Maßstab für 50 Jahre: Karl Böhm

  • Liebe Forianer,


    nein er war eigentlich kein Wiener, mein Lieblingsdirigent Karl Böhm. Der gelernte Jurist (sein Vater bestand darauf, daß er "etwas Ordentliches" lernen müsse, bevor er sich der Musik widmen dürfe, war Grazer, beherrschte aber das Wiener "Schönbrunner-Deutsch", daß selbst ich, ein geborener Hietzinger (aus diesem Wiener Bezirk stammt dieser Akzent) vor Neid erblassen muß.



    Der Titel ist euphemistisch, den Böhm war in seinen mittleren Jahren durchaus berühmt, zum "Mass aller Dinge" in Sachen Mozart wurde er jedoch erst im Alter. Das vor allem weil er der langlebiste, oder auch der "jüngste der alten Garde war, und so machte er im Stereo-Zeitalter wesentlich mehr aufnahmen, als etwa Josef Krips oder Bruno Walter, ebenfalls zwei Mozart-Giganten. In seinen letzten Jahren genoss er speziell in Wien fast göttergleiche Verehrung, und wurde von vielen Karajan bei weitem vorgezogen (angeblich auch in Japan).


    Böhm war auch im hohen Alter kein "Tattergreis" sondern ein Dirigent, der wußte was er wollte, und der das auch nörgelnd, grantelnd durchsetzte. Meiner Meinung nach ist sein Mozart beispiellos und konnte IMO bisher von niemandem glaubhaft substituiert werden.


    Aber auch als Richard Strauss-Dirigent machte er sich einen Namen.


    Interessant ist, daß selbst jene, die ihn nicht so mögen, seine Wagner- und Bruckner-Interpretationen loben.


    Sein Brahms ist ja teilweise bereit gestrichen.
    Auch von seinem Haydn ist kaum mehr was im Katalog, was schade ist, weiler war ausgezeichnet.


    Für weit unterschätzt halte ich jedoch seinen Beethoven, der zwar im krassen Gegensatz zu heutigen Interpretationen steht, aber trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb unverzichtbar für mich ist. Durchaus kräftig und energisch, dabe trotzem klangschön und weich, ein Widerspruch an sich, und trotzdem: Böhm macht dieses Paradoxon möglich. Mit fallen hier einige weitere Attribute zu Böhms Dirigat ein:
    "triumphierend", "strahlend", "tänzerisch", "geschmeidig", niemals jedoch bei allem "drive" kantig oder rauh.


    Was ich nicht verstehe, ist daß er keinen Mahler aufgenommen hat, der hätte ihm eigentlich liegen müssen.....


    Freundliche Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Was ich nicht verstehe, ist daß er keinen Mahler aufgenommen hat, der hätte ihm eigentlich liegen müssen.....


    Freundliche Grüße aus Wien
    Alfred


    Alfred, das lag an seinem Augenleiden.


    In Alfred Beaujeans Memoriam zu Karl Böhm (dem "Rheingold" entnommen) heißt es: "Sein Augenleiden machte es ihm unmöglich, wie einst sich für neue Partituren einzusetzen. Das war, eigenem Bekunden nach, auch der Grund, wehalb er den Weg zu Mahler nicht mehr fand, er, der doch Bruckners Symphonien so nahestand."


    Karl Böhm gehört auch zu meinen favorisierten Dirigenten, in sofern kann ich mich Deinen Worten, ibs. denen zu Betthoven, nur anschließen. Seine 1970er Einspielung der 9. wäre "meine Referenz", wenn nicht Jess Thomas so gnadenlos schlimm "knödeln" würde.


    Zu den bemerkenswertesten Aufnahmen Böhms gehört für mich die der 5. Sinfonie von Tschaikowsky (Böhms erste Digitalaufnahme). So entspannt, ruhevoll, fernab von jeden Knalleffekten, habe ich die 5. nirgendwo mehr hören können.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Nun, Karl Böhm ist mein Lieblingsdirigent. Meine Sammlung seiner Aufnahmen ist nicht gerade "klein", ob dies Studioaufnahmen, persönliche Aufnahmen aus dem Radio, bzw. semi-legale Mitschnitte sind.



    Leider verschwinden, wie Alfred darstellte, viele Aufnahmen aus dem Repertoire. Ein kleiner Trost ist, daß manche in der Billigpreisschiene wieder auftauchen.


    Seine Leistungen wurden bereits von den Vorschreibern ausführlich gewürdigt.
    Als zusätzliches Verdienst um Interpretationen wäre zu erwähnen, daß er sich maßgeblich für das Werk von Alban Berg eingesetzt hat, als andere Dirigenten und Orchester einen weiten Bogen darum machten. So gelang es ihm, den Wozzek in den Fünfziger-Jahren!!! in Salzburg durchzusetzen.
    Was Mahler betrifft, so hat Norbert bereits auf die Biographie Böhms verwiesen.
    Nun, zwei Aufnahmen habe ich in der Sammlung:
    (4) Lieder eines fahrenden Gesellen - Christa Ludwig/Karl Böhm/Wiener Philharmoniker aus Salzburg, erschienen auf Orfeo
    Kindertotenlieder und Vier Lieder nach Rückert - Fischer-Dieskau/Karl Böhm/Berliner Philharmoniker, erschienen auf DGG (Universal)
    Dies sind/waren offizielle Aufnahmen.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Caro Alfredo,


    Was die Brahms-Aufnahmen mit Karl Böhm betrifft, so kopiere ich von der Universal-Homepage die Aufnahme mit den Wienern. Diese Edition ist technisch hervorragend und äußerst empfehlenswert.


    JOHANNES BRAHMS


    4 Symphonien
    Haydn-Variationen
    Haydn Variations
    Alt-Rhapsodie · Alto Rhapsody*
    Tragische Ouvertüre
    Tragic Overture


    Christa Ludwig * / Wiener Singverein *
    Wiener Philharmoniker
    Karl Böhm


    CD |A|D|D| 471 443-2 |G|B 3|
    3 Compact Discs
    Collectors Edition

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Hallo,


    Interessant, daß relativ wenige zu Böhm eine Aussage machen können oder wollen, das ist nicht nur in diesem Forum so, es war eine Tatsache, die ich einfach hingenommen hätte, mit der Erkenntnis, daß Böhm eben derzeit (mehrheitlich) nicht gefragt ist.


    Jedoch, und auch hier sind die Tendenzen ähnlich, bekommt Böhm immer wieder Spitzenbewertungen, wenn es darum geht, den "Lieblingsdirigenten" zu küren, zumeist liegt er am 3. oder 4. Platz, bei uns nun sogar am zweiten. Diesen Widerspruch verstehe ich nicht ganz.


    Allerdings scheint es kein Spannungsfeld zu geben, keine Streitpunkte. Glücklicherweise musst er das nicht mehr Erleben, war er doch zu Lebzeiten stets für einen Sager gut, für ein Bonmot oder sogar für einen Skandal. Letzterer war, als er von einer Tournee aus dem Flugzeug aussteigend, von Reportern darüber informiert wurde, daß an der Wiener Staatsoper (in deren Intrigennetz sich später auch Karajan verfing :D ) alles drunter und drüber ginge. Und man fragte ihn, ob er es unter solchen Umständern mit seiner Person als Operndirektor vereinbaren könne, Auslandstournen größeren Ausmaßes zu absolvieren ? Darauf antwortete Böhm: "Glauben sie wirklich, ich laß mir wegn der Wiener Staatsoper, meine internationale Karriere ruiniern ???
    (und war darauf bald nicht mehr Staatsoperndirektor)
    Ein andererer Sager. Böhm bei einer Probe eines Werks von Richard Strauß zu den Wiener Philharmonikern : Gellns meine Herrn, am Abend spiels dös schon a bisserl leiser... -- S is eh so laut komponiert !!!
    (Nicht wahr meine Herren, am Abend spieln sie das schon ein wenig leiser -- Es ist ohnedies so laut komponiert !!!)
    Dies nur, um die Person Karl Böhm ein wenig näherzubringen. Den Dirigenten, das tun schon seine Aufnahmen. Allerdings muß man sie natürlich anhören. Es gibt nämlich eine enorme Kluft zwischen den Befürworten Böhms und eine von jenen die ihn ablehnen, aber ehrlicherweise noch nie was von ihm gehört haben.


    Unlängst schrieb jemand, der die Jahreszeiten Böhms mit jenen von Jacobs verglich, die Aufnahmen wären gleichwertig. jedoch hätte jene von Jacobs die bessere Aufnahmequalität.
    Die Antwort darauf hab ich mir für diesen Thread aufgehoben.


    Die Jacobs Aufnahme ist in der Tat vorzüglich für eine heutige Aufnahme. Sie springt auch aufnahmetechnisch sofort ins Ohr, hat sicher die besten Solisten unserer Zeit. Hier ist bereits die erste Einschränkung. Die Vokalsolisten sind sicher sehr gut, aber weder der Aufnahme von Böhm, noch jener von Karajan ebenbürtig.


    Ich empfehle auch die "Besoffene Fuge" (Haydn nannte sie so) zu vergleichen, bzw den Herbst, die Weinlese. Welch trunkenen Taumel
    Böhm an dieser Stelle realisiert, ohne Aufgabe der Klangschönkeit, da müssen sowohl Jacobs als auch Karajan hintanstehen - Ein Vergleich macht sie sicher.


    Die Tontechnik bei Jacobs, bei allem Lob, stößt jedoch bei vollem Chor und Orchester, wo das ganze dann sehr komplex wird, fast noch eher an ihre Grenzen, als die alte Analogaufnahme, zumindest aber hat sie an diesen Stellen keine Vorteile mehr aufzuweisen.


    Immerhin sind beide Aufnahmen so, wie ich es mir bei manchen anderen wünschte.



    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • @Alfred:
    Werde mir die Jahreszeiten nocheinmal im Vergleich anhören.
    Besonders die von dir beschriebenen Stellen.....
    ....Böhm ist ja "fast" schon bestellt. :D

  • Zitat

    @Alfred:
    Werde mir die Jahreszeiten nocheinmal im Vergleich anhören.
    Besonders die von dir beschriebenen Stellen.....
    ....Böhm ist ja "fast" schon bestellt.


    :D :D


    Hallo Richard,


    nun ich bin ja kein Prophet Karl Böhms, ich möchte lediglich daß man sich ein persönliches Bild macht, wobei das natürlich immer subjektiv gefärbt ist und von den Hörgewohnheiten abhängt.


    Ich erinnere mich als ich, zu Beginn der Digitalära plötzlich mit diesem unangenehmen Streicherklang konfrontiert war von dem niemand so genau wusste, ob er interpretationsbedingt war oder durch die Digitaltechnik verursacht wurde, wie ich da Böhm nachweinte.


    Dann kam eine Ära, da war ich den agressiven Dirigierstil bereits so gewohnt, daß ich ihn als normal empfand.


    Als ich nach langer Zeit Böhm hörte (es war die Jupiter Sinfonie) dachte ich, daß er nun doch antiquiert wirkte, aber das war nur ein paar Minuten so, plötzlich war ich wieder mitgerissen, wie in "alten Tagen", und erstmals habe ich auch, wie ich glaube, herausgefunden, was Böhm auszeichnet. Er macht keine riesigen Temposprünge, steigert aber beispielsweisre kaum merklich, aber beständig. Er erzeugt darurch eine permanente Erwartungshalung, die alle jene Dirigenten vergeben, die gleich mit Volldampf ans Werk gehen und der Anspannung keine Ent-spannung entgegensetzen. Das ist ja auch in der Malkunst das Geheimnis der strahlenden Farben mancher alter Meister: Daß sie nur sparsam, aber gezielt eingesetzt werden.


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred




    (und solltest Du was anderes kaufen ists auch kein Problem :D )

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • @Alfred:


    Mir geht es darum, dass Du bestimmt Aspekt angebracht hast, die ich mir lieber nocheinmal in ruhe anhören möchte.
    Schaden kann das ja nie.
    Und du weisst doch, der Klassikliebhaber kann 500 CD's habe, aber die mit "nur" 50 Werken..... :rolleyes:


    :P

  • Hallo liebe Karl Böhm-Freunde


    Ich hatte hier schon einen langen text verfasst, ihn aber wieder gelöscht. Es ist doch besser, diesen Thread mit wenigen Worten zu eröffnen: Also Klartext:
    Hier gibt es ja einige Böhm-Fans - Ich bitte Euch, mich von den Qualitäten Eueres Meisters zu überzeugen.
    Böhms Tristan überrascht mich positiv, weil er so rastlos und feurig ist, was nicht recht in mein Böhm-Bild passen will. Auch die unsentimental interpretierten "Vier letzten Lieder" mit Lisa della Casa stechen überraschend aus der Diskographie heraus.
    Mit Böhms Zyklus der Schubertsymphonien bei DGG kann ich nichts anfangen, ich finde sie unangenehm satt, breit und der musikalische Fluß enthält Kleister, wenn auch manches Detail durchaus in der Gestaltung sehr schön ist.
    Als Interpret der Mozartsymphonien will ich Karl Böhm sein exklusives Expertentum absprechen!!! Begründung später.
    Auch seine legendäre Zauberflöte ist für mich nur eine Aufnahme unter vielen.


    Ich bitte Euch, mir den musikalischen Charakter Karl Böhms und seine Qualitäten anhand ausgewählter Aufnahmen darzustellen.
    Gruß aus Frankfurt

  • Thomas Bernhard


    Da es den Karl Böhm Thread bereits seit Ewigkeiten gibt habe ich Deinen Beitrag angefügt um Doppelthreads zu zum absolut gleichen Thema zu vermeiden, notabene da der Urthread überhaupt noch nicht ausgereizt wurde.


    Wie man sieht sind die Karl Böhm-Verehrer hier eher nicht so stark vertreten,m trotz positiver Wertungen im Dirigentenvoting.


