Christian Ferras (1933 - 1982)

  • Über ihn wird, vermutlich weil er sich mit 49 das Leben nahm, gern der Mantel des Vergessens gebreitet, obwohl meine Generation quasi mit ihm aufgewachsen ist. Heute hätte er seinen 80. Geburtstag feiern können:



    Christian Ferras (* 17. Juni 1933 in Le Touquet; † 14. September 1982 in Paris) war ein französischer Violinist.
    Herbert von Karajan sagte über ihn: „Er besaß ein intuitives Talent, um Gefühle durch sein Spiel anderen zu vermitteln“.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Vielen Dank für den Hinweis.
    Ich habe erst kurz vor seinem Tode begonnen, mich für die klassische Musik interessieren. Nach dem Lesen der einschlägigen Literatur über die verschiedenen Geiger habe ich aber begonnen, seine bei DGG und anderen erschienenen Aufnahmen zu sammeln. Ich werde heute abend mal wieder eine dieser wertvollen Schallplatten auflegen.

  • Der junge Zubin Mehta lt. youtube Info. Das Sibelius-Konzert mit Karajan wird häufig empfohlen (wenn mich das Stück etwas mehr interessieren würde...) Ich besitze mit Ferras die Beethoven-Sonaten, eine ziemlich gute Aufnahme (allerdings noch Mono und es gibt natürlich sehr viel Konkurrenz).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die meisten Aufnahmen sind wohl im Moment gestrichen. Die links im Bild befindliche Aufnahme habe ich in der Original- LP- Vollpreisversion einem etwa gleichaltrigen Freund zum 20. oder 21. Geburtstag geschenkt. Ist auch schon ein paar Monate her. Daß Ferras Selbstmord begangen hat habe ich bis soeben nicht gewusst. Wenn ich mich richtig erinnere war diese Aufnahme damals eine der Referenz-Aufnahmen. Zumindest wurde das den Käufern eingeredet.....

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Natürlich habe ich das Beethoven-Konzert, das Alfred hier eingestellt hat (Aufnahme 1967). Und selbstverständlich auch das Brahms-Konzert aus 1961, ebenfalls mit den Berlinern unter Karajan. Beide Aufnahmen finde ich hervorragend, schon allein durch die Symbiose zwischen Geiger, Orchester und Dirigent - Aufnahmen wie aus einem Guß.


    Weiters unzählige Sonaten-Aufnahmen (meist mit Barbizet am Klavier) oder überwältigende Kreisler-Stücke, hier ist der Pianist Ambrosini.


    Auch weitere empfehlenswerte Violinkonzerte (4.+5.Mozart, 1.Paganini, 1.Prokofjew, Bachs Doppelkonzert mit Menuhin, auch als Dirigent, oder mit M. Schwalbè sowie Sibelius und Tschaikowskij - die letzteren drei ebenfalls unter Karajan). Nicht vergessen werden darf eine hinreißende "Tzigane" von Ravel mit Barbizet am Klavier.


    Ferras war ein höchst solider Violonist ohne unnötige Schnörkel mit elegantem Ton und getragen von höchster Musikalität.


    Ich trauere um ihn!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Ich begrüße diesen längst überfälligen Thread über den großen französischen Geiger CHRISTAN FERRAS, auf dessen große Kunst ich schon in einerem früheren Beitrag einmal hingewiesen hatte. Kaum zu verstehen, daß FERRAS in unserem Forum bei der Besprechung von wichtigen Violinkonzerten und Kammermusik so relativ wenig Berücksichtigung findet. Immerhin geht es ihm da doch noch etwas besser als manch anderem großen Geiger der 50er Jahre, wie z. B. dem nicht minder genialen amerikanischen Geiger BRONISLAW GIMPEL, der ebenfalls erst wieder neu entdeckt werden muß. (Vergl. mein Thread)


    CHRISTIAN FERRAS war ein musikalisches Wunderkind. Mit 6 Jahren erhielt er seinen ersten Unterricht, und als Dreizehnjähriger verließ er bereits das Pariser Konservatorium. Tourneen führten ihn rund um den Erdball nach Australien, Afrika, Südamerika, Japan, etc. 1959 konzertierte er zum ersten Mal in den USA und errang mit dem Violinkonzert von BRAHMS einen großartigen Erfolg. Zuvor hatte er sich schon mehrere erste und zweite Preise bei großen internationalen Wettbewerben erspielt. Das BRAHMS-Violinkonzert spielte er auch wiederholt mit HERBERT VON KARAJAN, der eine ganz hohe Meinung von dem französischen Geiger hatte, und man spielte dieses Konzert auch in Athen vor dem griechischen Königspaar und vor prominentestem Publikum.


