Semyon Bychkov zum 60. Geburtstag

  • Bychkov, Semyon, * 30.11.1952 Leningrad; amerikanischer Dirigent russischer Herkunft, studierte u.a. bei Ilja Musin am Konservatorium seiner Heimatstadt.
    1980 debütierte er beim Buffalo Philharmonic Orchestra, dessen Musikdirektor er 1985-89 war. Bei den Festspielen in Aix-en-Provence dirigierte er 1984 W. A. Mozarts La finta giardiniera. Semyon Bychkov wurde 1989 Chefdirigent des Orchestre de Paris und 1993 Erster Gastdirigent der St. Petersburger Philharmoniker sowie beim Maggio Musicale Fiorentino (1992 bis 1998) und als Chefdirigent der Dresdner Semperoper (1998 bis 2003).


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    Von 1997 bis Juni 2010 war er Chefdirigent des WDR Sinfonieorchesters Köln.
    Semyon Bychkov ist mit der Pianistin Marielle Labèque verheiratet, der jüngeren Schwester des bekannten Klavierduos. Sein Bruder war der im vergangenen Jahr verstorbene Dirigent Yakov Kreizberg.




    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Botschaft Bychkovs zum Krieg in der Ukraine

    Damit das nicht nur bei Gergiev im Thread steht, ergänze ich das Statement des Dirigenten auch hier:


    It is with a heavy heart that Semyon Bychkov has had to withdraw from his concerts this summer with the Russian Youth Orchestra. Here he explains why:


    “The Russian invasion of Ukraine brought unthinkable devastation and human suffering. There can be no winners whatever the outcome of this unjust and artificially created war.


    Under these circumstances I must withdraw from conducting the Russian Youth Orchestra in Moscow next June. This is a painful decision as I was looking forward with enormous joy to making music with the exceptionally gifted young Russian artists.


    Yet doing so under the present circumstances would be an unconscionable act of acquiescence.


    I want the spirit of this decision to be unmistakably clear: it is in no way directed at the orchestra or its public. The emotional suffering of ordinary Russian people at this time, the feeling of shame and economic losses they experience are real. So is a sense of helplessness in face of repression inflicted by the regime. Those individuals who dare to oppose this war put their own life in danger. They need us who are free to take a stand and say: ‘The guns must fall silent, so that we can celebrate life over death’."

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • ich setze die Übersetzung der Erklärung Semyon Bychkovs:


    „Die russische Invasion in der Ukraine brachte unvorstellbare Verwüstungen und menschliches Leid. Es kann keine Gewinner geben, wie auch immer dieser ungerechte und künstlich geschaffene Krieg ausgehen wird.


    Unter diesen Umständen muss ich mich von der Leitung des Russischen Jugendorchesters in Moskau im kommenden Juni zurückziehen. Dies ist eine schmerzliche Entscheidung, da ich mich mit riesiger Freude darauf gefreut habe, mit den begnadeten jungen russischen Künstlern zu musizieren.


    Dies wäre jedoch unter den gegenwärtigen Umständen ein unverantwortlicher Akt der Duldung.


    Ich möchte den Geist dieser Entscheidung unmissverständlich klarstellen: Sie richtet sich in keiner Weise an das Orchester oder sein Publikum. Das emotionale Leiden der einfachen russischen Bevölkerung in dieser Zeit, das Gefühl der Scham und die wirtschaftlichen Verluste, die sie erfahren, sind real. Ebenso die Hilflosigkeit angesichts der Repressionen des Regimes. Diejenigen, die es wagen, sich diesem Krieg zu widersetzen, setzen ihr eigenes Leben aufs Spiel. Sie brauchen uns, die frei sind, Stellung zu beziehen und zu sagen: ‚Die Waffen müssen schweigen, damit wir das Leben über den Tod feiern können‘.“

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928