Festa Teatrale - die Anfänge der Barockmusik

  • Um endlich mal der Musik des frühen 17. Jahrhunderts einen allgemeinen Themenbereich zu geben:


    Um das Jahr 1600 wird im allgemeinen der Beginn des Barockzeitalters in der Kunstgeschichte festgesetzt, das gilt auch für die Musik, denn das Jahr 1600 ist die Geburtsstunde zweier Werke welche die Musik für immer verändern sollte: Die Oper "Euridice" von Peri, die älteste erhaltene Oper und damit eines der entscheidenen Werke der Musikgeschichte und Cavalieris ""Rappresentatione di Anima..." die erste geistliche Oper.


    Mit der Entwicklung des Rezitativs, den neuen Musikgattungen Oper und Oratorium wurde auch die Instrumentierung von einer völlig neuen Seite angegangen - der Generalbaß entstand.


    Langsam entstanden die ersten selbstständigen Musikstücke, aus dem Ricercare entwickelten sich die Sonaten und Fantasien.


    Das Madrigal der Renaissance bekam im beginnenden Barock nur noch eine untergeordnete Rolle zugeschrieben - die Kantate wurde zum beliebtesten Feld des musikalischen Experimentierens.


    Leider ist diese Epoche (1580 - 1660) eher kaum beachtet, außer Monteverdi, vielleicht noch Gabrieli sind keine Namen bekannt.
    Dabei sprudelt diese Epoche nur so von musikalischen Genies, Girolamo Frescobaldi und Stefano Landi sind wahre musikalische Riesen um nur mal zwei Komponisten zu nennen.


    Ich habe einmal ein paar bunt zusammengewürfelte Aufnahmen ausgewählt, die außerordentlich gut gelungen sind und die ich hier vorstellen möchte:




    Festa Teatrale italienische Balletti, Madrigale und Arien des 17. Jahrhunderts
    Balthasar Neumann Ensemble Hengelbrock


    Neben Monteverdi sind hier noch weitere Komponisten vertreten.
    Es ist eine bunte Zusammenstellung die szenisch aufgeführt und auch im TV gesendet wurde.



    Vanitas Vanitatum
    Tracicomedia


    Hier steht das alte Thema der Vergänglichkeit im Mittelpunkt, meisterhafte Kompositionen von Luigi Rossi, Domenico Mazocchi u.a.



    Music for San Marco
    Balthasar Neumann Ensemble / Hengelbrock


    Mit dieser wunderbaren CD kann man einen Eindruck von der prächtigen Musik erhalten welche für den Marcus Dom in Venedig geschrieben wurde, die großen Meister Gabrieli, Monteverdi und Cavalli sind hier vertreten.



    Emilio de Cavalieri - Rappresentatione di Anima, et di Corpo
    L'Arpeggiata / Pluhar
    Die erste geistliche Oper der Musikgeschichte


    Das Ensemble geht etwas unkonventioneller an die Partitur heran als das vielleicht andere Musiker tun würden, vielleicht macht das gerade den Reiz aus. Fono Forum verlieh der Aufnahme den Stern des Monats - dem ist nichts hinzuzufügen.



    Battaglie e Lamenti
    Montserrat Figuerras / Hesperion XX / Savall


    Jordi Savall und seine Truppe legen eine wunderbare Sammlung von tragischen "Lamenti" vor. Das Herzstück ist wohl Monteverdis "Lamento d'Arianna"



    Stefano Landi - Homo Fugit
    L'Arpeggiata / Pluhar


    Die Interpretation ist eventuell für Puristen gewöhnungsbedürftig, aber diesen Weg welches dieses Ensemble für diese alte Musik wählt halte ich für absolut richtig.
    Eine tolle Aufnahme!



    Landi il sant alessio
    Les Arts Florissants unter Christie - was soll man da noch sagen?



    Alfabeto Foscarini
    Ensemble Kapsberger


    Auch hier ist die Interpretation eher Modern, doch das verhilft der Musik zu neuem Leben.




    Canto Mediteranneo
    Guillemette Laurens / Capriccio Stravagante / Sempé


    Eine wunderbare Sammlung von Arien und Instrumentalstücken.




    Sigismondo d'India - Madrigali e Canzonette
    Maria Cristina Kiehr / Concerto Soave


    Eine sehr schöne Auswahl von Magdrigalen und Arien




    Jacopo Peri Euridice
    Ensemble Arpeggio / de Caro


    Und die älteste Oper der Musikgeschichte - vielleicht etwas spröde und gewöhnungsbedürftig, doch wenn man bereit ist sich darauf einzulasse, endeckt man die Schönheit dieses Meisterwerks.



