Giuseppe Verdi La Traviata ( Hamburg, d. 10.03.2013 )

  • Das Bühnenbild war ähnlich traurig wie die gesamte Oper.
    Eine leere Bühne die hin und wieder mit Pesonal und von oben herabgelassenen Autoscootern aufgefüllt wurde.
    Das Werk begann mit einem Akkordeonisten, der einige Minuten lang Paraphrasen aus diesem Werk anstimmte.
    Dieses war aber auch die einzige gute Idee, die Johannes Erath an diesem Abend gehabt hatte, das Ballett fiel aus Sicheitsgründen dann auch aus, nicht jedoch die Musik, die wurde anderwertig verunstalltet.
    Nicht zuletzt auch durch das Orchester.
    Das der Dirigent zu Anfang noch ein flottes Tempo anschlug mag man den Regieeinfall des Arkkordeonisten anlasten, denn gleich zubeginn tauchte auch schon im Obertext die Zeile auf, wie sind spät und haben wenig Zeit.
    Aha dachte man, deswegen jetzt das schnellere Tempo.
    Glücklicherweis hielt dieses aber Patrick Lange nicht lange durch und es wurde wieder betuhlicher.
    Oder um im Bild zu bleiben, da die ganze Oper so überaus taurig ist, war auch der Orchesterklang dem entsprechend, sterbenslangweilig, was nicht an den getragenen Tempi lag, sondern am Orchester welches an diesem Abend unfähig war, getragenen Tempi mit Spannung zu verkaufen.
    Hayoung Lee lieferte eine professionelle gesangliche Vorstellung (dem Follie! Follie! fehlten zum Ende zwei hohe Noten und das Parigi o cara glich einer Leierkastenmusik).
    Da sie aber zu keiner Zeit emotional in der Rolle drin war, kaufte man ihr leider die schwindsüchtig leidende zu keiner Sekunde ab, schade, zumal sie eigentlich ganz ordentlich gesungen hat.
    Stefan Pop war zwar als Alfredo kein totaler Ausfall, dennoch aber gesanglich eher unterer Durchschnitt, ordentlich gesungen aber im Endeffekt zu wenig.
    Zu Beginn des zweiten Aktes dann endlich der erste Höhepunkt des Abend, Annina, gestaltet, sofern dieses in dieser Inszenierung überhaupt möglich war, von Rebecca Jo Loeb.
    Sie betrat die Bühne und sang hervorragend, die erste die wirklich in ihrer Rolle war, gefolgt wenig später vom zweiten Höhepunkt des Abends, Georg Petean als Giorgio Germont.
    Gefühlvoll und überaus differenziert in der gesamten Rollenauslegung, sein Di Provenza habe ich selten so hervorragend ausgearbeitet gehört, wie an diesem Abend.
    Das Ende vom Lied, pardon dieses Werks war dann, dass Alfredo sich mit einer lebensgroßen Puppe im Arm vergnügte, der Rest stand da wie bestellt und nicht abgeholt, wahrscheinlich hatte wohl der Bus wegen des Schnees Verspätung, und Violetta nachdem sie ihren letzten Ton kraftvoll herausgschleudert hatte bewegte sich zum hinteren Ende der Bühne um dort kurz vor einem kleinen Ausgang wo einige Gestallten ihr den Rücken zugewand hatten, stehend zu verharren.
    Summa sumarum eine weitere die Inszenierung die man möglichst meiden sollte.

  • Zitat

    Zitat von Sven Godenrath: Das Ende vom Lied, pardon dieses WErke

    Lieber Sven,


    du wolltest doch sicher sagen "dieses Machwerks"


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hallo, Sven
    Danke für Deine interessante Schilderung. Übrigens, (fast) leere Bühne kenne ich von der Dresdner Semperoper.
    Allerdings...

    Das Werk begann mit einem Akkordeonisten, der einige Minuten lang Paraphrasen aus diesem Werk anstimmte. Dieses war aber auch die einzige gute Idee


    Das eine gute Idee ?( ?( ?( ? Also ne, nicht wirklich! :no: :no: :no:
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo Sven.


    Ich habe dieses Machwerk am 15.03. gesehen und hatte mit Ailyn Perez wohl die bessere Violetta. Mir hat sie sehr gut gefallen, obwohl sie in der Premierenkritik im neusten Opernglas nicht so gut wegggekommen ist.
    Was du über die anderen Sänger und die Inszenierung gesagt hast, kann ich voll unterstreichen.
    Ob Autoscooter oder Rollwagen aus dem Supermarkt von oben herabgelassen werden, hätte keinen Unterschied gemacht. Beides kann man über die Bühne schieben und darauf herumklettern. Das Sammelsurium der hässlichen Kostüme passte sowieso nicht zum Rummelplatz und auch nicht in den Supermarkt. Auch die Regieidee öfter weiße Todesboten über die Bühne laufen zu lassen, ist ja weder neu noch originell.


    Herzliche Grüße
    Serse

  • Summa sumarum eine weitere die Inszenierung die man möglichst meiden sollte.


    Meine gestern wiederholt erlebte heimatliche "Traviata" ist von der Inszenierung bestimmt auch nicht das Nonplusultra. Aber solchen Blödsinn und Klamauk gab es bei uns zum Glück nicht.
    Hier läuft das "kleine Görlitz" dem "großen Hamburg" aber deutlich den Rang ab.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Leider gibt es, auch hier im Forum Opernfreunde, die diesen Blödsinn auch noch toll finden (siehe "La Traviata" in Hannover). Ich habe an anderer Stelle schon auf die "Geld-zurück-Garantie" hingewiesen. :thumbdown:




    Regietheater? Nein, danke! Mir ist schon schlecht! ;(

    W.S.

  • Leider gibt es, auch hier im Forum Opernfreunde, die diesen Blödsinn auch noch toll finden [...].


    Leider gibt es, auch hier im Forum Opernfreunde, die mit einer gewissen geistigen Inanspruchnahme überfordert sind.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Leider gibt es, auch hier im Forum Opernfreunde, die mit einer gewissen geistigen Inanspruchnahme überfordert sind.


    Lieber Michael


    Um zu erkennen, daß in einer Traviata "herabgelassene Autoscooter, ein Akkordeonspieler und ein perverser Alfredo, der sich mit einer Puppe vergnügt" nichts, aber auch absolut nichts zu suchen haben und da garantiert nicht hineinpassen, dazu muß man ganz sicher seinen "Geist nicht in Anspruch nehmen".
    Schlimm ist, wirklich schlimm, daß man diesen sogenannten und von ihrer Genialität überzeugten Regisseuren einen Freibrief erteilt, daß sie ihr kranken, perversen Fantasien in der Öffentlichkeit ausleben dürfen und mit solchem sinnlosen Klamauk klassische, kulturhistorische Werke verunstalten!!! Diesen Typen spreche ich jeglichen Respekt und Achtung vor dem Werk ab.
    Manchmal frage ich mich allerdings, sind diese Leute nur für ihre genehmigten Verunstaltungen und Verunglimpfungen zu verachten und zu mißbilligen, oder sind sie mehr zu bedauern, nach dem Bibelspruch "Vergib´ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun".


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber chrissy,



    Um zu erkennen, daß in einer Traviata "herabgelassene Autoscooter, ein Akkordeonspieler und ein perverser Alfredo, der sich mit einer Puppe vergnügt" nichts, aber auch absolut nichts zu suchen haben und da garantiert nicht hineinpassen, dazu muß man ganz sicher seinen "Geist nicht in Anspruch nehmen".
    Schlimm ist, wirklich schlimm, daß man diesen sogenannten und von ihrer Genialität überzeugten Regisseuren einen Freibrief erteilt, daß sie ihr kranken, perversen Fantasien in der Öffentlichkeit ausleben dürfen und mit solchem sinnlosen Klamauk klassische, kulturhistorische Werke verunstalten!!! Diesen Typen spreche ich jeglichen Respekt und Achtung vor dem Werk ab.
    Manchmal frage ich mich allerdings, sind diese Leute nur für ihre genehmigten Verunstaltungen und Verunglimpfungen zu verachten und zu mißbilligen, oder sind sie mehr zu bedauern, nach dem Bibelspruch "Vergib´ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun".


    dass mag alles tatsächlich so sein; ich selber habe besagte Traviata nicht gesehen, allerdings über die Inszenierung auch noch nicht viel gutes gelesen. Vermutlich werde ich in der nächsten Saison hineingehen und dann natürlich hier berichten. - Aber darum geht es gar nicht! Was mich zunehmend ärgert, dass mit solchen Äußerungen, wie der oben von mir zitierten nicht nur die eigene Meinung kundgetan wird (was zumindest im Prinzip natürlich jedermanns Recht ist), sondern dass gleichzeitig auf mehr oder weniger subtile Art und Weise andere Leute, ja sogar Mitglieder hier im Forum abqualifiziert werden; vulgo: Wer sich diesen "Blödsinn" auch nur anschaut, eventuell sogar den einen oder anderen Aspekt nicht grundsätzlich in Grund und Boden verdammt, der ist weder ein Opernfreund, noch gehört er in dieses Forum.
    Jetzt mag man mir entgegenhalten, dass stehe da ja gar nicht oder ich würde hier etwas überinterpretieren. Dazu kann ich nur sagen, dass derartige Äußerungen immer wieder kommen und ich durchaus in der Lage bin, zwischen den Zeilen zu lesen bzw. derartig simple rhetorischen Figuren zu erkennen.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Zitat

    Zitat von MSchenk: Leider gibt es, auch hier im Forum Opernfreunde, die mit einer gewissen geistigen Inanspruchnahme überfordert sind.

