publikum. Na ja, die Diskussion hatten wir ja schon mal, inklusive Abstimmung. Ihr kennt meine Meinung, ich fände es schön, wenn ab und an auch mal Stücke in der Landessprache gegeben würden und diese lady ist mir ein weiterer Beweis dafür.


    Was gibt es sonst über diese Produktion zu berichten? Regina Richter passt vom Timbre her optimal, in den Dialogen kam aber leider kaum die Wandlung zur Prinzessin rüber. Irgendwe fand ich sie auch noch am Ende ziemlich prollig. Na ja, bei Audrey Hepburn war es genau umgekehrt. Ihr warf man vor, ihre Eliza sei von Anfang an als lady angelegt. So kann`s gehen. Mit dem Berlinerisch tun sich alle ziemlich schwer. Im Grunde hätte man es auf kölsch spielen sollen: "Et jrönt so jrön, wann Spanjens Blütn blöh`n" :-)


    Ich habe mich bei allen Darstellern schwer getan, was die Dialoge anbelangt. Da war mir zu wenig Leben drin. Allein so ein Satz, wie ihn Higgins`s Mutter sagt: "Lieber Henry, an Deiner Stelle würde ich mich auf zwei Themen beschränken: Das Wetter und die Gesundheit." So etwas lässt sich doch super herausarbeiten. Was soll's, das Publikum hat dennoch gelacht und ist bereitwillig mitgegangen. Übrigens: Die Choreografie ist sehr mitreißend!


    Also, es ist eine lady, die fernab vom Verfremdungstheater ist. Viel Spaß damit, aber sucht Euch gute Plätze, wie gesagt: Die Akustik ist unterirdisch!!!!

  • Na das hört sich doch alles sehr positiv an. Kleinere Abstriche wird man wohl immer machen müssen.


    Warum regt sich eigentlich keiner auf, dass die fair lady auf deutsch gegeben wird????? An der grottenschlechten, Kopfschmerzen erzeugenden Akustik im sogenannten Müllsack, den die Oper derzeit als Ausweichquartier nutzt, kann es nicht liegen. Ich bin sicher, wenn die lady auf englisch gegeben würde, so klänge es vielleicht ab und an schöner, aber es bliebe viel auf der Strecke an Nähe zum Publikum. Na ja, die Diskussion hatten wir ja schon mal, inklusive Abstimmung. Ihr kennt meine Meinung, ich fände es schön, wenn ab und an auch mal Stücke in der Landessprache gegeben würden und diese lady ist mir ein weiterer Beweis dafür.


    Obgleich ich da bei italienischen Opern schon die Originalsprache bevorzuge, muss ich sagen, dass ich die wirklich gelungene deutsche Fassung der My fair lady eindeutig bevorzuge. In einem Stück, das die (Aus)Sprache derart zum Thema macht, ist es schlichtweg viel wirkungsvoller, ein derbes Cockney-English durch Berliner Gossenslang zu ersetzen. Das englische Original mag ich ebenfalls sehr, aber nichts ersetzt Elisas anfeuerndes "Los, Dover, sonst streu ick dir Pfeffer innen A...." :D


    Zitat

    Mit dem Berlinerisch tun sich alle ziemlich schwer. Im Grunde hätte man es auf kölsch spielen sollen: "Et jrönt so jrön, wann Spanjens Blütn blöh`n" :-)


    Das finde ich allerdings auch. Berlinern muss man eben können, und es wird ganz schnell krampfig, wenn das nicht der Fall ist. Die kölsche Version wäre da in meinen Augen eine wunderbare Alternative :D:D
    Bei einem Interview erzählte Anneliese Rothenberger mal, dass sie die Eliza (oder Rollenausschnitte bei einer Gala) auf Berlinerisch geben sollte, was sie absolut nicht konnte. Sie hat dann angeboten, das Ganze in Mannemerisch, also im Mannheimer Dialekt zu spielen, und es wurde ein großer Erfolg, da sie den als Mannheimerin perfekt beherrschte. An Schrecklichkeit steht das Mannemerisch dem echten Berliner Hinterhof-Dialekt und auch dem Cockney jedenfalls in nichts nach.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)