    Jedenfalls zeigen solche Werke wie unglaublich ausgereift diese alte Musik war.

  • Diese dürfen auch nicht fehlen:




    Tarquino Merula - Arie e Capricci
    Hesperion XX / M. Figuerras / J. Savall


    Seltsamerweise hat Savall bei dieser Aufnahme darauf verzichtet Merulas bekanntestes Werk, die Ciaconna mitaufzunehmen, eigentlich schade.



    The Art of the Baroque Trumpet Vol. 2
    N. Ecklund (Trompete) / K. Johannessen (Orgel) / M. Ullrich ( Trompete) / M.Klingfors ( Fagott) / T. Dalen (Cello)


    Früh- und Hochbarocke Sonaten auf der Naturtrompete :]


    Eine Entdeckung:



    Lamenti Barocchi Vol.1 - 3
    Soloists of the Capella Musicale di S. Petronio / S. Vartolo


    Eine bunte und sehr interessante Auswahl von frühbarocken Lamenti Kompositionen u.a. von Monteverdi, Cesti, Strozzi, Rossi, Carissimi



    Il Ballarino
    The Broadside Band / Barlow


    populäre italienische Tänze um 1600

  • Guten Tag


    da will ich auch paar bunt gewürfelte Aufnahmen aus meiner Sammlung aus dieser interessanten Musikepoche vorstellen:



    Einen fabelhaften Querschnitt beinhaltet diese




    eingespielt von Il Giardino Armonico
    Mit Werken von Monteverdi, Merula, Castello,
    Fontana, Spadi, Uccellini, Piccinini, Rossi. :jubel: :jubel: :jubel:




    Den richtigen epochealen Titel trägt diese



    mit Werken von Fontana, Frescobaldi, Rossi,
    Turini, Trabaci, Monteverdi, Castello.
    Dargeboten Lorenzo Ghielmi (Orgel & Cembalo),Enrico
    Onofri (Violine & Gesang),Margret Köll (Harfe)
    (hier hört man den Violonist zwischendurch auch Motetten singen).




    "Musica italiania del Seicocento per violino" sind auf dieser



    CD mit Werken von Farina, Uccellini, Legrenzi, Mazzaferrata, Vitali, Falconeri, Marini und Rossi vom Ensemble europa galanteeingespielt.




    Weitere italienische Meister des 17. Jahrhundert. hört man aucf dieser



    mit Werken von Frescobaldi, Merula, Marini, Castello, Kapsberger,
    Trabaci, Falconiero, Buonamente, Storace.
    Musiziert von der Accademia Bizantina, unter Ottavio Dantone.
    (Die Accademia Bizantia ist auch als "Begleitband" :hahahaha: :untertauch: von Andreas Scholl aufgetreten).




    "Musica Italiana 1600-1650" ist diese



    CD betitelt; mit Musik u.a. von Corradini, Rossi, Scarani, Ricco; hier wird vom Ensemble Le concert brise mit Zinken und Blockflöten aufgespielt.



    Das wär´s mal für´s Erste :hahahaha: :pfeif:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag,


    vor dem Mittagessen möchte ich noch drei Empfehlungen loswerden :hahahaha:




    Harmonia Caelestis -
    "Capricen & Konzerte des ital. Barock"


    Mit Werken von Bassano, Cavalli, Cima, Farina, Mussi, Piccinini,
    Picchi, Pollarolo, Strozzi, Stradella, Terzi.
    Interpretiert vom Charivari Agreable Ensemble .



    Biagio Marini´s Op. 8 ist hier



    vom Ensemble CordArte musterhaft eingespielt.



    Was man beim Cardinale Barberini so um 1635 spielte und sang, kann man auf dieser



    CD mit Werke nvon Bottrigari, Nenna, Waesich, Rossi, Venosa, Buono,
    Mazzocchi, Kapsberger, Merula und Eredia hören.
    Eingespielt von Evelyn Tubb (Sopran), Marie Nishiyama (Harfe),The Earle His Viols.


    So jetzt muss ich die ganzen CDs wieder einräumen :baeh01:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von der Lullist


    Mit der Entwicklung des Rezitativs, den neuen Musikgattungen Oper und Oratorium wurde auch die Instrumentierung von einer völlig neuen Seite angegangen - der Generalbaß entstand.


    A bisserl anders wars scho. :D
    Den gabs schon 50 Jahre vorher, nur hatte noch niemand den Namen parat. Hier gehören Namen wie Viadana und Banchieri hin.


    Und wir sollten, wollen wir nicht nur unsere Lieblings-CDs vorzeigen, das Ganze ein bisschen weiter auffächern. Um diese Zeit tut sich nicht nur in der Vokalmusik etwas, auch die instrumentalen Formen prägen sich entschiedener aus.


    Zitat

    Langsam entstanden die ersten selbstständigen Musikstücke, aus dem Ricercare entwickelten sich die Sonaten und Fantasien.


    Das Ricercar ist der Papa der Fuge, von nichts anderem. Aber Merulo z. B. ist ein ganz wichtiger Mensch, denn er macht aus den bis dahin etwas ziellosen Präludien der vokalen Liturgietradition eine eigene, selbstständige Instrumentalgattung. Toccata, Fantasia und Frescobaldi sind die Folgen. :D
    Will man den Sonaten (im barocken Sinn) auf die Spur kommen, darf man sich mit Cima, Farina, Fontana, Uccellini, Marini etc. pp. beschäftigen.


    Zitat

    Leider ist diese Epoche (1580 - 1660) eher kaum beachtet, außer Monteverdi, vielleicht noch Gabrieli sind keine Namen bekannt.
    Dabei sprudelt diese Epoche nur so von musikalischen Genies, Girolamo Frescobaldi und Stefano Landi sind wahre musikalische Riesen um nur mal zwei Komponisten zu nennen.


    Eben. Und Banchieri, Viadana, Merulo und all die anderen, die hier noch nicht auftauchen, sind keineswegs nur von angestaubtem historischen Wert, sondern haben als Vollblutmusiker die abenteuerlichsten Dinge probiert und etabliert. Eine Entdeckungsreise durch diese Gefilde fördert die schönste Musik zutage. :yes:

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  • Eine Sammlung von Instrumentalstücken im Übergang zwischen herkömmlicher canzona und moderner sonata kann man auf dieser großartigen Doppel-CD mit Monica Huggett, Violine und dem Ensemble Sonnerie hören:



    Sämtliche hier vorgestellten Komponisten (neben Fontana noch Cima und Turini) wirkten im frühen 17. Jahrhundert in Norditalien. Neben der Violine spielen vor allem das Kornett und das Fagott eine solistische Rolle. Das sind überwiegend eher ruhige, teilweise mehr nach Renaissance, teilweise schon richtig barock klingende Stücke. Huggett spielt ganz anders als Manze, den ich im Moment ebenfalls oft und mit ähnlichem Repertoire höre - nicht so aufgebrezelt, weicher, feiner nuanciert. Beide gefallen mir auf ihre Art außerordentlich gut.


    Mit Gruß von Carola

  • Guten Tag


    nachdem der Name Marco Uccelini (übersetzt Markus Vögelchen :D ) gefallen ist, Uccelini scheint ein interessanter, aber kaum greifbarer Komponist zu sein. Keine Autographe, Bilder, Briefe, Tagebücher oder Augenzeugenberichte sind von ihm erhalten.
    Marco Uccelini wurde kurz nach 1600 geboren, wirkte von 1637 am modenischen Hof, ab 1647 ebenda als Domkapellmeister (maestro di capella) und war von 1665 bis zu seinem Tod 1680 Hofkapellmeister in Parma.
    Als Domkapellmeister komponierte er hauptsächlich geistlichen Musik, als Hofkapellmeister in Parma und Modena komponierte er u.a. Opern und Ballette, die leider allesamt verloren gingen. Man kennt Uccelini hauptsächlich als Komponist von Instrumentalstücken und Erneuerer des Geigenspieles, er wagte sich in kühne Höhen bis zum g´´´, das erst Bibern überbot, weitere Neuerungen waren seine Trompetenimitationen auf der Violine. Er veröffentlichte mindestens sechs Sammlungen mit Sonaten, Sinfonien und Tänzen.


    Als CD kann ich diese



    CD mit Violinsonaten von M. Uccelini, gespielt vom Ensemble Romanesca mit dem Geiger Andrew Manze empfehlen.