    Lieber Michael,


    ich will niemanden be- oder verurteilen, der sich solche Inszenierungen, die für mich einfach Entstellungen, Verunstaltungen, Verhöhnungen des Originalwerks und seines Komponisten sind, ansieht. Ich kenne auch die Hamburger Traviata nicht, glaube aber der Darstellung von Sven Godenrath und frage mich, was dieser "Zirkus" soll. Wenn du von Defiziten anderer bei geistiger Inanspruchnahme sprichst, du aber selbst dich nicht überfordert fühlst, dann wirst du mir sicher - ohne dass du eine Einführung in die verworrenen Gedankengänge des Regisseurs gelesen oder gehört hast - erklären können, was der Regisseur mit der Salzburger Inszenierung des Parzifal wohl bezwecken wollte oder etwa mit der gestern übertragenen Zauberflöte aus Baden-Baden, die ich trotz meines ursprünglichen Willens, sie gar nicht erst einzuschalten, aufgenommen und im Querschnitt angesehen habe (als Ganzes war sie nicht zu ertragen). Über den Lohengrin in der Scala (von den anderen schon häufig erwähnten "Grins" mal ganz abgesehen) haben wir ja schon diskutiert. Dass dieser am Schluss als enttäuschter Ehemann, der Elsa wirklich geliebt hat, also geschwächt aus der Oper geht, wird auch dem normalen Zuschauer klar und die damals von dir zitierten Sätze Wagners sind, ohne dass sie uns ein Regisseur mit vergewaltigender Deutung weismachen muss, auch in einer normalen Inszenierung für mich durchaus erfüllt. Warum aber soll ich ihn von Anfang an als schwachen Epileptiker sehen? Das entspricht meiner Ansicht nach nicht dem Libretto. Vielleicht bist du mit solchen Gedankengängen ja nicht überfordert, der normale Opernfreund - und dazu zähle ich mich auch - wird sich allerdings fragen: "Was soll denn der Mist?"
    In Bezug auf die Zauberflöte möchte ich noch sagen: Hier war in einem Thema (Ich weiß im Augenblick nicht, in welchem) davon die Rede, dass man wohl vom ersten Erlebnis einer Oper geprägt wäre: Ich kann das von mir keineswegs sagen. Ich habe z.B. die Zauberflöte schon in bestimmt einem Dutzend Inszenierungen gesehen, von denen jede anders war, sich aber nach meinen Begriffen in Bühnenbild, Kostümen und Handlung voll am Libretto orientiert hat. Ich habe sie also nicht mit der ersten, die ich gesehen habe, verglichen. Ebenso geht es mir mir anderen Opern, wie der Aida, dem Rigoletto, dem Troubadour, der Traviata, der Boheme, Turandot, Bajazzo, Cavalleria rusticana oder meiner Lieblingsoper Carmen usw.
    Jede Inszenierung, die sich am Libretto orientiert hat, hat mir gefallen, außer einer Zauberflötenübertragung aus St. Margarethen von letzten Jahr, die zwar vollkommen konventionell, aber mit für meine Begriffe mit zuviel Pomp und Zauber überladen und mit zu vielen Gags gespickt war, die mir eher nach Pop-Show vorkamen. Die Zauberflöte gestern Abend aber war für mich nur eines: scheußlich.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Zitat

    Zitat von MSchenk: Leider gibt es, auch hier im Forum Opernfreunde, die mit einer gewissen geistigen Inanspruchnahme überfordert sind.


    Ich kann da nur antworten: Wer so etwas toll findet, der kann keine hochgeistigen Ansprüche haben.

    W.S.

  • Leider gibt es, auch hier im Forum Opernfreunde, die mit einer gewissen geistigen Inanspruchnahme überfordert sind.


    Lieber MSchenk,


    sicherlich bist Du mir und vielen anderen hier im Forum geistig meilenweit überlegen. Wie könnte es sonst sein, daß Du Zusammenhänge erkennst und deuten kannst, die anderen verborgen bleiben? Meine Intelligenz ist offensichtlich auf dem Stand der 60-er Jahre stehengeblieben, als mir mancher Theaterbesuch - auch der Traviata - so viel Freude bereitete, daß er bis heute unvergeßlich ist. Mein Verstand weigert sich, eine Traviata, in der "im Autoscooter geliebt, gelitten und gestorben" wird (Zitat Operngals 4/2013, Seite 6) zu verstehen. Das als "Überforderung der geistigen Inanspruchnahme" zu bezeichnen, bedeutet für mich nichts anderes, als daß Dir eine Tür zu Welten offensteht, die ich niemals betreten würde.


    Deshalb werde ich mit meiner geringeren Intelligenz nicht in Ehrfurcht vor Deiner Erhabenheit erstarren. Aber Achtung, gar Hochachtung vor Deiner geistigen Größe hat Dein Beitrag bei mir nicht erweckt.


    PS - in Deinem Zitat ist ein Kommafehler.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hallo allerseits,


    ich nehme das gesagte zurück und behaupte das Gegenteil, aber hat überhaupt jemand den eigentlichen Inhalt der Botschaft verstanden?


    Aber darum geht es garnicht! Was mich zunehmend ärgert, dass mit solchen Äußerungen, wie der oben von mir zitierten nicht nur die eigene Meinung kundgetan wird (was zumindest im Prinzip natürlich jedermanns Recht ist), sondern dass gleichzeitig auf mehr oder weniger subtile Art und Weise andere Leute, ja sogar Mitglieder hier im Forum abqualifiziert werden; vulgo: Wer sich diesen "Blödsinn" auch nur anschaut, eventuell sogar den einen oder anderen Aspekt nicht grundsätzlich in Grund und Boden verdammt, der ist weder ein Opernfreund, noch gehört er in dieses Forum.
    Jetzt mag man mir entgegenhalten, dass stehe da ja garnicht oder ich würde hier etwas überinterpretieren. Dazu kann ich nur sagen, dass derartige Äußerungen immer wieder kommen und ich durchaus in der Lage bin, zwischen den Zeilen zu lesen bzw. derartig simple rhetorischen Figuren zu erkennen.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Aber darum geht es garnicht!


    Hallo MSchenk,


    nur auf das dem Zitat Folgende antworte ich - und sofort zur Klarstellung: Mein Bemerkung bezieht sich auf Beiträge, nicht auf deren Schreiber:


    Es ist doch hinlänglich bekannt, aus welcher Ecke, pardon Mitte, Beiträge mit inhaltlich z. T. hanebüchenem Blödsinn kommen, vorvorgestrige Ansichten verbreitend.


    Diesem Diskussionsstil begegne ich mit: Beitrag lesen, nicht antworten, nicht ärgern sondern nur wundern und damit abhaken.


    Viele Grüße
    zweiterbass


    Nachsatz: Kommafehler hin oder her, Fehler im Satzbau sitzen im Glashaus.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo zweiterbass,


    Diesem Diskussionsstil begegne ich mit: Beitrag lesen, nicht antworten, nicht ärgern sondern nur wundern und damit abhaken.

    sagen wir mal so: Mein langsames Denken gibt Dir vollkommen recht, aber mein schnelles Denken war heute morgen um kurz nach sieben einfach wacher ;)



    Nachsatz: Kommafehler hin oder her, Fehler im Satzbau sitzen im Glashaus.

    Wobei mein vermeintlicher Lapsus allein dem Originalbeitrag geschuldet war :angel:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Lieber Michael,


    ich habe schon verstanden, was du gemeint hast und denke, dass ich es auch in meinem Beitrag ausgedrückt habe. Andererseits hast du vielleicht auch verstanden, dass ich von dir nun nicht ausdrücklich die Erklärungen zu den verunstalteten Werken wollte. Ich wollte lediglich wissen - aber die Frage hast du mir nicht beantwortet - ob du alle diese Inszenierungen ohne langwierige vorausgehende Einführungsvorträge oder Erklärungen der verworrenen Ideen des Regisseurs verstehst und erklären kannst. Wenn aber der Zuschauer ohne Hilfsmittel nicht mehr erkennt, in welchem Werk er sich befindet und die Verrücktheiten auf der Bühne nicht mehr deuten kann, dann ist für mich die Inszenierung völlig verfehlt. Jeder Regisseur, der seine abwegigen Phantasien verwirklicht, behauptet inzwischen, dass der Komponist es so und nicht anders gewollt habe. Welchen von den vielen Abwegen, die inzwischen manches Werk durchlaufen musste, hat der Komponist nun wirklich gemeint? Ich glaube, der einzige Weg, den er gemeint hat, ist der, der so und nicht anders im Libretto steht, speziell etwa bei Wagner, der seine Libretti selbst geschrieben hat.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,


    natürlich kann ich weder jeden Regieeinfall - ob klug oder dumm - erklären, noch will ich über eine Inszenierung diskutieren, die ich nicht gesehen habe. - Es ging mir mit meiner Paraphrase auf Wolfgangs Beitrag wirklich um etwas ganz, ganz anderes!



    Leider gibt es, auch hier im Forum Opernfreunde, die mit einer gewissen geistigen Inanspruchnahme überfordert sind.


    Ich hätte z.B. auch schreiben können:


    Leider gibt es, auch hier im Forum Leute, die einen Blödsinn, wie die BILD-Zeitung toll finden ( chrissy: Ist nicht gegen Dich, sondern soll nur verdeutlichen, wie dumm solche Sätze sind.)
    Leider gibt es, auch hier im Forum Leute, die einen Blödsinn, wie Verdi-Opern toll finden.
    Leider gibt es, auch hier im Forum Leute, die einen Blödsinn, wie Bücher toll finden.
    Leider gibt es, auch hier im Forum Leute, die einen Blödsinn, wie dieses Forum toll finden.
    ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Zitat MSchenk:

    Zitat

    Wer sich diesen "Blödsinn" auch nur anschaut, eventuell sogar den einen oder anderen Aspekt nicht grundsätzlich in Grund und Boden verdammt, der ist weder ein Opernfreund, noch gehört er in dieses Forum.


    Hallo!


    Wenn du angeblich zwischen den Zeilen lesen kannst, hättest du verstehen müssen wie das von mir gemeint war. So wie du das ausgelegt hast, bestimmt nicht! :no:

    W.S.

  • Eigentlich zähle ich mich zu denen, die gerade im Tamino unterschiedliche Auffassungen friedlich diskutieren wollen. Nur wenn einer bestimmte, seiner Meinung nicht entsprechende Ansichten - unser gemeinsames Hobby betreffend - mit verminderter geistiger Inanspruchnahme abtut - dann glaube ich mich ob solcher Überheblichkeit durchaus im Recht, wenn ich entsprechend antworte. Ich habe mich durchaus auch persönlich angesprochen gefühlt.


    Natürlich war der Nachsatz nicht das Hauptproblem meiner Antwort, auch wenn er stimmt. Es war schon ein bißchen kleinlich von mir, zumal ich kein Lehrer bin. Damit ist für mich die Angelegenheit Traviata in Hamburg und der Ausrutscher von MSchenk vergessen.


    Zweiterbass gebe ich sogar recht!! Auf dem Rummelplatz sind Autoscooter von vorvorgestern! Schön, daß ich jetzt für mich in Anspruch nehmen kann, aus einer "Ecke" zu kommen, auch wenn Zweiterbass betont, mit seinem Posting nicht eine Person (also auch nicht meine), sondern bestimmte Beiträge (wen er damit meint, das steht zwischen den Zeilen) zu meinen. Meine "Ecke" ist die, die mit Traviata im Scooter nichts anfangen kann oder will.


    Es lohnt sich übrigens, den Artikel zur Hamburger Traviata in der Aprilausgabe des Opernglases zu lesen, auch wenn ich diese Zeitschrift sonst eher auf der Seite der Verunstalter der Oper sehe.


    Freundliche Grüße aus Gera von


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Mein persönliches Lebensmotto ist: jeder so wie er mag, solange es keinem schadet. Ich bin zwar kein Anhänger des RT, die Baden Badener Zauberflöte gestern war einfach nur schlimm, aber ich habe auch schon genug moderne Inszenierungen gesehen die mir gefallen haben. Ich kann damit leben, wenn ich merke dem Regisseur geht es bei der Inszenierung um das Stück und nicht darum sich selbst zu verwirklichen. Nächsten Samstag werde ich mir in Duisburg die Premiere von Strawinskys The Rakes Progress ansehen. Bin mal gespannt was mich da erwartet.

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  • Lieber La Roche,


    Nur wenn einer bestimmte, seiner Meinung nicht entsprechende Ansichten - unser gemeinsames Hobby betreffend - mit verminderter geistiger Inanspruchnahme abtut - dann glaube ich mich ob solcher Überheblichkeit durchaus im Recht, wenn ich entsprechend antworte. Ich habe mich durchaus auch persönlich angesprochen gefühlt.


    das tut mir leid und lag tatsächlich nicht in meiner Absicht. Vielleicht hätte ich meinen Satz in Anführungszeichen setzen sollen, da er wie gesagt eben gerade nicht inhaltlich verstanden werden sollte. - Missfallen hat mir einzig eine bestimmte Form der "Argumentation", d.h. ich habe mich durch den Beitrag, welcher meiner Einlassung vorangegangen ist, ebenfalls beleidigt gefüllt und das war nicht das erstemal. - Also nichts für ungut!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Wenn aber der Zuschauer ohne Hilfsmittel nicht mehr erkennt, in welchem Werk er sich befindet und die Verrücktheiten auf der Bühne nicht mehr deuten kann, dann ist für mich die Inszenierung völlig verfehlt.

    So ist es, lieber Gerhard. Mit dieser Aussage bin ich, und bestimmt die meisten von uns, absolut an Deiner Seite.



    Welchen von den vielen Abwegen, die inzwischen manches Werk durchlaufen musste, hat der Komponist nun wirklich gemeint? Ich glaube, der einzige Weg, den er gemeint hat, ist der, der so und nicht anders im Libretto steht...

    Wieviel Mühe und Arbeit, wie viele Verwerfungen, Umschreibungen und wieder auf´s Neue komponieren es gemacht hat, bis ein Werk fertiggestellt war, vermag man sich wohl kaum vorzustellen. Und wenn sich da einer heute berufsmäßig einem solchen Werk nähert, dann hat er das, verdammt nochmal, mit Demut, Ehrfurcht und dem nötigen gebotenen Respekt zu tun! Verdi und seine Traviata haben es nicht verdient mit Autoscootern, nackten Puppen und ähnlichem Blödsinn verunglimpft und in den Dreck gezogen zu werden. Und das ist ja nur ein Beispiel von vielen. Nur weil da einer glaubt, mit dem Freibrief für das Ausleben seiner bizarren Fantasien, den Zuschauer von seiner "Genialität" zu überzeugen oder missionieren zu müssen. In der Hierarchie stehen diese Typen unter dem Zuschauer, denn dieser ermöglicht erst mit seiner Anwesenheit und dem Eintrittsgeld die wirtschaftliche Existenz solcher Leute. Und da muß es doch wohl wenigstens gestattet sein, daß man seine Meinung, auch in scharfer Form, äußern darf. Das halte ich für recht und billig. Die muten uns doch auch zu, ihren Müll zu schlucken. Und um unsere Meinung zu sagen, da sind wir hier im Forum an der richtigen Stelle. Unsere Beiträge werden auch von vielen Gästen gelesen und werden manch einen zum Nachdenken anregen, auch wenn nicht jeder unsere Ansichten und Meinungen teilt. Muß er auch nicht. Es wird durchaus auch Zuschauer geben, die mit der Zustimmung und dem Verständnis zu Autoscootern, Sex & Crime, Rattengrin etc. auf der Opernbühne, ihren "modernen Intellekt" beweisen wollen. Nichts dagegen, wer´s halt braucht...



    Was mich zunehmend ärgert, dass mit solchen Äußerungen, wie der oben von mir zitierten nicht nur die eigene Meinung kundgetan wird (was zumindest im Prinzip natürlich jedermanns Recht ist), sondern dass gleichzeitig auf mehr oder weniger subtile Art und Weise andere Leute, ja sogar Mitglieder hier im Forum abqualifiziert werden; vulgo: Wer sich diesen "Blödsinn" auch nur anschaut, eventuell sogar den einen oder anderen Aspekt nicht grundsätzlich in Grund und Boden verdammt, der ist weder ein Opernfreund, noch gehört er in dieses Forum.

    Lieber Michael


    Ich hoffe, ich bin hier nicht gemeint? Eigentlich sollten wir versuchen, trotz mancher gegenteiliger Meinungen und Ansichten persönlich tolerant zu sein. Vielleicht dazu mal ein genereller Hinweis und eine Überlegung. Viele unserer Mitglieder sind um etliches älter wie Du. Sie haben Oper/Theater erlebt, wie Du es leider nie erleben konntest. Du bist in diese jetzige Zeit hineingewachsen und für Dich ist vieles normal und siehst es nicht so kritisch. Die Älteren haben im Gegensatz zu Dir und anderen jüngeren, Vergleichsmöglichkeiten, die Dir natürlich fehlen. Um so mehr freut es mich dann aber auch, wenn gerade die jüngeren Mitglieder unseres Forums, Werktreue fordern und Spektakel und Klamauk ablehnen.
    Für mich möchte ich auch nochmal eine deutliche Aussage machen.
    Für mich sind die Opern, die ich mag und liebe, Genuß. Ich bin noch nie in die Oper gegangen mit der Absicht mich belehren und schulen zu lassen oder mir eine Neudeutung aufschwatzen zu lassen.
    Das Opernhaus ist für mich ein Opernhaus und kein Schulungszentrum mit Lehrveranstaltung oder Probierstube zum Ausleben bizarrer, kranker und perverser Fantasien.
    Und meine vielleicht insgesamt ca. 100 Opernhausbesuche (davon etwa 70 in der Berliner Staatsoper, darauf bin ich besonders sehr stolz und glücklich) haben mich nicht verbildet und auch garantiert nicht dümmer werden lassen.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zitat

    Zitat von Crissy: Das Opernhaus ist für mich ein Opernhaus und kein Schulungszentrum mit Lehrveranstaltung oder Probierstube zum Ausleben bizarrer, kranker und perverser Fantasien!

    Das trifft den Nagel mal wieder auf den Kopf. Das Operhaus ist leider inzwischen wohl in erster Linie zu der von dir genannten Probierstube geworden, in der "auf Teufel komm raus" experimentiert und versucht wird, welchen Müll man dem Zuschauer noch alles zutrauen kann. Ich habe nichts gegen moderne Mittel der Bühnentechnik. Aber die Ausstattung und die Kostüme müssen mich erkennen lassen, dass ich am richtigen Ort und in der richtigen Zeit bin, in der das Werk spielt. Und die Handlung zu verdrehen oder zu veralbern oder zu einem Librettotext, der ja auch so gesungen wird, etwas völlig Anderes zu zeigen, ist für mich ein ähnliches Vergehen wie das Beschmieren eines Gemäldes. Warum aber wird das Beschmieren eines Bildes anders bestraft als das Verschmieren eines musikalischen Werkes?
    Manche mögen das vielleicht (und den Spaß wollen wir ihnen ja nicht nehmen, wenn er in angemessener Größenordnung bleibt), aber die meisten, die das beklatschen - und das war auch wieder gestern mein Eindruck von Baden-Baden - tun das wegen der schönen Melodien (wenn ein Ohrwurm kommt, wird doch generell geklatscht und werden selbst durchkomponierte Opern unterbrochen), der bekannten Sänger, auch wenn sie schlecht singen, oder weil die Veranstaltung (Verunstaltung) "Festspiel" genannt wird und man sich selbst schuldig ist, dahin zu gehen (man kann sich das ja leisten), weil man sich zeigen will oder muss und seinen Sonntagsanzug (oder -kostüm) mal wieder aus- und vorführen muss. Das Werk und seine Inszenierung interessiert dabei weniger. Sonst wäre dieses Sammelsurium abartiger, z.T alberner Ideen und scheußlicher Bilder wohl kaum so beklatscht worden, zumindest nicht, als der Regisseur erschien.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zitat von Chrissy

    Verdi und seine Traviata haben es nicht verdient mit Autoscootern, nackten Puppen und ähnlichem Blödsinn verunglimpft und in den Dreck gezogen zu werden

    Mir hat die Inszenierung auch nicht gefallen und die beiden Szenen mit der Leiche trugen nichts zum besseren Verständnis der Oper bei. Im Gegenteil dürfte jemand der die Hintergründe der Oper nicht kennt eher verwirrt worden sein. Ob nun die Oper durch die Autoscooter in den Dreck gezogen wurde? Anders ist es, wenn über Falschaussagen Schlussfolgerungen gezogen werden.
    In meiner Aufführung am 15.03. war die Puppe eine Statistin, die die Leiche gespielt hat. Was ihr aus der Nähe betrachtet nicht besonders überzeugend gelang. Leichen, aber auch Puppen zucken nicht mit den Augenliedern und atmen verstohlen. Das Umbetten dieser Leiche konnte man auf keinen Fall als "sich vergnügen mit der Puppe" bezeichnen.
    Wie gesagt die Szenen am Anfang und Ende empfand ich als entbehrlich.



    Zitat von Chrissy

    Was mich zunehmend ärgert, dass mit solchen Äußerungen, wie der oben von mir zitierten nicht nur die eigene Meinung kundgetan wird (was zumindest im Prinzip natürlich jedermanns Recht ist), sondern dass gleichzeitig auf mehr oder weniger subtile Art und Weise andere Leute, ja sogar Mitglieder hier im Forum abqualifiziert werden; vulgo: Wer sich diesen "Blödsinn" auch nur anschaut, eventuell sogar den einen oder anderen Aspekt nicht grundsätzlich in Grund und Boden verdammt, der ist weder ein Opernfreund, noch gehört er in dieses Forum.


    Jetzt mag man mir entgegenhalten, dass stehe da ja gar nicht oder ich würde hier etwas überinterpretieren. Dazu kann ich nur sagen, dass derartige Äußerungen immer wieder kommen und ich durchaus in der Lage bin, zwischen den Zeilen zu lesen bzw. derartig simple rhetorischen Figuren zu erkennen.

    Wenn ich es richtig verstanden habe, gehen beide Zitate in dieselbe Richtung. Ich möchte es mal ironisch ausdrücken:


    Gute Umgangsformen, Toleranz gegenüber Andersdenkenden, Akzeptanz anderer Meinungen, ………………..ist ja in diesem Forum ein hohes Gut!


    Liebe Grüße


    Serse

  • Zitat von Chrissy, Zitat von 9079 Wolfgang

    Nur zur Richtigstellung: Die beiden hier verwendeten Zitate in Btr. 24 sind Btr. von M. Schenk.



    Das Umbetten dieser Leiche konnte man auf keinen Fall als "sich vergnügen mit der Puppe" bezeichnen.
    Ob nun die Oper durch die Autoscooter in den Dreck gezogen wurde?

    Hallo, Serse


    Das mag aus Deiner Sicht stimmen und Ansichten differieren nun mal. Es war auch nur ein Beispiel von vielen. Du wirst Dich als Neumitglied in unserem Forum bestimmt im Laufe der Zeit durch einige Threads durcharbeiten. Du hast da ja verständlicherweise Nachholbedarf. Wenn Du dann in einigen "Regie-Threads" blättern und lesen wirst, findest Du Bilder von "Inszenierungen", wo Dir garantiert das Grauen und bestenfalls ein verständnisloses Kopfschütteln kommt. Das meine ich und viele andere von uns, mit unseren ablehnenden Beiträgen.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zitat Serse:

    Zitat

    Gute Umgangsformen, Toleranz gegenüber Andersdenkenden, Akzeptanz anderer Meinungen, ………………..ist ja in diesem Forum ein hohes Gut!


    Hallo, Serse!


    Das ist auch richtig so, da bin ich ganz deiner Meinung! Nur erwarte ich diese Akzeptanz auch umgekehrt Taminos gegenüber, die sich nach konservativen Aufführungen sehnen. :)



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo 9079Wolfgang.


    Da bin ich wohl falsch verstanden worden. Ich sehne mich auch nach klassischen Inszenierungen (siehe mein Bericht über Carmen in Kopenhagen) und akzeptiere deshalb natürlich, wenn jemand diese ersehnt. Ich akzeptiere auch jene, die jede Form von anderer Oper ablehnen. Aber, wenn jemand verunglimft wird, nur weil er moderater denkt und auch etwas anderes gut findet, dann habe ich kein Verständnis dafür.
    Ich habe auch schon öfter Regietheater gesehen, das ich gut fand.
    Ich habe im Januar in Salzburg (Mozartwoche) eine sehr sehr gute Aufführung von Lucio Silla gesehen. Sehr klassisch mit einem schönen Bühnenbild und schönen Kostümen. Ich glaube ich werde noch einen Bericht darüber schreiben. Von den Kostümen her war es mehr im Mittelalter angesiedelt statt zur Römerzeit. Ist das schon Regietheater und wird deshalb von einigen abgelehnt?
    Ich habe sowieso Schwierigkeiten mit einer exakten Abgrenzung zwischen Regietheater und dem klassischen. Zeffirelli ist Regisseur und macht Theater, also vom nackten Begriff her Regietheater. Ich glaube aber, dass es den meisten Forummitgliedern ebenso wie mir geht: Seine Arbeiten gefallen mir zu meist sehr gut.


    Liebe Grüße


    Serse

  • Zitat

    Zitat von Chrissy
    Wenn Du dann in einigen "Regie- Threads" blättern und lesen wirst, findest Du Bilder von "Inszenierungen", wo Dir garantiert das Grauen und bestenfalls ein verständnisloses Kopfschütteln kommt. Das meine ich und viele andere von uns, mit unseren ablehnenden Beiträgen.

    Hallo Chrissy.


    Ich glaube nicht, dass ich extra danach suchen werde. Ich habe selbst schon genug Schlimmes gesehen.
    Gerade am Montag vor Ostern habe ich Morgens die Zeitung aufgeschlagen und ein großes Bild von zwei entstellten Männern gesehen. Diese gehörten zur "romantischen Oper" Der Freischütz, die in Bremen Premiere hatte. Ich werde sie mir nicht ansehen.


    Liebe Grüße


    Serse

  • Hallo Serse,


    Wenn ich es richtig verstanden habe, gehen beide Zitate in dieselbe Richtung. Ich möchte es mal ironisch ausdrücken:


    Gute Umgangsformen, Toleranz gegenüber Andersdenkenden, Akzeptanz anderer Meinungen, ………………..ist ja in diesem Forum ein hohes Gut!


    ich kann Dir bestätigen, dass Du mich richtig verstanden hast :jubel:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Nach längerer Überlegung habe ich mich nun doch entschlossen, einige Zitate aus der Kritik von S. Martens im "Opernglas 4/2013" hier zum Besten zu geben (Vorstellung am 17.2.):


    "Die spieln die Oper auf dem Akkordeon" - so der ironisch-flachsige Kommentar eines Herrn aus der 11. Reihe. In der Tat begann der Akkordeonist auf vollkommen kahler Bühne sein Spiel - er deutete jene schicksalshafte Melodie an, die die öffentlich gedemütigte Violetta auf Floras Ball am Ende des 2. Aktes zu singen hat.


    Zu den anfänglichen Klängen des Akkordeons wurde ein Leichnam aus der Erde gebuddelt: Ausgegraben von dem jungen Armand Duval (literarisches Pendant zu Alfredo), der nicht die sterbende Geliebte begleitet, sondern diese lediglich im Rahmen einer Grabesumbettung noch einmal zu sehen bekommt. Für einen weiteren Bezug zum Roman von Dumas steht die Opernfigur Giorgio Germont in der Funktion des Ich-Erzählers und zugleich als Vater von Armand. Am Ende der Aufführung hatten sich schließlich Oper und Roman vermischt, wobei sich Alfredo/Armand mit der noch lebenden Violetta als bereits toter Marguerite auseinanderzusetzen hatte.


    Visuell Bereicherndes oder gar Erhellendes gab es im Laufe des Abends wenig bis gar nichts. Geliebt, gelitten und gestorben wurde in einem Autoscooter.


    Das so gut wie nicht vorhandene Bühnenbild von Annette Kurz sowie langweilige und vor allem für den Chor an Häßlichkeit kaum zu überbietende Kostüme (Herbert Murauer) konnten zur Profilierung des Opernklassikers keinen wirklichen Beitrag leisten. Die Inszenierung kam nicht vom Fleck, kratzte lediglich an der Oberfläche ihrer Möglichkeiten und verschenkte, was vielleicht am ärgerlichsten war, ein gerüttelt Maß an Emotionen.


    Und da man dem Werk ein über weite Strecken einlullendes und beschwichtigendes Mezzopiano verordnet hatte, wollten sich auch beim bloßen Hören von Verdis eigentlich tragisch-trauriger Musik kaum Gefühlsregungen einstellen.


    Da außerdem zwei der gesanglichen Partien außerordentlch schlecht beurteilt wurden


    - Violetta (Ailyn Perez) verfiel viel zu oft in ein siechendes Piano.........Auch schien die Amerikanerin, wohl bedingt durch ihr extrovertiertes Spiel, einen recht freien Umgang mit den Notenhöhen und -werten zu vertreten


    - Als ebenfalls für die Staatsoper zu klein erwies sich der Tenor von Stefan Pop.........ein schwammiges Klangbild in der Mittellage und ein bereits recht ausuferndes Vibrato irritierte.


    und die Orchesterleistung vor allem durch das Dirigat von Patrick Lange auch nicht ungeteilten Beifall fand, bleibt als Schlußbemerkung von mir


    schlug dem Regieteam um Patrick Lange eine Mauer des Mißfallens entgegen.


    Von mir kein Kommentar. Nur erstaunlich, daß das Opernglas sich zu solch kritischen Beurteilungen einer Oper hinreisen ließ. Die Zeitschrift steht sonst eher auf Verunstaltungen, weshalb ich sie zum Jahresende auch abbestellen werde.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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