    Auch für mich ist CHRISTIAN FERRAS der ideale Geiger für die Interpretation des BRAHMS-Violinkonzerts. Allerdings ziehe ich die ältere Einspielung aus den frühen 50er Jahren mit den WIENER PHILHARMONIKERN unter CARL SCHURICHT der gewiß wirkungsvolleren späteren stereophonischen Einspielung durch KARAJAN und den BERLINER PHILHARMONIKERN vor- , obwohl die Aufnahme mit KARAJAN interpretatorisch als die noch virtuosere und kontrolliertere gilt, da mir von KARAJAN eine etwas zu große Kühle, und eben auch Kontrolle, ausgeht und er wohl dem Geiger etwas zu viel Disziplin abverlangt, während FERRAS unter SCHURICHT seinem unbekümmerten, leidenschaftlichen, schwärmerischen und höchst expressiven Spiel noch freieren Lauf lassen kann. Unter SCHURICHT kann man einfach den authentischeren, ungezügelteren CHRISTIAN FERRAS hören. Für mich hat er einfach mit SCHURICHT mehr künstlerische und menschliche Gemeinsamkeiten. Unter CARL SCHURICHT klingt für mich BRAHMS näher, wärmer, lyrischer und vor allem romantischer. Es ist einfach großartig, welche innere Dynamik und welche Verve CHRISTIAN FERRAS bei dieser Interpretaton des BRAHMS-Violinkonzertes entfaltet. Ich habe diese mir für die Interpretaton dieses Werk erstrebenswerten Attribute in keiner anderen der unzähligen vorliegenden Einspielungen jemals so optimal wieder vorgefunden.


    Übrigens war CHRISTIAN FERRAS auch ein begnadeter Kammermusiker. Mit seinem Pianisten-Freund PIERRE BARBIZET bildete er ein herausragendes Duo, mit dem man in der ganzen Welt auftrat und damit größte Erfolge erspielte.


    Viele Grüße
    wok

  • Ich möchte heute an den Todestag von Chrtian Ferras erinner, und ich tue dies mit dieser großartigen Aufnahme des Brahms-Konzertes unter Carl Schuricht:





    Heute ist sein 33. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Die meisten Aufnahmen sind wohl im Moment gestrichen.


    Vielleicht sollte man darauf hin weisen, dass derzeit die meisten Aufnahmen greifbar sind.



    Die DGG Box enthält nicht, wie fälschlich angegeben 1 CD sondern 10!


    Bach, J S:
    Violin Concerto No. 1 in A minor, BWV1041
    Violin Concerto No. 2 in E major, BWV1042
    Concerto for Two Violins in D minor, BWV1043
    Sonata for Violin & Harpsichord No. 3 in E major, BWV1016


    Beethoven:
    Violin Concerto in D major, Op. 61
    Romances Nos. 1 & 2 for violin and orchestra


    Chausson: Poème for Violin & Orchestra, Op. 25
    Debussy: Violin Sonata
    Fauré: Violin Sonata No. 2 in E minor, Op. 108
    Franck, C: Violin Sonata in A major
    Honegger: Sonata for Solo Violin, H 143
    Lekeu: Violin Sonata in G major


    Mozart:
    Violin Concerto No. 3 in G major, K216
    Violin Concerto No. 7 in D major, KV 271a


    Nigg:Violin Concerto No. 1
    Ravel:Tzigane


    Schumann:
    Violin Sonata No. 1 in A minor, Op. 105
    Romances (3), Op. 94
    Violin Sonata No. 1 in A minor, Op. 105
    Violin Sonata No. 2 in D minor, Op. 121
    Violin Sonata No. 3 in A minor, WoO 27


    Sibelius:Violin Concerto in D minor, Op. 47
    Tchaikovsky: Violin Concerto in D major, Op. 35




    Die Warner-Box ist gerade vergleichsweise günstig.


    Threadaktualiserung vom 13.2.2022 durch Mod 001 Alfred: BEIDE Boxen sind inzwischen wieder gestrichen

  • Dankenswerterweise hat Harald vor 5 Jahren diesen Thread zum 80. Geburtstag von Christian Ferras ins Leben gerufen.


    Und so kann ich folgerichtig hier auch heute an seinen 85. Geburtstag



    erinnern, zu dem ich ihm natürlich liebendgern gratuliert hätte, zumal ich vor vielen Jahren seine Aufnahme des Beethovenkonzertes erworben habe, das nun auf meinem Ohr läuft.


    So konnte ich nur dort:



    ebenfalls an ihn erinnern.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Lieber Willi,


    schön, dass Du an den 85. Geburtstag dieses großen Geigers gedacht hat und ihn hier in Erinnerung bringst.


    Ich möchte eine Aufnahme mit ihm beisteuern, die den meisten kaum oder gar nicht bekannt ist, weil Christian Ferras den Großteil seiner Studioaufnahmen mit der DGG produziert hat.
    Hier ist sie enthalten:
    J.S. BACH: Doppelkonzert für 2 Violinen und Orchester d-Moll, BWV 1043
    Yehudi Menuhin und Christian Ferras, Violine; Bath Festival Orchestra, Dirigent: Yehudi Menuhin (Aufnahme: 1960).


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ein guter Tipp, lieber Nemorino,


    ich habe die Aufnahme sogleich auf meinen Einkaufszettel geschrieben.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,




    ich besaß diese Aufnahme bereits auf LP, habe sie aber später auf CD neu angeschafft, in dieser billigen Ausgabe, die es aber leider wohl nicht mehr gibt:

    Da ist ein ziemliches Sammelsurium drauf, und ich habe sie eigentlich nur des Bach'schen Doppelkonzerts wegen gekauft.
    Für HIP-Freunde ist die Aufnahme natürlich nicht geeignet :D , aber für Ferras-Verehrer und Freunde herkömmlicher Fassungen sehr zu empfehlen.


    LG, Nemorino :hello:

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).


  • LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)