Wagners Dramen visuell

  • Liebe Forianer,


    in den nächsten Tagen erfolgt durch mich eine Zusammenstellung von sehenswerten Wagner-Opern auf DVD bzw. Blu-ray des Bayreuther Kanons. Der "Rienzi" wird fehlen, den es ja ohnehin nur in einer werk-verhunzenden Deutung gibt.


    Wo Wagner drauf steht, soll auch Wagner drin sein. Das bedeutet, dass in meinen Empfehlungen kein Platz für Wagner auf der Schulbank oder Lohengrin in Zimmermanns-Outfit ist. Ferner gibt es keinen Spaktakel-Wagner: Der "Ring" aus Valencia ist eher etwas fürs Auge als für eine tiefschürfende Auseinandersetzung mit dem Wagner-Kosmos.


    Pro Musikdrama wird es drei Empfehlungen geben, davon mindestens ein Bayreuth-Mitschnitt.



    :hello: LT

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  • Da bin ich sehr gespannt. :)


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wahrscheinlich eine blöde Frage.
    Ich habe ca. 3 Rienzi DVDs im letzten Jahr käuflich erworben, welche von denen soll denn jetzt nicht erwähnt werden?

  • Lieber Sven,


    wo bekommt man außer der verhunzten Nazi-Rienzi DVD eine gescheite DVD. Ich habe im Handel kein weiteres Angebot gefunden als die Aufnahme aus Wiesbaden, die man bei Premiere Opera auf miserabel gebrannten Rohlingen in schlechter Bildqualität vertreibt. Vielleicht kannst du sie uns im Anschluss an die Vorstellungen von Liebestraum eine vernünftige und auch von der Bildqualität akzeptable Aufnahme vorstellen. Ich wäre auch daran sehr interessiert.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • 1. Opernfilm (1975)




    Musikalische Leitung: Wolfgang Sawallisch
    Inszenierung: Vaclav Kaslik


    Daland: Bent Rundgren
    Senta: Catarina Ligendza
    Mary: Ruth Hesse
    Erik: Hermann Winkler
    Steuermann: Harald Ek
    Der Holländer: Donald McIntyre


    Chor der Bayerischen Staatsoper
    Bayerisches Staatsorchester


    Dieser Klassiker ist ein Opernfilm. Es ist schon beeindruckend, wenn das rote Segel des Holländer-Schiffes so plötzlich wie aus dem Nichts erscheint oder ganze Wogen von Wasser auf das Schiffsdeck geschüttet werden. Insgesamt wird in dieser Deutung das Gespenstisch-Dämonische hervorgehoben.


    Rundgren stellt den Daland in jeder Phase glaubhaft dar. Auch gesanglich vermag er ausgezeichnet zu überzeugen. Die Senta Catarina Ligendzas ist stets glaubhaft, ihr Gesang ist in der Höhe doch eher etwas dünn. Gesanglich und darstellerisch überzeugt Hermann Winkler als Erik. McIntyres Holländer ist ein Ereignis! Chor und Orchester unter Sawallisch bieten eine herausragende musikalische Umrahmung.


    Leider läuft der Film nicht synchron zum Gesang.


    Fazit: Ein toller "Holländer". Eine hervorragende Möglichkeit sich an den "Holländer" oder an Wagners Opern heranzutasten.



    2. Der Holländer aus Finnland (1989)




    Musikalische Leitung: Leif Segerstam
    Inszenierung: Ilkka Bäckman


    Daland: Matti Salminen
    Senta: Hildegard Behrens
    Mary: Anita Välkki
    Erik: Raimo Sirkiä
    Steuermann: Jorma Silvasti
    Der Holländer: Franz Grundheber


    Savonlinna Opera Festival Orchestra and Chorus


    Diese Veröffentlichung bietet eine historisierende Sichtweise auf das Werk und wendet sich somit an die Freunde traditioneller Deutungen. Auch gesanglich ist diese DVD sehr empfehlenswert: Salminen und Grundheber bieten beachtliche Rollenporträts. Hildegard Behrens ist hier noch sehr gut bei Stimme! Segerstam dirigiert eruptiv und lässt die Wellen richtig aufpeitschen! Trotz Mitschnitt von einer Naturbühne ist der Ton sehr gut eingefangen.


    Fazit: Eine DVD, die wirklich Freude macht, weil sie szenisch, gesanglich und musikalisch überzeugt.



    3. Bayreuth (1985)




    Musikalische Leitung: Woldemar Nelsson
    Inszenierung: Harry Kupfer


    Daland: Matti Salminen
    Senta: Lisbeth Balslev
    Mary: Anny Schlemm
    Erik: Robert Schunk
    Steuermann: Graham Clark
    Der Holländer: Simon Estes


    Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele


    Harry Kupfer setzte den "Holländer" als traumatisches Psychogramm der Senta in Szene. Die Personenführung ist mustergültig und heute kaum noch so zu erleben. Simon Estes als farbiger Holländer bietet eine grandiose Darstellung. Salminen liefert wieder einen profunden Daland ab. Die Balslev vermag als Senta zu überzeugen (gesanglich hier und da etwas überfordert). Robert Schunk singt einen tadellosen Erik. Der Chor singt meisterhaft und Nelsson lässt das Orchester in den besten Farben glänzen.


    Fazit: Auch dieser "Holländer" hat seine Meriten. Er sollte in keiner Sammlung fehlen!



    :hello: LT

  • Hallo Liebestraum,


    da kann ich dir voll zustimmen. Ich besitze sowohl den packenden, gespenstischen Film als auch die Inszenierung von Harry Kupfer, die den Holländer als Seelendrama Sentas sieht, sich aber dennoch im Ablauf durchaus an das Libretto hält, auch wenn Senta am Schluss nicht erlöst aufsteigt, sondern - nachdem sie sich aus dem Fenster gestürzt hat - tot auf der Straße aufgefunden wird. Beide Aufnahmen gefallen mir ausgesprochen gut, in der Bayreuther Fassung vor allem Simon Estes als Holländer und Robert Schunk als Erik.
    Die Aufnahme aus Finnland kenne ich nicht.
    Vielen Dank für die erste Vorstellung der Aufnahmen von Wagner-Opern.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • DVD: Wagner: RICHARD - RIENZI - JERUSALEM - URMANA - GUSTAFASO...
    DVD: Wagner: RICHARD - RIENZI - JERUSALEM - URMANA - GUSTAFASON - VIENNA - 1997 - Poor Quality DVD: Wagner: RICHARD - RIENZI - JERUSALEM - URMANA - GUSTAFASON - VIENNA - 1997 - Poor Quality ...



    DVD: WAGNER: RIENZI (Wagner, Wiesbaden 1982) Brenneis, Altmeye...
    DVD: WAGNER: RIENZI (Wagner, Wiesbaden 1982) Brenneis, Altmeyer, Linos, Kohler S DVD: WAGNER: RIENZI (Wagner, Wiesbaden 1982) Brenneis, Altmeyer, Linos, Kohler S ...


    Und natürlich die mit Torsten Kerl aus Berlin von 2012.

  • Lieber Sven,


    zunächst einmal vielen Dank für deine Antwort zu "Rienzi". Beide Blöcke sind wohl dieselben Aufnahmen? Die von dir im zweiten Block genannte DVD aus Wiesbaden habe ich mir kürzlich von Premiere Opera schicken lassen. Sie ist in der Inszenierung akzeptabel, aber die Bildqualität ist schlecht, wie leider auch alle 9 Aufnahmen, die ich dort bestellt hatte, unbrauchbar waren (von verschlissenen Bändern auf Rohlinge überspielt, z.T. voller Störungen oder irgendwelche Haus- oder Amateuraufnahmen, verzittert und oft sogar mit nur einer Einstellung (Totale), in der die Personen überhaupt nicht zu erkennen waren. Nur eine war von der Bildqualität brauchbar, dafür hatte sie im regelmäßigen Abstand von 10 Minuten (Kapitelmarker) Bild- und Tonaussetzer von mehreren Sekunden, letzteres konnte ich dann über ein Filmschnittprogramm einigermaßen korrigieren und neu brennen)
    Diese Aufnahme fand ich allerdings nur dort. Die andere Aufnahme aus Wien habe ich bisher nicht im Handel (auch nicht im Internet) gefunden. Wie es aber aus deinen Angaben erscheint, gibt es auch die wohl nur in schlechter Qualität. Damit bleibt lediglich die scheußliche Aufnahme aus Berlin, die als einzige bei uns überall im Handel angeboten wird, die ich mir sicherlich nicht kaufen werde. Schade!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zudem sollte hier noch die fliegenden Holländer DVDs mit:


    Mark Rucker; Liege 2011
    Jose van Dam; Marseille 1994 ( mit Falcon und Ochman )
    Bryn Terfel; Cardiff 25.02.2006


    hingewiesen werden

  • Lieber Gerhard Wischniewski?


    Dieses Problem mit den kurzen Tonausetzern kenne ich leider auch schon seit einigen Jahren bzw. das manche Aufnahmen Amateurhaft anmuten.
    In solchen Fälle sage ich mir immer lieber einen amateurhaften Mitschnitt als gar keinen Mitschnitt zu sehen bekommen.
    Und ich muß ganz offen bekennen, Aufnahmen aus einer Perspektive, nämlich in der totalen sind mir hundertmal lieber als dieses hektische hin und her gespringe während eine Aufführung.
    Ich finde nichts grauenhafter, als wenn das Bild bei konzertanten Aufführungen, wenn ich die Gesichter der Sänger studieren will, die Kamera immer wieder ins Blumenbuquet flüchtet, zu irgentwelchen Decken- oder Wandverzierungen oder immer wieder von weiter ferne sich heran zoomt nur um gleich wieder wegzuschwenken.
    Solche Profiaufnahmen versauen mir jeden Musikabend.

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  • Lieber Liebestraum,


    deine erste "Holländer"-Empfehlung unter Sawallisch hatte ich schon vorher auf meinen Einkaufszettel gesetzt, desgleichen einen "Meistersinger". Bevor ich mich dazu äußere, möchte ich doch deine Empfehlung abwarten, um zu sehen, ob wir da wieder die gleiche Vorliebe haben.


    Übrigens eine lobenswerte Idee von dir, das sicher Einiges an Arbeit kostet.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    Zitat von Sven Godenrath: Und ich muß ganz offen bekennen, Aufnahmen aus einer Perspektive, nämlich in der totalen sind mir hundertmal lieber als dieses hektische hin und her gespringe während eine Aufführung.

    Lieber Sven,


    da bin ich allerdings ganz anderer Meinung. Ich filme selbst und bin auch in einem Filmclub. Wenn ich so etwas abliefern würde, würde ich sofort durchfallen. Anders als im Opernhaus, vielleicht auch allenthalben im Kino auf Großleinwand, wirkt eine Filmaufnahme aus einer einzigen Perspektive, dazu noch so weit entfernt, dass man die Personen nur noch als kleine Punkte oder helle Flecken erkennen kann, auf dem häuslichen Fernseher - und sei er auch noch so groß - doch recht langweilig. Wenn dann das Bild auch noch verschwommen ist, wie ich es auf den DVDs von Premiere Opera erhalten habe, ist es ganz aus.
    Natürlich stört auch ständiges Hin- und Herzoomen. Zoom ist überhaupt unnatürlich und sollte von einem guten Filmer möglichst ganz vermieden werden.
    Bleibt also nur die Aufnahme mit mehreren Kameras aus verschiedenen Perspektiven, wobei eine gute Bildregie erforderlich ist, so dass das Bild im passenden Moment (z.B. dem Text oder der Musik, d.h. auch dem Wechsel der Sängers, angepasst) umgeschnitten wird.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)


  • Ausschnitt aus der Sawallisch-Aufnahme



    Ausschnitt aus der Segerstam Aufnahme



    Ausschnitt aus der Nelsson Aufnahme


    LG
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Liebestraum,


    deine Enttäuschung kann ich verstehen. In den Ersten ein zwei Jahren ist auch mancher lange Beitrag (bis zu 3 bis 4 DIN A4- Seiten im Internet-Orkus verschwunden. Ich schiebe das vor allen Dingen auf WLAN-Systeme, und schreibe seitdem meine Beiträge erst auf Word vor und ziehe sie dann mit der Maus rüber. Wenn mein PC dann mal Tamino nicht mehr finden kann, ist das nicht ganz so schlimm. Dann melde ich mich halt wieder an.


    Troztdem noch einen schönen Restabend.


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • 1. Bayreuth (1978)

    mit Venusberg-Bacchanale
    Musikalische Leitung: Sir Colin Davis
    Inszenierung: Götz Friedrich


    Landgraf Hermann: Hans Sotin
    Elisabeth / Venus: Gwyneth Jones
    Tannhäuser: Spas Wenkoff
    Wolfram: Bernd Weikl
    Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele


    Der „Tannhäuser“ steht und fällt mit der Besetzung der Titelpartie. Mit Spas Wenkoff stand ein Interpret zur Verfügung, der die Partie nicht nur mühelos bewältigte, sondern den Seelenzustand der Figur in jeder Phase glaubhaft darstellte. Auch wenn Gwyneth Jones keine sehr phonogene Stimme hatte, so gestaltete sie eindrucksvolle Porträts von Elisabeth und Venus. Mit Hans Sotin (Landgraf), Bernd Weikl (Wolfram) und Robert Schunk (Walther) sind auch die weiteren Partien luxuriös besetzt. Colin Davis lieferte ein erstklassiges Dirigat ab. Dazu kommen noch die wieder hervorragend einstudierten Chöre. Die skandalumwitterte erotisch-leidenschaftliche Inszenierung von Götz Friedrich wurde damals sehr kontrovers diskutiert. Für den heutigen Betrachter zählt diese Deutung zu den besten Arbeiten des Regisseurs.Eine weitere Besonderheit dieser
    Aufzeichnung ist, dass es der erste komplett veröffentlichte Mitschnitt einer Aufführung der Bayreuther Festspiele ist.


    Fazit: Wenn einen „Tannhäuser“ auf DVD – dann nur diesen!




    2. Bayreuth (1989)


    mit Venusberg-Bacchanale
    Musikalische Leitung: Giuseppe Sinopoli
    Inszenierung: Wolfgang Wagner


    Landgraf Hermann: Hans Sotin
    Elisabeth: Cheryl Studer
    Venus: Ruthild Engert-Ely
    Tannhäuser: Richard Versalle
    Wolfram: Wolfgang Brendel
    Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele


    Auch Richard Versalle bietet einen stimmlich eindrucksvollen Tannhäuser, ohne jedoch die Qualitäten von Wenkoff zu erreichen. Auch die innere Zerrissenheit der Titelfigur vermag der Interpret nicht glaubhaft zu machen. Cheryl Studers Elisabeth ist das eigentliche Ereignis dieser Produktion. Ihr ausgezeichnetes Deutsch (ja, und sie weiß, was sie singt) und ihr anmutiger Gesang überzeugen auf der ganzen Linie. Ruthild Engert-Ely singt eine sinnlich-anziehende Venus. Auch hier sind die weiteren Partien hervorragend besetzt: Hans Sotin (Landgraf), Wolfgang Brendel (Wolfram). Sinopolis dramatisch-eindrucksvolles Dirigat und der wieder auf hohem Niveau singende Chor runden die musikalisch sehr gut gelungene Interpretation ab. Die Inszenierung von Wolfgang Wagner geriet etwas statuarisch. Die Bühne ist karg ausgestattet,stattdessen wird viel mit Licht, Schatten und Farbe gearbeitet. Zur Beachtung: Versalle, Studer und Sinopoli mussten kurzfristig einspringen.


    Fazit: Studer und Sinopoli machen diese Produktion zum Ereignis!




    3. MET (1982)


    mit Venusberg-Bacchanale
    Musikalische Leitung: James Levine
    Inszenierung: Otto Schenk


    Landgraf Hermann: John Macurdy
    Elisabeth: Eva Marton
    Venus: Tatiana Troyanos
    Tannhäuser: Richard Cassilly
    Wolfram: Bernd Weikl
    Chor und Orchester der Metropolitan Opera New York


    Hat man sich erst einmal an die Tenorstimme Richard Cassillys gewöhnt, dann zeigt er durchaus eine solide Leistung, auch wenn seine Stimme zum Ende hin immer dünner wird. Sehr positiv überrascht war ich von der gesanglichen und darstellerischen Leistung durch Eva Marton. Die Interpretation der Venus durch Tatiana Troyanos ist stimmlich wie auch rein optisch beinahe optimal. Doch leider versteht man kaum ein Wort. Hervorragend besetzt sind auch John Macurdy (Landgraf) und Bernd Weikl (Wolfram). Das dramatisch-schwungvolle Dirigat am Pult der MET durch James Levine überzeugt von Anfang bis Ende. Auch die sehr gut einstudierten Chöre kommen klangvoll zur Geltung. Die Inszenierung von Otto Schenk ist als konservativ-werkgetreu zu bezeichnen. Sehr eindrucksvoll sind auch die Bühnenbilder von Schneider-Siemssen.


    Fazit: Eine gelungene Produktion für Interessenten konservativ-werkgetreuer Deutungen!



    :hello: LT

    2 Mal editiert, zuletzt von Liebestraum ()

  • Nachtrag:


    Der fliegende Holländer
    Opernfilm, DDR 1964



    Unbedingt sehenswert ist der DDR-Opernfilm dieser Wagner-Oper, der von Joachim Herz in Szene gesetzt wurde. Leider gibt es den Film noch nicht auf DVD. Der MDR zeigt diesen Film anlässlich des Wagner-Jubiläums in der Nacht vom 22. zum 23. Mai 2013 in ihrem Programm!

    Musik: Richard Wagner
    Kamera: Erich Gusko
    Buch: Joachim Herz und Harald Horn
    Regie: Joachim Herz


    Senta - Anna Prucnal (Gesang: Gerda Hannemann)
    Der Holländer - Fred Düren (Gesang: Rainer Lüdeke)
    Daland - Gerd Ehlers (Gesang: Hans Krämer)
    Mary - Mathilde Danegger (Gesang: Katrin Wölzl)
    Erik - Herbert Graedtke (Gesang: Rolf Apreck)
    Steuermann - Hans-Peter Reinecke (Gesang: Karl-Friedrich Hölzke)


    Chor des Opernhauses Leipzig, Gewandhausochester Leipzig, Dirigent: (konnte ich bis jetzt nicht ermitteln)



    :hello: LT

  • Danke für den TV-Tipp - werde ich aufnehmen!


    Gewandhausochester Leipzig, Dirigent: (konnte ich bis jetzt nicht ermitteln)


    Nach meinen Unterlagen heißt der Dirigent Rolf Reuter
    Eine DVD gab es in Japan bei der Fa. dreamlife corp.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Zitat Harald Kral:

    Zitat

    ...hat leider 25 min. zu spät angefangen - jetzt fehlt mir der Schluß!


    Mein lieber Harald!


    Für dich als Wagnerianer ist diese Oper natürlich ein Muß! Schade! Aber leider kann ich dir nicht helfen, denn ich habe diese Oper auch verpaßt. :stumm:






    Herzlichst
    Wolfgang

    W.S.

  • Lieber Harald,


    wirklich schade. Leider war ich zu diesem Zeitpunkt im Urlaub und habe vorher auch nichts davon gewusst. Wäre ich zu Hause gewesen, hätte ich den Film sicherlich aufgenommen. Ich habe mit dem Fernsehen schon ähnliche Erfahrungen gemacht und habe mir daher angewöhnt, hinten mindestens eine halbe Stunde zuzugeben, damit ich die Sendung bei Zeitverschiebung ganz drauf bekomme. Natürlich kann auch das noch schiefgehen, aber das habe ich bisher noch nicht erlebt. Schade, dass ich dir auch nicht helfen kann.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Vorbemerkung:


    Von keiner Wagner-Oper gibt es so viele schlechte visuelle Überlieferungen, wie gerade von dieser populärsten Oper Richard Wagners. Alle Empfehlungen beziehen sich auf Produktionen, die 20 Jahre und älter sind. Danach konnten die meisten Veröffentlichungen inszenatorisch (Bayreuth/Neuenfels, München/Jones) und gesanglich (Domingo/Wien, Vogt/Baden-Baden) nicht überzeugen.



    1. Bayreuth 1993


    Musikalische Leitung: Peter Schneider
    Inszenierung: Werner Herzog


    König Heinrich: Manfred Schenk
    Lohengrin: Paul Frey
    Elsa von Brabant: Cheryl Studer
    Telramund: Ekkehard Wlaschiha
    Ortrud: Gabriele Schnaut


    Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele


    Wer diese DVD besitzt, braucht eigentlich keine weitere von dieser Oper. Hier stimmt einfach alles: Luxuriöse Besetzung, klangvolle Chöre, hervorragender Orchesterklang, sehr gute szenische Umsetzung. Der Regisseur Werner Herzog legt in seiner von romantischen Bildern unterstützenden Deutung den Schwerpunkt auf die Auseinandersetzung der beiden Frauengestalten Elsa (Cheryl Studer) - Ortrud (Gabriele Schnaut). Beide überzeugen gesanglich und darstellerisch. Paul Frey bietet einen kraftvollen Lohengrin fernab von Vogt-Männchen-Gewisper. Ekkehard Wlaschiha zeigt eindrucksvoll einen auf verlorenen Posten kämpfenden Telramund. Manfred Schenks König Heinrich ist tadellos. Ich glaube, ich habe die Chöre zu dieser Oper noch nie so opulent gehört (ich habe diese Produktion als CD und DVD) wie in dieser Aufzeichnung (Nobert Balatsch). Peter Schneider wächst über sich hinaus: den Klang, den er dem Orchester entlockt ist grandios!


    Fazit: Der "Lohengrin" für die einsame Insel!



    2. Bayreuth 1982

    Musikalische Leitung: Woldemar Nelsson
    Inszenierung: Götz Friedrich


    König Heinrich: Siegfried Vogel
    Lohengrin: Peter Hofmann
    Elsa von Brabant: Karan Armstrong
    Telramund: Leif Roar
    Ortrud: Elizabeth Connell


    Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele


    Götz Friedrichs eindrucksvolle zweite Arbeit für die Bayreuther Festspiele krankt an der kaum zu verstehenden schrill singenden Karan Armstrong. Sie wird von der beeindruckend singenden und agierenden Elizabeth Connell (Ortrud) faktisch an die Wand gesungen. Natürlich lebt diese Aufzeichnung vom strahlenden Held Lohengrin der von Peter Hofmann glanzvoll in Szene gesetzt wird, der auch gesanglich voll überzeugte. Etwas blass bleibt der Telramund von Leif Roar. Siegfried Vogel bietet als König Heinrich eine sehr gute Leistung. Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele stellen ihren hohen Status wieder unter Beweis, ohne jedoch das Niveau von 1993 zu erreichen.


    Fazit: Für alle die, die noch einen "Lohengrin" auf DVD haben wollen!



    3. New York 1986

    Musikalische Leitung: James Levine
    Inszenierung: August Everding


    König Heinrich: John Macurdy
    Lohengrin: Peter Hofmann
    Elsa von Brabant: Eva Marton
    Telramund: Leif Roar
    Ortrud: Leonie Rysanek


    Chor und Orchester der Metropolitan Opera New York


    Leider ist von der Szenerie August Everdings mitunter wenig zu sehen, da vieles in dunkel getaucht ist. Aber auch Peter Hofmann, der strahlende Held Lohengrin hat gesanglich nicht seinen besten Tag erwischt. Eva Marton schlägt sich als Elsa beachtlich. Star des Abends war Leonie Rysanek: was sie gesanglich und darstellerisch als Ortrud bot war einfach famos. Leif Roar blieb als Telramund blass, hatte aber auch Schwierigkeiten mit der Deutschen Sprache. John Macurdy sang einen guten König Heinrich. Großes Lob verdient die musikalische Leitung unter James Levine. Der Chor der Met überzeugte mit einer sehr guten Leistung.


    Fazit: Immer noch besser als alle hier nicht genannten Aufzeichnungen!



    :hello: LT

  • Lieber Liebestraum,


    wie du schon festgestellt hast, ist die erste, von dir vorgestellte Lohengrin-DVD (Bayreuth 1993) sicherlich die beste, die es zur Zeit auf dem Markt gibt. Ich habe sie und möchte auch keine weitere haben. Alles, was in der neueren Zeit an Lohengrin-Aufnahmen auf den Markt geschwemmt wurde (wie der Klassengrin, der Baustellengrin, der Rattengrin usw.) kann man ohnehin getrost vergessen. Der Lohengrin aus Bayreuth von 1993 ist so gewaltig und sängerisch großartig, dass man ihn immer wieder ansehen kann.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Liebestraum,


    wie du schon festgestellt hast, ist die erste, von dir vorgestellte Lohengrin-DVD (Bayreuth 1993) sicherlich die beste, die es zur Zeit auf dem Markt gibt. Ich habe sie und möchte auch keine weitere haben. Alles, was in der neueren Zeit an Lohengrin-Aufnahmen auf den Markt geschwemmt wurde (wie der Klassengrin, der Baustellengrin, der Rattengrin usw.) kann man ohnehin getrost vergessen. Der Lohengrin aus Bayreuth von 1993 ist so gewaltig und sängerisch großartig, dass man ihn immer wieder ansehen kann.


    Liebe Grüße
    Gerhard


    Lieber Gerhard,


    da stimme ich Dir zu. Hätten wir nur bei allen Wagner-Opern so eine großartige filmische Umsetzung. Es ist ja leider nicht so wirklich der Fall.


    Liebe Grüße
    Joseph
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph Ii, lieber Gerhard,


    Wenn ich bei Euren Vorschlägen zu träumen beginne, hätten wir eine Wieland-Inszenierung (gar in Farbe) der 50er//60er- Jahre ( was ja bis heute der Wolfgang-Zweig zu verhindern wusste), wir würden wahrlich eine später enstandene Dvd genauso wenig benötigen, wie wir nach 1975 entstandene Cds brauchen....
    Man stelle sich nur mal vor: Lohengrin mit Konja, Grümmer, Tannhäuser 1961/62, Tristan 1965 usw., usw..
    Der unerfüllbarste Traum (schliesslich sind die Wolfgang-Töchter am Ruder!), wäre eine Neuauflage des Wieland-Parsifals (1951-1970), der schon rein dadurch realisierbar wäre, dass die détaillierten Regiebücher (bisher!) nicht vernichtet wurden und der Betreuer Lehmann noch lebt. Stattdessen der .....(ich wüsste kein gesellschaftsfähiges Wort) Meese für das kommende Jahr!

  • 1. Berlin 1995




    Musikalische Leitung: Rafael Frühbeck de Burgos
    Inszenierung: Götz Friedrich


    Hans Sachs: Wolfgang Brendel
    Veit Pogner: Victor von Halem
    Sixtus Beckmesser: Eike Wilm-Schulte
    Walther von Stolzing: Gösta Winbergh
    David: Uwe Peper
    Eva: Eva Johansson
    Magdalene: Ute Walther


    Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin


    Diese Veröffentlichung beeindruckt durch ihre Geschlossenheit: keine Ausfälle, was die Szene, die Solisten, Chor, Orchester und Dirigat betrifft. Wann kann man schon so etwas vermelden? Wolfgang Brendels lyrisch-baritonaler Sachs beweist Durchschlagskraft bis zum letzten Auftritt. Eike Wilm-Schultes Beckmesser ist ein wahres Kabinettstückchen. Der schlanke strahlende Held Stolzing wird von Gösta Winbergh blitzsauber gesungen. Eva Johansson bietet mit ihrem schönen Sopran ein überzeugendes Evchen. Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin präsentieren sich in blendender Verfassung. Rafael Frühbeck de Burgos liefert ein ausgezeichnetes Dirigat ab. Die Inszenierung von Götz Friedrich ist weitesgehend konventionell (außer die Einblendung Nürnberg 1945). Die Personenführung ist mustergültig: auf der Bühne ist immer etwas los. Lange Weile kommt nie auf!


    Fazit: "Meistersinger" der Extraklasse.



    2. Sydney 1988




    Musikalische Leitung: Sir Charles Mackerras
    Inszenierung: Michael Hampe


    Hans Sachs: Donald McIntyre
    Veit Pogner: Donald Shanks
    Sixtus Beckmesser: John Pringle
    Walther von Stolzing: Paul Frey
    David: Christopher Doig
    Eva: Helena Doese
    Magdalene: Rosemary Gunn


    The Australian Opera Chorus
    The Elizabethan Philharmonic Orchestra


    Diese Inszenierung ist einfach herrlich! Einschalten und wohlfühlen! Ganz wunderbar sind auch die Bühnenbilder von Reinhard Heinrich gelungen. Ein Glücksfall, dass diese Produktion aufgezeichnet wurde! Der viele Jahre in Bayreuth singende Donald McIntyre bietet trotz fortgeschrittenen Alters ein sehr beachtliches Rollenporträt des Hans Sachs. Jugendlich-frisch geriet der Stolzing von Paul Frey. Mit ihrem angenehmen Sopran-Timbre konnte Helena Doese als Evchen überzeugen. Eine eindrucksvolle Interpretation gelang John Pringle bei der Verkörperung des Sixtus Beckmesser. Am Pult stand Sir Charles Mackerras, der schon bei so vielen Dirigaten überzeugen konnte, so auch hier. Er führte Chor und Orchester zu einer grandiosen Leistung.


    Fazit: Wunderbare "Meistersinger" aus Sydney - wer hätte das gedacht?



    3. Bayreuth 1999




    Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
    Inszenierung: Wolfgang Wagner


    Hans Sachs: Robert Holl
    Veit Pogner: Matthias Hölle
    Sixtus Beckmesser: Andreas Schmidt
    Walther von Stolzing: Peter Seiffert
    David: Endrik Wottrich
    Eva: Emily Magee
    Magdalene: Birgitta Svendén


    Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele


    Auch wenn Wolfgang Wagners letzte Inszenierung für Bayreuth etwas statuarisch herüber kommt, ist dieser Mitschnitt der überzeugendste der Bayreuther Produktionen. Schon allein Peter Seifferts Darstellung des Stolzing lohnt schon die Anschaffung. Robert Holl überzeugt mit profunder Bass-Stimme als ausdauernder Sachs. Andreas Schmidts Beckmesser-Interpretation war ausgezeichnet. Mit ihrem schönen Sopran hauchte sie dem Evchen Leben ein. Sehr gut auch der David von Endrik Wottrich. Schwachpunkt war Matthias Hölle, der nur noch ein Schatten seiner selbst war. In gewohnt hohem Niveau präsentierte sich der Chor und das Orchester der Bayreuther Festspiele. Daniel Barenboim sorgte für ein feuriges Spiel des Orchesters: rasch, kraftvoll und herrlich unpathetisch. Das Klangbild ist grandios!


    Fazit: Wenn es ein Mitschnitt der "Meistersinger" aus Bayreuth sein soll, dann nur diesen!



    :hello: LT

  • Ich habe die folgende Aufnahme, mit der ich auch sehr zufrieden bin
    mit Bernd Weikl als Hans Sachs
    Siegfried Jerusalem als Walter von Stolzing
    Marie Annne Häggander als Eva
    Hermann Prey als Sixtus Beckmesser
    Horst Stein als Dirigent
    Graham Clark als David
    in der Inszenierung von Wolfgang Wagner, Bayreuth 1984. Musikalisch und szenisch durchaus überzeugend und aus meiner Sicht empfehlenswert.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,


    die Aufnahme habe ich auch, nur kommt sie an die von mir vorgestellten Veröffentlichungen nicht heran! Würde dann doch noch eher Levine (MET) vorziehen! Aber auch er kommt gegen die drei von mir genannten nicht heran!


    :hello: LT

  • Fragen:
    Warum wird aus der Eva ein "Evchen"?
    Warum wird (ist?) Stolzing ein "jugendlich frischer, strahlender Held" ?


    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

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