    Zu den Schubert- und Mozart-Sinfonien , bzw der Deutungen durch Karl Böhm werde ich mich bemühen noch heute (spätestens aber morgen) ausführlich zu antworten, ich muß erst meine Giftzähne spitzen :D


    Beste Grüße


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo Alfred,


    Ja, ich muß mit Blindheit geschlagen gewesen sein, ist an mir vorrübergegangen, dein anderes Böhm-Forum


    Mach Dir bloß nicht die Zähne kaputt...


    Gruß Markus aus FfM

  • Hallo


    Ich fragte schon an anderer Stelle, ob jemand diese Aufnahme kennt.
    Erstaunen tut mich, daß diese alte Einspielung immer noch im Hochpreissegment ist (eine der ganz wenigen ADD-Aufnahmen in dieser Optik). Ich erwarte nicht, daß mir diese Aufnahme wahnsinnig gut gefallen würde, wenn ich sie denn kaufen täte. Oder irre ich?


    Gruß, Markus aus FfM

  • Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Mit Böhms Zyklus der Schubertsymphonien bei DGG kann ich nichts anfangen, ich finde sie unangenehm satt, breit und der musikalische Fluß enthält Kleister, wenn auch manches Detail durchaus in der Gestaltung sehr schön ist.
    Als Interpret der Mozartsymphonien will ich Karl Böhm sein exklusives Expertentum absprechen!!! Begründung später.


    Hallo Markus,


    kannst du bitte ein wenig konkreter werden?


    Gruß

  • Lieber Peet,


    das beweisaufnahmeverfahren bezüglich des Schubertzyklus ist bei mir eröffnet, die Anklageschrift wird bis spätestens morgen veröffentlicht werden.

  • Hallo Forianer,


    der Dirigent Karl Böhm ist bei mir, bis auf wenige Ausnahmen, an mir vorbei gegangen. Das liegt daran, daß ich die Werke auf Böhm-CD´s/LP´s immer schon in guten anderen Aufnahmen hatte und ......:


    Böhm ist auch ein Dirigent der sich nicht so vermarktet hat und nicht in dem Maße vermarktet wurde, wie einige andere, die Massenhaft auf dem Plattenmarkt zu finden sind.


    Was ich von ihm an Klangkonserven habe ist aber immer positiv gewesen:


    1.) In den 80er Jahren hatte ich einige sinfonische Dichtungen von Richard Strauß mit Karl Böhm auf LP, die aber später durch klangbessere Aufnahmen auf CD abgelöst wurden. Die Alpensinfonie auf DG-LP war gar in MONO.


    2.) Eine sehr gute Erinnerung habe ich an eine Schallplatte mit Beethovens Leonoren - Ouvertüre Nr.3 mit Böhm/WienerPH, die ich kaum jemals besser gehört habe.


    3.) Meine einzige Böhm-Doppel-CD sind die von Böhm sehr einfühlsamen Mozart-Sinfonien Nr.35-41; eine andere Aufnahme möchte ich davon nicht besitzen. Wenn es um Böhm geht verbinde ich diesen Namen immer mit Mozart.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,


    ThomasBernhard schrieb:


    Zitat


    1)Hier gibt es ja einige Böhm-Fans - Ich bitte Euch, mich von den Qualitäten Eueres Meisters zu überzeugen.


    2)Böhms Tristan überrascht mich positiv, weil er so rastlos und feurig ist, was nicht recht in mein Böhm-Bild passen will


    zu 1)
    Entgegen meinem Ruf, habe ich nicht die Absicht jemanden von Karl Böhm zu "überzeugen", das hat er auch gar nicht notwendig, das machen seine Einspielungen. Mancher wird Böhms Interpretationen mögen, andere wiederum nicht oder weniger. Daran kann und will ich auch nichts ändern. Was ich lediglich möchte, daß jeder der eine Meinung über diesen Dirigenten kundtut, seine Einspielungen auch kennt, dh. selbst gehört hat, und nicht das nachplappert was seine zahlreichen Anhänger und Gegner im Internet über ihn sagen, bzw. schreiben. Dann ist IMO schon viel gewonnen.


    zu 2)
    Tja wenn Böhms Tristan nicht in Dein Böhm-Bild passen will, dann würde ich sagen, das liegt daran, daß Dein Böhm-Bild einer Korrektur bedarf. :D Auch Böhms "Fliegender Hollender", ein Livemitschnitt aus Bayreuth ist sehr agressiv (Siehe Holländer Thread) und feurig. Sehr gut im Vergleich mit der (von mir sehr geschätzten) Klemperer Einspielung zu hören, die in dieser Hinsicht verhältnismäßig brav wirkt.


    Zitat

    Mit Böhms Zyklus der Schubertsymphonien bei DGG kann ich nichts anfangen, ich finde sie unangenehm satt, breit und der musikalische Fluß enthält Kleister, wenn auch manches Detail durchaus in der Gestaltung sehr schön ist


    Das ist sehr schade für Dich.
    Beginnen wir mal mit dem Problempunkt: Böhms Schubertzyklus weist eine ordentliche Klangtechnik auf, wenn ich schmeicheln will, keineswegs ist sie spektakulär. Es ist zwar der gesamte Frequenzbereich verfärbungsfrei aufgezeichnet, aber die Aufnahme rauscht im Piano vernehmlich und das Klangbild ist ein wenig kompakt (nicht stumpf !!), die räumliche Abbildung der Tiefe ist typisch Deutsche Grammophon.


    Nun zur Interpretation. Es ist wohl die wienerischeste Aufnahme, die je von diesen Sinfonien gemacht wurde. Böhm eigentlich Grazer, mit einem raunzenden Schönbrunnerdeutsch, daß meinem (wenn ich es benutze) eher überlegen ist, brachte dieses Kunststück mit den Berliner Philharmonikern zustande.
    Wer Böhms Schubert nicht mag, wurde wohl zu viel mit jenem Schubert-Bild konfrontiert, das aus Schubert mit aller Gewalt einen Suchenden, Unglücklichen, Zerrissenen machen wollte. Aus meiner Sicht war er ein Wiener Melancholiker, der aber durchaus das Leben zu geniessen verstand, bei Wein und Gesang. Zahlreiche Zeitgenössische
    Abbildungen geben davon Zeugnis. So ist in Schuberts Sinfonien, neben viel Haydn, Mozart, Beethoven und Rossini auch schon eine Vorwegnahme des Wiener Biedermeier zu erahnen, eine Tatsache der Böhm absolut gerecht wird, man hört auch das Liebliche in Schuberts Sinfonien, etwas das heutige Aufnahmen total unterschlagen, ja etwas das viele wegleugnen möchten. Dabei verniedlicht er ihn keineswegs, sondern lässt ihm auch den großsinfonischen theatralischen Ansatz.
    Hinzu gesellt sich, wie fast immer bei Böhm ein gewisses tänzerisches Element, ohne das Schubert manchmal fast spröde klingt.
    Jeder mag Schubert hören wie er will, ich bin jedoch der Meinung, daß
    Karl Böhm einen Schubert dirigiert, wie er in Wien noch heute als optimal empfunden wird.
    Mein Wiener Konzertführer von 1978 empfhielt ausdrücklich Böhms Einspielung "Kongeniale Nachschöpfung", wählrend sie den Redakteuren Harenbergs nicht mal eine Erwähnug wert ist.
    Man kann hier ganz typisch sehen wie die Wertungen Deutschland -Österreich verschieden sind. Ich sehe das locker, weise aber schon seit Jahren in meinen diversen Kennungen daruf hin, daß ich den "Wiener Geschmack" verkörpere, einer der mit dem deutschen nicht 100% kompatibel ist. (Hier ist Brahms ein ergiebiges Thema !! :D)


    Zitat

    Als Interpret der Mozartsymphonien will ich Karl Böhm sein exklusives Expertentum absprechen!!!


    Das bleibt Dir unbenommen, ist aber sehr mutig, das hat sich nicht mal Harenberg getraut:


    "...in seinen 65 aktiven Jahren hat es sich vor allem als Musiker im Dienst der großen Komponisten empfunden, war also das Gegenteil der Pult-Stars, die nach ihm kamen.....
    .....im Konzertfach wurde er weltweit als herausragender Bruckner- und vor allem als Mozart-Interpret bekannt. Weitere Schwerpunkte in seinem Repertoire waren Beethoven, R. Wagner und R.Strauß.."


    Ähnliches findet sich auch in Metzlers neuem Lexikon der Musik.


    Ich war mir lange nicht bewusst, daß es überhaupt jemand geben könne der Böhms Ausnahmerang in dieser Hinsicht anzweifeln könne - Bis ich ins Internet kam :P


    Teleton schrieb:


    Zitat

    Böhm ist auch ein Dirigent der sich nicht so vermarktet hat und nicht in dem Maße vermarktet wurde, wie einige andere, die Massenhaft auf dem Plattenmarkt zu finden sind.


    Das stimmt nicht.
    Böhm wurde als "älterer Herr der Oberschicht und Mozartpapst" für die Oberschicht vermarktet, und das durchaus erfolgreich.


    Zeit seines Lebens galt er in Sachen Mozart als unüberbietbar, und stellte in dieser Disziplin sogar Karajan weit in den Schatten..


    In Wirklichkeit war Böhm jedoch kein "liebenswerter alter Herr" sondern ein kalkulierender Analytiker, der seinen Willen eisern durchzusetzen vermochte, hierin stand er Karajan in nichts nach. Er tat es lediglich mit anderen Methoden...



    Zitat

    der Dirigent Karl Böhm ist bei mir, bis auf wenige Ausnahmen, an mir vorbei gegangen. Das liegt daran, daß ich die Werke auf Böhm-CD´s/LP´s immer schon in guten anderen Aufnahmen hatte und


    Nun ja, das war wahrscheinlich Solti auf Decca :D ;) ??
    Leider kann man nur wenige Böhm Einspielungen als "audiophil "bezeichnen.


    Zitat

    3.) Meine einzige Böhm-Doppel-CD sind die von Böhm sehr einfühlsamen Mozart-Sinfonien Nr.35-41; eine andere Aufnahme möchte ich davon nicht besitzen. Wenn es um Böhm geht verbinde ich diesen Namen immer mit Mozart.


    Ein Mozart ohne den Namen Böhm führt zu jenem Zustand den wir augenblicklich erleben dürfen:


    Mozart als "einer von Vielen"


    igittigitt !!!!



    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist ja schon bedenklich, wenn ein Verfechter eines Künstlers schreibt, aber noch schlimmer, ja schon grausam wird es, wenn selbiger auch noch Mozart zu seinem Lieblingskomponisten auserkoren hat... :wacky: :stumm:


    ;) Scherz beiseite, Alfred.


    Auch an mir ist Böhm mehr oder weniger "vorbeigezogen", sieht man von den Klavierkonzerten ab, wo er nun mal der Dirigent war.
    Einerseits habe ich mich erst spät für rein symphonische Werke interessiert, andererseits war ich nicht immer bereit, zB bei umfassenden Zyklen wie die Mozart-Symphonien, großartig zu experimentieren und mir unzählige Vergleichseinspielungen zuzulegen.


    Dass dies auch ein Fehler sein kann, habe ich gerade bei den Mozart-Symphonien erkannt, die ich bislang mit der ASMF unter Marriner hatte und die mich eigentlich voll und ganz zufrieden stellten.


    Zufällig gab es seinerzeit - noch günstiger als heute - bei 2001 die komplette DGG Box mit Böhm, die ich direkt mehrfach kaufte, eigentlich jeweils als Geschenk gedacht. Auf einer Box blieb ich jedoch "sitzen" und hatte sie lange Zeit im Regal stehen, bis ich mich entschloss, doch mal reinzuhören.


    Welch Unterschied zu dem immer beschwingten, leichtfüßigen Mozart des Sir Neville ! Jede Symphonie klang irgendwie ähnlich, zwar nicht immer gleich, aber beständig - aus heutiger (bösartiger) Sicht: modern, reine Hintergrundmusik.
    Das hat mir Böhm aber mächtig ausgeredet. Sein Mozart wirkt im Vergleich zu Marriner und einigen anderen Dirigenten unterkühlter, berechnender, ja strenger und fordernd. Eine gewisse Leichtigkeit ist auch diesen Interpretationen nicht abzusprechen, aber niemals als leichte (=einfache) Kost anzusehen. Er trägt durch seine Sichtweise an der langsamen Entwicklung der einzelnen Symphonien bei und man kann zu einer ganz anderen Auffassung Mozart's gelangen, wenn man Böhm hier folgen mag.


    Ich mochte ihm hier sehr gerne folgen und habe inzwischen den Marriner verschenkt. :D


    Übrigens ist der Klang, die Räumlichkeit sehr gut eingefangen; ob es an der Nachbearbeitung für die CD liegt, vermag ich nicht zu sagen, da ich die Orignal-LPs nicht kenne.

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen. [frei nach George Orwell]


  • Ein kleines Wort macht hier den Unterschied: Thomas sprach Böhm das ihm von manchen Fans und Kritikern verliehene exklusive Expertentum ab. Harenberg bezeichnet ihn jedoch nicht als exklusiven Experten - eine Formulierung, die niemanden neben diesem Könner bestehen lassen würde - sondern als herausragenden Mozart-Interpret - auf dem Gipfel ist somit noch Platz für andere herausragende Interpreten.

    Gruß,
    Gerrit

  • Hallo,


    Tatsächlich wäre exklusiv ja ein Ausschluß aller anderen.
    So war es auch sicher nicht gemeint, von allen Beteiligten.


    Eine solche Exklusivität gibt es einfach nicht, wohl aber eine dominierende Vormachtsposition, und ich bin sicher das war genau so gemeint.


    Wenn ich heute sage jemand ist "einzigartig" dann meine ich auch nur "herausragend" und "unvergleichlich".


    Und das Ist Böhm in der Tat.


