Johann Gottlieb Graun (1703–1771) - Meister zwischen Spätbarock und Klassik

  • Es ist mein erklärter Wille mich wieder verstärkt der Vorstellung von Komponisten des 18. und 19. Jahrhunderts zu widmen.
    Und voila - hier ist wieder ein neuer Thread zu diesem Thema


    Ursprünglich habe ich ernstlich darüber nachgedacht, ob es nicht sinnvoller wäre die beiden Gebrüder Graun in EINEM Thread zusammenzufassen, da bei etlichen ihrer Werke nicht eindeutig geklärt werden konnte, welcher der Brüder sie verfasst hatte.


    Ich habe mich dann dennoch für den Weg entschieden, jedem der beiden Brüder einen eigenen Thread zu widmen – vor allem auch deshalb, weil das kompositorische Schaffen der beiden – wenngleich bis jetzt nur wenig auf Tonträger erhältlich – doch relativ umfangreich ist.


    Johann Gottlieb Graun (1702/3 - 1771) war Violinist und Komponist und war u.a. Schüler von Johann Georg Pisendel (an der Dresdner Kreuzschule) , vervollkommnete aber seine Studien auch bei Giuseppe Tartini in Padua.
    1726 war er Konzertmeister in Merseburg.
    1728 Kapelle des Fürsten von Waldeck in Arolsen
    Ab 1732 in den Diensten von Kronprinz Friedrich von Preussen, nach dessen Thronbesteigung als Friedrich II Leiter der Königlichen Kapelle bis an sein Lebensende.
    Zeitgenössische Musiklexika rühmen ihn als einen der besten Violinisten und bedeutendsten Komponisten seiner Zeit.
    Zu seinen Schülern indes zählten Franz Benda und Wilhelm Friedemann Bach.


    Als Komponist war er außerordentlich fruchtbar und vielseitig, allerdings sind einige der Werke lediglich Zuschreibungen, sie könnten auch von seinem Bruder sein.


    Er schrieb ca 50 Sinfonien und etwa 60 Solistenkonzerte, 50 Triosonaten , Opern, Oratorien, Kantaten und Kammermusik, wobei letztere seine Hauptaufgabe in der Königlichen Kapelle war….


    Die oben abgebildete CD enthält drei Konzerte und eine Sinfonie. Sie wird wird (nicht nur) Vivaldi Freunde begeistern, sondern stellt eine Bereicherung der Musiksammlung dar, die alle Liebhaber der Frühklassik und des Spätbarock anspricht.
    Zudem ist die CD derzeit zu einem sehr günstigen Preis (7.90 Euro) erhältlich...
    Die Sinfonie "Sinfonia Grosso in D-dur" gilt als eine der besten Sinfonien Grauns - Ich persönlich binn geradezu vernarrt in das ebenfalls auf dieser CD enthaltene Konzert für Viola da Gamba in A-dur...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hier eine weitere Aufnahme aus Grauns Schaffen. Wenngleich es schon ein Verzeichnis zum Thema Graun gibt, so wird es doch kaum genutzt - zumindest nicht von den Tonträgerkonzernen. Das Verzeichnis ist zudem für BEIDE der Brüder Graun gültig, weil man bei zahlreichen Werken nicht weiß von WELCHEM der Brüder sie stammen. Lässt man diese Frage beiseite, dann bleibt noch das Problem, daß man beim Durchlesen des Inhaltsverzeichnisses einer CD nicht erkennen kann, ab man das Werk eventuell schon auf einer anderen CD besitz - Überschneidungen - und somit Doppelkäufe - sind immer möglich. Das ist aber kein großes Problem, denn die einzelnen Ensembles interpretieren Grauns Musik sehr unterschiedlich, von verspielt bis fest zupackend. Bei der vorliegenden Aufnahmen aus dem Jahre 2003 begeistert nich vor allem der Klang der Hörner, aber auch die beiden Werke mit Soloflöten haben mir gefallen, und das obwohl die Flöte nicht zu den von mir präferierten Instrumenten zählt - euphemistisch gesagt.......
    Wenn die Herausgeber der hier vorgestellten Edition von NCA (New Classical Adventure) sauber recherchiert haben, dann stammen sämtliche auf dieser CD befindlichen Werke vom älteren der beiden Brüder, nämlich vom Pisendel-Schüler Johann Gottlieb Graun...

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute vor 311 Jahren wurde der Komponist geboren, Grund genug, mich auch einmal mit seiner Musik zu befassen. Ich habe mir vor allem die Violinkonzerte angehört, war doch die Geige sein eigentliches Instrument, das er auch später unterrichtete, so gehörten Wilhelm Friedemann Bach und Franz Benda zu seinen Schülern.
    Die Konzerte sind sehr ausgewogen und harmonisch; die Geige führt einen lebhaften, beredten, munteren Dialog mit dem Orchester. Das Ganze klingt sehr barock-verspielt, ornamenthaft, sehr schön und wohlklingend.




    Einen Eindruck der von Alfred im 1. Beitrag gezeigten CD bietet auch youtube:


  • Auf diese Aufnahme mit Klaviertrtrios wurde ich eigentlich lediglich durch dern Abverkaufspreis aufmerksam. Eine kurze Hörprobe indes überzeugte mich indes davon, daß es schade wäre, diese klangschöne Aufnahme ungekauft ins Nirwana zu entlassen. Wie bei vielen Werken der Gebrüder Graun ist der jeweilige Komponist nicht zuordenbar. Auf den Drucken oder Abschriften ist meist lediglich "Sig. Graun" angegeben. Vermutlich stammen einige der Werke von Johann Gottlieb Graun, die anderen von seinem Bruder. Das ich von letzterem fast ausschliesslich geistliche Werke gefunden habe, werde ich alle Sinfonien, Konzerte etc - so nicht anders explizit vermerkt, Johann Gottlieb zuordnen.

    Ein unbefriedigender Zustand - aber damoit müsen wir leben.

    Die vorliegenden Werke, bereits dem galanten Stil zuzuordnen, zeichnen sich durch Eleganz und Wohlklang aus, ebenso wie durch Modernität, sind sie doch bereits für das Pianoforte, statt des Cembalos bestimmt.

    Vermutlich nicht für Amateure komponiert, sind es dennoch keine Stücke für den Konzertsaal, sondern eher für den Salon , etc... Diese und andere Trios waren eine ausgesprochene Spezialität der Gebrüder Graun und sie waren weit verbreitet, wie zahlreiche Quellen belegen.

    Zu Lebzeiten waren sie hochberühmt und populär. Heute ist das offenbar nicht der Fall, wie die Einschsltquoten für diesen Thread schlagend beweisen. Da werden wir nachhelfen müssen.....;)


    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 786 (!!!)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !