Ich gestehe, dass ich einigermaßen ratlos vor den mir bisher bekannten Kompositionen Pendereckis stehe – beispielsweise ob hier der Begriff „Klassische Musik“ noch angebracht ist. Dieses in Zweifel ziehen ist im speziellen Falle – auch wenn hier der Eindruck entstehen mag – keineswegs abwertend gemeint.
Immerhin ist geplant anlässlich des 80. Geburtstags dieses Komponisten 3 Threads zu starten, deren erster hier vor Euch liegt, und der sich mit seinen Sinfonien befassen soll.
Ich muss allerdings alle warnen, die mit dem Begriff „Sinfonie“ noch den Begriff „Sinfonia“ verbinden, welcher ja eigentlich für 3 teilige Opernouvertüren verwendet wurde, oder die galanten Sinfonien des beginnenden 18. Jahrhunderts, Auch mit der Klassischen Sinfonie des 18. und 18. Jahrhunderts findet sich nichts gemeinsames mehr.
Über Penderecki wurde viel geschrieben, er wurde den Verschiedensten Richtungen zugeordnet, als bedeutender Vertreter der „Avantgarde“ bezeichnet, aber – vermutlich seiner Popularität wegen von Kollegen auch angegriffen, und von der Kritik schon in den 70er Jahren als „Modekomponist“ beschimpft. Eine Mode die nun schon einige zig Jahre anhält....
Während ich das hier schreibe, erkenne ich, dass vermutlich ein 4, Thread, der sich mit dem Komponisten Penderecki, seinem Werdegang und seinem Credo befasst – unumgänglich sein wird. Wobei ich hoffe, dass diesen jemand starten wird, der zur zeitgenössischen Musik mehr Affinität hat als ich. Dort könnte dann analysiert werden, warum Penderecki relativ mehr akzeptiert ist als viele seiner Kollegen.
Musiktheoretisch kann ich hier nicht viel beitragen, ich erwähne nur, dass Penderecki ursprünglich von Webern beeinflusst wurde, später eher von Boulez – aber im Grunde ist er doch eigenständig und hat sich durch all die Jahrzehnte weiterentwickelt
Krzystof Penderecky – Sinfonie Nr 1 – Maschinenmusik
Die flapsige Bezeichnung „Maschinenmusik“ in Bezug auf Pendereckis 1. Sinfonie (1972/73) ist nicht von mir geprägt worden, vielmehr ist sie eine Anspielung auf den Auftraggeber „Perkins Engines“ aus Peterborough.
In der Tat sind etliche der Geräusche, jenen nicht unähnlich, welche Maschinen erzeugen, aber soweit mir bekannt werden sie hier mit den Instrumenten eines konventionellen Orchesters realisiert. Wenn ich hier von „Geräuschen“ spreche ist das vermutlich ebenso wenig angebracht, wie von Musik (im eigentlichen Sinne) zu reden, ich würde hier eher von „Klängen“ oder „Klangkombinationen “ reden wollen, die durchaus faszinierend sind, niemals aber „schön“. Und auch niemals langweilig, da gibt es Peitschenknall, jaulende Sequenzen , solche in denen die Pauken dominieren etc.
Ich haben diesen Klängen gelauscht, nicht mit „Freude an der Musik“, aber mit Interesse.
Die Musik – ich verwende ab jetzt den Begriff wieder – erzeugt durchaus Emotionen – am ehesten hypnotischer Art , zwischen Lethargie und Extase.
Das Werk ist in 4 Abschnitte gegliedert, welche aber in einem durchgespielt werden, also einer einsätzigen Sinfonie ähneln, allerdings mit klar umrissenen Sektoren.
1) Arche I
2) Dynamis I
3) Dynamis II
4) Arche II
Angeblich wurde Penderecki zu dieser Sinfonie, durch ein Wandgemälde zweier Engel in Ravenna inspiriert und er wollte Werden und Vergehen darstellen.
Die Uraufführung fand am 19. Juli 1973 in der Kathedrale von Peterborough unter der Leitung des Komponisten statt.
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred
Nachbemerkung:
Die mir zur Verfügung stehende CD ist weiter oben abgebildet, sie ist extrem dynamisch und räumlich und hat mir die Klangfarbentreue und Vielfalt meiner Canton Vento 809 Lautsprecher sowohl plastisch als auch drastisch vor Augen geführt....