    Gibts weitere hörenswerte Uccelinieinspielungen ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    ganz gut in diese Rubrik passt diese



    Venezia Stravagantissima


    mit Balli, Canzonen & Madrigalen aus der Zeit von 1550 bis 1630 mit Musik von Mainerio, Incerto, Guami, Vecchi, Picchi,
    Canale, Lappi, Zanetti, G. Gabrieli.
    "Das völlig verrückte Venedig"- so könnte der übersetzte Titel der CD des Ensemble 'Capriccio Stravagante Renaissance Orchestra' heißen. In dieser Aufnahme werden mehrfach besetzte Violen eingesetzt, hinzu kommen Violinen, Flöten, Cornettos, Chittaronen, Gitarre, Trompete, Orgel und Regal, Cembalo und Virginal, Harfe und Pauken. den Abschluss bildet noch das bekannte Madrigal "So ben mi ch'ha bon tempo" von Orazio Vecchi.
    Diese empfehlenswerte CD stellt ein einziges musikalisches Fest an der Schwelle der Renaissance- zur Barockmusik dar. :jubel: :jubel:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    einen herrlichen Querschnitt über die Violinkunst in Italien Anfang des 17. Jahrhundert bietet diese vorzügliche



    Einspielung mit Violinsonaten von Cima, Uccelini, Fontana, Monteverdi, Rognono, Castello, di Venosa, Frescobaldi, Bassano, Mealli und als Finale eine Sonate von F.M. Veracini von 1744.
    Interessant in dieser Aufnahme mit dem Barochgeiger Enrico Onofri und seinen Mitstreitern* die Madrigale "Mentre vaga angioletta" und "Armato il cor" von Cl. Monteverdi als Violinsonaten; so hört man Monteverdi selten :jubel: :jubel:


    *Alessandro Tampieri (Violon), Magret Köll (Harfe), Ricardo Doni (Cembalo + Orgel), Alessandro Palmeri (Violoncello) u. Maria Vasi (Alto `in sordatura´.


    Gruß :hello:


    aus Schwetzingen


    Bernhard

  • Da möchte ich euch doch nicht meinen Adventskalenderpreis vorenthalten: eine sehr schöne Cd, die Ulli für mich gespendet hat und die sowohl Gute Laune Musik als auch Herzzerreissendes enthält. die Festa hat eben immer zwei Seiten.



    F.Q.

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  • Hallo,


    das kann ich nur unterstreichen! Letzten Samstag entdeckte ich diese CD bei Hansa Saturn und bin völlig angetan. Il Giardino Armonico ist neben Europa Galante mein Favorit für italienische Barockmusik!


    Außerdem noch zwei CD-Tipps, die oben noch keine Erwähnung fanden:



    und



    Beide liegen zeitlich etwas nach dem oben angegebenen Zeitraum, ich finde aber, sie passen eher zu den älteren Stücken als zum Hochbarock. Das ist allerdings eine völlig laienhafte Meinung.


    Grüße


    tukan

  • Guten Tag


    unbedingt in diese Rubrik muss diese



    CD mit dem Titel "Venezia 1625".


    Maurice Steger & Ensemble führen Sonate, Symphonie,
    Ciaccone, Canzone & Toccate von frühbarocken Komponisten wie
    Fontana, Uccellini, Storace, Merula, Rossi, Castello u. Piccinini
    unvergleichlich packend und lebhaft auf.
    Der Reichtum dieser CD sind die abwechslungsreichen Kombinationen der verschiedesten Instrumente,
    die kein Langeweile aufkommen lassen und die Musik dieser Zeit um 1625 erlebbar machen.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat


    Beide liegen zeitlich etwas nach dem oben angegebenen Zeitraum, ich finde aber, sie passen eher zu den älteren Stücken als zum Hochbarock. Das ist allerdings eine völlig laienhafte Meinung.



    Etwas ? das sind gute 100 Jahre :D



    für die französische Musik, bzw. die Musik für den Hof gibt es einige Threads:


    Musik am Hofe von Versailles


    und speziell zu Clerambault:


    Louis-Nicolas Clérambault - Meister der Kantate


    und natürlich auch zu Couperin und Marais:


    Francois Couperin "Le Grand"


    Marin Marais - und noch ein Meister im Dienste des Sonnenkönigs



    :hello:

  • Zitat

    Original von der Lullist



    Etwas ? das sind gute 100 Jahre :D


    "Laienhaft" (sic!)


    Danke für den Hinweis. Du magst den Hinweis gern in den entsprechenden Thread verscihieben lassen.


    Grüße


    tukan