    Es gab auch andere große Mozart Spezialisten, hier sei Bruno Walter genannt und auch Joseph Krips, aber kein einziger wurde so kritiklos von der Mozartgemeinde anerkannt wie Böhm.


    Ein geflügeltes Wort, ich weiss nicht mehr von wem es stammt war:


    Wenn Böhm Mozart dirigiert hat man das Gefühl: So und nicht anders muß es klingen, ob er er schneller oder langsamer dirigiert, man hat immer das Gefühl: Genau so ist es richtig.


    Alle Böhm "Nachfolger", eigentlich gab es bis heute keinen, polarisierten die Mozartianer, bei Böhm war das nie der Fall. Selbst Karajan anerkannte die Vormachtstellung Böhms auf diesem Gebiet an und lud ihn regelmäßig nach Salzburg ein.


    Vielleicht sollte man den jüngeren Forianern sagen, (ich kam erst spät auf den Gedanken, daß sich hier einiges geändert haben könnte)
    daß vor ca 30 Jahren die Musiklandschaft generell anders aussah als heute. Mozart (und vielleicht noch Beethoven) war der strahlende Mittelpunkt der "Klassikwelt" um den sich alles scharte, also war naturgemäß ein Mozart-Spezialist wesentlich populärer, als er es heute wäre, gäbe es wirklich einen.


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ein geflügeltes Wort, ich weiss nicht mehr von wem es stammt war:


    Wenn Böhm Mozart dirigiert hat man das Gefühl: So und nicht anders muß es klingen, ober er schneller oder langsamer dirigiert, man hat immer das Gefühl: Genau so ist es richtig.


    Ich kenne das nur als Generalurteil von Klemperer (oder Walter) über Toscanini - was auch immer der dirigiere, es klänge richtig. Zur Zeit dieses Statements ist das berühmte Foto entstanden (Toscanini, Furtwängler, Klemperer, Kleiber, Walter).


    Zitat

    Vielleicht sollte man den jüngeren Forianern sagen, (ich kam erst spät auf den Gedanken, daß sich hier einiges geändert haben könnte)
    daß vor ca 30 Jahren die Musiklandschaft generell anders aussah als heute. Mozart (und vielleicht noch Beethoven) war der strahlende Mittelpunkt der "Klassikwelt" um den sich alles scharte, also war naturgemäß ein Mozart-Spezialist wesentlich populärer, als er es heute wäre, gäbe es wirklich einen.


    Ich glaube, dass beschreibt ganz gut das Dilemma mit dem Böhm noch heute zu kämpfen hat. Vielleicht reduzieren ihn zu viele einfach auf einen Mozart-Dirigenten und halten diese - vermeintliche - Spezialierung gleichzeitig abträglich für eine größere Anerkennung. Böhm war nie ein einseitiger Dirigent. Ein blindes "Vergleichshören" würde viele Vorurteile als eben solche entlarfen: "Vor"-urteile.

    Gruß,
    Gerrit

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Völlig richtig.


    Böhm war nie einseitig. Richard Strauß und Mozart waren aber jene beiden Komponisten, mir dem es Böhm gelang, sich vom übermächtigen Schatten Karajans zu befreien (In Wien war er überhaupt etwas beliebter, und wenn man Böhm glauben will, in Japan auch ;) )


    Böhm hatbeispielsweise auch Tschaikowsky aufgenommen, aber wer würde das heute schon kaufen ?


    In Dresden dirigierte er in der Nachfolge von Fritz Busch auch Zeitgenössisches: Sutermeister, Schoeck, Alban Berg, Gottfried von Einem und Wagner-Regény.


    Ich würde jedem empfehlen Böhms Aufnahme von Bruckners 4. anzuhören, sie ist für DECCA entstanden, und somit klingt sie auch so: Dynamisch und voll, klangsinnlich, hier kann man sich ein Bild machen, wie in etwa Böhm live geklungen haben mag......


    BTW: Über Böhms Zauberflöte(n) muß ich noch ein Hühnchen mit ThomasBernhard rupfen ;)


    Aber nicht jetzt - Später



    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Du lieber Himmel,


    kaum verlässt man mal für ein paar stunden ausnahmsweise das haus (in der oper gab es gunods faust) schon zieht hier ein beängstigender sturm auf, da hab ich ja ganz schön was losgetreten, mir rinnt der angstschweiß.
    1.) Ich plappere keine Meinungen aus dem Internet nach, mir missfällt Böhms schubertzyklus etwas (im vergleich zu anderen schubertzyklen), weil ich ihn selbst besitze und hörte und vergleiche selbst anstellen kann. lediglich die angesprochenen mozartsymphonien besitze ich zwar nicht, habe sie aber gelegentlich gehört. In sachen schubertzyklus werde ich mich morgen rechtfertigen.
    Böhms Wagner habe ich ja nicht kritisiert.
    3.) Mit der zauberflöte fühle ich mich noch sicherer, da können wir gerne einen hühnchenwettstreit austragen. ich sagte, daß böhms nur eine zauberflöte unter mehreren ist. sicher ist fritz wunderlich ein gewaltiges plus dieser aufnahme. aber: roberta peters ist nun wirklich nicht DIE Königin der Nacht, Fischer-Dieskau ist ein interessanter, hörenswerter papageno, ich finde aber, daß er der rolle nicht recht gerecht wird. Wenn ich diese Zauberflöte mit der zauberflöte von thomas beecham (1938, berlin) auf der romantischen seite und östman auf der historischen seite betrachte, sind mir diese beiden alternativen lieber, so unterschiedlich sie natürlich sind.
    Mit der zauberflöte werde ich morgen auch detailierte Vergleiche anstellen.


    Zu hilfe, zu hilfe, sonst bin ich verloren! Schon nahet sie sich

  • Hallo,


    Morgen werden wir drüber ausgiebig diskutieren, Wahrscheinlich erst abends, da hab ich mehr Zeit. Für jetzt nur soviel, damit Du eine gute Nacht hast: Das mit dem Nachplappern von Meiniungen aus dem Internet, war eine allgemeine Bemerkung und keineswegs gegen Dich gerichtet.


    Auf morgen


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Ich glaube, dass beschreibt ganz gut das Dilemma mit dem Böhm noch heute zu kämpfen hat. Vielleicht reduzieren ihn zu viele einfach auf einen Mozart-Dirigenten und halten diese - vermeintliche - Spezialierung gleichzeitig abträglich für eine größere Anerkennung.


    Ich habe jetzt aus Neugier mal den ganzen Böhm thread gelesen. Ich gehöre einer Generation an, die Karl Böhm - wenn überhaupt - nur noch flüchtig mit Bewußtsein erlebt hat. Als Karl Böhm am 14. August 1981 in Salzburg starb, war ich noch nicht 12 Jahre alt. Meine erste Erinnerung an Ihn war eine live vom Fernsehen übertragene Mozart Oper (Zauberflöte, Don Giovanni? Ich erinnere mich nicht mehr genau). Allerdings zeichnete mein Vater die Sendung auf Video auf. Leider verlorengegangen. Es war auch auf einem antiquieten Video-System. Heute wertlos. Meine Eltern schätzten diese Übertragung sehr. Es war ein riesen Rummel. Böhm im Fernsehen usw. Er war damals ein Star. Er dirigierte im Sitzen, was ich noch in Erinnerung habe, was mich schon damals stutzig machte, aber er herrschte vom Pult aus mit großer Autorität.


    Später -nach seinem Tod - geriet Böhm für mich immer mehr in Vergessenheit, lediglich durch seinen Sohn Karl-Heinz Böhm blieb sein Name präsent. Allerdings - Alfreds Begeisterung jetzt mal beiseite gelassen - tauchten in den 80er Namen wie Harnoncourt später dann Gardiner oder Christofer Hogwood auf, die einfach "en voge" waren und suggerierten, ein Böhm, später dann, nach dessen Tod im Juli 1989, ein Karajan (seine 14 Jahre, die er jünger war als Böhm helfen ihm noch heute enorm!!) , seien nicht mehr notwendig... Das hat sich als Falsch herausgestellt. Zwar ist Harnoncourt nach wie vor oben, allerdings nicht mehr mit Bach & Mozart sodern als Operndirigent in Zürich oder als Gastdirigent beim Neujahrskonzert der Wiener Phillis. Um Gardiner ist es stiller und Hogwood ganz still geworden. Um so mehr tauchen Karajan und Böhm, vielleicht auch wieder Toscanini (siehe thread und die Diskussion darüber, warum man ihn so selten hört und kaum noch kennt), Barbirolli, Becham usw wieder aus der Versenkung auf.


    Zu Böhm hatte ich mir also das Image gemerk, der dirigiert Mozart. Er war ein ansehener Dirigent. Vielleicht Experte. Heute ist er es nicht mehr. Neues gab es nicht mehr von ihm. Er war "weg vom Fenster" wie man so schön auf Norddeutsch sagt. Dann passierte folgendes. Ich schaltete das Radio ein und hörte eine 1. Brahms Symphonie. Wow habe ich gedacht, wer ist das??? Eine ältere Aufnahme sicher,..vielleicht ein unbekannter Russe? und dann kam die Absage: Karl Böhm dirigierte... Ich war erschlagen. Das hatte ich nicht erwartet. Und so kam ich ins Grübeln. Den Mann hast Du verkannt...Jetzt bemüh' dich mal. Seinen Holländer kenne ich nicht, auch den Tristan nicht. Eine Schande! Muss ich gestehen.


    Ein weiteres Böhm-Problem ist seine Nicht-Präsenz auf dem Büchermarkt. Es gibt Böhms Autobiografie "Ich erinnere mich ganz genau". Dann noch den Briefwechsel mit Richard Strauss (Lieber Alfred, schreib nicht immer Strauß, wenn Du Richard meinst, dann stellen sich meine Nackenhaare hoch) und ein Portrait aus den 1950ern bei der DG. Natürlich noch den schönen Bildband von Franz Endler bei hoffmann & Campe mit dem Vorwort von Leonard Bernstein(!) Das war's leider. Über Karajan gibts mindestens 20 Bücher!!!
    Zitat Bernstein aus Franz Endlers: Karl Böhm:


    Uns allen hat Karl Böhm voraus, dass er viele Komponisten noch selbst gekannt hat und ihren Rat einholen konnte. Nicht zuletzt deshalb gilt er heute als Garant für eine Werktreue, an der man alle anderen Auffassungen messen muss. ... Ganz im Gegensatz zu mir ist er ein Musiker, der "Ariadne" dirigieren kann, ohne die Partitur von neuem studieren zu müssen...In seiner Kindheit hat er etwas aufgenommen, was uns fehlt. Die Echtheit seiner Interpretation von Mozart, Wagner, Strauss, Bruckner...stammt aus einer Tradition, in der er aufgewachsen ist, aus einer Gnade und Begabung, die ihm geschenkt wurde.


    Bernstein bringt was heraus, was ich genau so sehe. Böhm steht in der alten Kapellmeistertradition und schritt darüber hinaus. Er wird wiederkommen. Wie ein verlorener Sohn wieder aufgenommen werden.


    Ich muss bald schnellstens in den Keller, wo ich meine Platten abgestellt habe, um sie wiederzuholen. Böhm zu hören!

  • Hallo allseits


    habe jetzt immer noch nicht die nötige zeit dazu, werde mich heute nacht endlich vollständig äussern. Aber ich will jetzt schon mal verraten, daß ich gestern böhms schubert 3,5,8,9 gehört habe (ich bleibe bei der alten Zählung, da die große C-Dur-Symphonie eindeutig die nummer NEUN verdient hat). Alfred schrieb, daß bei Böhm alles so tänzerisch sei. Hm. tut mir leid, konnte ich anhand des Schuberts nicht nachvollziehen, ich finde bei Böhm meine Lieblingssinfonien, NR. 5+8+9, langweilig und nicht gut gelungen. Schuberts dritte ist böhm ganz schön gelungen, gebe ich zu. Aber vergleicht doch mal die fünfte mit den einspielungen von Günter Wand (NDR 2001 / Köln, 1984). Bei Wand gerät der erste Satz spielerischer und tänzerischer, bei Böhm, hört nur mal die ersten takte wiederholt an, finde ich es gar nicht locker, sondern verkrampft. Bei Wand sin die Flötentöne am anfang schön lebendig und die streiche kommen lebensfroh und leicht dazu. bei böhm klingt das alles zu unflexibel. Dynamik: Bei böhm fällt der dynamik-kontrast meist recht zahms aus. im zweiten satz der fünften finde ich wand viel schöner, sozusagen weltabgewandt. Böhm geht da mit einer ernsten strenge durch und lebt die Bögen nicht so wirklich.
    ich werde heute nacht noch einige andere stellen aufführen. es sei schon verraten: schlusssatz in der neunten. vergleiche böhm mit furtwängler, gardiner oder wand. Bei den letzten drei ist mehr tänzerisches und lebensfrohe und ausgelassene als bei böhm. ich werde das heute nacht noch konkretisieren. aber ihr könnt ja schon mal vergleichshören. Auch böhms "unvollendete" werde ich als suboptimal zu beweisen versuchen.


    Bis dann, wir sehen uns auf dem schlachtfeld.
    seid mir dennoch herzlich und freundlich gegrüßt. markus

  • Ha! Mein letzter Beitrag steht also widerspruchslos seit 17 uhr soundsoviel da, das könnte darauf hin deuten, daß ich ganz gut argumentiert habe - oder daß ihr Euch jetzt völlig von mir abwendet 8o
    Da ich es ja versprochen habe, will ich halt ein bisschen weiterargumentieren, aber eigentlich ist das Thema dann auch für mich gegesen. Ich habe dann wohl für jedermann nachvollziehbar begründet, warum mir böhms schubert 5+8+9 nicht recht gefällt und jeder darf fürderhin mit der schubertaufnahme glücklich werden, die ihm am natürlichsten ist (cicero).
    Leider, leider habe ich diese Symphonien nicht als Taschenpartitur - mit der Partitur lässt sich eine Aufnahme viel besser beurteilen. So will ich hier wenigstens etwas mit zeitangaben hantieren, um deutlichkeit zu schaffen.
    Fangen wir mit Mozart an, ich hatte doch noch wenigstens den Finalsatz der Jupitersinfonie zuhause (DGG, Berlin). Dort möchte ich beispielhaft demonstrieren, daß ich es schade finde, daß böhm über höhepunkte und wendepunkte in einem Satz einfach ungerührt drüberwegfährt und sie nicht auszelebriert, mit einem kleinen ritardando und einem verzögerten einsatz vielleicht. (einer partitur die "ecken und kanten" abzupolieren (was man karajan ja oft vorwarf, aber das gehört jetzt wirklich nicht hier her) ist so etwas ähnliches, nur daß es sich hier nicht um eine ecke sondern eher um ein höhepunktschmankerl handelt, das nicht genug verwöhnt wird) Hm. Moment, jetzt hab ich da für dieses Beispiel (um 3:19 min, beginn durchführung?) so weit ausgeholt und jetzt beim erneuten hören festgestellt, daß er doch ein nettes kleines ritardando macht. Naja, egal, mach ichs halt wie die CDU und sage: "das geht mir noch nicht weit genug". Hört euch mal speziell diese Stelle in anderen Aufnahmen an: Bruno Walter macht an solch wichtigen stellen immer ein Ritardando oder sonst irgendwie ein Ausrufezeichen, ja sogar der dahinbrausende georg szell packt an dieser stelle die butterbrote aus (wie bruckner sagen würde?) und auch Harnoncourt huschelt da nicht so rüber. - hab die stelle bei böhm jetzt nochmal gehört. ich glaub ich weiss jetzt was das problem daran ist: die holzbläser läßt er schön ritardando spielen und zieht aber mit den Streichern oben drüber gleich wieder das Tempo an und klebt diese Streichergirlande ans kommende hauptthema an, als ob sie dazu gehöre, ich und die meisten dirigenten - das kann man hören - dehnen die streichergirlande aber, sozusagen als geschenkpapier aus, und erst dann kommt das hauptthema darunter hervor. Hm hm hm, vertrackte Situation das...
    Im übrigen finde ich es auch schade daß böhm nicht in den letzten Takten vor schluß das neckische spiel der Hörner in den vordergrund stellt, sondern die Streicher da einen ziemlich dicken klang hinstellen läßt.


    Zu Schubert, erst die NEUNTE:
    Im ersten Satz nimmt böhm bei 4:00 tempo auf nimmt das Tempo dann aber bei 4:50 wieder VIEL zu sehr zurück, das ist tödlich für die dramaturgie dieses Satzes. Im Vergleich: Furtwängler gestaltet den ganzen Satz als ein einziges Crescendo und accelerando, der ist nicht mehr zu halten, der gute mann, wenn er losgelegt hat. Böhm verhungert da .
    Schlusssatz: Der kommt nicht so richtig in Fahrt finde ich. Was einerseits sehr schön ist, ist in 1:46 die geschliffene, perfekte Figur in den hohen Streichern, dieses taddeltidagtaddeltidag usf - gegen die holzbläsermelodie - nur: der preis dieser exaktheit ist, daß das vorantreibende irgendwie verloren geht.
    (Für die vergleiche: Beide DGG-Furtwängleraufnahmen sind gut, ich bevorzuge jedoch bei weitem den Kriegsmittschnitt


    Schubert, die unvollendete:
    Finde ich zu undramatisch und zu langsam angefangen, den ersten satz. die klaustrophobische stimmung in der partitur ab 3:50 finde ich auch absolut suboptimal, diese Schreckensausbrüche um 5:00 herum viel zu unängstlich und wiederum zu exakt im zeitablauf, da schadet ein verspäteter einsatz (oder wie man das nennen will) nichts.
    zweiter satz: hört euch mal diesen lauf der tiefen streicher an, wie unakzentuiert der ist und vergleicht ihn mit einer aufnahme von günter wand oder furtwängler, da wird diese Musik weit besser belebt. Ich will nicht noch weiter beschreiben, was mir an diesem zweiten satz noch alles nicht passt.


    Ich hoffe keine böhm-fans beleidigt zu haben, das war nicht meine absicht, ich hoffe, ihr werdet mit eigenen ohren nachvollziehen, daß es packenderer aufnahmen von schubert 5+8+9 gibt.
    Meinerseits will ich jetzt die Böhm-auseinandersetzung beenden, es gibt ja auch einige Böhm-aufnahmen die ich immer sehr mögen werde.
    Gerne laß ich mich von euch darauf hinweisen (mit zeitangabe), was ich bei böhm mal besonders genießen soll.

  • Hallo Markus,


    du hast deine Eindrücke von Mozart und Schubert bei Böhm treffend formuliert. Ich erkenne seinen Stil in deiner Beschreibung.


    Wenn ich zwei Worte daraus besonders hervorhebe, dann sind es Exaktheit und Ausgeglichenheit. Dir gefällt es nicht, beides. Es ist völlig dein Recht. Wie Alfred oben allerdings genauso gut sagte, gibt es in selben Böhm-Aufnahmen auch andere Züge, die speziell wienerisch klingen, in Bezug auf Schubert. Darauf bist du nicht eingegangen. Zunächst also zu Schubert:


    Böhm bringt das Klassische eher in den Vordergrund, lässt das Romantische trotzdem sehr deutlich mitschwingen. Er kümmert sich um die klare Sicht, Farben, große Strukturen und bleibt - aus meiner Sicht - vital und somit lebendig. Undramatisch? Nimm zum Vergleich Davis. Zu langsam? - Nimm Giulini. Zu ängstlich? Nimm Krips. Zu unägstlich? Nimm Beecham. Zu exakt? Nimm Wand. Zu unakzentuiert? Nimm Walter.


    Das soll heißen, bei Böhm trifft sich die Schubert-Auffassung in der Mitte, diese Ausgeglichenheit ist beispielhaft. Man kann sowohl nach links, als auch nach rechts reisen und bei Böhm wäre die Mitte des Weges. Er hat die Unvollendete mit ganz speziellen Mitteln zu einer Vollendeten gemacht. Das schaffen ganz wenige Dirigenten. Eher klassizistisch? Ja, aber immer noch im Rahmen des Stils. Dagegen verlässt z.B. Goodman den Rahmen vollkommen, wenn er das Vorklassische mit dem Spätromantischen zusammenkoppelt. Böhm ist sauber. :-)


    Bei der Großen Symphonie genauso. Mich spricht Furtwängler auch eher an, aber Böhm ist der Partitur näher. Das muß gesagt werden, das schmälert Furtwänglers Interpretation keinesfalls.


    Mozart bei Böhm ist ein vorbildliches klassische Werk. Es gibt genug feine Nuancen, und es wird aber nicht mehr romantisiert. Böhm und Karajan haben, wie bekannt, aufs Rubato verzichtet. Bei Mozart würde ich Böhm immer noch als Vergleichsmuster nehmen. Es ist vielleicht die Sache der Tradition, der Erziehung. Vielleicht musst du mehr in dich gehen, um dich zu prüfen, warum du andere Vorbilder da hast bzw. brauchst.


    Jedenfalls sind die Exaktheit und Ausgeglichenheit bei Böhm eine gute Sache. Auch von dem Gesichtspunkt der Kulturkritik. Weg von der Realität, in die hohe Kunst, in die Welten, wo uns kein Bezug zu aktuellen Ereignissen stört. Es hat diese Schattenseite, ja. Es ist aber auch ein Bestandteil dieser Kunst.


    Gruß

  • Hallo Alfred,


    nachdem ich nun das ganze "für" und "wieder" in diesem Thread gelesen habe, muss ich mir nochmal glatt die alten LP-Schätzchen meines seligen Herrn Vaters zu Gemüte führen.


    Ich muss zugeben, dass ich keine einzige Mozart-CD mit Böhm habe, "sein" Beethoven hat mich nie sonderlich interessiert, seine DG-Zauberflöte ist interessant und nicht zuletzt wegen Wunderlich sicher auch besitzenswert. Allerdings fehlt sie in meiner Sammlung als CD.


    So werde ich denn am Wochende mal wieder einen nostalgischen Plattenabend mit Karl Böhm und Mozart verbringen. Ich habe die "Jupiter" mit ihm schon ewig nicht mehr gehört. Meine Eindrücke schildere ich dann später.

    Beste Grüße aus Bonn
    Matthias


    Ich tu', was meine Pflicht gebeut, doch hass' ich alle Grausamkeit (ROCCO)

  • Hallo Böhmien


    Auf einem Spaziergang hörte ich soeben die erste CD von Böhms Zauberflöte. Ich muß gestehen, daß sie schon wunderschön und homogen ist. Könnte doch noch meine Lieblingszauberflöte werden. Da muß ich mir selbst sagen: "Bekämen doch die Schreiber alle ein solches Schloß vor ihren Mund: Statt Haß, Verleumdung, schwarzer Galle bestünde Lieb und Bruderbund."
    Genug der aufrichtigen Buße?

  • Thomas Bernhard und alle


    Hallo Markus,


    Esgehr ja hier gar nicht um "Buße". Ferner verlangt niemand, daß die Böhmsche Version der Zauberflör Deine Lieblingsaufnahme wird (im übligens gibt es 2!! Steroversionen der Zauberflöte unter Böhm)


    Was ich will. ist lediglich ein von Vorurteilen weitgehend freies Böhm-Bild.
    Ich habe mich jetz absichtlich ein wenig zurückgehalten, damit auch andere, ohne Beeinflussung von meiner Seite ihre Meinung schreiben können, was ja auch geschehen ist.


    Es wurde zu Recht auf die "Ausgewogenheit" Böhmscher- Schubert- und Mozart Interpretationen hingewiesen.


    Es wurde nach Eigenarten von Böhms Stil gefragt.


    Ich versuchs mal, wobei ich ich auf den "alten" Böhm beschränke, als auf seine Stereoaufnahmen.


    Typissch für Böhm ist ein eher tänzerischer Zugang, liebliches wird lieblich gebracht aber nicht (oder nur selten) süsslich, auch nicht rokokohaft. Klassisch beherrscht aber nicht fade. Dramatische Stellen werden durchaus ausgekostet, aber sie werden nicht schroff interpretiert sondern irgendwie strahlend, triumphierend.
    Auch Böhms Beethoven ist durchaus hörenswert.
    Es gibt zwei Aufnahmen, eine mit den Berlinern, eine Mit den Wienern.
    Die Wiener ist die etwas Bessere, nicht wegen des Orchesters sondern wegen der geringügig besseren Aufnahmetechnik, da später entstanden. Leider aber wurden die Wiener Serien nicht vollendet, sodaß zumeist die Berliner Verionen angeboten werden.


    Soweit ich weiß ist von der Wiener Beethoven Serie lediglich die 6.erhältlich, gehoppelt mit Schuberts fünfter. Achtung ich kenne diese CD (noch ) nicht, ich hab die Aufnahme auf LP, und da zählt sie zu meinen Lieblingen.



    Böhm kann fest zupackem, wenn es sein muß, aber macht es nicht andauerend interessant ist auch , wie er mit Tempobeschleuigungen umgeht, und wie er Tempo drosselt, wo er es für notwendig hält.


    Ich möchte an dieser Stelle eine persönliche Erfahrung beschreiben, die kaum ein Jahr zurückliegt.
    Ich hatte mir (nach Jahren Zögerns) endlich Böhms CD-Version der Sinfonien Nr 40 und 41 gekauft, nachdem ich die Hoffnung aufgegeben hatte sie würden doch eines Tages in der Serie "The Originals" landen. Nein sie ist analog aber hochpreisig - Universal versteht da keinen Spaß ;)
    Die ersten Sekunden waren enttäuschend: Eher verhalten, tempomässig gedrosselt man die Nr 40 aus den Kopfhörern.
    Sollten also doch alle jene recht haben, die da meinten, Böhms Aufnahmen seien "antiquiert" ?? --
    Wenige Sekunden später funkelt alles und ist voller Leben, das Tempo hat er unmerklich und drastisch zugleich angezogen. Wahrscheinlich eines der Geherimnisse von Böhms interpretation. Die leiseren Stellen schweben förmlich, und klingen lieblich, werden aber immer wieder von Attacken unterbrochen (Ich höre die betreffende Stelle gerade während ich den Text schreibe simultan mit) die ihrerseits von lieblichen Passagen "gebrochen " werden, das Tempo wechselt derweilen ununterbrochen, da dies aber an den richtigen Stellen geschieht und nicht willkürlich fällt es normalerweise, wenn man sich lediglich hörend unkritisch dem Genuss hingibt, nicht weiter auf. Böhm disponiert klug, die heute so oft gehörte Dauerspannung fehlt völlig.Immer läss er noch Spielraum für eventuelle weitere Steigerungen uder ein weiteres Zurücknehmen. Er erreicht somit Nuancen, die anderen Interpretationen einfach fehlen.
    Ich habe dereinst in einem anderen Forum Böhms Interpretationen als "klassisch" ausgewogen bezeichnet und bin dort auf Unverständnis gestoßen (man konnte mit dem Begriff überhaupt nichts anfangen) und ich nehme an, das wird hier nicht viel anders sein.


    Besonders interessant dann der Beginn der Jupitersinfone, die bei Böhm scheinbar relativ langsam beginnt, allerdings nur scheinbar. man höre die ersten drei minuten. Wie Böhm Herbes, (fast) Schroffes mit lieblichem verbindet, wie er subjektiv langsam und schnell sein kann, ohne offensichtliche Brüche, das macht ihm (leider) keiner nach.


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred


    PS:Über Böhms "Zauberflöte(n) " kann im Thread "Die Zauberflöte in Referenzaufnahmen" diskutiert werden

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose