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Heute stelle ich einen weiteren Jubilar des Jahres 2013 vor, den österreichischen Komponisten Adalbert Gyrowetz, dessen Geburtstag sich heuer zum 250. mal jährt. Die Erwähnung, dass er im verblichenen Harenberg Konzertführer „übersehen“ wurde, mag man als Ausdruck meiner Bosheit verstehen, die aber nicht gegen den Komponisten gerichtet ist.
Er wurde am 19. Februar 1763 in Böhmisch-Budweis geboren. Nach seiner Schulzeit wurde er nach Prag geschickt, wo er Rechtswissenschaften und Philosophie studierte. Nebenbei verfasste er bereits seine ersten Kompositionen. Nachdem eine längere Krankheit ihn ihn eine ernste Krise gebracht hatte, ergab es sich, dass er eine Anstellung beim musikkundigen Grafen Franz von Fünfkirchen als dessen Haussekretär bekam (der sein Personal vorzugsweise aus Musikern aussuchte), wo es ihm ebenfalls möglich war zu komponieren.
„Ich war nur ein Talent, das von Glück sagen muss, wenn es sich die Gegenwart erobert, nur das Genie lebt über das Grab hinaus“, so schrieb Gyrowetz in seiner Selbstbiographie (1848) beinahe prophetisch.
Und viel zu bescheiden. Denn sein Weg kreuzte immer wieder diejenigen der Großen seiner Zeit. Als er 1785 nach Wien kam, führte Mozart gleich eine von Gyrowetz´Sinfonien in einem seiner Konzerte in der „Mehlgrube“ auf und machte das Wiener Publikum mit Gyrowetz bekannt.
Als Gyrowetz Wien in Richtung Italien verließ um dort Fuß zu fassen, verabschiedete sich Mozart von ihm mit den Worten: „Sie glücklicher Mann, ach könnte ich mit Ihnen reisen – wie froh wäre ich.- Sehen Sie, da muss ich jetzt noch eine Stunde geben, damit ich mir etwas verdiene!“
In Italien traf Gyrowetz auf Nardini und auch Goethe. Seine ersten Streichquartette entstanden ebenfalls in dieser Zeit.
Gyrowetz Sinfonien wurden gern gespielt, vorzugsweise in Paris, wo sie ohne Gyrowetz Wissen unter dem Namen „Joseph Haydn“ erschienen waren, wie Gyrowetz bei seinem Pariser Aufenthalt feststellte – und , nachdem er seine Autorenschaft überzeugend belegt hatte, mit einem Pariser Verleger eine Vereinbarung traf.
1789 – in Paris war die Revolution ausgebrochen – verließ Gyrowetz Frankreich in Richtung London, wo er im Auftrag des Impresarios Peter Salomon Sinfonien für dessen Konzerte komponiert und in diesem Zusammenhang auch die Bekanntschaft mit Joseph Haydn machte, dem er dank seiner Sprachkenntnisse oft nützlich sein konnte. Eine dort komponierte Oper „Semiramis“ kam nicht zur Aufführung, da am Tag vor der Premiere das Opernhaus – und alle Noten einem Brand zum Opfer fiel. 1793 kehrte er wieder nach Wien zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte.
Gyrowetz hatte ein langes Leben und in dieser Zeit schrieb er an die 400 Werke, in den ersten Jahren seiner Karriere vorzugsweise Sinfonien und Kammermusik, darunter 40 Klaviertrios und 60 Streichquartette sowie ca 40 Klaviersonaten, später verlagerte sich sein Interesse auf Opern und Ballette. Frederik Chopin wählt für sein Debüt – er war grade mal acht – ein Klavierkonzert von Gyrowetz.
In den letzten Jahren wurde es still um ihn, der Zeitgeschmack hatte sich Zeit seines langen Lebens mehrfach gewandelt.
Von seinen etwa 30 Opern wurden die meisten für Wien geschrieben – von keiner einzigen existiert derzeit meines Wissen eine Aufnahme (!!)
Während die meiste Literatur sich in dieser Beziehung bedeckt hält hat die englischsprachige Wikipedia freundlicherweise eine Liste der wichtigsten Opern zusammengestellt, die ich gern hier übernehme:
o Semiramis (1791 - verbrannt)
o Selico (1804 Wien )
o Mirana, die Königin der Amazonen (1806 Wien)
o Agnes Sorel (1806 Wien)
o Ida, die büssende (1807)
o Die Junggesellen-Wirtschaft (1807 Wien)
o Emericke (1807 Wien)
o Die Pagen des Herzogs von Vendôme (1808 Wien)
o Der Sammtrock (1809 Wien)
o Der betrogene Betrüger (1810 Wien)
o Das zugemauerte Fenster (1810 Wien)
o Der Augenarzt (1811 Wien)
o Federica ed Adolfo (1812 Wien)
o Das Winterquartier in America (1812 Wien)
o Robert, oder Die Prüfung (1815 Wien)
o Helene (1816 Wien)
o Die beiden Eremiten (1816)
o Der Gemahl von ungefähr (1816 Wien)
o Die beiden Savoyarden (1817)
o Il finto Stanislao (1818 Mailand)
o Aladin (1819 Wien)
o Das Ständchen (1823 Wien)
o Des Kaisers Genesung (1826 Wien)
o Der blinde Harfner (1827 Wien)
o Der Geburtstag (1828 Wien)
o Der dreizehnte Mantel (1829 Wien)
o Felix und Adele (1831 Wien)
o Hans Sachs im vorgerückten Alter (1834 Dresden)
Leider ist keine einzige dieser Opern auf CD erhältlich. Auch die restliche Diskographie ist - gemessen am Lebenswerk - kärglich. Von den derzeit 4 am Markt befindlichen CDs befinden sich derzeit zwei in meinem Besitz, eine dritte wird (hoffentlich) in wenigen Tagen bei mir einlangen....
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred