Erfolg im Kampf gegen das Regietheater: "Tannhäuser" in Düsseldorf nach Publikumsprotesten abgesetzt!

  • Ich weiß, daß dieses Thema bereits im Thread


    "Tannhäuser" an der Rheinoper


    behandelt wird. Was aber dort fehlt ist die medienwirksame Schlagzeile. Daher dieser Zusatzthread.


    Die wichtigsten Tageszeitungen haben sich auf diese Schlappe gestürzt und berichten unter folgenden Schlagzeilen :


    http://kurier.at/kultur/buehne…nszenierung-ab/11.832.832


    http://derstandard.at/13637105…haeuser-nach-Protesten-ab


    http://www.focus.de/kultur/mus…aeuser-ab_aid_984643.html


    http://www.zeit.de/kultur/musi…uesseldorf-wird-angesetzt


    http://www1.wdr.de/themen/info…pakt/nrwkompakt16598.html


    http://www.welt.de/kultur/bueh…user-Inszenierung-ab.html


    http://www.wienerzeitung.at/th…Szenen-Opfer-beklagt.html


    http://nachrichten168.eu/nachr…tannhauserinszenierung-ab


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred



    Ich gehe davon aus , daß hier der berühmte Stein ins Rollen gekommen sein dürfte von dem ich sollange geschrieben haben -und von dem viele gezweifelt haben, daß er überhaupt die Fähigkeit habe zu rollen.
    Selbst wenn - was ich nicht glaube - aber immerhin möglich ist - bald Gras über die Sache gewachsen sein wird - es wird ein DÜNNES Gras sein - die Wunde wird lange bluten und alle jene Auf den Plan rufen die bisher im Dunkeln gegen das Regietheater grollten-


    Und WIR von Tamino werden nicht müde werden diese Schlappe in frischer Erinnerung zu halten. Über MÖGLICHE Konsequenzen dieses Ereignissen etwas später in diesem Thread.


    Für alle Mitleser, die durch einen Zufall erstmals bei Tamino sind - hier eine Auswahl unserer Threads zum Thema Regietheater.


    Regietheater - Das Regietheater, eine etablierte Kunstform - wie geht es weiter?
    Regietheater - Derzeit im Spielplan: Die als am schmerzlichsten empfundenen Regietheater-Inszenierungen
    Regietheater - Hans Sotin outet sich als Gegner des Regietheaters
    Regietheater - Peter Konwitschny wirft in Leipzig hin
    Regietheater - Regiethaterinszenierungen locken die Jugend ins Opernhaus!!!!!! :hahahaha:
    Regietheater - Regietheater - Konzepttheater - altbackene versus moderne Inszenierung
    Regietheater - Regietheater und künstlerische Freiheit
    Regietheater - Sänger äussern sich zum Thema "Regietheater"
    Regietheater - Sammelplatz für absurde und lächerliche Inszenierungsidessen
    Regietheater - Schach dem Regietheater
    Regietheater - Was bezweckt es eigentlich ?
    Regietheater - Widerstand gegen das Regietheater wächst unaufhörlich - ist das Ende nah ?
    Regietheater - letzte verbliebene Schrumpfform linker Ideologie ?

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Diesen Beitrag möchte ich nachdrücklich unterstreichen. Auch ich meine, dass die Zeitenwende hin zu ästhischeren, werkgetreuen Inszenierungen
    bereits begonnen hat und diese Entwicklung nicht mehr aufzuhalten ist.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • ich meine, dass die Zeitenwende hin zu ästhetischeren, werkgetreuen Inszenierungen bereits begonnen hat und diese Entwicklung nicht mehr aufzuhalten ist.

    Das meine und hoffe und wünsche ich auch! Und ich bin überzeugt, daß wir Mitglieder hier in unserem Forum auch einen nicht unbeträchtlichen Beitrag mit unseren nicht nachlassenden Protesten dazu leisten. Denn es lesen auch viele Gäste bei uns mit. Und den einen oder anderen werden unsere Aktivitäten auch zum Mit- und Umdenken anregen.
    Lassen wir also nicht nach im Kampf für eine saubere Theater- /Opernkultur! Zeigen wir weiterhin und unnachgiebig die Mißstände und Verunstaltungen auf und nennen wir deren Schöpfer beim Namen.
    In diesem Sinne, meine lieben Brüder und Schwestern im Geiste, mit stetem Kampfesgruß
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hier findet man einen sehr gut geschriebenen Artikel, der unter Bezugnahme auf das Tannhäuser-Debakel auch die gesamte deutsche Theaterlandschaft analysiert.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Eine Slezak-Anekdote: Einmal wurde er gefragt, ob er mit dem hiesigen Ärzte-Orchester auftreten würde. Seine kurze Antwort: Nein, denn ich würde mir ja auch nicht von einem Philharmoniker den Blinddarm herausschneiden lassen.


