Klassiklabel - und meine persönliche Beziehung zu ihnen

  • Persönliche "Beziehungen" zu Klassiklabeln ?? - Was ist denn hier gemeint ? Gibts denn sowas überhaupt ? ---- ABER JA !


    Na ja - Heute vielleicht nicht mehr wirklich - und wenn doch, dann nicht mehr so ausgeprägt wie einst.


    Dieser Thread ist eher leichtgewichtig - dennoch soll er ein bisschen auf Interesse stossen.


    In der Vergangenheit war ein Plattenlabel nicht nur eine Marke unter der beliebige Tonaufzeichnungen gemacht ubd vermarket wurden, nein es war ein Stück Kultur - eine unverwechselbare Institution, welche einer Leitlinie folgte, vorgegeben vom jeweiligen Management, welches in der Regel ein musikverständiges war, realisiert von ausgewählten oft durch Exklusivvertrag gebundene Interpreten und durch ein technisches Team, welches die Aufnahmen oft "labeltypisch" klingen ließ.


    Heute ist diese (Beinahe-) Unverwechselbarkeit mehr oder weniger verloren gegangen, wenn alte "Philips"-Aufnahmen unter dem Namen "DECCA" auf den Markt gebracht werden, dann sträuben sich mir beispielsweise die Nackenhaare, weil die Klangphilosophie der beiden Marken grundlegend verschieden war....


    Ich werde über "persönliche Beziehungen" zu Label einzeln berichten und fordere jene, die zu diesem Thema etwas zu sagen haben, auf - es mir gleichzutun.


    Das allererste Label, welches ich bewusst wahrnahm war jenes der "Deutschen Grammophon", welches früher noch "Deutsche Grammophon Gesellschaft" hieß.
    Das Marketing war damals äußerst geschickt und erfolgreich. Mittels aufwändig gestalteter Kataloge und Prospekte, bzw Großinseraten in einschlägigen Klassikzeitschriften, vermittelte man dem potentiellen Kunden das Gefühl etwas besonders hochwertiges zu erwerben, welches auch in Jahrzehnten noch Maßstäbe setzen würde.
    Die Künstler wurden präsentiert, als wären sie die einzigen bedeutenden der Welt, und in der Tat kam man hier der Realität recht nahe, bzw formte man hier die Illusion zur Realität um. Zu den bekannten Zugpferden Herbert von Karajan, Karl Böhm und Eugen Jochum kaufte man succzessive neue hinzu, wie beispielsweise Leonard Bernstein, Claudio Abbado, Rafael Kubelik und James Levine. Als Pianisten schickt man unter andern Pollini, Kempf, Gilels, Anda und Argerich ins Rennen - viele große Namen fehlen hier noch.
    Noch größer war das Kunststück, dem Kunden die Aufnahmetechnik als "State of the Art" zu verkaufen - Die Aufnahme waren zwar meist sehr transparent, aber die Tiefenstaffelung erinnerte mich immer ein wenig an Pappkulissen oder einen Ausschneidebilderbogen, der Bassbereich war leicht unterbelichtet (Es gab auch Ausnahmen)


    Dennoch - in den ersten Jahren meines Sammelns machte ich um andere Label (ich traute ihnen nicht) stets einen Bogen, DGG war damals das erste Label meiner Wahl.....


    Fortsetzung folgt bei Gelegenheit...
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute ist diese (Beinahe-) Unverwechselbarkeit mehr oder weniger verloren gegangen,...

    Ist ja nicht wahr. Es haben sich lediglich die Namen geändert. Heute heißen sie Alia Vox, ECM, Tacet, Dabringhaus & Grimm, BIS, HM France, etc...
    Diese Labels haben heute ein wesentlich ausgeprägteres Profil als viele der alten großen und eignen sich deutlich besser für irgendeine emotionale Bindung.



    Noch größer war das Kunststück, dem Kunden die Aufnahmetechnik als "State of the Art" zu verkaufen

    Das wäre wirklich ein Kunststück gewesen, denn generell war die DGG klanglich nie an der Spitze. Die hatten zwar immer wieder einzelne ganz hervorragende Aufnahmen, der Durchschnitt war aber deutlich vom State-of-the-Art entfernt. Und mir ist nie ein Audiophiler untergekommen, der von der alten DGG mit wenigen (bekannten) Ausnahmen etwas gehalten hat.



    Dennoch - in den ersten Jahren meines Sammelns machte ich um andere Label (ich traute ihnen nicht) stets einen Bogen, DGG war damals das erste Label meiner Wahl.....

    Was immerhin für ein gutes Marketing der damaligen DGG spricht. Objektiv gab es keinen Grund, anderen Labels "nicht zu trauen". Technisch waren z.B. RCA, Decca und Mercury deutlich besser, oft sogar in der künstlerischen Qualität, allerdings dürfte die DGG das umfangreichere Programm gehabt haben und sie hatten am Kontinent den Bonus des höheren Bekanntheitsgrades. Mir gefielen im Schnitt auch EMI- und Philips-Aufnahmen besser als jene der DGG, lediglich CBS war bei uns seltsamerweise etwas variabel in der Plattenqualität...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Theophilus,


    was wären Deines Erachtens so "audiophile" Ausnahmen der DG? Mir fiele auf die Schnelle folgende ein:



    Wurden diese Einspielungen von 1970/71 nicht sogar ausnahmsweise mit Decca-Technik gemacht? Ich meine mich an so etwas in der Art zu entsinnen.


    LG
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Technisch waren z.B. RCA, Decca und Mercury deutlich besser, oft sogar in der künstlerischen Qualität, allerdings dürfte die DGG das umfangreichere Programm gehabt haben und sie hatten am Kontinent den Bonus des höheren Bekanntheitsgrades. Mir gefielen im Schnitt auch EMI- und Philips-Aufnahmen besser als jene der DGG, lediglich CBS war bei uns seltsamerweise etwas variabel in der Plattenqualität...


    Hier muß ich mal widersprechen. Ich gehöre zu den Sammlern, die in den siebziger- und achtziger Jahren stapelweise Platten im Kölner SATURN kauften. Dabei bevorzugte ich oft die DGG, weil ich dort die für die jeweilige Aufnahme optimale Besetzung vorfand. Auch gab es dort die wenigsten Ausfälle durch Pressfehler. Zu der Zeit konnte man dort fehlerhafte LP´s umtauschen und dies mußte ich öfter bei amerikanischen Labels wie Westminster, DECCA oder RCA tun. Natürlich gab es bei diesen und anderen Firmen außergewöhnlich gute und hervorragend besetzte Aufnahmen. Aber ich weiß mit Sicherheit, daß ich von einigen RCA-Gesamtaufnahmen alles andere als begeistet war, klangen diese doch weitaus schlechter als vergleichbare Aufnahmen von DGG, EMI oder Philips. Natürlich kaufte ich auch viele Import-Labels, aber immer mit gemischten Gefühlen.

    W.S.

  • Kommen wir zu Decca. Meine ersten Erfahrungen waren ja nicht berauschend, weil ich nämlich mit Stereo-Aufnahmen aus der Steinzeit der Schallplatte begann - aus Kostengründen - versteht sich. Diese Aufnahmen waren nicht wirklich alt, wurden aber teilweise recht früh aus dem Normalpreis-Segment genommen, zum Teil aus technischen, aber oft auch aus künstlerischen Gründen, weil man zu Beginn der Stereophonie neben hochkarätigen Aufnahmen auch Allerweltseinspielungen machte - oft mit berühmten Künstlern, die aber oft für Aufnahmen eingesetzt wurden, für die sie nicht geeignet waren. Meine erste Decca - Aufnahme war Beethovens Klavierkonzert Nr 4 mit Wilhelm Backhaus. Ich hatte mir ein natürlicheres Klangbild erhofft als jenes von der DGG mit Wilhelm Kempff . Welch eine Enttäuschung!!
    Immerhin hatte ich allmählich begriffen, dass das Versprechen vom "Konzertsaal in den eigenen 4 Wänden" ein Märchen der Tonträgerindustrie war....
    Ich kaufte in den weiteren Jahren doch einige DECCA Aufnahmen - vorzugsweise auf dem Gebiet der Oper - denn da gab es Sutherland und zahlreiche andere Lieblingsstars von mir, jedoch auf dem Sektor Orchestermusik wurde ich - trotz hervorragender Tonqualität nie richtig warm - ich war kein Fan von Solti, bzw war MEIN Interessenskomplex (Wiener Klassik) bei anderen Labels besser repräsentiert. Bis heute ist mein orchestraler DECCA Anteil eher unbedeutend. Die letzte Statistik (nicht ganz auf dem laufenden) weist lediglich 70 CDs (plus 30 Operngesamtaufnahmen) aus.
    Die ursprüngliche Vinylsammlung wurde von mir vor einigen Jahren entsorgt, ich hatte sie jahrelang nicht mehr gehört, die wichtigsten Aufnahmen wurden auf CD nachgekauft - ein Vorgang der bis heute noch nicht abgeschlossen ist.
    Der Klang der Decca-Aufnahmen war fülliger, körperlicher, dicker (je nach Betrachtung) als jener der DGG und der Bass manchmal leicht "aufgebläht" - was bei gewissem Programm-material durchaus als angenehm oder spektakulär empfunden werden kann.
    Weil wir grad beim Thema sind: In der Vinyl Ära war ich ein Bewunderer der Decca Phase 4 Aufnahmen, welche unter Klassikfreaks aber zumindestens umstritten waren und ausserdem meist von Künstlern der 2 Wahl aufgenommen wurden....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • "Warum nicht auch einmal einen Beitrag im Plauderton schreiben?" dachte ich mir und kramte in alten Erinnerungen.


    Ja, ich habe doch tatsächlich auch eine gewisse nostalgische Beziehung zu Klassiklabels, heutzutage allerdings nicht mehr so ausgeprägt wie früher.
    Besonders stark wirkt jedoch bis heute dieser irrationale Glaube, dass ich mit dem Gelblabel mir etwas besonders Wertiges kaufe, sozusagen die "klassische Wahl". So sehr das für die Aufnahmen von den 60er bis 80er-Jahre gelten mag, so sehr bin ich allerdings von so manchen "Klassik"-DG-Produktionen und den dazugehörenden Coverfotos aus heutiger Zeit enttäuscht.


    Früher sahen die DG-Cover ja z.B. ja noch so
    oder so aus, mit entsprechender Musik (die Wandererphantasie habe ich übrigens nicht mit Pollini sondern mit Brendel, aber das Coverbild (Caspar David Friedrich...?) spricht mich immer noch an.
    Für so manche der heutigen Crossover-Geschichten und vom Pop abgeschaute optische Verkaufsmechanismen habe ich dahingegen wenig übrig. Man kann sich sein Image auch selbst beschädigen, je nach Standpunkt.
    Wie die da denken, kann ich mir wiederum denken, und dass sie mit CDs auf denen gestrenge Herren mit Brille zu sehen sind, weniger die Massen ansprechen können als mit Pianistinnen, die hübsche Augen haben ( wie diese Grimaud), kann ich ja nachvollziehen.
    Dennoch bin ich froh, dass man die Aufnahmen der "goldenen Zeit" mit Karajan, Böhm, Bernstein, Kempff, etc...immer noch bekommen kann und wäre froh, wenn es davon mehr gäbe.
    Richtig toll wirken diese alten Cover natürlich auf LP, aber ich mag auch, wenn die CDs z.B. bei den klassischen Böhm-Aufnahmen wie die alten Vinyl-Scheiben aussehen. Ich weiss, nostalgisch und irgendwie blöd wird das wohl schon sein, aber ich mag das eben.
    Keine Lust habe ich auf Musik vom Server gestreamt und all diese Sachen, aber das ist ja ein anderes Thema.
    Zur"Archiv-Produktion" hatte ich auch eine "Beziehung". Bevor ich die Vorzüge einer sprechenden Bachinterpretation erkannte, war ich ein grosser Fan der Bachaufnahmen von Karl Richter, die nun einmal auf Archiv-Produktion zu finden waren.


    Dann gab es natürlich die Beziehung zu Teldec, hier insbesondere "Das Alte Werk". Damals waren die LPs in der Mitte blau, und begann mit Leonhardts-Aufnahme der Cembalokonzerte von Bach dieses Label zu schätzen. Zu den LPs gab es oft dicke Beihefte mit vielen Fotos von den damals bahnbrechenden Aufnahmen. Heute bekommt man es mit dürftigem Booklet zu günstigem Preis und auf silbernen CDs...
    Aufnahmetechnisch mochte ich den für mich damals klar wirkenden Sound der Leonhardt-Aufnahmen. Später kam dann die Begeisterung für Harnoncourts Kantaten- und sonstige Abenteuerprojekte hinzu.
    Heute ist das alles ein Teil des Warner-Konzerns.....ja, die Zeiten haben sich geändert, aber es muss ja auch wohl so sein.


    Ich mochte auch Philips-Classic-Aufnahmen, für mich damals etwas höhenbetonter klingend....wahrscheinlich alles Einbildung. Auch hier bin ich durch Leonhardt zu dem Label gekommen, dann aber auch sehr durch die Klavieraufnahmen Alfred Brendels.


    Decca-LPs oder CDs hatte ich nicht so viele, obwohl ich die alle verfügbaren Kataloge der Firmen immer gerne studierte. Ich finde es übrigens schade, dass es heute kaum noch die Klassikläden gibt, in denen man auch die dicken Kataloge einfach so mitnehmen konnte (habe schon seit Jahren nicht mehr so einen Katalog gesehen..)
    Wenn ich nicht zum Decca-Fan wurde, dann wohl auch, weil ich die Interpreten bei den anderen meistens bevorzugte. Einige Sachen von Decca habe ich jetzt aber auch...


    CBS stand für mich für Bernstein, Gould und Ormandy, auch Walter/Wendy Carlos. Zu LP-Zeiten habe ich mir nicht wenig von denen gekauft.


    Viel von Emi hatte ich nicht, gerne holte ich mir jedoch Alte-Musik-Sachen aus der Reihe "Reflexe".
    Heute habe ich mir natürlich einige wichtige Sachen hinzugekauft, z.B. Wagner mit Karajan...


    Schon zu CD-Zeiten entdeckte ich dann noch ein Label, dass ich spontan bis heute immer noch sehr mit Herreweghe verbinde, nämlich Harmonia mundi.
    Die Barock-Produktionen Herreweghes hatten meistens ein schwarzes Cover, was für mich irgendwie zu seinem Musizieren, seinem Klang passte, obwohl das ja auch wieder irrational ist. Hochwertige Aufnahmen, oft das Thema Leid und Trost und meistens ja geistliche Musik waren die Kennzeichen.
    Heute hat er ja sein eigenes Label Phi, aber die Coverfarbe ist immer noch schwarz.... ;)


    Soviel zu meinen durch Nostalgie und gute frühere Erlebnisse begründeten Beziehungen zu Labels.
    Heutzutage hat man da nicht mehr so eine starke Markenbindung.
    Dennoch glaubt man -jedenfalls so lange bis man es überprüft hat- an eine gewisse
    Grundqualität bestimmter Labels, hauptsächlich in technischer Hinsicht.
    Bei BIS bin ich aufgrund einiger guter und auch sehr guter Aufnahmen recht optimistisch, bei Pentatone oder Telarc auch. Bei 2L gehört ja die gute Aufnahmetechnik besonders stark zur Philosophie, auch bei Tacet.
    Bei denen weiss man, dass sie ihre Aufnahmen selbst machen.
    Bei Challenge gibt es die Koopman-Aufnahmen und Hyperion hat bei mir auch ein gutes Image, nicht nur wegen Angela Hewitt, aber auch.
    Dass die kleinen, relativ unbekannten Labels nicht immer die ganz grossen Namen im Programm haben, ist erst einmal (noch) ein Vorteil für die Majors. Die sollten jedoch wissen, dass der Kunde mit "umzieht", wenn der grosse Name sein eigenes Label gründet, wie z.B. Koopman oder eben Herreweghe.


    Zu Sony habe ich irgendwie gar keine "emotionale Bindung". Wahrscheinlich verbindet man eben Unterhaltungselektronik mit diesem Namen, ein Global-Player eben. Das heisst ja nicht, dass es da nicht auch höchstwertiges zu kaufen gäbe - im Gegenteil, man denke nur an die Beethoven-Symphonien mit Thielemann und den Wiener Philharmonikern.


    Die "Szene" ist heute unübersichtlicher als früher. Von einem labeltypischen Klang kann man heute wohl nicht mehr sprechen. Ich lege auch weniger darauf wert, als dass es natürlich und räumlich klingt. Viele Stützmikrofone höre ich, und ich mag das nicht, weil es das Klangbild durch gleiche Signale im Mischpult aufrauht und die Tiefenstaffelung ebenfalls darunter leidet.


    Soviel zu diesem Thema....


    Gruss
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Als ich mit elf Jahren mit der Klassik anfing, da war ich voll auf DGG abonniert, und das hielt auch einige Jahre an. Ich traute nur dem prägnanten "Gelbetikett". Die hatten nämlich die Künstler, die mir als die 'Könner' der klassischen Musik in den ersten Jahren wichtig waren: Karajan, Böhm, Bernstein etc. Und außerdem war damals bei mir als Kind und Jugendlichem ein gewisser Markenfetischismus ausgebrochen. Und da war ich völlig dem gelben Balkan auf den Covern der DGG verfallen. Nur diese erschienen mir als wirklich 'richtige' Klassik-Platten (ich weiß, ziemlich doof, aber so kann irren, wenn man noch sehr jung ist). Es dauerte einige Jahre, aber dann war ich davon geheilt, die DGG war dann nur noch eines von vielen Labels, die mir die Klassik ins Haus brachten.
    Und gegenwärtig spielt die DGG für mich vor allem noch durch ihre Aufnahmen, die bis in die 90er Jahre entstanden sind, eine Rolle. Aber das ist alles in allem keine Hauptrolle mehr. In den letzten 10 - 15 Jahren schließlich scheint mir in der Veröffentlichungspolitik der rote Faden zu fehlen. Vieles wirkt so sprunghaft und wird zudem mit schlecht getexteten Booklets ausgestattet (Werbesprech!!).


    Grüße,
    Garaguly

  • Für mich ganz erstaunlich, dass bei den Labels die auch in der emotionalen Wirkung prägend wurden die EMI - Electrola nicht an herausragender Stelle genannt wird. Unter dem Übervater Walter Legge - vielleicht dem größten, kenntnisreichsten und autoritärsten Plattenproduzenten aller Zeiten - sind doch reihenweise Gesamtaufnahmen entstanden, die Schallplatten Geschichte wurden. (Ich will bewußt nicht auf einzelne Produktionen eingehen, das würde eine zu umfangreiche Aufstellung werden.) Eine markentechnische Meisterleistung war das Bild mit dem Hund vor dem Grammophon, Nipper, so sein Name, wurde dadurch der bekannteste Hund weltweit. Ist mit den Querelen, Krisen und Firmenwechseln, also in diesem ganzen Chaos der jüngeren Firmangeschichte auch der legendäre Ruf der EMI-Electrola untergegangen?
    Noch ein ganz anderer Gedanke: Alfred ist der unübertroffene "Meister" beim Starten von neuen Threads. Er versteht es meisterhaft, Fragen so zu formulieren, dass man anbeißt und mitdiskutiert. Beweis diese Diskussion, wo es ihm gelingt, Plattenlabels zur Institution mit emotionaler Ausstrahlung und zum Kulturgut hoch zu stilisieren. Chapeau!


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat Operus:

    Zitat

    Alfred ist der unübertroffene "Meister" beim Starten von neuen Threads. Er versteht es meisterhaft, Fragen so zu formulieren, dass man anbeißt und mit diskutiert. Beweis diese Diskussion, wo es ihm gelingt, Plattenlabels zur Institution mit emotionaler Ausstrahlung und zum Kulturgut hoch zu stilisieren. Chapeau!


    Mein lieber Hans!


    Auch du verstehst dies meisterhaft, denn ich muß nun auch meinen Senf dazugeben. Meine ersten Aufnahmen die ich selbst erwarb, waren die Singles aus der EMI-Reihe "Unvergänglich, unvergessen". Nach den Schellacks meines Vaters gab es hier ein völlig neues Klangerlebnis, weil diese historischen Aufnahmen "technisch verbessert" waren und bedeutend besser klangen als die mit Grammophon abgespielten Schellacks. Danach gab es bei mir einen kleinen Kaufrausch, wo ich neben Singles von DG, RCA, Decca u. A. langsam auch zu Gesamtaufnahmen kam. Bis heute bin ich noch Platten-Fan, natürlich sind auch die Player um einige Klassen besser geworden.



    Herzlichst
    Wolfgang

    W.S.

  • Zunächst mal besten Dank an Operus für das Kompliment.
    Die Reihenfolge in der ich die Label für mich entdeckte war in der Tat eigenartig und auch ein wenig von meiner Person geprägt, denn ich ich bin nicht der große Entdecker und stets auf der Suche nach Neuem, so dauerte die "Eroberung" der einzelnen Label ihre Zeit. Man darf nicht vergessen, dass in den sechziger und siebziger Jahren - und teilweise noch später die Namen von Künstlern oft untrennbar mit ihrem Label verbunden waren. Wer Karajan wollte musste DGG kaufen, denn die EMI hatte ihn - nachdem Legges dominierender Einfluss geschwunden war - schon lange als "ausgebrannt" abgeschrieben, ein Management-Fehler der Sonderklasse. DGG und Frau Professor Schiller haben sich die Hände gerieben - und einen langjährigen Vertrag mit Karajan gemacht. DGG war um 1960 wohl das aktivste Label und gute Stereo-Aufnahmen wurden sobald man meinte eine Bessere verfügbar zu haben in die Low-Cost Serie "Resonance" gesteckt und (relativ) günstig angeboten. Später folgten andere Label dieser Praktik, aber inzwischen hatten wir Jungen uns schon auf die DGG-Künstler eingeschworen.


    Irgendwann hörte ich jedoch die erste CBS Stereo-Schallplatte, wahrscheinlich, weil ich mal den legendären Leonard Bernstein hören wollte. Schallplattenlabel hatten damals nicht nur ihre eigenen Interpreten, sondern auch eigene Studios mit spezieller Ausrüstung und eigener Klangphilosophie - etwas, das sich heutige CD-Käufer vermutlich kaum vorstellen können. Und natürlich gab es auch negative Eigenarten. So waren die CBS Cover - gemessen an jenen der DGG eher spartanisch und äh - gewöhnungsbedürftig. Der Klang war fülliger und -was Orchesterklang betraf - näher am Original und räumlicher. Dem stand als Negativattribut ein signifikant höheres Grundrauschen (vermutlich die amerikanischen Ampex-Bänder) und eine mit Oberflächenfehlern behaftete Pressqualität gegenüber.
    Aber das nahm ich zähneknirschend und räsonierend (bin Perfektionist) in Kauf, lernte ich doch Leonard Bernsten, Bruno Walter, Robert Casadesus, George Szell, Eugene Ormandy, Zino Francescatti, Leon Fleisher, Horowitz und einige andere kennen.
    Wenn ich mich richtig erinnere folgte CBS einer anderen Philosophie als DGG: Ein Werk wurde einmal eingespielt und verblieb dann jahrzehntelang im Katalog. Alternativaufnahmen gab es zwar - aber gemessen an Europäischen Maßstäben nur selten...


    1989 wurde CBS von Sony übernommen - Sony hat das Erbe weitgehend verantwortungsbewusst gepflegt - wahrscheinlich besser als dies von den Verkaufserträgen her vertretbar gewesen wäre .....


    Mein CBS Sammlung war stets eher klein - ich bin aber bemüht Besitzenswertes nachzukaufen bevor es auf ewig in den Archiven verschwindet. Demnächst folgt - wie gewünscht - EMI......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Interessanterweise dürfte es das, was man als "Labelbindung" oder "Beziehung zum Label" bezeichnen könnte unter den Tamino-Mitgliedern nicht gegeben haben.
    Ich will aber der Aufforderung von Operus hier nachkommen und etwas über EMI schreiben, wobei das Ganze auch für mich ein wenig verwirrend ist. Ursprünglich - noch um 1965 gab es noch Cover mit dem Hund "Nipper" auf denen der Schriftzug "Electrola" prangte. Der Hintergrund war meist goldfarben - und auch solche mit der Aufschrift "Columbia"
    Meine erste Langspielplatte dieses Labels waren Mozarts Violinkonzerte Nr 4 und 5 mit Nathan Milstein.
    Die Aufnahme war so brilliant von der Tontechnik her (ich war damals dem audiophilen Fieber verfallen), daß ich mich entschloss, weitere Aufnahmen dieser Firma zu kaufen. Die nächste Anschaffung, Aufnahmen von Mozarts Streichquartetten mit dem Heutling Quartett waren indes dumpf und dröge - sodaß ich in Hinkunft mehr Vorsicht walten ließ. In der CD- Ära kaufte ich wieder Aufnahmen dieses Labels - aber allzuviele waren es nicht. "Meine" Künstler waren bei DGG und nur in Ausnahmefällen kaufte ich anderes. Als ich jedoch die ersten Opernaufnahmen von EMI bei einem Freund zu hören bekam habe ich meine Sammlung aufgestockt. Ebenso hat die "Nipper-Serie" mich zu zahlreichen Einkäufen verleitet. Hatte ich 2003 noch 69 EMI CDs (ohne Opern) so sind es derzeit 152 , dazu kommen etliche Opernaufnahmen und eine Callas Kassette, die ich nur gekauft hatte um den begonnen - aber nie vollendeten - Callas-Thread, er blieb durch den Weggang eines Mitglieds ein Torso - vollenden zu können. Es stellte sich aber heraus - daß meine Zuneigung zur Stimme der Callas keine allzugroße war - kein Wunder bei einem Sutherland-Anhänger - und so legte ich das Projekt ad. acta.


    mfg aus Wien
    Alfred


    clc 405

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  • Für eine "Labelbindung" bin ich wohl zu jung. Als ich anfing, mich für klassische Musik zu interessieren, spielten Labels erstmal überhaupt keine Rolle. Selbst die ausführenden Künstler waren mir egal. Irgendwann stieß ich dann (wie wohl fast jeder unter uns) auf den Namen Karajan. Die meisten seiner Aufnahmen erschienen bekanntlich bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft. Der Name klingt gerade für einen Anfänger wie der Mercedes unter den Klassiklabels. Die Covers sahen meistens seriös und hochwertig aus. So habe ich mir also recht viele DG-Aufnahmen zugelegt. Eine meiner allerersten CDs war die berühmte Aufnahme der Carmina Burana unter Jochum, erschienen in der "The Originals"-Reihe von DG. Von der Serie habe ich mir dann recht viel gekauft, und eigentlich muss man sagen, waren das auch fast nie Fehlkäufe. Ich hatte noch andere Labels, so besonders auch Berlin Classics (Eterna), später natürlich auch EMI, Decca, Sony und RCA, um die wichtigsten zu nennen. Irgendwann kam ich natürlich drauf, dass das Label nicht unbedingt was aussagt. Viele der (m. E.) besten Aufnahmen aller Zeiten sind eben gar nicht von der DG. Da gäbe es z. B. Tahra, die viele alte Aufnahmen hervorragend remastered aufgelegt haben, Testament oder natürlich Orfeo. Einige meiner Lieblingsdirigenten nahmen nur selten für die Majors auf, da steigt man dann automatisch um. Heute sammle ich fast schon vorrangig Live-Mitschnitte, die nur in den seltensten Fällen bei den "Großen" überhaupt erscheinen (eine Ausnahme wäre etwa Mahlers Neunte von Karajan bei DG). Daneben gibt's gerade heute auch eine echte Alternative durch Rundfunkmitschnitte, die klanglich den offiziellen Veröffentlichungen kaum mehr nachstehen. Das Label ist mir mittlerweile ziemlich egal. Der Inhalt entscheidet. Was nutzt mir etwa die DG-Glanzreihe "Karajan Gold", wenn die Interpretation hinter den hohen Erwartungen zurückbleibt?

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    – Luís de Camões

  • Labelbindung war - für mich - aus ZWEI Gründen verlockend.
    Zum einen waren die Interpreten meist an ein bestimmtes Label gebunden. Und die meisten mir wichtigen Künstler waren durch Exklusivverträge an ein Label gebunden. Die Künstler waren mir wohlbekannt - vermutlich durch die Werbung.
    Und in Sachen Werbung Marketing und Umgang mit Künstlern hatte die DGG in den sechziger und siebziger Jahren einfach die Nase vorn. Dem Kunden wurde der Eindruck vermittelt, daß so gut wie alle führenden Interpreten bei DGG unter Vertrag stünden.
    Eine Aussage, die gar nicht einmal so falsch war, denn zum einen wurden die Künstler durch die DGG Werbung ganz besonders interessant dargestellt, zum anderen wurden Interpreten, die sich bei anderen Labeln bereits einen Namen gemacht hatte auf dem Höhepunkt ihres Ruhms (und manchmal auch ein wenig nachher ;):stumm: ) von der DGG einfach gekauft, oder unter Vertrag genommen sobald alte Verträge mit der Konkurrenz abgelaufen waren, (Karajan, Bernstein, Barenboim, Serkin, Horowitz, etc. )
    Zum anderen war es auch eine Frage der Tontechnik. Es gab zahllose Billigpreislabel, deren Künstler einerseits völlig indiskutabel waren, und deren Tontechniker nicht mal imstande waren den Standard üblicher Höhenwiedergabe zu realisieren,
    die Aufnahmen klangen dumpf und kompakt, oft waren sogar Gleichlaufschwankungen zu hören, von Übersteuerungen ganz zu schweigen. Amerikanische Pressungen waren oft mit Oberflächenfehlern, wie Staubeinschlüssen und winzigen Luftblasen behaftet (sollte ich es noch nicht erwähnt haben - ich bin gelernter Buch UND Musikalienhändler - wozu auch Schallplatten gehören - und ich wurde schon als Lehrling als "Gutachter" bei Reklamationen in Bezug auf Schallplattenfehler eingesetzt - dank meiner ausgeklügelten "Diagnostik" und meines unbestechlichen und unerbittlichen Urteilsvermögens :D )
    Der Ruf amerikanischer Pressungen war unter Kennern so schlecht, daß etlichen Auflagen in deutschen oder österreichischen Presswerken hergestellt wurden - und das mittels Aufklebers auf dem Cover explizit vermerkt wurde.


    Die Klangphilosophie (oder war es das technische Equipment ?) der einzelnen Plattenfirmen war eine unterschiedliche - und ich habe dies irgendwann in mein Kaufverhalten einbezogen. CBS hatte beispielsweise einen sehr natürlichen Orchesterklang, war aber für Klavier-Solo mit Pianissimostellen ungeeignet - die alten Ampex Bänder rauschten wie Wasserfälle.


    DGG fiel (von Ausnahmen abgesehen) durch einen eher schlanken Klang auf, was eher als Modeerscheinung zu werten ist, denn als technische Unzulänglichkeit. Die überzeugende Wiedergabe höchster Töne war eine Errungenschaft neuerer Zeit - und ich hatte manchmal den Eindruck, man wollte zeigen, daß man diese Technik beherrschte.


    Live-Aufnahmen .. damit konnte man mich jagen - sie waren lange Zeit generell verpönt, weil sie nie jene Perfektion einer Studioeinspielung erreichte. Der "polierte" Klang der Karajan-Aufnahmen war geradezu das Schönheitsideal der sechziger Jahre.
    Nicht jedes Label brachte den zustande.......


    mfg aus Wien


    Alfred

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  • Ich kann es gut nachvollziehen, dass man vor einigen Jahrzehnten viel eher an einem bestimmten Label hing. Mir scheint das in der Tat vor allem eine Erscheinung der LP-Ära zu sein.


    Wir Kinder der 80er Jahre, die wir schon mit der CD als absoluter Selbstverständlichkeit aufwuchsen, kennen die Unzulänglichkeiten alter LP-Pressungen gar nicht mehr. Ob etwa die CBS-LP-Qualität vor vierzig Jahren schlecht war, interessiert auf CD eigentlich nicht mehr. Durch gekonntes Remastering konnte zudem einiges verbessert werden.


    Bezüglich der Labelbindung verschiedener Interpreten: Stimmt das denn überhaupt so uneingeschränkt? Hier las ich öfter, die EMI habe Karajan an die DG verloren, aber es gibt noch EMI-Aufnahmen in den 70ern bis ca. 1984. Sein "Don Carlo", "Lohengrin" und "Der fliegende Holländer" etwa erschienen bei EMI. Genauso begegneten mir auch schon eine "Carmen" bei RCA und Decca-Aufnahmen von Karajan und etwa auch Böhm (z. B. Bruckners Dritte und Vierte, "Così fan tutte"), dessen "Ring" bei Philips herauskam. Soltis verfilmter "Falstaff" erschien bei DG, nicht bei Decca, dabei war er doch das "Zugpferd". Wieviel ist da also Wahrheit, wieviel Legende?

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    – Luís de Camões

  • Da es durchaus zum Thema passt, kann ich hier ganz allgemein antworten. Es gab irgendwann die "Hochblüte" der Exklusivverträge. Plattenkonzerne banden einen Künstler an sich und sicherten ihm damals oft sogar ein Mitspracherecht ein (bei Karajan dürfte das der Fall gewesen sein.
    Der Nachteil erwies sich dann in der Praxis - und Opernfreunde büssen oft teilweise noch dafür.
    Es kam nämlich oft gar nicht so selten vor, daß bei einer sängerisch hochwertigen Produktion ein oder zwei Sänger eine Klasse tiefer besetzt werden mussten, weil der eigentliche Wunschkandidat bei der Konkurrenz unter Vertrag stand.
    DECCA - Deutsche Grammophon - PHILIPS. Diese drei Label waren zuletzt im Besitz von Universal Classic, waren aber bereits vorher via POLYGRAM miteinander verbandelt, und zwar vorerst Philips und DGG (seit 1972) ab 1980 kam DECCA hinzu.
    Dennoch war die Verwaltung lange Zeit getrennt.
    Der EMI Furtwängler RING von 1954 (mono) konnte erst rund 20 Jahre später erscheinen, da ein Konkurrenzlabel aeine Sänger nicht zur Veröffentlichung freigab.
    Irgendwann begann aber dann ein Austausch der Künstler: "Borgst Du mir heute Deinen Weltstar - borg ich Dir morgen meinen"
    Zudem fühlten sich irgendwann sowohl Künstler als auch Plattenfirmen durch die Exklusivverträge geknebelt - und man verlängerte sie nicht mehr in der bestehenden Form. (Wenn mich nicht alles trügt sind diese Verträge wieder im Kommen - warum, das könnte bei Interesse beleuchtet werden)


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  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Wurden diese Einspielungen von 1970/71 nicht sogar ausnahmsweise mit Decca-Technik gemacht? Ich meine mich an so etwas in der Art zu entsinnen.


    Ich kann mir auf jeden Fall nicht vorstellen, dass die DG ein Aufnahmeteam nach Boston geschickt hätte.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zu der Zeit konnte man dort fehlerhafte LP´s umtauschen und dies mußte ich öfter bei amerikanischen Labels wie Westminster, DECCA oder RCA tun.

    Westminster war ein Billiglabel, das man nicht in einem Satz mit RCA und Decca anführen darf. Die hatten natürlich unterlegene Presstechnik (d.h. die Technik war die gleiche, aber Billiglabel haben mit einer Matrize viel mehr Platten gepresst als qualitätsbewusste Label; u.U. war auch die Vinylqualität nicht Premiumklasse). Aus den 70ern kann ich mich bei RCA eigentlich an keine nennenswerten Probleme erinnern, Decca war aber mit Sicherheit erstklassig. Da gab es nichts besseres, zumindest die Pressungen, die bei uns erhältlich waren!



    Natürlich gab es bei diesen und anderen Firmen außergewöhnlich gute und hervorragend besetzte Aufnahmen. Aber ich weiß mit Sicherheit, daß ich von einigen RCA-Gesamtaufnahmen alles andere als begeistet war, klangen diese doch weitaus schlechter als vergleichbare Aufnahmen von DGG, EMI oder Philips.

    Das glaube ich nicht. Kannst du einige Beispiele für unbefriedigende RCA-Aufnahmen geben? Mir fällt im Moment der Mehta-Trovatore ein, der klanglich ganz phantastisch ist. Nach den legendären RCA-Aufnahmen der 60er-Jahre kann ich mir nur schwer vorstellen, dass sie in den 70ern so abgebaut haben sollten.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Kannst du einige Beispiele für unbefriedigende RCA-Aufnahmen geben?


    Je nachdem, von welchem Preßwerk der RCA die Platte kam.
    Ich habe RCA-Opernplatten aus italienischer Pressung, die schlecht sind.
    Die RCA hatte aber auch ein (Vinyl-)Preßwerk in Alsorf bei Aachen, das erstklassige Qualität lieferte (eine Zeit auch als das weltweit modernste Preßwerk galt) und auch für ander Labels fertigte. Mit 1.300 Beschäftigten war die Firma Record-Service der größte Einzelarbeitgeber in Alsdorf.
    [Heute heißt die Firma Cinram GmbH, hat über 2000 Mitarbeiter und produziert mehr als 2 Mio CDs, DVDs und Blu-Rays pro Tag.]

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Für eine "Labelbindung" bin ich wohl zu jung.


    Gilt bei mir so gesehen auch.
    Trotzdem hatte (und vielleicht habe) ich zu manchen Labeln eine gewisse Beziehungen. Die hier so gelobte DGG hat mich anfangs immer abgeschreckt, weil sie auf mich stets bieder, trocken und langweilig wirkte, dazu kam, dass sich viele Aufnahmen mir auch klanglich weniger gefielen. Ich hatte viel Decca mit sattem Sound, aber richtig herausragend und lohnenswert, erschien (ob nun vermeintlich oder wahrhaft) mir immer EMI, besonders die "Great Recordings of the Century"-Reihe erweckt in mir oft ein Gefühl von Qualität, ohne das ich das stichhaltig begründen könnte. Insgesamt wird es mir immer unwichtiger, aber die Prägungen sind durchaus noch vorhanden.
    Heute habe ich ein irgendwie gutes Gefühl bei CDs von Orfeo und Hamronia Mundi, die kommen mir grundsätzlich speziell und qualitätsvoll vor

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Ich habe RCA-Opernplatten aus italienischer Pressung, die schlecht sind.


    Das wird sich aber doch auf die Pressqualität und nicht den Klang der Aufnahme auswirken, oder?

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Beziehungen oder Bindungen zu Labels habe ich nie unterhalten. Allenfalls zu Menschen! Meine Kaufentscheidungen waren ausschließlich von Werken und Künstlern bestimmt. Besondere Vorlieben führten dann automatisch dazu, dass einige Marken beherrschend wurden im Regal. Labels im Wettbewerb haben auch zu einer Verengung geführt, haben verhindert, das Interpreten, die gut zusammen passen, nicht gemeinsam ins Studio durften. Da galt es plötzlich nicht der Kunst sondern nur noch dem Kommerz! Exklusivverträge erwiesen sich als Fesseln. Callas und Monaco, die beiden Großen einer großen Zeit, sind so ein Beispiel. Es gibt keine offizielle Aufnahme, in der sie beide mitwirken, was unglaublich schade ist. Erst der so genannte graue Markt hat sie durch die Veröffentlichung von Mitschnitten zusammengeführt. Manche Mitschnitte sind erst Jahrzehnte später legalisiert worden. Nur selten in wesentlich verbesserter Qualität. Nennen will ich den Bayreuther "Tristan" unter Karajan, der Jahrzehnte als miese Pressung herumgeisterte bis sich ORFEO entschloss, die Originalbänder zu erwerben und wahre Wunder damit zu vollbringen! Ansonsten waren Mitschnitte aus dieser Zeit auch die Geburtsstunde miserabler Tonqualität. Jede Schelllackplatte von 1920 klingt besser als die "Alceste" mit der Callas von 1954 aus der Scala. Leider sind noch heute - wir schreiben 2013 - viele schlecht klingende Aufnahmen unterwegs. Manche Labels laden gering aufgelöste Mitschnitte aus dem Netz herunter, blasen sie in falsches WAW auf und verkaufen sie als CD. Behalten wir uns die Sensibilität für ein gutes Klangbild! Und da haben bestimmte Label auch Pionierarbeit geleitet. Decca möchte ich nennen, wenngleich mir manche Experimente auch nicht gefallen. Die EMI hätte ja fast die Stereophonie verschlafen. Der schon genannte Produzent Legge war kein Freund davon, was man manchen Produktionen auch anhört. Schließlich wurde der berühmte "Rosenkavalier" mit seiner Frau Elisabeth Schwarzkopf sowohl in Mono als auch in Stereo eigespielt. Morgens Mono, nachmittags Stereo. Es gibt also zwei Aufnahmen davon, sie sind auch getrennt veröffentlicht worden - die Stereoaufnahme zuletzt.


    Grüße von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Das wird sich aber doch auf die Pressqualität und nicht den Klang der Aufnahme auswirken, oder?


    Bei dern CDs der Solti/Kraus/Moffo?-Aufnahme von Rigoletto der italienischen RCA (frühe 60er) klingt die Bühnenmusik im ersten Akt sehr schlecht, als ob da jemand einen Fehler beim Aufnehmen oder der Balance gemacht hätte. Das ist freilich nur ein kurzes Stück, der Rest klingt o.k, wenn auch nicht vergleichbar mit "Living Stereo" oder auch normaler DG aus dieser Zeit. Aber die "Banda" klingt wie eine historische Aufnahme. Ich habe von diesen ital. RCA-Aufnahmen der Zeit sonst nur noch den Maskenball unter Leinsdorf, der klingt o.k.


    Auch wenn ich ein paar Jahre ohne CDs Klassik gehört, habe ich nur sehr vereinzelt Platten und MCs gekauft und da kaum je systematisch auf ein Label geachtet. Bei CDs war es Ende der 1980er/Anfang der 90er meiner Erinnerung nach so, dass die Universal/Polygram-Labels, DG, Decca und Philips verbreiteter waren als EMI, CBS/Sony. Teldec u.a. und raffinierter vom Marketing, u.a. durch das "Klassik-Akzente"-Blättchen. Dazu kam, dass Bernstein der Dirigent war, den man gefühlt am häufigsten im TV zu sehen bekam; schon vor dem Mauerfall-Konzert liefen die Wiener Aufzeichnungen von Beethoven, Mahler usw. im Fernsehen (spätabends oder sonntags vormittags), manchmal mit Proben oder Kommentaren von Bernstein selber. Und entsprechend präsent waren dessen spätere DG-Aufnahmen in den Läden.
    Als man noch alle CDs im Laden gekauft hat, war durchaus mitentscheidend, was problemlos greifbar war. Und DG, Decca, Philips hatten bessere Mid- und Lowprice-Reihen, soweit ich erinnere. Daher, und aufgrund der bekannten Künstler, hatte ich anfangs relativ viele DG-CDs. Über den Bertelsmann-Club bekam man dagegen oft günstig die von Capriccio vertriebenen DDR-Aufnahmen; so war Kegels Dresdner Beethovenzyklus der preiswerteste (jedenfalls unter neueren/digitalen Aufnahmen) und daher auch mein erster. Sehr verbreitet auch Bach aus Leipzig und Dresden, egal ob Orgel, Kantate oder Konzert; ich habe da heute noch eine Handvoll LPs von meinen Eltern.


    Da ich CDs relativ lange Zeit nicht zuletzt nach Preis gekauft habe, war ich nie auf ein Label festgelegt. Einige Zeit später, so ca. 92-95 waren zB dann weitgehend digitale Billig-Reihen von Teldec/Warner ("Digital Experience", "Classical Diamonds") eine günstige Quelle, Musik kennenzulernen. Sonderangebote wurden natürlich immer gern genommen. Ich habe meine Datenbank für CDs schon vor 10 Jahren aufgegeben, inzwischen habe ich, glaube ich, eine ziemlich bunte Mischung im Regal.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Je nachdem, von welchem Preßwerk der RCA die Platte kam.
    Ich habe RCA-Opernplatten aus italienischer Pressung, die schlecht sind.

    Jetzt, wo du auf die unterschiedliche Herkunft hinweist: tatsächlich erinnere ich mich an den Aufdruck "Deutsche Pressung", der bei diesen Platten zumeist vorhanden war. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich an keine nennenswerten Probleme erinnern kann.



    Bei dern CDs der Solti/Kraus/Moffo?-Aufnahme von Rigoletto der italienischen RCA (frühe 60er) klingt die Bühnenmusik im ersten Akt sehr schlecht, als ob da jemand einen Fehler beim Aufnehmen oder der Balance gemacht hätte. Das ist freilich nur ein kurzes Stück, der Rest klingt o.k, wenn auch nicht vergleichbar mit "Living Stereo" oder auch normaler DG aus dieser Zeit.

    Ich würde dir empfehlen, noch einmal genauer hinzuhören. ;)


    Wir sind am Anfang entweder in einem großen Saal, wo ein kleines "Tanzorchester" weit entfernt am anderen Ende spielt, oder eher noch in einem Nebenraum, in den man die Musik gerade noch hinein hören kann. Duca und Borsa kommen von weit hinten nach vorne marschiert und halten ihr Gespräch. Mit Ausnahme der Gräfin Ceprano, die auch im Vordergrund zu hören ist, sind Chor und die anderen Akteure in der ersten Szene im Hintergrund. So wie die Szene sich verdichtet, wird immer mehr Orchester im Vordergrund dazu gemischt, während man immer noch das Fernorchester hören kann. Erst mit dem Auftritt von Monterone sind wir voll im Geschehen und alles spielt sich weit vorne ab. Meine LP-Box schweigt sich bezüglich des Produzenten aus, aber da die Aufnahme in Rom gemacht wurde, tippe ich aufgrund der Klangregie auf John Culshaw oder an einen an/von ihm geschulten. Da ist nichts "schlecht", das ist gewollte Darstellung eines möglichst realistischen Geschehens.


    Der Klang dieser RCA-LPs ist ganz vorzüglich. Wie von RCA/Decca gewohnt, besitzt der Klang ein solides Fundament, alleine die große Pauke im Vorspiel klingt auf eine Weise realistisch, wie man es von der DG in Analogzeiten kaum jemals zu Gehör bekam. Das Orchester klingt voll und rund und ist dabei gut durchhörbar (keine ätherische Transparenz!). Die Stimmen sind durchschlagskräftig und fast punktgenau definiert. Dazu die räumliche Tiefe, es spielt sich fast nichts direkt auf Lautsprecherebene ab.


    Ein kurzes Vergleichshören mit einem DG-Trovatore aus dem gleichen Jahr: wie typisch für die DG aus dieser Zeit wenig Fundament im Orchesterklang, das gesamte Geschehen spielt sich auf Lautsprecherebene und ein wenig dahinter ab, die Dynamik ist insgesamt geringer und das Klangbild ist auf eine schwer beschreibbare Weise weniger klar definiert. Die Aufnahme klingt mehr nach Konserve, die Tricks bei der RCA-Aufnahme suggerieren dem Gehör mehr von dem, was man aus einem Opernhaus kennt.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Bei RCA habe ich ein konkretes Beispiel aus eigener Sammlung:
    In den 70ern brachte ich von einer Dienstreise aus Mailand eine Doppel-LP mit:
    "Manon Lescaut" von Puccini, mit Licia Albanese und Jussi Björling, Rom 1954 unter Jonel Perlea.
    Die Platten klangen wie historische Aufnahmen bzw. Schellack-Überspielungen. Die Oberfläche der beiden 30-cm Vinyl-LPs war ziemlich kratzempfindlich, irgenwie sind die Rillen nicht so ausgeprägt, die Nadel hat kaum Halt/Führung.


    Später habe hier die Gesamtaufnahme (bei Saturn im Angebot) neu gekauft - diesmal aus deutscher Pressung. Ein Unterschied wie Tag und Nacht: Tolles Klangbild obwohl "mono", gute Durchhörbarkeit der Instrumente, strahlende Stimmen von Merrill und Björling, kaum Laufgeräusch der Nadel in der Rille.
    Diese Vinyl-Platten kamen aus dem - damals neuen - Presswerk der RCA!

    Heute habe ich diese Aufnahme auch auf CD - aber die LPs müßten im Keller ebenfalls noch vorhanden sein.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ähnlich wie Rheingold hat bei mir der Name eines Labels für Kaufentscheidungen nie eine Rolle gespielt, sondern wenn ich mich entschieden hatte, mir von einem bestimmen Werk eine Aufnahme zuzulegen, dann ging es mir nur darum, diese Aufnahme in der von mir nach langen Vergleichen ausgewählten Interpretation auch zu bekommen, was Anfang der 50er Jahre, als ich begann, mir eine Schallplattensammlung aufzubauen, noch gar nicht so einfach war, da die Auswahl im Bielefelder Katalog nach meinen Vorstellungen noch zu schmal war, und etwas unbekanntere, ausgefallenere Werke noch gar nicht verzeichnet waren. Deshalb bezog ich zusätzlich regelmäßig die aktuellen Schallplattenkataloge aus dem europäischen Ausland und den USA, dies waren vor allem in England "The Gramophone Classical Record Catalogue" , in Frankreich der "Diapason Catalogue Général de Musique Classique", in Italien der "Angelicum"-Katalog, in der CSSR der "Supraphon-Katalog", und vor allem in den USA der "Schwann Record & Tape Guide". Immerhin waren z. B. von BEETHOVEN's 7. Sinfonie 1965 im Bielefelder Katalog schon 23 verschiedene Aufnahme verzeichnet. In den ausländischen Katalogen konnte ich dann aber nochmals mit mindestens ebenso vielen Aufnahmen zusätzlich rechnen, so daß ich dann im Falle der Siebten unter mindestens 50 Aufnahmen wählen konnte.
    Ohne den amerikanischen Schwann-Katalog wäre ich nie noch so frühzeitig auf Aufnahmen mit dem damals in Europa noch fast unbekannten Glenn Gould gestoßen, oder auf Einspielungen mit Künstlern wie z. B. Jacob Lateiner, Erich Leinsdorf oder Judith Raskin, ohne den englische Gramophone Katalog auf Interpreten wie Clifford Curzon, Witold Malcuzynski oder Sir Adrian Boult, ohne den Diapason-Katalog auf Jean-Francois Paillard, auf Robert Veyron-Lacroix oder Mado Robin, und ohne den italienischen Angelicum nicht auf den genialen jungen Pianisten Dino Ciani, der mit 29 Jahren schon sämtliche Beethoven-Sonaten in einem Konzertzyklus mit großer Bravour aufführte, als einer der ersten die Weber-Sonaten einspielte, und der leider mit 32 Jahren in einem Autounfall umkam, auch nicht die 12 Klavierquintette von Boccherini in einer fantastischen Einspielung durch das Quintetto Italiano (Weltersteinspielung!!), die ich zuvor jahrelang vergeblich in Deutschland gesucht hatte. Dies nur als ganz kleine Beispiele. Im Falle einer Bindung an ein bestimmtes Label wäre ich niemals schon in frühen Jahren zu so interessanten Tondokumenten gekommen. Die einzige Bindung, die es bei mir überhaupt zu einem Label gab, war meine Zusammenarbeit mit Philips, für die ich zeitweise Plattentexte übersetzte. Für jede übersetzte Platte erhielt ich dann neben dem Honorar auch immer ein Exemplar davon gratis. Deshalb habe ich von dem Label Philips vergleichsweise wohl etwas mehr Aufnahmen als sonst durch eine normale Kaufentscheidung zustande gekommen wären.


    Insgesamt verfüge ich von 52 verschiedenen Labels Aufnahmen, die meisten davon von DGG und Decca, dann etwa im Zahlenverhältnis kommen die Labels Philips, Dacapo, EMI, Electrola, Orbis, Columbia, CBS und Telefunken. Qualitätsmäßig in punkto Pressung habe ich die besten Erfahrungen mit Decca, DGG, Telefunken und Orbis gemacht, während ich bei Supraphon und Colosseum hin und wieder mit kleinen Preßfehlern zu tun hatte.


    Viele Grüße
    wok

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  • In der Tat traurig (und ich fasse mich das selber an die Nase) daß vielen Labeln nicht die wünschenswerte Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ich weiss (allerdings erst seit kurzem) daß "Labelbindung" heute kaum mehr existent ist.
    Das könnte sich in der Tat eines Tages fatal auswirken, wenn viele Label, deren Existenz man als "selbstverständlich" hingenommen hat eines Tages nicht mehr existieren. Zwar gelang es in der Vergangenheit manchmal - aber beileibe nicht immer - die bekannteren Aufnahmen eines stillgelegten Labels zu "retten" - aber das ist nur die halbe Miete.


    Was nämlich NICHT gerettet werden kann, das sind "zukünftige Projekte" und auch die "Labelphilosophie"
    Hinter Labeln stehen nämlich auch jene Personen, die als "Triebfedern" von Projekten zu sehen sind, denen wir gewisse Editionen und Aufnaheprojekte - und letztlich auch Interpreten verdanken. Man kann das auch recht gut beim START eines neuen Labels beobachten. Plötzlich sind da Künstler, die bis dato kaum einer breiteren Öffentlichkeit bekannt waren - und - im optimalen Falle entwickeln sie sich über "Geheimtipps" zu "internationalen Stars"


    Wir sehen aber auch, was bei personellen Änderungen im Management großer Tonträgerkonzerne passieren kann - als beispielsweise allmählich die fachkompetenten Programmanager, durch "Gewinnoptimierer" ersetzt wurden, die die Tonträgerindustrie dorthin gebracht hat wo sie heute ist - und deren Schäden, die sie angerichtet haben - jetzt - wie es scheint - allmählich zu reparieren versucht wird (?). Aber eine narbenlose Wiederherstellung wird kaum möglich sein.


    Ich sehe es als (unbedankte) Aufgabe des Tamino-Klassikforums an, nicht nur jene Labels/Aufnahmen/Künstler zu promoten und zu besprechen die ohnedies schon überpräsent sind, sondern auch das Licht auf jene Edelsteine zu lenken, die noch im (Halb)Dunkeln funkeln.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich lasse EMI mal bewusst aus - hebe es mir für später auf.
    Etwa um 1985 hatten sich die Majors entschlossen, den Independient Labels den Garaus zu machen, bzw sie zu kaufen und nach feindlicher Übernahme zu schliessen. Da war Intercord mit der klassischen Philharmonie Stuttgart unter Münchinger dabei, die deutsche Harmonia Mundi, die mehrmals den Besitzer gewechselt hatte, Chandos, Hyperion, Amadeo, Claves, Novalis, Erato (damals noch unabhängig), Orfeo (damals noch Studioproduktionen - keine Festspielmitschnitte) und zahlreiche andere, an die ich mich im Augenblick nicht mal erinnere.
    Aber dann passierte etwas unerwartetes: Zwei Label drängten auf den Markt: Naxos und Cpo - weitere sollten folgen.
    Naxos nötigten den meisten Managern der Konkurrenz damals nur ein müdes Lächeln ab, Orchester aus dem Ostblock und Asien. Interpreten die keiner kannte. Naxos hatte damals sogar Schwierigkeiten eine Vertretung zu finden....
    Aber: Steter Tropfen höhlt den Stein: Eine agressive Preispolitik und eine geschickte Repertoireauswahl trug mit der Zeit Früchte.
    CPO ging einen anderen Weg: Man veröffentlichte ausschließlich Nischenrepertoire - und zwar mit den Schwerpunkten: Musik der Vorklassik-Klassik und Romantik - und als Gegenpol dazu eher unbekannte Werke der Moderne.


    Das Verkaufshindernis scheint man bei cpo relativ schnell erkannt zu haben: Es waren die scheußlichen modernen Cover auf CDs mit Aufnahmen der Klassik etc. Nach ein oder zwei Jahren stellte man dann auf "konservativere" Cover um....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Oh --

    Schon wieder 10 Jahre her, seit dem letzten Beitrag

    Und aus der Distanz kann man manches klarer sehen und anders beurteilen.

    Daß ein Label üblicherweise sehr wichtig ist will ich hier erneut behaupten.

    Einerseits war es früher so - ihr habt es durchaus richtig beschrieben, daß die Klangphilosophie - und auch die technische Ausrüstung der diversen Label unterschiedlich war.

    "Berliner Philharmoniker und Karajan" das war eine Einheit - und diese Einheit gehörte in den sechziger Jahren und danch zur Deutschen Grammophon. Als die mal - ich glaube für Sony - Aufnahmen machten (natürlich ohn Karajan) da war ich richtig gestört, weil das Orchester war für mich nicht mehr wiederzuerkennen. Eine Aufnahme wird ja üblicherweise durch ein en Orchesterklang, einen Dirigenten, Einen Aufnahmeraum, bzw Studio, (ich erinnere nur an EMIS Abbey Road Studios in London oder Die DECCA Aufnahmen, die in Wien. in den Sofiensälen gemacht wurden)und den Tontechniker, Hier waren Günter Hermann (DGG) und Christopher Parker (EMI)legendär.

    Einen (relativ) schlechten Ruf hatte Naxos zu Beginn, weil die eigenlich nicht über einen eigenen Aufnahmestab verfügten, sondern aus Kostengründen Studios in der Gegend anmieteten wo das entsprechende Musikereignis stattfinden sollte, während die Major Labels ihre Aufnahmetemas mit Sack und Pack in die gesamte Welt schickten. Die hatten jeweils anderes Equpment und andere Klangvorstellungen. Irgendjemand (nicht nur bei Naxos) hatte die Schnapsidee Aufnahmen in Krichen zu machen - Das kann funktionieren, wenn man das Gebäude gut kennt und zudem sein Handwerk beherrscht.....


    Der Perfektionist Walter Legge ging sogar soweit, für eine Aufnahme, die ihm am Herzen lag sein Tontechnikerteam von London nach Paris reisen zu ladden, weil er kein Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der französischen Tontechniker - noch dazu seines eignen Labels !! hatte.

    Bei der DGG war es Günter Hermanns der von Karajan über den grünen Klee hinaus gelobt wurde, und den er immer wieder anforderte. Böse Zunge behaupteten damals, daß die Affinität daher stammte, daß Herrmanns es zuließ, daß Karajan selbst am Mischpult einstllungen vornahm, eine Geschichte, die durchaus glaubwürdig klingt, wenn man weiß, daß Karajan ein Technikfreak war...

    Kommen wir in die Gegenwart. Die einst verworfenen Sitte des Exklusivvertrags ist wieder in Mode gekommen, was natürlich im Falle von Weltstars auch das verbundene Label aufwertet. Man hatte einst beste Erfahrungen damit gemacht, aber irgendwann wollte man liberaler agieren - was sich als Fehler - zumindest für die Labels - herausgestellt hat.

    Exklusivverträge - mit der DGG macht man sie gern - denn als vor einigen Jahren (oder schon fast Jahrzehnten) die meisten Firmen ihre Vertäge brache oder kündigten um sich von im Moment eher unrentablen Künstlern zu trennen - hielt sie an ihren Künstlern standhaft fest - was von Spöttern damals als "eherne Nibelungentreue"belächelt wurde.

    Insbsondere ein Label soll sich den Künstlern gegenüber schäbig verhalten haben - ich nenne natürlich keine Namen - das Label existiert inzwischen gar nicht mehr.

    Und nun zum nächdste, IMO wichtigen - Aspekt. Im Grunde ist es ja nicht das Label das Entscheidungen trifft, sonder immer EIN Mann oben an der Spitze. Verlässt er das Unternehme, dann verändert sich quasi alles. Ich denke hier an Preiser und Günter Schmidt, Ich hoffe, daß der Naxos Chef Klaus Heymann noch möglichst lange lebt.

    Meist ist es so, daß Label. die ihren Boss verlieren oder auswechseln danach Profil verlieren und eintrocknen. Es sind dann leere Hüllendie gelegentlich noch ein Paar Jahre dahinvegetieren. Ähnlich ist es auch bei Orchestern. Nach einer Ikone, gehts dann mittelmässig weiter, bis wieder eine Ikone ins Spiel kommt.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der Perfektionist Walter Legge ging sogar soweit, für eine Aufnahme, die ihm am Herzen lag sein Tontechnikerteam von London nach Paris reisen zu ladden, weil er kein Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der französischen Tontechniker - noch dazu seines eignen Labels !! hatte.

    Ironie des Schicksals: Legges Tontechniker hatten offenbar auch teilweise kein Vertrauen in ihren Chef, schnitten heimlich in der von dem ungeliebten Stereophonie mit und taten der klassikaffinen Menschheit damit einen doch dankenswerten Dienst. Trotz vieler recht unstrittiger Verdienste von Walte Legge: am Ende verkannte er die Zeichen der Zeit und musste letztlich anderen weichen. Als "dem Mann, der Stereo verhindern wollte" tut man ihm gleichwohl auch wieder Unrecht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Er war nicht der Einzige, der Stereo verhindern wollte, und es gibt spezielle Fälle. wo mono überzeugender ist. Dazu gehören unter gewissen Umständen aufnamen für Solostimme. In der Mono ära hat man gerne die Stimme nach vorne gezogen und die Begleitung in den Hintergrund geschoben, die erzielte den Effekt, daß die Stimme Klarer und fülliger klang und geschönt war. Dies war vor allem bei Sängern beliebt. Aus Gründen der besseren Sprachverständlichkeit habe eich bei meinen Filme üblicherweise nur ein Mikrophon im Einsatz - weil sonst die Umgebungsgeräusche zu präsent sind Ist keine technische Unzulänglichkeit, denn meine Kamera hat die Möglichkeit VIER Tonspuren aufzuzeichnen. Es wird empfohle, sie dazu zu nützen um die gleiche Aufnahme MONO mit unterschiedlichen Pegeln zu machen, um allfälliges Grundrauschen einerseits und eventuelle Übersteuerungen andrerdseits in den Griff zubekommen. Es hat eine weile gedauert, bis ich drauf gekommen bin, daß auch zahlreiche Professionelle Film mit dieser Technik gedreht werden...Stereo kann wunderbar klingen - aber auch eine Aufnahme total versauen. Ich kann mich erinnern, wie enttäuscht ich war, als bei den ersten Opernaufnahme in Stereo die Stimmen schier im Orchester untergingen.


    mg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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