Willkommen im Mainstream - Nachhaltige Wiederentdeckungen einst unbekannter Komponisten

  • Liebe Forianer


    Klassische Musik ist - entgegen ihrem Ruf - durchaus nicht zeitlos. Sie unterliegt - wie so vieles andere auch - Modeströmungen, die man auch gerne Zeitgeist nennt. Komponisten werden bejubelt und einige Jahre später vergessen. Gelegentlich gräbt ein Kunsthistoriker solch einen "unbekannten" oder "vergessenen" Komponisten aus - und eine CD entsteht. Im Beiheft finden wir Erklärungen, daß es sich eigentlich um einen der innovativsten Komponisten der Musikgeschichte handle - nur wisse das in unserer Zeit leider niemand...
    Wenige Jahre später ist die Aufnahme bereits gestrichen - den Namen des Komponisten kennt kaum jemand....
    Aber es gibt auch Fälle die völlig anders verlaufen, vor 50 Jahren allenfalls einer kleinen Minderheit bekannt, gelten manche der ehemaligen "Kleinmeister" heute bereits als zum Mainstream gehörend.


    Sie haben gewissermaßen ihr "Comeback" geschafft - und zählen aus heutiger Sicht zum unverzichtbaren Bestandeil der Klassischen Musik.


    Welche Komponisten gehören in diese Gruppe - und warum haben sie Eurer Meinung nach diesen Status (wieder?) erreicht?
    Welches Schlüsselwerk, welches Ereignis war hier der Auslöser?


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Meines Wissens war ja Bach für lange Zeit praktisch völlig unbekannt. Größer kann der Sprung ja kaum sein.

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Vor 50 Jahren gehörten Mahler und Vivaldi noch nicht zum Mainstream.
    Aber sie waren auf dem Weg dahin.
    Zur seiner Schaffenszeit gehörte Raff zum Mainstream.
    Zitat Wikipedia: "Er galt zu Lebzeiten als einer der gefragtesten Komponisten des deutschen Kulturraums und wurde von zeitgenössischen Kommentatoren in eine Reihe mit Wagner und Brahms gestellt."

    Glaubt man der Ankündigung von amazon.de,handelt es sich bei der Chandos-CD mit der 2.Sinfonie von Raff um Vol.1 der Orchesterwerke.Man kann deshalb auf eine Fortsetzung,gar eine Gesamteinspielung hoffen.Und das sogar als SACD,wo hingegen von Stadlmaier mit den Bambergern Symphonikern "nur" eine CD-Ausgabe sämtlicher Sinfonien Raffs (Tudor) vorliegt.
    Die bei cpo angefangene Gesamtaufnahme der Sinfonien Raffs mit Albrecht wurde leider nicht bis zum Ende fortgeführt,da die Philhamonia Hungaria sich aufgelöst hatte.
    Daß sich nun ein bekannter Dirigent wie Neeme Järvi bei Chandos um eine Gesamteinspielung der Sinfonien von Raff bemüht, läßt darauf hoffen,das andere Dirigenten nachziehen und Raff wieder Mainstream wird.
    Auf jeden Fall steht Raff bei mir schon jetzt an vorderer Stelle. Die Aufnahme seiner Sinfonien stehen bei mir schon mehrfach im Regal, finden aber auch oft den Weg in meinen CD-Spieler.

    mfG
    Michael

  • Raff ist mit ziemlicher Sicherheit auf dem Weg seinen Platz im Mainstream-Bereich zu bekommen. Als ich erstmals Werke von ihm kennenlernte, da gab es lediglich die Einspielungen des Labels "Marco Polo", der damaligen Vollpreislinie von Klaus Heymann. Allerdings waren auch hier schon Orchestersuiren und symphonische Dichtungen im Programm....
    Die meisten dieser Aufnahmen sind inzwischen entweder gestrichen oder aber sie wurden von "Naxos" neu aufgelegt. Ich fand vor allem den Klang des Orchesters für sehr musikalisch, man konnte nachvollziehen, warum Raffs Instrumentierkunst zu Lebzeiten mit dem Attribut "RAFFiniert" belegt wurden... Ich empfehle, mal in den Track Nr 4 hineinzuhören....

    Stadlmairs Aufnahme würde ich als "ungestümer" bezeichnen, und ich emfinde sie als nicht ganz so klangschön wie ihre Konkurrentin. Letztlich bleibt es aber eine Frage des persönlichen Geschmacks, wem man hier den Vorzug gibt

    Immer wieder gab es Einzelveröffentlichungen diverser Label Der neuen Gesamtaufnahme sehe ich deshalb mit großem Interesse entgegen....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Kann man nicht sagen, dass Schostakowitsch in den letzten 50 Jahren zum Mainstream wurde? Gut - er starb erst 1975, aber in der Zeit des Kalten Krieges war seine Musik im Westen aus politischen Gründen doch ein wenig verpönt. Den großen Durchbruch auch beim westlichen Hörer brachte in den 80er/90er Jahren die Haitink-GA für die DECCA. Heute begegnet man Schostakowitsch doch ständig in den Konzertprogrammen, wobei manche Werke sehr häufig (1., 5. & 10. Symphonie, 1. Cellokonzert, die beiden Violinkonzerte) und manche sicher zu selten (11., 12. & 14. Symphonie, "Oktober", "Das Lied von den Wäldern" etc.) aufgeführt werden.


    An Aufnahmen mangelt es jedenfalls nicht. Da wurde und wird alles mehrfach rauf und runter eingespielt. Nur pure Verzweiflung der Labels? Es wird wohl gekauft. Sonst würde die Industrie sich in Sachen Schostakowitsch nicht so weit aus dem Fenster hängen.


    Grüße,
    Garaguly

  • Bach's "Vergessenwerden" wird üblicherweise übertrieben dargestellt. Seit überhaupt nicht-zeitgenössische Musik einen relevanten Anteil am Musikleben hat, nämlich ca. Mitte des 19. Jhds., gehört Bach dazu.


    Wir hatten das schon mehrfach. Zu den in den letzten ca. 40 Jahren auf Tonträger (und ansatzweise auch im Konzert/Opernbetrieb) neu etablierten Komponisten würde ich v.a. zählen
    - Biber (die Rosenkranz-Sonaten haben bei Barockgeigern inzwischen anscheinenden den Status von Bachs und Beethovens Sonaten bei traditionellen)
    - Zelenka
    - Zemlinsky


    Natürlich ist keiner davon so populär wie Beethoven, Mozart oder Brahms, aber m.E. keine reinen Nischenvorlieben mehr.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich stelle nun einen MEINER "Kandidaten" vor. - Antonio VIVALDI
    Kaum jemand wird in Zweifel ziehen, daß Vivaldi heute zum Mainstream gehört - ungleich schwieriger wird es sein, Jüngeren Klassikfreubden zu vermitteln, daß das vor gar nicht zu langer Zeit nicht der Fall war - natürlich abgesehen von den bekannten "4 Jahreszeiten" Man wusste um 1965, daß er ein paar hundert Konzerte geschrieben hatte. Die Angaben schwankten damals noch zwischen 400 und 600, wobei ich im Booklettext einer Vivaldiplatte (der damals noch keiner war, weil er sich - wenn vorhanden - auf der Rückseite der Schallplattenhülle befand) sinngemäß folgendes las: "Vivaldi hat einige hundert Konzerte geschrieben. Die genaue Anzahl ist nicht bekannt, zum einen weil es noch kein Einheitliches Verzeichnis gibt.
    Es dürften aber noch etliche Werke in Archiven und auf Dachböden (!!!) ihrer Entdeckung harren...."
    In der Tat wurde erst zwischen 1926 und 1930 der Großteil von Vivaldis Werken entdeckt und identifiziert. Zumindest 4 Wissenschafter haben versucht ein Verzeichnis von Vivaldis Werken zu schaffen.
    Mario Rinaldi =RN
    Marc Pincherle = P = PS = PV
    Antonio Fanna = F
    Peter Ryom = RV


    Diese Verzeichnisse waren naturgemäß unkomplett, nicht zueinander kompatibel. Jeder Plattenhersteller verwendete ein anderes Verzeichnis. Heute hat sich glücklicherweise das Verzeichnis des dänischen Musikissenschafters Peter RYOM -*1937 (=RV) als Standard durchgesetzt. Es erschien erstmals 1973 und wurde 2007 ergänzt.
    Am laufenden Stand ist es deshalb auch nicht, denn (Zitat Wikipedia):


    Zitat

    Erwähnenswert sind auch mehrere Psalmenfunde in Dresden in den Jahren 1991, 2003 und 2005 durch Peter Ryom und Janice Stockigt.


    Nach soviel Theorie wieder zur Praxis:
    Es ist nicht nur so, daß Vivaldis Konzerte von ihrem Ruf, seicht und einfallslos zu sein, befreit wurden, sie werden auch oft aufgenommen und sind sehr geschätzt (bin selbst ein große Vivaldi-Bewunderer).
    Dazu kommt, daß in den letzten Jahren das Interesse an seinem Opernschaffen stark zugenommen hat......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es gibt auch das Phänomen, dass sich bei Komponisten, die dem Mainstream angehören, das wahrgenommene Repertoire plötzlich erweitert. Beispiele, die mir einfallen, wären zunächst einmal natürlich Mendelssohns Kammermusik jenseits des Oktetts und des ersten Klaviertrios. Gerade die Streichquartette haben sich in den letzten 15 Jahren eine zentrale Position im Repertoire erobert. Ähnliches gilt für Mendelssohns Cellosonaten und das zweite Klaviertrio. Ein weiteres Beispiel wäre Händels Cembalomusik, die sich seit 20 Jahren breiter Beliebtheit erfreut. Völlig zurecht, wie ich meine.

  • Raff wird nie in die Nähe des Mainstreams gelangen.


    Generell glaube ich, dass die Generationen von Haydn bis Dvorak in den letzten 60 Jahren nur Verminderungen im Mainstream erdulden mussten und noch weiter reduziert werden.


    Ergänzungen im Mainstream gibt es nur davor und danach.

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  • Raff wird nie in die Nähe des Mainstreams gelangen.


    Generell glaube ich, dass die Generationen von Haydn bis Dvorak in den letzten 60 Jahren nur Verminderungen im Mainstream erdulden mussten und noch weiter reduziert werden.


    Ergänzungen im Mainstream gibt es nur davor und danach.


    Sehe ich von der Tendenz zwar ähnlich, aber gerade Haydn würde ich als einen Fall sehen, der mit einem deutlich größeren Teil seines Schaffens präsent ist als vor 60 Jahren. Schuberts Klaviersonaten und frühe Sinfonien fingen damals gerade erst langsam an, in den Mainstream zu rücken. Also kleinere Verschiebungen kann es schon auch in diesem Repertoire geben.

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  • Alfred sprach aber im Eröffnungsbeitrag nicht von Werken bereits mainstreamiger Komponisten, sondern von Komponisten, die in den Mainstream aufgenommen wurden - und sowas gibt's nicht von Haydn bis Dvorak.

  • Alfred sprach aber im Eröffnungsbeitrag nicht von Werken bereits mainstreamiger Komponisten, sondern von Komponisten, die in den Mainstream aufgenommen wurden - und sowas gibt's nicht von Haydn bis Dvorak.


