Mozart´s Schädel, echt?- oder wieder nicht!

  • Wie ja allgemein bekannt sein dürfte, sind die sterblichen Überreste von W. A. Mozart verschollen, bzw. nicht nachgewiesen auffindbar. Immer wieder hörte man aber mal von angeblichen Auffindungen und Untersuchungen, die sich aber allesamt als nicht haltbar erwiesen.
    Vor ein paar Jahren lernte ich den Generaldirektor der Wiener Museen, Herrn Univ. Prof. Dr. Bernd Lötsch, kennen. Wir hatten ein längeres, sehr freundliches und interessantes Gespräch miteinander. Der Zufall wollte es, daß gerade zu diesem Zeitpunkt wieder ein Schädel gefunden und untersucht wurde, bei dem man Mozart vermutete und ein großes Expertenteam von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen an der Untersuchung beteiligt war. Prof. Lötsch berichtete mir davon und meinte, die Untersuchungen wären noch nicht abgeschlossen, aber man wäre sich im Vorfeld diesmal ziemlich sicher über die Echtheit.
    Nun habe ich seitdem nie mehr was darüber gehört, weder aus Presse, noch anderen Medien.
    Meine Frage jetzt an unsere Mitglieder, insbesondere vielleicht an unseren Forums- Chef Alfred, weiß jemand etwas darüber? Gibt es neue und echte Erkenntnisse?


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Alles, was mit meinem Lieblingskomponisten zu tun hat, interessiert mich. Insofern stöbere ich auch hin und wieder zu diesem Thema nach neuesten Erkenntnissen, ich bekomme nur keine. Wenn mich nicht alles täuscht, ist der aktuellste Zeitungsartikel mittlerweile auch schon wieder drei Jahre alt. Damals hat sich die "Süddeutsche" mit diesem "Fall" beschäftigt:


    http://www.sueddeutsche.de/pan…t-kopfzerbrechen-1.857476


    Auch das deutsche Ärzteblatt hat sich (2006) mit diesem Thema beschäftigt. Dort kommt ein Dr. med. Rolf Klimm aus Bad Endorf in einem Artikel, der sich mit dem im Mozarteum aufbewahrten Schädel beschäftigt, zu dem Ergebnis, daß eben dieser Schädel nicht von Mozart stammen kann. Er erwähnt eine historische Analyse von Frankl und Hyrtl, daß der von ihnen seinerzeit untersuchte Schädel sieben Zähne aufwies, der im Mozarteum aufbewahrte jedoch elf Zähne habe: "Die beiden Schädel können also nicht identisch sein." Eine 2005 erfolgten DNA-Analyse mit Knochenfunden aus dem Grab Leopolds ergab keine Übereinstimmung. Die Suche nach entsprechenden Funden von "Nannerl" zum Vergleich wurde mit der Begründung nicht erlaubt, es seien wieder neue "Belegungen" erfolgt, eine Suche wegen der Totenruhe daher nicht möglich.


    Auch die "FAZ" hat sich mit Mozarts Leben und Tod beschäftigt:


    http://www.faz.net/aktuell/ges…erls-gebeine-1194894.html


    Es gibt, so glaube ich, keine neuen Erkenntnisse, es bleibt bei der Feststellung, daß Mozarts Schädel verschollen ist. Und dass es doch mehr auf seine musikalische Hinterlassenschaft ankommt...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Wie ja allgemein bekannt sein dürfte, sind die sterblichen Überreste von W. A. Mozart verschollen, bzw. nicht nachgewiesen auffindbar. Immer wieder hörte man aber mal von angeblichen Auffindungen und Untersuchungen, die sich aber allesamt als nicht haltbar erwiesen.
    Vor ein paar Jahren lernte ich den Generaldirektor der Wiener Museen, Herrn Univ. Prof. Dr. Bernd Lötsch, kennen. Wir hatten ein längeres, sehr freundliches und interessantes Gespräch miteinander. Der Zufall wollte es, daß gerade zu diesem Zeitpunkt wieder ein Schädel gefunden und untersucht wurde, bei dem man Mozart vermutete und ein großes Expertenteam von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen an der Untersuchung beteiligt war. Prof. Lötsch berichtete mir davon und meinte, die Untersuchungen wären noch nicht abgeschlossen, aber man wäre sich im Vorfeld diesmal ziemlich sicher über die Echtheit.
    Nun habe ich seitdem nie mehr was darüber gehört, weder aus Presse, noch anderen Medien.
    Meine Frage jetzt an unsere Mitglieder, insbesondere vielleicht an unseren Forums- Chef Alfred, weiß jemand etwas darüber? Gibt es neue und echte Erkenntnisse?


    CHRISSY


    Mit Mozarts Schädel verhält es sich in etwa so wie mit dem sogenannten Petrusgrab unter dem Hochaltar des Petersdoms in Rom.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Zitat

    Vor ein paar Jahren lernte ich den Generaldirektor der Wiener Museen, Herrn Univ. Prof. Dr. Bernd Lötsch, kennen.


    Vielleicht ein unbedeutendes, aber immerhin doch wahres Detail am Rande: Die hier beschriebene Position gibt es nicht. Prof. Lötsch - heute bereits in Pension - war Generaldirektor des NATURHISTORISCHEN Museums. Als solchem fielen - meines Erachtens nach - lediglich prähistorische Schädelfunde in seinen Bereich . Das Gespräch war somit vermutlich auf privatem Interesse an diesem Thema aufgebaut.
    Mozarts Schädel wird vermutlich gleichzeitig mit Schuberts verschollener "Gasteiner Sinfonie" und auch "Atlantis" auftauchen.
    Was erwartet man aber davon? Daß der Schädel zu sprechen beginnt?


