Aktive Pianisten unserer Tage: Volker BANFIELD - von der Romantik zur Moderne

  • Ein bedeutender deutscher Pianist des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts ist zweifellos Volker Banfield.
    Eigentlich ist der Threadtitel verkehrt, denn die beginnende Moderne hat ihn - so scheint es zumindest - früher gereizt als die Romantik.



    Volker Banfield wurde am 9. Mai 1944 in Oberaudorf geboren. Bereits mit sechs Jahren erhielt er Klavierunterricht. Seit 1958 studierte er an der Hochschule für Musik in Detmold. Anschliessend setzte er seine Studien in den USA fort.
    Seine virtuose Technik wurde bestaunt, und er soll sogar mit Horowitz verglichen worden sein.
    Er machte Aufnahmen für zahlreiche Rundfunkstationen und trat in vielen Konzertsälen Europas und der USA auf.
    Sein Interesse gilt vorzugsweise komplexen, chromatischen Werken Werken.
    Debussy war der Auslöser für sein Interesse am Klavier. Auch späten Scrjabin findet er interessant.
    Die Aufnahme des Klavierkonzerts von Busoni geniesst Kultstatus, auch als Ligeti Interpret ist er in die Schallplattengeschichte eingegangen.
    Es gab auch Aufnahmen von Liszt, Messiaen, Pfitzner, Killmayer und anderen - aber einiges ist derzeit leider gestrichen.
    Insgesamt hat Banfield 7 CDs für jpc aufgenommen und 5 für Wergo.
    Klaus Bennert bezeichnet im letzten Kapitel von Joachim Kaisers: "Große Pianisten in unserer Zeit" 4. Auflage (2004)
    Volker Banfield als einen der kompetentesten Interpreten Ligetis.



    http://www.banfield.de/


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    APUT

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Neben den schönen Schumann-Aufnahmen und der fulminanten Einspielung von Busonis Klavierkonzert möchte ich diesen thread nutzen, um auf folgende Aufnahme hinzuweisen.


    Hermann Goetz (1840-1876), Klavierkonzerte Nr. 1 & 2 (CPO, DDD, 93/91)
    Das Es-Dur Konzert entstand 1861 für das Abschlussexamen am Sternschen Konservatorium in Berlin, das zweite Klavierkonzert komponierte Goetz 1867 und errang somit sowohl als Komponist als auch als Interpret große Erfolge. Im "Was höre ich-thread" habe ich das Werk kurz vorgestellt, aber da er nicht von allen frequentiert wird, wollte ich hier eine kurze Einschätzung der CD geben.
    Es sind zwei sehr unterschiedliche Werke. Beim Konzert Nr. 1 in Es-Dur herrscht der Eindruck vor, dass es nicht wirklich ausgewachsen, ausgereift war. Ein virtuoses Grundkonzept, darin verpackt einige nette Ideen, aber nicht zusammengewachsen. Es ist imO ein Stück nach dem Motto "Wenn ich groß bin, möchte ich gern ein Klavierkonzert werden". Um es richtig einzuordnen, muß man wissen (und darüber gibt das booklet schöne Auskunft), daß es Goetz’ Gesellenstück war und nie veröffentlicht wurde (auch keine Opus Zahl erhielt). Banfield spielt das imO genau richtig: voller Esprit mit perlendem Spiel zeichnet er bereits in der Eröffnungskadenz den jugendlichem Schaffensdrang nach, auch die energischeren Momente am Ende haben keine übermäßige Schwere. Banfield wird dem virtuosen Grundzug des Werkes ganz und gar gerecht.
    Anders gestaltet Banfield im Konzert Nr. 2, das eine wunderbar lyrische Grundstimmung besitzt. Hier kann man sich in der Fülle an klanglichen Farben dieses Werkes verlieren! Das liegt nicht zuletzt am hervorragenden Spiel des Solisten: Banfield läßt nämlich erneut pianistisch keine Wünsche offen, er deckt das gesamte Spektrum romantischer Klangfarben ab. Durch sein Spiel bringt er vor allem die sanglichen Linien des Werkes zur Geltung.
    Ich bin für diese weitere persönliche Entdeckung aus dem unerschöpflichen Spektrum der romantischen Klavierkonzerte sehr dankbar.


    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)