    Stimme ich wie gesagt zu. (Auch wenn ich nicht ausdrücklich daran dachte, als ich oben drei Kandidaten, die außerhalb dieser Epoche liegen, nannte) Und eine auf der Hand liegende Begründung habe ich vor einigen Wochen in einem anderen Thread skizziert.
    Meine Anmerkung bezog sich auf das, was ich unter deiner "Verminderung" im Mainstream verstanden hatte. Haydn und Schubert zB und auch andere, wie Mendelssohn, haben m.E. keine Verminderung erfahren, sondern sind mit einem breiteren Teil ihres Oeuvres vertreten als in der ersten Hälfte des 20. Jhds. (Manchmal vielleicht auch mit einem anderen: Mendelssohns Lieder ohne Worte raus, Streichquartette rein o.ä.)

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  • Wirklich neues wird es kaum geben zwischen Haydn und Dvorák. Als eine Ausnahme könnte man vielleicht Alkan sehen, der in den Jahren mehr Aufmerksamkeit bekommt - Einspielungen von Hamelin bei Hyperion oder Einspielungen erschienen bei Naxos oder Brilliant weisen in diese Richtung.

  • Mendelssohns Lieder ohne Worte raus, Streichquartette rein o.ä.)

    Mendelssohns Klaviermusik dürfte tatsächlich sogar weniger präsent sein als vor 60 Jahren (nicht auf CD sondern im Konzertleben natürlich). Früher waren das Rondo capriccioso Op. 14 oder das Scherzo aus Op. 16 beliebte Zugaben von Pianisten. Heutzutage hört man diese Stücke wohl nur selten. Andererseits hört man den Lobgesang oder die Oratorien heutzutage viel häufiger als früher - auch außerhalb des UK.

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  • Zitat

    Raff wird nie in die Nähe des Mainstreams gelangen.


    Es ist natürlich immer eine Frage wo man den "Mainstream" ansetzt. Man könnte theoretisch - streng genommen auch Tschaikowsky herausnehmen, der allmählich aus der Mode zu kommen scheint - aber das ist nur ein momentanes Wellentief eines gigantischen Ozeans. Vor gar nicht allzulanger Zeit gab es eine Epoche, wo man nicht verstehen konnte, was an Haydn so besonders war. Dennoch würde ich Haydn HEUTE durchaus zum "Mainstream zählen. Ich pflichte insofern bei, als "Mainstrean heute nicht mehr so ausgeprägt ist wie dereinst, Mozart ist nicht mehr die alleinige Sonne am Firmament, wie beispielsweise um 1960 herum, wo der 200. Geburtstag Mozarts 1956 noch lange nachwirkte.
    Vielleicht ist aber das Wort "Mainstream" nicht ideal gewählt. Ich meine, daß hier die Komponisten dazugezählt werden, die so gut wie jeder Klassikfreund namentlich kennt, sie zeitlich wenigstens grob einordnen kann - und gelegentlich auch mit Vergnügen hört.
    Reger und Pfitzner gehören meines Erachtens nach nicht wirklich dazu, von moderneren Komponisten ganz zu schweigen. Wer hört heute schon freiwillig Lutoskawski, Henze, Nono, Ligeti, Scelci ? Na da gibt es schon ein paar tausend - europaweit.
    Und natürlich einige Leute in Klassikredaktionen - und von mir aus auch -Foren welche betonen, wie WICHTIG diese Komponisten waren -oder sind.
    Kommen wir zurück zu Raff: Ich meine, daß in der derzeitigen Klassikszene, die "ganz großen" nicht mehr als "Monolithen" wahrgenommen werden, dass aber einige bisher wenig bekannte Einzug in diesen Bereich gefunden haben, eine Hochebene ohne signifikante Berggipfel.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Stimme ich wie gesagt zu. (Auch wenn ich nicht ausdrücklich daran dachte, als ich oben drei Kandidaten, die außerhalb dieser Epoche liegen, nannte) Und eine auf der Hand liegende Begründung habe ich vor einigen Wochen in einem anderen Thread skizziert.
    Meine Anmerkung bezog sich auf das, was ich unter deiner "Verminderung" im Mainstream verstanden hatte.