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Was erwartet man aber davon ? Daß der Schädel zu sprechen beginnt ?

    Nein, das erwartet man ganz sicher nicht. Aber es macht schon einen großen emotionalen Unterschied im ehrenden Verweilen und Gedenken, ob man auf dem Wiener Zentralfriedhof nur an einer Gedenkstätte wie bei Mozart steht, oder wenn man weiß, wie bei Beethoven und vielen anderen, daß unter dem Denkmal tatsächlich seine sterblichen Überreste ruhen.



    Das Gespräch war somit vermutlich auf privatem Interesse an diesem Thema aufgebaut.

    Nichts anderes habe ich behauptet, das ist richtig, s. Zitat:

    Vor ein paar Jahren lernte ich den Generaldirektor der Wiener Museen, Herrn Univ. Prof. Dr. Bernd Lötsch*, kennen. Wir hatten ein längeres, sehr freundliches und interessantes Gespräch miteinander.

    Ebenfalls freundliche Grüße aus Görlitz


    CHRISSY

    *)Anmerkung der Moderation:
    Lötsch war Direktor des Naturhistorischen Museums, nicht Generaldirektor aller Wiener Museen - Solch eine Position gibt es gar nicht
    MOD 001 Alfred

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Was erwartet man aber davon ? Daß der Schädel zu sprechen beginnt ?


    So ganz abwegig ist dieser Gedanke nicht.
    Dass es wenigstens schon einmal vorgekommen ist, zeigt die Begegnung Ruslans mit dem abgetrennten Kopf auf dem Schlachtfeld,
    nachzulesen in Puschkins Jugendwerk "Ruslan und Ludmila".

  • So ganz abwegig ist dieser Gedanke nicht.
    Dass es wenigstens schon einmal vorgekommen ist, zeigt die Begegnung Ruslans mit dem abgetrennten Kopf auf dem Schlachtfeld, nachzulesen in Puschkins Jugendwerk "Ruslan und Ludmila".


    Der war aber noch frischer, oder?
    Kennt jemand von Wolf Haas "Wie die Tiere"? Wenn nicht: Lesen! vor allem die Wiener... :D und ich verrate jetzt noch nicht, was das mit abgetrennten Köpfen zu tun hat.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Als Nicht-Österreicher habe ich bei Haas' Texten keine Verständnisprobleme. Vielleicht stutzt man manchmal kurz, aber man versteht eigentlich alles. (Ich bin allerdings auch kein Norddeutscher und Eigenname mit bestimmtem Artikel ist für mich nicht ungewöhnlich.)
    "Wie die Tiere" ist vielleicht gar nicht das beste Buch der "Brenner"-Reihe, aber es spielt meiner Erinnerung nach als einziges in Wien (meiner Erinnerung trügte, s.u., aber Wien als Schauplatz ist hier wohl am wichtigsten). Was Köpfe betrifft, wäre auch "Der Knochenmann" eine Option, aber m.E. lohnen sich alle. Der erste heißt "Auferstehung der Toten", aber die Lektüre-Reihenfolge ist relativ unwichtig (außer vielleicht bei den letzten zweien: "Das ewige Leben" und "Der Brenner und der liebe Gott") und sicher findet man die Erscheinungs-Reihenfolge im Netz irgendwo, nämlich


    Auferstehung der Toten (Zell am See)
    Der Knochenmann (Steiermark)
    Komm, süßer Tod (Wien)
    Silentium (Salzburg)
    Wie die Tiere (Wien)
    Das ewige Leben (Graz/Puntigam)
    Der Brenner und der liebe Gott (Wien)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Vielen Dank Johannes,


    habe gerade bei Rowohlt bestellt, "Wie die Tiere" und "Auferstehung der Toten" für je 8.99, obwohl mir dieses 99 gewaltig auf den Keks geht.

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  • Hallo,


    der bekannte (inzwischen verstorbene) Rechtsmediziner Herbert Bankl hat einmal behauptet,den echten Mozart-Schädel aufgefunden zu haben und diesen zum Entsetzen der Mitdiskutanaten auch einmal im Club 2 des ORF vorgeführt (es handelte sich aber nur um einen Abguss).
    Ein Mozart-Schädel könnte ggf. leicht durch den Vergleich mit der DNA des Vaters identifiziert werden,denn in diesem Fälle wäre das Y-Chromosom identisch,das ja der Sohn vom Vater erbt.


    Ich kann nur vor weiteren Schädelfunden warnen,wie das Beispiel der Schiller-Gebeine in der Weimarer Fürstengruft zeigt.Nach intensiven Analysen,wobei sogar das Grab von Schillers Sohn auf dem Alten Friedhof in Bonn geöffnet wurde und das Haus Baden Materialentnahmen aus dem Leichnam von Herzog Carl Eugen gestattet hat (diese soll ja angeblich Schillers leiblicher Vater sein) zeigt sich letzendlich,daß alle Schiller zugeschriebenen Knochenfunde einschließlich aller mutmaßlichen Schädel nicht die echten Schiller-Gebeine sind,sodaß der Sarg in der Weimarer Gruft letzendlich leer ist.
    Analysen dieser Art führen erstaunlicherweise oft zu keinen verwertbaren Ergebnissen,wie sich ja auch bei der Suche nach der Identität von Kaspar Hauser gezeigt hat.


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)