    Damit will ich andeuten, daß in jedem mir bekannten Beruf Kompetenz erforderlich ist. Wieso man dann in der Oper musikalisch und operngemäß inkompetente Leute schalten und walten läßt, kann ich nicht begreifen. Das Ergebnis dieser Musikdilettanten kennen wir ja zur Genüge, deshalb müssen wieder kompetente Opernregisseure engagiert werden, und die Inkompetenzler müssen endlich von den Opernbühnen verschwinden!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Hier findet man einen sehr gut geschriebenen Artikel, der unter Bezugnahme auf das Tannhäuser-Debakel auch die gesamte deutsche Theaterlandschaft analysiert.


    "Sehr gut schrieben" finde ich beinahe als Understatement. Die Ursache der Hilflosigkeit vieler sogenannten Regisseure wird schonungslos aufgedeckt, sie ist, wie nicht anders zu erwarten,
    in dem totalen Mangel an künstlerischer Begabung zu suchen, gepaart mit der Abwesenheit elementären Taktgefühlts, das in plumper Weise durch übersteigertes Selbstbewusstsein ersetzt wird.

  • Hier findet man einen sehr gut geschriebenen Artikel, der unter Bezugnahme auf das Tannhäuser-Debakel auch die gesamte deutsche Theaterlandschaft analysiert.

    Mir gefällt an diesem Artikel das arrogant-neoliberalistische Gehabe nicht - die Polemik gegen das "Subventionstheater". Ist die Alternative - die USA - etwa besser, wo es drei, vier große Operntheater gibt (bezahlbar nur für die Oberschicht) und tausende Kilometer kulturelle Wüste? Unsere europäische - deutsche - Kultur ist das Subventionstheater. Jedermann hat die Chance, für eine bezahlbare Summe ins Konzert, Theater, in die Oper zu gehen. Die Rheinoper - die ich sehr gut kenne - hat zudem ihre unbestreitbaren Verdienste, z.B. um Schönbergs "Moses und Aron" und immer wieder herausragende Inszenierungen gebracht: Schreker "Die Gezeichneten" (habe ich erlebt) oder Derbussy "Pelleas..." mit Patrice Cheraux und viele andere. Daran ändert auch eine einzelne mißratene und geschmacklose Inszenierung nichts. Außerdem habe ich etwas gegen Zensur und dagegen, daß einige (konservative) Besserwisser rein ideologisch darüber entscheiden sollen, was aufgeführt werden darf und was nicht. Qualität setzt sich schließlich von selber durch. Die Operninszenierung wurde laut Presseberichten auch nicht aus ästhetischen Gründen abgesetzt, sondern weil einige Besucher wegen der Drastik der Szenen offenbar einen Arzt aufsuchen mußten.


    Beste Grüße
    Holger

  • Zitat

    Dr. Holger Kaletha: Außerdem habe ich etwas gegen Zensur und dagegen, dass einige (konservartive) Besserwisser rein ideologisch darüber entscheiden sollen, was aufgeführt werden darf und was nicht.

    Ich hoffe, lieber Holger, du meinst nicht diejenigen in unserem Forum, die sich unermüdlich für werkgerechte Inszenierungen in der Oper einsetzen und tausend gut Gründe dafür anführen, warum solche Inszenierungen wie in Düsseldorf nicht dazu gehören.
    Ich glaube auch nicht, dass Irgendeiner will, dass diese oder jene Oper nicht aufgeführt werden soll, sondern nur etwas dagegen hat, wie diese oder jene Oper aufgeführt wird. Als ein positives Beispiel unter vielen, leider zumeist in der Vergangneheit liegend, habe ich vorhin den "Fliegenden Holländer", zwar verfilmt, aber dennoch wie ich meine, äußerst werkgerecht in einer Inszenierung von Vaclav Kaslik aus dem Jahre 1983 aus der Bayerischen Staatsoper (musikalische Leitung Wolfgang Sawallisch) gehört und gesehen.


    Liebe Grüße


    Willi ^^

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Damit will ich andeuten, daß in jedem mir bekannten Beruf Kompetenz erforderlich ist. Wieso man dann in der Oper musikalisch und operngemäß inkompetente Leute schalten und walten läßt, kann ich nicht begreifen. Das Ergebnis dieser Musikdilettanten kennen wir ja zur Genüge, deshalb müssen wieder kompetente Opernregisseure engagiert werden, und die Inkompetenzler müssen endlich von den Opernbühnen verschwinden!

    Nur wer sich heutzutage zum Künstler erklärt darf alles. Sogar Gesetze brechen, für die jeder andere bestraft werden würde...Verwendung von Nazisymbolen, Erregung öffentlichen Ärgernisses, Verbreitung von Pornographie, Exhibitionismus etc..... Nicht nur, dass diesen Künstlern bzw. Regisseuren jede Kompetenz fehlt, sie nehmen für sich in Anspruch, geltendes Recht brechen zu dürfen unter dem Deckmantel einer falsch verstandenen Kunstfreiheit.
    Ich hoffe, dass es dabei bleibt und die Rheinoper nicht vor den antisemitischen Beschimpfungen des Herrn Bilsing und der internationalen Regietheatermafia einknickt.
    Ansonsten ist dies ein grosser Tag für die Opernwelt und er hat bewiesen: Wir, das Publikum können viel erreichen!!!

  • Ich habe gerade den Artikel gelesen, den unsere werte Strano Sognator eingestellt hat. Ich kann nicht beschreiben, wie ich zustimend laut in die Hände geklatscht habe.


    Insofern vermag ich dem Beitrag des ansonsten von mir geschätzten Dr. Holger Kaletha nichts abzugewinnen. Ich verstehe nicht, warum der Hinweis auf das vollständig andere System in den USA eingebracht wurde (ich würde gerne mal wissen, wie sich das amerikanische Publikum bei so einem Schwachsinn verhalten, bzw. was der Staatsanwalt dort unternehmen würde); ich verstehe auch nicht den Hinweis auf Zensur durch die ablehnende Haltung des Publikums bzw. der sich hier äußernden Forenmitglieder. Es ist keine Zensur, es ist einfach nur Ausdruck des seit Jahrzehnten und jetzt sich verstärkenden Widerwillens gegen derartige Inszenierungen.


    Es muß Grenzen geben und die sehe ich inzwischen von den Banausen des Verunglimpfungstheaters überschritten. Mit der "Freiheit der Kunst" kann es so einfach nicht weitergehen.


    Meine ich! :no:

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Hier findet man einen sehr gut geschriebenen Artikel,


    Danke, liebe Sognatrice, für den Hinweis und das Reinstellen dieses wirklich guten Artikels. Ich habe ihn mit großem Interesse gelesen und er trifft meine volle Zustimmung. Bereits die erste Zeile ist absolut treffend und könnte eine generelle thematisierende Schlagzeile sein:
    "Wenn nichts mehr geht, geht immer noch Hitler"
    Eine mutige Aussage, der ich meine Hochachtung zolle!
    Dieses Thema ist tatsächlich zu einer dauerhaften Modeerscheinung geworden. Eigentlich wird es langsam zum Mißbrauch und durch ständige Präsentation verklärt sich die furchtbare schreckliche Wahrheit dieser braunen Zeit. Ich glaube es war vorgestern, im Programm auf 3-sat (?) - den ganzen Abend das Thema Hitler und die Nazi-Zeit.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Die Meinungsfreiheit geht in den USA erheblich weiter als in D oder A und deckt Verwendung von Nazisymbolen, Holocaustleugnung usw. Nur mal zur Information für die Zensur-Phantasten, die gerne "den Staatsanwalt einschalten" möchten.... :rolleyes:

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Auf der Suche nach Peter Bilsing fand ich seine seine Seite DER OPERNFREUND und war verblüfft das da jemand schreibt den ich noch nicht kannte!
    Hab wohl auch nichts verpasst denn seine Ansichten sind ja wohl völlig von der Rolle, er beschimpft die Intendanz der Oper wegen der Absetzung des Tannhäuser in Düsseldorf.
    Vielleicht klärt mich hier im Forum jemand auf über DER OPERNFREUND und seinen Chefredakteur.


    Dank im voraus.
    :pfeif:

    mucaxel

  • Ich hoffe, lieber Holger, du meinst nicht diejenigen in unserem Forum, die sich unermüdlich für werkgerechte Inszenierungen in der Oper einsetzen und tausend gut Gründe dafür anführen, warum solche Inszenierungen wie in Düsseldorf nicht dazu gehören.
    Ich glaube auch nicht, dass Irgendeiner will, dass diese oder jene Oper nicht aufgeführt werden soll, sondern nur etwas dagegen hat, wie diese oder jene Oper aufgeführt wird. Als ein positives Beispiel unter vielen, leider zumeist in der Vergangneheit liegend, habe ich vorhin den "Fliegenden Holländer", zwar verfilmt, aber dennoch wie ich meine, äußerst werkgerecht in einer Inszenierung von Vaclav Kaslik aus dem Jahre 1983 aus der Bayerischen Staatsoper (musikalische Leitung Wolfgang Sawallisch) gehört und gesehen.

    Lieber Willi,


    obwohl ich sie nicht gesehen habe, würde ich auch im Falle dieser Inszenierung sagen, das man Tannhäuser nicht als Nazi auftreten lassen kann. Das steht für mich in keiner Beziehung mehr zum Sinn dieses Musikdramas. Allerdings würde ich als Ästhetiker das Problem der Inszenierung doch etwas differenzierter sehen. Es gibt nicht nur den werkästhetischen, sondern auch den rezeptionsästhetischen Gesichtspunkt. Letzterer ist ein eigenständiger Aspekt, weil immer eine eigenschöpferische Leistung, die über eine bloße Reproduktion des werkimmanent Gegebenen notwendig hinausgeht. Bei einem Theaterstück ist es doch so, daß die Inszenierung eine Vermittlungsfunktion hat, ein Stück, das ja aus einem ganz anderen Zeitkontext stammt, unserer Zeit verständlich und zugänglich zu machen. Würde man eine Oper aus dem 18. oder 19. Jhd. so inszenieren wie damals, würde sie heute kein Mensch mehr verstehen. (Beispiel: "Orfeus in der Unterwelt" von Jacques Offenbach. Die witzigen politisch-aktuellen Anspielungen von damals muß man heute durch aktuelle ersetzen, sonst geht der Witz einfach verloren. In Düsseldorf haben sie das auch gemacht, das fand ich damals sehr gelungen.) Was nützt Werktreue, wenn der Sinn, den das Werk hatte, einfach nicht mehr zu vermitteln ist, weil der historische Verstehenshorizont ein ganz anderer geworden ist? In der Hermeneutik entspricht dem die Auslegungs-Subtilität der "Anwendung" - den "toten" Sinn aus der Vergangenheit in die Gegenwart herüberzuholen und dadurch überhaupt erst wieder zum Leben zu erwecken.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Nur mal zur Information für die Zensur-Phantasten, die gerne "den Staatsanwalt einschalten" möchten....

    Hallo, Johannes


    Ich muß zugeben, so richtig schlau geworden bin ich aus Deinem Beitrag nicht. Was willst Du uns damit sagen und was und wer sind Deiner Meinung nach die "Zensur-Phantasten"?


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Nun - prinzipiell wird das Subventionstheater vermutlich die einzige Alternative bleiben. Volle Häuser - weil Repertoire und Inszenierung gefallen - haben ZWEI Vorteile :


    Zum einen wären THEORETISCH weniger Subventionen erforderlich - letzlich auch weil für VOLLE Häuser meist Sponsoren gewonnen werden können


    Zum anderen - auch wenn die Subventionen voll weiterbezahlt werden müssten - sie werden für etwas ausgegeben, was zumindest einem Teil der zahlenden Bevölkerung gefällt.


    Persönlich habe ich nichts gegen Zensur - wenn sie VERANTWORTUNGSVOLL eingesetzt wird.
    Denn ABSOLUT KEINE ZENSUR bedeutet ABSOLUTE FREIHEIT - allerdings nur für jene die die richtigen Verbindungen haben
    Zensur gibt es ohnedies auch heute - sie heißt lediglich anders, nämlich political Correctness


    Als man sie Freiheit der Kunst forderte hat man offenbar vergessen zu definieren was Kunst ist - wo sie beginnt - wo sie endet.
    Zensur hat es in allen Kulturen gegeben - und - trotz etlicher Entgleisungen im Detail - hat die Kunst - wenn man sich die Ergebnisse aus der Vergangenheit betrachtet - recht gut funktioniert.


    Jede Forensoftware hat - schon vom Hersteller vorgegeben eine Klausel, was NICHT geschrieben werden darf - und es gibt die sogenannten "Zensurfunktionen", den "moderierten User" etc - das ist eben die Welt.


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    Kommen wir aber sachlich zu dem was hier passiert ist.
    Ein lange aufgestauter Widerwille gegen das Regietheater hat sich Bahn gebrochen - mit bemerkenswerten Auswirkungen. Eine davon ist die Reaktion der Presse, welche nun beginnt das Regietheater genüsslich in seine Bestandteile zu zerlegen. Selbst ehemalige Befürworter (vom harten Kern abgesegen) lassen unterschwellig Häme durchklingen.


    Ich bin der festen Überzeugung, daß hier ein Markstein gesetzt wurde - und es ist nicht der erste.
    Was ist in den letzen Jahren alles geschehen ?
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    Seit einigen Jahren bietet das Tamino Klassikforen allen jenen eine Plattform ihre Meinung zum Thema Regietheater zu schreiben, deren Leserbriefe bisher in den Papierkörben diverser Zeitungsredaktionen verschwunden sind.
    Tamino hat auch alle ermuntert, sich nicht durch diffamierende Statements gegen die Regietheatergegener mürbe machen zu lassen - und hat selbst derartige Angriffe hinnehmen müssen - und gut überstanden.


    Inwieweit hier eine Breitenwirkung erzielt werden konnte ist schwer abzuschätzen - ich gehe aber auf Grund einiger Symptome, die ich beobachten durfte, davon aus, daß so etwas existiert.
    __________________
    Am 24. Juli 2009 hält Daniel Kehlmann anlässlich der Eröffnung der Salzburger Festspiele, eine regietheaterfeindliche Rede, die viel beachtet wird.
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    Mit Wirkung vom 1.1.2012 verlässt Peter Konwitschny "auf eigenen Wunsch" seine Position als "Chefregisseur" der Oper Leipzig.
    Die Hintergründe wurden oft genug erwähnt. Intendant Ulf Schirmer lässt ihn ziehen


    Zitat

    Der neue Intendant der Leipziger Oper, Ulf Schirmer, will das Haus stärker als bisher am Publikumsgeschmack ausrichten. „Ich kann mir kein Theater vorstellen, dem das Publikum egal ist“

    kompletter Text vom Jänner 2012:
    http://www.focus.de/kultur/kul…nsprechen_aid_701932.html


    -----------------------------------------------------------------
    Auszug aus einer Pressemitteilung der Oper Leipzig vom 17. April 2013:

    Zitat

    ZUSCHAUERPLUS IN DER OPER LEIPZIG
    OPER LOCKT MEHR BESUCHER AN UND STEIGERT DIE AUSLASTUNG


    Unter der Intendanz von Prof. Ulf Schirmer ist nun eine deutliche Steigerung der Auslastung zu verzeichnen. Die programmatische Neuausrichtung des Hauses unter seiner Leitung spiegelt sich auch in den gestiegenen Besucherzahlen. Die Gesamtauslastung der Oper Leipzig lag nach Schirmers erster Spielzeit 2011/12 bei 63% und ist nun in seiner zweiten auf 69% gestiegen. Dies bedeutet eine Steigerung der Auslastung innerhalb eines Jahres um sechs Prozentpunkte.


    http://oper-leipzig.de/fileadm…er_Leipzig_17.04.2013.pdf
    __________________________________
    Und nun die GELUNGENE Revolution des Publikums An der Düsseldorfer Oper. Ganz richtig hat jemand von der Gegenseite geschrieben, dem Intendanten sei das Hemd näher als der Rock gewesen. - Wer will ihm das verdenken ?
    Und ich glaube, dieser Vorfall hat Bewegung in die Szene gebracht, auch Kulturpolitiker lesen Nachrichten - und auch Intendanten anderer Opernhäuser. Bisher galt es ja als nahezu UNMÖGLICH die Festung "Regietheater" anzugreifen ohne davon Schaden - in welcher Form auch immer - zu erleiden. Dieser Mythos ist nun kaum mehr aufrecht zu erhalten. Intendanten werden vorsichtiger agieren und sich mehrfach überlegen welche Regisseure sie an ihren Häusern zulassen. Das Publikum wird - so es dann welche gibt - auf regietheaterfreie Häuser ausweichen. Ob und in welcher Form - und vor allem WANN dies stanttfinden wird - diese Prognose will ich noch nicht abgeben - aber die Voraussetzungen dafür sind günstig wie noch nie !!!


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und nun die GELUNGENE Revolution des Publikums An der Düsseldorfer Oper.


    Wer ist denn "das" Publikum, lieber Alfred? Real ist es doch wohl so, daß ein bestimmter Teil daran Anstoß genommen hat. Skandal-Inszenierungen rechnen sich im übrigen durchaus - das Opernhaus wird bekannt und zieht dann ein anderes Publikum an.


    Zum anderen sollte man nicht vergessen, daß das Pariser Publikum auch mal die Tänzer von Strawinskys "Sacre" mit faulen Eiern beworfen hat. Alles Neue tendiert dazu, von den Populisten erst einmal abgelehnt oder gar verhindert zu werden. Ich bleibe dabei: Zensur (von Politikern auch noch ausgeübt) hat in der Kunst nichts zu suchen. Sonst wird die Kulturlandschaft öde und es gibt nur noch das Allerbekannteste zu sehen und zu hören - bis es dann auch keiner mehr sehen und hören will.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Alfred, in Wien wurde der Macbeth doch nach Publikumsprotesten auch bereits nach der Premierenserie noch in der laufenden Spielzeit abgesetzt.....

  • Bedauerlich ist nur, dass sich der sog. "rezeptionaesthetische Aspekt" in den letzten zwei Jahrzehnten in nahezu diktatorischer Art gegen grosse Teile des Publikums im deutschsprachigen Raum als alleinige Interpretationsart durchgesetzt hat. Der werkaesthetische existiert kaum mehr und es wurde Zeit, dass endlich (!) ein Zeichen gegen diese Regieauswüchse gesetzt wurde, die den traditionellen und gebildeten Opernbesucher verhöhnten, der eine Oper gemäss den Intentionen des Komponisten, bzw. Librettisten sehen wollte.

  • Die Meinungsfreiheit geht in den USA erheblich weiter als in D oder A und deckt Verwendung von Nazisymbolen, Holocaustleugnung usw. Nur mal zur Information für die Zensur-Phantasten, die gerne "den Staatsanwalt einschalten" möchten.... :rolleyes:

    Daß in den USA das Zeigen von Nazisymbolen, meinetwegen auch die Leugnung des Holocaust, hingenommen wird, kann stimmen, ich kenne mich da nicht aus. Die hatten dort nie dieses Problem zu bewältigen, wie die Menschen "In D und A". Vielleicht (oder sogar: ganz bestimmt) gibt es in den Staaten Themen, die bei einer Übertragung auf eine Operninszenierung nicht ohne großen Protest vonstatten gingen, bzw. den Staatsanwalt auf den Plan rufen würde. Ich muß da nur an die "Macht der Klerikalen" denken...


    Und was die "Phantastereien" angeht: Ich leugne nicht, daß ich mich hier auf dünnem Eis bewege, aber den Schmierfinken, den Verfremdern der Opern muß "auf die Finger geklopft" werden. Ich will nicht akzeptieren, daß unter dem weiten Deckmantel der Kunstfreiheit das Publikum vera..... wird. :no:


    Nachträglich will ich noch hinzufügen, daß Alfreds Beschreibung für mich voll zutrifft, da finde ich meine eigene Anschauung wieder.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Johannes Roehl


    Zitat

    Bei einem Theaterstück ist es doch so, daß die Inszenierung eine Vermittlungsfunktion hat, ein Stück, das ja aus einem ganz anderen Zeitkontext stammt, unserer Zeit verständlich und zugänglich zu machen.

    Eigentlich nicht. Man sollte voraussetzen, daß ein gebildetes Opernpublikum die Voraussetzungen kennt, bzw ein Einführungstext hier Abhilfe schafft.
    Offenbach ist hier sicher in gewisser eine Ausnahme, weil diese Werke ja HAUPTSÄCHLICH auf Gesellschaftskritik durch Witz ausgelegt sind. Und natürlich muß Wortwitz von einer in die andere Sprache so gut wie möglich transponiert werden - weil sonst nichts mehr funktioniert. Aber solche keinen Korrekturen haben mit Regietheater nichts zu tun, sie sind Theateralltag seit Shakespeares Zeiten - und vermutlich noch davor. Wer aber mit der Sagenwelt um Richard Wagner nichts am Hut hat, wer nicht weiß auf welche reale Person mit Sarastro angespielt wurde, wer nicht weiß, daß der Herzog in Rigoletto eigentlich Francois I von Frankreich sein sollte, Wer die Anspielungen in Cosi Fan tutte auf den Arzt oder Scharlatan Dr Mesmer und seinen Mesmerschen Magnetismus nicht, dem entgeht zwar einiges - aber der Spaß an der Oper bleibt erhalten. Aber nur wegen Leuten mit mangelnder Allgemeinbildunge (sie war lange Zeit nicht modern- ich weiß - ist aber wieder im Kommen) Stücke zu verfälschen - das halte ich für ein Verbrechen.


    @Dr Holger Kaletha

    Zitat

    Wer ist denn "das" Publikum, lieber Alfred?

    Vorzugsweise das viel geschmähte Bildungsbürgertum - diese Schicht war es, die den Bau von Opernhäusern erst ermöglicht hat.



    Zitat

    das Opernhaus wird bekannt und zieht dann ein anderes Publikum an.

    ES ist, als würde ich eine katholische Kirche in ein Bordell verwandeln - das ist dann auch ein "anderes Publikum" :hahahaha:
    Ich fürchte - ich wurde sehr hierarchiefreundlich erzogen - und das hat Früchte getragen.
    Wenn jemand aus der linken Regieteaterszene das Bürgerliche Publikum als "Pöbel beschimpft", dann ist der kabarettistische Wert dieser Szene nicht zu übersehen.
    Lieber Holger, ich sehe das eben anders. Einflussnahme auf das Theaterleben mag man als Zensur sehen.
    Ich persönlich sehe es als Chance. Unter meiner Intendanz spielte ein Opernhaus Opern von Mozart, Beethoven, Cimarosa, Salieri, Dittersdorf, Picinni, Gassmann, Paisello, Galuppi, Soler, Vivaldi, Rossini, Donizetti, Bellini, Pacini, Paer, Auber, Adam, Boieldieu, Meyerbeer, Lortzing, Weber, Bizet, Wagner, Puccini, R.Strauss, Orff. Einige Komponisten habe ich vermutlich vergessen - aber das Repertoire wäre sicher größer als heute üblich.
    Oper sehe ich als museale Kunst und museale Einrichtungen - aber ich LIEBE Museen.


    Auch wenn wir unsere Meinung nicht aneinander angleichen können, möchte ich beide hier im Thread genannten Personen (Johannes und Holger) meiner Hochachtung versichern....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat Dr. Holger Kaletha:


    Zitat

    Außerdem habe ich etwas gegen Zensur und dagegen, daß einige (konservative) Besserwisser rein ideologisch darüber entscheiden sollen, was aufgeführt werden darf und was nicht.

    Auch ich fühle mich hier als konsevativer Besserwisser angesprochen. Natürlich habe ich kein Recht auf eine werkgetreue Aufführung und muß mir den Klamauk einfach bieten lassen, ohne zu murren!



    Zitat

    Ich bleibe dabei: Zensur (von Politikern auch noch ausgeübt) hat in der Kunst nichts zu suchen.

    Das ist schon starker Tobak!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Bedauerlich ist nur, dass sich der sog. "rezeptionaesthetische Aspekt" in den letzten zwei Jahrzehnten in nahezu diktatorischer Art gegen grosse Teile des Publikums im deutschsprachigen Raum als alleinige Interpretationsart durchgesetzt hat. Der werkaesthetische existiert kaum mehr und es wurde Zeit, dass endlich (!) ein Zeichen gegen diese Regieauswüchse gesetzt wurde, die den traditionellen und gebildeten Opernbesucher verhöhnten, der eine Oper gemäss den Intentionen des Komponisten, bzw. Librettisten sehen wollte.

    Wodurch wird denn so eine Behauptung belegt? Wieviel Prozent der Aufführungen sind denn tatsächlich gemeint? Und pragmatisch gesehen ist es absurd, daß eine Inszenierungsidee sich "diktatorisch" gegen das Publikum durchsetzen kann. Wenn niemand mehr eine Inszenierung sehen will, dann geht einfach keiner mehr hin und die Oper macht dicht. Wenn aber die Oper nach wie vor ganz guten Zulauf hat, dann können die allermeisten Inszenierungen offenbar doch nicht so inakzeptabel sein wie dargestellt. Und: War denn eine Mozart-Inszenierung im 19. Jahrhundert etwa "werktreuer"? Der Zeitgeist fließt immer in die Inszenierung ein - und zwar unvermeidlich. Es gibt gelungene und weniger gelungene Inszenierungen - darüber kann man im Einzelfall diskutieren und sollte es auf der Basis des Gesehenen und Gehörten auch tun. Die "Intention des Komponisten" dagegen ist in vielen Fällen reichlich fiktiv und wenig greifbar. Die Betreffenden sind ja zumeist schon lange tot und die Zeitzeugnisse sind Überlieferungen, die ihrerseits schon jede Menge durchaus fragwürdiger Interpretationen enthalten. Im übrigen - das ist eine Binsenweisheit der Hermeneutik - ist der Autor keineswegs immer der beste Interpret seines eigenen Werkes.


    Schöne Grüße
    Holger


  • Hallo, Johannes
    Ich muß zugeben, so richtig schlau geworden bin ich aus Deinem Beitrag nicht. Was willst Du uns damit sagen und was und wer sind Deiner Meinung nach die "Zensur- Phantasten"?
    Herzliche Grüße
    CHRISSY


    Phantasten erstens, weil in den angeblich vorbildlichen USA die Meinungsfreiheit weit mehr "Beleidigungen" usw. durchgehen lässt als in Deutschland und zweitens, weil es eine lächerliche Phantasterei ist, in D gäbe es eine strafrechtliche Handhabe gegen die "Verunstaltung" einer Oper. Dass ihr das gerne zensieren würdet, ist ja seit langem klar. Aber ebenso klar ist, dass es keinerlei rechtliche Möglichkeiten gibt. Und das ist natürlich auch gut so und in den USA auch nicht anders.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Wo habe ich das denn geschrieben (wenn überhaupt ich)? Nicht in diesem thread hier...


    ... das ist von Holger Kaletha ...

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Oper sehe ich als museale Kunst und museale Einrichtungen - aber ich LIEBE Museen.


    Ich liebe auch Museen, lieber Alfred. Aber niemand würde z.B. in ein Museum gehen nur mit unbekannten Künstlern, wenn nicht auch ein Rembrandt oder Dürer zu sehen wäre. Du wirst das Problem sicher kennen, daß viele Opern gar nicht mehr gespielt werden, weil sie dem Publikum von heute kaum noch nahe zu bringen sind. Die Bedürfnisse des Publikums zu Händels Zeiten sind einfach nicht mehr die unseren - die Sozialstruktur ist schon eine völlig andere. Wenn man diese Stücke wieder zum Leben erwecken möchte, muß man dem Publikum von heute Brücken bauen, daß es einen Bezug dazu bekommt. Die Romantiker waren es übrigens, die ein reichlich wenig "museales" Verständnis in dieser Hinsicht hatten, sondern den Aspekt der Vergegenwärtigung des Vergangenen in den Mittelpunkt stellten. Und warum soll man nicht allgemeine Erkenntnisse aus der Hermeneutik hier anwenden? Für Hans-Georg Gadamer (dem absoluten Klassiker der philosophischen Hermeneutik) gibt es keine "reproduktive" Auslegung von Texten, wie etwa Schleiermacher glaubte. Es wäre finde ich naiv zu glauben, im Falle der Operninszenierung gäbe es solche Probleme, die in der Texthermeneutik seit Jahrzehnten diskutiert werden, einfach nicht. Natürlich kann eine Inszenierung mißlingen auf vielfältige Weise und es gibt auch viele fragwürdige "Moden". Die kann und soll man ja auch durchaus kritisieren. (Ich mag persönlich auch keine Klamauk-Inszenierungen!) Die Frage ist allerdings, mit welchen Maßstäben. Das Pochen auf eine letztlich fiktive positivistische "Werktreue" hilft letztlich nicht wirklich weiter - und auch nicht eine pauschale Verteufelung jeder Art von Regietheater, finde ich. Rezeptionsästhetische Fragen kann man ja vernünftig diskutieren - vermitteln und Brücken bauen heißt, daß man keines der beiden Ufer einfach abreist. Sonst ist es keine Vermittlung mehr, sondern ein Bruch. Da die richtige Mitte zu finden ist eine schwierige Kunst, ein Balanceakt. Die schlechte Inszenierung stürzt dann irgendwo ab.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat Holger Kaletha:

    Zitat

    Das Pochen auf eine letztlich fiktive positivistische "Werktreue" hilft letztlich nicht wirklich weiter - und auch nicht eine pauschale Verteufelung jeder Art von Regietheater, finde ich. Rezeptionsästhetische Fragen kann man ja vernünftig diskutieren -


    Hallo, Holger!


    Welcher von diesen "Verunstaltungs-Regisseuren" hat sich je mit uns "konservativen Besserwissern" je auseinandergesetzt, bzw. diskutiert?

    W.S.

  • Wir verbeissen uns wieder in unsere ideologischen Grundsatzdiskussionen. Man kann das Ganze im Grunde auch ganz einfach sehen.
    In jeder Aufführung muss Regie geführt werden, insofern führt der Begriff Regietheater auf eine falsche Fährte, wobei fast jeder weiß, was damit gemeint ist.
    Auch die Oper, wenn sie lebendig, aktuell und zeitgemäß bleiben soll, muss immer wieder neu gedeutet und gestaltet werden.
    Was verstört, verärgert und empört sind die Entgleisungen, die sich leider in der Oper eingeschlichen und breit gemacht haben, das sind Ekeldarstellungen, Gewalt, hemmungsloser Sexismus, Verherrlichung von abzulehnenden Ideologien, Rassismus, Religionsbeleidigung, Verhöhnung des Werkes oder des Publikums, stark verändernde Eingriffe in Handlung, Text und Musik, im Grunde also alles, was gegen Moral, Anstand, gute Sitten usw. grob verstößt.
    In einer akzeptablen, gelungenen Inszenierung hat der Regisseur die Aufgabe und Verpflichtung, das Werk - und nichts anderes - zu erfassen, zu deuten, zu gestalten, mit den Mitteln und Möglichkeiten des Musiktheaters nachzuerzählen und in Szene zu setzen. Wenn er diese Grundregeln gewissenhaft und verantwortungsvoll einhält dann - aber nur dann - hat und muss er künstlerische Freiheit haben.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • in ein Museum gehen...wenn nicht auch ein Rembrandt oder Dürer zu sehen wäre.

    Ja, lieber Holger, das ist es. Beispiel: In der Dresdner Gemäldegalerie habe ich schon mehrmals vor der "Sixtinischen Madonna" von Raffael gestanden und dieses wunderschöne Gemälde bewundert. Ich habe mir vorgenommen, dies in absehbarer Zeit wieder mal zu machen. Und ich bin mir absolut sicher, daß ich dann wieder dieses Bild sehe und das nicht irgendein "Neukünstler" dieses in seiner neuen modernen Sichtweise übermalt hat. Und eigentlich bietet sich das doch an, wo es ja immerhin schon 500 Jahre alt ist, also völlig verstaubt und altmodisch.
    Zum Glück ist auch noch keiner auf die Idee gekommen, bei dem Bild "Das Schokoladenmädchen" von Liotard, was auch dort hängt, die Tasse und das Wasserglas wegzuretuschieren und z. B. mit einer Cola und einem Hamburger zu ersetzen. Das wäre doch eigentlich zeitgemäß.



    Ich liebe auch Museen

    Und dazu von mir ein richtig guter Tip: Falls Du wieder mal in Dresden bist, unbedingt Zeit nehmen und einen Besuch der Gemäldegalerie einplanen, falls Du da nicht schon gewesen bist. Das ist garantiert lohnend. Da wünsche ich jetzt schon viel Freude.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY


    PS.: Noch eine Frage. Du wolltest Dir die Aufnahme "Les Preludes mit Vaclav Neumann" besorgen. Hast Du sie inzwischen? Und wenn ja, wie ist Deine Meinung dazu?

    Jegliches hat seine Zeit...

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