    Verminderung um:
    Eventuell ein paar Namen aus folgender Liste?
    Boieldieu, Auber, Meyerbeer, Marschner, Halévy, Lortzing, Adam, Flotow, Cornelius
    Aus dem Mainstream in die Nische ...

  • Verminderung um:
    Eventuell ein paar Namen aus folgender Liste?
    Boieldieu, Auber, Meyerbeer, Marschner, Halévy, Lortzing, Adam, Flotow, Cornelius
    Aus dem Mainstream in die Nische ...

    Aber das sind ja außer Cornelius (war der jemals Mainstream???) alles Opernkomponisten! Das folgt schon anderen Regeln, wenn man bedenkt, wieviel die Inszenierung einer Oper kostet. Meyerbeer scheint mir aber insgesamt eher mehr Interesse zu bekommen als vor 60 Jahren und möglicherweise sind Halévy und Auber im frankophonen Raum wesentlich präsenter als hier.

  • Vielleicht ist aber das Wort "Mainstream" nicht ideal gewählt. Ich meine, daß hier die Komponisten dazugezählt werden, die so gut wie jeder Klassikfreund namentlich kennt, sie zeitlich wenigstens grob einordnen kann - und gelegentlich auch mit Vergnügen hört.
    Reger und Pfitzner gehören meines Erachtens nach nicht wirklich dazu[...]


    Das ist ja eine grobe Orientierung.
    Dann kannst Du aber Raff sofort vergessen, und Haydn war natürlich auch vor 60 Jahren selbstverständlich dabei. Und Tschaikowsky heute natürlich auch, das sind drei Fälle, über die man nicht zu diskutieren braucht.


    Die von mir fokussierte Epoche wäre in Deutschland+Österreich etwa mit Haydn, Mozart, Beethoven, Weber, Rossini, Schubert, Donizetti, Bellini, Berlioz, Mendelssohn, Schumann, Chopin, Liszt, Wagner, Verdi, Gounod, Offenbach, Franck, Smetana, Bruckner, Strauß II, Brahms, Saint-Saens, Bizet, Bruch, Mussorgski, Tschaikowski, Dvorak, Grieg, Rimski-Korsakow abgehakt - international wenig Abweichungen.

  • Aber das sind ja außer Cornelius (war der jemals Mainstream???) alles Opernkomponisten! Das folgt schon anderen Regeln, wenn man bedenkt, wieviel die Inszenierung einer Oper kostet. Meyerbeer scheint mir aber insgesamt eher mehr Interesse zu bekommen als vor 60 Jahren und möglicherweise sind Halévy und Auber im frankophonen Raum wesentlich präsenter als hier.


    Auch Cornelius habe ich als Opernkomponisten genommen: Der Barbier von Bagdad wurde 1974 durch das ZDF verfilmt - heute würde der wohl nicht mehr für so etwas in Frage kommen.

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  • Haydn, Mozart, Beethoven, Weber, Rossini, Schubert, Donizetti, Bellini, Berlioz, Mendelssohn, Schumann, Chopin, Liszt, Wagner, Verdi, Gounod, Offenbach, Franck, Smetana, Bruckner, Strauß II, Brahms, Saint-Saens, Bizet, Bruch, Mussorgski, Tschaikowski, Dvorak, Grieg, Rimski-Korsakow abgehakt

    Eine plausible Liste, aber Borodin und Fauré gehören auch noch rein - oder darf Fauré nicht mitmachen (geboren 1845?), weil nach Dvorák geboren? Dann muss Grieg aber auch weg.

  • Es ist halt schwer zu unterscheiden zwischen Mainstream im Sinne von "One-hit-wonder" wie Bruch oder einem Komponisten wie Borodin, der nur mit einer Handvoll Werken vertreten ist. Trotzdem halte ich Borodin für einen wichtigen und auch beliebten Komponisten (Zweite Symphonie, Steppenskizze aus Zentralasien, Fürst Igor/Polowetzer Tänze, Streichquartett in D-Dur). Fauré allerdings ist für mich eindeutig ein großer Komponist - bedeutender als Borodin und sicher so bedeutend wie Grieg. Als Komponist von Kammermusik und Liedern ist Fauré oberstes Segment. Sein Requiem ist wohl eines der fünf beliebtesten Werke in diesem Genre.

  • Ein ganzes Stück weiter oben sagte Alfred, dass Tchaikovsky aus der Mode zu kommen scheint. Da fällt mir ein preisgekrönter und beliebter Film ein, der noch vor einigen Wochen auch im TV zu sehen war: "Black Swan". Und es ging um die Aufführung des Schwanensee.
    Tchaikovsky ist allgegenwärtig. Letztens war ich mit einem Freund bei einem Konzert und sagte ihm, dass er garantiert einiges kennen würde, was er lächerlich fand, weil er sich nicht für Klassik interessiere. Seitdem erwähnt er immer wieder, dass er schon wieder Tchaikovsky erkannt hat. Der ist in der Gebrauchsmusik derart präsent, das glaubt man kaum. Werbefuzzies scheinen kaum was anderes zu hören :baeh01:
    Tchö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Entscheidend ist, dass bei dieser engen Auswahl niemand dabei ist, der vor 60 Jahren deutlich unbekannter war als heute. Auch weitere Komponisten, die ähnlich bekannt wie die weniger Bekannten aus der Liste sind: z.B. Clementi, Danzi, Paganini, Loewe, Lalo, Wieniawsky, sind nicht bekannter geworden. Gegenbeispiele wie Berwald, Arriaga und Alkan scheinen nicht wirklich im Mainstream anzukommen. Auch die Frauenförderung hat bislang Clara Schumann noch nicht dort hinbekommen, wo sie sie gerne hätte.

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  • Vielleicht ist aber das Wort "Mainstream" nicht ideal gewählt. Ich meine, daß hier die Komponisten dazugezählt werden, die so gut wie jeder Klassikfreund namentlich kennt, sie zeitlich wenigstens grob einordnen kann - und gelegentlich auch mit Vergnügen hört.
    Reger und Pfitzner gehören meines Erachtens nach nicht wirklich dazu[...]

    Wie schaut das im Barock aus?
    Ich tippe mal auf:
    Monteverdi, Schütz, Cavalli, Lully, Buxtehude, Charpentier, Biber, Corelli, Pachelbel, Purcell, A. Scarlatti, F. Couperin, Albinoni, Vivaldi, Telemann, Rameau, Händel, JS Bach, D. Scarlatti, Pergolesi, CPE Bach, Gluck
    Hierbei haben Cavalli und Biber wohl deutliches Popularitäts-Plus erlebt. Aber sonst hat sich nicht viel getan, oder? Oder ist die Liste überhaupt viel zu lang?


  • Wie schaut das im Barock aus?
    Ich tippe mal auf:
    Monteverdi, Schütz, Cavalli, Lully, Buxtehude, Charpentier, Biber, Corelli, Pachelbel, Purcell, A. Scarlatti, F. Couperin, Albinoni, Vivaldi, Telemann, Rameau, Händel, JS Bach, D. Scarlatti, Pergolesi, CPE Bach, Gluck
    Hierbei haben Cavalli und Biber wohl deutliches Popularitäts-Plus erlebt. Aber sonst hat sich nicht viel getan, oder? Oder ist die Liste überhaupt viel zu lang?


    Ich vermute ja. Es hängt natürlich immer davon ab, welchen Zeitpunkt man als Referenz nimmt. Und ob es darauf ankommt, ob der Name präsent ist, ob es einige oder viel Musik auf Tonträgern gibt oder ob Musik tatsächlich regelmäßig aufgeführt wird. M.E. sind im deutschsprachigen Raum Cavalli, Lully, Charpentier nach wie vor sehr randständig, Pachelbel und Charpentier one-hit-wonder, Pergolesi two-hit. Wie schon angedeutet, ist Biber, hauptsächlich mit den Mysteriensonaten in den letzten gut 20 Jahren exponentiell aufgestiegen und zumindest diese Stücke gehören zu den meisteingespielten (live wegen der Skordatur wohl weit seltener) der barocken Instrumentalmusik. Schütz ist in protestantischen Gegenden mit einiger Chormusik auch in der Praxis schon im 19. Jhd. präsent, bei Buxtehude weiß ich es nicht. Alessandro Scarlatti? CPE und Friedemann Bach im Konzertbetrieb? bin ich eher skeptisch


    Reger und Pfitzner gehören sicher nicht zum engeren Mainstream (und in Deutschland Fauré wohl auch nicht), aber ungeachtet dessen sind sie m.E. weit etablierter als z.B. Raff. Reger ist in der Orgel- und in der Chornische ein sehr wichtiger Komponist; ich vermute mal, dass er in Deutschland zu den 3-4 wichtigsten Komponisten für Organisten gehört. Der Rest seines Riesenoeuvres ist außer vielleicht je zwei bis drei Orchester- und Klavierwerken ziemlich unbekannt. Wie oft Pfitzners Opern (u.a.) tatsächlich gespielt werden, weiß ich nicht.
    Anders als Rameau oder Monteverdi sind diese beiden international weit weniger verbreitet (so ähnlich wie Freischütz oder Hänsel und Gretel sehr deutschsprachige Spezialitäten geblieben sind). Ich würde wetten, dass Monteverdis Opern heute häufiger gespielt werden als Pfitzners, bei Rameau weiß ich es nicht, selbst wenn die "Experten" sich einig sind, dass mindestens zwei oder drei seiner Bühnenwerke zu den herausragenden seiner (oder irgendeiner) Zeit gehören.


    Vielleicht ist bei den Spätestromantikern/Frühmodernen noch einiges im Fluss.

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    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich melde mich mal wieder mit meinen gefürchteten Amazonhits zu Wort:


    Einstellung "Klassik" bei http://www.amazon.de.


    "Grieg": 3000 hits
    "Saint-Saens": 2487 hits
    "Fauré": 2224 hits
    "Reger": 1308 hits
    "Bruch": 956 hits
    "Pfitzner": 228 hits
    "Raff": 171 hits


    Also sehr klar abgeschlagen sind hier Pfitzner und Raff, während Grieg, Saint-Saens, Fauré und Reger ca. in einer Größenklasse liegen. Von Reger gibt es wesentlich mehr als ich dachte, aber ich vermute, dass er bei Musikern beliebter ist als bei der Zuhörerschaft.

  • "Jahrhundertwende"


    Janácek, Elgar, Puccini, Leoncavallo, Albeniz, Mahler, Wolf, Debussy, Mascagni, Strauss, Nielsen, Sibelius, Dukas, Satie, Granados, Scriabin, Reger, Rachmaninow, Ravel, de Falla, Respighi


    (Granados schlägt bei der Felix-Meritis-Methode Zemlinsky um Längen.)
    Wer wäre vor 60 Jahren nicht dabei gewesen? Nielsen?

  • Wieso fehlt bei "Jahrhundertwende" Arnold Schönberg? Die Verklärte Nacht und die Gurrelieder sind mMn eindeutig Klassikmainstream aus dieser Zeit. Sowohl Schönberg als auch Berg (noch deutlicher) liegen übrigens vor den Spaniern in Deiner Liste. Außerdem noch vor Scriabin, Respighi und Dukas. Letztgenannter gehört ohnehin nicht in die Liste (one-hit-wonder...).

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