Johannes Moesus – ein Ritter des Nischenrepertoires

  • Ganz stimmt er ja nicht der Titel, denn der Dirigent Johannes Moesus setzt sich nicht nur für „Nischenrepertoire“ ein – sondern versucht zu erreichen, dass gewisse Komponisten, die heute noch dem „Nischenrepertoire" zugerechnet werden, morgen dem allgemein bekannten Repertoire zugeordnet werden. Ein schwerer Kampf – aber ich meine er kann durchaus erfolgreich gefochten werden.


    Johannes Moesus ist aber nicht „nur" Chefdirigent des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau (BKO). (seit 1.1.2012) sondern auch der Präsident der Internationalen Rosetti Gesellschaft, eine jener Institutionen, die nicht nur über eine Internetseite mit dem Namen eines Komponisten verfügen, sondern eine von denen, die wirklich aktiv arbeiten um dem Namenspatron wieder jenen Platz in der Welt der klassischen Musik zurückzuerobern, der ihm eigentlich zusteht.
    Ich erinnere mich, als ich den Komponisten Rosetti erstmals für mich entdeckte, dass immer wieder der Name Johannes Moesus auftauchte, mit den unterschiedlichesten Orchester auf den unterschiedlichsten Labeln. Er ist mehr als rührig – über 25 CDs zählt seine mir bekannte Diskographie bereits, davon ein hoher Prozentsatz an Einspielungen mit Werken von Rosetti
    Die Welt ist an sich undankbar, Da wird Dirigenten, die ohnedies schon weltbekannt sind eine PR Veröffentlichung nach der anderen gewidmet, ein Zeitungsartikel nach dem anderen und- auch das muss gesagt werden ein - Thread nach dem anderen in unserem Forum.
    Dirigenten, die indes Pionierarbeit leisten, bekommen allenfalls ein wohlwollendes Lächeln geschenkt – aber es ist nur eine kleine Gruppe die sie wahrnimmt.
    Um dies zu ändern möchte ich vermehrt auf solche Vorreiter hinweisen, die uns unbekanntes Repertoire entdecken und schmackhaft machen. Es wird – so habe ich es jedenfalls vor – eine kleine Serie werden – und ich könnte mir kaum einen Würdigeren vorstellen als Johannes Mösus, der einen bedeutenden, stilistisch Mozart nahestehenden Komponisten des 18. Jahrhundert wieder bekanntmacht. Über Rosettis selbst findet man an andere Stelle des Forums Beiträge.

    Kleiner Hinweis: Von der links oben abgebildeten CD ist bei JPC nur noch EIN Stück auf Lager. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Nachschub gibz - das Label Arte nova ist bereits Geschichte......

    Hier zwei weitere Veröffentlichungen unter der Stabführung von Moesus - diesmal kein Rosetti......
    Wölfl und Witt. Einige werden die beiden nicht kennen.: Wölfl (1773-1812) war Schüler von Leopold Mozart und mit dessen Sohn Wolfgang befreundet. In späteren Jahren war er einer der bekanntesten Pianisten seiner Zeit, der sich mit Beethoven im musikalischen Wettstreit am Klavier messen konnte
    Friedrich Witt (1770-1836) ist vor allem deshalb bekannt, weil seine C-Dur Sinfonie lange Zeit fälschlicherweise für ein Jugendwerk Beethovens gehalten wurde......


    mir freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wenn es um Nischenrepertoire der Mozart-Zeit geht, dann führt wohl kein Weg an Johannes Moesus vorbei.
    Seine Diskographie umfasst inzwischen beinahe 30 CDs Umso erstaunlicher, daß sich niemand zu Wort gemeldet hat. Eigentlich ist Moesus - nach dem Tod von Helmut Müller Brühl - und dem "Fachwechsel" von Mathias Bamert so gut wie konkurrenzlos. In seiner näheren Umgebung ist dies auch bekannt, und man weiß es zu schätzen. Deshalb hat man schon im Herbst des Jahres 2013 seinen eigentlich Ende 2014 auslaufenden Vertrag mit dem Bayrischen Kammerorchester Bad Brückenau vorzeitig bis Ende 2016 verlängert.
    Während Müller-Brühl es als Demütigung empfand, stets Nischenrepertoire zu dirigieren - er hat im Vertrag mit Naxos darauf bestanden auch Mozart, Haydn und Beethoven auf CD aufzunehmen - scheint es für Johannes Moesus eine interessante Aufgabe zu sein - und unter Freunden von "Raritäten" ist er bereits mehr als ein Geheimtip...
    Wieder ist es ein nahezu unbekannter Komponist, der da aus den Archiven gehoben wurde, Ernesto Cavallini (1807-1874). Zu Lebzeiten wurde er indes "Paganini der Klarinette" genannt....


    Hier der Link zur Website von Johannes Moesus:
    http://www.johannes-moesus.de/


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Immer wenn ich eine CD mit Johannes Moesus in die Hände bekomme - und das ist immer öffter der Fall - dann lacht mir das Herz. Er war es, der mit die Musik Rosettis nahegebracht hat, nachdem ich eine angebliche HIP Version mit dem von mir nicht geliebten Concerto Köln frustriert beiseite gelegt hatte. Heute bin ich robuster geworden und ertrage auch das, aber Aufnahmen unter Moesus - unabhängig mit welchem Orchester - ziehe ich allemal vor. Man höre nur wie lieblich, betörend schön die Sinfonie Concertante (B 113) unter seiner Stabführung klingt. Da gibt es keine aufgesetzten Effekte, keine harschen Töne und keine überzogene Dynamik. Die hier vorliegende, 2010 entstandene, aber erst 2014 veröffentlichte Aufnahme enthält neben dem Fagottkonzert 3 der insgesamt 6 komponierten konzertanten Sinfonien. Wollen wir hoffen, daß die anderen drei auch irgendwo in den Archiven ihrer Veröffentlichung harren....
    Um das Orchester nicht zu benachteiligen sei es auch explizit hier lobend erwähnt - ebenso wie dessen Solo-Fagottist Hanno Dönneweg.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • 2016 kam diese Cd mit Ersteinspielungen von 2 Klavierkonzerten Beeckes in den Handel, was schon insofern bemerkenswert ist, da er laut Wikipedia überhaupt nur eines geschrieben hat..
    Dazu kommt noch ein alleinstehendes Andante, offensichtlich der Beginn eines unvollenden Klavierkonzertes. Zu erwähnen wäre noch, daß Beecke zu Lebzeiten nicht nut berühmt, sondern sogar sehr berühmt war.Er kannte nicht nur Gluck, sondern zahlreiche andere Musiker die ihm teilweise in der Hofkapelle in Wallerstein, wo er Intendant war unterstellt waren. Mozart kannte er von Paris her, und als er nach Wien ging begegnete man einander und es ist zumindest ein gemeinsames Konzert bezeugt....
    Moesus ist prädestiniert für dieses Genre, denn wie es scheint betrachtet er sein Nischenrepertoire nicht als Pflichtübung, sondern als künstlerische Herauasforderung...

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !