Vergessene Sängerthreads

  • Hallo,


    ist es nicht schade? provokative Fragen und Bemerkungen lassen ein Thread stetig in kontroverser Diskussion wachsen. Aber Schöngeist-Threads, in welchen man sich nur den Glücksgefühlen hingibt, verstummen nach nur wenigen Beiträgen.


    Über die Salzburger Traviata wird heftigst diskutiert, über andere Provokative Themen ebenso. :kotz:



    Hier eine kleine Auswahl von in Vergessenheit geratenen Threads über Sänger, welchen die Schönheit der Musik wichtiger gewesen ist, als irgend ein provokatives, musikalisches Statment.
    (M. Callas, M. Caballé, J. Sutherland, B. Sills, G. Janowitz, F. Corelli, P. Domingo, C. Bergonzi, G. London, C. Siepi, M. Talvela)


    Ich hoffe, die Traviata möge schneller in Vergessenheit geraten als die Sänger der alten Garde, welche noch heute vielen jungen Sängern als Idole dienen.


    Danke herzlichst für die Kenntnisnahme!
    Hochachtungsvoll!


    Christoph



    PS
    dieses Thread steht, stellvertretend für alle anderen vergessenen Threads, wegen den Links im Opernforum, aber es könnte grad so gut in jedem anderen Forumsbereich stehen.

    Über Geschmack kann man - aber muss man nicht streiten!

  • Hallo Christoph,


    ich glaube, daß es in der Natur der Sache liegt, daß "provokative" Fragestellungen mehr Reaktionen hervorrufen als "Schöngeist-Threads, in welchen man sich nur den Glücksgefühlen hingibt".


    Da, wo man nur gemeinsam schwärmen und schwelgen kann, wird es nach kurzer Zeit wenig geben, worüber man noch schreiben kann. Wenn sich alle in allem einig ist, wird es eben schnell langweilig. Oder, um es mit dem "Tannhäuser" zu sagen: "Wo stets ein Gott genießen kann, bin ich dem Wechsel untertan". Diskussionen leben nun einmal vom Austausch unterschiedlicher Meinungen und je unterschiedlicher die Meinungen sind, desto umfangreicher eben die Threads, siehe die "Salzburger Traviata", die im übrigen ja soo schlecht nicht war, daß sie der damnatio memoriae anheimfallen müßte. Und um den Nachruhm der von Dir genannten Sänger mache ich mir überhaupt keine Sorgen, denn die sind durch LPs, CDs und DVDs hinreichend dokumentiert. Nötiger haben es da die Sänger, die nicht diese medialen Verewigungschancen bekommen haben, ohne qualitativ schlechter zu sein (manchmal waren sie sogar besser, siehe den Thread über "Vergessene Wagnersänger").


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo Christoph


    Ich bin hier nicht ganz in Übereinstimmung mit Deiner Aussage


    Die, wie Du sie nennst, schöngeistigen Threads sind langsam brennende Flammen, Die Traviata aus Salzburg polarisiert hingegen, (übrigens weniger als ich dachte) und kann eine Menge Leute motivieren und mobilisieren:


    1) Jene die gerne alles Alte ins Vergessen schieben würden um Platz für (mitunter auch schlechteres) Neues zu machen


    2) Jene die genau das Gegenteil wünschen und Verfälschungen alter Werke radikal entgegentreten.


    3) Jene die überhaupt keine Ahnung haben und im Zeitgeist mitschwimmen- und dabei mitreden (bezieht sich explizit NICHT auf unser Forum - Beispiele gibt es viele)


    4) Jene die vom "Tasgestheater" und von "Neuaufnahmen", "Events"
    etc davon profitiieren - und wollen - das solch ein "Event" im medialen Fokus bleibt.


    DENNOCH -Solche Threads glühen auf - und verbrennen dann (zumeist) schnell- Möglicherweise macht der Traviata-Thread hier eine Ausnahme, weil er ein gesellschaftliches Phänomen darstellt: Leute die mit der Oper bisher wenig am Hut hatten, heben über die Aufführung gejubelt, nicht weil sie so gut war, sondern weil sie in gewisser Hinsicht einen weiteren Schritt in der Zerstörung dieser Kunstform darstellt.


    Es sind folgenden Tabus gefallen:


    Lediglich Leute mit historischer Hintergrundbildung verstehen das Werk


    Eine Abgrenzung gegen das Musical und seine Ausstattung sind vorhanden.


    Das heikle Thema wird, "dezent" angegangen. (Kurtisanen waren eben keine "Strichmädchen" sondern "was Besseres" - dennoch vom harten kern der Bürgerlichen Gesellschaft innerlich verachtet - Gezeigt hat man das jedoch - nur in "Notfällen" (Genau DAS ist EIGENTLICH das psychologische Thema des Werkes - Das lässt sich nicht verlustfrei ins Heute tranferieren - Daher sollte man es auch gefälligst unterlassen)
    Antworten zu diesem Themenkomplex bitte mit Zitat im Traviata-Nachlese -Thread


    Kommen wir nun zur "anderen Seite" - den "positiven" - von Dir aufgezählten Threads


    Es ist schwierig über etwas zu diskutieren, worüber eigentlich Konsens herrscht - aber immerhin - es ist möglich.
    Weit schwieriger ist es - über Aufnahmen von Sängern zu sprechen, die nur noch wenige kennen - und jene welche sie kennen, lehnen zumeist auf Grund ihrer Einstellung zum Internet und der ihrer Meinung nach dort vertretenen Gesellschaftsgruppe (Zitat: Ich tausche doch nicht Meinungen mit Leuten aus, mit denen ich schon im realen Leben nichts zu tun haben will- und die ich für nicht relevant halte)- eine Diskussion a priori ab.


    Die Jugend aber kennt allenfalls noch die Namen. Wäre es anders, so wäre NIEMALS die jetzige Aufführung der Traviata aus Salzburg so bejubelt worden. - Ein Protestschrei wäre hier das Ergebnis gewesen - wenn jemand behauptet hätte diese Aufführung wäre auch stimmlich eine "Jahrhundertbesetzung" gewesen - ein (Originalzitat) bisher noch nie dagewesenes "Medienereignis" - oder aber auch ein Lacher.
    Das dies NICHT der Fall war - zeigt, daß jene, die das sagen zumeist wenig anderes je gesehen habe.


    Wenn das aber zutrifft, dann ist eine Diskussion über die Sänger von gestern schwer möglich - sie sind vielen ja unbekannt.


    Dazu kommt, daß sich viele nicht getrauen etwas zum Thema Stimmen zu schreiben, da kann man schnell danebenhauen und als "ahnungslos" bezeichnet werden. Das Risiko besteht indes bei Frau Netrebko nicht, man muß nur abschreiben, was überall zu lesen ist - und im schlimmsten Fall , wenn man auf Nummer sicher gehen will, schreibt man: "Sie ist eine schöne Frau" Da kann dann gar nichts schiefgehen.


    Glücklicherweise ist die Situation nicht sooo schwarz wir Du und ich sie geschildert haben.


    Das Tamino Klassikforum ist eine der wenigen Klassikseiten im Internet, die sich systematisch auch um die Vergangenheit bemühen - übrigens mit Erfolg. - jedoch erwarte ich das Aufblühen von den "stillen" Threads, die es teilweise erforderlich machen ein oder zwei Stunden mit vergleichendem Hören zu verbringen - erst wieder im Herbst. Und naürlich wenn "Spezialisten" dazustoßen.


    Von meiner Seite wurde alles dazu getan



    Freundliche Grüße aus Wien



    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • servus Christoph_Glaus


    Zitat

    Hier eine kleine Auswahl von in Vergessenheit geratenen Threads über
    Sänger, welchen die Schönheit der Musik wichtiger gewesen ist, als irgend ein
    provokatives, musikalisches Statment.


    hier muss ich nachfragen, welche (anscheinend junge und lebendige) sänger
    provokative musikalische statements abgeben.


    ich selbst gestehe, dass es mir wichtiger ist, eine netrebko, bonfadelli, bartoli,
    kasarova, dessay, petipon, cura, florez, etc. life gehört zu haben, bzw. die möglichkeit
    habe, sie wieder life hören zu können, als mich mit mehr oder weniger unzulänglicher
    tonträger-wiedergabe zufrieden zu stellen.


    ich kann ehrlicherweise gar nicht die verstorbenen sänger mit einem live gehörten
    vergleichen - das wäre einfach unfair.


    faun


    ps: ich höre im radio eben die callas (gluck - alceste). persönlich gefällt mir die gluck
    interpretation von bartolli um längen besser - die hab ich aber auch live gehört und die
    CD aufnahmen besitzen auch wesentlich bessere qualität, als die aufnahmen der 50er und 60er jahre.

    die kritik ist das psychogramm des kritikers (will quadflieg)

  • Hallo,


    es ist wohl eine Binsenweisheit, daß sich über provokantes besser diskutieren läßt, als über unzweifelhaft schönes. Im Falle der von Christoph genannten und durch Threads vertretenen Sänger würde dies jedoch voraussetzten, dass eben jene auch unzweifelhaft in die Konsens-Kategorie einzuordnen sind. Mit Ausnahme von Bergonzi und Talvela vielleicht, denke ich jedoch, daß die Leistungen der anderen genanten durchaus kontrovers diskutiert werden können und müssen. So kann mit der virbratoarmen Stimme von Gundula Janowitz mancher vielleicht ebenso wenig anfangen, wie mit Franco Corellis Sprachfehlern und stilistischen Grobschlächtigkeiten. Eigentlich doch genug Stoff für erhellende Kontroversen. Ich habe versucht, in meinem kleinen Artikel über Beverly Sills genau jenes Phänomen einer äußerst zwiespältig aufgenommenen Sängerin zur Diskussion zu bringen. Da mir scheint, Beverly Sills wird wie nahezu keine andere Sängerin von einigen Enthusiasten verehrt, von anderen haßerfüllt geschmäht. Für mich ist dies ein äußerst spannendes, ertragreiches Thema (viel spannender übrigens, als die Frage ob Franz Schubert "häßlich" war oder nicht), da sich durch eine solche Diskussion immer auch die individuelle Kunstästhetik des Rezipienten vermittelt. So wie meine Auffassung nach dem Sills-Thread auch deutlich werden mußte. Nur finden solche Threads eben nicht diese Aufmerksamkeit (wie auch meiner ;(), was nicht allein an Ermangelung provokanter Thesen liegen kann. Eine Interpretation scheint zuweilen weit weniger wichtig zu sein, als das Interpretierte per se. Mich persönlich interessiert jedoch der Streit über verschiedene Sänger und deren Leistungen in ganz besonderem Maße, da zwangsweise - zumindest in Parenthese - auch Anforderungen und Charakter des jeweiligen interpretierten Werkes deutlich werden.


    Darüber hinaus halt Alfred sehr recht mir der Behauptung, es fehle vielen einfach die Kenntnis älterer Sänger und Aufnahmen. Jene Melomanen sind in der Regel nicht unbedingt Internetnutzer, was wiederum zu einer Selektion unter den ohnehin wenigen an Stimmen interessierten Hörern führt.


    Zitat

    Dazu kommt, daß sich viele nicht getrauen etwas zum Thema Stimmen zu schreiben, da kann man schnell danebenhauen und als "ahnungslos" bezeichnet werden. Das Risiko besteht indes bei Frau Netrebko nicht, man muß nur abschreiben, was überall zu lesen ist - und im schlimmsten Fall , wenn man auf Nummer sicher gehen will, schreibt man: "Sie ist eine schöne Frau" Da kann dann gar nichts schiefgehen.


    Ich hoffe, daß bezog sich nicht auf mich, der Frau Netrebko im Traviata-Thread durchaus ihre Schönheit nachrühmte (ich bin schließlich auch „nur“ ein Mann :stumm: ). Wenn ich diese ansprach, so sicher lediglich aus der Ansicht heraus, daß eine gewisse der Partie adäquate Physiognomie zwar nie Maßstab sein darf eine künstlerische Leistung zur kategorisieren, doch – soweit vorhanden - die Glaubwürdigkeit der darzustellenden Figur enorm steigern kann. Natürlich würde ich nie so weit gehen, dies conditio sine qua non zu formulieren. So muß Montserrat Caballé in den sechziger Jahren auch trotz ihres nicht eben prädestinierten Aussehens eine ganz und gar großartige Violetta gewesen sein.


    Für die Pflege des Älteren hat Alfred mit einem eigenen „Schellackschätze“- Forum wirklich alles Mögliche getan. Nun ist es an uns – auch an Dir Christoph - die genannten Threads wiederzubelegen und neue, in diese Richtung weisende, zu eröffnen. Ich würde mich über eine lebhafte Diskussion über diese Themen sehr freuen.


    Liebe Grüße


    Gino Poosch

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

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  • Hallo Faun, und all die Anderen,


    ich habe ja auch gar nichts gegen die gute, junge Sängerliga. Ohne sie wäre es unmöglich unsere heissgeliebte Opernwelt live geniessen zu können. Vielleicht habe ich mich auch falsch ausgedrückt.


    Ich meinerseits muss aber klar festhalten, dass wenn ich mir eine neue CD kaufe, ich mich auf die Qualität des Gesangs ausrichte und nicht auf die Qualität der Aufnahmetechnik. Und da sind nun einmal recht grosse stimmliche Unterschiede hörbar. Das kommt aber auch daher, dass sich die Sänger damals viel mehr Zeit zur Stimmbildung nehmen konnten, um so ihrer Aufgabe gewachsen sein zu können. Etwas was heutzutage oftmals vermisst wird.
    Und falsche Besetzungen hat es immer gegeben: Soprane die Mezzopartien singen und umgekehrt, nur um in dieser einen Rolle brillieren zu können (Bsp. Callas aber auch Bartoli). Oder Baritone, welche mit ihrer schönen Stimme zwar Schubertlieder vom feinsten präsentieren aber für Verdi oder Wagner eigentlich nicht geschaffen sind. Wohl gesagt ich habe ihn sehr gern, den Hampson, aber als Verdi-Bariton kann er einfach mit Bastiannini, Bruson, MacNeil nicht konkurrieren.


    Ich weiss auch, dass ich nur mit einer provokativen Aussage diesen Sängerthreads evtl. neues Leben einhauchen kann. Leider ist es so! aber ich werde mich bemühen, den einen oder anderen Thread neu beleben zu lassen. Nur, dort wo es mich von einer schönen Stimme weit hinweg trägt, habe ich entweder schon geschrieben oder habe das Thread selber gestartet. Leider habe ich halt Mühe eigene Threads wieder zu beleben, nur damit sie eben nicht ganz in Vergessenheit geraten.



    Ich danke, aber allen, die diesen Thread gelesen haben und hoffe, dass die erwähnten Sängerthreads nicht nur durch mich neu belebt werden.


    Mit freundlichen Grüssen
    Christoph

    Über Geschmack kann man - aber muss man nicht streiten!

  • Hallo


    Zwei Dinge möchte ich noch anfügen:


    1) Ich bestreite energisch, daß Digitalauifnahmn besser klingen, als jene (guten) der mittleren 60er Jahre. Sie sind zwar (meist) frei von Nebengeräuschen, aber oft sehr synthetisch. (Polemik darüber bitte im HIFI-Teil des Forums)


    2) Ich persönlich glaube NICHT an ein Einschlafen dieser Threads.


    Verrgangenes Jahr, nach Gründung dieses Forums war hier extrem wenig los, was ich auf Startsschwierigkeiten zurückführte. - Es war aber die Sommerflaute.


    Auch heuer haben wir eine Sommerflaute - sie wird allerdings dadurch kaschiert, daß wir bereits ein sehr stabiles Forum sind, dem von allen Seiten die Forianer zuliefen - Entwickliungen verlaufen meist exponential-selten linear. Wartet mal was sich im Herbst hier tun wird.


    Freundliche Grüße


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich sehe da auch kein Problem. Vieles positive ist ja schon angeführt worden. Der Wert solcher Threads spiegelt sich nicht nur in der Postzahl wieder. Manch einer entdeckt dadurch vielleicht erst den Namen, liest, begeistert sich und lernt die Stimme aus der Konserve dann erst kennen. Das zieht nicht immer - und vor allem selten zeitnah - ein Post im betreffenden Thread nach sich, seine Wirkung hat aber die "Erinnerung" dann nicht verfehlt. ;)


    Wichtig sind solche "Retrospektiven" aber allemal. Ich bin ein großer Bewunderer aktueller Künstler, bin Moderne in Komposition und Inszenierung aufgeschlossen, lasse mich also sicher nicht gerne als Rückwärtsgewand abstempeln. Trotzdem würde ich jeder Zeit unterschreiben, dass die aktuelle Sängergeneration sowohl in der Breite der Qualität als auch in der Qualität der Ausnahmeerscheinungen bis auf sehr sehr wenige Ausnahmen nicht mit den Sängern des letzten Jahrhunderts mithalten kann. Das ist einfach Realität, sich davon zu überzeugen bedarf lediglich etwas Zeit und dem Kauf einiger Aufnahmen. Aus Prinzip zu verzichten, sich damit zu beschäftigen ist aus meiner Sicht genauso überflüssig, wie eine Ignoranz gegenüber den gegenwärtigen Künstlern.
    Darüberhinaus ist jede Stimme eine einzigartige Erscheinung, die nicht durch eine andere zu ersetzen ist. Akustische Unzulänglichkeiten der Aufnahmen sind sicher ein Problem für manchen audiophilen, ich bin aber selbst überrascht, wie gut manche Gesangsstimmen z.B. aus den 30er Jahren zu hören sind. Und ich bin Genießer, höre und kaufe also nur langfristig, was ich mit Genuss hören kann.


    Gruß
    Sascha




    PS:
    Anekdote am Rande: Vorgestern in der FAZ las ich, wie Jürgen Kesting einen Livemitschnitt des Don Carlo verriss, der gerade von der Wiener Staatsoper freigegeben wurde (1970). Es sangen Nicolai Ghiaurov , Franco Corelli , Eberhard Wächter, Martti Talvela, Gundula Janowitz, Edita Gruberova (als Tebaldo!) und Judith Blegen.
    Bis auf die Janowitz wurden im Prinzip alles niedergemacht: Ghiaurov singe mit Allzweckexpressivo, im Duett mit Talvela würde "blaffend rauh von beiden deklamiert. Corelli gleite die Töne unsauber an, öffne die Vokale grell, weiter gehts über klangarme Phrasenenden , letztendlich wird der Tenor als singende Silbertrompete diskreditiert u.s.w.


    Kestings Fazit: Trotz großer Stimmen ein Dokument zweitklassigen Rampentheaters. Eine ebenfalls parallel besprochene aktuelle Aufführung mit Ramon Vargas und Nadja Michael kommt wesentlich besser weg.
    Anlässlich dessen frage ich mich mal wieder ernsthaft, ob der sicher enorm sachkundige Herr Kesting neben dem seiner Meinung nach beispielhaften Tiefpunkt des Gesangs in der Verkörperung von Fischer-Dieskau und seinem angeblichen Höhepunkt in Maria Callas überhaupt noch über Differenzierungsmaßstäbe verfügt, die den armen Sängern dazwischen verbleiben....und freue mich mal wieder, dass ich kein Kritiker bin. :D
    Oder kochten damals auch alle nur mit Wasser ?
    Vielleicht zeigt dieser Vergleich aber auch nur die hohen Ansprüche die manch einer (der die akustische Vergangenheit im Hinterkopf hat) rückblickend an die vergangenen Sängergenerationen stellen darf.


    PPS: PS:
    Was würde ich nicht alles dafür geben, Ghiaurov und Talvela mal live im Duett zwischen König und Großinquisitor gehört zu haben. :jubel:

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ein Protestschrei wäre hier das Ergebnis gewesen - wenn jemand behauptet hätte diese Aufführung wäre auch stimmlich eine "Jahrhundertbesetzung" gewesen


    Vielleicht war sie das ja wirklich, wer weiß, was noch alles auf uns zukommt...! :D


    Auch im Victoria de los Angeles-Thread tut sich überhaupt nichts - Sängerthreads werden allgemein nicht so sehr frequentiert wie Werke-Threads, scheint mir!

  • Sagitt meint:


    Ich bringe die Anmerkungen mal hier unter, weil ich, Alfreds Bemerkungen aufgreifend, ohnehin vermute, es wird nicht viel Rückmeldung geben. Mal wieder aus den introuvables von Walter Legge, Gatte der Schwarzkopf und unerbittlicher Produzent bei der EMI, finden sich verschiedene Sänger. Die großartige Ferrier ist ja vielen noch ein Begriff, aber Isobel Baillie doch eher nicht, 1893 geboren, mit einen glasklaren und stahlharten Sopran, sehr interssant, die wunderbare Cebotari ( Legendenbildung wegen des frühen Todes).
    Leider hat man Legge nicht dadurch geehrt, dass man die Aufnahmen überarbeitet hat. Aber die hohe Kunst ist durch das Rauschen doch hörbar.

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  • Bei der Überarbeitung und Ergänzung der Eintragungen von Sängerthreads ins Threaddirectory ist mir dieses Thema in die Finger gekommen. Ich glaube, daß man aus der Distanz der Zeit - 6 Jahre sind inzwischen seit dem letzten Eintrag verstrichen - doch sagen kann, daß Christoph Glauss mit seinen Bemerkungen unrecht hatte - Alle von ihm erwähnten Sängerinnen und Sänger haben zwischenzeitlich ihren eigenen Thread und sind bei Tamino hochgeschätzt. Daß nicht alle Entwicklungen in dem Tempo ablaufen, welches man gerne sähe, das ist eine Wahrheit, der man nicht entkommen kann,
    Wer aber - wie Christoph seinerzeit - die Flinte vorzeitig ins Korn wirft - wird kaum je Gelegenheit bekommen die Früchte seines Erfolges - und sei es nur virtuell - zu ernten


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bei der Überarbeitung und Ergänzung der Eintragungen von Sängerthreads ins Threaddirectory ist mir dieses Thema in die Finger gekommen. Ich glaube, daß man aus der Distanz der Zeit - 6 Jahre sind inzwischen seit dem letzten Eintrag verstrichen - doch sagen kann, daß Christoph Glauss mit seinen Bemerkungen unrecht hatte - Alle von ihm erwähnten Sängerinnen und Sänger haben zwischenzeitlich ihren eigenen Thread und sind bei Tamino hochgeschätzt. Daß nicht alle Entwicklungen in dem Tempo ablaufen, welches man gerne sähe, das ist eine Wahrheit, der man nicht entkommen kann,
    Wer aber - wie Christoph seinerzeit - die Flinte vorzeitig ins Korn wirft - wird kaum je Gelegenheit bekommen die Früchte seines Erfolges - und sei es nur virtuell - zu ernten


    Natürlich kann nicht ständig über alle Sänger mit der gleichen Intensität diskutiert werden. Es wird auch immer Sänger geben, die User und Besucher mehr interessieren und andere, die nicht so viel Interesse finden. Es fällt auf, dass es meist Nachrichten über Geburtstage, Todestage oder auch den Tod sind, die die Aufmerksamkeit wieder auf einen Sänger lenken, über den vielleicht länger schon nicht mehr diskutiert wurde!
    Das ist doch ganz OK!


    Ein anderer Punkt ist natürlich, ob wichtige Sänger gänzlich fehlen!
    Ich habe jetzt nicht systematisch danach gesucht, aber es gibt natürlich Lücken, die geschlossen werden sollten.


    Vielleicht könnte ja mal gefragt werden, wem denn welcher Name einfällt. Dann entstünde eine Liste und ich bin mir ganz sicher, dass der eine oder andere Tamino sicher bereit und in der Lage wäre, einen Thread über den einen oder anderen der genannten Sänger zu eröffnen, in dem über ihn Informationen, Geschichten, Erlebnisse und Berichte zusammengetragen werden können. Und ganz sicher wird sich dann auch eine Diskussion über seine Gesangsleistungen und Interpretationen entwickeln!


    Um gleich mal den Anfang zu machen: Da es offenbar bisher keinen Thread zu der von mir hoch verehrten Pilar Lorengar gibt, biete ich an, einen Thread zu eröffnen, der ihr gewidmet ist! Das kann allerdings vermutlich erst Ende September sein!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Es gibt:
    Pilar Lorengar - Eine Stimme die verzaubert

    Das hätte mich auch gewundert! Eine meiner Lieblingssängerinnen ohne eigenen Thread!


    Umso besser! Ich hatte den Namen in Alfreds Liste nicht gefunden und danach vorschnell gefolgert, es gäbe keinen Lorengar-Thread!


    Jetzt habe ich ihn mir angesehen!
    Ganz sicher werde ich bei Gelegenheit mal versuchen, das Portrait der wunderbaren Pilar Lorengar ein bißchen weiter auszumalen! Immerhin habe ich sie zwischen 1958 und 1987 in eigentlich allen Partien, die sie in Berlin gesungen hat, wieder und wieder gehört!


    Aber unabhängig jetzt von dem konkreten Namen:
    Macht mein Vorschlag trotzdem Sinn? Wäre nicht eine erste Sammlung von Namen, für die bisher nicht ein eigener Thread existiert, ein nützlicher Anfang zur Erweiterung und Vervollständigung der Sänger-Enzyklopädie?



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Nur zu, lieber Caruso. Jeder Name kann eine Erinnerung sein, wenn nicht für den Einen, dann für den Anderen!!


    So macht Tamino doch erst richtig Spaß!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich bin jetzt seit Tagen damit befasst die Liste der Sängerthreads , die wir bei Tamino gestartet haben zu vervollkommnen.
    Diese Liste hat bis vor kurzen etwa 50 Namen enthalten, die ich für unbedingt unverzichtbar hielt - mit der Option, sie bei Bedarf zu erweitern. Den Gedanken eines kompletten Verzeichnisses hatte ich längst aufgegeben.
    Vor etwa 2 Wochen habe ich nun begonnen die Liste zu ergänzen, wobei ich diesmal einen anderen Weg ging als bisher. Anstatt weiter 10 oder 20 "Große Namen " anzuhängen habe ich die Threads chronologisch nach ihrem Entstehen hinzugefügt. Bis jetzt sind 630 !!! Einträge hinzugekommen !!! Um beim Beispiel "Pilar LORENGAR" zu bleiben. Der Thread wurde am Donnerstag, 2. Juni 2011, 14:47 erstellt und erst GESTERN ins Verzeichnis eingefügt. Das Verzeichnis wird aus ZWEI Forenbereichen gespeist: Einerseits den "normalen " Stimmenthreads über Sänger der Stereo-Ära (aber auch "edles Mono" - ca 1948-1956) findet man hier, andrerseits der "historische" Bereich. Ca 90-95 aller Threads werden ins Verzeichnis übernommen - so lautet das Ziel.
    Im "Normalthread bin ich im Jul 2011 angekommen - bei den Historischen Stimmen etwa im Herbst 2010. Letztere ist aber bedeutend kürzer, so daß die Fertigstellung in etwa zur gelichen Zeit erfolgen wird .
    ZU den Lücken ist zu sagen, daß es äusserst interessant ist, wie die Beiträge zustandekamen. Überwog vorerst durch ein Wiener Mitglied der anteil an Sängern die besonders in Wien geschätz wurden (aber natürlich nicht nur, fand mit dem Abgang diese Mitglieds diese Richtung ein jähes Ende. Es folgten - nach einer längeren Pause andere Poster, deren Vorlieben auch einen Stempel im Forum hinterlassen haben. Als "Archivar" habe ich dennoch noch zahlreiche Lücken gefunden - und auch ich habe vor einigen Tagen begonnen vereinzelt wieder Sängerportraits zu starten, etwas, das mir mehr Spaß macht als zunächst angenommen. 5- 10 Namen plane ich für die nächste Zeit - wir haben ja keine Eile.
    Besonders liegt mir daran, daß "alte" Sängerthreads gelesen - und wo es sinnvoll erscheint - wieder weitergeführt werden


    Ich hoffe, daß Das Themenverzeichnis "Sängerportraits" auf soviel Interesse stösst wie es mir Arbeit gemacht hat - und noch machen wird....


    mir freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das Problem hier ist sicherlich ein anderes.
    Nehmen wir als Beispiel Maria Callas, eine Sängerin über eigentlich schon alles gesagt und geschrieben wurde.
    Die Wahrscheinlichkeit jemanden zu treffen der sie persönlich kannte und ganz neue Seiten von ihr zu berichten wüßte, die nicht schon in x Büchern und Berichten zu lesen waren, ist relativ gering.
    Und alle Argumente die für bzw. gegen sie stimmen könnten sind auch schon x mal durchgekaut worden.
    Es ist daher uninteressant.
    Gleiches gilt hier sicherlich auch für Renata Tebaldi, Franco Corelli, Joan Sutherland, Montserrat Caballe, Carlo Bergonzi und Beverly Sills.
    Und solange hier nicht igentwo eine Aufnahme auf CD oder DVD auftaucht die grundlegend neue Erkenntnisse bringen wird, wird sich hieran auch wenig ändern.
    Über neuere Inszenierungen gibt es da sicherlich mehr zu sagen, da hier eben in den letzten 40 Jahren (was daran liegt das sie eben Neu sind) noch nicht alles gesagt bzw. geschrieben worden ist.
    Dieses ist auch einer der Gründe, warum ich grundsätzlich (Nachrufe einmal ausgenommen) über weniger bekannte Interpreten schreibe, eben weil hier noch nicht alles gesagt und geschrieben (sofern überhaupt) worden ist.
    Das beschert mir in der Regel zwar eine geringe Leseranzahl, aber wenn ich zwei oder drei Personen davon Überzeugen kann sich mit dieser Person näher auseinanderzusetzen, dann sehe ich das schon als Erfolg an.

  • Lieber Sven,


    man sollte das eine tun, z. B. über unbegekanntere Sänger schreiben, aber das andere auch nicht lassen. Wenn zum Beispiel ein Tamino-Freund darüber berichtet, dass ihn die Begegnung mit einer Aufnahme von Domingo aus dem oder dem Grund begeistert, dann ist dies für mich interessant, egal wieviel und was über den großen Tenor bereits vorher geschrieben wurde.
    Insbesondere da Schutzfristen ablaufen und die Rundfunkarchive ihre Schätze veröffentlichen kommen immer wieder Neuaufnahmen heraus, die dem bekannten Gesamtbild eines Künstlers neue Facetten hinzufügen.
    Eine Problematik, die an einem Besispiel gut verdeutlicht werden kann: Gottllob Frick ist sicherlich der mit Tondokumenten am umfangreichsten dokumentierte deutsche Bass. Dennoch hat das Hamburger Archiv für Gesangskunst erst kürzlich die erste Gesamtaufnahme mit einer seiner stärksten Partien des Philipp in "Don Carlos" herausgebracht, ebenso eine Aufnahme von Rossinis"Stabat Mater", die wir noch nicht kannten. Für uns und alle Frick-Freunde Großtaten, die wir auch gerne publizieren. Aktuell stehen wir vor der Überlegung, eine CD mit Kunstliedern von Frick zu produzieren. Der Sänger konnte sich mit Ausnahme von Volksliedern während seiner großen Opernkarriere dem Liedgesang wenig widmen. Jetzt ist aber auch durch Mithilfe von Sammlern so viel Material aufgetaucht, dass wir Frick auch als Liedsänger präsentieren werden. Eine neue hoch interessante Facette, die eine ganz wertvolle Ergänzung zum sonstigen Schaffen des Bassisten ist.
    Ähnliche Beispiele könnten sicherlich für viele andere Künstler, über die es Deiner Meinung nach nicht mehr viel Interessantes zu berichten gibt, gefunden werden. Deshalb bitte das eine tun und das andere nicht lassen. Außerdem würden viele Sängerinnen und Sänger ganz schnell vergessen werden, wenn nicht ständig über sie und die Beschäftigung mit ihrer Kunst auch im Verlgleich mit anderen Interpretationen und mit heutigen Sängern berichtet würde. Es ist eine Stärke der Sänger-Threads bei Tamino, dass in unserem Forum diese Vielfalt geboten wird.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!