Sei mir gegrüßt, hiermax!
Ich stelle mal hier eine kleine Besprechung ein, die ich zu dieser Box für ein Magazin geschrieben habe. Vielleicht ist die hilfreich für Dich bei Deinen Überlgungen, ob Du Dir diesen geballten Solti anschaffen sollst - oder nicht:
Die Decca feiert ihren einstigen Pultstar GEORG SOLTI, der in diesem Jahr hundert Jahre alt geworden wäre. Eine Box fasst die Aufnahmen der Opern von Richard Wagner zusammen. Was die Ausstattung anbetrifft, bleibt diese Wiederauflage hinter den originalen Ausgaben weit zurück. Die Libretti finden sich auf einer CD-ROM, das beiliegende Heft ist knapp gehalten, wenigstens aber mit einigen schönen Fotos versehen. Wer sich zur Anschaffung entschließt, wird sich vielleicht einige Doubletten ins Haus holen. Neuigkeiten kann diese Box nämlich nicht bieten – wie denn auch? Solti und Wagner ist ein wichtiges - längst abgeschlossenes - Kapitel in der Geschichte der Schallplatte. Es wird deutlicher in dieser Ballung der einzelnen Titel mit dem legendären „Ring des Nibelungen“ im Zentrum. Gemessen an der Vielzahl der folgenden Studioeinspielungen ist er nie übertroffen worden. Künstlerisch nicht, aufnahmetechnisch auch nicht. Und Solti selbst vermochte sich nach meiner Überzeugung in keiner anderen Oper noch steigern. Er hatte in diesem Ring seinen Zenit erreicht. Hier lodern die Flammen, hier rauscht es auf, hier entsteht dieser Kosmos Wagner – das Bühnenfestspiel, das sich in seinen Dimensionen und in seiner Aussage von allem abheben will, was es bis dahin gab auf der Opernbühne. Dieser Dirigent konnte bei der Besetzung aller Rollen in die Vollen greifen: BIRGIT NILSSON, KIRSTEN FLAGSTAD, REGINE CRESPIN, JOAN SUTHERLAND, CHRISTA LUDWIG, WOLFGANG WINDGASSEN, JAMES KING, GEORGE LONDON, HANS HOTTER, GOTTLOB FRICK, DIETRICH FISCHER-DIESKAU, GUSTAV NEIDLINGER. Alle, einschließlich Produzent JOHN CULSHAW, sind davon besessen, ein Ausnahmewerk für die Ewigkeit auf Tonträger zu bannen.
Spätere Einspielungen wie der „Lohengrin“ mit PLACIDO DOMINGO und JESSYE NORMAN haben diesen Pioniergeist verloren. Sie sind zu sehr auf aktuelles Staraufkommen abgestellt. Die Aufnahme ist nicht mehr aus einem Guss, die zerfällt in ihre Einzelteile. Hingegen schließen „Tannhäuser“ mit RENÉ KOLLO, HELGA DERNESCH und CHRISTA LUDWIG sowie „Parsifal“ ebenfalls mit Kollo und der Ludwig sowie dem grandiosen GOTTLOB FRICK als Gurnemanz an die große Zeit an. Für Tannhäuser spricht auch der Rückgriff auf die Pariser Fassung, in der sich die Ludwig als Venus hochdramatisch voll entfalten kann. Wunderbar!
Den „Fliegenden Holländer“ mit JANIS MARTIN und NORMAN BAILEY habe ich neue spannende Eindrücke abgewinnen können, in Teilen auch den „Meistersingern“. „Tristan und Isolde“, 1960 im berühmten Wiener Sofiensaal aufgenommen wie die meisten anderen Werke auch, gehört damit zu den frühen Solti-Aufnahmen. Leider ist der Tristan mit FRITZ UHL nicht optimal besetzt, er kann der Nilsson, die damals auf der Höhe ihres Könnens war, nicht das Wasser reichen. ERNST KOZUB, von dessen Talent sich Solti so viel versprochen hatte und den er auch gern als Siegfried gehabt hätte, ist in diesem erwartungsvollem Sinne als eindrucksvoller Melot zu hören. Schade, dass aus diesen großen Plänen nichts geworden ist.
Eine Frage bleib nach der erneuten und willkommenen Beschäftigung mit Georg Solti: Warum ist es nicht zu einer Einspielung des kompletten „Rienzi“ gekommen? Dieser Dirigent wäre der Richtige gewesen für diese Aufgabe. Er hatte diesen starken Sinn für Größe in der Musik, für den dramatischen Effekt. Ein Jammer, dass es nicht dazu kam.
Es grüßt Rheingold
Leider ist der Tristan mit FRITZ UHL nicht optimal besetzt, er kann der Nilsson, die damals auf der Höhe ihres Könnens war, nicht das Wasser reichen.
Tatsächlich entspricht Uhls schlanker, moderner Tristan kaum der Heldendimensionierung einer Nilsson. Dennoch halte ich diese Aufnahme, nebst der von Böhm (und jener Furtwänglers) für eine faszinierende Einspielung. Uhl ist ein Tristan vom Schlage Kollos, d.h ein jugendlicher, flexibler Sänger, dem Solti freilich die ungebremste Parforce der Wiener Philharmoniker zumutet. Orchestral ist dieser Tristan an Opulenz kaum zu übertreffen. Und er ist auch nicht so festgelegt auf eine abgeklärte abgründige Melancholie wie die beiden hier genannten Konkurrenzeinspielungen. Was auch an Uhls Auffassung und Timbre liegt.
Hat jemand die im Threadthema genannte CD-Box? Hab sie gestern in Händen gehalten, mich aber dann nicht entscheiden wollen, ohne zuvor Meinungen von Besitzern zu hören/lesen.
Wenn man noch nichts hat und als Grundstock alle 10 späteren Wagner-Opern auf einen Schlag günstig erstehen will, kann man bei Solti bedenkenlos zugreifen. Sollte der Wagner-Bazillus greifen, kann man später bei den speziellen Lieblingen nach Alternativen Ausschau halten.
Was wäre denn eurer Meinung nach ein Alternative (ich möchte gerne die kompletten Opern Wagners als Box)?
LG
Max
Wenn man von Null ausgeht, so würde ich die Solti-Box der Universal-Box klar vorziehen. Das Zentrum solch einer Ausgabe ist naturgemäß der Ring, und den Levine-Ring kann man gut anschauen, als reine Audio-Aufnahme macht er gegen den Solti-Ring bei mir aber keinen Stich. Auch beim Rest würde ich die Solti-Box leicht favorisieren, es ist jedoch mehr eine Geschmacksfrage. So empfinde ich Sinopolis Tannhäuser-Zelibrierung als fast unerträglich.
Wie ich sehe, sind in der Universal-Box auch die drei Frühwerke enthalten, sie kann also für jemanden, der auf Vollständigkeit pocht, einen Kaufanreiz darstellen. Man würde für diese drei Werke separat wohl fast ebensoviel auslegen müssen. Zum Wagner-Kennenlernen sind sie jedoch entbehrlich und da erschiene mir Solti die bessere Wahl.
Diese Boxen haben alle ihre Schwächen. In der letztgenannten ist der Vorteil, dass noch die drei frühen Wagner-Opern Die Feen, Das Liebesverbot (beide unter Sir Edward Downes) sowie Rienzi (unter Hollreiser) enthalten sind. Der fliegende Holländer und Die Meistersinger von Nürnberg sind in beiden Fällen zwar nicht ideal, aber doch überdurchschnittlich (offenbar wählte man die frühere Meistersinger-Aufnahme in der Solti-Box aus; ich finde die spätere überzeugender [bis auf den Sachs, leider Gottes van Dam]). Der Lohengrin und der Parsifal sind offenbar eh identisch; dazu wurde bereits einiges gesagt. Vom Dirigat her ist letzterer auch nicht 100-prozentig mein Fall. Der Tannhäuser hingegen ist bei Solti fabelhaft und m. E. sogar seine allerbeste Wagner-Aufnahme. Beim Tristan in beiden Fällen gute Aufnahmen, die allerdings auch ihre kleinen Macken haben. Schließlich Der Ring des Nibelungen. Jede Kritik am Solti-Ring ist ja gefährlich, aber ich finde wiederum vom Dirigat her andere Aufnahmen noch überzeugender. Levine ist hier eigentlich eher mein Fall, aber bei ihm hapert's halt wieder bei den Sängerleistungen, die bis auf Ausnahmen (Salminen als Fafner und Hagen, Wlaschiha als Alberich, eigtl. auch Morris als Wotan [Hotter ist der Schwachpunkt der Solti-Walküre]) nicht ganz mithalten kann. Totalausfälle würde ich indes auch nicht verzeichnen (die CD-Besetzung ist nicht völlig identisch mit jener der DVD!).
Die ideale Wagner-Opern-Box wäre vielleicht folgende hypothetische (ich nenne jetzt nur Stereo-Aufnahmen; nähme man Mono dazu, sähe das doch noch tlw. ganz anders aus):
- Die Feen (Downes oder Sawallisch)
- Das Liebesverbot (Downes oder Sawallisch)
- Rienzi (Downes oder Hollreiser)
- Der fliegende Holländer (Keilberth [Bayreuth 1955 live] oder Klemperer [London 1968 live])
- Tannhäuser (Solti [Wien 1970])
- Lohengrin (Kempe [Bayreuth 1967 live] oder Varviso [Bayreuth 1972 live])
- Tristan (Böhm [Bayreuth 1966 live])
- Die Meistersinger (Karajan [Salzburg 1975 live])
- Der Ring des Nibelungen (Keilberth [Bayreuth 1955 live])
- Parsifal (Knappertsbusch [Bayreuth 1962 live] oder Levine [Bayreuth 1982 live])
Für Leute mit kleinem Geldbutel bleibt noch diese Membran-Box - 43 CDs je nach Anbieter ab 30 Euro, inkl. Neuhold-Ring aus Karlsruhe...
Dazu mal der Link, muss man denn alles selber machen? 
Da ist zum Beispiel der 53er Lohengrin drin (Keilberth, Windgassen)!!!
Oder wer es teurer möchte:
Bei Zweitausendeins online ist die Membran-Bos für 29.69 Euro zu haben! Ob in den Läden auch, das weiß ich nicht.
http://www.zweitausendeins.de/…ete-opera-collection.html
Rheingold
Bei Zweitausendeins online ist die Membran-Bos für 29.69 Euro zu haben! Ob in den Läden auch, das weiß ich nicht.
http://www.zweitausendeins.de/…ete-opera-collection.html
Rheingold
Also das ist schon Wahnsinn: Auch wenn die Aufnahmen teilweise mono und älter sind; der Markt erlaubt einem das Horten unendlicher Schätze für kleines Geld! Ich werde meine aber nicht im Rhein, sondern in der Saale versenken ...
Da gibt es auch 2500 Minuten Verdi für keine 5 Mäuse ... http://www.zweitausendeins.de/musik/mp3-cds/verdissimo.html
Auch wenn ich ("erst"?) Jahrgang 72 bin, habe ich die schöne Erinnerung, dass in meiner Jugend, wo man nur drei Fernseh-Programme gab, tatsächlich Opernfilme im Mittags- und Nachmittagsprogramm gab.
Und Sibelius habe ich kennengelernt, weil in den Anfängen des Videotextes derselbe mittags ausgestrahlt wurde und dazu klassische Musik lief. Unter anderem eben Sibelius.
Aber das ist jetzt sehr ab vom Thema, Verzeihung.
Christian
Auch wenn ich ("erst"?) Jahrgang 72 bin, habe ich die schöne Erinnerung, dass in meiner Jugend, wo man nur drei Fernseh-Programme gab, tatsächlich Opernfilme im Mittags- und Nachmittagsprogramm gab.
Im Ernst? Ich hatte leider nur zwei Programme: DDR 1 und 2! Lief das bei euch im Westdeutschen Rundfunk?
Die Wagner-Box "Complete Operas" enthält sämtliche Wagner-Opern, darunter den Parsifal mit Solti.
Stehe ich da jetzt auf dem Schlauch? Oder ist das dann derselbe Parsifal, wie in der Solti-Box?
Stehe ich da jetzt auf dem Schlauch? Oder ist das dann derselbe Parsifal, wie in der Solti-Box?
Lohengrin und Parsifal sind in beiden Boxen tatsächlich identisch.
Stehe ich da jetzt auf dem Schlauch? Oder ist das dann derselbe Parsifal, wie in der Solti-Box?
Außer den Meistersingern hat Solti keine Wagner-Aufnahme wiederholt.
Ich hänge das mal hier mit ran: Hat jemand beide Boxen?
Und was unterscheidet die beiden unteren hier von der oberen?