In einem Wagner-Thread kam es zwichendurch zu einer Subdiskussion über Schwächen und Stärken(?) des Tristan. Ausgehend von der unterschiedlichen Einschätzung der Funktion des Zaubertranks wurde einiges Interessantes geschrieben. dies wurde jetzt hier zu einem eigenen Thema gemacht, das vielleicht noch mehr Licht in Richard Wagners wahrscheinlich bedeutendsten Werk bringt.
Theophilus
Hallo hami799,
mein Hauptkritikpunkt an Tristan ist der, dass die Liebe zwischen Tristan und Isolde keine echte, sondern eine durch eine dritte Person mittels Zaubertrank herbeigeführte ist. Wagner hat das Rauschhafte dieser ganzen Farce eingefangen, sie aber nicht aber nicht aufgelöst. Held und Heldin sterben ihren Liebestod und übrig bleibt die Frage, ob sie das auch noch gemacht hätten, wenn die Wirkung des Tränkleins verflogen wäre.
Und da sitz' ich nun und hör mir CD1 meiner Furtwängler-Aufnahme an, CD2 und CD3 und hoffe, dass ich nach ziemlich genau dreieinhalb Stunden auf CD4 dann endlich die Auflösung kommt, die Pointe, aber sie kommt nicht.
Meines Erachtens hat da Wagner da einen massiven Fehler gemacht: entweder in der Dramaturgie oder im Gesamtkonzept dieser Oper! Natürlich kann man diese Geschichte so ausgehen lassen, wie sie ausgeht, aber dann wäre ein knackiger Einakter deutlich besser gewesen.
John Doe